Hallo zusammen,
ich möchte mich hier mal öffnen und über den Verlust meiner geliebten Mama schreiben. Es ist für mich alles noch so unwirklich und surreal.
Freitag der 31.07.2020, der schlimmste Tag meines Lebens begann wie jeder andere normale Arbeitstag, ich fuhr zur Arbeit und holte mir an der Tankstelle noch einen Kaffee. Während ich mein Seminar hielt, klingelte mein Handy um ca. 12:00 Uhr. Es war meine Schwester, beim ersten mal, habe ich das Handy noch zur Seite gelegt und wollte in der Pause zurückrufen. Jedoch vernahm ich aus dem Augenwinkel wie es noch zwei weitere male auf dem Tisch anfing zu klingeln. Daraufhin wurde ich stutzig und nahm ab...
Ab hier begann mein persönlicher Alptraum. Meine Schwester sagte mir, sie sei auf dem Weg nach Hause von der Arbeit in das gemeinsame Elternhaus, da unser Stiefpapa meine Schwester angerufen hatte. Er hat ihr am Telefon nämlich mitgeteilt, dass er von unserer Oma angerufen wurde weil diese bei ihren täglichen Anrufen Morgens um 09:00 Uhr meine Mama nicht erreicht hatte. Daraufhin hat Sie sich Sorgen gemacht und meinen Stiefpapa angerufen (er arbeitet nur 500 Meter von Zuhause weg) und er hat sich direkt auf den Weg nach Hause gemacht. Dort angekommen hat er Mama bereits bewusstlos im Flur liegend vorgefunden. Er hat sofort den Notarzt und den RTW alarmiert und dürfe jetzt auch nicht mehr rein ins Haus. Meine Schwester beendete das Telefonat mit den Worten "Ich bin in zwei Minuten Zuhause und melde mich wenn ich genaueres weiss"
Da ich selber ehrenamtlich Rettungsdienst fahre, war mir sofort bewusst was Zuhause grade passiert, also habe ich mich sofort auf den Weg nach Hause gemacht...auf der Autobahn schossen mir alle möglichen Gedanken durch den Kopf und die Zeit verging so langsam. Als ich nach 25 Minuten auf der Bahn immer noch keinen Anruf von meiner Schwester hatte, konnte ich nicht mehr innehalten und musste sie zurückrufen. Da ging Sie bereits völlig aufgelöst an das Telefon und sagte mir "Ich wollte es dir nicht am Telefon sagen, aber Mama ist tot". Beim bloßen schreiben dieser Worte läuft es mir jetzt grade wieder eiskalt den Rücken herunter und fühlt sich genauso grausam an, wie die gesprochenen Worte meiner Schwester. Es war als hätte man mir mein Herz herausgerissen bei lebendigem Leib, es tat so höllisch weh und ich fühlte mich mit einem mal so leer. Sämtlicher Sinn verblasste zu diesem Zeitpunkt. Ich brach in tränen aus während der Fahrt und versuchte nur noch irgendwie nach Hause zu meiner Familie zu kommen.
Dort angekommen, war der RTW bereits weg und die Kripo da, wir durften zu dem Zeitpunkt nicht mehr rein zu Mama. Der Notarzt kam heraus und ich sprach Ihn an ob er wüsste was es gewesen ist und er solle ruhig ehrlich zu mir sein. Er sagte mir, er habe selber keine Idee, nur das auf dem EKG keine Reizleitung mehr zu sehen war und Sie fast 50 Minuten versucht haben meine Mama wieder zu holen. Doch dieser Versuch war leider nicht von Erfolg gekrönt.
Als die Kripo uns im Anschluss fragte, ob wir nochmal zu Ihr wollten, musste ich auf jeden Fall ins Haus. Das hätte ich mir sonst nie verziehen, denn am Mittwoch haben wir uns wegen Corona zur Verabschiedung nicht umarmt. Das war der Tag als ich meine Mama das letzte mal beim gemeinsamen Familienessen zur Lebzeitverbeamtung meiner Schwester gesehen habe. Da war noch alles so toll, wir hatten über den gemeinsamen Urlaub Ende September, Ihre Geburtstagsplanung für den 16.09 gesprochen und uns Gegenseitig das leckere Essen von den Tellern stibizt und viel gelacht.
Und was war nun? Dort liegt meine Mama, blau angelaufen, mit nur 50 Jahren und kerngesund, auf dem kalten Fliesenboden und ist verstorben. Es traf mich wie ein weiterer Schlag aber ich musste Sie wenigstens dort nochmal in den Arm nehmen, Ihre Hand halten und Ihre Wange streicheln...dieses Bild geht mir leider nicht mehr aus dem Kopf.
Das ist nun schon fast 4 Wochen her, in der Zwischenzeit mussten wir uns um die Beisetzung und das ganze organisatorische kümmern. Das wirkt wie ein schlechter Film, für seine Mama den Sarg aussuchen, die Urne, das Grab, die Blumen, die Trauerkarten und die letzte Kleidung...jeder dieser einzelnen Schritte schmerzte so sehr.
Am Mittwoch war nun die Beisetzung und meine Schwester und ich haben gemeinsam die Urne zum Grab getragen...aber trotz allem wirkt es so als wäre das alles nicht echt
Ich kann mir das nicht vorstellen die beste Mama der Welt so früh verloren zu haben. Wie soll es jetzt weiter gehen? Ich bin Ihr doch so dankbar dafür, was sie uns alles mitgegeben hat auf Ihrem Weg...sie war so Offenherzig, Warm, Fröhlich und niemals böse und hat die gesamte Familie immer zusammengehalten als Ihr Mittelpunkt. Familie war Ihr größtes Glück. Dank Ihr haben wir gelernt was es heißt zu lieben, zu leben und auch mal zu vergeben. Sie war nicht nur meine Mama, sondern auch gleichzeitig meine beste Freundin und mein Fels in der Brandung. Ich vermisse es jeden Tag mehr, sie in den Arm zu nehmen, Ihre warme Stimme zu hören die mir sagt "Ich liebe dich mein Großer, Pass auf dich auf", Ihren Geruch zu riechen der Zuhause war und jedes noch so große Problem winzig erschienen lies. Sie hat uns neben unserem wunderbaren Papa auch noch einen wundervollen zweiten Papa, den Stiefpapa, mit ins Leben gebracht. Trotz Scheidung war das im Nachgang die beste Entscheidung die Sie getroffen hat, denn ich hatte das Glück mit einer super funktionierenden und kooperierenden Familie aufzuwachsen. Sie hat uns eine super Jugend beschert an der es uns nie an etwas gemangelt hat und dafür hat sie so oft so viel zurückgesteckt.
Ich würde ihr so gerne nur einen Bruchteil von dem zurückgeben, was sie für mich, meine Schwester, meinen Papa, meinen Stiefpapa, Oma und Opa einfach alle getan hat. Die Chance kriege ich leider nicht mehr und das tut so verdammt weh. Wie gerne hätte ich noch so viele Dinge mit Ihr erlebt, sie auch stolz gemacht wenn irgendwann mal eine Hochzeit oder ggf. die ersten Enkelkinder auf dem Weg gewesen wären. Sie wäre eine wundervolle Oma gewesen und es war ihr größter Wunsch das irgendwann zu sein. Es ist so unfair, dass sie das nicht mehr erleben darf.
Mama ich vermisse dich so sehr und kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen, vorallem so viele Jahre, einen Großteil meines Lebens. Ich hoffe wir sehen uns irgendwann wieder auch wenn es zur Zeit noch so wirkt als wärst du nur im Urlaub Ich werde dich für immer tief im Herzen tragen.
Wie seid ihr mit dem Verlust umgegangen...ich weiss grad einfach nicht mehr weiter. Würde sie so gerne besuchen, sie anrufen, ihr von meinem Tag erzählen oder einfach nur eine "schnöde" WhatsApp von Ihr auf dem Display sehen.
Traurige Grüße,
Daniel