Mein anderes Ich ist nicht mehr da

  • Liebe Alika,


    genauso fühlt es sich an und genauso lebe ich, ich frage mich woher ich die Kraft nehme weiter zu machen weiter zu gehn ich weiß es wirklich nicht.


    Nur ein Gedanke und das ist vielleicht der der mich weiter gehen lässt sie hätte es so gewollt.

    Nur der Schlaf lässt mich vergessen und selbst da nicht immer in Träumen kehrt es zurück.


    Gefangen in dieser Zeit an diesem Tag....und doch sehe ich Weihnachtsmänner Kalender usw. versuche es zu ignorieren es gelingt nicht wirklich.

    Ich habe solche Angst vor dieser Zeit ich würde am liebsten weit weit weit weg, doch geht das nicht.

    Ich hab keine Ahnung wie ich das überhaupt schaffen soll.


    Ich gebe Dir Recht die Fellknäule ist einfach was tolles selbst wenn sie die Tränen abbekommen was sie gar nicht mögen. Manchmal schimpfen sie sogar was mich dann doch zum Lachen bringt. Sie sagen einfach hey Du machst mich nass....das mag ich gar nicht. Und dann legen sie sich wieder in meinen Arm und schnurren, sagen wir helfen Dir.

    Es ist einfach nur schön und tut gut.


    Ich weiss nicht wann es besser wird wann dieser Schmerz aufhört oder sich wandelt.

    Ich weiß nur das ich mich verändert habe warum auch immer Dinge die ich für wichtig gehalten habe sind völlig unwichtig und ich mag keine Menschen jedenfalls nicht so viele um mich bin gern allein dann muss ich mich nicht verstellen brauche keine Rechenschaft ablegen und vor allem höre ich diese dummen Sprüche nicht.


    Doch der Schmerz ist unerträglich die Sehnsucht ist noch unerträglicher.


    Vlg. Linchen:13::24:

  • Liebe Linchen,


    das stimmt! Mir geht es genauso. Mein Stiefvater sagt immer: "Jetzt bist du auch noch durch Corona ständig allein und zuhause, das ist furchtbar!", doch ich finde genau das SEHR heilsam. Ich muss mich nicht zusammennehmen, wenn ich gerade das Bedürfnis habe, dann weine ich eben. Ich war nie ein Mensch, der ständig unterwegs war. Zwar bin ich auch kein Stubenhocker, im Gegenteil, ich unternehme gerne etwas, aber das muss auch "Sinn und ZWeck" haben. Ein einziges Mal bin ich mit Kommilitoninnen "um die Häuser gezogen". Mich hat es so derartig genervt, von Bar zu Bar zu ziehen und sich dort gegenseitig anzubrüllen, weil man sich sonst nicht verstanden hätte -es war das erste und letzte Mal.

    Und zuhause hatte ich doch die beste Gesprächspartnerin der Welt, die mich auch ohne Wort verstand, mit der ich genauso gut lachen wie weinen konnte, über alles reden und wunderbar schweigen konnte. Wir waren uns selbst genug. Mit wem hat man das schon?


    Insofern muss ich auch sagen, dass ich anders reagiere, als ich es für möglich gehalten hätte. Ich dachte immer, dass ich mich in Arbeit stürzen würde, um nicht durchzudrehen. Das ist eine Taktik, die ich sonst immer angewendet habe, wenn ich in psychischen Ausnahmesituationen war. Durch Corona wurde ich zwangsweise ausgebremst. Dadurch, dass ich zur Risikogruppe gehöre (trotz meines jungen Alters) und gleichzeitig mein Job vom Kontakt mit den Leuten lebt, habe ich sehr wenig Arbeit zu leisten. Und es scheint, dass mir gerade das gut tut. Dieses bewusste Wahrnehmen der Trauer. Ich habe nicht allzu viele Chancen, diesen Prozess zu verdrängen. Manchmal gelingt es mir. Meistens nicht.


    Mittlerweile habe ich sehr oft das Gefühl, dass sie nach wie vor bei mir ist. Es gibt viele Situationen, wo ich spüre, nicht alleine im Raum zu sein. Es sind nicht nur Aussagen, die ich meine, zu hören, wenn mir ein bestimmter Gedanke in den Sinn kommt, und die sie sicherlich genau so gesagt hätte. Ich habe in diesen Momenten das Gefühl, dass sie tatsächlich um mich rum ist. Mein leider allzu logischer Verstand verbietet diesen Glauben, auf der anderen Seite bin ich davon überzeugt, dass eine Art Welt gibt, die wir mit Logik und WIssenschaft nicht erschließen können, dies niemals tun werden, sie aber dennoch existiert.


    Es stimmt, auch mir sind die meisten Dinge nicht mehr so wichtig wie "vorher". Überhaupt scheint mein Leben in ein "davor" und "danach" aufgeteilt zu sein. Ich denke oft: "Meine Güte, hast du dich darüber tatsächlich aufgeregt?! Hast du damit tatsächlich wertvolle Minuten verschwendet?!" und schüttle den Kopf darüber. Manches ist auch für meine Umwelt spürbar. Beispielsweise hat mich heute eine Kollegin angerufen, um mir von den "vielen Katastrophen" zu berichten, die stattgefunden haben, während ich eine Woche Urlaub hatte. Bis jetzt weiß ich nicht, welche Katastrophen sie meinte. Es waren einfach Dinge, die schief gelaufen sind, ja, aber sie bergen keinerlei Grund, sie als Katastrophe zu bezeichnen. Und ich befürchte, sie hat gemerkt, dass ich ihre Bestürzung und ihren Ärger kein bisschen teilen konnte, geschweige denn verstehen.


    Für mich war meine Doktorarbeit sehr, sehr wichtig. Das ist sie jetzt nicht mehr. Ich hatte aus Krankheitsgründen über 1 Jahr pausieren müssen und bin nun an den Punkt gekommen, sie wieder aufzugreifen. Eigentlich hatte ich "hinschmeißen" wollen. Nichts mehr davon wissen. Allein der Gedanke, dass sie mich nicht auf diesem Weg begleitet, hat ausgereicht, meine Diss nicht weiterverfolgen zu wollen. Außerdem erschien es mir, als würde ich einfach weitermachen, als wäre nichts geschehen. Und ich wusste nicht mehr, warum es mir so verdammt wichtig war.

    In gewisser Weise hängt mein Herz noch immer an dieser Arbeit und das Thema. Es ist nur schwächer geworden, in den Hintergrund gerückt. Ja, ich würde am liebsten komplett hinschmeißen - nicht nur die Diss, am liebsten gleich das ganze Leben. Aber ich weiß, dass meine Mama das nicht gewollt hätte. Wenn sie könnte, würde sie mich schütteln, bis ich zur Vernunft komme. Sie würde wollen, dass ich an der Diss weiterarbeite. Nicht, weil sie auf einen Doktortitel stolz gewesen wäre oder so. Sondern meinetwegen.

    Und plötzlich hatte ich gedacht: eigentlich muss ich sogar ihretwegen weitermachen. Sie hat mich immer unterstützt. Sie hat mich zu dem gemacht und erzogen, die ich heute bin. Alles habe ich ihr zu verdanken. Es ist nur folgerichtig, an diesem Projekt weiterzuarbeiten. Ich will sie stolz machen. Ich komme aus einer Familie, wo alle Frauen Kämpferinnen waren. Keine hatte ein einfaches Leben, aber keine hat jemals aufgegeben. Das hat mich immer stolz gemacht. Also muss ich jetzt auch weitermachen, meiner Familie Ehre erweisen, sozusagen. Das klingt ziemlich blöd und sehr nach Druck und Zwang, aber das ist es gar nicht. Im Gegenteil hilft es mir sogar. Meine Mama hat selbst so unsagbar gelitten, als ihre Mutter gestorben war. Und sie hatte damals sogar noch geglaubt, sie könne keine Kinder bekommen, was für sie sehr schlimm gewesen war. Trotzdem hat sie weitergemacht. Hat sie ihre Mutter deshalb weniger geliebt als ich sie? Wohl kaum.

    Ich weiß nicht, ob das rüber kommt, was ich gerne sagen möchte. Aber es ist auf jeden Fall ein Prozess, zu erkennen, dass der größte Beweis der Liebe derjenige ist, trotzdem weiterzumachen. Nach wie vor habe ich bei diesem Gedanken einen fahlen Geschmack im Mund, nach wie vor zerreißt es mir das Herz. Und ich will ganz ehrlich sein: nach wie vor halten mich meine Katzen am Leben. Dennoch habe ich irgendwo erkannt, dass ich weitermachen muss. Weil ich meine Mama mehr liebe als ich es zu sagen vermag. Weil ich sie so vermisse, dass ich glaube, daran ersticken zu müssen. Weil ich sie stolz machen möchte.


    Sei ganz herzlich gedrückt!:30:

  • Liebe Alika,


    Ich erkenne so viel von Dir in mir wieder, ich war auch nie ein Mensch der gern von Bar zu Bar gezogen ist ich war wenn überhaupt kern in Kneipen wo man sich noch unterhalten konnte vielleicht auch mal Dart oder Billard spielen konnte gemütlich mit einem Colaweizen. Ohne dieses Angeschreie Geschiebe und Geschupse das war nie meins.


    Hab ich wohl von einem Papa und meiner Mama. :)


    Sie war meine Vertraute kein anderer da braucht ich mich nicht vorstellen hatte es schon ein paar mal erwähnt ich brauchte kein Tagebuch ich hatte sie....:13:Es gab nichts was ich ihr hätte nicht erzählen können.

    Soetwas ist selten da haben wir einfach ganz viel Glück gehabt.


    Ich höre heraus das Du wohl viel jünger bist als ich, das ist ganz schlimm, eine Mama zu verlieren ist die Hölle aber noch in so jungen Jahren ist einfach unvorstellbar.

    Ja viele Dinge sind völlig belanglos das man sich darüber aufregt kann ich nicht nachvollziehen.

    Gerade jetzt in der Situation ist das oft für mich nicht nachvollziehbar mit was die Leute ein Problem haben wo ich dann denke mein Gott es gibt so viel schlimmeres als z.B Maske zu tragen.


    Ich kann Dir nur sagen Deine Mama ist bei Dir ich kann Dir drei Dinge nennen warum ich davon überzeugt bin nicht Glaube sondern reale Dinge die ich erfahren habe.


    Das erste war eine 30 Jahre alte Grünpflanze genannt Porzellanpflanze hat meine Mama ihrer besten Freundin vor 30 Jahren geschenkt ich kenne sie noch aus Kindertagen ist eigentlich völlig egal, die hat 30 Jahre nicht geblüht wir wussten gar nicht das die blühen kann knappe 2 Monate später sagt mir ihre Freundin für mich wie eine Tante und meine Stütze das sie blüht wir waren völlig verblüfft überrascht und geschockt.


    Das nächste war ein Schmetterling an ihrem Grab der 10 Minuten lang immer wieder zu mir und Papa kam dann wieder aufs Grab und wieder zu uns auf meine Hose Tasche usw. sich setzte als ob er uns etwas mitteilen wollte.


    Das dritte war im August als ich auf der Dachterrasse saß es war Nacht aber warm der Himmel milchig kaum Sterne zu sehen und direkt über mir war ein Loch ganz klarer Himmel Sterne klar zu sehen so saß ich da Kopf in Nacken und schaute darauf 5 Minuten 10 ich weiss es nicht mehr, bis ich mir die Frage stellte was glaubst Du was Du dort findest? Ich hatte es nicht mal fertig gesagt als eine Sternschnuppe dort genau an dieser Stelle auftauchte gelb rot glühend Sekunden.


    Das waren die drei heftigsten und deutlichsten Dinge.

    Zu viel um nur Zufall zu sein, doch selbst das reicht nicht um die Sehnsucht zu stillen um den Schmerz zu beruhigen um ein normales Leben zu führen.

    Es reicht einfach nicht. Gar nicht.


    Natürlich unsere Mütter liebten uns mehr als ihr Leben sie hätten es sofort für uns gegeben ohne Nachzudenken und deswegen müssen wir weiter machen weil sie genau das gewollt hätten und wollen, es ist ihr Andenken das wir bewahren voller Liebe wer könnte das mehr als wir.


    Das ist der Grund warum wir morgens aufstehen und weiter machen zwar mit einer Maske im Alltag aber wir machen weiter.

    Der Schmerz wird uns immer begleiten und zwischendurch werden wir denken es geht nicht mehr. Dieses Schiff geht unter ganz langsam. Das darf auch sein.


    Nichts kann diesen Schmerz und diese Sehnsucht stillen nichts und niemand man kann nur versuchen den Druck abzulassen das ist ja auch der Grund warum wir alle hier schreiben.

    Ich drück Dich wünsche Dir alles Gute für die Doktorarbeit.:24:

    Vlg.Linchen

  • Liebe Alika,


    habe gerade im Nachgang Deine Geschichte gelesen, bei mir war es ähnlich meine Mama hatte COPD und brauchte Sauerstoff sie war 2 mal im Jahr in einer Lungenfachklinik sonst dazwischen zur Kontrolle beim Lungenfacharzt 4 Wochen vor diesem Tag war sie in der Lungenfachklinik das war der 3 März stationär immer für 1- 2 Tage wurde entlassen mit der Diagnose alles in Ordnung leichte Atemnot am 2 April kam sie mit Rettungsdienst ins Krankenhaus am Mittag hieß es es sieht schlecht aus Lunge Leber Niere wir sollen mit Patientenverfügung soweit vorhanden ins Krankenhaus natürlich hatten wir eine.


    Ein Lungentumor der sich im gesamten Körper bereits ausgebreitet hatte am Abend ist sie einfach eingeschlafen. Das dazwischen erzähl ich gar nicht den Kampf um zu ihr zu kommen im Krankenhaus wegen der Corona Situation war unerträglich, ich erzähle selten diesen Tag weil ich es nicht kann, das einzige sie ist eingeschlafen ganz friedlich sie hat nichts gemerkt und nichts gewusst davon.

    Man stellt sich schon die Frage warum eine Lungenfachklinik soetwas nicht erkennt???? Auf der anderen Seite für Sie und mich war es gut so...und ich hab mit genug Ärzten auch meine Freundin ist Ärztin gesprochen und auch gelesen das ich weiß das ein Lungentumor schon für einen sonst gesunden Menschen fast immer tödlich endet geschweige für einen CoPD kranken Menschen der streut so schnell.

    Man hat kaum Chancen.


    Es war der Tag an dem der Alptraum begann und nicht enden will der Tag an dem mein Leben zum Stillstand kam als für mich die Welt aufhörte sich weiter zu drehen.

    Genauso wie bei Dir!

    Man fühlt sich wie ein kleines Kind völlig schutzlos und hat keine Ahnung wie es weiter gehen soll.


    Es ist so schwierig bei einem chronisch kranken Symptome richtig zu deuten vieles was bei einem Lungentumor passiert Husten Atemnot Anzeichen sind aber bei einer COPD oder Lungenentzündung auch da deswegen ist es so schwierig bei Deiner Mama wird es ähnlich gewesen sein.


    Deswegen sei Nachsichtig mit den Ärzten die versuchen alles geben auch richtig gutes Antibiotika habe ich selbst erlebt 2017 da war die Situation schon einmal sehr sehr kritisch 3 Wochen Intensiv mit Beatmungsgeräte Luftröhrenschnitt ect. COPD Lungenentzündung nichts ging mehr damals kam sie zurück zu mir und Papa hatte sich sogar gut erholt.

    Hatte gutes Antibiotika bekommen die Ärzte haben alles getan was ging, schnell und erfolgreich.


    Dieses mal hatten sie keine Chance wenn Leber und Nieren versagen dann geht nichts mehr.


    Trotzdem ist das einfach unerträglich und das bleibt es auch.

    Vlg. Linchen

  • Hallo ihr...


    eine meiner Samtpfoten ist schwer krank. Es geht schon ein paar Wochen, die Symptome waren aber diffus. Nun ist es eine Pankreatitis, sehr schwer, mit zusätzliche Entzündung der Gallenblase. Ich habe unsagbare Angst um sie. Ich war gestern schon mit ihr in der Tierklinik, heute dann wieder wegen Infusion. Eine stationäre Aufnahme möchte ich nicht. Ich möchte bei ihr bleiben.


    Warum? Warum alles auf einmal? Ich liebe diese beiden Tiere mehr als alles andere. In den schwersten und dunkelsten Stunden der vergangenen Wochen waren sie für mich da, haben mich am Leben erhalten.

    Ich kann nicht mehr. Das ist alles so... unfassbar gemein. Unerträglich.


    Seid gegrüßt und gedrückt :30:

  • Oh liebe Alika!

    Das tut mir leid mit deinem Kätzchen... Aber du darfst nicht aufgeben: Mein Hundchen hatte auch eine Pankreatitis, sie war schon recht alt und man hat es fast zu spät gemerkt... Infusionen (ich hab sie auch nicht alleine gelassen!!!), Diät... und sie hat sich super erholt und noch zwei schöne Jahre gehabt...

    Ich denke ganz fest an dich und dein Kätzle... <3

  • Vielen Dank für eure lieben Kommentare! Und vor allem, dass ihr versteht, was mir meine Samtpfoten bedeuten...


    Leider hat sie es nicht geschafft. Heute Nacht ist sie... eingeschlafen. Nun ist meine Kessy bei meiner Mama. Es ging so schnell, ich kann es nicht begreifen. Selbst die Tierärztin hat gesagt, dass sie fitter ausgesehen und sich verhalten hat, als ihre Werte es vermuten ließen.

    Im September noch sagte mir der Arzt nach einer Blutuntersuchung: "Für eine 17jährige Katze ist sie topfit, das habe ich noch nie gesehen!" Und selbst jetzt noch ist ihr Fell so samtig weich...

    Es tut so weh...


    Warum muss das Schicksal so unermüdlich austesten, was ein Mensch in der Lage ist, zu ertragen?

    Jetzt sind wir nur noch zu zweit. Meine Scarly und ich. Die Wohnung ist wieder etwas stiller geworden, etwas einsamer, etwas unerträglicher. Ich kann nicht mehr, ich bin so müde. Es ist einfach alles zu viel...

  • Liebe Alika,


    das tut mir unendlich leid, mehr als ich Worte habe.


    Ich kann mir vorstellen wie Du Dich fühlst, das ist einfach nur unerträglich.

    Ich habe auch zwei Samtpfoten und mein Papa hat eine wenn die nicht wären ich wüste nicht wie ich das überstehen sollte hätte ich wohl auch nicht.


    Der Gedanke das Ihnen was passiert wäre eine Katastrophe ich wüste nicht was ich tun würde, das ist mehr als man ertragen kann.

    Es tut mir so leid.

    Ich kann nur sagen ich bin bei Dir und denk an Dich und nehme Dich in den Arm.:30::30::13::13:Ich weine mit Dir.


    Vlg. Linchen

  • Ihr Lieben,


    vielen Dank für eure ehrlichen und lieben Worte! Es tut mir leid, dass ich mich nicht eher zurück gemeldet habe. Ich musste mich erst einmal... mit der "neuen" Situation auseinandersetzen.


    Ich kann nicht sagen, dass ich das wirklich getan habe. Vielleicht ist Verdrängen das bessere Wort. Irgendwann ist die Psyche einfach überfordert und dann wird der Deckel zugemacht, sozusagen.

    Doppelt schlimm ist natürlich, dass Scarly, meine andere Katze, ihre Schwester noch immer sucht. Obwohl sie wahrscheinlich viel eher gemerkt hat, in welche Richtung es geht.

    Der Tierarzt meinte zu mir: "Sie war doch kränker, als wir dachten". Diesen Satz ertrage ich nicht mehr. Mit fast dem gleichen Satz wurde meiner Mama der Tod ihrer Mutter von ärztlicher Seite kommentiert. Über ihren eigenen Tod sagte ihr Hausarzt zu mir: "Sie war halt eine chronisch kranke Frau" als Antwort auf meine Frage, warum er nicht eher diesen Herzinfarkt gemerkt hätte (denn dieser habe mindestens schon vor 2 Wochen bevor sie ins Krankenhaus kam, bestanden, so die Kardiologen auf der ITS!).

    Denken Mediziner überhaupt? Mein Verhältnis zu Medizinern, ob Veterinär oder Human, ist durch meine eigenen negativen Erfahrungen ja durchaus ... gestört. Aber seit diesem Jahr hat mein Vertrauen noch mehr gelitten. Und ich hatte nicht einmal gewusst, dass das noch möglich ist...


    Egal, ich will dieses Fass hier nicht öffnen. Ist auch so schon für uns alle schwer genug.


    Ich muss zugeben, dass ich immer mehr mit dem Schicksal hadere und mich frage, warum mein Maß des Ertragbaren derart getestet wird. Dabei bin ich gar nicht der Typ, der solche Fragen wie "Warum ich?" stellt - man erhält ja ohnehin keine Antwort. Ist zudem auch gewissermaßen eine blöde Frage, denn jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen.

    Dennoch bin ich schon so deutlich über mein Limit hinaus... Nach dem Verlust meiner Mama fühlte ich mich, als hätte man mir das Herz herausgerissen und gesagt, ich solle trotzdem, ohne Herz, weiterleben. Weiter atmen. Nun fühle ich mich, als seien mir auch meine Beine amputiert worden und ich solle trotzdem laufen. Bildlich gesprochen, natürlich; ich will damit zum Ausdruck bringen: mir ist der Boden unter den Füßen weggenommen worden, ich habe keinerlei Kraft mehr, Reserven aufgebraucht, und es geht trotzdem ständig weiter.

    Natürlich habe ich noch meine Scarly, meine geliebte Samtpfote. Das möchte ich auf keinen Fall mindern. Wobei sich natürlich meine Verlustängste nun auf sie konzentrieren... :(


    Und natürlich laufen wir zielgerecht auf Weihnachten zu. Juhu. Ich weiß, mit dieser Aussage ziehe ich den Hass vieler auf mich, aber: ich bin nicht unglücklich darüber, dass mir dieses Jahr wenigstens der Anblick der Weihnachtsmärkte erspart bleibt...

    Tatsächlich hatte ich mir schon überlegt, Ende November einen Riesen-Einkauf zu tätigen, um ja nicht mehr aus dem Haus zu müssen. In die Weihnachts-Vorfreude. Ist nur leider nicht machbar.


    Tja... ich weiß nicht... ich möchte so viel sagen und gleichzeitig fühle ich mich so unsagbar leer.


    Ich hoffe, ihr seid alle wohlauf - also gesundheitlich natürlich... nicht psychisch... wobei, das auch natürlich, zumindest, wie es irgend geht...


    Passt auf euch auf,

    eure Alika:24:

  • Liebe Alika,


    wie gut kann ich Dich verstehen, das ist auch zuviel definitiv.


    Irgendwann hat man einfach keine Reserven mehr.

    Wo sollen die auch herkommen der Körper die Seele ist schwer beschäftigt und die Kraft reicht gerade für das nötigste.

    Ja ich bestelle alles im Internet, keine Lust dazu würde mich am liebsten ins künstliche Koma versetzen lassen und im Januar wieder rausholen.


    Leider geht das ja nicht und ich hab ja noch meinen Papa der möchte natürlich das alles so machen wie mit Mama auch also wie immer.

    Ich habe Angst davor richtige Angst.


    Auf der einen Seite würde ich es gern auf der anderen hab ich keine Ahnung wie ich das packen soll.

    Ich wünsche Dir trotzdem noch etwas Kraft Deine kleine Samtpfote braucht Dich.

    Vlg. Linchen:30:

  • Hallo ...


    Die letzten zwei Wochen sind irgendwie vergangen, ich weiß gar nicht, wie. Ich glaube, irgendwann stellt sich eine Barriere nach außen ein, wenn die Seele erkennt, dass es gerade zu viel ist, wenn das Fass zu Überlaufen droht.

    Darum habe ich mich auch nicht gemeldet, das tut mir leid. Aber eure lieben Worte und vor allem euer Verständnis trösten mich so sehr! Habt vielen Dank dafür! Es ist schön, zu wissen, dass es Menschen gibt, die einen verstehen.


    Wie habt ihr den gestrigen "Totensonntag" überstanden? Ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass es mich so mitnimmt. Schließlich brauche ich keine bestimmten Tage, um an meine Mama zu denken. Das tue ich jeden einzelnen Tag. Aber doch war gestern schwer. In mir summierte sich jeder Verlust der letzten Jahre auf, inklusive Samtpfoten, wie Kessy vor gerade mal knapp zwei Wochen. Und ich fragte mich mal wieder: wie viel kann ein Mensch ertragen? Ich hoffe, das Schicksal erkennt diese als rhetorische Frage und nicht als Herausforderung an...


    Ich habe gestern an Scarly geklebt. Wie ein kleines Kind an seiner Mutter. Glücklicherweise gehört sie zu der Sorte Katze, die das genießt :D Seitdem ihre Schwester von uns gegangen ist, sind wir noch enger aneinander geklebt als vorher ohnehin schon. Wahrscheinlich, weil wir beide auf unsere Weise allein sind und wirklich nur noch uns haben.

    Und ich bin dankbar, dass ich sie habe. Ohne sie... nein, das möchte ich nicht weiter denken.


    Meine Kraftreserven sind so dermaßen leer, dass ich mich über jeden Tag wundere, an dem ich aufgestanden bin. Ich weiß, dass Mama es möchte, dass ich nicht aufgebe, meine Träume lebe, mein Leben lebe. Aber abgesehen davon, dass ich das Gefühl habe, mich selbst verloren zu haben - was mir mal wichtig war, hat an Wichtigkeit verloren, unter dieser großen Last des Verlustes- , fehlt mir nicht nur die Kraft, sondern es fühlt sich auch so schrecklich nach Verrat an. Natürlich ist das Unsinn. Ganz pragmatisch betrachtet, ist das des Lebens Lauf und wir müssen weitermachen. Sonst wäre die Menschheits-Geschichte schon vor Jahrhunderten beendet gewesen. Aber was an Gefühlen ist schon pragmatisch?

    Und natürlich, wie gesagt, weiß ich, dass meine Mama das so möchte. Dass ich weiter mache. Dass ich nicht mein Leben wegwerfe, Träume und Ziele über Bord werfe.

    Aber es ist so verdammt schwer.


    Und jetzt auch noch Weihnachten. Super. Meine Lieblingszeit des Jahres. Meine Mama hatte mir in der Kindheit so zauberhafte und wunderschöne Weihnachten beschert, dass ich bis heute daran zehre. Ich liebe Weihnachten, das Fest der Liebe.

    - nur, dass man mir dieses Jahr meinen Herzensmensch genommen hat. Das Fest der Liebe wird dieses Jahr zum Fest der verlorenen Liebe. Natürlich, die Liebe besteht weiterhin. Und hoffentlich stimmt es auch, dass Liebe die Welten verbindet, das Diesseits und Jenseits, dass sie niemals erlöscht und den Tod überdauert. Meine Liebe zu ihr wird niemals weniger, aber eine Liebe, die man nicht leben kann, ist grausam und schmerzhaft. Sie zerstückelt dich immer mehr, bis eine schmerzhafte Bitterkeit übrig bleibt. Oder, im besten Fall, die Erinnerung an diese reine, aufrichtige, große und überdauernde Liebe.


    Genug geschwafelt, genug Zynismus. Gehen wir eine weitere Woche an, in der wir versuchen, weiter zu machen, unsere Kräfte zu mobilisieren, unsere Mamas stolz zu machen.


    Ich grüße und drücke euch! :24::*

  • Das Fest der Liebe wird dieses Jahr zum Fest der verlorenen Liebe. Natürlich, die Liebe besteht weiterhin. Und hoffentlich stimmt es auch, dass Liebe die Welten verbindet, das Diesseits und Jenseits, dass sie niemals erlöscht und den Tod überdauert. Meine Liebe zu ihr wird niemals weniger, aber eine Liebe, die man nicht leben kann, ist grausam und schmerzhaft.

    Liebe Alika,

    Du hast Recht, Liebe geht niemals verloren. Wenn wir aber mit all unserer ganzen Liebe nicht wissen wohin, kann sie mehr schmerzen als gut tun. Die große Herausforderung in der Trauer ist es, dass wir eine neue Möglichkeit finden "müssen", um unsere Liebe auszuleben.


    Ich hoffe du findest für dich einen guten, und vorallem heilsamen Weg <3

    Isabel

  • Liebe Alika,

    Du hast Recht, Liebe geht niemals verloren. Wenn wir aber mit all unserer ganzen Liebe nicht wissen wohin, kann sie mehr schmerzen als gut tun. Die große Herausforderung in der Trauer ist es, dass wir eine neue Möglichkeit finden "müssen", um unsere Liebe auszuleben.


    Ich hoffe du findest für dich einen guten, und vorallem heilsamen Weg <3

    Isabel


    Danke, liebe Isabel.... Ja, das stimmt wohl. Es ist auch so schwierig, weil man ständig zwischen Vorwürfen und vermeintlichen Verrats-Gedanken schwankt. Zumindest geht es mir so. Ich versuche, mich einigermaßen wieder zu fangen, meinen Alltag wieder zu strukturieren (also so richtig, nicht nur so, dass nach außen alles "gut" wirkt) und stets ist dieser Gedanke im Hinterkopf: "Mama, das heißt nicht, dass ich dich nicht vermisse oder mir egal ist, dass du nicht mehr da bist". Ich weiß genau, was sie darauf sagen würde. Dass ich keinen Unsinn reden solle. Dass sie das wisse, dass wir uns nie vergessen könnten, ich aber mein Leben im Diesseits weiterführen müsse. Dass sie wisse, dass ich sie so unbeschreiblich sehr liebe...

    Und trotzdem sind diese Gedanken da. Diese Angst, sie zu verraten. Obwohl ich gleichzeitig weiß, dass das Unfug ist und nicht stimmt.


    Man versucht, klar zu kommen. Man erkennt, dass das Leben schonungslos weitergeht und man sich dem irgendwie fügen muss. Dass es irgendwann nicht mehr ausreicht, nur nach außen "klar zu kommen", sondern auch selbst sein Leben auf die Reihe bekommen muss. Ziele setzen und verfolgen. Wissen, warum man morgens aufsteht. Vielleicht sogar irgendwann mal wieder Pläne machen. All das, was zum Leben irgendwie dazu gehört, was aber so ... unmöglich erscheint. Was man nach außen vorgibt, selbstverständlich zu tun, aber innerlich die Decke über den Kopf zieht und den Gedanken "auf später" schiebt.


    Und ich merke, dass es, wie ich es eigentlich auch befürchtet hatte, nun Richtung Weihnachten schlimmer wird. Ich ertrage das Alleinsein nicht. Andererseits ertrage ich aber auch nicht die Gespräche über Corona um mich herum. Und ich merke, wie diese Bitterkeit in mir hochsteigt, wenn die Diskussionen aufkommen oder Fragen gestellt werden, welche Familienmitglieder man an Weihnachten besuchen darf und welche nicht - und ich denke: seid froh, dass ihr überhaupt noch solche Menschen habt, die ihr sehen könntet. Ja natürlich, ich verstehe, dass Corona dieses Weihnachten schwer macht. Das verstehe ich ehrlich! Wie könnte ich es nicht sogar direkt nachvollziehen, wo ich doch dieses Jahr selbst erlebe, wie es ist, wenn man seinen geliebten Herzensmenschen, seine Mama, seine Familie nicht zu Weihnachten sehen darf und kann?! Nur dieses Dürfen und Können richtet sich bei mir -wie bei vielen von euch- nicht danach, was die Politik entscheidet. Es richtet sich überhaupt nicht nach irgendwelchen Entscheidungen. Es ist entschieden worden, vor unvorstellbaren 9 Monaten, unwiderruflich, unabänderlich, ohne jede Diskussion, ohne jede Kompromissfähigkeit. Mein Weihnachten entscheidet sich nicht danach, ob ich oder irgendjemand anders in meinem Umfeld rechtzeitig vorher in Isolation geht. Es entscheidet sich nicht danach, wie die Infektionszahlen steigen oder fallen. Und ich kann auch nicht darauf hoffen, dass es nächstes Jahr wieder anders, besser, so wie früher wird. Es wird niemals mehr so sein wie früher.

    Und genau dieses "nie mehr", diese Dimension, die ist schlichtweg nicht zu ertragen. Nicht zu greifen. AUßerhalb des Vorstellbaren, des Möglichen, des Ertragbaren und dennoch ist ein Fakt, eine unausweichliche Tatsache.


    :13::13::13: