Nicht du und ich - sondern wir

  • Hallo Zusammen,


    bin gerade auf die Seite aufmerksam geworden. Ich habe meinen über alles geliebten Mann am 28.8.2021 verloren. Wir waren für ein paar Tage in den Urlaub gefahren.

    Es ist die Hölle ohne ihn. Lässt dieser unerträgliche Schmerz irgendwann nach? Er war die Liebe meines Lebens. Wir fanden uns vor 16 Jahren nach Schicksalsschlägen, die wir beide erlitten hatten. 2010 haben wir geheiratet. Wir waren in dieser Zeit keinen einzigen Tag ohne den anderen. Wir konnten 24 Stunden am Tag zusammen sein und fragten uns oft, warum ein Tag nicht länger sein kann...

    Er fehlt mir so unsagbar, diese Endgültigkeit kann ich nicht an mich heranlassen.


    Lg Elke

  • Liebe Elke,

    Ich sehe deinen großen Schmerz und es tut mir so leid! Klingt so als sei die Katastrophe auch bei dir ganz plötzlich passiert?

    Fühl dich willkommen hier im Forum, wo keiner von uns je sein wollte und wo wir doch täglich erleben, wie gut es tut, Anteilnahme zu spüren und von Erfahrungen anderer zu lesen. Jede Trauer ist individuell und so kann dir - leider oder zum Glück- keiner sagen, wie lange es dauert, bis es erträglicher wird. Aber dass es irgendwann erträglicher wird, dass man lernen kann, mit dem Schmerz zu leben und auch wieder Schönes wahrzunehmen, dafür wirst du hier sicher Beispiele entdecken.

    Fühl dich begleitet auf deinem schweren Weg der Trauer, ich grüße dich von Herzen,

    Sabiene

  • Liebe Elke,

    Willkommen in dem traurigsten Club, den man sich vorstellen kann.

    Hier finden wir Gleichgesinnte und Mitunsleidende, Frauen und Männer, die so ziemlich das gleiche oder Ähnliche erleben mußten.

    Und damit gar nicht zurecht kommen.

    Es ist gut, daß Du uns gefunden hast. Das zumindest ist gut.

    Was man sicherlich vom Leben sonst nicht sagen kann. Denn nichts ist mehr gut.


    Hier wirst Du verstanden.

    Und das allein schon, ist für mich viel wert.

    Hier kannst Du jederzeit schreiben.

    Deine eigenen Gefühle, Sorgen und Gedanken. Du kannst beim Schreiben weinen.

    Du kannst um Rat fragen.

    Du kannst Dich austauschen.

    Und Du kannst sicher sein, daß Du gelesen wirst und daß Du mit getragen wirst in unserer Gemeinschaft.

    Ich möchte Dir mein Mitgefühl aufschreiben für Dein schreckliches Erleben. Für Dein trauriges Schicksal.

    Hier sind andere Menschen, die einen ähnliche Weg gehen wie Du jetzt gehen mußt.

    Wir sind an unterschiedlichen Abschnitten dieses Weges aber jeder kennt die bereits gemeisterten Schritte.

    Ich wünsche Dir Hoffnung, daß es sich auch mal wieder anders anfühlen wird, daß Leben.

    Ich wünsche Dir wenig Karussellfahren im Warum-Wenn-Hätte-Gedanken-Karussell und die dazugehörige Notbremse.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Elke,

    auch von mir ein herzliches Beileid zu deinem Verlust. Ich habe hier viel Hilfe und Trost gefunden und das wünsche ich dir auch. Es ist immer jemand da und du erhälst immer Trost und Verständnis.

    Schreib auf was dich belastet du wirst so gut es eben hier geht aufgefangen

  • Liebe Elke, es tut mir so leid. Dein Verlust ist noch so frisch und du bist noch im Schock. Alles was du spürst und fühlst ist der normale Wahnsinn während der Zeit, in Dr du deinen Mann vermisst. Du kannst hier alles schreiben. Wir sind für dich da.

    Waltraud

  • Liebe Elke,

    ich sende dir mein Beileid und viel Verständnis für deine Gefühle. Auch ich bin froh hier ein Forum gefunden zu haben, wo man jederzeit lesen, schreiben und Verständnis finden kann. Deine Situation kennen wir alle und sind deshalb rund um die Uhr für dich da. Hier bist du keinem lästig mit deiner Geschichte, hier kannst du alles und so oft und lange erzählen was dich bedrückt.

    LG Martina

  • Vielen lieben Dank an euch.

    Heute ist es wieder besonders schlimm. Er fehlt mir so sehr. Er war der perfekte Mann. Wir hatten unser absolutes Glück gefunden. Ich weiß nicht, wie das jemals überstehen soll. Er war mein Leben. Ohne ihn ist alles so sinnlos.

  • Diese Endgültigkeit zerfrisst mich innerlich. Kann überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Wir waren donnerstags in den Urlaub gefahren. Als wir das Hotelzimmer betraten, hatte ich ein unheimliches Gefühl, ich kann es nicht beschreiben. Habe zum ihm gesagt, dass ich wieder nach Hause möchte. Er meinte, quatsch, wir haben doch bezahlt. Freitag auf Donnerstagnacht hatte er Rückenschmerzen, aber das hatte er öfters. Wenn ich irgendwas geahnt hätte, vielleicht hätte man im Krankenhaus noch was machen können...

  • Liebe Elke,

    ich ( und viele Andere hier ) kennen diese Gedanken nur zu gut. Hätte ich es verhindern können wenn ....... dieses Gedankenkarussell dreht sich in unseren Köpfen. Auch wenn wir wissen das wir nichts mehr ändern können, wünschen wir uns alle unser altes Leben zurück.

    Es ist ein langer Weg auf den wir geschickt wurden und wir brauchen Hilfe um ihn zu bewältigen.

    Hier zu schreiben hat mir schon viel geholfen.

    Ich wünsche dir aber auch das du in deinem Umfeld Hilfe und Halt findest.

    Ich glaube fest daran das mein Mann im Jenseits weiterlebt und wir uns wiedersehen. Ich erhalte Zeichen und darüber bin ich froh.

    Ich sehe es als meine Aufgabe an dafür zu sorgen, das Joachim nicht vergessen wird.

  • Beim Zeit zurück drehen bin ich dabei. Aber nur mit den Kenntnissen der Katastrophe. Sonst wäre es ja sinnlos. Dann würden wir ja genauso handeln wie wir gehandelt haben.

    Wir kommen ohne einen Partner zur Welt. Wir leben viele Jahre ohne diesen Auserwählten. Wir lernen IHN oder SIE kennen und von da an gibt es ein WIR.

    Und wir haben vergessen, daß dieses WIR zwar zusammen ist aber doch aus zwei Körpern besteht.

    Und so kann es unweigerlich irgendwann dazu kommen, daß einer früher geht als der Andere.

    Und schwups sind wir wieder ein ICH. Auch völlig ungewollt, völlig unschuldig und völlig überraschend, entsetzt, entgeistert und überrumpelt.

    Der jeweils Fehlende war bis zu seinem Ende ein WIR.

    Wie schön für ihn/sie.

    Derjenige oder diejenige wurde zum ICH auf dem Weg ins Licht. Denn auch diesen Weg geht der Mensch so wie er gekommen ist. Alleine.


    Manchmal denke ich, daß meine Trauer doch ein sehr egoistisches Unterfangen ist.

    Denn es geht beim Trauern und dem entsprechenden Leiden ja um mich und um mein Schicksal. Um das ohne ihn.

    Das Schicksal des Gestorbenen ist beim Trauern ja zweitrangig, ( für mich ) da dieser, dies nicht mehr fühlt und darunter nicht leidet.

    Aber gelebt hätte derjenige ja wahrscheinlich auch lieber länger.

    In meiner Trauer war ich eigentlich froh für meinen Schatz, daß es so schnell ging. Das er es wahrscheinlich gar nicht so mitbekommen hat. Nun verpasst er die Jahre von 57 bis 80. ( vielleicht )

    Ich glaube er wäre gerne noch länger bei mir geblieben. Er hätte gerne den normalen Alltag - Tag für Tag mit mir und den Hunden erlebt.

    Vielleicht lebt er meinen Alltag ja jetzt mit mir und den Hunden. Unterscheiden tut sich der Alltag mit ihm oder jetzt ohne ihn nur sehr gering.

    Ein bißchen möchte ich daran glauben, daß er von irgendwo, von irgendwie oder irgendwas Teil hat an meinem Restleben.

    Meine Liebe zu ihm ist noch hier auf der Erde. Die Liebe von ihm zu mir irgendwie auch. Denn ich fühle sie.

    Sie umgibt mich wie eine Aura. Sie schwingt mit mir und rastet mit mir. Sie schläft mit mir und deckt mich zu, wenn ich friere.

    Seine Liebe ist noch mit meiner Liebe zu ihm verbunden.

    Und unsere gemeinsame Liebe trägt mich durch den Rest meines Lebens.

    Ich weiß, wenn meine Chelsea stirbt, dann wird er dort stehen und sie in Empfang nehmen. ( Chelsea, meine Hündin, unsere Hündin ist 13 Jahre alt )

    Auch die anderen Hunde wird er empfangen und willkommen heißen. Dann gehen sie nicht einfach weg von mir sondern zu ihm.

    Und irgendwann gehe auch ich zu ihm.

    Ich hoffe sehr darauf, daß dann dort eine ganze Willkommensgruppe stehen wird. Meine Hunde, meine Eltern, meine Tante, Ralf und seine Mutter und sein Bruder.

    Seitdem er vorausgegangen ist habe ich keine Angst mehr zu sterben.

    Ralfsheidemarie


    PS. Vielleicht hätte ich das lieber in meinem Wohnzimmer schreiben sollen....?

  • Von RalfsHeidemarie

    "Das Schicksal des Gestorbenen ist beim Trauern ja zweitrangig"


    "Unterscheiden tut sich der Alltag mit ihm oder jetzt ohne ihn nur sehr gering."


    Nicht böse gemeint ,dein Ernst..........?

    Ich mag deine Texte,aber bei mir ist es anders.

  • Der Alltag mit ihm oder ohne ihn: es ist alles so wie es mit ihm war. Nur ohne ihn.

    Das gleiche Haus. Die gleiche Stadt. Das gleiche Land.

    Die gleiche Wohnung mit den gleichen Möbeln. Die Hunde mit ihrem Tagesablauf.

    Die gleiche Küche und die gleichen Utensilien.

    Alles ist so wie immer, nur er fehlt.

    Kein Kaffeetrinken und Quatschen mehr zusammen. Sondern Kaffeetrinken im Bett alleine. Der gleiche Kaffee. Die gleichen Tassen. Die gleiche Uhrzeit.

    Mit den Hunden raus gehen. Einkaufen. Die gleichen Pflichten und Aufgaben.

    Hundefressen besorgen und kochen Menschen essen besorgen und kochen. Ich kaufe immernoch zu viel.

    Ich versuche ohne ihn zurecht zu kommen. Leide darunter ohne ihn zu sein. Ich leide. Darunter, daß ich ohne ihn bin. Ich vermisse ihn. Ich habe Sehnsucht nach ihm.

    Sein Leben hat aufgehört und etwas anderes hat für ihn angefangen.

    Mein Leben exestiert noch und ich leide darunter ihn nicht mehr bei mir zu haben.

    Das finde ich irgendwie egoistisch.

    Ihr nicht?

    Ralfsheidemarie

  • Ich trauere nicht um mich,

    um unser WIR trauere ich.

    Liebe Mischi,

    Das hast du schön formuliert.


    Wir dürfen auch um uns selbst trauern. Da wir uns mit dem Verlust ja auch sehr verändern. Und nicht mehr dieselben sind.

    Trauer ist wirklich sehr komplex, und es betrifft so viele Bereiche. Einige große, und auch viele Kleine.


    Ich verstehe aber auch was Heidemarie sagen möchte. Jeder empfindet anders.

    Liebe Grüße <3

  • Hallo Steffi,


    danke für deine Worte. Auch ich erhalte Zeichen. Aber es ist so unbegreiflich. Ich fühle mich so hilflos. Jeder erzählt einem, dass der Schmerz irgendwann anders wird, glauben kann ich das nicht. Gestern habe ich meinen Sohn gefragt, ob er meint, dass es ihm gut geht dort oben. Er sagte " ja und wäre stolz auf dich...". Er wollte nie, dass ich leide... Wir wollten gemeinsam uralt werden.

  • Liebe Elke,

    ja mit unseren Lieben uralt werden das war auch der Plan von mir und Joachim. Jetzt hoffe ich ( wenn ich ehrlich bin ) dass ich nicht uralt werde. Die Einsamkeit tut so weh und niemand kann sie mir nehmen.

    Bis die Trauer sich so anfühlt das man damit leben kann muß noch viel Zeit vergehen, viele Tränen geweint werden und unsere Fragen bleiben unbeantwortet bis wir unsere Lieben wiedersehen. Das wir sie wiedersehen ist mein Glaube und mein größter Wunsch.