Meine Mama hat die Leinen losgelassen in ihr nächstes Abenteuertland, aber ich kann es nicht realisieren und es wird schlimmer.

  • Hallo zusammen,


    ich möchte mich hier mal öffnen und über den Verlust meiner geliebten Mama schreiben. Es ist für mich alles noch so unwirklich und surreal.


    Freitag der 31.07.2020, der schlimmste Tag meines Lebens begann wie jeder andere normale Arbeitstag, ich fuhr zur Arbeit und holte mir an der Tankstelle noch einen Kaffee. Während ich mein Seminar hielt, klingelte mein Handy um ca. 12:00 Uhr. Es war meine Schwester, beim ersten mal, habe ich das Handy noch zur Seite gelegt und wollte in der Pause zurückrufen. Jedoch vernahm ich aus dem Augenwinkel wie es noch zwei weitere male auf dem Tisch anfing zu klingeln. Daraufhin wurde ich stutzig und nahm ab...


    Ab hier begann mein persönlicher Alptraum. Meine Schwester sagte mir, sie sei auf dem Weg nach Hause von der Arbeit in das gemeinsame Elternhaus, da unser Stiefpapa meine Schwester angerufen hatte. Er hat ihr am Telefon nämlich mitgeteilt, dass er von unserer Oma angerufen wurde weil diese bei ihren täglichen Anrufen Morgens um 09:00 Uhr meine Mama nicht erreicht hatte. Daraufhin hat Sie sich Sorgen gemacht und meinen Stiefpapa angerufen (er arbeitet nur 500 Meter von Zuhause weg) und er hat sich direkt auf den Weg nach Hause gemacht. Dort angekommen hat er Mama bereits bewusstlos im Flur liegend vorgefunden. Er hat sofort den Notarzt und den RTW alarmiert und dürfe jetzt auch nicht mehr rein ins Haus. Meine Schwester beendete das Telefonat mit den Worten "Ich bin in zwei Minuten Zuhause und melde mich wenn ich genaueres weiss"

    Da ich selber ehrenamtlich Rettungsdienst fahre, war mir sofort bewusst was Zuhause grade passiert, also habe ich mich sofort auf den Weg nach Hause gemacht...auf der Autobahn schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf und die Zeit verging so langsam. Als ich nach 25 Minuten auf der Bahn immer noch keinen Anruf von meiner Schwester hatte, konnte ich nicht mehr innehalten und musste sie zurückrufen. Da ging Sie bereits völlig aufgelöst an das Telefon und sagte mir "Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen, aber Mama ist tot". Beim bloßen schreiben dieser Worte läuft es mir jetzt grade wieder eiskalt den Rücken herunter und fühlt sich genauso grausam an, wie die gesprochenen Worte meiner Schwester. Es war als hätte man mir mein Herz herausgerissen bei lebendigem Leib, es tat so höllisch weh und ich fühlte mich mit einem mal so leer. Sämtlicher Sinn verblasste zu diesem Zeitpunkt. Ich brach in tränen aus während der Fahrt und versuchte nur noch irgendwie nach Hause zu meiner Familie zu kommen.

    Dort angekommen, war der RTW bereits weg und die Kripo da, wir durften zu dem Zeitpunkt nicht mehr rein zu Mama. Der Notarzt kam heraus und ich sprach Ihn an ob er wüsste was es gewesen ist und er solle ruhig ehrlich zu mir sein. Er sagte mir, er habe selber keine Idee, nur das auf dem EKG keine Reizleitung mehr zu sehen war und Sie fast 50 Minuten versucht haben meine Mama wieder zu holen. Doch dieser Versuch war leider nicht von Erfolg gekrönt.


    Als die Kripo uns im Anschluss fragte, ob wir nochmal zu Ihr wollten, musste ich auf jeden Fall ins Haus. Das hätte ich mir sonst nie verziehen, denn am Mittwoch haben wir uns wegen Corona zur Verabschiedung nicht umarmt. Das war der Tag als ich meine Mama das letzte mal beim gemeinsamen Familienessen zur Lebzeitverbeamtung meiner Schwester gesehen habe. Da war noch alles so toll, wir hatten über den gemeinsamen Urlaub Ende September, Ihre Geburtstagsplanung für den 16.09 gesprochen und uns Gegenseitig das leckere Essen von den Tellern stibizt und viel gelacht.


    Und was war nun? Dort liegt meine Mama, blau angelaufen, mit nur 50 Jahren und kerngesund, auf dem kalten Fliesenboden und ist verstorben. Es traf mich wie ein weiterer Schlag aber ich musste Sie wenigstens dort nochmal in den Arm nehmen, Ihre Hand halten und Ihre Wange streicheln...dieses Bild geht mir leider nicht mehr aus dem Kopf.

    Das ist nun schon fast 4 Wochen her, in der Zwischenzeit mussten wir uns um die Beisetzung und das ganze organisatorische kümmern. Das wirkt wie ein schlechter Film, für seine Mama den Sarg aussuchen, die Urne, das Grab, die Blumen, die Trauerkarten und die letzte Kleidung...jeder dieser einzelnen Schritte schmerzte so sehr.


    Am Mittwoch war nun die Beisetzung und meine Schwester und ich haben gemeinsam die Urne zum Grab getragen...aber trotz allem wirkt es so als wäre das alles nicht echt :(

    Ich kann mir das nicht vorstellen die beste Mama der Welt so früh verloren zu haben. Wie soll es jetzt weiter gehen? Ich bin Ihr doch so dankbar dafür, was sie uns alles mitgegeben hat auf Ihrem Weg...sie war so Offenherzig, Warm, Fröhlich und niemals böse und hat die gesamte Familie immer zusammengehalten als Ihr Mittelpunkt. Familie war Ihr größtes Glück. Dank Ihr haben wir gelernt was es heißt zu lieben, zu leben und auch mal zu vergeben. Sie war nicht nur meine Mama, sondern auch gleichzeitig meine beste Freundin und mein Fels in der Brandung. Ich vermisse es jeden Tag mehr, sie in den Arm zu nehmen, Ihre warme Stimme zu hören die mir sagt "Ich liebe dich mein Großer, Pass auf dich auf", Ihren Geruch zu riechen der Zuhause war und jedes noch so große Problem winzig erschienen lies. Sie hat uns neben unserem wunderbaren Papa auch noch einen wundervollen zweiten Papa, den Stiefpapa, mit ins Leben gebracht. Trotz Scheidung war das im Nachgang die beste Entscheidung die Sie getroffen hat, denn ich hatte das Glück mit einer super funktionierenden und kooperierenden Familie aufzuwachsen. Sie hat uns eine super Jugend beschert an der es uns nie an etwas gemangelt hat und dafür hat sie so oft so viel zurückgesteckt.

    Ich würde ihr so gerne nur einen Bruchteil von dem zurückgeben, was sie für mich, meine Schwester, meinen Papa, meinen Stiefpapa, Oma und Opa einfach alle getan hat. Die Chance kriege ich leider nicht mehr und das tut so verdammt weh. Wie gerne hätte ich noch so viele Dinge mit Ihr erlebt, sie auch stolz gemacht wenn irgendwann mal eine Hochzeit oder ggf. die ersten Enkelkinder auf dem Weg gewesen wären. Sie wäre eine wundervolle Oma gewesen und es war ihr größter Wunsch das irgendwann zu sein. Es ist so unfair, dass sie das nicht mehr erleben darf.

    Mama ich vermisse dich so sehr und kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen, vorallem so viele Jahre, einen Großteil meines Lebens. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder auch wenn es zur Zeit noch so wirkt als wärst du nur im Urlaub :( Ich werde dich für immer tief im Herzen tragen.

    Wie seid ihr mit dem Verlust umgegangen...ich weiss grad einfach nicht mehr weiter. Würde sie so gerne besuchen, sie anrufen, ihr von meinem Tag erzählen oder einfach nur eine "schnöde" WhatsApp von Ihr auf dem Display sehen.


    Traurige Grüße,


    Daniel

  • Lieber Daniel


    Von Herzen mein aufrichtiges Beileid zum Tod deiner geliebten Mama. Es tut mir sehr leid, dass du sie auf diese plötzliche Weise verlieren musstest und keine Möglichkeit mehr hattest, dich richtig von ihr zu verabschieden. Und so jung. Niemand rechnet damit, dass seine Eltern so früh sterben könnten. Man ist völlig ahnungslos und in keinster Weise auf den Tod vorbereitet. Der Schock ist enorm. Und es braucht viel Zeit, bis die Realität so richtig im Herzen ankommt. Deshalb hast du vielleicht auch das Gefühl, dass es immer schlimmer wird, da du immer mehr realisierst, was es bedeutet, ohne deine liebe Mama leben zu müssen. Ich habe heute vor genau 21 Wochen meinen über alles geliebten Papa verloren und bin auch jetzt noch immer wieder fassungslos darüber, dass ich nie mehr mit ihm reden kann, nie mehr in seine lieben Augen schauen oder ihn lächeln sehen kann. Dass ich ihn nie mehr sehen kann, wie er voller Konzentration und völlig in seine eigenen Gedanken versunken, am Computer seine Bilder bearbeitet. Und so vieles mehr.


    Ich kann so gut verstehen, wie es dir jetzt geht. 4 Wochen ist noch so frisch, da sind alle Bilder noch so lebendig und fast das gesamte Denken und Fühlen dreht sich um den geliebten Menschen, der nicht mehr da ist, nie mehr da sein wird. Ausserdem überschwemmen einen Erinnerungen, und vielleicht auch Schuldgefühle, so wie das bei mir der Fall ist. Auch jetzt noch. Obwohl mir sogar klar ist, dass mein Papa mir bestimmt schon längst verziehen hat. Und dennoch knabbere ich daran, dass ich die Zeit nicht besser genutzt habe, als er noch da war.


    Das einzige, was mich immer ein wenig getröstet hat und auch jetzt noch tröstet, ist das Wissen, dass mein Vater zwar tot ist, aber meine Liebe zu ihm nicht. Im Gegenteil, die ist lebendiger als je zuvor und in meinem Herzen geht die Beziehung und die Liebe zu ihm weiter. Und zwar für immer. Erst seit kurzer Zeit ist es mir auch möglich, die vielen Erinnerungen an ihn nicht nur als schmerzhaft und als nicht auszuhalten zu empfinden, sondern tatsächlich als kostbaren Schatz; denn sie sind das einzige, was ich noch von ihm habe.


    Mir hilft auch das Schreiben im Forum sehr. Hier kann ich schreiben, wie es mir wirklich geht und wie schwer das alles ist. Hier ist immer jemand, der mich versteht. Und das tut gut. Und das Schreiben erleichtert einfach auch.


    Lieber Daniel, ich wünsche dir eine ruhige, erholsame Nacht mit hoffentlich viel heilsamem Schlaf.


    Viele Grüsse

    Silvia

  • Ach Daniel,

    es tut mir für dich und deine Familie so unendlich leid!

    Ich vermag jedes Wort, jedes von dir ausgesprochene Gefühl, nachzuvollziehen, denn ich weiß, wovon du sprichst:(

    Deine Mama war noch so jung, und es ist einfach unglaublich ungerecht, den Kern der Familie, und das ist nunmal eine Mama, so früh zu verlieren.

    Es ist für dich und deine Familie auch ein ganz großer Schock, sozusagen ein Trauma, und das müsst ihr erst einmal ein wenig verarbeiten.

    Sie war nicht nur meine Mama, sondern auch gleichzeitig meine beste Freundin und mein Fels in der Brandung.

    Das war meine Mami auch für mich,

    Ich vermisse sie unendlich, und diese Lücke wird niemals aufzufüllen sein.

    Ich bin 49 jahre alt und durfte 47 Jahre mit ihr verbringen, allerdings verlor ich meinen Vater bereits, als ich erst 9 war; dementsprechend war die Bindung zu ihr auch eine ganz besonders starke.

    Mein Vater starb vor meinen Augen, er lag tot im Flur, nachdem er einen Herzinfarkt erlitten hatte. Diese Bilder sind bei mir ebenso tief eingebrannt, so etwas vergisst man nie ...

    aber trotz allem wirkt es so als wäre das alles nicht echt

    Dieses Gefühl ist normal. Teilweise, nach über zwei Jahren Trauer um meine Mutter, geht es mir auch noch so. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie es denn sein kann, dass ich ihr Grablichter hinstelle, obwohl ich dies doch immer nur für meinen Vater tun musste. Es ist so unwirklich FÜR SIE welche anzuzünden.

    Ganz vieles ist für mich heute noch wie auf den Kopf gestellt.

    Im ersten Trauerjahr hatte ich auch ganz, ganz oft den Impuls, sie anrufen zu wollen.


    Du fragst, wie wir mit unserem Verlust umgehen.

    Obwohl die Trauer sich in vielen Dingen gleicht, muss jeder seinen ganz eigenen Weg gehen.

    Es ist gut, dass du eine Familie hast und nicht alleine bist, Versucht, euch gegenseitig zu stützen.

    Dass du dir hier deinen Schmerz von der Seele geschrieben hast, hilft ganz bestimmt auch ein wenig, denn deine Gefühle brauchen ein Ventil.

    Alle hier in diesem Forum können deinen tiefen Schmerz verstehen und nachvollziehen, etwas, dass dir die Welt da draußen nicht bieten wird. Wann immer du also das Gefühl hast, nicht verstanden zu werden, allein zu sein mit deiner Trauer, melde dich hier. hier ist immer jemand, der dich aufbaut.


    Mitfühlende Grüße

    Kerstin

  • Vielen Dank vorab für die schönen Worte, es tut gut zu wissen das es hier Menschen gibt die einen verstehen.

    Ich kann so gut verstehen, wie es dir jetzt geht. 4 Wochen ist noch so frisch, da sind alle Bilder noch so lebendig und fast das gesamte Denken und Fühlen dreht sich um den geliebten Menschen, der nicht mehr da ist, nie mehr da sein wird. Ausserdem überschwemmen einen Erinnerungen, und vielleicht auch Schuldgefühle, so wie das bei mir der Fall ist. Auch jetzt noch. Obwohl mir sogar klar ist, dass mein Papa mir bestimmt schon längst verziehen hat. Und dennoch knabbere ich daran, dass ich die Zeit nicht besser genutzt habe, als er noch da war.

    Das kann ich mir denke ich jedoch nicht vorwerfen, da wir immer ein super Verhältnis das immer schon sehr intensiv war hatten. Auch hatten wir nie Streitigkeiten in einem extremeren Sinn. Meine beste Freundin hat letzte Woche noch zu mir gesagt "Ne, stimmt, du hast nie irgendwas über deine Mama im negativen fallen gelassen, selbst in den Teenager Sturm und Drang Phasen noch nichtmals ein "Boah Mama nervt"" . Sie war so ein hilfsbereiter und großzügiger Mensch, einfach allen gegenüber nochnichtmals nur der Familie gegenüber. Das war sie auch im Freundeskreis.

    Die einzigen Vorwürfe bzw. Zugleich auch Gedanken der Unfairness die aufkommen sind die, dass ich so oft an Familienfeiern am Wochenende später gekommen bin oder eher abgehauen bin, da ich noch auf Diensten vom DRK war oder zu welchen musste. Diesen Vorwurf mache ich mir, finde es jedoch zugleich auch Unfair...man opfert sich viele viele Stunden in seiner freien Zeit freiwillig für das Wohlergehen anderer auf und als Dank wird einem die eigene Mama genommen :( Dabei hat sie unsere Familie da auch immer sehr unterstützt, da ich mittlerweile in dritter Generation bei dem Laden tätig bin.

    Ich finde es auch meiner Mama gegenüber total unfair, sie hat vor kurzem noch gesagt "Jetzt kann ich das Leben richtig genießen, ich habe zwei wunderbare Kinder die mit beiden Beinen fest im Leben stehe, einen wunderbaren Mann und habe jetzt die besten Jahre vor mir und kann dabei zuschauen wie irgendwann meine Enkelkinder groß werden"


    All das konnte Sie nicht erleben.


    Ich fühle mich wie ein Säugling, der das Leben neu lernen muss, aber zugleich auch 10 Jahre erwachsener auf einen Schlag, denn jetzt hat man die Verantwortung für seine Großeltern. Diese mussten den Verlust ihres eigenen Kindes überleben und sind auch beide sehr schwer krank. Man übernimmt diese Verantwortung gerne und das ist das mindeste was man seinen Großeltern und Mama schuldig war.


    Hatte immer Angst vor dem Verlust meiner Großeltern und meines leiblichen Papas (alle 3 schwer krank) , aber habe mir immer gesagt...mit deiner Schwester, deinem Stiefpapa und vorallem mit deiner Mama an der Seite schaffst du das...und jetzt ist sie bereits nicht mehr bei uns und (ich hoffe es dauert noch sehr sehr sehr lange) ich muss durch diese Verluste irgendwann ohne sie durch :( Auch verspüre ich immoment starke Verlustängste und zucke immer zusammen wenn das Telefon klingelt...

    Diese Hilflosigkeit und Machtlosigkeit macht mich so unfassbar traurig...mir graut es vor dem Gedanken noch 10, 20, 30, 40 oder gar 50 Jahre ohne sie auf dieser Welt verweilen zu müssen :(

  • Lieber Daniel,

    es tut mir sehr leid, dass Du so unerwartet und früh Deine Mutter verloren hast. Ich kann gut nachvollziehen, dass Du fassungslos bist. Der Verlust eines nahen Menschen ist erschütternd und lässt uns verzweifelt und hilflos zurück. Deine Zeilen lassen ahnen, wie wichtig Dir Deine Mutter war. Leider kann ich Dir keinen Trost geben. Ich fühle mit Dir.

    Sommermond

  • Lieber Daniel!

    Mein Mitgefühl .Und deine Mama war noch so jung und hätte noch soviel vor gehabt.

    Es tit mir sehr leid.Ich hoffe,das du auch Freunde hast die für dich da sind in der schweren

    Zeit.Auch für deinen Stiefvater wird es sehr schwer sein,damit leben zu müssen.Ja das Leben

    ist so ungerecht.Ich wünsche dir ganz viel Kraft.Liebe Grüße Helga

  • Das ist ja fast das schlimmste an der Sache, das unsere Familie speziell mein Stiefpapa in den letzten zwei Jahren 3 Verluste durchmachen musste. Im November 18 meine Stiefuroma, Dann Anfang 2019 den Stiefopa (seinen Vater) und jetzt meine Mama. Und er hat vorallem noch versucht sie zu reanimieren.


    Deine Zeilen lassen ahnen, wie wichtig Dir Deine Mutter war.

    Sie war meine wichtigste Bezugsperson, grade weil sie immer und bedingungslos für einen da war. Ich bin kein Muttersöhnchen, aber dennoch haben wir uns mindestens 3 mal die Woche gesehen und fast täglich Kontakt gehabt und die Zeit zusammen und mit der Familie auch immer versucht in vollen Zügen zu genießen. Familie steht bei uns allen sehr weit oben...aber für Mama irgendwie noch ein Stück mehr.


    Manchmal denke ich mir, warum bist du so viel Arbeiten und beim DRK gewesen und hast nicht mehr Zeit mit ihr verbracht?

    Mir fällt es schwer einen Sinn hinter vielen Dingen zu sehen. Alles was ich im Leben erreicht habe, mit Ausbildung, Studium und selbst Kleinigkeiten habe ich zwar für mich gemacht. Aber irgendwie hab ich so den Eindruck das der eigentlich treibende Faktor das war, dass ich meiner Mama von allem berichten konnte, sie stolz machen wollte und mich über ihren Rat und ihre Freude gefreut habe.


    Kann gerade auch kaum arbeiten, da mir das so unsagbar schwer fällt. Ich bin Dozent und muss aktuell die ganze Zeit da vorne stehen und den Alleinunterhalter bei nem Hochkomplexen Thema spielen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Grade weil ich diese Schulung die ich gerade halte mit nichts positivem Verbinde. Denn ich habe sie in der letzten Juli Woche zum ersten mal gehalten und da ist Freitags die Welt für mich zusammengebrochen. Alles in dieser Schulung erinnert mich an diese Woche...


    Und dennoch habe ein schlechtes Gewissen wenn ich hier stehe...oft an Mama denke, dann aber denke sie ist nur verreist.

  • Lieber Daniel,

    es ist schlimm, dass Deine Familie innerhalb kurzer Zeit gleich drei Schicksalsschläge erleiden musste.

    Du schreibst:

    Manchmal denke ich mir,warum bist du so viel Arbeiten und beim DRK gewesen und hast nicht mehr Zeit mit ihr verbracht?


    Macht Dir bitte keine Vorwürfe. Ich habe mit meiner Zwillingsschwester 67 Jahre zusammen verbracht und es war doch zu kurz.


    Ich bin sicher, Deine Mutter hat sich oft über Dich gefreut.


    Es ist schwer, im Beruf zu funktionieren . Vielleicht ist es manchmal unerlässlich, Dir ein unreales Bild in den Kopf zu setzen, besonders wenn Du in Deiner schwierigen Situation via Publikum reden musst.


    Von Herzen wünsche ich Dir Kraft für Deinen schweren Weg.

    Liebe Grüße

    Sommermond

  • Diese Gedanken kommen mir aber so oft.


    Das funktionieren im Beruf ist halt auch umso schwieriger, da ich zur Zeit am liebsten bei der Familie wäre um für die da zu sein. Stattdessen ist man 40 km entfernt von ihr und hat dazu auch noch volle Tage. Da ist diese Angst, dass jederzeit wieder was passiert :(


    Auch plagt einen das schlechte Gewissen, dass man nach Feierabend eigentlich kaum Zeit hat dann nochmal die Familie als gesamte noch zu besuchen. Auch wird es zeitlich schwierig Mama am Friedhof zu besuchen, ich war bis jetzt jeden Tag dort. Ich hätte gerade einfach gerne mehr Zeit oder könnte mich teilen...


    Sommermond, du sagtest:

    "Vielleicht ist es manchmal unerlässlich, dir ein unreales Bild in den Kopf zu setzen"


    Wie meinst du das, wenn ich fragen darf?

    Mir kommt halt immer nur Erinnerungen von ihr in den Kopf oder Gedanken was ich mit ihr machen könnte, bis dann das Brett wieder kommt, wie ich sie da auf dem Boden liegen sehe. Ab da schmerzt es dann wieder umso mehr, da ich in ihren letzten Momenten nicht an Ihrer Seite sein durfte und ihr nochmal sagen konnte, wie lieb ich sie habe und was sie für mich bedeutet.

  • Lieber Daniel,


    meine aufrichtige Anteilnahme zu deinem schweren Verlust.


    Du fragst, wie wir mit unserem Verlust umgehen................................ sehr, sehr schwer............


    Bei mir war es so, dass ich es nicht glauben konnte. Wochenlang habe ich wie ein ferngesteuertes Wesen, die notwendigen Dinge erledigt. Ich konnte nicht weinen, weil ich es nicht realisiert habe, dass meine Mama gestorben ist und nie, nie wieder kommt.


    Irgendwann bin ich dann ganz tief ins Trauerloch gestürzt. Dann gibt es Tage, die einigermaßen"normal" sind bis die nächste Trauerwelle einen aus der Fassung bringt.


    Ich würde dir gerne tröstende Worte schenken, aber leider gibt es die für diesen Zustand nicht.


    In jeder Zeile von dir, fühle ich mit dir mit.


    Mitfühlende Grüße

    Sveti

  • Lieber Daniel,

    mir fällt es z.B.leichter eine Aufgabe, die erledigt werden muss, die mir emotional schwer fällt, so auszuführen, als würde ich sie für jemand anderen erledigen, das war

    mit dem "unrealen Bild "gemeint.

    LG

    Sommermond

    Danke Sommermond für die Erläuterung, die Idee ist gut, dann muss ich mir da nur ein passendes Gedankenkonstrukt zurecht legen. Denn leider muss ich diese Schulung noch ein paar mal halten und ich durchlaufe grade gefühlt diese Woche die mein Leben verändert hat aufs neue.

    Und zu den 67 Jahren mit deiner Schwester, das tut mir auch sehr Leid für dich...es ist immer zu früh geliebte Menschen zu verlieren. Dennoch hätte ich es mir so sehr gewünscht wenn es noch viele mehr gewesen wären :( Ich war immer ein Mensch der so ein bisschen an Karma geglaubt hat...aber das mit Mama muss uns dann übel mitgespielt haben, da ich nicht wüsste was wir getan haben das wir als Familie so einen schwerwiegenden Verlust "verdient" haben.

    Es wäre so schön wenn es irgendwann ein wiedersehen geben würde...

    Liebe Sveti, auch dir danke für die Anteilnahme. Es ist bei mir genauso wie bei dir, ich kann das einfach nicht glauben und dieser Gedanke macht es irgendwie am schlimmsten. Es erinnert mich grade einfach alles an Sie. Selbst so ein Leuchtturm auf der Getränkeverpackung heute hat mich heute wieder an die schönen Nordsee Urlaube mit meiner Mama erinnert. Wir waren letztes Jahr im April erst noch da gewesen...es ist für mich einfach unfassbar das es nie wieder in der Familienzusammensetzung dahin gehen wird. Irgendwie funktioniert man einfach nur. Das Bedürfnis den Tränen freien Lauf zu lassen kommt häufig, aber grade auf der Arbeit wenn man da vorne steht, geht es halt schlecht. Ich weiss aber auch nicht ob es eine gute Idee ist, wenn ich das den Teilnehmern vielleicht sage, was gerade bei mir los ist. Ich habe für mich das Gefühl das ich mich oft einfach auch "aufhänge"...

  • Lieber Daniel,


    ich kann dir schwer den Tipp geben, dich vor deinen Teilnehmern zu öffnen. Ich bin mit meiner Trauer lieber ganz alleine. Meine "Aussenwelt" denkt, ich bin die starke Sveti und habe alles im Griff........... Da ist jeder Mensch anders.


    Wenn dich da vorne die Trauer überrollt und du vor deinen Teilnehmern weinen musst, dann mach es und sage ihnen, dass du traurig wegen deiner Mama bist.


    Wäre ich eine Teilnehmerin von dir, würde ich mit dir weinen :30:

  • diese vermeintlich schnöden, so selbstverständlichen Kleinigkeiten, wie z.B. ein Nachricht per WhatsApp, ein "pass gut auf dich auf", oder "wie geht es dir?"


    DAS vermisse ich heute noch am Meisten (nach meinem Schatzi... :33:)

    das Wissen, dass an mich gedacht wird, jemand für mich da ist, mir guten Morgen oder gute Nacht oder gute Fahrt oder was auch immer, wünscht - die täglichen SMS' - sie fehlen mir wahnsinnig - das Handy hat seitdem an Bedeutung verloren - wenn ich es nicht für die Arbeit bräuchte, würde ich es glatt ausschalten und den Vertrag kündigen.

    Vor gut 2 Jahren konnte ich mich täglich mehrfach freuen, über ihre Smilies, ihre lieben Worte und guten Wünsche - heute bedeutet das Klingeln nur noch Verpflichtung, ohne jegliche Freude :(

    alles schien so selbstverständlich

    und jetzt?

    ist GARNICHTS MEHR selbstverständlich - weder das Aufstehen, noch die alltägliche Dinge, welche man vorher mit Freude/Elan getan hat - nun sind sie nur noch Belastung, scheinen völlig unwichtig/unnötig, noch das Zubettgehen

    Alles automatisiert und erscheint dabei so völlig sinnlos ...

    Ich habe ausserhalb des Forums bisher niemanden gefunden, mit dem ich tiefergründig darüber hätte reden können - ich würde mich gern mit Freundinnen von ihr über die gemeinsamen Erlebnisse unterhalten - aber - nachdem sie keine 6 Stellen vor dem Komma mehr auf dem Konto hatte, haben sich die angeblichen Freunde aus dem Staub gemacht :cursing:

    deshalb bin auch ich lieber allein mit meiner Trauer

    ich rede jeden Tag mit ihr - einerseits tut es mir gut, andererseits belastet es mich - rede ich nicht mit ihr, fühle ich mich einfach nur leer, ausgebrannt, wie gelähmt im Kopf - die Tage gehen nur noch gaaaanz laaaaangsam vorüber, scheinbar ohne einen Sinn zu haben - das "Leben" steht irgendwie still, obwohl die Erde sich weiter dreht - scheinbar an mir vorbei dreht ..... wie gern würde ich mich bei ihr anlehnen und mit ihr in den Himmel gucken :13:


    wenn ich also schreibe, dass es im Laufe der Zeit ETWAS besser wird, dann bedeutet das nicht, dass die Trauer oder der Schmerz geringer werden - sondern - dass wir uns an den Schmerz und die Trauer "gewöhnen", diese als Teil von uns ansehen und ETWAS besser damit umzugehen lernen


    Euch allen hier deshalb:

    :30:   :30:   :30:

  • Lieber Daniel!

    Ich verstehe,das die alles noch sehr schwer fällt,aber wenn du weinen mußt,dann mach es,

    alle werden Verständnis haben.In der ersten Zeit ist es besonders schlimm,aber es muß raus.

    Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu haben,denn du warst doch schon oft bei deiner Mutter,

    auch wenn du arbeiten mußtest,hast du Zeit gehabt sie zu besuchen.Sie war bestimmt sehr stolz

    auf dich.Nach dem Tod von meinem Mann habe ich mich auch gefragt,hätte ich noch mehr Zeit

    mit ihm verbringen sollen,hätte ich etwas merken müssen oder habe ich etwas übersehen,

    hätte ich helfen können,aber es gibt darauf keine Antwort mehr.Aber die schönen Erinnerungen

    mit deiner Mutter von den vergangenen schönen Tagen,die kann dir keiner nehmen.

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft.Liebe Grüße Helga

  • Hallo alle zusammen,

    suche schon eine ganze Weile Menschen mit denen ich mich austauschen kann, die meine Gefühle und Gedanken verstehen.

    Ich habe am 2 April den schlimmsten Tag meines Lebens gehabt der bis heute anhält und keine Ahnung wie ich damit umgehe.

    Ich arbeite ich bin für mein Papa da gehe jeden Tag an das Grab meiner Mama Blumen ect. ich lache auch mal aber es geht mir nicht gut gar nicht gut.

    Es ist wie ein Alptraum aus dem ich einfach nicht erwache.

    Ich versuche zu leben aber alles nur in dem Gedanken das meine Mama es so gewollt hätte was auch sicherlich so ist ganz sicher sogar alles was ich tue das tue ich nur ihretwegen.

    Doch eigentlich will ich Sie nur wieder.....ja ich weiss wie sich das anhört wie ein störrisches Kind dabei bin ich über 40 doch ändert das gar nichts daran.

    Es wird nicht besser eher schlimmer, ich habe keine Weinkrämpfe mehr das ist das einzige, ich weine nicht gleich los ich kann es einigermaßen kontrollieren so das es bei der Arbeit beim Einkaufen oder auch wenn ich Blumen hole oder wie kürzlich den Grabstein bei der Beratung kein Problem mehr ist aber alles das täuscht.

    Was noch schlimmer ist Menschen die mir sagen es wird besser......nein das wird es nicht ich habe den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren dem ich alles alles anvertrauen konnte ohne Probleme ohne auch nur da rüber nachzudenken.

    Nicht einmal meinem Partner würde ich jemals so vertrauen.

    Das Loch die Leere wird niemand füllen können wenn es mir nicht gut ging oder ich traurig war sie war die einzige die es schaffte vor allem die einzige die es sofort sah wenn etwas nicht stimmte.

    Die Nähe die wir hatten war unbeschreiblich wenn ich mal in ihren Arm lag dann fühlte ich mich absolut sicher und geborgen keiner konnte mir etwas anhaben niemand konnte mir weh tun es war ein unbeschreibliches Gefühl das ich schon als Kind so sehr geliebt hatte.

    Ich weigere mich zu glauben das sie nicht mehr bei mir ist ich spüre sie ich hab keine Ahnung ob jemand von Euch auch so empfindet.

    Doch ist mir das genug.....????? Kann ich so weiterleben weitermachen ich hab keine Ahnung wann kommt der Moment wo das kippt wo das Schiff untergeht. Mein Papa braucht mich deswegen halte ich durch muss ich für ihn für Sie.

    Ich hatte immer ein gewisse Vorstellung davon wie es wäre doch das ist viel viel viel schlimmer und man kann absolut nichts tun alles was man macht selbst das schreiben jetzt ist nur um Druck abzulassen Gedanken in Worte zu fassen aber an der Realität ändert es gar nichts. Der einzige Mensch der etwas daran ändern könnte den gibt es nicht mehr seit dem 2 April 2020 gegen 18.00 Uhr abends.

  • Ja so geht es mir auch, meine Aussenwelt denkt halt auch ich bin der starke Daniel, der alles im Griff hat die Schulung auf der Arbeit hält egal wie komplex Sie ist oder beim DRK seine Gruppe in gefährlichen Einsatzsituationen führt und dafür sorgt das alle wieder Heile nach Hause kommen.

    Aber immoment fühle ich mich einfach nur schwach...denke ich werde es vor der Truppe auch nicht erzählen und es versuchen soweit zurückzuhalten bis ich mal eine Pause oder Gelegenheit habe mich kurz zurückzuziehen. Es ist halt schwierig, wenn man so die Gespräche der Teilnehmer in den Pausen hört, wie sie darüber erzählen das Sie am Wochenende mit der Familie bei Mama waren etc. :(


    Im Freundes und Familienkreis öffne ich mich auch, wobei man gerade bei meinen Großeltern auch hier versucht stark zu sein, da die beiden glaube ich das einzige was noch schlimmer ist, miterleben mussten. Und zwar das eigene Kind zu verlieren. Und ich sehe wie sehr den beiden das Herz zerissen ist und möchte da nicht noch zusätzlich wieder, wenn die beiden mal einen besseren Moment haben, dann selber die Emotionen herauslassen. Habe da einfach zu viel Angst, dass das kranke Herz meiner Oma das alles nicht verpackt. Weil sie sich auch sehr Sorgen um uns machen.

    Ich hätte mich einfach so gerne von Ihr verabschieden können oder wäre bei Ihren letzten Momenten bei Ihr gewesen...

    Du sprichst mir aus der Seele Speedy, diese Dinge waren bis zu dem einen Tag selbstverständlich und jetzt vermisst man sie umso mehr. Ich hoffe auch jedes mal das ich dort wieder von ihr lese und werde bei jedem Blick aufs Handy aufs neue enttäuscht :( Ich könnte mir so in den Hintern beißen, dass ich ihr am Mittwoch bevor alles passiert ist wegen Corona nochnichtmals die Umarmung gegeben habe zur Verabschiedung und am Donnerstag auf die Nachricht die sie mir spät Abends noch geschrieben habe nicht direkt am Freitag Morgen noch geantwortet habe :(

    Lieber Daniel,

    ich bin Christ und ich glaube fest daran, dass wir unsere Lieben wiedersehen dürfen.

    Ich wünsche Dir, dass die Nacht Ruhe für Dich bringt.

    Liebe Grüße

    Sommermond

    Danke für die gute Nacht Sommermond, die war es Ausnahmeweise mal (den Umständen entsprechend). Ich bin zwar kein Christ bzw. so religiös unterwegs, dennoch habe ich bei allen anderen Verwandten diese Einstellung auch. Nur bei Mama kann ich das grade nicht so sehen bzw. habe Angst davor das es nicht so ist.