Chaos der Gefühle

  • Hallo ihr Lieben!


    So, jetzt hab ich mich hier ein bissel "durchgearbeitet" ;) und bin hier bei mir "gelandet".
    Bin am Montag (ein paar Minuten vor Mitternacht) nach Hause gekommen, habe den gestrigen Tag fast ganz verschlafen.


    Was soll ich erzählen? Es ist doch viel zu viel was wir erlebt und gesehen haben. Elf Tage vollgepackt mit "Wiedererkennen" aber auch mit viel Neuem. Und vor allem mit vielen, vielen Erinnerungen, viel lachen aber auch viele Tränen (auch viele ungeweinte, weil es so oft nicht der "passende" Moment war). Tage, die mir irgendwie unwirklich vorkommen und viel zu schnell vergangen sind. Ich war "zu Hause" und doch ist es nicht mehr so wie früher....


    Als ich die Türe zum Hof "unseres" Hauses aufmachte, hatte ich den irrealen Gedanken - Jetzt kommt Vati da drinnen aus der Küchentüre und begrüßt uns wie so manches Mal mit "na, daß ihr auch schon da seid!". Und ich dachte es zerreißt mir das Herz, daß es nicht so sein kann. Und auch wegen der Veränderungen in diesem früher so wunderschönen Hof..... Die gemütliche Laube in der ich als Kind so gerne saß - sie mußte samt dem Ringlottenbaum einem Auto Platz machen, statt der Blumenbeete unter dem Schlafzimmerfenster stehen Wäschetrockner, der uralte Weinstock meiner Oma - nicht mehr da, .... :13:
    Mutti und ich haben uns daraufhin in den Trubel des Marktplatzes gestürzt und uns fürs Abendessen "Gogoschar" = Rosenpaprika gekauft (früher hat man sie hier noch bekommen, jetzt hab ich sie schon lange nicht mehr gesehen). Und jungen Zwiebel und Speck. Das ganze haben wir dann im Hotel mit unseren Tränen gesalzen, die auch den "Zuika", den landesüblichen Zwetschkenschnaps ein bissel verwässert haben.


    Am Hauptplatz von Hermannstadt (Sibiu) war Töpfermarkt, wo es viele schöne Keramiksachen zu bestaunen gab.
    links die katholische Kirche, rechts der "Ratsturm"


    in dieser Kirche wurde Vati vor rund 84 Jahren getauft


    die "Lügenbrücke", über die es die Sage gibt, daß sie einstürzt, wenn ein Lügner sie überquert - alle Bewohner und Besucher Hermannstadts müssen wohl ehrliche Menschen sein - sie wurde 1859 erbaut ;)


    ein Teil der alten Stadtbefestigung


    Soviel einmal zu meiner "zweiten Heimatstadt" Hermannstadt


    der Berg rechts mit dem spitzen Gipfel war Vatis Lieblingsberg (im Vordergrund "unser EGY" - nach der Nummer getauft ;) - der uns in diesen 11 Tagen brav 980 km "getragen" hat.
    Wenn ich denke, daß Vati sich am Samstag mittag aufs Fahrrad gesetzt hat, die ca. 30km bis hin gefahren ist, dort herumgeklettert und dann Sonntag nacht wieder mit dem Rad zurück ......


    Ich muß Schluß machen, kann grad nicht mehr. Vielleicht später mehr.


    Euch alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hi Jutta,


    Deinen Schilderungen zufolge eine sehr intensive, aber auch kostbare Zeit - wie gut kann ich den Schmerz nachvollziehen, wenn sich die Heimat verändert... das Carport statt der Laube, die alte Rebe der Oma nicht mehr da... Und doch noch soviel da und soviel Wieder erkennen - der Markt, das Gemüse, der Zuika! Vielen Dank auch für die schönen Fotos - bevor ich Deinen Kommentar gelesen habe, hatte ich genau den Gedanken - boahh, die müssen ehrlich sein!! ;-)


    Dein Vater war definitiv trainiert - 60 km in zwei Tagen und dazwischen ein "bisschen" Klettern - das ist heftig!


    Alles Liebe derweil,
    Markus

  • Hi Jutta,
    so schöne Bilder, ich hatte eigentlich gar keine Vorstellung von Siebenbürgen ... Ja, die Veränderungen und die Erinnerungen, ich kann mir vorstellen, dass das schmerzhaft und schön zugleich war! Wer wohnt denn jetzt in eurem Haus?
    AL und danke für die Eindrücke!
    Christinie

  • :2: ihr Lieben!


    Markus, da war Vati ja auch erst 16, 17 Jahre alt :D In dem Alter scheut man wohl noch keine Mühe, wenn man nur dem geliebten Hobby nachgehen kann.


    Christine, so wie dir geht es vielen, kaum jemand hat eine andere Vorstellung als "Dracula" ;) .
    Es ist ein wunderschönes Land - für mich mit der Obersteiermark vergleichbar, und in den Südkarpaten auch ein wenig mit Tirol (die Nordkarpaten kenne ich ja leider selber nicht). Es hat eine lange, unruhige Geschichte hinter sich. Die siebenbürger Sachsen haben es ab dem 12. Jhdt. besiedelt und urbar gemacht, im 18.Jhdt kamen dann auch noch die "Landler" aus Österreich dazu, die wegen ihres protestantischen Glaubens von hier weg mußten.
    Es war mit seinen Kirchenburgen erstes Bollwerk gegen die "östlichen Reitervölker" und Türken.
    Es tut weh, die früher (trotz Armut und Enteignung nach dem Krieg) so liebevoll gepflegten deutschen Dörfer jetzt von den "Erbauern" verlassen und oft sehr verwahrlost zu sehen.
    In einer der Kirchenburgen die wir besucht haben wurde uns erzählt, daß vor 40 Jahren 1300 Deutsche in diesem Dorf lebten. Jetzt sind es noch - 5
    Jetzt wäre das Leben vielleicht für manchen der Ausgewanderten wieder leichter. Aber wer hat schon das Geld, sein Haus, seinen Grund wieder vom Staat zurückzukaufen.
    In "unserem" Haus lebt - irgendwer, unbekannt. Es gehört ja dem Staat, der die Räume vermietet. Meine Großmutter "durfte" nach der Enteignung eine 2 Zimmer, Küche Wohnung "behalten" - als Mietwohnung. Und das auch nur, weil ihre Tochter mit Mann und Kind zu ihr zog. Dabei hatte sie noch Glück. Viele hatten nur einen Raum und mußten die Küche auch noch mit den anderen Mietern teilen. Oder die Bauern landeten im Stall. Enteignung, egal wo und aus welchem "Grund" ist immer ganz furchtbar.
    Ah, entschuldigt, ich könnte "ewig" so weiterschreiben. Da merke ich erst, wie sehr mich das alles beschäftigt.


    Eigentlich wollte ich euch ja viel mehr von den schönen Dingen die wir gesehen haben erzählen - vielleicht ein anderes mal ;)


    Lieber Josef, auch dir danke für deine lieben Grüße


    Alles Liebe, :24: alle die es mögen
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Hi Jutta,


    das Land hat tatsächlich "etwas" - aber so negativ wie Du Dein Posting beschreibst, habe ich es gar nicht erlebt - hinter dem Schmerz und dem Ärger wegen ungünstiger Entwicklungen wie Enteignungen ist ja ganz klar Deine Liebe zu erkennen!! ;-)


    Wünsche Dir ein schönes Wochenende und warme Pullover wenn am Sonntag der erste Kälteeinbruch kommt,


    Markus

  • Liebe Jutta,
    ja, das muss furchtbar sein, wenn sie dir dein Haus und Grund wegnehmen und du dort in Miete auf beengtem Raum hausen musst. Schrecklich, diese Vorstellung!


    Du hast recht, wenn ich Rumänien hör, dann denk ich an Transilvanien, Dracula und den Polanski! Aber in Geographie war ich immer eine Niete. Eine Straßenkarte ist für mich ein abstraktes Kunstwerk mit Linien und hat etwas von einem Gemetzel. Jedes Gemälde von Hermann Nitsch kann ich besser lesen! Wie gut für mich, dass ich "Werner" habe, der mir via TomTom sagt, wie ich fahren soll! :D
    AL
    Christine

  • :D - so ist eben jeder anders. Ich liebe diese "abstrakten Kunstwerke" namens Straßenkarten. Verreise auch gerne (wenn es grade real nicht möglich ist) "mit dem Finger auf der Landkarte".
    Apropos "Werner" .... unsere "Stanzi" hat uns auf englisch (Gott sei Dank nicht rumänisch ;) ) großteils recht brav geführt. Hatte zwar so ihre Eigenheiten, aber es ging. Nur die Adresse unseres Bukarester Hotels - die wollte sie partout nicht kennen, ausgerechnet in der Hauptstadt. Hab es dann aber auch alleine ohne Navi geschafft. Dort herrscht ein Verkehr wie ...finde keinen wirklich passenden Vergleich, es ist einfach ein Durcheinander in dem jeder macht, was er gerade will... ohne Blinker, fast ohne zu bremsen, dafür mit dauerndem Gehupe :4: .
    Die Fernverkehrsstraßen sind zwar großteils schon recht gut instand gesetzt, trotzdem muß man immer auf ein riesen Loch im Straßenbelag gefaßt sein. Und damit meine ich wirklich "Riesenloch", das durchaus seine 20, 30 cm tief sein kann. Oder eine Schafherde, ein paar Kühe oder Pferde mitten auf der Straße. So wie hier


    Ich war jedenfalls froh, Montag nachmittag dieser Hölle wieder "ganz und unversehrt" entkommen zu sein und das Auto am Flughafen abgeben zu können.
    Außerdem hab ich mir geschworen, nie wieder hier zu Hause einen "Wiener" zu schimpfen, weil er langsamer fährt und sich anscheinend nicht auskennt - könnte ja ein Mietauto sein ;) :D .
    Ich glaub, ich war der einzige "Bukarester", der sich (so weit wie möglich) an die Verkehrsregln gehalten hat.
    Trotzdem - auch dieser "Verkehrsirrsinn" ist durchaus die Erfahrung wert. Man schätzt dann wieder den "ruhigen" Fahrstil hierzulande.


    Wünsche euch eine gute, ruhige Nacht - bei uns donnert und stürmt es schon wieder.
    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Liebe Jutta!
    Ach du liebe Güte! Da kannst du ja froh sein, dich und deine Mutti heil aus diesem "Gewirr" des Straßenverkehrs heraus gebracht zu haben.Da braucht man gute Nerven.
    Das wär nix für mich,da sitz ich lieber daneben und les die Straßenkarte :whistling:
    Hab deine Beschreibung deiner Heimat förmlich "verschlungen".Wie die Anderen schon sagen,jeder hat so seine Vorstellung vom Lande Dracula´s.
    Auf dem Weg in den Urlaub sind wir dieses Mal drüber hinweg geflogen,genauso wie über Wien.Hab an dich gedacht.
    Liebe Grüße
    Hab einen schönen Tag-hier scheint ganz herrlich die Sonne.
    LG Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • huhu jutta,


    ich war zwar noch nie in rumänien, aber wenn du schreibst das die kaparten wie tirol aussehen ist es schön :8: :8:
    der verkehr hier ist auch besser geregelt. zwar begegnen einem hierzulande kühe beim almabtrieb, aber das hält sich in grenzen. wenn hier einer auf der autobahn schleicht, hat er meist ein W auf der nummerntafel :whistling: :whistling:


    lieben gruß
    burkhard

  • Hallo ihr Lieben,
    es tut mir leid, daß ich im Moment nicht so präsent bin – aber ich lese mit und bekomme es auch auf meine e-mail weitergeleitet wenn mir jemand schreibt, auch wenn ich nicht eingeloggt bin.


    Aber ich bin sehr am kämpfen – hab „voriges Jahr 5 min. vor 12“ meine (bis jetzt) letzte Zigarette geraucht. War aber kein Neujahrs-Vorsatz – hat sich so ergeben, auf einmal im Kopf „klick“ gemacht.
    Ich hab schon immer alle bewundert, die das „einfach so“ schaffen, und diese Bewunderung steigt von Tag zu Tag mehr, denn ich kämpfe ganz extrem mit körperlichen Problemen. Kopfschmerzen, die ich in dem Ausmaß noch nicht gekannt hab, Verdauungsprobleme, bin depressiv wie in „besten“ Zeiten, trau mich kaum aus dem Haus weil ich draußen Panikattacken krieg, schlafe kaum….
    Onkel Doc meint nur: Geduld und aussitzen, das wird schon, sind nur Entzugserscheinungen von dem ganzen Käse, der außer dem Nikotin auch noch in den Zigaretten ist. :4:
    Wenn ich nicht auch positives bemerken würde - Husten ist so gut wie weg, in der Wohnung stinkts nicht mehr (auch mein Bester macht brav mit), die Katzen riechen auch wieder nach „Fell“ und nicht nach Aschenbecher und liegen wieder bei uns, statt vor der Zigarette zu flüchten – und vor allem, wenn ich meine „Dampfi“(e-zig) nicht hätte, an der ich nuckeln kann, hätte ich schon lange wieder aufgegeben. Wie ja schon des öfteren.
    So murks ich halt momentan weiter und hoffe, daß ich durchhalte.


    Okay, genug gejammert. Ich wollte eigentlich nur, daß ihr wißt, daß ich nicht verschollen bin und mitlese. Und da bin, falls irgendwas ist.
    Nur schreiben – das schaff ich grade nicht. Aber ich denke auch an euch.


    Alles Liebe
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.

  • Oh Jutta, das finde ich ganz toll.
    Kann es noch sooooo nachfühlen.
    Die erste Zeit ist der Horror.
    Alles schmeckt nicht, die Stimmung ist extrem schwankend, die Haut pickelig, die Haare sitzen nicht, alles doof!!!! :4:
    Aber wie Du schon sagst, viele Dinge sind echt toll.
    Die Bude riecht nicht, das Geld ist lockerer, kein nochmal schnell im Sauwetter losrennen müssen für die Dinger.
    Das Problem ist nur, man hat auf einmal sooooo viel Zeit.^^
    Ich denke ganz feste an Dich.
    Als kleine Motivation: bei mir sind es jetzt über ein Jahr und 2 Monate.
    Du wirst immer mal wieder nen Shmacht haben aber das kommt immer seltener und Du bist routinierter im Wegdenken. Und es kommen Tage da denkst Du gar nicht dran.
    Und je mehr Tage Du geschafft hast, desto mehr kannste Dir sagen "Wär doof jetzt zu rauchen nur weil 1 Tag mal nicht so geht." Denk an die Kampftage. Die willste nicht umsonst gekämpft haben.
    Chacka, Du schaffst das. :thumbup:
    GLG, Ela

  • Liebe Jutta!
    Ich wollte bei Ela erst auf "Bedanken" drücken,denn ich bin mit jedem Wort ihrer Meinung.
    Aber, ich muss dir einfach selbst mal sagen, wie toll ich das finde.Du machst uns hier immer Mut, nun geb ich dir ein bissel Kraft zurück im Kampf gegen den Qualm .
    Du schaffst das! :thumbup:
    Liebe Grüße und viel Kraft :028:
    Karla

    Mein Kind Juliane,
    Mein Bruder Rene,
    Mein lieber Vati,
    Ihr seid mir nur einen Schritt voraus-tief in meinem Herzen lebt ihr weiter :005:

  • Liebe Jutta,


    finde ich super, dass Du das geschafft hast! Ich habs noch nicht geschafft, hänge immer wieder am Glimmstengel und hoffe, daß ich es auch noch schaffe.


    Mach nur weiter so!!!!!


    Alles Liebe


    Evi

    *


    Es gibt Momente im Leben, da hört die Welt auf, sich zu drehen.
    Und wenn sie sich wieder dreht, ist nichts mehr so, wie es war.


    "Tempora praeterire Sed tenera Memoria restat"


    *

  • Liebe Jutta,


    ich gehöre zu denen, die von einem Tag auf den anderen aufgehört haben zu rauchen. Ich hatte nie Probleme mit Entzugserscheinungen oder anderen Rauchern, die mich in Versuchung führen könnten. Während meines Personalverrechnungskurses bin ich sogar in den Pausen immer mit den Rauchern im verqualmten Kammerl gestanden, weil dort die Stimmung einmalig war. Fast neun Jahre habe ich durchgehalten - und dann ist mein Mann gestorben. Seitdem rauche ich Hirnederl :4: wieder.


    Ich bin mir sicher, du schaffst das. Halt nur durch!


    Alles Liebe


    Dschina

    Diejenigen, die gehen, fühlen nicht den Schmerz des Abschieds.Der Zurückgebliebene leidet. (Longfellow)

  • Hallo ihr Lieben,


    :2: für eure lieben, motivierenden Worte.
    Es geht mir schon ein bissel besser, Kopfschmerzen sind viel weniger geworden und den Durchfall hab ich auch schon im Griff. Nur ziemlich müde und depressiv bin ich noch, obwohl ich schon etwas besser schlafe. Aber das wird auch werden.
    Ich will es schaffen, unbedingt. Und genau das wird mir helfen.


    Nochmal DANKE, :24:
    Jutta

    Der Tod eines geliebten Menschen ist wie
    das Zurückgeben einer Kostbarkeit,
    die uns Gott geliehen hat.