Alles verändert sich mit dem, der neben einem ist, oder neben einem fehlt

  • Ganz lieben Dank an alle für die lieben Worte.


    Ja, ich weiß natürlich das die Frage nicht negativ gemeint war von der besagten Person und sie wollte mir

    sicherlich nicht weh tun. Wobei wir wieder bei dem Thema wären, das Menschen die das nicht selbst

    erlebt haben es einfach nicht wirklich nachvollziehen können was der Verlust des geliebten Menschen

    für einen starken Einfluss auf das Leben des Zurückgebliebenen hat.

    Ich glaube es ist einfach das, das ich in dem Moment nochmal von außen auf meine Trauer gestupst

    worden bin und mein Leben sich so ganz anders anfühlt wie das Leben der anderen und das sich

    mein Leben einfach nicht wirklich positiv verändert.


    Und ja die Zeit spielt eine Rolle, sie heilt nicht, aber sie lindert bestimmt. Ich denke aber auch, das es hilfreich ist einen guten sozialen Backround

    zu haben. Ob es "wirklich gute Freunde" gibt oder Familie die präsent ist. Nochmal um so schwerer ist das, wenn man das nicht hat.

    Ja, man kann Unternehmungen, Urlaube, alles mögliche alleine machen.

    Aber man möchte es ja mit jemanden teilen, am liebsten natürlich mit dem Herzensmensch, aber wenn da so gar keiner ist....

    Wichtig für mich wäre mal wieder ein Ziel zu haben.

    Aber ich müsste ja dann wollen und das ist wieder eine Herausforderung wo ich kläglich scheitere. Das ist aber wieder eine andere

    Baustelle die aber mit in die Trauer hineinspielt.


    Ich habe jetzt alle Dinge erledigt die ich für heute auf dem Plan hatte. Ich war eben bei Roman, frische Blumen und Kerzen aufgestellt.

    Jetzt sitze ich hier und denke so.... so das war jetzt der Tag und nun....was mache ich jetzt.....mir fällt die Decke auf den Kopf und weiß nicht was

    ich mit dem Rest der Zeit anstellen soll.

  • Liebe RoundAn,

    genau das ist es ja. Wir machen, tun, machen was für unsere Liebsten, lenken uns ab. Dann ist alles getan, der Tag ist nicht "fertig". Kein Gespräch über den Tag, kein Austausch - mit unseren Liebsten.

    Oft über belanglose Dinge, so selbstverständliches Miteinander oder einfach dieser wohlfühlende Gedanke. Du bist hier, hier bei mir. Auch wenn ihre Seelen bei uns sind, es fehlt einfach das "normale", unbeschwerte Leben. Sich über irgendetwas oder irgendjemanden aufzuregen, über die Arbeit sprechen, was gemeinsam planen, vertraute Zweisamkeit.

    Ich wünsche dir nochmal viel Kraft für diesen schweren Tag...

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Liebe RoundAn,

    genau das ist es ja. Wir machen, tun, machen was für unsere Liebsten, lenken uns ab. Dann ist alles getan, der Tag ist nicht "fertig". Kein Gespräch über den Tag, kein Austausch - mit unseren Liebsten.

    Oft über belanglose Dinge, so selbstverständliches Miteinander oder einfach dieser wohlfühlende Gedanke. Du bist hier, hier bei mir. Auch wenn ihre Seelen bei uns sind, es fehlt einfach das "normale", unbeschwerte Leben. Sich über irgendetwas oder irgendjemanden aufzuregen, über die Arbeit sprechen, was gemeinsam planen, vertraute Zweisamkeit.

    Ich wünsche dir nochmal viel Kraft für diesen schweren Tag...

    Liebe Grüße Billi 🌻

    Danke lieber Billi, besser hätte ich es nicht sagen können, liebe Grüße Anja

  • Liebe RoundAn,



    Die Zeit heilt nicht alle Wunden,

    sie lehrt uns nur,

    mit dem Unbegreiflichen zu leben.


    Rainer Maria Rilke


    das hat schon der gute Rilke geschrieben, ich selbst, habe nie erwartet dass ich den Tod meines Mannes überwinde,

    meine Trauer ist seichter geworden, aber mein Leben hat seine Leichtigkeit verloren.

    Mir fehlt der Austausch, das miteinander, seine kleinen Angewohnheiten, die ich nicht mochte, und doch

    vermisse ich sie jetzt, eigentlich vermisse ich das ganze Zusammenleben.

    Du schreibst: Wichtig für mich wäre mal wieder ein Ziel zu haben.

    Ja, das wäre schön, aber ich habe keine Ziele mehr. Seit dem Tag X stagniere ich.


    Liebe Grüße

    Maike

  • Liebe Maike,


    auch ich habe nicht die Erwartung das ich Romans Tod überwinde. Ich glaube das kann man auch gar nicht, oder ?

    Aber ich wünsche mir sehr, das ich es schaffen werde "das mein Leben" wieder etwas mehr Freude und schönes bekommt.

    Wie das aussehen soll, das weiß ich leider nicht und ich fühle mich noch Meilenweit entfernt davon. Das einzige was ich mittlerweile weiß,ist,das ich auch selbst etwas dafür tun muss. Es fällt mir einfach so schwer.

    Ich kann es so gut nachvollziehen was du schreibst. So ist es bei mir auch.


    Ganz lieben Gruß


    Anja

  • Die Zeit vergeht und vergeht und trotzdem fühle ich mich im gleichen Trott obwohl doch wieder einige Dinge gewesen sind.

    Dinge die mich Mut kosten, Situationen die mir Angst machen und gleichzeitig weiß ich das es Schritte nach vorne sind.

    Trotzdem fühlt es sich alles so schwer und auch immer wieder sinnlos an.

    Frage trotzdem obwohl ich es weiß das es keinen Sinn macht und es auch nichts für mich tut nach dem Warum?

    Dieses Warum kennt jeder hier wie so viele andere Lebenssituationen auch.

    Es ist alles schon geschrieben und mein Verstand weiß so vieles was die Trauer angeht und trotzdem ist es so unglaublich

    schwer damit zu leben, es anzunehmen, es zu erfassen.

    Am Donnerstag wäre meine Freundin die letztes Jahr im August an Brustkrebs verstorben ist 50 Jahre alt geworden.

    Ich weiß es weil es der 27.6 ist, aber mein Gefühl weiß was den Tod meiner Freundin angeht gar nichts

    Ich denke immer wieder an sie und ich höre ihre/unsere Sprachnachrichten ab dann ist es so als wenn es erst gestern gewesen

    wäre das wir uns gesprochen haben.

    Meine Trauer um Roman überwiegt einfach. Dafür schäme ich mich manchmal.

    Heute Abend habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Ich fragte sie nach ihrem Leben mit ihrer Trauer, mein Vater ist

    im nächsten Jahr 30 Jahre tod.Ob sie alles wieder so machen würde. Meine Mutter war immer sehr für sich, versuchte erst

    gar nicht wieder ins Leben zurückzufinden. Ich weiß es, weil sie sagt es auch selbst, das sie nicht glücklich war in ihrem Leben.

    Aber ändern, nein, das könne sie so nicht sagen, sie weiß es nicht. Es wäre halt so gewesen.

    Ich hatte auch schon öfters das Gespräch dsbgl. mit ihr. Ich bemerke dann, das ich fast schon Schnappatmung bekomme.

    Ich kann schlecht damit umgehen und habe auch Angst genauso ein Leben zu haben wie sie es hatte. Das macht mir große

    Angst. Ich versuche schon dagegen zu steuern, bemerke aber wie schwer das alles ist.

    Ich erhoffe mir immer wieder von den Gesprächen mit meiner Mutter, das sie mich tröstet, mit Mut zu spricht, ja wie soll

    ich es sagen, für mich da ist, mich auffängt.

    Aber das kann sie irgendwie nicht. Vielleicht erwarte ich zuviel. Aber manchmal wäre ich in dem Moment einfach gerne ihr Kind die

    ihre Mama braucht.................und das mit fast schon 52 Jahren.

  • Liebe Anja, für dich komme ich aus meinem Schneckenhaus 😉, möchte dir gerne meine Gedanken mitteilen.


    Erstens: natürlich braucht man seine Mama, will getröstet werden in seiner Trauer und seinen Gefühlen. Ich glaube das ist die Sache mit dem inneren Kind und: Ich bin überzeugt, ein Stück weit kann man dieses selbst trösten.

    (Ich selbst bin grad in der Situation mich wahrscheinlich in absehbarer Zeit von meiner Mama verabschieden zu müssen- ich versuche mein inneres Kind so gut es geht selbst zu trösten- ist gar nicht einfach)


    Ich glaube nicht, dass du ein Leben wie deine Mutter „befürchten“ musst- sie hat es so weiterleben wollen, du willst das nicht, somit denke ich, es wird es auch nicht so werden. Du gehst deinen Weg, sie ihren. Und ein Stück weit kann man seine Weggabelungen schon selbst aussuchen, da bin ich überzeugt.


    Zum schlechten Gewissen wegen deiner Freundin- da sprichst du mir aus dem Herzen.
    Für mich war es auch oft schwer, dass sich die Trauer um die verschiedenen Personen gegenseitig „im Weg“ steht. Ich spüre die Trauer um meine Freundin auch viel weniger, obwohl sie mir so nahe stand, beim Verlust meines Mannes so unendlich geholfen hat (wie hätte ich es ohne sie überstanden?).


    Aber dann denke ich mir immer: Man ist ja nicht verpflichtet schmerzhaft zu trauern- das ist nur in unseren Köpfen manchmal so. Wahrscheinlich ist es von der Natur her so eingerichtet, dass man nicht noch mehr zulässt, sonst hätten wir ja nur mehr Schmerz.
    Und: unsere Freundinnen sind sicher froh, dass wir nicht um sie auch noch so schmerzhaften Kummer haben, dass wir sie ganz fest im Herzen haben, wissen sie. Das glaube ich ganz sicher.
    Meine morgendlichen Gedanken dazu.
    Ich drücke dich!

    Hedi

  • Liebe RoundAn,


    die Gedanken, die du dir zu deiner Mutter machst, beschäftigen mich im Moment auch sehr, in der Gegenwart und im Rückblick. Darum würde ich gerne antworten.


    Meine Mama ist vor 17 Jahren verstorben. Sie hat meinen Vater über lange Zeit bis zur Selbstaufgabe gepflegt und ist 10 Jahre nach ihm gegangen. Unser Verhältnis war immer innig und eng. Auch sie hat sich nach dem Tod meines Vaters eingeigelt. Familie, Kinder, Enkelkinder, ja, aber ansonsten zog sie sich sehr zurück. Ich hätte ihr so sehr ein anderes Leben danach gewünscht. Aber alle Versuche, alle Vorschläge prallten ab. Damals bin ich oft daran verzweifelt, erst heute kann ich sie mehr als gut verstehen. Ich habe sie all die Zeit auf ihrem gewählten Weg begleitet und unterstützt, so gut es mir möglich war. Trotz später fast vollständiger Erblindung, ihr größter Wunsch in ihrem eigenen Zuhause, ihrem eigenen Bett sterben zu dürfen, so konnte er in Erfüllung gehen. Hätte ich noch mehr auf sie einwirken können, müssen, diese Jahre anders zu gestalten? Manchmal mache ich mir im Nachhinein Vorwürfe. Aber wieviel Einfluss kann und darf man auf einen anderen Menschen ausüben? Vielleicht war es ja auf diese Art genau so gut und richtig für sie?


    Wie Du habe ich häufig die Angst, mein weiterer Weg könnte ähnlich verlaufen. Wenn Mut und Kraft für die Schritte nach vorne fehlen. Ungewohnte neue Situationen bewältigt werden müssen. Man keinen Sinn darin sieht. Gefühlt so gar nichts besser, leichter wird.


    Aber… ist dieser gedankliche Abgleich, den wir da vollziehen, die innere Abwehr, uns nicht vorstellen zu können, das weitere Leben könnte genauso verlaufen, ein kleines Zeichen für…, ich weiß nicht genau, wie ich es ausdrücken soll… vielleicht für einen kleinen aufglimmenden Funken? Trotz, Hoffnung? Aus dem irgendwann auch die nötige Kraft und der Mut entspringt? Ich versuche, es so zu sehen. Dass wir, wie Hedi sagt, an dieser Weggabelung wissen, welche Richtung wir einschlagen wollen. Und es weiter versuchen. Glaube mir, ich weiß, wie unendlich schwer er fällt, dieser Kampf, allein, Tag für Tag…


    Liebe Grüße Ingrid :24:🌈

  • Liebe RoundAn,


    egal wie alt wir sind eine Mama bleibt und ist eine Mama wie oft seit dem Tag X mir wünsche ich könnte noch einmal einfach in ihren Armen liegen wir haben das viel gemacht ich spüre diese Umarmung ihr sanftes Streicheln über mein Gesicht all das ist so präsent so deutlich als würde es geschehen.

    Wenn es ganz schlimm ist schließe ich die Augen und spüre es einfach nur ganz tief in mir.


    Das geht nicht weg und da ist dann oft dieses kleine störische Kind das einfach schlicht das nicht akzeptieren kann und will von verstehen will ich gar nicht sprechen.

    Ja ich kann es auch mit Papa aber das ist anders völlig anders.


    Deine Ängste verstehe ich gut und ja ich verstehe auch Deine Mama es ist soooo unglaublich schwer irgendwie in ein Leben zurück zu finden und weiter zu leben ohne sich zurück zu ziehen.

    Mansche können das ich gehöre da auch überhaupt nicht dazu.


    Ich merke wie es mich anstrengt viele Menschen oder auch Partys ich merke es richtig und bin oft froh wenn es vorbei ist, auf der anderen Seite braucht man das aber ich denke da ein Gleichgewicht zu finden ist irre schwer.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Hedi,


    das zu lesen mit deiner Mama, liebe Hedi, das tut mir so leid. Ich fühle mit dir und drücke dich von ganzem Herzen.

    Die Vorstellung die Mama zu verlieren ist einfach so so schlimm....ich darf gar nicht daran denken..........



    ja, das innere Kind, heute bin ich Erwachsen und ich habe auch die Überzeugung wie du, das ich mein inneres Kind selbst ein Stückweit trösten kann.

    Nur manchmal würde ich mich einfach gerne mal bei jemanden fallen lassen können, dürfen für einen kurzen Moment.... die ganzen Anspannungen von

    meinem Körper und meiner Seele fallen lassen.

    Ich weiß bei mir manchmal nicht, ob ich wollen möchte, weil ich auch oft gar nicht weiß wie das geht und ob und wann, wie ich mir selbst im Wege stehe.


    Ja, meine Mama ist ihren Weg gegangen, ob sie in gewählt hat weiß ich nicht, die Frage ist, ob sie es nicht besser wusste, konnte. Heute gehe ich zu einem Psychotherpeuten denn mein Mann ist tod.
    Als mein Vater gestorben ist, war meine Mutter mit ihren Gefühlen und Problemen alleine, da ging man nicht zum Psychologen. Sie machte alles

    alleine mit sich aus. Schwierig..........


    Was unsere Herzensfreundinnen angeht, hast du es gut gesagt und ich fühle das deine Gedanken sich auch für mich richtig anfühlen.


    Bei meiner Freundin auf dem Totenzettel stand dieser Spruch: Ich möchte nicht, dass ihr jetzt trauert

    für mich wär das ganz fürchterlich.

    Tut Dinge die ihr nie bedauert:

    Denn eure Freude-das bin ich!


    Liebe Hedi, ich danke dir sehr, dass du für mich aus deinem Schneckenhaus herausgekommen bist.<3


    Sei lieb gegrüßt und gedrückt!


    Anja

  • Liebe RoundAn,

    ich antworte jetzt lieber hier, nicht in Billis Wohnzimmer. Du hast vollkommen Recht. Wenn man sich selber genug ist, selber keine Kontakte hat und auch nicht pflegt, dann ist es sehr schwierig, wenn der Partner, aus welchem Grund auch immer, "wegbricht". Wer soll dann für einen da sein??? Wahrscheinlich niemand. Das ist nicht wirklich verwunderlich. Es gibt aber auch das andere Phänomen, das auch viele von uns erlebt haben und was dann sehr traurig macht. Das die Menschen für die man selber immer da war, das die nach so einem schweren Schicksalsschlag nicht für einen da sind. Und dann gibt es die, wo man es eigentlich gar nicht erwartet hat, die sind für einen da. Das ist echt so vielschichtig. Ich muss sagen, das man nach diesem/einem Schicksalsschlag seine wahren Freunde erkennt und die Menschen, die für einen da sind. Aus meiner Sicht, es würfelt das Umfeld vollkommen durcheinander und sortiert sich dann mit der Zeit neu.

    Alles Liebe.

    LG Wunderblume

  • Guten Morgen liebe Wunderblume,


    da gebe ich dir ebenfalls Recht was die anderen Phänomene angeht und das ist selbstverständlich schmerzhaft.

    Viele Menschen können auch mit der Trauer von uns gar nicht umgehen und ziehen sich zurück. Wir können es ja selbst nicht. Verstehen ja auch erstmal

    gar nicht was da mit uns passiert.

    Ich lese aber irgendwie oft nur bei den Texten "hilfe, keiner ist da, aber wir waren uns in der Partnerschaft immer genug."

    Vielleicht überlese ich den Rest. Ich weiß es nicht.

    Ich will auch keinen angreifen oder verärgern.


    Liebe Grüße


    Anja

  • Ich glaube, das es in der Anfangszeit der Trauer einfach unheimlich schwierig ist mit den Gefühlen und der Trauer klar zu kommen. Dieses, warum ist keiner für mich da, warum hilft mir keiner, das ist einfach sehr präsent. Egal, ob man ein gut funktionierendes Umfeld hatte oder eben auch nicht. Das reale und realistische Denken, das setzt dann erst später wieder ein. Denn, wenn man kein Umfeld hatte, dann kann ja auch niemand für einen da sein. Das ist leider die Kehrseite der Medaille. Wenn man das realisiert, dann ist es leider zu spät. Und in der Trauer neue Menschen und Anschluss zu finden, das halte ich für ziemlich schwierig, aber nicht für unmöglich und ausgeschlossen. Es liegt schon auch ein bisschen an jedem selber.

    LG Wunderblume