Zeichen von Verstorbenen

  • Hallo an alle.

    Ich habe erst mal viel in diesem Forum gelesen. Es gibt hier so viel schwerere Verluste und Schicksale, als meines.

    Mein Vater ist Ende April im Alter von 85 Jahren gestorben. Er hatte sein Leben gelebt und sein Tod war würdevoll und sanft. Nach zweijähriger Krankheit durfte er friedlich in seinem Bett hinübergleiten. Meine Mutter hielt während dessen seine Hand. Sie erzählte mir, dass im Augenblick des Todes Erstaunen in seinem Blick war, keine Angst und kein Schmerz, nur Erstaunen.

    Sein Verlust schmerzt mich sehr, da er mir mein ganzes Leben lang zur Seite stand. Egal wo ich hinschaue, alles erinnert an ihn. Seltsam, als er noch lebte war mir das alles nicht so bewusst, aber er war immer da, wenn in meinem Leben etwas Wichtiges anstand. Gegen Ende seines Lebens war er nur noch ein Schatten seiner selbst und sein Anblick schmerzte mich sehr. Er brauchte Hilfe, aber ich konnte ihm nicht einen Bruchteil dessen zurückgeben, was er für mich alles getan hat.

    Ich denke er war einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Es vergeht kein Tag an dem ich nicht an ihn denke und weinen muss. Ich frage mich, wie lange noch.

    Ein kleiner Trost ist, dass er beim Sterben nicht leiden musste und dass er sich bei mir kurz darauf zweimal bemerkbar gemacht hat. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, oder es ist nur Wunschdenken, aber ich glaube fest daran, dass er das war. Er glaubte nie an so etwas, war überzeugt dass nach dem Tod alles zu Ende ist.

    Das erste mal war am Tag seiner Kremierung. Ich kam Nachhause, nachdem ich auf dem Amt den Totenschein abgeholt hatte. Ich fuhr mit dem Aufzug in das Stockwerk meiner Wohnung. Die Aufzugstür schloss sich wie üblich hinter mir, ging aber gleich wieder auf, als ob noch jemand den Lift verlassen wollte. Dann schloss sie sich erneut. Ich erschrak ein wenig, denn das ist weder vorher noch nachher je passiert und ich wohne 15 Jahre schon dort.

    Das zweite mal machte er sich in einem sehr realistischen Traum bemerkbar. Er rief mich aufs Handy an, er meldete sich genau so wie zu Lebzeiten. Ich sagte ihm dass es doch unmöglich sei, er könne mich nicht anrufen, er sei doch gestorben. Er meinte; aber ich bin es und es geht mir schon besser, ich kann schon wieder recht gut laufen. Ich solle ihm unbedingt etwas aus dem Internet besorgen, ich wisse ja wie das gehe. Er brauche solche Lampions, die man anzündet und in den Himmel steigen lässt. Er wisse nicht wie die heissen, aber ich finde die dann schon. Dann erwachte ich. Ich bestellte dann im Internet solche Himmelslaternen und wir liessen sie im Beisein meiner Mutter und meines Bruders am Auffahrtsabend steigen. Es war der 60. Hochzeitstag meiner Eltern.

    Ich kann mich noch an jedes Wort in diesem Traum erinnern und seine Stimme war kräftig wie zu gesunden Zeiten. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das nur ein Traum war, vielleicht auch weil ich es nicht möchte.

    Danach ist nie wieder etwas Ähnliches geschehen, vielleicht ist er gegangen.

    Ich wünsche mir so, dass er in einer besseren Welt ist und wir uns eines Tages wiedersehen.

    Vielleicht hat jemand auch schon solche "Zeichen" erhalten und es ist wahr?

  • Sie ist Tod, sie hat sich heute Nacht von mir verabschiedet. Sie meinte, sie sei ohne Schmerzen eingeschlafen und sei jetzt an einen besseren Ort. Und niemand darf vergessen, dass sie uns liebte alle. Nur als ich diesen Traum hatte bat ich sie immer und immer wieder bei mir zu bleiben. Sie meinte aber Gott, hat ein anderes Schicksal für sie gehabt. Sie ist jetzt bei Onkel Detlef. Und , jetzt da ihr Leben vorbei ist. Wird ein neues Leben entstehen , meinte sie. Irgendwann werde ich eine Familie haben. Und für diese Familie muss ich da sein. Sagte sie auch. Diese Familie wird mein Leben sein, deswegen darf ich nicht an Gott zweifeln sagte sie. Das verwirrt mich schon etwas, Aber für das neue Leben , das irgendwann entsteht,werde ich leben das versprach ich meiner Tante

  • liebe Hudipfupf,

    sei herzlich begrüßt und danke, dass du deine Erlebnisse hier mit uns teilst. Das Aufsteigenlassen der Himmelslaternen finde ich so berührend. Es war sicherlich sehr tröstlich.

    Aus eigener Erfahrung kenne ich solche Träume und Erlebnisse nicht aber ich denke, ALLES IST MÖGLICH!

    Egal ob Realität, Wunschdenken, Fantasie ...es zeigt, wie eng deine Verbundenheit zu deinem Vater war bzw ist. Solche Träume oder Erlebnisse sind in meinen Augen Geschenke der Seele. GNADENGESCHENKE .


    Ich wünsche dir viel Kraft.

    Vielleicht schreibst du hier weiter.Wir begleiten dich gerne auf deinem schweren Weg. Du wirst hier immer offene Ohren finden und jeder der hier schreibt hat den Tod eines geliebten Menschen erfahren und kann dich daher in deiner Trauer verstehen und mit dir fühlen.


    Du schreibst: "Es gibt hier so viel schwerere Verluste und Schicksale als meins" Ich denke, es gibt keine "schwereren Verluste". JEDER Verlust wiegt gleich viel.Zum Glück gibt es in diesem Forum keinen Wettbewerb in der Art von : wer hat es am Schwersten....und auch wenn dein Vater "schon"85 Jahre alt war, sein Leben gelebt hat, sanft und würdevoll gehen durfte und sein Tod für ihn eine Erleichterung war, DU hast ihn verloren und das schmerzt und dieser Schmerz ist berechtigt. Dein Weinen ist berechtigt.

    Lass deinen Schmerz zu, egal wie lange er dauert.


    Ich will dich jetzt aber nicht zutexten.


    Es gibt einen Text der mir gut gefällt.Ich will ihn mal für dich aufschreiben.Vielleicht lässt er was in dir anklingen.


    "Ich werde über den Tod hinaus leben,und ich werde in euren Ohren singen,

    auch wenn die gewaltige Woge der See mich zurückträgt zur unermeßlichen Tiefe des Meeres.

    Ich werde an eurer Tafel sitzen, doch ohne einen Körper, und ich werde mit euch auf die Felder gehen als unsichtbarer Geist.

    Ich werde zu euren Feuerstellen kommen als ungesehener Gast.

    Der Tod verändert nichts außer den Masken, die unsere Gesichter bedecken.

    Der Holzfäller wird auch dann ein Holzfäller sein, der Bauer ein Bauer,

    und der, der sein Lied dem Wind gesungen, wird es auch den Sphären singen."

    Khalil Gibran , Im Garten des Propheten


    Alles Liebe dir

    blaumeise

  • liebe Hudipfuf<3

    auch ich sende dir gerne ein Willkommen in unserem Kreise der bewusst Trauernden....


    Dein Papa ist in einem sehr ähnlichen Alter wie mein Papa von dieser Erde gegangen ( 89 Jahre) und ja, es ist einfach sehr tröstlich auf die Dauer wenn sie in Würde gehen können...nach einem erfüllten Leben...


    Zu deiner Frage , ob es einigen hier ähnlich gegangen ist...

    Ja<3:saint:<3


    Du findest

    Zeichen von meinem Liebstem... wow... auch wenn noch so un-realistisch einfach der Hammer


    auf der 3. Seite in "Verlust des Partners"... Es sind dort viele ähnliche Erlebnisse wie du sie hattest , dort von "uns " geschrieben...

    und

    vielleicht geht es dir viel "besser" wenn du deine Trauer nicht schwerer, das meine ich nicht...

    aber...

    GLEICH INTENSIV siehst...

    Deine<3eure <3 Rituale haben mich sehr bewegt...

    Aehnliches mache ich auch immer wieder gern, weil es eine innige Verbindung zu unseren geliebten Gegangenen für mich ergibt

    Gerne dich begleitend<3

    deine Claudia Amitola

  • Ich danke Euch vielmals für Eure mitfühlenden Worte. Solche Zeichen sind im Moment wirklich sehr tröstlich und man wünscht sich mehr davon. Leider kann man das selber nicht beeinflussen. Mich hat sehr erstaunt, dass ich sie erhalten habe und nicht meine Mutter.

    Was mich neben der Trauer sehr beschäftigt ist die Endlichkeit des Lebens und meine erste richtige Konfrontation damit. Mein Vater war immer sehr stark. Während seiner Krankheit sagte er immer, er habe keinen Krebs und seine Schmerzen seien "nur" Rückenschmerzen, das habe er schon seit Jahren. Er müsse jetzt nur wieder kräftiger werden, dann ginge es ihm wieder gut. In unserer Familie gab es nie Krankheit oder Tod, ich kannte das nicht. Sein Tod hat mich auch deshalb so erschüttert. Er glaubte er lebe ewig. Vielleicht war sein Gesichtsausdruck deshalb so erstaunt, als er starb.

    Ich habe Angst vor der Zukunft, aber nicht wegen mir, sondern wegen derer die mich noch verlassen werden. Ich glaube selber zu gehen ist einfacher, als zu bleiben...

    Wie war das Leben mit 30 doch unbeschwert!

    Danke Amitola für den Hinweis und das hochschieben des Fadens, ich werde die Beiträge gerne lesen....

  • Liebe Hudipfupf,

    herzlich willkommen hier auch von mir!


    Was für ein lustiger Name! Ist das ein Spitzname von dir?


    Ob es wirklich Zeichen von unseren Verstorbenen sind oder nur Zufälle und Träume, das kann niemand wirklich genau wissen.

    Wichtig ist, was es für dich ist. Und der Sinn ist, dass solche Erlebnisse dir den verstorbenen Menschen in einer Zeit noch einmal näher bringen, in der du mit dem Schicksal und der Trauer haderst und so voller Sehnsucht nach ihm bist.


    Manche Träume erklären auf symbolische Weise die Situation, wie Hedis Traum neulich mit den Hunden und ihrem Mann, der daneben steht und nicht helfen kann. Manche Träume bringen gute Ideen: Wie dein Traum, in dem dein Vater dir sagt, du sollst für ihn diese Lampions kaufen. Ob er es persönlich war oder dein Gehirn dir im Traum eine wunderbare Idee für ein Ritual geschenkt hat, das weiß ich nicht. Letztlich hattet ihr dieses tröstliche Ritual und letztlich war dein Vater bei dir - ob in echt oder als realistischer Traum - er war da.

    :24:

    AL Christine

  • Liebe Hudipfupf <3


    Herzlich willkommen auch wenn der Anlass traurig ist..<3 Mir ist meine verstorbene Frau auch im Traum erschienen und es war so intensiv und real, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dies nur aus meinem eigenem Geiste entsprungen ist. Die Qualität des Traumes war anders, es war wie wenn ich auf einer anderen Ebene als nur die des Traumes mit ihr kommuniziert hätte...


    Kurz nach ihrem Tod habe ich, wenn ich im Bett lag ein kleineres blaues Licht uebermir gesehen, dass sich permanent verändert hat. Bei diesem Phänomen bin ich mir nicht, ob sie es war, weil ich nie richtig schlafen konnte und mir der Sehnerv vielleicht einen Streich gespielt hat.


    Ich war nicht bei ihrer Aufbahrung aber ihre Mutter erzählte mir, dass sie ein glueckliches Lächeln hatte.


    Das Erstaunen Deines Vaters könnte auch ein Erstaunen ueber etwas sein, was er "gesehen" wahrgenommen hat.


    Fuehl Dich lieb umarmt :24:<3

  • Liebe Hudipfupf!

    Es tut mir sehr leid, dass du deinen Vater verloren hast, aber eben: Du spürst es ja, du hast ihn nicht ganz verloren, nur körperlich.

    Aber ich weiß: Das ist zwar einerseits tröstlich, andererseits vermisst man den Menschen als Menschen trotzdem ganz schrecklich!


    Ich gebe Christine recht damit, niemand kann es genau wissen, ob es Zeichen von den Verstorbenen gibt.

    Aber:

    Ich frage mich schon, warum fast alle Trauernden doch immer wieder, auch wenn man vorher nicht daran glaubte oder in dem Augenblick daran dachte, glauben, Zeichen erkennen zu können. Warum halten fast alle Trauernden immer wieder Zwiesprache mit ihren Liebsten?

    Ich glaube nicht, dass das nur von der Trauer her rührt. Ich glaube, man wird eben doch ein wenig sensibler für die Wahrnehmung der anderen Ebene. Ich glaube ganz fest daran.

    Auch ich bekam Zeichen von meinem Mann. Ich schreibe aber erst später Genaueres, da ich jetzt fort muss.

    Nur so viel: Wir alle in der Familie waren dabei, hatten die selbe Wahrnehmung, nur die Interpretation der Sache fiel ganz unterschiedlich aus. So ist es eben: Es gibt nicht eine Wirklichkeit. Jeder hat seine eigene Sicht darauf.


    Ganz liebe Grüße!

    Hedi

  • Ich habe viele Zeichen von meinem Liebsten erhalten, jetzt nicht mehr so oft, weil ich ihn, egal was ich mache, bei mir und in mir spüre.

    Irgendwie sind wir eins geworden, forever together -so nah und doch fern, unerreichbar nah.


    Die Grenzen zur anderen Form des Seins sind fließend, manchmal erhascht man einen Blick hinter den Vorhang.

    Einerseits finde ich es traurig, dass ich nicht mehr von ihm träume, andererseits waren die beiden Träume so real, dass ich nachher in ein bodenloses Loch gefallen bin und tagelang neben mir stand.


    Wir sind eben noch in dieser Welt und müssen unsere Bestimmung leben -doch ich bin sicher, dass unsere Seelenfamilie auf der anderen Seite uns trotzdem helfend beisteht,wenn es mal so arg wird, das wir glauben, es nicht mehr alleine schaffen zu könen.:5:

  • So, ich möchte gerne von den intensivsten Zeichen die wir von meinem Mann empfingen erzählen.

    Es gab aber noch mehr, welche die nicht so offensichtlich waren.


    Bereits ab zwei Tage nach seinem Tod, hatten wir sehr intensive Erfahrungen. Meine Töchter, ein "Schwiegersohn"und ich standen alle beisammen in unserem Wohnbereich. Wir besprachen gerade, was alles zu tun wäre (Vorbereitungen für das Begräbnis,....)


    Plötzlich hörten wir Schritte im Haus, konnten aber gar nicht erkennen woher sie kamen. Es hörte sich an wie Schritte, aber doch wieder nicht. Es war eben ein Geräusch, das wir so im Haus noch nie gehört hatten. Es konnte nicht wirklich lokalisiert werden, mehr wie auch aus dem Haus selbst. Meine Tochter Lena und ich hatten beide augenblicklich das gleiche Empfinden und sprachen es auch aus: "Das ist er!" Dabei waren wir so voll Energie und direkt Liebes- und Glücksgefühl durchflutet. Das ganze dauerte so lange an, dass wir begannen nach der Geräuschquelle zu suchen. Wir öffneten Fenster, ob es von draußen käme. Wir gingen alle Zimmer ab und horchten,....


    Wir konnten keinen "normalen" Grund für diese Geräusche orten. Lena und ich hatten dabei sehr positive Gefühle. Meine Tochter Anna (angehende Psychologin, mehr wie Christine denkend auf diesem Gebiet), hatte zwar keine logische Erklärung für das Erlebnis, ist sich aber sicher, es gäbe eine logische Erklärung, nur kennen wir sie nicht. Der "Schwiegersohn" hatte eher Panik, der hatte Gänsehaut, glaubt schon an ein eventuelles Zeichen, möchte sich aber damit nicht beschäftigen, da er eher Angst bekam.


    Ja, was soll ich sagen? Es blieb nicht dabei. Wir hatten dieses Phänomen noch ganze fünf Mal, das Ganze zog sich über drei Wochen hin. Jedes Mal waren immer mindestens zwei Personen von uns anwesend, die es hörten.

    Schön langsam machte auch ich mir Gedanken. Ich hatte das Gefühl, ich möchte, dass er loslässt und nicht glaubt, er müsse etwas für uns tun. Ich setzte mich also in einer stillen Stunde hin, schrieb ihm einen Brief und sagte ihm genau das. Ich kam mir dabei sehr, sehr durchgeknallt vor! Normalerweise bin ich ein sehr realistischer mit beiden Beinen im Leben stehender Mensch!

    Mit diesem Brief hörten die Geräusche plötzlich auf. Keiner von uns konnte noch dieses Zeichen hören. Das Interessante daran ist, die anderen wussten nichts von meinem Brief und trotzdem war es auch für sie aus.


    Ich kann bei dieser Sache einfach nicht an Zufall denken. Für mich war und ist das eindeutig.


    Ich habe bisher noch nicht oft davon gesprochen, nur einigen Menschen das Ganze anvertraut. Es ist ja doch nach wie vor so, dass man das Gefühl hat, manche Menschen würden einen belächeln oder eben denken, man sei ein wenig "gaga". :/

    Jetzt versuche ich es halt einmal, dass ich es hier öffentlich schreibe. Mehr als das ich jetzt einen "Stempel" von Einigen bekomme, kann auch nicht passieren. Was soll´s? ;)


    Lg Hedi

  • Liebe Hedi,

    oh, ich kenne viele solcher Begebenheiten. Eine der eindrücklichsten Erlebnisse hatte ein Witwe, deren Mann plötzlich bei einem Motorad ums Leben gekommen ist. Zwei Wochen nach seinem Tod piepste ihr Handy und ein SMS, das er ihr kurz vor seinem Tod geschickt hat poppte auf mit der Nachricht: "Ich freue mich schon, wenn ich dich wieder in meine Arme schließen kann." Ein ähnliches Erlebnisse hatte deren gemeinsame Tocher, die in der Straßenbahn saß und auch bei ihrem Handy plötzlich eine uralte SMS von ihrem Vater aufpoppte: Es stand da: "Du musst noch ein paar Frösche küssen, bis du den Prinzen findest." Die Tochter hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt ....

    Zufall aufgrund von irgendwelchen technischen Gebrechen? Oder doch mehr als ein Zufall?


    Wir Menschen interpretieren Wahrnehmungen passend zu unserem Lebenskontext. Nach der Trennung von meinem Ex sah ich überall in der Stadt 2CVs herumfahren - ein mittlerweile seltenes Gefährt. Mir wa r damals gar nie aufgefallen wie viele 2 CVs es in Tirol noch gibt. Die Geräusche, die mein Haus macht, nehme ich auch nur war, wenn ich dafür besonders sensibel bin, also vor allem, wenn ich alleine im Haus bin. Manchmal ruft mich just jemand an, wenn ich grad an ihn/sie denke. Zufall sage ich, aber es könnte auch etwas anderes sein.

    Ich weiß es nicht, aber genau deshalb dürfen wir diese Wahrnehmungen so interpretieren wie sie uns gut und tröstlich erscheinen. Niemadn ist deshalb "gaga".

    Es ist, ws es ist, sagt die Liebe.

    :24:

    AL Christine

  • Es ist, was es ist, sagt die Liebe.

    Liebe Hedi, beim Lesen ist plötzlich meine Arbeitszimmertür aufgesprungen. Heute sage ich, das war der Luftzug - vor 10 Jahren noch, hätte ich wahrscheinlich an Aaron gedacht. Ja, solche SMS, Geräusche usw. das können (keine) Zufälle sein.

    Und doch, ich hoffe nicht, das du hier erlebst, als Gaga oder schräg wahrgenommen wirst.


    Ich kenne niemanden - auch solche, die nicht an übernatürliches glauben - die in der Zeit der Trauer keine solchen Begegnungen hatten. Manchen fiel es nur unglaublich schwer darüber zu reden oder zu schreiben. Weil sie es sich erklären wollten.


    Eine Frau erzählte, dass sie hörte, wie ihr Mann sich immer wieder an den Lieblingsplatz in der Küche setzte. Der Tisch knarrte dann auf einzigartige Weise. Sie ging nachsehen, ob die Katze auf dem Tisch sitzt - nichts. Sie ist nicht verrückt und doch wurde ihr Leben, durch den Tod des Mannes ver-rückt - aus den Angeln gehoben - auf den Kopf gestellt. Darum kann vielleicht manches wahrgenommen oder auch in der Vorstellung wahr sein, was es vorher nicht zu geben schien.


    In der Trauer sind wir hochsensibel und haben Antennen ausgefahren, die sonst vielleicht nicht so empfangsbereit sind. Was es auch immer war oder ist... Auch wenn es nur Gedanken sein sollten oder EinBILDungen - wenn die Bilder, die Gedanken, die Gefühle, die Sinne helfen, dann ist es doch heilsam - und das ist wichtig.


    Wenn es dir hilfreich ist, dass es Gerhard war, dann ist es so und wenn es hilft, dass er sich durch deinen Brief verabschieden konnte, dann ist es für dich heilsam und das zählt.


    Sei lieb gegrüßt und ja, wir alle wurden ver-Rückt in unserem Leben.

    Astrid.

  • Ich danke Euch für das Teilen Eurer Erfahrungen.

    Ich bin überzeugt davon, wenn man stirbt, geht man nur in ein anderes Zimmer und manchmal, vor allem am Anfang, steht die Verbindungstür offen.

    Quote

    Ich setzte mich also in einer stillen Stunde hin, schrieb ihm einen Brief und sagte ihm genau das.

    Ich finde das überhaupt nicht durchgeknallt. Ich habe sogar das "von ihm" Gewünschte im Internet bestellt und in den Himmel steigen lassen. Ich bin sicher, dass das Aufsteigen der Himmelslaternen meinem Dad und uns geholfen hat loszulassen.

    Seit da habe ich auch keine eindeutigen Zeichen mehr bekommen. Bis auf gelegentliches Licht flackern, wenn wir als Restfamilie zusammen sitzen und über ihn sprechen.

    Quote

    Die Qualität des Traumes war anders, es war wie wenn ich auf einer anderen Ebene als nur die des Traumes mit ihr kommuniziert hätte...

    Das war bei mir genau so. Ich erinnere mich auch nach 6 Monaten noch an jedes einzelne Wort, das in meinem Traum gesprochen wurde. Normalerweise hat man das schon beim Aufwachen vergessen.

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    Der "Schwiegersohn" hatte eher Panik, der hatte Gänsehaut, glaubt schon an ein eventuelles Zeichen, möchte sich aber damit nicht beschäftigen, da er eher Angst bekam.

    Das kann ich gut verstehen. Ich bin auch sehr erschrocken, als sich die Aufzugstür hinter mir öffnete und wieder schloss, ohne dass jemand ausstieg. Obwohl ich sicher war, dass das mein Vater gewesen sein musste (er war zu Lebzeiten schon sehr willensstark), hatte ich doch Angst, ich flüsterte zu ihm "Bitte nicht so, ich habe Angst" und war blitzschnell in meiner Wohnung.

    Ich finde solche Zeichen sind ein Geschenk.<3

  • Soeben hat mich wieder so eine Welle der Trauer erfasst. Mein Vater war Hobbydrechsler und hat bis fast zum Schluss wunderschöne Pfeffermühlen und vieles mehr gemacht.

    Heute ist Markt in meiner Heimatstadt und es hat auch Stände mit Gedrechseltem. Es machte mich traurig das zu sehen. Mit einem Marktfahrer habe ich kurz gesprochen, da er noch Kugelschreiber meines Vaters verkauft. Ich habe ihn danach gefragt und er meinte, er habe meinen Vater lange nicht mehr gesehen. Ich sagte ihm, dass er gestorben sei und es tat so weh.

    Tja das Leben geht weiter und andere machen auch Pfeffermühlen.....

  • Tja das Leben geht weiter und andere machen auch Pfeffermühlen.....

    Und es wird nie wieder wie es war - und die Pfeffermühlen hatte dein Papa nicht in seiner Drechselmaschine


    Es ist schwer zu ertragen, wenn der Albtraum Realität wird. Um so wichtiger ist, dass du gut auf deine Bedürfnisse achtest - mit dem Marktfahrer reden, den Mut haben es auszusprechen; auch wenn du weißt, dass es unheimlich weh tut. Den Schmerz zulassen und wenn möglich ausdrücken. Das sind kleine Dinge, die ein ganz kleines bisschen heilsam sein können.


    Das Hobby deines Papas ist besonders - Drechseln, Holz eine besonder Form und Verwendungsmöglichkeit geben.

    Magst du noch mehr von ihm erzählen und auch von dir?


    Ich frage mich schon die ganze Zeit, was Hudipfupf zu bedeuten hat.


    Sei ganz lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • Hudipfupf hat in der Schweiz eine ähnliche Bedeutung wie "Mumpitz". Das wäre dann auch ein Pseudo welches mir gefallen würde. Einfach nur weil mir das Wort gefällt.

    Von der sinngemässen Bedeutung her, heisst das; etwas ist nicht so wichtig, so Pippifax mässig...


    Ja, drechseln war seine grosse Leidenschaft. Er hatte sich auf dem Dachboden meines Elternhauses eine grosse Werkstatt mit allen Schikanen eingerichtet. Er hatte sich gewünscht, dass ich oder mein Bruder die Werkstatt übernehmen würden. Wir haben aber beide kein Interesse und auch andere Hobbies (ich habe ein altes Pferd, welches viel Zeit beansprucht.)

    Alles geordnet, angeschrieben und inventiert. Auch noch viele angefangene Arbeiten, Pfeffermühlen-Rohlinge, Kugelschreiber-, Windlicht-,Uhren-Rohlinge.

    Auch liegen noch Bleistift-Skizzen herum. Es sieht aus, als mache er nur schnell eine Pause, um dann weiter zu arbeiten.

    Die Hobelspäne hat meine Mutter weggeputzt.

    Trotzdem ist er sehr präsent, wenn ich in seiner Werkstatt stehe. Es fällt mir sehr schwer.

    Jetzt versuchen wir die Maschinen zu verkaufen. Wir bekommen aber nur einen kleinen Bruchteil des eigentlichen Wertes. Es ist schon schmerzhaft, wenn man seine Heiligtümer für so wenig Geld verschachern muss. Alles was ihm wichtig war, wofür er gelebt hat, ist jetzt unbedeutend.


    Wir wühlen in seinem Schreibtisch, in den persönlichen Sachen, alles was einzig und allein ihm gehört hatte, wovon nur er wusste, alles offenbart. Das macht mir schwer zu schaffen.

    Ich habe ein Diktiergerät gefunden, mit besprochenen Kassetten und habe bis Heute nicht geschafft es abzuhören, seine Stimme wieder zu hören....irgendwann vielleicht.

    Irgendwie weiss man erst richtig wie viel einem eine Person bedeutet, wenn sie gegangen ist.

  • Hallo du,

    Mumpitz - Hudipfupf - ja, nach dem Tod einer geliebten Person ist plötzlich vieles was vorher wichtig war unwichtig und was unwichtig schien wichtig.


    Über die Kassetten wirst du froh sein sie zu haben. Wenn du seine Stimme nicht mehr im Ohr hast. Und dann wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, an dem du sie anhören wirst und es wird weh tun und die Erinnerung wird dir hoffentlich wohl tun.


    Dass du und dein Bruder kein Interesse am Drechseln haben, das finde ich schade und ist, wie es ist. Dass ihr die Maschinen unter dem Wert weggeben müsst, finde ich nicht nur schade. Habt ihr Zeitdruck?


    Der Aufenthalt in der Werkstatt - bist du oft dort? Ist das dein Ort, um mit deinem Papa in Verbindung zu sein?


    Ich wünsche dir für heute einen erträglichen Abend.
    Sei lieb gegrüßt
    Astrid.