Bin zwar aus Österreich, aber eure Seite hat mich einfach angesprochen und ich muss meine Geschichte loswerden. Ich entschuldige mich nicht dafür, wenn es lang wird. Ich muss es mir einfach von der Seele schreiben.
Am 17.12.2022 ist mein geliebter Mann (63 Jahre) von mir gegangen. An dem Tag waren wir genau 9 Jahre zusammen, 2 davon verheiratet. Er konnte das Rauchen leider nicht lassen - schweres COPD, stark geschädigte Lunge (ich habe leider wieder mit dem Rauchen angefangen nach seinem Tod). Am Todestag war ich noch bei im im Krankenhaus, gegen 14.30 Uhr sprach ich noch mit dem Arzt "es schaut nicht soo schlecht aus, wenn es so bleibt, kann mein Mann vielleicht zu Weihnachten zu mir nach Hause" - da hatte ich wieder Hoffnung. Und dann, um 19:03 Uhr der Anruf, mein Mann ist gestorben. Und ich noch einen echten Weihnachtsbaum gekauft, weil er immer einen echten wollte...
Wir haben zwar einen Altersunterschied von 25 Jahren, aber es war echte Liebe und vielmehr - wir waren "gleich": als ich ihn kennenlernte war er in einem Obdachlosenheim, keine Arbeit, kein Geld, keine Freunde. Ich wohnte bei den Eltern, keine Arbeit, kein Geld, keine Freunde. Gleiches Sternzeichen Zwilling, Wir brauchten nichts, nur uns, wir haben es gewagt und bauten uns ein wunderschönes Leben auf.
Alles lief super, harmonisch.
Mitte April 2022 bekam er trotz Impfungen Corona. Leichte Erkältungssymptome. Ich bis jetzt nichts (wegen ihm regelmäßig testen) und ich habe mich nicht von ihm ferngehalten. Danach war er negativ, alles in Ordnung.
Mitternacht 14.06 auf 15.06.2022 (mein Geburtstag) ging es ihm plötzlich ganz schlecht. Notarzt! Der musste meinem Mann mal 3 Sauerstoffflaschen geben, bevor er ihn sich transportieren traute. Wegen Corona durfte ich ja nicht mit. Ich wusste 18 Stunden nicht einmal ob mein Mann noch lebt. Es folgten 9 Tage Intensivstation, 5 Tage Herzstation. Er hat überlebt, Lungenfunktion auf 16% gesunken.
Danach ging es nur noch bergab. Von einem Arzt/Klinik zum anderen, eine Untersuchung nach der anderen. Und mein Mann hat sich auch stark verändert. Ich habe mich verändert. Die Krankheit hat uns verändert. Er hat sich von mir zurückgezogen, mich förmlich weggestoßen. Ich wusste ich konnte ihm die Schmerzen nicht nehmen, aber ich wollte bei ihm, in seiner Nähe sein. Wir haben viel gestritten. Irgendwann "lebte" und schlief er nur noch auf der Wohnzimmercouch. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann er das letzte Mal bei mir im Bett war. Einmal wo ich sah dass es ihm nicht gut ging und ich den Arzt rufen wollte, haben wir so sehr gestritten, dass ich aus purer Verzweiflung den Ehering abnahm und er nur "Willst dich scheiden lassen?" - ich wieder Ring rauf und "Wenn du sagst, es geht schon, dann geht es schon". Heute weiß ich, das war nicht er, das war die Krankheit.
Am 6.11.2022 sagte er meiner Mutter noch im Vertrauen, er glaubt nicht, dass er Weihnachten noch erleben wird...
Am 10.11.2022 saß mein Mann da wie das Häufchen Elend und sagte: "warum muss das ausgerechnet mir passieren, warum jetzt? Jetzt, wo ich alles habe? Eine liebe Frau, einen lieben Kater, eine schöne große Wohnung, ein Auto und wir können nichts mehr machen" - ich schaute ihn an, wollte zu ihm rücken, er stand auf "mir gehts nicht gut" und ging auf die Couch. Vorm Schlafengehen saß er noch immer auf der Couch, ich setzte mich zu ihm, wollte meinen Arm um ihn legen, aber er wich vor mir zurück und meinte, ich soll schlafen gehen, bei ihm dauert es noch. Er ließ mich nicht bei sich bleiben.
Am nächsten Tag sah er noch schlechter aus, ich wollte den Termin bei der Tierklinik absagen, den Notarzt rufen und bei meinem Mann bleiben. "Es geht schon. Geh nur" - er warf mich praktisch raus. Also ging ich zu meinen Eltern, den Familienhund für die Tierklinik holen, ich verzweifelt zu meiner Mutter "Bitte ruf meinen Mann an und rede du mit ihm. Vielleicht hört er auf dich" - Letztendlich doch den Notarzt selbst gerufen, ich derweil in die Tierklinik. Gegen 12:30 sein letzter Anruf "Ich bin im Krankenhaus, muss 3 Wochen bleiben, ich hab mich schon so auf die Ente (unser Essen) gefreut" - ich vertröstete ihn, sagte ich komme am nächsten Tag (PCR-Test sei dank!), wollte noch ICH LIEBE DICH sagen, aber da hat er mich schon weggedrückt.
11.11.2022 ich um 13:00 Uhr im Spital - Schock - Intensivstation - die Lunge ist sehr stark geschädigt - Tiefschlaf! Aus den 3 Wochen wurden dann 5 Wochen bis er starb. Zwischendurch hatte er immer wieder klare Wachphasen, in denen wir uns "unterhalten" konnten (mein Mann hatte einen Luftröhrenschnitt, aber der Sprechaufsatz tat ihm war und war zu anstrengend, also Zeichensprache und Lippenleseversuche). Er schrieb "Ich liebe dich" in die Luft, streichelte meinen Arm und formte die Worte "mein Hasi". Ich sagte noch "mach dir bitte um mich keine Sorgen, ich komme schon irgendwie zurecht, schau bitte auf dich" - eigentlich hatten wir einen schönen Abschied!
Aber es tut einfach verdammt weh, ich weine jeden Tag, weine mich in den Schlaf, wache weinend auf... weine in der Arbeit, weil mich irgendwas an meinen Mann erinnert, weine beim Einkaufen weil wir immer alles gemeinsam gemacht haben, egal wo ich hingehe... Alles ist so frisch, jedes schöne oder nicht schöne Erlebnis. Es fühlt sich so an, als ob ein Stück von mir herausgerissen wurde. Und ich weiß leider, egal was ich mache, mein Mann kommt nie mehr zurück! Dabei wäre es so leicht, ihm zu folgen.....(KEINE SORGE; ICH HABE ES NICHT VOR; DAS IST NUR EINE FESTSTELLUNG)
Mein geliebter Mann, du fehlst mir so sehr! Kannst du nicht einfach bei der Tür reinkommen und sagen "das war nur eine Rolle" (er hat früher bei ein paar Filmen mitgespielt)