Nun ist es endgültig

  • Ich empfinde mich als seltsam, wenn ich meinen Mann fühle und mir selbst die Schulter streichle, weil seine Hand gerade dort liegt. Aber ich fühle mich auch "ver-rückt".


    Manche Dinge behalte ich im Alltag lieber für mich...

  • Aber natürlich ist das normal absolut normal.

    Es wird nur nicht unbedingt so akzeptiert von der Welt da draußen aber wir sind völlig normal.


    Denn wir alle haben etwas wertvolles verloren etwas das niemals wieder kommt was nicht zu reparieren ist, was eine Lücke eine Leere ein Loch hinterlässt.


    Vlg. Linchen

  • Kein guter Tag. Gerade wurde der Dienstwagen meines Mannes abgeholt.


    Ja, es ist nur ein Auto. Aber er hat seinen Beruf geliebt und ist so gerne mit dem Auto gefahren...


    Zusätzlich habe ich heute den Bescheid für die Witwen-bzw Halbwaisenrente bekommen. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass das erledigt ist, aber dieser "Stempel" = Witwe schmerzt sehr.


    Alles blöd.

  • Liebe Jahm,


    für mich war das auch ganz schlimm, als nach ein paar Tagen "Mäxchen" unser Auto von seiner

    Tochter abgeholt wurde, außerdem hatte ich dann kein Auto mehr und das ist bei uns auf

    dem Land ziemlich schlecht.


    Ich habe nicht geguckt, als sie davon fuhr. Wieder ein Verlust, auch ich hing an dem Auto,

    das war unser Auto, in dem wir überall herum gefahren sind. Jetzt war es ihr Auto.


    Es tut mir leid, daß dann auch noch der Bescheid kam, so etwas möchte man nicht lesen müssen.


    Lieben Gruß


    Rita

  • Jahm


    Liebe Anke,


    fühl dich ganz lieb umarmt. Solche Momente werfen einen wieder zurück. Ich fühle mit dir. :30: Auch wenn es weh tut, aber das Auto hast du nun abgegeben. Das liegt nicht mehr noch vor dir.


    Ich kann mich mit diesem Familienstand auch nicht anfreunden. Aber auch der Schritt mit der Witwenrente ist jetzt geschafft. Zwei schwere Dinge musst du heute aushalten. Das ist ganz schön viel. Ich hoffe, du hast jetzt ein bisschen Ruhe und kannst erstmal alles ein Stück verarbeiten. Alles Liebe für dich.❤️

  • Liebe Muckelchen ,


    wie war denn Dein Termin beim Steinmetz?


    Ich weiß ja, diese Termine müssen sein. Der, mit dem wir Termine teilen konnten, ist nun weg. Der, der uns in den Arm nahm und gesagt hat: "zusammen schaffen wir das"- der ist nicht mehr da.


    Ich hatte heute noch einen Termin mit meiner Trauerbegleitung. Das hat den Tag für mich schöner gemacht...

  • Liebe Jahm,


    mein Beileid zu deinem Verlust.


    Dieses Wort Witwe geht mir auch schwer über die Lippen, auch wenn man das bei irgendwelchen Unterlagen jetzt immer ankreuzt, dann kommen mir direkt die Tränen.


    Bei mir ist es ein bisschen anders mit dem Auto. Es ist kein Dienstwagen, sondern unser Familienauto. Ich möchte ihn abgeben, weil mein Mann darin in meinem Beisein seinen Herzinfarkt hatte. Ich denke dass es für mich gut ist, wenn ich ihn abgebe und nach einem anderen geeigneten Auto Ausschau halte. Sonst habe ich immer diese schrecklichen Erinnerungen an diesen furchtbaren Tag.


    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft!


    Manu

  • Jahm


    Der Termin liegt schon ne Weile zurück. Aber er war okay. Bei der Steinmetzin war es hell und freundlich eingerichtet. Alles ein bisschen moderner. Und sie war eine gute Mischung aus locker und mitfühlend. Vor 2,5 Jahren war ich mit meinem Mann da, als wir für eine Mutter einen Stein brauchten. Sie hatte ne gute Idee für meinen Mann. Das passte gut zu ihm. Danach war ich irgendwie beruhigt. Demnächst müsste der Stein fertig sein. Das wird nochmal schwer, wenn da sein Name dran steht…

  • Ihr Lieben,


    dieses Trauer-Auf& Ab ist so anstrengend.

    An manchen Tagen habe ich das Gefühl, ich komme klar. Und plötzlich verlässt mich jede Kraft, dann geht gar nichts mehr.

    Keine Konzentration, keine Bürokratie - Akku leer, kaputt.


    Heute habe ich durch den Sturm/Orkan eine gute Ausrede, das Haus nicht zu verlassen. Dafür habe ich gestern in der Mittagspause einen Spaziergang allein mit mir geschafft.


    Gerade spüre ich meinen Mann so oft- ich sage ihm, dass er sich keine Sorgen machen muss und mich meinen Weg gehen lassen kann. Er soll mich begleiten, an meiner Seite sein.


    Aber irgendwie wäre mal wieder Zeit für einen Lichtstreifen am Horizont... Selbst den geplanten Urlaub empfinde ich gerade nicht so. Komisch.


    Manno.

  • Jahm


    Hallo liebe Anke,


    es geht mir grad ganz genauso. :30: Dieser Wechsel zwischen „klar kommen“ und „total kraftlos“.

    Vielleicht unterschätzen wir, wie anstrengend alles ist? Wieviel Kraft es kostet zu funktionieren, Dinge zu regeln und immer wieder die Erinnerungen, die uns zeigen, wie sehr sie fehlen in unseren Leben?


    Ich liege grad auf dem Sofa unter zwei Decken und schaue fern. Da ich ziemlich erkältet bin, habe ich die perfekte Ausrede dafür. 😉 Aber eigentlich bin ich einfach nur platt und traurig. Vorhin hatte ich zufällig die Jacke meines Mannes in der Hand und plötzlich war die Erinnerung so stark an ihn, als hätten wir uns gestern noch gesehen. Das hat mich total zusammenbrechen lassen. Ich sage mir jetzt immer, wenn ich denke, er kommt gleich heim, dass er nie wieder kommen kann. Wie lange es wohl dauert, bis man das tatsächlich verstanden hat?


    Wie toll, dass du ihn spürst. Ich wünsche dir, dass das etwas Trost bringt.


    Ich sage meinem auch immer, dass er sich keine Sorgen machen braucht. Aber im Moment hadere ich auch mal wieder mit offenen Fragen, die ich nicht mehr stellen kann. Gestern war ich deswegen richtig sauer. Jetzt habe ich wieder etwas Frieden gefunden.


    Inzwischen bin ich mir sicher, dass es nach dieser Welle auch wieder besser wird. Sind die Wellen bei dir immer noch so heftig wie am Anfang oder etwas flacher? Es kostet anscheinend sehr viel Kraft, wenn man gerade in so einer Welle schwimmt. Ich denke, sie sind aber wichtig, weil sie uns mit dem Schmerz konfrontieren und wir ihn so wieder ein kleines bisschen mehr verarbeiten. Und dann geht es wieder etwas weiter aufwärts. Bis zur nächsten Welle…


    Was denkst du?

  • Liebe Muckelchen, liebe Jahm,

    ich nenne die Zeit zwischen den großen Wellen immer Trauerpausen. Sie sollen uns Kraft geben, damit wir in der nächsten großen Welle nicht ertrinken und um unser Leben kämpfen können, damit wir nicht komplett zerbrechen durch das, was über uns zusammenbricht .

    Zumindest vermute ich das mal.

    Aber wenn man dann mal wieder in so einer Welle ist...


    Dann geht nichts mehr. Dann treiben wir nur noch und versuchen, den Kopf irgendwie über Wasser zu halten.


    Liebe Grüße

    Mena

  • Danke ihr Lieben. Für euren Zuspruch.


    Die Wellen sind schon heftig, dauern aber nicht mehr ganz so lange an. Allerdings gibt es wenige Tage ohne Tränen.


    Muckelchen : ich habe richtig Angst vor diesen Wellen, weil es mich oft unvorbereitet erwischt. Dieser Monat hat es aber in sich: der Große wird 18. Und macht seinen Führerschein. Zusätzlich werde ich eine Brief aus der Erinnerungskiste holen: mein Mann hat den Kindern ein paar Briefe hinterlassen. Ich bin froh, wenn es mir gelungen ist, den Tag auch ein wenig fröhlich zu gestalten. Das hat unser Sohn mehr als.verdient.


    Zudem steht der Urlaub an... Es wird anders. Ob es schön wird? Vermutlich. Aber die Lücke ist so riesengroß.


    Am liebsten würde ich mich für eine Weile irgendwo verkriechen.


    Geht bloß nicht. Das Leben lässt mich nicht.

  • Jahm


    Ich kann so gut verstehen, dass du Angst vor diesen Wellen hast, weil nie klar ist, wann sie kommen. So fühlt man sich ihnen einfach nur ausgeliefert.
    Vielleicht werden sie durch das ausgelöst, was gerade auf dem Weg wieder so ansteht oder, weil man sich gerade kraftlos fühlt?


    Der 18. Geburtstag eures Großen ist ja auch einer dieser Tage, dir so schrecklich deutlich machen, dass dein Mann fehlt.
    Natürlich möchte man diesen besonderen Tag irgendwie trotzdem schön werden lassen. Mein Sohn wird im Dezember 16 und ich bin auch schon am überlegen, wie ich es schaffe, ihm einen schönen Tag zubereiten, damit er abends neben dem Gedanken, dass sein Papa fehlt auch noch ein paar schöne fröhliche Gedanken haben kann.


    Ich finde es toll, dass dein Mann Briefe geschrieben hat. Auch wenn das Lesen sicherlich erstmal sehr weh tun wird.


    Das mit dem in „Sich verkriechen wollen“ kenne ich auch sehr gut. Allerdings stelle ich jetzt gerade fest, dass es ganz gut ist, wenn immer mal jemand was von mir will. Wenn ich mich tatsächlich mal verkrieche, dann habe ich nach einiger Zeit das Gefühl, dass ich in Lethargie und Antriebslosigkeit versinke. Und immer unzufriedener mit mir werde. Alles gar nicht so einfach. Die richtige Mischung zu finden ist nicht leicht.

  • So. Nun ist es klar: die letzte Trauerwelle hat mich hart erwischt.


    Eigentlich hatte ich gehofft/erwartet, dass nach dem Erhalt des Erbscheins Ruhe einkehren kann. Meine Psyche sagt aber gerade etwas anderes.


    Also werde ich Montag eine Krankmeldung anpeilen und sehen, wie ich mich wieder auf die Beine stelle.


    Jede klitzekleine Kleinigkeit bringt mich aus der Fassung...


    Ich habe heute geheult weil:

    - die Katzenklappe kaputt ist

    - eine Batterie für einen Sensor fehlt

    - ein Kind mich warten ließ

    - das Finanzamt eine Steuervorauszahlung festgelegt hat, die hoffentlich nicht stimmt

    ...


    Und es ist erst 15:32.


    Toll. Ganz toll. Ich mag das so gar nicht.

  • :30::24:<3