Es ist geschehen

  • Liebe Bine,


    vielen Dank, dass Du mich an Deinen Erfahrungen teilhaben lässt. Das geht ja in etwa in die Richtung, die ich so ungefähr vor meinem geistigen Auge habe. Aber es ist doch gut zu lesen, wie sich das dann konkret bei Dir dargestellt hat.


    Ich sehe, dass ihm seine Töchter sehr am Herzen liegen. Und finde das sehr schön. Deshalb überlasse ich es zumindest derzeit zu 100% ihm, da quasi Regie zu führen, wie das alles weiter gehen wird, in der Hinsicht.

    Ich sehe, dass er schon in Loyalitätskonflikten ist, vor allem wenn es darum geht, seine beschränkte Zeit zwischen uns möglichst gerecht aufzuteilen. Ich sehe, dass er dann schon auch manchmal seinen Mädels zu meinen Gunsten absagt oder etwas verschiebt. Das ermöglicht es mir, auch kompromissbereit zu sein. Ich habe das Gefühl, bisher sind wir da auf einem ganz guten Weg.


    Alles Liebe Dir, Bine - und nochmals Dankeschön!

  • Wieder einmal ein paar Zeilen in meinem Thread...


    Es geht mir sehr gut. Nach einem amüsanten aber wenig geruhsamen Wochenende läuft es jetzt wieder etwas ruhiger bei mir (was mir auch gut tut).

    Derzeit beschäftige ich mich mit der Frage, wie ich es in Zukunft mit Rudis Sachen handhaben soll. Bisher habe ich kaum etwas weg gegeben, ein paar Dinge nur, Unterwäsche und Stücke, die sowieso schon aussortiert waren.


    Nun ist es ja nicht so, dass ich es eilig hätte damit. Mich drängt nichts und niemand. Auch H. hat kein Problem damit, dass dieses und jenes auch noch sichtbar vorhanden ist.

    Und hier habe ich soooooo oft gelesen, dass das sehr individuell ist, dass man merkt, wenn die Zeit da ist, etc.


    Ich denke also darüber nach... Wobei mir natürlich völlig klar ist, dass er die Dinge nicht mehr braucht, dass er nicht mehr kommen wird. Ich lebe jetzt ja auch schon länger als ein Jahr im Haus. Habe also alles, Weihnachten, Geburtstage, Jahrestag etc. ohne seine Gegenwart erfahren.

    Und doch... Es sind speziell die Dinge, an denen er gehangen ist, die ich in meiner Vorstellung so schwer hergeben kann. Oder gar nicht. Sie waren ihm wertvoll und deshalb sind sie immer noch wertvoll - und Wertvolles gibt man nicht her.

    So habe ich es auch gelernt. Und ich muss dazu sagen dass es mir generell nicht leicht fällt, Sachen wegzugeben. Auch meine eigenen nicht.


    Hinter all dem steht wohl die grundsätzlichere Frage, wie trauert man, wenn man sich nicht traurig fühlt?

    Ich habe das auch gestern mit meiner Therapeutin besprochen, aber nicht sehr ausgiebig, weil die Frage gegen Ende der Stunde aufkam.

    Eure Meinung interessiert mich in diesem Zusammenhang sehr!


    Es tut mir Leid, dass Rudi nicht mehr lebt. Weil ich weiß, dass er noch gern sehr viel erlebt hätte und es mich traurig macht, dass er diese Möglichkeit nun nicht mehr hat. Und es gibt schon auch melancholische Momente beim Gedanken an ihn.

    Ich habe das Gefühl, dass eher ein Ordnen und Sortieren ansteht. Und dass auch das eine Form von Trauern ist. Dass aber darüber weniger geredet wird, weil halt der große Schmerz so ein prioritäres Thema ist und der bei mir eben nicht so im Vordergrund steht.


    Ich muss es also auf meine Weise angehen. Wie immer die genaus aussieht...


    Euch allen alles Gute :)

  • Hinter all dem steht wohl die grundsätzlichere Frage, wie trauert man, wenn man sich nicht traurig fühlt?

    liebe StillCrazy,


    ich sage es ganz ehrlich.... KEINE AHNUNG...


    ich denke mal, dazu können dir nur die menschen antworten, denen es genauso geht... denn wenn halt der schmerz im vordergrund steht und priorität hat gibt es keine antwort auf deine frage...


    ich würde aber mal vorsichtig "deuten" wollen: ich sehe es eher so, das dein trauerweg schon sehr weit durchlaufen ist - deine trauer wandelt sich vielleicht gerade in diese "stille und friedvolle" trauer von der hier oft bei kornblume und auch svjera die rede ist?


    mehr kann ich dazu nicht schreiben.


    lieber gruß von Bine

  • Liebe Bine,


    ja, ich denke es geht in die Richtung. Ich habe schon mit der Diagnose 2018 begonnen, mich von vielem zu verabschieden, hatte eine intensive Zeit und auch gute Begleitung. Trotzdem gibt es Dinge, die erst jetzt anstehen... Es ist wohl ein wenig untypisch und will eben deshalb auch auf untypische Weise gelebt und verarbeitet werden...

    Und da wäre ich neugierig, ob jemand Ideen dazu hat. Vielleicht aus einem Trauerprozess, der schon länger zurück liegt.


    Alles Liebe Dir!

  • Liebe Still Crazy


    Fuer mich ist es so, wenn ich traurig bin ist das ein Teil der Trauer.....


    Trauer ist Ausdruck des Beziehung zu der gegangenen geliebten Person die sich unterschiedlich ausdruecken kann:


    Vermissen

    Einsamkeit

    Herzschmerzen

    Weinen

    Schlaflosigkeit

    Atemnot

    Niedergeschlagenheit

    Lustlosigkeit

    Rueckzug

    Verbundenheit

    Konzentrationsschwierigkeiten

    Kraftlosigkeit

    Realitätsverlust

    Gefuehl, des Fallens

    Gedankenkarussel

    Schuldgefuehle

    Liebesgefuehl usw. usw.


    Hoffe ich habe Dich richtig verstanden.... kann auch sein, dass ich total auf dem Holzweg bin...



    Ich habe mit dem "Entsorgen" gewartet, weil ich einfach eine zeitlang noch nicht bereit dazu war loszulassen. Jetzt habe ich nur noch die Sachen, die mich am meisten an sie erinnern also persönliche Gegenstände auch Kleidungsstuecke.


    Liebe Gruesse Katarina

  • Liebe Still Crazy,

    Vielleicht ist eine Möglichkeit davon dir eine "Schatzkiste" zu machen mit einigem für euch wertvollen Dingen. Die Schatzkiste ordnet, und du hast immer noch die Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt rein zu schauen. Und du kannst sie sicht- und unsichtbar aufbewahren...


    Ich bin mir sicher das Ordnen tut dir gut <3

  • Liebe Still Crazy!

    Ich habe die ganze zeit viel geweint,kaum mit jemandem gesprochen und meine Gedanken kreisten den ganzen Tag,

    Ich bin immer noch sehr traurig und vor einiger zeit wäre ich sehr froh gewesen,wenn ich endlich mit meinem Schatz

    vereint wäre.Aber meine Freundschaft zu einem Witwer hat mir gezeigt,das es doch noch geht ,lachen,Spaß haben,

    sich an Dingen zu erfreuen und endlich mit jemandem reden über meinen Liebsten und er über seine Frau.Es tut einfach gut.

    Natürlich ist meine Trauer noch sehr groß,aber ich freue mich auch mal wieder über manche Tage,wo wir etwas

    unternehmen und ich glaube wirklich das es ein Zeichen von oben war,das wir uns begenet sind.Ralf begleitet

    mich auch weiterhin auf jedem meiner Schritte und im Herzen ist er immer bei mir.Ja es ist eine schwierige

    Frage.Ja ich bin sehr traurig ,aber gleichzeitig freue ich mich auf den nächsten Tag.Ja das muß man wohl auf eingene

    Weise angehen.Liebe Grüße Helga

  • Liebe StillCrazy,


    das ist ein Thema, was mich immer mal wieder beschäftigt - bin so ein "Bewahrer". Das stößt gelegentlich auf etwas Unverständnis von aussen...:

    "Willst Du hier nicht mal neu streichen /umräumen?"

    Ich habe hier alles so gelassen. Nichts verändert. Obwohl Vieles für mich überhaupt nicht mehr verwendbar ist. Aber das ganze häussliche Umfeld ist so für mich: Einfach so schön vertraut! Und da fühle ich mich meinem Mann nah!

    Zum Thema Anziehsachen: auch da kann und will ich mich nicht zum Wegwerfen/Weggeben durchringen. Es würde mich völlig überfordern - weil zu wehmütig.....

    Zwei Mäntel hat mein Bruder bekommen. Das fand ich gut! Aber jetzt Sachen in die Altkleidersammlung oder so zu bringen, wiederstrebt mir total. Könnte und will ich mich auch gar nicht dazu aufraffen.

    Ich habe hier Platz genug - warum soll ich denn solche Schritte gehen und mir weh tun??


    Meine Schritte sind seit letztem Jahr kleine Reisen. First Steps. Sprich: Gaaanz vorsichtig die Fühler ausstrecken. War aber jedesmal auch wieder froh wieder hier zu sein - in einem Zuhause, dass ich nun leider allein bewohnen muss.... Aber vertraut.


    Bin in einem verkehrtem Leben gelandet - nichts ist, wie es war. Mache trotzdem irgendwie weiter.


    Liebe Grüße,

    Leo

  • Meine Schritte sind seit letztem Jahr kleine Reisen. First Steps. Sprich: Gaaanz vorsichtig die Fühler ausstrecken. War aber jedesmal auch wieder froh wieder hier zu sein - in einem Zuhause, dass ich nun leider allein bewohnen muss.... Aber vertraut.

    Liebe Leo,

    Das sind doch schon sehr wertvolle Schritte. Wenn wir unseren Weg, ganz in unserem Tempo gehen, dann achten wir auch uns selbst!


    Alles Liebe für dich und Mut für die nächsten Schritte <3

    Isabel

  • Wieder einmal ein paar Zeilen von mir...


    Der Verlag, bei dem ich vor einiger Zeit drei Bücher veröffentlich habe, ist von sich aus an mich herangetreten und hat Interesse an dem Buchprojekt bekundet. Ich habe ihnen dann meine thematische Gliederung zukommen lassen (sprich: ich habe ihnen eine Kapiteleinteilung des ganzen geschickt, wie ich die Sache gern gliedern möchte).

    Heute ist die Rückmeldung des verlages gekommen: sie finden die Gliederung stimmig. Ich soll einmal zu schreiben beginnen. Es ist allerdings nicht fix, ob sich das Buch dann auch herausbringen, um das zu entscheiden brauchen sie einen großen Teil des Textes.


    Das halte ich einerseits schon für etwas schlitzohrig: ich soll einmal schreiben (sprich arbeiten) - das schon - und ob sie es auch wirklich wollen, das sagen sie mir später.

    Aber bitte...

    Wenn sie es nicht wollen sollten (was ich, ehrlich gesagt nicht sehr stark glaube, kann ich das Manuskript immer noch anderswo anbieten - vielen Dank Isabel für Deinen Tipp).


    So sieht es derzeit aus. Ich denke, das stellt sich ganz gut dar.


    Euch allen alles Gute :-)

  • Liebe StillCrazy,


    du schreibst das Buch ja für dich selber, nicht für den Verlag, aber immerhin hast du schon mal den Fuß in der Tür, das ist ja ein Vorteil.

    Mit Aufräumen sieht es bei mir so aus, dass ich eigentlich in einem Museum lebe, das nur hie und da gründlich abgestaubt wird.

    Ich will gar nichts verändern.

    Das sollen dann meine Erben nach meinem Tod machen, dann ist es mir egal.

  • Liebe StillCrazy,

    Das klingt doch gut. Bei Verlagen ist es immer so, dass sie die Texte vorher lesen wollen. Aber es klingt alles sehr positiv und ich drück weiterhin die Daumen dass alles klappt...


    Das Schreiben wird bestimmt sehr heilsam und deine Geschichte wird ein Geschenk der Zuversicht für andere werden <3

  • Vielen Dank für Eure positive Reaktionen <3

    Ja, liebe Isabel, genau so ist es. Ich möchte mit dem Buch Zuversicht vetmitteln. Es gibt doch so vieles, das in so einer Abschiedssituation besser oder schlechter laufen kann. Da möchte ich meine Erfahrungen weitergeben, auch damit nicht jeder für sich das Rad neu erfinden muss.

    Und ich möchte erzählen, was mir trotz meines Verlustes alles geschenkt worden ist. Um andere dadurch zu ermutigen :-)

  • Liebe Still Crazy!

    Der Satz ist so treffend,das du erzählen möchtest,was dir trotz des Verlustes,alles geschenkt worden ist.

    Ich hätte es auch nie für möglich gehalten,das es auch wieder schöne Tage gibt.Aber jetzt macht es

    mich so froh,wieder am Leben teilzuhaben,etwas zu unternehmen,in den Arm genommen zu werden,

    verstanden werden ,wenn man traurig ist.Das war ein Geschenk,das ich ihm begegnet bin,auch wenn

    ich manchmal denke,ob es richtig ist,aber ich glaube Ralf würde sich freuen.Es ist so schön ,sich auch mal wieder

    auf einen Tag zu freuen und ihn zu genießen mit schönen Dingen.Ich wünsche dir viel Erfolg und du schreibst

    das bestimmt wunderschön.Liebe Grüße Helga

  • Wieder einmal beschäftigt mich das Thema Trauern auf meine Weise....


    Insgesamt geht es mir sehr gut. Habe am Wochenende eine wunderbare Zeit mit H. verbracht. Beruflich läuft alles rund. Ich freue mich auf den Frühling.

    Und doch merke ich, dass da eben parallel dieser Prozess des Neu-Einordnens läuft. Nur halt ohne Tränen und Verzweiflung. Trotzdem bin ich damit beschäftigt (das zeigen mir z. B. auch Träume), für Rudi und die mit ihm erlebte Geschichte (über 20 Jahre meines Lebens) den richtigen Platz zu finden. So, das er da sein darf, aber nicht stört. Ich muss herausfinden, wo dieser Platz ist, wie er aussieht, wie oft ich ihn aufsuche und überhaupt wie ich dazu stehe.


    Ich denke, dass das jetzt deutlicher ist, diese Herausfroderung, als noch vor ein paar Monaten. ich denke, damals war ich im "Augen zu und durch"-Modus, hungrig auf die positiven Dinge des Lebens, um wieder halbwegs in eine Balance zu kommen. Nach all dem Schweren und Schmerzhaften.

    Jetzt empfinde ich es so, dass vielleicht ein tragfähiges Fundament für ein neues Leben gelegt ist - und auf dieser Basis wendet sich jetzt meine kluge Seele der Verarbeitung des Erlebten zu bzw. dem Ordnungmachen und Neu-Einordnen.

    Das ist ja auch eine Aufgabe, die Teil von schmerzhaften, tränenreichen Trauerprozessen ist...


    Einerseits bin ich froh darüber, dass das Trauern bei mir jetzt so wenig mit Traurig-Sein zu tun hat, andererseits irritiert es mich auch. Einfach weil ich über diese Form des Abschiednehmens und Neusortierens wenig weiß und wenig lese.

    Hab mir jetzt grad gedacht, vielleicht recherchiere ich ein wenig im Internet....


    Wäre auf jeden Fall auf Eure Rückmeldungen gespannt.


    Euch allen alles Gute <3

  • Liebe StillCrazy,

    Die Phase der Neuorientierung ist oft verwirrend. Ihr habt eine lange gemeinsame Geschichte, und es ist schön das du ihr einen Platz geben möchtest. Ist es in deiner Vorstellung ein physischer Platz, etwas greifbares? Oder suchst du in dir einen passenden Platz?