Auch meine Mami ist plötzlich weg

  • Hallo zusammen


    heute auf den Tag genau ist meine Mami 7 Wochen tot. Allein dieser Satz ist für mich noch immer unbegreiflich. Aber wenn ich den Satz nach diesen 7 Wochen lese und tief durchatme, wird mir die Tragweite und diese Bedeutung wieder mal so bewusst, dass ich jetzt schon keine Kraft mehr habe weiterzuschreiben.


    Ich bin 45 Jahre und meine Mama ist 65 (gewesen). Ich mag von ihr gar nicht in der Vergangenheit schreiben. Für mich ist und bleibt sie meine Mama. Auch mit 45 Jahren und längst mit eigenen größeren Kindern. Und trotzdem fühle ich mich, als ob ich wieder ein kleines Kind wär, welches doch die Mama braucht.


    Am Samstag, den 23.05.20 hat mein Papa mich am Abend zu Hause angerufen, dass Mama beim Spazieren im Wald gehen einen Zusammenbruch gehabt hat und sie im KH ist. Mehr Informationen hatte er da noch nicht. Da sie keine nennenswerten Vorerkrankungen hatte, haben wir uns da auch nichts schlimmes bei gedacht. Papa hatte den Hund noch dabei, konnte also auch nicht gleich hinterherfahren, da dieser erst nach Hause gebracht werden musste.

    Wir haben uns sofort auf den Weg gemacht (300km), mit dem Gedanken, sie hatte einen Schwächeanfall oder so und kann in 1-2 Tagen sicher wieder raus. Es war ja sehr warm zu dieser Zeit. Also schnell eine Zahnbürste und Wechselsachen für 1 Tag rein und los.

    Unterwegs hat Papa uns dann angerufen, die Klinik hätte sich gemeldet, er möge bitte persönlich hinkommen, man müsse sich unterhalten. Wir sind dann also direkt in der Nacht dort angekommen und haben Papa direkt vor der Klinik angetroffen - wir durften nicht mehr rein.

    Mama hätte ein sehr großes Aneurysma, welches auf eine sehr große Länge gerissen ist und sie hat sehr viel Blut im Gehirn und wurde ins Koma gelegt um Kopf und Kreislauf komplett ruhig zu stellen. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die Prognose sehr schlecht - aber nicht aussichtlos. Am nächsten Morgen operierten sie sie zwar, um den Riss zu schließen, wussten aber nicht, wie groß die Schäden bereits für das Gehirn sind. Die Überlebenschance war schlecht - und wenn dann bliebe sie ein schwerer Pflegefall.


    Ich weiß gar nicht, wie ich diese Tage überstanden habe. Diese Ungewissheit, dieses Bangen - für nichts!!. Sie war doch immer kerngesund und fit. Hatte hellste Lebensfreude. 2 Tage vorher haben wir noch über Urlaubsfahrten gesprochen. Die Reise mit Papa für das Wohnmobil im Herbst bezahlt und all das. Alles ohne Vorzeichen dass 2 Tage später alles weg sein sollte.

    Jedenfalls weiß ich noch genau, wie sie dort auf der Intensivstation lag. Meine Mama!! Ganz friedlich hat sie da gelegen. Als ob sie schläft. Nirgends Blut, OP Wunden, blaue Flecken all das, was ich dachte, was mich dort erwarten würde. Nein, sie hat einfach dort geschlafen, war so warm, der Brustkorb hat sich gehoben & gesenkt. Wie man halt aussieht, wenn man selig schläft. Die Schläuche zum Beatmen in Mund und Nase habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich habe einfach meine Mama gesehen und wie sie dort schläft. Meine wunderschöne Mama. Ich habe die schweren Worte vom Arzt komplett ausgeblendet. Ich freute mich so sehr sie zu sehen, weinte dennoch so bitterliche Tränen, sprach mit ihr, wie lieb ich sie hab, küsste sie, streichelte ihr Gesicht und die Hände. Sie roch so gut. Ach Mama, warum bist du denn nicht mehr aufgewacht?????

    Da haben wir noch gehofft, dass du es irgendwie schaffen würdest. In der folgenden Nacht konnte ich wieder nicht schlafen und habe nur geweint (ich war da bereits 2 Tage wach). Ich habe mir da schon so viele Gedanken gemacht, was ich denn dann machen würde, wenn Sie wieder kommt oder auch nicht - ich war nicht ich selbst - und total müde und konnte nicht schlafen.

    Gegen 4Uhr morgens hatte ich wie eine Vision oder sowas. Ich meinte, wie flimmernde Luft, einen Umriss einer Person im Zimmer zu spüren, welche auf mich zu kommt und ich hatte so sehr das Gefühl, dass es Mama ist. Ich würde es heute noch beschwören. Ich rutsche auch noch von der Bettkante weg, damit sie sich hinsetzen kann - wie sie es als Kind bei mir schon getan hat. Dann nahm sie einfach meine Hand und hielt diese fest. Mir wurde auf einmal so warm ums Herz und ich war auf einmal so tiefenentspannt und glücklich - und bin eingeschlafen. Und ich habe mir dies (diesen Traum??) so sehr gemerkt und das war so real.


    Am nächsten Morgen rief die Klinik an, wir mögen kommen. Bei Mama ist in diesen frühen Morgenstunden der Hirntod eingetreten. Der Körper würde nur noch für evtl Organspenden von den Geräten am Leben erhalten werden.

    Diese Aussage vom Arzt war für mich wie eine Ohrfeige. Das kann doch nicht sein. Sie liegt doch dort im Zimmer und schläft nur...


    Die folgenden Wochen, habe ich nur funktioniert und am Abend mir die Augen ausgeweint. Alles ist so unwirklich und ich hatte auf einmal so viel um die Ohren mit meinem Papa. Das Haus mit all dem Papierkram, Versicherungen, Bank und all das... das hatte alles nur sie gemacht. Papa hatte keine Ahnung von sowas und auch keine Kraft dazu.

    Sie hat einen so schönen Platz in einem FriedWald bekommen. Unter einer großen Eiche auf einer Lichtung, in einem Meer von Maiglöckchen.


    Jetzt bin ich nach 4 Wochen zurück bei meiner Familie zu Hause und hab nichts mehr zu organisieren. Jetzt muss ich mich hier kümmern - und ich kann nicht zurück in mein altes Ich. Auch wenn ich seit 25 Jahren mein eigenes Leben manage, ist auf einmal nichts mehr, wie es hier war. Ich vermisse sie jeden Tag mehr, auch wenn sie weit weg gewohnt hat. Aber ich würde so gern hier die Zelte abbrechen und in das Haus zu meinem Papa gehen, um meiner Mama nah zu sein. Zeitgleich, weiß ich, dass das Blödsinn ist und ich hier meinen Lebensmittelpunkt habe. Ich versuche meinen Papa täglich anzurufen, ihn aus der Ferne zu unterstützen.


    Der Gedanke, dass er jetzt immer allein am Abend auf dem Sofa ist, macht mich so wahnsinnig traurig. Der Hund meiner Eltern ist schon sehr alt und hat so wahnsinnig gelitten. Ich hätte nie gedacht, wie sehr ein Tier sein geliebtes Frauchen so vermissen und trauern kann. Ich konnte ihm nicht helfen. Auch er braucht Zeit. Es bricht mir das Herz.


    Und wenn ich das nächste Mal nach Hause fahre, ist meine Mami auch wieder nicht da und fragt mich, ob ich mit ihr ein Glas Wein trinken würde. Es ist so schwer zu akzeptieren, dass sie nie mehr das ein wird.


    Ich habe immer frische weiße Rosen hier und so wunderschöne Bilder von ihr. Es ist so unverständlich, dass das das Einzige sein soll, was ich noch von ihr habe...

    Ich bin so traurig, dass ich sie nie nie wieder sehen werde. Und auch Ihre Stimme nie wieder hören werde. Ich liebe und vermisse einfach sie so sehr, wie mir das vorher niemals bewusst gewesen ist. Und jetzt ist es zu spät, um ihr das zusagen. Ich würde so viel dafür geben - wie alle anderen von euch auch tun würden, um die Liebsten noch einmal bei sich zu haben. Und wenn es nur für einen Moment wäre...;(


    So viel Text.... jetzt bin ich so erschrocken - und ich könnte mir noch die Seele vom Leib schreiben...

  • Liebe weisse Rose,

    zuerst Mal ein leises Willkommen hier und mein aufrichtiges Beileid zum Tode Deiner geliebten Mama.

    Worte des Trostes gibt es leider nicht.

    Ich denke, als Deine Mama morgens um 4 Uhr bei Dir war in ihrer neuen Form hat sie sich von Dir verabschiedet. Meine

    Mutti war auch einmal kurz nach ihrem Tode bei mir und war auch durchsichtig und als sie mich liebevoll den Rücken

    streichelte, bin ich auch dabei eingeschlafen.

    Trauerarbeit ist Schwerstarbeit. Du wirst noch sehr viel Kraft brauchen, um diesen schweren Weg weiter zu gehen. Aber Deine

    Mama wird in ihrer neuen Form immer bei Dir sein. Und sie weiß es, wie lieb Du sie hast. Mama´s wissen das ganz einfach.

    Die Herzensbindung bleibt weiterhin bestehn und wird stärker denn jeh. Lass all Deine Gefühl zu. Schreibe hier oder vielleicht

    magst Du ein Tagebuch schreiben, Deine Seele sagt Dir, was Dir etwas Erleichterung verschafft bei diesem gar unmenschlichen

    großen Schmerz. Ich wünsche Dir viel, viel Kraft auf Deinen schweren Weg

    Alles Liebe

    Kornblume

  • Liebe weisse Rose,


    Ich habe Tränen in den Augen, denn es klingt fast wie meine Grschichte. Vieles was du beschreibst, habe ich genauso erlebt meine Mutter hatte am 2.3 20 einen Herzinfarkt. Einen Tag zuvor war noch alles ok und nicht mal 20 Stunden später, lag sie da auf der Intensivstation. Ganz genau, wie du es beschreibst...als würde sie nur schlafen. Und ich dachte auch, sie wacht doch wieder aus.. ich küsste und streichelte sie. Unglaublich diese Situation und auch die Worte vom Arzt, dass sie bereits Hirnitot wäre und in den nächsten Stunden versterben wird. Einfach unfassbar...ich bin 37 und habe 2 kleine Kinder mit 4 und 1 Jahr. Sie war fest eingeplant in die Betreuung und von einem auf den anderen Tag, alles weg.


    Ich fühle mit dir. Deine Visuion die du hattest klingt schön, bestimmt war es sie, die dir so nah sein wollte und dir zeigt, dass sie immer da ist. Mir tut es auch über 4 Monate nach dem Vorfall jeden Tag weh, ich weine...ich rede mir ein, dass sie nur im Urlaub ist, dass macht es erträglicher...aber leider werde ich sue nie nehr sehn, wir waren uns sehr nah, nur paar Minuten auseinander gewohnt. Ich vermisse sie unglaublich...


    Ich umarme dich. Du bist nicht allein

    Einfach nur schrecklich, dass die Zeit unser Mütter abgelaufen ist. Meine war auch 65 Jahre...

  • Liebe weisse Rose Meine Mutter ist vor zwei Jahren an Folgen einer Hirnblutung gestorben .Hatte aber mehr Zeit für den Abschied als du und sie war auch schon älter als deine Mutter. Trotzdem fehlt sie mir sehr. Mutter bleibt immer Mutter.Mein tiefstes Mitgefühl. 🙏

  • Hallo ihr Lieben, vielen Dank für eure Beiträge an mich.

    Ich hatte lange in diesem Forum so viele Beiträge gelesen. Und selbst bereits wenige Tage nach ihrem Tod, war es als sprecht ihr zu mir, obwohl die Antworten an Andere waren, welche gerade einen Verlust hatten.

    Aber da hatte ich mich schon direkt aufgehoben gefühlt - und verstanden gefühlt.

    Da merkte ich, dass man nicht die Einzige ist, welche im Moment die schwerste Zeit ihres Lebens durchmacht. Das jeden Tag liebe Menschen sterben und viele andere so wahnsinnig traurig sind. Das macht es zwar verständlich im Sinne, dass die Natur nun mal so funktioniert. Es werden Menschen geboren und sie sterben wieder, wie unsere Pflanzen im Garten.


    Und trotzdem, musste es doch nicht meine Mama sein, die schon gehen muss. Da gibt es so viele andere - denen ich das fast wünschen würde. Ich bin so hin und her gerissen zwischen - ja das ist jetzt halt so, dass sie nicht mehr da ist. Wir gewöhnen uns schon dran. Und auf der anderen Seite - Nein, das wird wieder. Wenn ich das nächste Mal wieder zu Papa fahre, ist alles beim Alten. Und sie kann zur Zeit einfach nur nicht anrufen, weil sie verreist ist. Und ich spreche mit ihrem Foto oder führe Selbstgespräche mit ihr, als ob sie neben mir steht - erzähle bewusst laut. Das kann ich aber nur, wenn ich allein bin. Um dann nach wenigen Minuten doch mit Tränen in den Augen zu realisieren, dass mit ich ihr tatsächlich nur noch auf diesem Weg sprechen kann und nie mehr ein Lachen oder ein Augenzwinkern zurückbekommen werden. Dann bin ich wieder einfach nur so unendlich traurig und habe zu kämpfen.

    Ich glaube, der Einzige, der wirklich versteht, was in mir vorgeht, ist mein Papa. Auch wenn ich nicht den ganzen Tag weine. Ich bin tagsüber abgelenkt, habe letzte Woche den 1. Arbeitstag gehabt. Aber das war es auch schon. Ich war ja schon 6 Wochen zu Hause. Aber dieser 1 Tag hat mich total überfordert. Ich konnte einfachste Dinge nicht verstehen und habe die Welt nicht verstanden. Ich habe dann einfach noch Überstunden genommen und bin wieder für den Rest der Woche nach Hause gegangen.


    Mein Freund sagt, ich solle mich nicht selbst so quälen, indem ich mir immer wieder ihre Fotos ansehe. Ich habe auf meinem Handy so schöne Fotos von ihr. Das ist im Moment mein wertvollster Besitz. 2 Bilder habe ich vergrößert einrahmen lassen und ich stehe ständig davor. Sie schaute damals direkt in die Kamera und da ist es jetzt so, als ob Sie mir direkt in meine Augen sieht und meine Gedanken lesen kann. Ich wünschte mir, dass sie mir wenigstens auf diesem Bild ein Zeichen geben kann. Ein Zwinkern, ein Lächeln am Mundwinkel. Manchmal starre ich so lange auf dieses Bild und weine, bis ich meine etwas gesehen zu haben. Klingt verrückt und dann verstehe ich auch, was mein Mann mir sagen möchte.

    Aber ich MÖCHTE SIE ANSEHEN. Ich habe das Gefühl, nur so bin ich ihr ganz nah.


    Er selbst hat mit dem Tod meiner Mama, das erste Mal Berührung mit dem Tod erfahren. Auch wenn sie die tollste Schwiegermutter der Welt war - nein, sie IST es. - so ist die Trauer bei ihm längst nicht mit mir vergleichbar. Er steckt das ganz anders weg. Ich würde so gern oft über sie sprechen, aber dann fange ich immer an zu weinen und daher versucht er das Thema zu vermeiden, damit er mich schützen kann.


    Seine Familienlinie strotzt gerade vor Energie und Gesundheit. Seine Großeltern beiderseits, sind über 80 und super fit. Seine Eltern sind ebenso gesund. Ich habe meine Großeltern alle nacheinander in meiner Kindheit verloren. Da habe ich das mit dem Tod auch nicht so lange mit mir getragen. Aber er kennt das nicht, wie es sich tatsächlich anfühlt, wenn die Blutslinie versiegt und alles immer kleiner wird. Wenn einem mit das Wertvollste im Leben genommen wird. Ich glaube nur der Tod von eigenen Kindern kann sich noch schlimmer anfühlen. Ich mache ihm gar keinen Vorwurf, ich weiß dass er für mich nur das Beste möchte.

    Und trotzdem kann er mich nicht verstehen, dass ich traurig sein MÖCHTE. Das ich ständig an Mama denken MÖCHTE. Auch wenn es mir dabei schlecht geht. Ich fühle mich auch einfach danach etwas erholt - auch wenn es 10 min später erneut beginnt.


    Ich kann leider nicht einfach zu dem schönen Baum in den FriedWald fahren. Das ist 2,5h weit weg. Das macht mich auch so traurig, dass ich ihr nicht wirklich öfter nah sein kann, wie es nur geht. So bleibt mir einfach nur ihr Foto - wo sie mir direkt in die Augen und somit in mein Herz schaut...

  • Liebe Weisse Rose,

    vielen Dank für das teilhaben und teilen deiner Persönlichen Situation. Ich habe deine Nachricht gelesen und war berührt mit wie viel lieb und Verbundenheit du deine Situation benannt und beschrieben hast. Man spürt mit wie viel liebe und Hingabe du jedes einzelne Wort geschrieben hast.

    Von herzen liebe weiße Rose wünsche ich dir mein tiefstes Beileid für deine Mama. Ich heiße Maik und bin Moderator hier im Aspetos Forum wenn Du fragen hast oder ich dir Empfehlungen in deiner Zeit der Trauerbewältigung geben darf las es mich gerne wissen und melde Dich bei mir oder uns. Wir sind gerne für Dich da. Man braucht Zeit in der man sich neu Orientierung und in den globalen Alltag wieder rein findet besonders wenn man einen geliebten Menschen verloren hat. Auch die Gemeinschaft hier ist sehr mitfühlen und wie ich finde einfach toll. Ihr gebt Euch kraft und stärke man kann sich austauschen oder findet Gemeinsamkeit das wird dir sehr gut tuen. Fühl Dich hier frei und teile das das Dich berührt und das Du gerne teilen möchtest. Komme gerne an und finde hier in die Gemeinschaft rein.


    Kraftvolle Grüße sende ich Dir zu

    Maik


    weisse Rose

  • Immer, wenn ich alleine bin, falle ich in diese Leere. Ich sitze dann einfach da und starre in die Luft. Eigentlich habe ich zu tun und mache mir auch eine kleine Arbeitsliste für den Tag. Aber ich bin so motivationslos, kraftlos, leer... ich hab gar keine Worte, die das beschreiben. Auch wenn ich gerade nicht in Tränen bin. Ich sitze einfach da und weiß, ich sollte etwas tun - aber es ist mir tatsächlich einfach egal. Ich erwische mich dabei, dass mir auch das Essen egal ist, ich trinke zu wenig. Ich weiß das alles. Aber ich habe keinen Durst und auch keinen Hunger. Es ist einfach egal und ich frage mich, was soll ich denn jetzt machen??


    Zum einen bin ich immer jemand gewesen, der alles schon gestern erledigt hat statt heute. Ich habe an mich selbst immer hohe Anforderungen gestellt und ich glaube auch an mein Umfeld, an meine Kinder - jetzt nicht im übertriebenen Sinne bei den Kids. Das hat sich bisher aber immer ausbezahlt. Meine Mama, meine Eltern, haben mich genau so erzogen. Meine emsige Art, alles sofort zu erledigen und immer mehr als 100% zu geben, um im Leben vorwärts zu kommen, findet im Berufsleben Anklang. Aber jetzt bin ich so leer. Habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Das ist so ein Wechselbad. Das ist nur so wenn ich allein bin. Als ob dann ein Vorhang fällt und ich einfach schwach werde.

    Ich kann ja auch nichts mehr machen. Ich habe die letzten Wochen funktioniert. Habe alle Finanzen von Papa auf den Kopf gestellt. Alle Versicherungen etc kontaktiert, Behördengänge mit ihm abgewickelt. Der so schön angelegte Garten, das Unkraut schoss so und ich hatte Angst, dass Mamas Garten verkommen würde. Bis in die Abendstunden habe ich dort alles immer schick gemacht, dass ja alles so bleibt. Ich habe einfach den ganzen Tag funktioniert. Weit weg, von meinem eigentlichen zu Hause bei meiner Familie. Aber ganz nah bei Mama.

    Ich hatte eine Aufgabe und ich wurde gebraucht. Und jetzt? Jetzt sitze ich hier wieder weit weg von meinen Eltern, in meinem zu Hause. Und ich fühle mich einfach leer und so weit weg. Ich kann hier nicht in meinen Alltag übergehen. Ich habe einfach keine Kraft - wenn ich allein bin.


    Wenn mein Freund , also mein Mann (wir kennen uns sehr sehr lange :-) ) von der Arbeit kommt, ist das als ob ein Schalter umgelegt wird. Dann ist das, als wenn alles wie vorher ist. Ich mache Essen, mache Wäsche und Haushalt und lache mit ihm auch ab und an.

    Minuten später stehe ich im Bad und schaue mich im Spiegel an und denke: jetzt bist ohne Mama. Jetzt ist nur noch Papa da. Und ich fühle mich allein und leer. Dann möchte ich nur noch zu Mamas Bild an der Wand, wo sie mich ansieht, ihr Gesicht streicheln und sie küssen, ihr ganz oft sagen, wie lieb ich sie habe und ich sie so wahnsinnig vermisse. Ich denke, dass ihr das viel zu selten gesagt habe und es jetzt zu spät ist. Und ich kann es wieder nicht glauben, dass es das gewesen sein soll. Das das das Leben ist. Dann gibt es kein Halten mehr und mich übermannt diese Traurigkeit, dass ich Bäche weine.


    Dieses Hin und Her gerissen werden, von den Gefühlen. Dieses auf und ab. Das macht mich fertig.

  • Liebe Nicole,


    ich fühle mit dir!

    Ich vermisse meine Mutter jetzt schon seit 2 Jahren und drei Monaten.

    Deine innere Leere kann ich sooo gut nachvollziehen.

    Ich sitze einfach da und weiß, ich sollte etwas tun - aber es ist mir tatsächlich einfach egal.

    Wenn ich dir jetzt erzähle, was mir in der ersten Zeit der großen Trauer alles egal gewesen ist ...

    Ich musste mich geradezu zwingen, eine gewisse Normalität auch mir selbst gegenüber aufrechtzuerhalten.

    Diese Egal-Haltung dauerte Gott sei Dank nicht allzu lange an, unter anderem habe ich mich diszipliniert mit dem Gedanken: "Was würde Mami jetzt davon halten, dass ich mich selbst so vernachlässige?"

    Dieser Gedanke hat mich aus diesem Tief herausgeführt. Er hat mir geholfen.

    Aber du siehst an mir, wie normal solche Gefühle in der Trauer sind.

    Es ist NORMAL!

    Jetzt sitze ich hier wieder weit weg von meinen Eltern, in meinem zu Hause. Und ich fühle mich einfach leer und so weit weg. Ich kann hier nicht in meinen Alltag übergehen. Ich habe einfach keine Kraft - wenn ich allein bin.


    Wenn mein Freund , also mein Mann (wir kennen uns sehr sehr lange ) von der Arbeit kommt, ist das als ob ein Schalter umgelegt wird. Dann ist das, als wenn alles wie vorher ist. Ich mache Essen, mache Wäsche und Haushalt und lache mit ihm auch ab und an.

    Minuten später stehe ich im Bad und schaue mich im Spiegel an und denke: jetzt bist ohne Mama.

    Die Trauer, so erlebe ich sie, spaltet unser Leben. Einmal lacht man, und im nächsten Moment ist man tief, tief traurig und verzweifelt.

    Irgendwie lebt man in zwei Welten: in der Vergangenheit und in der unerträglichen Gegenwart, die einem gnadenlos die bittere Wahrheit vor Augen führt:(

    Und es fühlt sich alles so falsch an! Ich habe mich auch ganz oft im Spiegel angeschaut und gedacht: "Das kann alles nicht wahr sein. Bin ich das wirklich, die da in den Spiegel schaut, dieses mutterlose Wesen, dieses Waisenkind, nun gänzlich verlassen von meinen Eltern (mein Vater starb schon, als ich erst 9 war).


    Liebe Nicole, die Trauer vergeht nicht mit der Zeit, aber sie wandelt sich. Sie wird erträglicher, weil du lernst, mit ihr umzugehen.:24:


    Liebe Grüße


    Kerstin

  • Guten morgen liebe Weisse Rose,


    vielen Dank für deine Rückantwort worüber ich mich sehr gefreut habe. Ich verstehe Dich sehr gut und kenne selbst diese hin und her der Gefühle was normal ist das solchen Gefühlen im Trauerprozess kommt und bedenke bitte das alles noch frisch ist.


    Liebe weisse Rose schau was Dir gut tut und sorge gut für Dich und gib dir Zeit. Was mir immer geholfen hat ist das ich einen Brief geschrieben habe. Wenn dieser fertig war habe ich ihn laut vorgelesen und dann verbrannt. Die Asche kannst du dann dem Wind oder dem Wasser übergeben. Es ist sehr hilfreich seine Gefühle zu benennen und in einen Brief an eine verstorbene Person zu schreiben.


    Schaue gerne was dir im Alltag gut tut und probiere mehr davon aus. Es hilft dir wenn Du deine eigene Rituale und Abläufe entwickelst. Es geht in der Trauer Bewältigung nicht darum die Trauer zu vergessen oder auszublenden sondern mit der Trauer zu leben und diese zu Integrieren und sich für das Leben zu öffnen und in der neuen Situation an zu passen. Was mir sehr geholfen hat und das kann ich nur empfehlen sind Trauergruppen und einen tollen Psychologen der mich eine Zeit lang begleitet hat. Das kann ich Dir sehr empfehlen Professionelle Hilfe sich zu holen ist kraftvoll und führsorglich.


    ich freue mich von Dir zu lesen und sende Dir eine Herzliche Umarmung der Kraft, liebe und führsorge zu.


    Herzliche Grüße

    Maik


    weisse Rose

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    vielen Dank für eure lieben Worte und Mitgefühle.

    Ich bin müde, einfach nur müde. Dabei würde ich gern arbeiten. Seit Montag, also vorgestern, versuche ich wieder mich auf Arbeit mit einzubringen. Mein Arbeitgeber ist da wirklich kulant. Ich habe letzte Woche schon mal ab Mittwoch Anlauf genommen, habe dann vor diesem riesigen vollen Postfach gesessen und war überfordert. Dabei hatte ich noch nicht eine Mail gelesen.

    Ich muss sagen, wir arbeiten immer noch im Homeoffice. Was mich vor Mamas Tod noch gefreut hat, da ich nebenher Wäsche waschen konnte, das Essen im Ofen war etc. Aber jetzt? Letzte Woche konnte ich mich nicht eine Minute konzentrieren, war mit den vielen Informationen überfordert. Ich habe meine Chefin angerufen, und ihr genau das gesagt. Darauf habe ich dann noch die 2 Tage Sonderurlaub genommen, welche einem extra bei Tod eines Familienmitglieds gegeben werden.


    Das war ganz gut so. So hatte ich nochmal 4 Tage bekommen, bis wieder Montag war. Ich würde jetzt so gern ins Büro. Mit lieben Kollegen zusammen sein. Nicht einmal, um mich auszuheulen. Aber einfach nicht hier zu Hause allein zu sitzen und arbeiten zu MÜSSEN. Dabei macht mir die Arbeit sonst Spaß.

    Ich denke auch das wird schon wieder. Ich soll erstmal wieder "ankommen" und mich reinarbeiten, bevor ich wieder eigene Aufträge erhalte - das finde ich wirklich kulant und einfühlsam. Das hilft mir sehr. Und trotzdem würde ich lieber ins Büro zum Arbeiten.


    Kerstin :

    Ich habe über deine Worte nachgedacht: "Was würde Mami jetzt davon halten, dass ich mich selbst so vernachlässige?" Ich glaube, sie würde sich zum einen große Sorgen um meine Gesundheit machen. Das hat sie immer. Und sie würde sagen: "Nicki, das Leben geht weiter. Mach kleine Schritte -aber mach sie!"

    Und da hat sie Recht.

    Also, da werde ich wohl heute Nachmittag hier mal klar Schiff machen und ein kleines Rundumprogramm starten. - Und dabei an Mama denken, wie mich stolz beobachtet. Zumindest nehme ich mir das jetzt im Moment ganz doll vor!!


    Außerdem hat heute meine Tochter ihren 22.Geburtstag. Sie hat so sehr an Ihrer Oma gehangen und auch nach ihrem Tod sehr getrauert. Gestern schickte Sie mir ein Foto, aufgenommen aus der S-Bahn, vom Himmel, wo die Sonne durch die Wolken am blauen Himmel scheint. Und sie schreibt darunter: "Oma, ich sehe dich auch!" Da konnte ich nur antworten: "Ja, das ist sie. Sie beobachtet Dich!" Es tat mir sehr weh, da ich merke, wie sehr auch sie noch darunter leidet.

    Sie hat ihre eigene kleine Wohnung und lernt den Beruf der Altenpflegerin. Das finde ich wirklich absolut hochachtungsvoll und großartig. Ich bin sehr stolz auf sie.

    Jedenfalls hat Sie jetzt in der letzte Woche der Berufschule das einschlägige Thema: Sterben und wie geht man mit dem Tod um. Mit und bei den Patienten und mit den Angehörigen.

    Ich dachte nur, das passt ja. Sie tut sich sehr schwer - aber das gehört halt in diesem Beruf sehr stark dazu. Das sie nun selbst gerade Betroffene ist, ist einfach doof. Das Leben ist Sch..... Zumindest gerade jetzt.


    Wir werden ihren Geburtstag heute Abend zusammen verbringen und das irgendwie gemütlich gestalten. Leider kann ihr Opa, also mein Papa, nicht kommen.

    Er wohnt leider zu weit weg.

    Auch wenn meine Mama ihre liebe Enkeltochter heute nicht anrufen kann - das hätte sie schon längst getan - so wird sie ganz sicher bei uns sein.


    Das gleiche Schicksal habe ich dann nächste Woche zu meinem Geburtstag und 2 Tage darauf dann mein Papa. Wir werden alle vergeblich auf die lieben Anrufe, Grüsse und Küsse von Oma, Mama oder liebsten Frau warten. Es wird nicht passieren und das bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, dass wir drei die nächsten Tage alle ohne sie durchmüssen. Es war sonst immer was los im Juli. Irgendwo war immer eine Feier am Wochenende. Diesen Sommer ist alles anders. Und im nächsten auch...

  • Liebe weisse Rose,

    mein Mitgefühl zum Tod deiner Mutter!

    Weißt du, Trauer tut nicht nur weh sondern ist auch unglaublich anstrengend und kräftezehrend.

    Versuche sorgsam mit dir umzugehen, dir selbst die beste Freundin zu sein und nimm deine Tränen an, so wie sie kommen.

    Deine Umgebung trauert und fühlt anders, auch das ist normal.

    Nimm jede hilfe an, die du bekommen kannst und wenn du ein offenes Ohr findest rede über deinen Schmerz.

    Aber sei nicht zu ungeduldig mit denen, die Schwierigkeiten haben dein Leid zu sehen.


    Das ist einfach eine schwere Zeit durch die du gehen musst und je weniger du sie bewertest und umso geduldiger du mit dir selber bist, desto besser wirst du sie überstehen.

    Ich drück dich mal, wenn ich darf und schicke dir viel Liebe und Kraft! Gabi

  • Liebe Tigerlily, liebe Gabi,


    Trauer ist tatsächlich kräftezehrend. Ich merke dies heute so sehr.

    Gestern hatte meine Große Geburtstag. Wir haben am Abend gegrillt und als wir am Abend auf sie angestoßen haben, liefen mir so die Tränen.

    Weil meine Mama meine Tochter nicht angerufen hat und weil sie sowieso hier in der Runde fehlt. Ich habe mich dann zwar zusammengerissen aber das schöne Essen war mir plötzlich so egal. Es gab auch schöne Momente, wo gelacht wurde - glaube ich.


    Kennt ihr das: wenn man in der Runde ist und eigentlich passt alles. Alle sind fröhlich, vergessen kurz mal die schlechte und traurige Stimmung, es gibt reichlich gutes Essen und Getränke und die Musik ist auch toll.

    Und man selbst ist eigentlich mitten drin und aber auch nicht. Ich habe das Gefühl gehabt, ich stehe neben mir und schaue mir dieses "bunte Treiben" von "außen" an und sehe auch mich selbst lachen und frage mich, mich selbst anschauend: Was tust du da? Was tut ihr alle hier? Und warum ist fehlt die Großmama hier?

    Als ob ich sozusagen meine Seele aus meinem lebendigen Körper gelöst habe und mir selber zugesehen habe, was ich tue.


    Ich bin so zwiegespalten, dass es einerseits ein schöner Abend für meine Tochter war (sie ist sooooo verständnisvoll und lieb, mein großes Kind<3) und andererseits bin ich über diese Situation so unendlich unglücklich, da es doch nicht so ist, wie es sein sollte und ich eigentlich so wahnsinnig traurig bin und mir so sehr meine Mama, ihre Oma, hierher gewünscht hätte. Eine Rose und eine Kerze können sie eben nicht ersetzen. :33:


    Das hat mich heute nochmal so richtig eingeholt. Ich habe mit Weinkrämpfen auf dem Sofa gelegen und wusste nicht wohin mit mir. Ich hatte das Gefühl, dass das, was ich an doch kraftvoller Zeit aus den vergangenen Tagen hatte, sich mit einem Mal die Realität zurückgeholt hat. Die Realität ist grausam und tut einfach weh. :(. Ich dachte, ich bin an manchen Tagen schon einen Schritt weiter, freue mich über jede halben Tage, die ich nicht weine. Und heute fühle ich mich, wie ganz am Anfang.

    Dabei war es doch ein schöner Abend gestern - und eben auch soooo traurig und unbegreiflich auf der anderen Seite. Ich hab da Gefühl, von mir selbst von links nach rechts geschubst zu werden. Das ist einfach so anstrengend.


    Liebe Grüße Nicole

  • Liebe Nicole,


    ja, ich kann dich sehr gut mit all deinen Gefühlen verstehen.

    Als ob ich sozusagen meine Seele aus meinem lebendigen Körper gelöst habe und mir selber zugesehen habe, was ich tue.

    Auch diese seltsame Gefühl , man beobachte sich von außen selbst, kenne ich sehr gut, das hatte ich sehr oft, besonders, wenn ich mich unter vielen Menschen befand.

    Da schien die Zeit langsamer zu vergehen, irgendwie unwirklich.

    Manchmal habe ich dieses Gefühl heute noch, es ist aber schon viel seltener geworden.

    Ich dachte, ich bin an manchen Tagen schon einen Schritt weiter, freue mich über jede halben Tage, die ich nicht weine. Und heute fühle ich mich, wie ganz am Anfang.

    Genau das macht die Trauer so unglaublich anstrengend. Man macht zwei Schritte vor, nur um wieder drei zurückzufallen:(

    Man "pendelt" sich aufwärts, am Anfang nur sehr zögerlich, später registriert man die Fortschritte ein wenig besser, erkennt, dass es tatsächlich Verbesserungen im Allgemeinzustand gibt.

    Ich führe ein Trauertagebuch, worin ich nachlesen kann; das ist hilfreich für mich, mich besser zu verstehen.


    Tröstende Grüße


    Kerstin

  • Sommermond

    Es tut mir so leid um deine Schwester. Das akzeptieren, dass unsere Lieben von gleich auf jetzt weg sein sollen, das macht es so schwer.

    So ein Aneurysma ist leider eine sehr schnelle Sache, wo es um Leben und Tod geht. Und keiner ahnt so etwas. Ich fühle so sehr mit dir.


    Nelo

    Liebe Kerstin, vielen Dank für deine lieben Worte. Ich bin tatsächlich täglich hin und her gerissen. Und das ist so anstrengend.


    Ich konnte nicht anders und hab den medizinischen Abschlussbericht gelesen. Natürlich ist es einfach ein platonisches Fachchinesisch an den Hausarzt. Aber dank Google kann man diesen auch für einem selbst verständlich machen.


    Dieses Aneurysma muss wirklich unvorstellbar groß gewesen sein und hatte einen riesigen Riss an der Hirnaterie.

    Bei dem Rettungssanitäter konnte sie schon nicht mehr sehen und war verwirrt. Abr die Werte in der Notaufnahme bei Ankunft waren schon sehr akut. Da hatte sie schon so schwere Hirnblutungen, dass alle Reize weg waren sie nicht mehr ansprechbar war. Da war schon die Diagnose, dass, sofern sie überhaupt überlebt, sie schwerste Hirnschäden hätte und ein akuter Pflegefall bliebe.


    Als ich das gelesen - und verstanden- hatte, konnte ich nur noch weinen. Ich hoffe so sehr, dass sie ganz schnell bewusstlos war und keine langen Kopfschmerzen hatte. Selbst alle Bemühungen der Ärzte anschließend waren eigentlich schon aussichtslos. Sie hatte einfach nicht den Hauch einer Chance. Und so konnte ich sie nur noch schlafend sehen und nicht einmal mehr ihr sagen, wie sehr ich sie liebe und sie doch kämpfen solle!!! Wir sind doch bei ihr und helfen ihr zurück ins Leben!!

    Nichts, gar nichts sollte uns noch einen Moment des Abschieds geben. Wie gern hätte ich ihr noch einmal in die Augen gesehen. Und ihre Liebe wäre auch ohne Worte so tief bei mir angekommen.


    Heute, am Samstag sind es genau 8 Wochen her. Ich weiß noch, wie ich in ihr WhatsApp geschaut hatte.

    Zul online 18:35, dann gingen Mama und Papa mit dem Hund spazieren und sie kam nie wieder in ihr zu Hause zurück.

    Halb 8 brach sie zusammen, halb 9 bekam ich den Anruf, dass Mama im KH ist. Und 23 Uhr dann diese Diagnose. Mein Papa hatte kein Wort mehr in den paar Stunden mit ihr wechseln können und ich musste das nach 3h Autofahrt einfach so hinnehmen.

    Dieser Ablauf geht bei mir jeden Samstag bildlich durch den Kopf. Ich sitze halb 7 beim Abendessen und sobald ich die Uhrzeit sehe, ist der Abend gelaufen. Ich denke nur, dass es ihr doch jetzt vor 6, vor 7, vor 8 Wochen noch gut ging und eine Stunde später soll alles vorbei sein??

    Ich verstehe das alles immer noch nicht. Medizinisch ja, alles verständlich. Sie musste daran sterben. Der Hirnschaden war in absolut kürzester Zeit zu groß.


    Und das macht es trotzdem so schwer. Sie war doch sonst gesund und hatte nichts. War immer mit ihrem Hund unterwegs, hat sich fit gehalten. Und wofür????

    Ich würde so gern in der Nähe bei meinem Papa sein. Am Telefon hört er sich immer so taff an. Geht zu Besuch, lädt auch Besuch von Freunden ein, kümmert sich um den alten Hund (ich hoffe, er bleibt meinem Papa noch eine Weile da. Er ist sehr alt. ) Manchmal scheint es mir, ich mache mir mehr Sorgen um ihn, als es sein müsste. Aber andererseits ist das nur das Telefongespräch oder Video. Und wenn wir aufgelegt haben?? Wie geht's ihm dann? Als ich das letzte Mal da war, schaute er Löcher in die Luft und sagte: "Jetzt sitze ich wohl jeden Abend alleine hier auf der Couch. Das wird dann wohl mein Leben sein." Das bricht mir das Herz. Der Haushalt wird nicht sein Problem sein. Aber das Alleinsein. Spaziergänge - allein, Essen machen (wenn er es überhaupt tut) - allein, die Abende im Garten auf der Terrasse- macht er gar nicht.

    Ich habe so meine Erinnerungen, wie wir da zusammen sitzen und Mama eben da ist. Meine liebe Mama!!! Und wenn ich jetzt da hinkomme, sind genau diese Bilder da. Und es ist eben nie wieder so....


    Zu sehr habe ich die Vorstellungen, was und wie Mama und Papa alles gemeinsam gemacht haben. Nächste Woche habe ich Geburtstag und Papa wollte die Fahrt nicht machen. Jetzt möchte er aber doch kommen. Darüber freue ich mich so riesig und trotzdem fange ich jetzt schon an zu weinen, da er allein kommen wird. Das letzte Mal kamen sie doch gemeinsam. Warum kann sie denn jetzt nicht mehr mitkommen???? Ich vermisse sie so sehr, das kann ich nicht in Worte fassen. Ich bin so unglücklich und möchte Samstags nicht mehr am Abend auf die Uhr schauen und weinen. Aber noch ist es so und ich kann gar nicht anders. ;(


    Jetzt um die Zeit, war es quasi schon vorbei. Meine liebe Mami!!!!!! WARUM??????

  • Liebe Nicole,


    ich möchte dir mein Mitgefühl aussprechen. Es tut mir sehr leid, dass du deine geliebte Mutti verloren hast.


    Heute vor 8 Wochen ist das Unfassbare bei dir eingetroffen. Worte des Trostes gibt es leider nicht. All deine Gedanken und Gefühle kann ich nachempfinden.


    Ich zähle auch immer die Wochen, seitdem meine Mama gestorben ist. Heute sind es 62 Wochen und 4 Tage............


    Fühl dich verstanden und gedrückt :30:


    Liebe mitfühlende Grüße

    Sveti

  • Liebe Nicole,

    auch wenn kein Abschied mehr möglich war, Deine Mami hat sicher gespürt, dass

    Du bei ihr warst. Jetzt kommen die traurigen Bilder immer wieder und die Frage nach dem Warum, die niemand beantworten kann. Dazu kommt noch die Sorge um Deinen Papa. Ich kann Dich gut verstehen. Es ist einfach nur schwer. Ich hoffe, Du hast wirkliche Freunde, die Dich halten und fühle mit Dir.

    LB

    Sommermond