Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Danke, Lilifee, vorallem auch für deine aufmunternden Worte!


    Wo waren sie in der Zwischenzeit?

    Das weiß ich natürlich nicht.

    Vor vielen Jahren hat ein Arzt meiner Mutter gesagt, er wüsste nicht, ob ich überleben würde, die nächsten 24 Stunden wären entscheidend. Ich hatte aber keine Nahtoderfahrung und kann daher nur meine Phantasie bemühen.


    Ich kann mir vorstellen, dass ein Tod, der plötzlich eintritt, auch für den Sterbenden erstmal "verwirrend" ist. Manche Menschen mit Nahtoderfahrung erzählen, sie wüssten erst nicht recht, was da gerade passiert.... bei manchen dauerte es, bis sie begriffen, sie hätten ihren Körper verlassen und würden gerade beobachten, was um sie herum passiert... Vielleicht trifft das auch für Menschen zu, die sich sehr gewehrt haben, lange gekämpft haben und nicht gehen "wollten".


    Als ich bei meiner sterbenden Mutter im Krankenhaus saß und eigentlich bis zu ihrem letzten Atemzug bei ihr bleiben wollte, hatte ich plötzlich das Gefühl, ich würde sie hier festhalten. Meine Anwesenheit würde verhindern, dass sie sich von hier lösen kann und würde ihr Leid verlängern... Ich verabschiedete mich von ihr und ging... in dem Wissen, ich würde sie nie wieder sehen in dieser Welt. Du kannst dir sicher vorstellen, wie schwierig dieser Moment war, aber von meinem Empfinden her notwendig. Dass sie gehen wollte, war mir klar - ich glaube nicht, dass sie lange gebraucht hat, um "auf der anderen Seite anzukommen".

    Wobei "lange" und "Zwischenzeit" natürlich wieder irdische Begriffe sind, die "dort" keine Bewandtnis haben...


    Es wäre aber auch vorstellbar, dass unsere Lieben gar nicht ohne uns ankommen wollen? Dass sie quasi warten, bis wir nachkommen... Zeit spielt ja nun dort gar keine Rolle....


    Mit Freundinnen, die auch einen Verlust zu verkraften haben, hab ich mir mal ein Spaß daraus gemacht, mir vorzustellen, wie unsere Männer auf der Wolke sitzen, die Beine baumeln lassen, miteinander lachen und glücklich sind, während unter ihnen unser Leben vorbeirauscht und sie nur darauf warten, dass wir nachkommen...


    Ich denke, alles, was uns unsere Tage einfacher macht, ist erlaubt - auch die noch so naive, kindlichste Phantasie.

    Ich bin eine, die gerne Erklärungen hat und ergründen will. In Sachen "was ist nach dem Tod" setzt uns wirklich nur unsere Phantasie Grenzen, denn auf Tatsachen können wir ja nicht zurückgreifen. Also mache ich es wie Pipi Langstrumpf: "... ich mach mir die Welt... wide... wide... wie sie mir gefällt...."


    Deshalb ist der Lichtfleck an der Decke dein Andreas gewesen, jede Feder, jedes Vogerl oder Blatt, ein Bild in den Wolken, ein Rauschen in den Bäumen... alles, was hier schon beschrieben wurde, sind Zeichen.... Alles, was unser Herz wärmt und uns weiterträgt... bis wir ankommen <3


    Puzzle

  • Genauso sehe ich das auch, liebe Puzzle.

    Lilifee, ich habe meinen Mann als lila Lichtwolke bei mir.

    Erstmals „erschien“ sie bei einer IADC Sitzung. Seitdem kann ich sie meist sehen, wann immer ich es will. Meist nur wenn ich die Augen schließe, in Dunkelheit auch mit offenen Augen.

    Klingt komisch, aber ich spüre, dass es Gerhard ist.

    Andere Verstorbene empfinde ich seltener. Mein verstorbener Freund Kurt ist grünes Licht und meine beste Freundin blaues Licht.

    Wenn ich das so schreibe, finde ich es selber eigenartig, denn ich bin normal bodenständig und volle Realistin, ich erzähl das nur selten.

    Deine Erzählung von Andreas als Licht ist schön. Ich bin mir sicher, dass du da richtig liegst.

  • „ alles was unser Herz wärmt und uns weiterträgt … „ das ist so wahr


    Sehr schöne berührende Worte. 🧡

    Dass du die Bilder in den Wolken, das Rauschen in den Bäumen , die Federn ….. auch als Zeichen siehst

    Zeichen unserer Liebsten 🧡🧡🧡


    Danke , Puzzle, das hast du alles gut in Worte gebracht 🧡

  • Liebe Puzzle,


    von solchen Nahtoderfahrungen habe ich auch gelesen. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es für Menschen die plötzlich sterben in der Tat verwirrend ist. Sie sind noch eine Weile um uns herum und verstehen nicht, warum wir sie nicht mehr bemerken. Ob das auch auf Menschen zutrifft die noch nicht gehen wollten weiß ich nicht. Darüber habe ich noch nie etwas gelesen.


    Du schreibst, daß Du in einer Situation auf Leben und Tod kein Nahtoderlebnis hattest. Kann das vielleicht daran gelegen haben daß Du in diesen 24 Stunden zwar nah am Abgrund, aber nicht klinisch tot warst? Soviel ich weiß waren alle Menschen mit Nahtoderlebnissen klinisch tot und wurden dann erfolgreich reanimiert. Aber wie dem auch sei, es ist wohl nicht jedem vergönnt so eine Erfahrung zu machen. Ich beneide aber jeden der das in so einer Situation erleben durfte. Vor vielen Jahren hatte ich auch mal einen Herzstillstand, geschickter weise im Krankenhaus, aber ich habe auch nichts erlebt. Vermutlich war die Zeitspanne in der ich klinisch tot war nicht lange genug. Das spielt nämlich auch eine Rolle, habe ich in einem Buch gelesen.


    Was Du von Deiner sterbenden Mutter im Krankenhaus geschrieben hast finde ich sehr berührend, und es kann sehr gut sein daß es genauso war. Manche Menschen denken sie dürfen noch nicht gehen, weil das Leid für die Hinterbliebenen zu groß wäre, oder weil sie noch gebraucht werden. Was ja auch stimmt. Offensichtlich bist Du sehr sensibel weil Du das wahrgenommen hast. Ich kann mir sehr gut vorstellen wie schwierig das für Dich war. Aber es war wohl das Richtige. Du hast getan was für Deine Mutter besser war, und hast Dein Leid hintenan gestellt. Das schafft nicht jeder. Vielleicht ist mein Andreas auch deshalb zu einer Zeit gegangen als ich nicht bei ihm sein konnte.


    Ob unsere Lieben nicht ohne uns ankommen wollen weiß ich natürlich nicht. Es ist ja auch die Frage, in wieweit sie darauf Einfluß haben.


    Mit Freundinnen, die auch einen Verlust zu verkraften haben, hab ich mir mal ein Spaß daraus gemacht, mir vorzustellen, wie unsere Männer auf der Wolke sitzen, die Beine baumeln lassen, miteinander lachen und glücklich sind, während unter ihnen unser Leben vorbeirauscht und sie nur darauf warten, dass wir nachkommen...

    Ein liebes Mitglied aus dem Forum und ich haben uns genau das auch mal vorgestellt. Und wir haben zusätzlich noch vor uns gesehen, wie unsere Männer in einer Tüte Popcorn gewühlt haben, während sie auf uns warten. Das war eine so schöne Vorstellung daß ich unter Tränen geschmunzelt habe. Und ich stelle mir das immer wieder mal vor, weil ich den Gedanken sehr tröstlich finde. Mir ist es auch egal ob das jemand naiv findet. Ich denke wie Du, es ist alles Denken und Vorstellen erlaubt was es uns einfacher macht.

    Alles, was unser Herz wärmt und uns weiterträgt... bis wir ankommen <3

    Eben dies. Man muß für jeden noch so kleinen Lichtblick dankbar sein. Machen wir es also wie Pippi Langstrumpf ...


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Lilifee, ich habe meinen Mann als lila Lichtwolke bei mir.

    Liebe Hedi,


    das ist sehr interessant, und ich beneide Dich darum. Ich habe schon gelesen daß es Menschen gibt die Töne oder z.B. Zahlen farbig sehen. Aber daß man Verstorbene als farbige Lichtwolke sehen kann ist mir neu. Aber toll. Es ist schon erstaunlich was manche Menschen für Fähigkeiten haben. Dafür ist wohl eine, ja vielleicht innere Offenheit nötig. Und die kann ja auch jemand haben der mit beiden Beinen auf dem Boden steht. Ich habe offensichtlich leider keine, obwohl ich großes Interesse an solchen Dingen habe, und mich auch für offen halte. Aber so etwas kann man sicher nicht bewußt steuern. Ich freue mich für Dich daß Du es erleben kannst.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Liebes Bettinalein,


    Deine Vorstellung gefällt mir auch sehr gut, und warum soll es auch nicht so sein? Manchmal sehe ich mich mit Andreas auf einer Wolke sitzen,:5::5: wie wir dann zu den Zurückgebliebenen (das meine ich jetzt nicht geistig) hinunter schauen. Und dann sagen wir, die Armen müssen jetzt noch auf der Erde aushalten, und wir sind wieder glücklich vereint. <3 Irgendwann ...


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • ich sehe meine mamaline in einem bestimmten kleid auf der wolke sitzen mit engelsfügeln hihi und papa liegt direkt hinter ihr ein bein angewinkelt und diogenes und maxi sind bei ihnen, sie sitzen da und lachen und warten auf mich:love::love::love:

    Meine Mutter war mit Herz und Seele Schneiderin. Sie hat dieses Handwerk meisterlich beherrscht und mir von klein auf sehr viel beigebracht. Diese gemeinsamen Stunden, unsere gemeinsamen Projekte, verbinden uns über alle irdischen Grenzen hinweg.

    Natürlich gibt es auch zu ihrer Nähmaschine eine Geschichte und zu ihrer Schneiderschere... Ach, in 50 Jahren sammeln sich viele Erinnerungen an...


    Jedenfalls reden wir in der Familie oft über sie und da sagte ich eines Tages, in Erinnerungen schwelgend, lachend und gleichzeitig weinend: "Hoffentlich zwickt ihr Engelskleidchen sie nicht irgendwo, das wäre blöd, denn ihre Nähmaschine hat sie hier gelassen...."


    Irgendwann wird es nicht mehr so weh tun....

    Einen ruhigen Tag für euch :24:

  • Du schreibst, daß Du in einer Situation auf Leben und Tod kein Nahtoderlebnis hattest. Kann das vielleicht daran gelegen haben daß Du in diesen 24 Stunden zwar nah am Abgrund, aber nicht klinisch tot warst?

    Liebe Lilifee,

    dazu wollte ich noch was schreiben:


    Ja, du hast Recht, ich war nicht klinisch tot. Der Arzt wusste zum dem Zeitpunkt, als er mit meiner Mutter telefoniert hat, nicht, wie es mit mir weiterging. Es hätte in beide Richtungen gehen können, er wusste es einfach nicht. Ich hab davon nichts mitbekommen. Wenn mich jemand fragen hätte können, wäre meine Antwort "na klar, leben!" gewesen. Den Tod hab ich nicht gesehen oder gespürt... ich war hinterher sogar zutiefst entsetzt, dass der Arzt meinen Zustand so pessimistisch dargestellt hatte. Ich sprach damals mit vielen Leuten, auch mit Ärzten und Rechtsanwälten... ganz viele Leute.... Und von den entsprechenden Fachleuten wurde mir bestätigt: Ja, nach den Werten, die dem Arzt zur Verfügung standen, war mein Überleben tatsächlich alles andere als absehbar.... wie gesagt: für mich nicht.

    Daher (das war der Grund, warum ich das erwähnt habe) muss ich in Sachen "was ist nach dem Tod" tatsächlich meine Phantasie bemühen :-)


    Vor vielen Jahren hatte ich auch mal einen Herzstillstand, geschickter weise im Krankenhaus,

    Wenn ich fragen darf: Wie bist du mit dem Gedanken zurechtgekommen, so nahe am Abgrund noch gerettet worden zu sein?

  • Liebe Puzzle,


    es klingt vielleicht seltsam. aber für mich war das alles einfach nur abstrakt. Dieses Erlebnis war und ist keine Belastung. Damals war ich natürlich dankbar, heute wäre ich das nicht mehr. Nach dem Vorfall wurde ich auf links gedreht und zwei Tage lang sehr gründlich untersucht. Es wurde aber nichts gefunden. Alles in bester Ordnung, sagten die Ärzte. Und ich habe bis heute nie wieder auch nur Kreislauf- geschweige denn Herzprobleme gehabt. Auch vorher nicht. Keine Ahnung was an dem Tag los war, aber ich war da oben wohl noch nicht erwünscht. Genau wie Du.


    Ich weiß nicht ob Du vorher schonmal oder danach nochmal in so einem bedrohlichen Zustand warst. Aber Du warst auch noch nicht dran. Wenn man davon ausgeht daß zu mindestens die großen Dinge im Leben vorherbestimmt sind, müßte man annehmen es gibt einen Grund warum wir noch nicht dran waren. Wartet hier noch etwas auf uns? Und wenn ja, ist es etwas Gutes oder etwas Schlechtes?


    Ich kann bei der Frage "was wird mal sein, und wie wird es sein" auch nur meine Phantasie bemühen. Habe nur die unerschütterliche Zuversicht, daß der irdische Tod nicht das Ende ist. Ich glaube ganz fest daß wir unsere Lieben wiedersehen und Schönes auf uns wartet.

    Jedenfalls reden wir in der Familie oft über sie und da sagte ich eines Tages, in Erinnerungen schwelgend, lachend und gleichzeitig weinend: "Hoffentlich zwickt ihr Engelskleidchen sie nicht irgendwo, das wäre blöd, denn ihre Nähmaschine hat sie hier gelassen...."


    Irgendwann wird es nicht mehr so weh tun....

    ja, das sind die Erinnerungen die einen gleichzeitig weinen :33: und lächeln :) lassen Ich fürchte aber es wird immer weh tun.


    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Danke für die ausführliche Antwort, liebe Lilifee.


    Für mich war das sehr belastend. Ich war regelrecht schockiert und habe lange damit gekämpft, dass man durch unterlassene Hilfeleistung akzeptiert hat, dass ich sterben könnte…. Ich hatte eine innere Blutung nach einer Routine-OP und obwohl ich im Krankenhaus lag und um Hilfe bat, hat mir niemand geholfen. Als die Blutung bei der Visite endlich doch festgestellt wurde, hatte der Arzt kaum noch Zeit, mich für die Notoperation zu stabilisieren, damit ich die OP überleben kann. „Wie knapp war es wirklich?“ fragte ich. „Weniger als 10 Minuten…“ hieß es. Hätte sich also die Visite um nur 10 Minuten verspätet….. 8| Ende mit Puzzle.
    Also… tja….. Ich bin hier ;) und es war nicht so knapp, dass ich mich von einem Licht angezogen gefühlt hätte ;)


    Vielleicht macht das Fremdverschulden einen Unterschied? Ich weiß es nicht. Jedenfalls hab ich 10 Jahre damit gekämpft, dass mir nicht geglaubt wurde, weshalb keine Hilfe kam und es so weit kommen musste, dass mein Überleben fraglich war…. Ich war im Koma, beatmet… brauchte Monate, um mich zu erholen…. nur weil eine Krankenschwester mich für hysterisch hielt… „irren ist menschlich“ heißt es… oder fast tödlich in diesem Fall… 8| … na gut, sagen wir mal, es war nix ;)


    Das mit der Aufgabe… möchte ich auch glauben… fällt mir aber zunehmend schwer.
    Als mein Partner starb, fragte ich wie viele Trauernde auch nach dem „Warum“. Sein Leben war aus meiner Sicht nicht fertig. So viel wäre noch zu tun, geplant und interessant gewesen… ich haderte mit der Realität.

    Da meinte meine Tochter: „Wenn es für dich keinen Sinn ergibt, dann warst du vielleicht Teil SEINER Geschichte. Dinge, die passieren, sind nicht immer für uns bestimmt. Manchmal sind wir ein Teil der Geschichte eines anderen.“

    Das kann auch sein.

    Es muss also nicht sein, dass wir selbst noch „Aufgaben“ haben, wir sind aber dennoch hier. Vielleicht beeinflusst unser Hiersein, unser Handeln, unser Wirken das Leben von anderen in einer notwendigen Weise, die wir gar nicht erkennen. Nicht immer sind Zusammenhänge und Wirkungen linear genug, dass unser irdischer Verstand damit etwas anfangen kann… So denke ich mir das…


    Bei dem Thema denke ich immer an den Filmausschnitt:



    Und damit mein Wirken einen unersetzbaren und universell notwendigen Einfluss auf den Planeten hat 8o mach ich mir jetzt was zu essen ;)


    Einen ruhigen Samstag mit mehr Licht als Schatten :24:

    Puzzle