Und plötzlich ist alles anders

  • Hallo zusammen,

    Ich lese seit einigen Wochen immer wieder eure Beiträge - heute möchte ich euch gerne meine Geschichte schreiben.

    Mein Lebensgefährte ist vor 10 Wochen völlig unerwartet mit 49 Jahren auf dem Nachhauseweg von der Arbeit gestorben.

    Nie werde ich den Moment vergessen, als ich die Nachricht über seinen Tod erhalten habe. Seitdem ist nichts mehr so wie es war und ich versuche jeden Tag aufs Neue irgendwie weiterzumachen. Von allen Seiten höre ich, wie stark ich bin. In meinem Umfeld sind alle wieder zu ihrem Alltag zurückgekehrt, was ich wirklich verstehe.

    Aber ich fühle mich nicht stark, ich habe keinen Alltag, ich vermisse ihn so unendlich und es quält mich, dass es keinen Abschied gab. Zwar durfte ich ihn in der Klinik noch ein letztes Mal sehen, so dass mein Verstand das Unbegreifliche realisieren konnte, aber irgendwie kommt mein Herz nicht hinterher.

    Natürlich funktioniere ich irgendwie, ich bin so dankbar um meine beiden Kinder, die es mir leichter machen, jeden Tag aufzustehen und weiterzumachen.

    Aber ich bin innerlich so leer. Gestern war ich auf einen 50. Geburtstag, überall wurde gelacht und ich hab mich den halben Abend gefragt, was ich hier eigentlich tue. Mir war nur nach weinen, und letztendlich bin ich mit einem schlechten Gewissen nach hause gefahren, weil ich das Gefühl hatte, einfach nicht dazu zu gehören und dass die Anderen mit meiner Traurigkeit nicht umgehen können.

    Wahrscheinlich muss man das, was wir Hinterbliebenen durchmachen, selbst erlebt haben, um es nachvollziehen zu können.


    Kennt jemand von euch das Gefühl, ständig auf ein Zeichen zu warten? Ich ertappe mich so oft dabei, in den Himmel zu starren, würde ihn so gerne spüren, aber es bleibt bloß eine große Leere.

    Heute ist kein guter Tag...

    Liebe Grüße

    Sonja

  • Liebe Sonja!


    Herzlich willkommen hier im Forum, gut dass du auch schreiben magst. Ich finde es hilft sehr, besonders in der Anfangszeit der Trauer.

    Es tut mir so leid, dass du deinen Partner verloren hast.


    Die Plötzlichkeit ist noch einmal etwas, was es besonders schwer macht. Von einem Tag auf den anderen ist alles verrückt im Leben.

    Es ist ganz normal, dass du noch keinen Alltag hast! 10 Wochen sind keine Zeit, im Gegenteil, ich fand damals, dass es vorerst immer heftiger wird. Man beginnt dann erst zu realisieren was "nie wieder" bedeutet. Jeder Tag länger ist ja auch ein Tag länger ohne den geliebten Menschen!


    Das Suchen nach Zeichen ist ganz normal, würde ich sagen. Ich kenne so viele Menschen die das so empfanden. Man findet auch immer wieder etwas, was man als Zeichen sieht. Ich für meinen Teil, habe da nie den Anspruch gehabt, dass Andere das verstehen müssen. Ich empfand da meine Wirklichkeit, der Rest ist mir egal.

    Die Zeichen sind eben etwas, das die Leere etwas füllen kann. Man spürt sie sind da, auch wenn es nicht in der Form ist, die man möchte!


    Das mit dem Fühlen, dass man nicht so dazugehört zur Spaßgesellschaft und dass einem die Leichtigkeit abhanden gekommen ist, ist ja ganz klar. Ich habe das Gefühl nach wie vor manchmal (und es ist über eineinhalb Jahre, dass mein Mann gestorben ist), man muss sich das Umfeld bewusster auswählen, damit es einem halbwegs gut geht.

    Denke dabei einfach nur an dich, nicht an das "was sich gehört" oder das was andere von dir wollen. Schau auf dich, das ist schwer genug, dass man fühlt was man braucht!


    Liebe Grüße und viel Kraft auf deinem Weg!

    Hedi

  • Hallo.


    Ich habe mich heute hier auch angemeldet...aus traurigem Grund.

    Meine Ehefrau ist am vergangenen Montag, an ihrem 47. Geburtstag an Nierenkrebs gestorben.

    Ich bin so traurig, dass ich einfach nicht mehr weiter weiss.

    Ich habe noch 2 Töchter, 10 und 20 Jahre, die auch komplett fertig sind.

    Vor gut einem JAhr haben wir die Diagnose Nierentumor erhalten. Dieser wurde dann entfernt, alles schien gut, bis zum 3.1.diesen Jahres. Sie bekam Schmerzen und eine erneute Untersuchung ergab, dass der Tumo in Leber und Lunge gestreut hatte. 3 verschiedene Chemotherapien und eine Immuntherapie haben den Tod nicht aufhalten können. Dabei war sie so stark, aber es hat alles nichts genützt, sie hat mich alleine zurückgelassen und hier sitz ich nun.

    Schaue aus dem Fenster und bin so am Ende....

  • Hallo Sonerl

    Auch von mir mein Beileid - auch bei uns ist unsere Mama, meine Frau durch deinen schweren Verkehrsunfall noch an der Unfallstelle verstorben. Den zusätzliche Kummer des sich nicht verabschieden könnens kann ich nachvollziehen.

    Man lebt in der Trauer in einer Parallelwelt. Ich selbst meide seiher Feiern, die Freude der anderen macht nur noch trauriger.

    Wie Heidi schreibt muß man lernen nur noch das zu machen was gut für einen ist und nicht das was Freunde denken an Ablenkung zu bieten. Man muss lernen nein sagen zu können. Es geht um Dich und wie du dich fühlst. Es ist ja oft die Unsicherheit sich und die Angst vor dem Thema Tod - der in unserer wie Heidi schreibt Spassgesellschaft verdrängt wird. Ein Verlust passt nicht ins Bild unserer Leistungsgesellschaft. Ich habe das auch lange verdrängt und ignoriert.

    Das in den Himmel schauen - nach dem Warum Wir fragen- sich unendlich Einsam - amputiert fühlen - die Welt nicht mehr als gut sehen-

    diese Gefühle habe ich auch. Es ist ein langer harter Weg der vor uns liegt aber wenn du hier schreibst hilft das - mir zumindest.


    Hallo trooper

    mein Mitgefühl für deinen Verlust - schreibe deinen Kummer hier rein - "rede" im Forum um es erträglicher zu machen.

    Ich habe auch 2 Töchter und einen Sohn die keine Mamma mehr haben. Es ist schrecklich und schlimm und man fühlt sich unendlich einsam - ich rufe im Kopf oft ihren Namen - und fühle mich wie ein Kind das von seiner Mutter zurückgelassen wurde.

  • Hallo Sonja,


    den geliebten Menschen so plötzlich zu verlieren ist ein großer Schock. Von jetzt auf gleich ist nichts mehr, wie es war. Der Boden wird einem unter den Füßen weggezogen und man weiß gar nicht, wohin mit dem ganzen Schmerz. 10 Wochen sind in der Trauer keine Zeit, man beginnt dann erst zu realisieren, was passiert ist. MIr ging es letztes Jahr im April genauso wie dir. Auch ich habe meinen Mann ganz plötzlich durch Herzversagen verloren. Und auch ich habe lange darunter gelitten, dass wir uns nicht verabschieden konnten. Auch nach Zeichen habe ich überall gesucht.


    Inzwischen ist viel Zeit vergangen und ich versuche mühevoll, mir wieder ein lebenswertes Leben aufzubauen. Noch heute kommt es mir manchmal vor wie ein nie endenwollender Albtraum. Aber es hat sich auch schon gebessert.


    Ich wünsch dir für die kommende Zeit viel Kraft. Schreib dir deinen Kummer von der Seele, wenn dir das hilft. Achte auch dich und schau, was du dir gutes tun kannst ( auch wenn das am Anfang ganz schwierig ist, weil man nur traurig ist).


    Liebe Grüße

    Claudia

  • als Erstes: allen meine aufrichtige Anteilnahme - jede Anmeldung hier bedeutet Schmerz durch Verlust - und


    wie die meisten hier, kann auch ich mir nicht vorstellen, wie es weitergehen soll - meine langjährige Beziehung und beste Freundin, welche mich seit dem 31.12.1985, länger als die Hälfte meines Lebens, begleitet hat, ist am Morgen des 12.09.2018, EINFACH TOT UMGEFALLEN - und keine/r hat's gemerkt weil es beim Einsteigen in ihr Auto passiert ist.


    2 Sekunden vorher hat sie noch gelächelt und gewunken - un nu - einfach wech!!!!! ohne Vorzeichen

    JA, auch ich warte noch immer - auf ein Zeichen/Antwort - Anwort auf meine SMS, welche ihr Glück für den Tag gewünscht hat - aber sie kommt nicht!!


    und was man sich für einen SCH... anhören muss: ..."war doch ein schöner Tod"...

    ÄNDERT DAS IRGENDETWAS?


    Sie hat sich durch's Leben gekämpft, für ihre herzkranke Schwester und sich - und nun sitzt ihre Schwester im Chaos weil meine Freundin ihr alles abgenommen hat, was irgend ging, um ihre Schwester nicht zu belasten.....

    und ich sitze da, versuche zu helfen - aber ich kann mich ja nicht einmal selber sortieren - es ist wie ein böser Traum - nicht wirklich - oder? oder doch?????

    ;(

  • vielen lieben Dank für eure Worte - euch auch mein herzliches Mitgefühl.

    Ich bin froh über die Möglichkeit des Austauschs und den geschützten Rahmen hier.

    Mein Schatz und ich waren 6 Jahre zusammen. Er starb ebenfalls an Herzversagen. Wie kann ein Herz auf einmal aufhören zu schlagen, erst recht, wenn man immer so sportlich wie er war?

    Er war immer für meine Jungs (10 & 12 Jahre) und mich da und von jetzvauf gleich stehen wir wieder alleine da.

    Die letzten Wochen haben mich so unglaublich viel Kraft gekostet. Trauer ist anstrengend, und dann noch die Kinder entsprechend zu begleiten und Ihren Schmerz zu sehen, mit dem Verlust und mir klar zu kommen - das ist wohl das Schwerste, was ich je zu bewältigen hatte.

    Aber wem erzähl ich das...

  • Hallo .

    Auch ich wünsche euch in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen ganz viel Kraft.

    Man kann diesen Verlust nicht mit Worten beschreiben. Eigentlich stehe ich/wir ja mitten im Leben. Wie soll es nochmal wieder anders werden?

    Bei mir war es 16 Monate Kampf! Und jetzt ist er schon fast ein halbes jahr nicht mehr bei mir. Irgendwie geht es weiter. Mal schwerer , mal leichter.

    LG Dami

  • Liebe Sonerl,

    schön, dass du dich entschieden hast, hier auch zu schreiben.

    Das ist eine große Hilfe, nicht nur für dich, sondern für alle, die es auch lesen dürfen.


    Wie hast du denn erfahren, dass dein Lebensgefährte gestorben ist?

    Wie gehen deine Kinder damit um?


    Die Frage nach den Zeichen: Was wäre denn für dich ein Zeichen? Du kannst ihn ja auch darum bitten.

    Ich wünsche dir für heute einen erträglichen Tag.

    Lg. Astrid.

  • Lieber trooper,

    Liebe cali68

    Liebe traurige Speedy


    Herzlich willkommen hier bei uns im Forum.


    Es wäre schön, wenn ihr alle euer eigenes Thema gestalten würdet. Ich schreibe euch hier kurz, wie ihr es machen könnt:


    Geht oben in der Leiste auf "Forum" Dann klickt die Kategorie an, die für euch passt z.B. Verlust des Partners. Oben +neues Thema anklicken, eurem Thema eine passende Überschrift geben und dann könnt ihr dort erzählen, von eurer Geschichte.


    Natürlich dürft und sollt ihr auch bei anderen schreiben. Doch es ist immer fein auch jedem im eigenen Thema zurück schreiben zu können.


    Seid ganz lieb gegrüßt.

    Astrid.

  • wo fange ich nur an? War bis eben im Bett meines Kleinen gelegen, der das Sterbebildchen in der Hand hatte und so traurig ist. Es zerreißt mir das Herz, ich habe das Gefühl, es hört gar nicht mehr auf, weh zu tun.


    Er fehlt uns allen so sehr... Da haben wir dieses große Glück, einen Menschen wie ihn zu treffen, und dann müssen wir ihn wieder gehen lassen.


    Liebe Astrid, von seinem Tod hab ich per SMS erfahren. Die Polizei kam mit einem Seelsorger, um seiner Mutter die traurige Nachricht zu überbringen - wir waren nicht verheiratet. Bis ich dann endlich jemanden erreicht habe und Klarheit hatte, verging bestimmt eine weitere halbe Stunde.

    Dank des Seelsorgers durften wir ihn in der Klinik noch ein letztes Mal sehen. So schrecklich dieser Abschied auch war, trotzdem bin ich unglaublich dankbar darum. Ich konnte stumm alles noch sagen, was ich ihm unbedingt noch mitgeben wollte, ich konnte ihn ein letztes Mal berühren und küssen.

    Nächsten Montag findet in der Klinik für alle Hinterbliebenen der dort in den letzten 3 Monaten Verstorbenen ein Gedenkgottesdienst statt. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, noch einmal einen Fuß an den Ort zu setzen, an dem ich mich von meinem Liebsten verabschieden musste...

  • Liebe Sonerl,

    auch wenn es schwer ist, nochmal an den Ort zu gehen, ich würde es versuchen. Du kannst ja jederzeit umkehren oder weggehen, wenn es zu viel wird.


    Gibt es bei dir in der Nähe Familientrauerbegleitung oder Gruppen?


    Ich stelle dir hier mal zwei Links von tabuFREI-Folgen ein, die dir vielleicht ein kleines bisschen Unterstützung sein können. Und einen dritten für die Lehrpersonen deiner Kinder. Vielleicht hilfts ein ganz kleines bisschen - das wäre schon viel.


    => Thema Kindertrauer


    => Familientrauer an besonderen Tagen


    => Trauer in der Schule


    Ich wünsche dir einen erträglichen Tag.

    Lg. Astrid

  • Liebe Sonerl, willkommen im Forum

    Ja das mit dem auf Zeichen warten, das kenn ich gut.

    Ich glaube Zeichen kommen, wenn man nicht auf sie wartet , plötzlich , wenn man nicht damit rechnet.


    Und überfordere dich nicht, um stark zu wirken, nur weil Leute das erwarten (die sagen es deshalb, um sich mit dem Gedanken an den Tod nicht auseinandersetzen zu müssen). Du musst auf Feiern nicht fröhlich sein, du hast jedes recht zu weinen, zu toben, einfach zu machen, was dich erleichtert.


    Vermutlich wird sich dein Freundeskreis ändern, weil durch diesen massiven Einschnitt auch deine Sichtweise aufs Leben anders werden wird.

    Ich wünsche dir viel Kraft und hoffe, dass du Menschen hast, die dir beistehen und bei denen du alles rauslassen kannst .

    ich hatte solche Freunde und das hat sehr geholfen .


    Hier im Forum sind lauter Menschen, denen der Tod jemanden geraubt hat, alle in verschiedenen Stadien der Trauer.

    Auch wenn es dir momentan unglaublich erscheint, wenn du die verschiedenen Threads liest, wirst du sehen, wie sie sich Stück für Stück ins Leben zurückkämpfen.


    Am Anfang ist es eine Leistung, den nächsten Tag zu überstehen, dann werden die Ziele ein bißchen größer .....

    Die Trauerwelle kommen und gehen, selbst nach über 3 Jahren kann es mir heute noch passieren, das ich in ein Trauerloch falle, ich glaube, fertig wird man mit dem Tod eines geliebten Menschen nie.


    Das Schöne hier ist, dass man wirklich man selbst ein kann und hier seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann, weil immer jemand da ist, dem es ebenso ergangen ist und der einen versteht , im Gegensatz zur realen Welt. Mir hat das Forum sehr geholfen und ich hoffe, dass das bei dir auch so sein wird.<3

  • liebe Astrid, liebe Angie,

    Erstmal vielen lieben Dank für eure Worte und die Beiträge.

    Ich hab etwas gebraucht, bis ich antworten konnte. Die letzten Tage waren so voll und meine Kinder haben mich ziemlich gebraucht. Im Alltag stellen wir immer wieder bei den kleinsten Kleinigkeiten fest, wo mein Schatz überall fehlt. Andererseits ist genau das auch wertvoll, weil es uns vor Augen führt, wie wichtig er in unserem Leben einfach war.

    Ich habe festgestellt, dass meine Trauer egoistisch und voller Selbstmitleid ist. Ich trauere gar nicht um das, was mein Geliebter alles nicht mehr erleben darf, sondern darum, was ich /wir alles nicht mehr mit IHM erleben dürfen. Welche Lücke hier durch seinen Tod entstanden ist, dass ich nie wieder in seine schönen Auge sehen kann, ihn nie wieder spüren, riechen kann, meine Kinder einen weiteren großen Verlust in ihrem Leben erfahren mussten, und und und.

    Diese Trauer verändert mich, das spüre ich deutlich. Einerseits macht sie mich tatsächlich so viel stärker, auch reifer. Die Beziehung zu meinen Kindern hat an Tiefe zugenommen.

    Aber sie macht mich auch einsamer. Wenn mir meine Freundinnen erzählen, über was sie sich in ihrer Beziehung ärgern, denke ich mir, ich wünschte, ich könnte mich über irgendwas von ihm ärgern. Alles wäre besser, als ihn nie wieder zu sehen.


    Mich beschäftigt auch noch etwas ganz anderes. Spüren manche Menschen, dass sie demnächst sterben, haben sie so etwas wie eine Vorahnung? Eine Heilpraktikerin erzählte mir mal, dass jeder Mensch ein Thema oder eine Aufgabe so oft im Leben bekommt, bis sie einmal richtig gelöst wird. Bei meinem Schatz kommt mir das auch so vor. Es hat lange gedauert, bis er sich mit seinen Themen auseinandergesetzt hat.

    Nach so langer Zeit ist er endlich bereit, sich selbst und so manch ein Muster zu hinterfragen, und als er sein Leben in eine leicht andere Richtung lenkt, sich öffnet, stirbt er plötzlich.

    Gott, ich hab ihn so bewundert für diesen großen Schritt, den er gegangen ist, und dann das...

    Es ist so ungerecht....

  • ich/wir sind derzeit bei keiner Trauerbegleitung.

    Ich wüsste gar nicht, wie ich das zeitlich auch noch neben Arbeit,Kinder, Haus, Trainingseinheiten der Kinder etc hinbringe.

    Von Zeit zu Zeit war ich bei einer Therapeutin, aber sie und meine engsten Freunde erzählen mir, dass ich stark bin und alles bislang richtig mache.

    Man lernt so viel, aber wie man mit Trauer umgeht, lernt man nicht....

    Und so gehe ich jeden neuen Tag an, in der Hoffnung, dass der Schmerz irgendwann weniger wird und meine verzweifelten Bemühungen irgendwann Früchte tragen

  • Hallo Sonja

    auch unsere Mama meine Frau wurde uns durch einen Verkehrsunfall entrissen. Ich kann deine Trauer nachvollziehen und deine Aussage daß da auch Selbstmitleid dabei ist kann ich bestätigen. Für mich ist es noch schwierig zwischen der Trauer um ihre nicht mehr erlebbare Lebenszeit und meinem Verlust zu unterscheiden. Im Moment verschwimmt das Alles und ist für mich nicht so trennbar wie du das kannst.

    Daß meine Frau eine Ahnung hatte ist mir nun völlig klar. Sie hat in unserer sehr langen Beziehung immer wieder den Satz gesagt sie wird mal nicht alt. Ich habe dann immer gesagt " Du spinnst doch - wir werden mal als altes Pärchen auf der Parkbank sitzen"

    Wie sie gelebt und ihr Leben genossen hat - ich brauche nur daran zu denken - niemand kann eine Kugel Schockoladeneis so genießen wie sie - und genauso hat sie jeden Urlaub - jede Mountainbiketour - jeden Schwimmbadbesuch - jedes Gassigehen und unsere Familie genossen. Ich bewundere Sie dafür

  • Lieber Firefly,

    es tut mir so leid, von deinem Schicksalsschlag zu lesen. Ich fühle mit dir mit.

    Und gleichzeitig rührt es mich, wie liebevoll du von deiner Frau erzählst. Für dich war sie deine Welt, und das wird sie auch immer bleiben.

    Das kann dir sicherlich niemand nehmen...


    Ich denke so viel nach, mir schwirrt der Kopf, das Gedankenkarusell lässt sich kaum anhalten. Dabei erinnere ich mich an ein zwei Momente, als ich zu meinem Schatz sagte, dass ich auch im Alter noch gerne Händchen haltend mit ihm auf einer Parkbank sitzen möchte, im Zelt an einem See mit ihm übernachte, auch wir waren gerne Mountainbiker, aber er reagierte damals ziemlich verhalten. Erst dachte ich, er empfindet nicht so tief wie ich, oder kann seine Gefühle nicht gut zeigen und in Worte fassen, was mich so wahnsinnig traurig gemacht hat. Aber später sagte er mal, er kann den Moment nicht sehen. Wie recht er doch hatte...

    Und jetzt steh ich mit 44 Jahren da und frag mich, warum ich immer wieder vor so schwere Aufgaben gestellt werde, was soll ich denn bitte noch alles aushalten, was soll ich lernen???

  • Hallo Sonja

    wir sitzen hier alle im selben Trauerboot und haben uns das nicht ausgesucht. Auch ich mache mir ständig Gedanken und es brummt der Kopf vom vielen Nachdenken. Ist so ein Unfall Schicksal oder vorherbestimmt.

    Ihre Oma mütterlicherseits starb mit 40 an Krebs und ihre Tante kämpft mit der gleichen fiesen Krankheit. Sie hatte immer hintergründig etwas Angst vor dieser Krankheit.

    Ich weiss nicht ob wir hier eine Aufgabe gestellt bekommen haben und andere mit der unbeschwerten Leichtigkeit weiterleben dürfen die wir jetzt verloren haben. Wird uns dieser dunkle große Schatten, diese Angst daß auch einem Kind etwas passieren könnte und die Angst vor der dann wieder so schrecklichen Trauer den Rest unseres Lebens begleiten. Ich habe noch nie soviel über diese Dinge nachgedacht. Das Glück als etwas Selbstverständliches genommen.

    Wurde ich nun dafür bestraft? Habe ich einen Fehler begangen? Ist es die Aufgabe jedem einzelnen Tag eine höhere Wertschätzung entgegenzubringen. Habe ich mein Leben zuvor zu wenig wertgeschätzt? Wie du schreibst - was soll man lernen?

    Sollte man solche Gedanken haben, oder es sich einfach machen, und der Theorie folgen das ist eben Zufall, Schicksal daß unsere Familie getroffen wurde.

    Alle anderen um uns herum machen weiter wie bisher - sie lebt nur noch in den Herzen unserer Familie weiter.

  • Ja, ich kenne diese Gedanken. Vielleicht habe auch ich viel zu wenig geschätzt, was ich habe, wie reich mein Leben durch meine Kinder und meinen Lebensgefährten war.

    Diese Woche hat mich die Trauerwelle voll erfasst. Mir kommt es gerade so vor, als würde sich die Schockstarre langsam lösen und die Erinnerungen voll durchdringen. Ich höre ein Lied, das wir m Auto gehört haben, schon muss ich weinen. Gestern fuhr ein Motorrad an mir vorbei und mein erster Gedanke war: jetzt kommt er von der Arbeit. Wieder weinen.

    Heute früh fahr ich wie fast jeden Tag mit seinem Roller in die Arbeit, wieder Tränen.

    Ich wusste gar nicht, wieviel ich weinen kann.


    Den Trauergottesdienst am Montag in der Klinik empfand ich als sehr tröstlich - würdevoll, einfühlsam. Traurig und doch geborgen unter so vielen anderen Trauernden.

  • Hallo Sonja

    ich denke wir sind jetzt in einer Phase wo wie du geschrieben hast der Schock der Gewissheit weicht daß der geliebte Partner unwiederbringlich in diesem Leben verloren ist. Ich hoffe dies ist das Maximum an Intensität denn viel ist da nicht mehr zu ertragen. Ich halte auch Kontakt zu unserer Pfarrerin. Der Glaube muß helfen auch wenn ich mit Gott hadere warum er ihr keinen Schutzengel geschickt hat. Weinen denke ich hilft - selbt neulich in einer Besprechung sind mir 2 Tränen runtergelaufen.

    Man kann es nicht steuern.