Meine Trauergeschichte

  • Liebe dami, mein Mann wollte auch nicht mehr ins Krankenhaus. Aber er hatte akutes leberversagen und die Niere arbeitete auch nicht mehr, brauchte Dialyse. Er war 5 Wochen im Krankenhaus und zwischenzeitlich gings ihm auch wieder etwas besser und er wollte unbedingt an einem Wochenende nach Hause. Aber die Ärzte haben gesagt es geht ihm zu schlecht, braucht viele Medikamente Infusionen usw. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, dass ich ihm den Wunsch nicht erfüllen konnte. Wenn ich gewusst hätte, dass er sowieso sterben müsste, hätte ich ihn einfach mit heimgenommen.

    Wir waren 31 Jahre verheiratet und insgesamt 35 Jahre zusammen. Er war mein Leben. Ich war damals knapp 17. Ich hab ihm auch alles zu verdanken, was ich jetzt bin. Wir haben ein kleines Haus gebaut, 2 Liebe Töchter bekommen und viele schöne urlaube miteinander verlebt. Und jetzt gefällt mir gar nichts mehr, obwohl unsere Töchter sich sehr um mich kümmern. Mir fehlt einfach dieser einzigartige Mensch. Alleine gefällt mir gar nichts mehr, es macht einfach nichts mehr Freude.

  • In den Urlaub zu fahren ist eine gute Idee. Ich habe dieses Jahr schon einige Urlaube hinter mir, so oft war ich früher nie weg. Im November fahre ich nochmals für eine Woche mit meiner Tochter und meiner Mama nach Dänemark, direkt an die Küste. Die Seele baumeln lassen. Es ist nicht das Gleiche, als wenn ich mit meinem Mann fahren würde, aber wir müssen das nun mal so akzeptieren. Es wird trotzdem irgendwie schön werden und bin ich GsD in der Lage, mir diese Auszeiten zu nehmen.

    Ich werde meinen Hund mitnehmen und mit ihr lange Spaziergänge an der Küste machen. Meine Tochter muss lernen, da sie im Januar Prüfungen hat und meine Mutti freut sich darauf, für uns zu kochen jeden Tag.

    ich habe mir gestern und unzählige Male davor auch immer wieder diese Frage gestellt. Hätte ich meinen Mann lieber zu Hause gelassen, was wäre wenn usw. Es gibt keine richtige Antwort darauf. Wir alle konnten es nicht wissen und wir haben alles getan, was möglich war und das aus Liebe. Unsere Partner wussten das, da bin ich mir sicher. Es gehört wahrscheinlich zur Trauerbewältigung dazu, dass man sich diese Gedanken macht. Es ist bei mir nun ein Jahr her, letztes Jahr, am 23.9. wurde mein Mann beigesetzt.

    Und trotzdem sind diese Gedanken da, jeden Tag.

    Es hat uns verändert, jedenfalls bin ich anders geworden. viele Dinge sind mir nicht mehr wichtig, andere Dinge schon und um diese will ich mich auch kümmern. Das hätte mein Mann auch von mir erwartet. An seinem letzten Tag habe ich es ihm versprochen und darüber war er sehr froh, er hat mich so liebevoll angeschaut und wollte noch einen Kuss von mir haben. Danach ist er für immer von mir gegangen. Ich fühle mich verpflichtet, aber positiv, in seinem Sinne diese Dinge weiterzumachen. Er wird immer in meinem Herzen sein, meine Sehnsucht nach ihm ist groß und trotzdem muss es irgendwie weitergehen. Kleine Schritte, einer nach dem anderen. So lebe ich für mich und für ihn.


    Alles Liebe zu Euch......


    Michaela

  • Liebe Still Crazy,

    Danke. Ich versuche es . An manchen Tagen gelingt es mir recht gut. Dann gibt es natürlich andere Tage wo gar nichts geht. Wo ich auf der Stelle stehe und nichts schaffe. Abeŕ auch das nehme ich so wie es kommt...


    Liebe Michaela.

    Wir haben ja fast den selben Weg hinter uns ....

    Wir hatten seid der Diagnose ein paar Monate länger für uns beide. Muss sagen die ersten 8 Monate waren noch recht gut . Er hatte zwar sehr schnell die erste Chemo . Und die hat er sehr gut weggesteckt. Dann kam schnell eine Reha. Und auch die hat ihm sehr gut getan. Leider kamen dann sehr schnell schlimme Rückenschmerzen. Und von da an ging es Berg ab....

    Wieder Chemo. Diesmal eine andere. Wo dann plötzlich sämtliche Nebenwirkungen dazu kamen. Wie gesagt , nicht mehr essen können usw...

    Ich wusste , wo früher oder später die Reise hingeht.

    Er war immer sehr positiv und hat immer gesagt irgendwie werde ich es schaffen.

    Vor ein paar Jahren sind wir viel mit dem Wohnmobil gereist. Irgendwann haben wir dann unsere Oase ( so nenne ich es immer ) gefunden.

    Sein Wunsch war jetzt , noch einmal mit mir in einem Wohnmobil zu reisen. 14 Tage bevor er gegangen ist , hat er sich nochmal seinen Wunsch erfüllt und sich ein Wohnmobil gekauft. Wir haben es zusammen abgeholt. Fahrzeit war eine Stunde. Obwohl er da schon sehr schwach war, ist er noch 20 min mit seinem Wohnmobil gefahren. Später konnte er nicht mehr weiter und ich bin dann weitergefahren. Habe es bei uns auf den Hof gestellt . Er hat noch 15 min darin gesessen. Das wars....:13:

    Und es ist richtig, du sagst wir haben uns verändert. Vieles ist nicht mehr wichtig. Einiges schon.

    Und ich bin mir auch sicher das unsere Partner es wissen . Mein Mann hat mir sehr oft gesagt, wie schön es ist das ich da bin und das es ihm gut tut wie ich mich um ihn kümmere.

    Ganz genau ! Kleine Schritte.......

    <3

  • Liebe Dami,


    bevor ich jetzt endgültig ins Bett gehe, will ich dir einen lieben Gruß dalassen.


    Ich wünsche dir ein ruhiges Wochenende, an dem du Kraft tanken kannst. Schau auf dich und versuche dir was Gutes zu tun.

    Kochst du inzwischen wieder? Kannst du einigermaßen nachts schlafen?


    Ich schenke dir jetzt ein kleines :). Vielleicht kannst du auch ein kleines bisschen zurück lächeln und sei es nur ganz kurz.:)


    Alles Liebe und eine sanfte Umarmung.


    blaumeise :24:


    Ich finde es schön, dass ich dich oft online sehe und ich wünsche dir, dass dich das Lesen etwas entlastet und Mut macht.

  • Liebe Blaumeise, liebe Astrid

    HALLO ihr Lieben!


    Jetzt schreibe ich mal :)

    Vielen Dank....

    Wo fang ich an ?

    Eigendlich geht es mir soweit gut.

    Kochen fällt mir immer noch sehr schwer. Muss aber auch sagen , das ich viel arbeite in der Woche (ich habe das Grosse Glück das ich meine Arbeit sehr gerne mag !) Von daher auch wenig Zeit habe mir etwas schönes zu kochen. Esse meistens in der Stadt.

    Am Wochenende dann schnell mal einen Salat oder schnell eine maggitüte. :(

    Das wird sich bestimmt auch irgendwann wieder ändern.

    Anfang Oktober habe ich mit meiner kompletten Familie (28 Personen) eine Woche Urlaub auf Texel (holländische Insel ) gemacht . Am liebsten bin ich mit meiner Familie zusammen. Bin froh u nd dankbar das ich sie ALLE habe. Leider wohne ich 300 km entfernt. Aber ich fahre so oft ich kann und besuche sie.

    Dieses Wochenende bin ich an der Ostsee. Muss unseren Wohnwagen winterfest machen. Leider geht die Saison zu Ende. Hatte ja schon ein paar mal überlegt ob ich es aufgebe. Aber bin mir sicher ich werde es erstmal behalten . Schließlich hat mein Mann das alles hier für uns aufgebaut. Und ich möchte es so weiter führen .

    Schlafen kann ich schon immer recht gut.

    Diesen schrecklichen Papierkram ( mein Mann hat sich immer um alles gekümmert) habe ich auch bis jetzt gut gemeistert.

    Ich bin selber ein bischen stolz auf mich.


    Vor ein paar Wochen habe ich wärend meiner Mittagspause das erste mal nach der Beerdigung eine gute Bekannte in der Stadt getroffen. Sie fragt wie es mir geht ? Was ich so mache ? Und ob ich nicht Lust hätte den 50igsten Geburtstag ihres Mannes mit zu feiern?

    Habe nein gesagt. Ihr es auch erklärt.

    Mein Mann und auch ich sind gerne feiern gegangen. Haben stundenlang zusammen getanzt.

    Es geht einfach noch nicht . ...

    Ich kann das noch nicht...

    Habe es ihr erklärt und sie hat absolutes Verständnis.

    Auf dem Weg zurück, habe ich noch mal über dieses Gespräch nachgedacht. Habe mit meinem Mann "gesprochen", das ich nie wieder mit ihm tanzen werde... und habe bestimmt eine halbe Stunde geweint.

    Habe mich kurz auf eine Bank gesetzt , in den Himmel geschaut. Und eine Wolke in Herzform gesehen. Mir wurde warm ums Herz!

    Das war doch bestimmt so ein Zeichen ? ? ?

    GLG Dami.

  • Liebe Dami, es ist schön, wenn man solche Zeichen bekommt. Als wir bei der Seebestattung die Urne meines Mannes ins Meer gegeben haben, erschien sofort aus dem Nichts plötzlich eine Möwe, die unser Schiff noch lange verfolgte. Das war für mich auch ein Zeichen....

  • guten Morgen

    Ich denke auch,dass die Wolke und die Möwevein Zeichen waren.

    Ich hab mir alles aufgeschrieben in eine Art Tagebuch.

    Einen erträglichen Sonntag

  • Hallo


    Hab keine Ahnung was los ist heute!?

    Habe mir wohl am Wochenende eine Erkältung eingefangen. Bin deshalb wahrscheinlich auch nicht so gut drauf ....

    Habe dann festgestellt das ich wärend der Krankheit meines Mannes nie eine Erkältung oder sonst was hatte. Vielleicht ein Schutz?. Weil ich hätte ihn nicht anstecken dürfen?

    Auf dem nach Hauseweg kamen dann plötzlich die Gedanken "Krebs!!!! "

    Diese blöde Krankheit !!!!

    Ich war so richtig wütend.

    Und zwar richtig sauer!!

    Habe mich so richtig reingesteigert. WAS HAT DIESER KREBS UNS ANGETAN?

    Habe mich so erschrocken.

    Bin stehen geblieben . Am liebsten wäre ich gerannt. Ging nicht . Weil es war schon dunkel.....bin irgendwann weitergefahren.

    Habe mich anschliessend so erschrocken . Habe gedacht was war das jetzt? War völlig durch den Wind. Weil es ging mir so einigermaßen gut die letzten Tage. Natürlich bin ich unendlich traurig und es fehlt so viel....

    Also ich will einfach damit sagen. . Es gibt weiterhin diese Höhen und Tiefen .


    Schlaft alle gut

    LG Dami

  • Liebe Dami


    Da hast du recht, es ist eine wirklich blöde, schreckliche Krankheit.

    Die Mutter einer guten Freundin von mir hat ihren Kampf gegen den Krebs letzten Donnerstag leider auch verloren.

    Man verliert liebe und gutherzige Menschen und steht einfach vor einem grossen Fragezeichen und kriegt keine Antwort.


    Zu Deiner Erkältung wünsche ich Dir gute Besserung.


    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Danke,

    obwohl ich es am Anfang als Gedanke ein wenig komisch fand, habe ich jetzt eine grosse Freude und bin gespannt, was sich schönes daraus machen lässt. Am Donnerstag kann ich den Stein zum Steinmetz bringen.

    Hoffe er kann damit was anfangen, glaube zwar schon...aber die Zweifel sind immer da..... bange jetzt einfach auf Donnerstag.

  • ...ich denke , es wird ganz was besonderes.


    Bin auch grad dabei ein Grabstein auszusuchen. Sind jetzt fast 7 Monate her. Und hier sind die Leute schon ganz ungeduldig und fragen warum immer noch kein Stein?

    Zum Glück ist mir das egal.

    Ich lass mir Zeit. Soll für meinen Mann schliesslich was besonderes werden .

  • Genau...


    Es hat keinen Sinn, sich zu beeilen und sich unter Druck setzen zu lassen. Ist mir am Anfang passiert, aber der Steinmetz hat mich da wieder runtergeholt.

    Ich glaube das ist einfach so, dass es je länger je weniger eine Rolle spielt, was die Leute denken.

    Es muss ja für uns und unsere Lieben stimmen und soll, wie du sagst, ja auch was besonderes sein.


    So, muss schlafen gehn.... wünsche dir eine gute Nacht.

    Liebe Grüsse

    Thomas

  • Beim Grab meines Mannes wurde vorgestern der Grabstein gesetzt. Das hat mir sehr viel gekostet, als ich

    rauskam und ihn gesehen hat. So endgültig sein Name in Stein gehauen, ich habe den ganzen Tag wieder

    geweint. Wäre so schön, wenn wir für das Geld zusammen eine Reise gemacht hätten. Und jetzt muss ich

    einen Grabstein kaufen.

    Liebe Dami, ist bei mir auch schon fast 8 Monate her, konnte mich nicht entscheiden, weil in diesem Grab

    ja auch schon meine Eltern sind und kein Platz mehr auf dem Stein war. Bei unserer Kleinstadt ca. 4000

    Einwohner, werden auch schon einige darauf gewartet haben. Ist mir aber egal, mein Mann ist für mich

    nicht da draußen unter der kalten Erde, er geht mit mir jedes mal wieder mit nach Hause.

  • Die Endgültigkeit, das ist schwer zu ertragen.


    Ich möchte dir einfach meine Hand in den Rücken legen, wärmend und stützend und ein bisschen bei dir sein.

    Schweigend - und nur wenn du erzählen magst, dann gibt es Worte.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Dami,


    ich danke Dir recht herzlich für deine netten Worte.

    Ich habe mir deine Leidensgeschichte durchgelesen. Du hast deinen unendlich geliebten Mann verloren. Ja, wir sitzen in einem Boot.

    Du schreibst mit viel Gefühl. Du bist eine gute "Schreiberin". Der Satz ist vielleicht blöd, aber Du sagst ja: "Ich bin keine so gute Schreiberin".

    Das ist Blödsinn. Jedes deiner Worte drückt die Liebe zu deinem Mann aus.


    Ich sende dir viel Kraft aus dem Solling,

    wünsche Dir ein (einigermaßen) ruhiges und ausgeglichenes Wochenende,

    Uwe

  • Hallo Uwe

    Danke.

    Aber....

    Nein ok. Ich versuche einfach meine Gedanken/Gefühle zu schreiben .

    Bin froh das du wieder da bist.

    Was du vor einer Stunde geschrieben hast....

    Ich hatte Tränen in den Augen.

    Dann habe ich auch mal diesen Rechner gesucht . Auch gefunden. Und es sind bei uns heute 200 Tage. Unglaublich ! !!

    200 Tage ! Und es gibt Tage da denke ich die Trauer wird schlimmer. Heute auch wieder so ein Tag.

    Endlich Wochenende. Was habe ich mich immer auf unsere Wochenenden gefreut...

    Und jetzt?

    Ja , es regnet und stürmt hier bei uns . Und irgendwie kann ich mit mir nichts anfangen . Habe kurz nachgedacht , könnte ich doch schon den Kleiderschrank ein bischen ausräumen? Bei dem Wetter. Habe dann nachdem ich drei mal die Tür vom Kleiderschrank aufgemacht habe mich doch nicht getraut auch nur irgendein Kleidungsstück von meinem Mann anzufassen und einfach in einem grossen Karton zu packen. Geht gar nicht.

    Und ich lass es jetzt auch.

    Irgendwann wird die Zeit kommen.