Still und heimlich

  • Hallo liebe Mitglieder,

    Noch nie in meinem Leben habe ich einen Beitrag in einem forum verfasst, doch ich muss mir etwas von meiner Seele schreiben.

    Vor 8 Tagen hat sich mein partner umgebracht. Er litt seit längerer Zeit unter einer psychose und wollte keine ärztliche Hilfe annehmen, erst drei wochen vor seinem Tod hat er sich in Behandlung begeben und Medikamente genommen. Die tage bevor er suizid beging, schien es ihm besser zu gehen. Am Tag davor waren wir noch spazieren und haben zusammen gegessen bis wir schlafen gegangen sind. Als ich in der Früh um 8 uhr aufgewacht bin, lag er nicht neben mir, was nicht ungewöhnlich ist denn er stand oft früher auf als ich. Also bin ich runter in das Wohnzimmer, er war nicht im haus, habe nach ihm gerufen. Als ich aus dem Fenster schaute um draußen nach ihm Ausschau zu halten, sah ich ihn. Er hatte sich auf der Terrasse erhängt.

    Ich bin am Boden zerstört und weis nicht wie ich diesen Anblick und den Verlust verkraften kann.

    Hat hier jemand eine ähnliche Erfahrung gemacht?

  • Hallo Liebe Blume,


    es ist gut, dass es du dich getraut hast hier zu schreiben.


    Zuerst möchte ich dir mein tiefstes Mitgefühl zu deinem Verlust ausdrücken und dazu in so einer schrecklichen Weise.


    Es muss traumatisch für dich gewesen sein ihn so zu finden... ein Schock.


    Es gibt hier einen Thread über Suizid, aber ich weiss nicht, ob da aktuell gerade jemand schreibt, aber das ist nicht ausschlaggebend, denn wir hören dir auch zu und antworten dir.


    Hast du Freunde oder Familie um dich, mit denen du reden kannst oder die bei dir sein können.


    Lass dir Zeit zum schreiben, wann immer du möchtest und überdenke, ob du dir noch zusätzliche Hilfe und Unterstützung holen möchtest


    Es tut mir unglaublich leid was du erleiden musst. Du kannst jetzt nur Schritt für Schritt gehen.

    Pia

  • Liebe, liebe Blume94,


    Mein tiefstes Mitgefühl zu deinem grausamen Verlust. Ein solcher Anblick ist mir zwar erspart geblieben, doch spüre ich deinen Schock und dein Entsetzen!


    Dein Kopf versucht, das Unfassbare einzuordnen, zu verstehen und sucht verzweifelt nach einer "Lösung", die Katastrophe ungeschehen zu machen...


    Meinst du, du schaffst das allein, oder magst du an professionelle Unterstützung denken ...

    Ist jemand bei dir, mit dem du reden kannst?

    Den Anblick tabulos beschreiben, aufmalen .... ?

    Kannst du schlafen (Lavendeltee wirkt, oder bekommst du Medikamente?)


    Sei sanft zu dir, pass auf dich auf und schreib hier, wann du willst, es wird dich immer jemand hören


    *** Niobe

  • Liebe Blume,


    es ist schwer tröstende Worte zu sagen,

    ich spreche dir mein herzlichstes Beileid aus, und ein leises Willkommen im Forum.

    Ich wünsche dir Zeit und Ruhe zur Verarbeitung deiner Trauer.


    Sei umarmt

    Maike

  • Liebe Blume!

    Es tut mir so leid, dass du deinen Mann auf diese tragische Weise verloren hast.

    Ich habe darin nur als Tochter Erfahrung. Meiner Mutter erging es so, Papa hat sich damals auch auf diese Weise das Leben genommen da er krank war.

    Ich war erst 24 Jahre damals, es ist schon so lange her.

    Meine Mutter nahm dann schon professionelle Hilfe. Aber sie hatte einen weiten uns schweren Weg, das zu „verkraften“.
    Selbst heute ist sie (mit ihren 93) noch tief verletzt davon, kann aber reden davon und hatte dazwischen natürlich wieder in ein Leben gefunden, das auch wieder Schönes bot.

    Die Kerbe war jedoch enorm.
    Ich weiß gar nicht, ob dir das jetzt helfen kann, wenn ich da nur von meiner Erfahrung erzähle.
    Aber du hast danach gefragt.
    Wie gesagt, Mama hat gelernt es anzunehmen und auch wieder glückliche Stunden erlebt, sie hat weiter ihren Humor.
    Ich als Tochter war nicht direkt dabei, und ich konnte es gut verkraften, es als seinen Weg akzeptieren. Ich hatte nie den Gedanken, dass ich etwas verhindern hätte müssen/ können.
    Mama hat da sehr lange daran arbeiten müssen. 😔

    Ich labere und labere, verzeih mir, dass es so viel jetzt ist, aber das bewegt mich doch.

    Wenn du dich hier im Forum wohl fühlst, schreib, das kann auch ein hilfreicher Teil sein.

    Ansonsten einfach noch eine ganz ehrlich gemeinte Trostumarmung! Es tut mir so leid für dich!

    Hedi

  • Liebe Blume,

    unser bester Freund hat sich vor 13 Jahren auch erhängt. Danach habe ich mir oft die Frage gestellt, ob ich es hätte verhindern können, welche Anzeichen ich übersehen habe. Mit der Zeit habe ich verstanden, dass jemand der Suizid begehen möchte, immer die Gelegenheit dazu findet, auch wenn man ihn 24/7 beobachtet. Dein Partner hat sich für diesen Weg entschieden, weil er schwer erkrankt war. In unserer Gesellschaft müssen wir lernen, psychische Erkrankungen wie Krebserkrankungen anzusehen, nämlich als lebensbedrohlich. Stelle dir bitte nicht die Frage nach dem Warum, belaste dich nicht damit, ob du es hättest verhindern können. Der Tod eines Partners ist so schon kaum zu ertragen, es zerreißt das Herz und nimmt einem die Luft zu atmen. Hole dir psychologische Hilfe, falls du merkst, dass du es alleine nicht schaffst. Ich wünsche dir Menschen, die dich auffangen und einfach nur in den Arm nehmen.


    Gaby

  • Liebe Blume,

    mein hezliches Beileid zu deinem Verlust.

    Wenn es dir gut tut schreib hier was dir auf dem Herzen brennt. Es wird immer jemand antworten. Das ist hilfreich.

    Auch wenn die Umstände jedes einzelnen Trauerfalls anders ist, wir " hören " uns zu und das ist eine große Stütze.


    Eine stille Umarmung

    Steffi

  • Liebe Blume!

    Meine Tochter ist ja gerade bei mir, sie ist klinische Psychologin.

    Ich habe sie zu deiner Situation befragt. Sie meinte, es wäre gut, wenn du sehr schnell jetzt dich an Profis wenden könntest. Jemand der auf Krisenintervention und Stabilisierung spezialisiert ist. Dann kann man oft abfangen, dass sich dein Erlebnis zu einem Trauma festigt, dass es überhaupt zu einem wird.

    Hast du jemanden der dir das organisieren kann? Termine ausmachen, dich unterstützen beim Hinfahren etc ?

    Falls nicht, bitte deinen Hausarzt darum.

    Herzlichst Hedi

  • Liebe Mitglieder,

    Ich bedanke mich herzlich für eure Anteilnahme, bin sehr gerührt wie viele Leute hier schreiben. Das hätte ich wirklich nicht erwartet.


    Als ich ihn gefunden habe, geriet ich in komplette Panik. Ich wusste nicht wie lange er schon draußen war, deswegen habe ich ihn angefasst. Ich kann mich genau erinnern das ich sehr laut um Hilfe gerufen habe, da ich selbst nicht fähig war klar zu denken um den notarzt zu rufen. Die Nachbarn haben mich gott sei dank gehört und haben interveniert.


    Im Moment machen mich viele Fragen fertig... Mich zerreißt es das er auf so eine brutale Weise gegangen ist und bestimmt einen todeskampf hatte.

    Ich habe in den letzten tagen irgendwie nach hinweisen gesucht und habe anhand seines Internet verlaufs feststellen müssen das er sich intensiv damit befasst hat.


    Die letzten Tage ging es irgendwie gefühlsmäßig aber seit gestern wirft mich das ganze komplett aus der Bahn.

  • Liebe Blume!

    Dieses ganze auf und ab bei Trauer ist ganz normal.
    Bei dir ist ohnehin erst der enorme Schock zu überstehen.
    Zum Glück darf der Körper und Geist manchmal dazwischen etwas Erholung finden und es geht so halbwegs.
    Sonst würde man wahnsinnig werden denke ich.

    In den ganz schlechten Phasen vielleicht daran denken: bleibt nicht ganz so.

    Ganz liebe Grüße Hedi

  • Ein „Trick“ der mir manchmal half:

    Wenn es ganz arg ist, auch körperlich, dann hinlegen und sich auf das konzentrieren was man spürt.

    So richtig analysieren: Aha, da ist es eng in der Herzgegend, das Herz klopft so und so, der Nacken ist steif,….

    Ohne Bewertung und Anspruch, dass man da was ändern will das so analysieren, als würdest du es „von außen“ betrachten.

    Das hilft mir, Gefühle wie Angst, Panik,… auszublenden.
    Konzentriert man sich auf den Körper, kann sich der Geist etwas beruhigen.
    Also mir half das schon manchmal.

    Hedi

  • Liebe Blume,


    bei Suizid kommt doch immer auch ein Seelsorger der Polizei oder der Feuerwehr mit. War das bei dir auch? Die sind normalerweise geschult und helfen erst einmal direkt vor Ort, um den Schock ein wenig abzufangen.

    Ich rate dir dringend, dir professionelle Hilfe zu holen. So wie du schreibst, glaube ich das du diese Unterstützung brauchst. Dein Mann hat diesen Weg gewählt, dich trifft keine Schuld,zu du konntest es auch nicht verhindern. Dies zu akzeptieren und seine Entscheidung, sein Leben zu beenden, zu tolerieren ist ein weiter Weg, dabei brauchst du Unterstützung. Erst danach wirst du richtig trauern können. Pass bitte auf dich auf.

    Gaby

  • donalfredo wir haben uns zu dieser Zeit in Kroatien im Ferienhaus seiner mutter aufgehalten, er wollte dort eigentlich ein bischen zur ruhe kommen von dem Trubel in der stadt (er war der festen Überzeugung das ihm dieses 5G die Sinne raubt). Dort ist der notarzt gekommen und hat mir eine Berührungstablette verabreicht, die Kriminalpolizei hat mir Fragen gestellt aber ein Psychologe war dort nicht vor Ort.


    Ich werde in Deutschland versuchen einen Psychologen zu bekommen, was sich denke ich aus früherer Erfahrung als sehr schwierig herausstellen wird.


    Ich danke euch für eure Anteilnahme und euer Mitgefühl <3

  • Auch von mir, mein aufrichtiges Mitgefühl.


    Ohne grosse Worte zu machen, wünsche.ich Dir viel Kraft und Unterstützung dies zu verarbeiten.


    Fühl Dich gedrückt, wenn Du magst :30:


    LG Evi

  • Liebe Blume94

    eine Psychose zu haben ist sicherlich sehr belastend und schwer auszuhalten.

    Irgendwie kann ich schon verstehen, wenn jemand nicht mehr weiterleben will und keinen Bock mehr hat auf all diesen Stress und die schlimmen Gefühle.

    Die Art und Weise, daß Du ihn dort finden mußtest ist schlimm für Dich.

    Da sind jetzt ja mehrere Verletzungen auszuhalten für Dich.

    Erstmal der Schock über dieses völlig unerwartete und plötzliche Verhalten Deines Mannes.

    Dann wahrscheinlich der Anblick, die Erkenntnis und dieses traumahafte Geschehen.

    Dann die Trauer und der Verlust.

    Und das Alleinsein im jetzt und in Zukunft.

    Schuldgefühle, unendwegtes Grübeln, Gedankenkarussell , sowie eventuell die Bilder im Inneren, die sich immer wieder einstellen.

    Hier mal ein Link zu dem Thema

    https://www.agus-selbsthilfe.de/nc/wir-bieten-an/buecher/

    Ich würde Dir auch empfehlen Dir professionelle Hilfe zu holen. Vielleicht gibt es da Möglichkeiten bei so einer Krise möglichst spontan eine Therapie zu bekommen.

    Ich könnte mir vorstellen, daß sowas ein Trauma ist.

    Ich wünsche Dir, daß Du die richtigen und passenden Hilfen bekommen wirst.

    Ralfsheidemarie