Guten Morgen, liebe Lilifee!
Danke für deine liebevollen Worte
Zum „Schalter“ schreibst du, das ginge nicht immer. Klar, wir sind keine Maschinen und der Schalter, wie ich den Mechanismus nannte, der mir hilft, das Gedankenkarussell zu bremsen, funktioniert nicht wie ein Lichtschalter mit „ein“ und „aus“.
Letzten Sommer ist meine Mutter gestorben. Mein Vater blickt auf 58 gemeinsame Jahre mit meiner Mutter zurück. Er hadert sehr mit der Realität. Er macht sich Vorwürfe, er hätte dieses oder jenes vehementer durchsetzen müssen. Früher zum Arzt gehen, meine Mutter zwingen, die Angst vor Krebs hatte und deshalb nicht zum Arzt gehen wollte. Die Ironie war, dass es kein Krebs war, der sie immer schwächer werden ließ und am Ende ihr Leben forderte. Diese Tatsache läßt die Gedanken meines Vater rotieren… Er verbirgt es vor mir, so gut er kann. Doch ab und zu dringt es durch. Er hat oft sehr verweinte Augen und leidet höllisch unter der Einsamkeit… auch die Freundin, die er sich sehr schnell „zugelegt“ hat, kann daran nichts ändern.
Es hilft ihm nicht, dass ich ihm immer wieder sage, dass er, egal was er sich ausdenkt, nichts ändern konnte. Es hat auch mir nicht geholfen, wenn jemand etwas ähnliches zu mir gesagt hat… also versuche ich, einen anderen Weg mit ihm zu gehen. Ich spiele seine Gedanken mit ihm durch. Er kommt auf dieses und auf jenes… immer mit dem Ziel, dass sein Wunsch, sie wäre noch hier, wahr wird.
Und am Ende jedes Gedanken kommt er drauf: sie ist trotzdem nicht hier.
Und langsam, ganz langsam dämmert es ihm: die Vorwürfe sind sinnlos. Sie bringen meine Mutter nicht zurück, sie machen ihn nur verrückt… langsam baut sich auch bei ihm dieser Mechanismus auf. Es braucht nur Zeit…
Zeit, zu sich selbst zurückzufinden. Zeit, um zu erkennen, dass er das beste gegeben hat in dieser schrecklichen Situation, in der wir keine Routine haben und nur instinktiv und aus tiefstem Herzen entscheiden konnten, was zu tun oder zu lassen ist… Zeit, damit ihm klar wird: er hat getan, was er für richtig hielt, ohne den Ausgang, das Ende, oder vielleicht sogar die Konsequenz zu kennen. Und obwohl sein Handeln oder sein Unterlassen nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat, war es nicht falsch. Wir haben nur leider keinen zweiten Versuch… das Leben ist keine Generalprobe…
Zeit… vielleicht heilt sie ja doch, wie es das alte Sprichwort sagt… anders als Ringelblumensalbe oder Arnikatinktur, aber doch eine Form von Heilung… Veränderung, die Klarheit bringt und Frieden in unseren Gedanken und vielleicht auch im Herzen… wer weiß…
Ich bin eine Verfechterin von Betriebsanleitungen. Ich habe auch die Betriebsanleitung meines Autos gelesen… obwohl ich anfänglich verwirrt war, als ich auf das Wort „Fahrtrichtungsanzeiger“ gestoßen bin…. Was‘n dat? … oh! Natürlich! Der Blinker… alles klar
Wo bitte kann ich eine Betriebsanleitung für diese Situation, für meinen Vater, für mich selbst oder für meinen Chef downloaden?
Einen guten Start in die neue Woche wünsche ich… die hoffentlich nur Situationen bringt, für die wir die Betriebsanleitung kennen
Puzzle