Liebe Steffi (und Heidi und Rienchen und alle Mitlesenden),
dass mein Mann nicht mehr da ist, macht mich traurig, ich fühle mich alleingelassen und mitunter auch überfordert, aber "betrogen um viele gemeinsame Jahre" fühle ich mich eigentlich nicht. Das würde meiner Meinung ja voraussetzen, dass die mir zustünden, dass ich da ein Recht drauf hätte. Und das kann ich so nicht sehen, mit unseren 38 glücklichen gemeinsamen Jahren habe ich doch schon so viel mehr gehabt als viele andere je erleben dürfen. Dass das noch immer so weitergehen würde, das habe ich eigentlich nie als selbstverständlich angesehen. Warum weiß ich gerade gar nicht, vielleicht ist es doch die Prägung durch meine Familiengeschichte? Oder die - leider von meiner Mutter übernommene - ständige Angst und Sorge, dass den Liebsten etwas zustoßen könnte? Oder meine in den letzten Jahren ganz ohne konkreten Anlass, sozusagen prophylaktisch, erfolgte Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Sterben? ich weiß es nicht, sehe nur jetzt, dass es mir offensichtlich bei der Akzeptanz hilft...
Unser gemeinsames Leben als Paar und als Familie war "richtig", da bin ich mir auch ganz sicher, aber kann dann nicht trotzdem sein Weiterleben auf der anderen Seite und meines hier auch richtig und sinnvoll sein? Bei der - ebenfalls verwitweten - österreichischen Psychotherapeutin Elisabeth Lukas habe ich neulich den herausfordernden Satz gelesen:
"Nun, das problemlose Allein-leben-Können sollte auch ohne gravierenden Anlass irgendwann im Zuge des eigenen Reifungsprozesses erlernt werden. Es ist geradezu ein Kriterium seelischer Stabilität."
Vielleicht hat sie ja Recht damit und es ist u.a. das, was uns jetzt abverlangt ist?
Ganz herzliche Grüße!