Im Urlaub gestorben

  • Sein Tod ist wie eine Amputation ohne Betäubung.

    Ja, Maria. Das ist es und es spielt keine Rolle, ob dein Junge anders war. Ich erlaube mir, dir zu bestätigen, das es sehr wohl eine Amputation ist, eine Amputation am Herzen. Dieses große Stück verursacht einen höllischen Schmerz, noch immer.

    Ich wünsche uns, dass es irgendwann auszuhalten ist. Der Phantomschmerz wird wahrscheinlich bleiben. Ich hoffe, irgendwann nicht mehr so stark. :30:


    Liebe Maria, auch mir geht es wie dir, wenn mir Bekannte und Kollegen begeistert von ihren Kindern und den Fortschritten der Enkel erzählen. Es interessiert mich nicht. Es tut einfach nur weh. :33:


    Moritz's Lied ist sehr schön <3<3 <3


    Komm gut durch den Abend und die Nacht.


    Liebe Grüße

    Iris

  • Liebe Maria<3 liebe Iris<3


    immer habe ich eine grosse Scheu Müttern von gestorbenen Kindern ... und ja , es ist völlig egal ob ein Kind anders ist zu schreiben da ich ja diesen Schmerz nicht habe , diese Trauer nicht habe... Es ist bei mir "nur" die verbindende Trauer zu meiner Schwägerin und meinem Bruder...


    Mehr möchte ich nicht schreiben , weil ich eure gemeinsamen tiefen , ja Amputationsgefühle, und Verbundenheit-Schmerzgefühle nicht

    "wegschreiben " möchte...

    <3<3 für euch beide

    Sverja

  • man kann und soll Verluste nicht vergleichen - aber - ein hilfebedürftiges Kind, welches die Aufmerksamkeit der Eltern/eines Elternteils 24 Std/Tag benötigt, kann nur ein extrem großes und tiefes Loch hinterlassen; diese Leere füllt sich allmählich mit DEN Gedanken, welche man über Jahre/Jahrzehnte weggeschoben hat, um einfach nur da zu sein.

    Neid/Boshaftigkeit gegenüber DENEN, die mehr Glück mit ihren Kindern/Enkelkindern etc pp haben (haben sie??? - Dein Kind war doch etwas ganz Besonderes!), die Fragen "warum MEIN Kind/warum wir? und nicht die Anderen?" sind durchaus verständlich - WIE soll man das denn auch verstehen?

    Du hast alles geopfert und wofür???

    Damit Du JETZT Dein Kind verlierst?

    NEIN, damit Dein Kind ein glückliches Leben haben konnte, obwohl es anders war - und Du hast es gern getan!

    30 Jahre sind eine laaange Zeit und warum sollte etwas, was 30 Jahre angedauert hat, binnen 1/2/6/12 Monaten ... abgebaut werden können?

    Dein Kind war/ist Dein Lebensinhalt - wie für jede Mama - aber - Du bist ein Mensch, der alle Bedürfnisse verdrängt hat (jetzt fragt sich wieder, wozu)

    Die Frage nach dem Warum wir/Wofür/Weshalb - und - was mach ich denn jetzt, ist da noch etwas Anderes, was sich Leben nennt? Das "Andere" ist an Euch vorüber gegangen, DEIN Leben bestand nur aus Deinem Kind und jetzt stürzt dieses Andere auf Dich hinab, all die verdrängten Gedanken, die Fragen, Deine eigenen Bedürfnisse ... der Kreislauf: ich habe alles geopfert und gegeben - wofür, wenn er trotzdem sterben musste?

    FÜR DEIN KIND, damit es ein glückliches Leben haben konnte!

    Ich weiß, das liest sich bescheuert - aber - vielleicht war es genau zur "richtigen" Zeit - vielleicht wäre ein Weiterleben für Euch Beide nur noch qualvoller geworden...

    Wir können immer nur in "Vielleichts" oder Eventualitäten denken, denn die Antworten werden wir nicht finden


    :30:

  • Liebe Iris,

    Danke dafür das du mir sagst, das diese Neidgefühle auch bei dir vorhanden sind. Ich komme mir manchmal schon sehr garstig vor


    Dazu kommt, ich bin Sozialpädagogin, arbeite schon sehr lange hier in unserem Kindergarten. Nach unserem Urlaub letztes Jahr habe ich mich bis November krank schreiben lassen. Die Vorstellung, Kinder zu sehen, mit den neuen eine Beziehung aufbauen zu müssen war entsetzlich. Ich wollte nie nie wieder mich auf jemanden einlassen müssen.

    Hätte meine Therapeutin mich nicht so gedrängt, wäre ich heute noch zu Hause.

    Im Februar hat unsere ehemalige Chefin gekündigt, und ich ergriff die Chance mich zu bewerben. Jetzt ist es so, dass mich die Arbeit stützt und ein Stück weit hält. Aber ich bin nun auch 3 Tage im Büro und weiter weg vom Geschehen. Die Kinder halte ich "professionell " aus. Aber privat erlebe ich es als Zumutung.


    Sverja, danke für deinen Zuspruch und das an mich denken.


    Liebe traurige Speedy,

    Danke, für alles was du schreibst. Es tut mir sehr weh, das zu lesen. Aber das meiste stimmt und du hast recht.

    Vieles davon konnte ich erst so gaanz langsam selbst erkennen und mir eingestehen.

    Gut tut es, das du schreibst, ich habe es für Moritz gemacht, damit er glücklich leben konnte.

    Ja, es war nicht umsonst.

    Und ja, nun füllt sich die Leere tatsächlich immer mehr mit diesen schmerzhaften, 30 Jahre mir nicht eingestandenen Fragen.

    Und das tut verdammt weh, zu der ganzen anderen Trauer noch dazu.

    Nun muss ich aufhören für heute, endlich zur Ruhe kommen in der Hoffnumg, dann ein paar Stunden schlafen zi können.

    In großer Dankbarkeit wünsche ich Euch allen eine friedliche Nacht.:2:

  • Liebe Maria,

    Habe Geduld mit dir. Wir alle sind Menschen und können auch Neid empfinden, obwohl wir es nicht schön finden. In einem anderen Thread schrieb ich mal- vielleicht können wir den Neid auch anders sehen- Und uns sagen "Ja, das wünsche ich mir auch, und ich habe Mitgefühl mit mir weil ich es nicht erleben darf" Den das dürfen wir.


    Wir dürfen uns wünschen etwas zu haben. Und irgendwann kommt auch der Zeitpunkt an dem du anderen wieder etwas von Herzen gönnen kannst. Gib dir die Zeit <3

  • Liebe Maria, beim lesen deines Schicksals verspürte ich einfach so eine Wärme und Liebe an deinen Kind. Ich bewundere dich sehr für deine Stärke und deine Liebe an dein Kind. Ich hatte zuvor immer als Belastung und sehr schwierig ein

    ( behindertes) Kind gesehen. Aber so ist es nicht, den dein Kind war etwas ganz besonderes den es war ein Engel der eine Zeit auf Erden bleiben durfte. So ein Mensch lebt nicht in der Vergangenheit oder Zukunft, nein er lebt in jetzt! So ein Mensch wünscht keinen etwas Böses oder tut einen etwas Böses. Ich hatte deine Geschichte meinen Mann erzählt, weil sie mich sehr bewegt hat und ich verstehe dich vollkommen über den Schmerz, den ich habe auch meinen Sohn verloren. Er war erst 16 Jahre alt und es ist so als wäre ein Teil von mir in jener Nacht mitgestorben. Maria auch dein Name passt so sehr dazu, du hattest 30 Jahre dein Engel zuhause und ich bin mir sicher das unsere Kinder immer bei uns sind. Alle sagen das der Schmerz mit der aZeit stumpfer wird aber so ist es nicht, nicht beim Tot des eigenen Kindes und diese Verbundenheit die man ein als Nabelschnur hatte, bleibt immer Egal ob krank oder gesund groß oder klein. Maria ich habe eine ein Jährige Tochter und sie holt mich sehr raus. Vielleicht ist es der verkehrte Weg das du die Kinder versuchst von dir fern zu halten. Ich weiß es ist etwas anderes, aber Kinder können wirklich helfen. Wo es meinen zweiten Sohn so schlecht ging versuchte ich ihn so oft wie möglich auf Palina aufpassen zu lassen. Und bemerkte auch das er sich auch von Ihren lachen anstecken lies. Vielleicht ist es deine Hilfe das du im Kindergarten arbeiten darfst ❤️
    LG Olga

  • Guten Abend ihr lieben Mut-Macherinnen,


    Ja, was ihr mir geschrieben habt ,hat mir wirklich Mut gemacht und mir geholfen, meine Gefühle annehmen zu können, auch wenn sie schwierig sind.

    Dadurch ging es mir in den letzten Wochen manchmal sogar gut.

    Ich habe fast ein schlechtes Gewissen das zu schreiben. Darf es mir gut gehen, wo doch Moritz nicht mehr lebt?

    Heute aber wieder eine kleine Panik

    Es ist August. Nie wieder wollte ich diesen Monat erleben. Am 25. Ist Moritz 's Todestag. Ich weiß nicht, was tun mit diesem Tag. Ich will ihn einfach nicht haben. Am liebsten zurück in den Juli 2019 und dann die Zeit anhalten.

    Wie ging es Euch mit dem ersten Todestag? Meine Therapeutin sagt, ich solle es auf mich zukommen lassen, nicht jetzt schon Kopfkino machen, es sei nur ein Datum. Aber ist das wirklich so? Ich tu mich schwer damit, das anzunehmen. Es ist doch für mich ein besonderes Datum, das jetzt für immer bleibt? Und ausgerechnet im Urlaub. Mir graut davor.

    (Sie ist Witwe, hat also auch Trauererfahrung).

  • Liebe Momi,


    den 1. Todestag meines Schatzes habe ich mit meiner besten Freundin verbracht und mit ihr zusammen etwas unternommen, was ihm Freude gemacht hätte. Es gibt ja nicht nur den Tag, unsere Liebsten fehlen uns an jedem Tag. Nur an diesem Tag werden wir ganz besonders daran erinnert, was oder wen wir so sehr vermissen.


    Genau wie alles andere in unserer Trauer passt nicht alles für jeden. Ich wünsche Dir, dass Du diesen besonderen Tag vielleicht mit Hilfe sehr lieber Menschen verbringen und überstehen kannst. Denk immer daran, dass es Deinem Moritz jetzt gut geht, Du hast ihn immer in Deinen Gedanken und in Deinem Herzen, und eines Tages werdet Ihr Euch wieder umarmen können.


    Ich schicke Dir einen lieben Gruß

    Luse (und Ich)

  • Liebe Momi,

    nein, es ist nicht nur ein Datum, es ist der 1. Todestag Deines geliebten Sohnes. Nächstes Jahr ist es der zweite

    Todestag Deines Sohnes und so geht es weiter bis unsere Zeit gekommen ist. Bei mir war es dieses Jahr der siebte

    Todestag meiner Mutti und auch nicht nur irgend ein Datum, da versteh ich Deine Therapeutin auch nicht, wenn sie

    es selbst schon erlebt und durchlebt hat.

    Aber auch dieser Tag geht vorüber, verbunden mit viel Tränen, Schmerzen und Erinnerungen. Für unsere lieben

    Verstorbenen ist es der Geburtstag in der anderen Welt. Du schaffst das, denn Dein Sohn wird trotz allem an Deiner

    Seite sein und Dich begleiten. Nur anders.

    Alles Liebe für Dich

    Kornblume

  • Liebe Momi,


    dieses schlechte Gewissen, wenn es einem mal besser geht kenne ich auch, ich hatte dann Angst, meinen Mann zu vergessen, aber das ist nicht so, das habe ich inzwischen kapiert.


    Und das mit den Jahrestagen ist bei mir regelmäßig so, dass es mir in den Tagen und Wochen vorher unheimlich schlecht geht und der Tag selber ist dann verblüffender Weise gar nicht so schlimm. Als hätte man seinen Kummer und Schmerz schon vorher ausagiert.

  • Liebe Momi,

    Solche Daten haben immer ihre besondere Bedeutung. Jahrestage, Todestage, Geburtstage, Feiertage- all diese Tage bringen etwas besonderes mit sich, was man mit dem geliebten Menschen verbindet...


    Du kannst für dich neue Rituale entwickeln. Rituale geben etwas Orientierung und Halt. Damit man von diesem Tag, der eh schon sehr emotional ist, nicht völlig überrumpelt wird.


    Du kannst dir überlegen wie du den Tag verbringen möchtest, in der Gewissheit dass du jederzeit alles verwerfen kannst, wenn es an dem Tag anders kommt. Aber meine Erfahrung ist, dass es etwas Halt gibt, wenn man den Tag etwas plant und gestaltet.


    Alles Liebe <3

    Isabel

  • ich bin in dieser Zeit mit Freunden im Urlaub. Das haben wir schon vor Monaten geplant. Aber je näher der Tag kommt desto unsicherer bin ich ob das gut ist für mich. Wir machen eine Radtour. In den letzten Wochen war Bewegung oft das Einzige was mir half aus dem Gedankenkarussell rauszukommen.

    Wieso war Moritz schon 2 Tage vor seinem Tod so seltsam ? So anders? Wenn es tatsächlich ein plötzlicher Herztod war dann hat er das doch nicht schon 2 Tage vorher merken können?

    Aber wenn es das nicht war, habe ich dann was nicht gemerkt? Hätte man ihm helfen können?

    Es macht mich verrückt und bringt mich nicht weiter.

    Er hat in der Nacht als er starb einmal ganz laut geschrien. Der Schrei war ganz anders als wenn er sonst schon mal in der Nacht geschrien hat. Meistens war das eher ein Stöhnen und Jammern. Aber in der Nacht hat der Schrei sich ganz "normal " angehört, so wie wenn wir schreien. Als ich deshalb nach ihm sah schlief er aber. Und morgens war er einfach gestorben. Und ich habe es nicht bemerkt .

  • Aber je näher der Tag kommt desto unsicherer bin ich ob das gut ist für mich.

    Setze dich nicht unter Druck, auf gar keinen Fall.

    Entscheide an diesem Tag ganz spontan, aus dem Bauch heraus, ob du mitmachst oder nicht.

    Wenn du denkst, dich gegenüber anderen erklären zu müssen, dann erläutere es ihnen so, wie du auch wirklich empfindest; Notlügen sind meines Erachtens hier nicht notwendig. Wer die Wahrheit nicht ertragen kann, der ist kein echter Freund.


    Bewegung ist tatsächlich hilfreich, diese Erfahrung habe ich in der Trauer auch schon gemacht.


    Alles Liebe

    Kerstin

  • Liebe Momi,


    ich glaube, dass unsere Liebsten, die uns verlassen müssen, es schon früh wissen, und ich glaube, dass sie nicht alleine gehen, sondern dass sie von lieben Familienmitgliedern, die schon auf der anderen Seite sind, abgeholt werden. Und ich denke, dass sie ihr Wissen sehr gut verbergen können, weil sie uns nicht ängstigen und uns keinen zusätzlichen Schmerz bereiten wollen.


    Lass den Urlaub mit Deinen Freunden einfach auf Dich zukommen. Wenn Moritz Dich sieht, und das wird er mit Sicherheit, wird er sich über Deine Ablenkung freuen. Versuch es einfach.


    Ich wünsche es Dir.

    Luse (und Ich)

  • Der 1. Jahrestag ist vorbei. Es war ein seltsamer Tag.

    Beim Aufwachen stand er wie ein Berg vor mir.

    Ich habe mir dann von meinen Freunden gewünscht, dass wir während des Radfahrens über Moritz sprechen. Das war traurig und schön.Er war mir dadurch ganz nahe. Ich konnte deutlich sein struppiges Haar spüren, als ich ihm in Gedanken durch das Haar fuhr


    Ach , ich wünsche mir so sehr , ihn wieder spüren zu können, ihn zu riechen, sein Gebrummel zu hören ( auch wenn es oft genervt hat.)

    Heute Abend haben wir eine Kirche gesucht, um ihm eine Kerze anzuzünden.

    Leider waren alle geschlossen

    Deshalb brannte dann eine Kerze auf unserem Abendbrottisch.

    Ich selbst habe heute seinen letzten Lebenstag wie in Zeitlupe nochmals erlebt


    Immer mit der Frage, hätten wir es merken müssen? Das macht mich ganz kirre.

  • Liebe Momi,


    dass Dir die Gespräche über Moritz gut getan haben, kann ich verstehen. Mir geht es genauso, wenn ich mit der Familie oder seinen Freunden über meinen Schatz sprechen kann. Es ist ein Gefühl, als säße er mitten unter uns. Und genauso wirst Du es auch empfunden haben. Und so ist es ja auch, sie sind immer bei uns, sie lieben uns genauso, wie wir sie lieben. So wird es bleiben, bis wir uns eines Tages endlich wiedersehen.


    Zu Deiner letzten Frage : Was hätte es geändert, wenn Du es gemerkt hättest ? Moritz war sehr sensibel, schon aufgrund seiner Erkrankung. Und er hätte Eure Angst gespürt, und das hätte Euch allen den Abschied noch schwerer gemacht. Ich würde versuchen, es einmal von der Seite aus zu betrachten.


    Einen lieben Gruß

    Luse (und Ich)

  • Liebe Momi!

    Ich habe mir die Frage auch schon so oft gestell,aber hätte es irgendwas genutzt wenn wir es gemerkt hätten,

    vielleicht hätten wir es auch erst spät gemerkt,zu spät.Die Fragen werden wir uns immer wieder stellen,aber

    auch nie eine Antwort bekommen.Ich frage mich das immer wieder,oder ob ich einfach nichte gemerkt habe,

    wollte er nicht,das ich etwas merke,hätte ich ihm helfen können usw.Aber es ist so,das wir nichts mehr ändern

    können,Aber uns bleiben die Erinnerungen an die vergangenen schönen Zeiten und die kann uns keiner

    nehmen.Und schön,das ihr soviel darüber gesprochen habt,das tut immer gut,natürlich auch sehr weh.Liebe HGrüße

    Helga