Hallo,
auch ich bin neu hier und kann es noch kaum glauben, was Simi und mir zugestoßen ist.
Ich habe ihn doch so sehr geliebt.
Doch seine Krankheit, paranoide Schizophrenie, machte es uns so schwer.
Simi war, als ich ihn vor acht Jahren kennenlernte, schon seit fast 20 Jahren Alkohol- und drogenabhängig. Ich kämpfte acht Jahre lang um ihn, acht Jahre, in denen es so schöne Zeiten gab, dass ich sie mit Worten kaum beschreiben kann, acht Jahre, in denen er mich aber auch immer wieder belog, sich wieder in die Szene begab, Drogen und Alkohol konsumierte und seine Tabletten absetzte. In den letzten zwei Jahren wurde er dadurch so psychotisch, dass er zweimal abhaute und wochenlang auf der Straße lebte, weil die Stimmen in seinem Kopf ihm dies befahlen.
Ich hatte doch soviel Pläne und Träume mit ihm, wir hatten noch soviel miteinander vor...
Doch dann, kurz nach seinem 47.Geburtstag kam der Tod. Kalt, grausam und völlig unerwartet.
Er wurde tot in unserer Wohnung aufgefunden. Laut Polizei ist er im Schlaf gestorben. Der jahrzehntelange Alkohol - und Drogenmissbrauch, die schwere Nikotinsucht und die lange Einnahme von starken Neutoleptika waren für seinen Körper zuviel gewesen.
Ich habe schwere Schuld auf mich geladen. Weil ich seine Sucht und Gefühlskälte, seine dadurch bedingten seelischen Grausamkeiten nicht mehr aus hielt, gab ich dem Werben eines langjährigen Freundes nach, der schon länger in mich verliebt war, verließ Simi und ging mit meinem Freund eine neue Beziehung ein. Ich zog auch gleich zu ihm. Das war im Januar.
Simi blieb allein zurück. Jetzt, als ich nicht mehr da war, stürzte er vollends ab, suchte Halt und Gesellschaft in der Drogen Szene und lebte hemmungslos seine Sucht aus. Wir sahen uns kaum noch.
Ich genoss das neue Glück mit meinem Freund. Er ist so lieb, immer wenn Simi wieder abhaute, mich ohne Geld und total verzweifelt zurückließ, war mein Freund für mich da, tröstete und versorgte mich.
Es ist eine stille, beständige Liebe zwischen uns. Ich habe es echt gut bei ihm. Er ist zuverlässig und sehr liebevoll, schenkt mir die Zärtlichkeit und Wärme, die ich bei Simi oft vermisst habe.
Drnnoch:Simi fehlt mir so abartig, dass es mir schier das Herz zerreißt. Es tut mir so weh, dass er allein und einsam auf dem Sofa gestorben ist.
Wäre ich doch bei ihm gewesen, vielleicht hätte ich seinen Tod verhindern können.
Unsere letzte Begegnung endete im Streit, er geriet mit meinem neuen Partner aneinander und zog sich dabei eine Verletzung unterm Auge zu. Das letzte, was ich von ihm in Erinnerung habe, ist sein fassungsloset Blick.
Jetzt, einen Monat nach seinem Tod, lebe ich mit meinem Freund zusammen, der sagt, er wolle mich nicht verlieren. Wir sind in die Wohnung eingezogen, in der ich acht Jahre lang mit Simi gelebt habe.
Alles hier erinnert mich an ihn: Sein leerer Platz auf dem Balkon, seine Schlafseite im neuen Bett, wo jetzt mein Freund schläft, all die Orte, an denen ich mit Simi war...
Wie soll/kann ich mit meiner schweren Schuld weiter leben? Wir haben eine christliche Ehe geführt, die ich gebrochen habe. Ich wat nicht für ihn da, als er mich am dringendesten brauchte.
Manchmal, wenn mich Schmerz und Verzweiflung übermannen, wünsche ich mir, ich könnte einschlafen und Simi dorthin nachfolgen, wo er jetzt ist.
Befindet sich jemand hier in einer ähnlichen Situation?
Liebe Grüße
Toffi