Abschied von meiner Sonne

  • Ihr Lieben,


    heute bin ich spät aufgestanden, bin aber auch übermüdet, weil ich seit Wochen nur 2 - 3 Stunden am Stück schlafen kann.


    Mir geht es schlecht... habe das Gefühl es wird mit der Zeit schlimmer... vermisse Heinz immer mehr... Was soll ich tun?

    Es gibt Tage, da halte ich es aus... und dann Tage an denen ich sofort sterben will...

    Trotz dieses Wunsches habe ich Angst

    vor körperlichem Unwohlsein... Angst noch mehr zu erkranken... Angst beim Duschen... Angst beim Zähneputzen... Angst zusammen zu brechen... Angst umzufallen und nicht hochzukommen...

    Angst ins Krankenhaus zu müssen...

    Angst vor dem Leben... ANGST bestimmt mein Leben.


    Ich war und bin schon immer ein ängstlicher Typ gewesen, Heinz hat mich beruhigt und aufgefangen. Nur er wusste um mein Inneres. Allen anderen spiele ich die taffe Frau vor....aber ich bin es nicht.

    Auf andere wirke ich stark und kann ihnen auch zur Seite stehen und helfen. Nur mir nicht.


    Seit Jahren nehme ich Antidepressiva und trotzdem leide ich an Angstdepressionen mit Panikattacken. Hatte es bisher mit psychotherapeutischer Behandlung und mit meinem verständnisvollen Mann einigermaßen im Griff. Aber nun fehlt er.


    Das Grundproblem dafür liegt wohl an meiner körperlichen Behinderung, die ich ja schon von Geburt an habe. Dazu kamen Probleme im Berufsleben und die langjährige Erkrankung an MS bei Heinz.


    Ich soll in eine psychiatrische Tagesklinik meinen meine Ärzte, aber nun ist Amy ja bei mir. Da geht es nicht.


    Ich weiss nicht mehr weiter...


    LG Luise

  • Liebe Luise,

    gibt es vielleicht eine Klinik, in der Haustiere erlaubt sind?

    Oder vielleicht eine Hundepflege für Amy?

    Du kannst auf Dauer nicht gut für Amy sorgen, wenn du nicht für dich sorgst.

    Und dieser Klinikaufenthalt wäre ein Schritt zur Sorge für dich selber.


    Vielleicht wird etwas gegen deine Schmerzen gefunden?

    Und dann kannst du danach wieder ganz für Amy sorgen, so wie du es auch jetzt versuchst.


    Dieser Tipp kommt aus der Selbstfürsorge für Eltern. Eltern, denen es schlecht geht, können auch

    nicht gut für die Kinder sorgen (auch wenn es den Kindern, so wie bei dir Amy, an nichts fehlt) denn

    sie müssen erst für sich sorgen. Dabei ist es natürlich sehr wichtig, dass Amy einen guten Platz hat,

    in der Zeit.


    Wie klingt das für dich?


    Lg. Astrid.

  • Ihr Lieben,


    danke für eure Anteilnahme.


    Momentan bin ich in einem tiefen Selbstmitleidstal. Kann mich selber nicht verstehen... bin ratlos über meinen Zustand.


    Es tut alles weh... physisch und psychisch.

    Geht es mir seelisch schlecht, geht es mir körperlich schlecht.... geht es mir körperlich schlecht geht es mir seelisch schlecht.

    Ein Hamsterrad, aus dem ich wohl alleine nicht mehr rauskomme.


    Muss mir etwas einfallen lassen... aber was? Habe niemanden, der mich gut genug kennt, um mir die richtigen Ratschläge und Hilfen an die Hand zu geben. Alle denken, Luise schafft das ... sie hat soviel alleine erledigt... das wird schon!


    Aber meine Kraft und vor allen Dingen meine Motivation weiter zu machen, ist nicht mehr vorhanden. Langsam wird mir alles egal. Wohnung... Geld... ich... Nachbarn... meine einzige Freundin... und und und.


    Das ist erschreckend und ich will es eigentlich nicht... aber wie ändern?


    Sch... Leben... Sch... Zukunft... Sch... Angst.


    LG Luise

  • Ach, liebe Luise,


    ich habe Deine Geschichte gerade gelesen und kann Dir nur sagen, wie wahnsinnig leid mir das alles für Dich tut.


    Fühl Dich einfach mal ganz lieb in den Arm genommen.


    Ich wünsche Dir viel Kraft.


    Liebe Grüße

    Josh

  • Liebe Luise,


    Das ist erschreckend und ich will es eigentlich nicht... aber wie ändern?

    leider habe ich wie immer keine Antwort darauf wie es zu ändern ist das die Motivation weiter zu machen schwindet , obwohl es weiter gehen soll.

    Es drückt Dich


    Gabi & Mäuschen

  • Ihr Lieben,


    irgendwie ist alles Sch...Bin mal wieder total unten. Hört dieses Auf und Ab der Gefühle nicht mehr auf?


    Es macht mich fertig in jeder Beziehung.

    Dieses Alleinsein, dieses sich daraus ergebende Nachdenken über meine Zukunft, vor der ich Angst empfinde.


    Diese Aufgaben, die noch zu erledigen sind lassen mich nicht zur Ruhe kommen.

    Will ja alles tun, bin aber nicht im Stande. Vertrödele Stunden... ganze Tage... mein restliches Leben.


    Muss Ordnung schaffen für mich.

    Falls ich mal wieder ins KH muss, weil es nicht mehr geht, habe ich nichts gepackt...

    muss meine Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung ändern, weil Heinz ja nicht mehr hier ist... muss Vorsorge für Amy treffen... könnte schreien vor Angst

    und Hilflosigkeit.


    Wie komme ich daraus? Wohl nur durch den Tod!


    Heinz wäre entsetzt, wie ich alles laufen und mich gehen lasse. Ich kann nicht mehr. Alles tut weh.


    Warum nur hat er mich zurückgelassen?

    Warum konnte ich nicht mitgehen?

    Warum hatte er den Krebs... nicht ich?


    Ich habe keinen Menschen, der mich versteht... alle denken: Luise schafft das schon. Aber nein, es stimmt nicht.


    Bin am Ende... nichts geht mehr...

    schlafe kaum... esse ungesund nur irgendwas... sehe schon tot aus.


    Und keiner sieht es... bemerkt es...

    oder will es niemand, weil ich schon unsichtbar bin?


    Bin ich überflüssig?

    Liebt mich noch jemand?


    Sehe keinen Grund mehr weiterzumachen

    Alles nur noch Schmerz und Mühe.

    Bin zu alt für einen Neuanfang...zu jung für Weisheit und Abgeklärtheit.


    Was soll das alles noch?


    LG Luise

  • Liebe Luise,

    Du hast mal geschrieben das du eine Freundin hast. Kannst du wenigstens mit ihr offen reden, wie schlecht es dir geht,damit du dich nicht so alleine fühlst. Das wünsche ich dir von Herzen und ich drücke dich.

    LG Wagi

  • Liebe Luise,

    fühl Dich umarmt!

    Ich schaffe gerade sehr, sehr wenig. So viel weniger als Du.

    Mache mir Listen von den Dingen, die ich unbedingt erledigen muss, damit ich sie nicht einfach vergesse .... das passiert momentan ganz leicht.

    Oftmals schon las ich Deine Nachrichten und staunte, was Du alles schaffst zu erledigen.

    Gleichzeitig bist Du mit Dir selbst sehr viel strenger als ich das bin.

    Ich weiß nicht, ob das an meinem mangelnden Ehrgeiz liegt oder Du vielleicht doch zu streng zu Dir bist?

    Ich kann das tatsächlich nicht einschätzen.

    Vieles von dem, was Du bereits gemacht hast (Autos verkauft, gewechselt; Heinz Sachen teilweise weg gegeben; etc.) wäre ich nicht in der Lage. Du hast sogar Neues angeschafft (Balkonmöbel!), da ich schon anderes nicht schaffe würde mir Neues schon gar nicht einfallen.

    Gleichzeitig erziehst Du auch noch einen Welpen! Mir fordert schon ein erwachsener (Fast)Hunde, der schon immer ca. 20 Stunden am Tag schläft mehr als ausreichend ...

    Diese Aufgaben, die noch zu erledigen sind lassen mich nicht zur Ruhe kommen.

    Bitte, schaff nicht zu viel an Aufgaben und verliere dabei Kraft, die Du anderwertig benötigst.

    Sei umarmt,

    Tery

  • Liebe Wagi,


    mit meiner Freundin rede ich auch darüber. Aber was soll sie tun, ausser zuzuhören.

    Ich belaste sie schon immens mit meinen Problemen. Habe Angst, daß es ihr zuviel wird und ich sie auch noch verliere.


    Sie hilft mir... aber kann nicht immer bei mir sein... Hat ja auch noch ein eigenes Leben und somit ihre Probleme.


    Arbeitet ganztags... kein leichter Job... hat Diabetes... auch noch andere Beeinträchtigungen.

    Steckt alles weg...macht es mit sich selber aus... ist schon immer Single... daher "hart" gegen sich selbst und manchmal auch gegen mich.


    Aber meint es gut. Würde mich nie im Stich lassen... will aber, dass ich wieder ich werde... sagt das braucht seine Zeit... aber ich werde es schaffen,wie ich es immer geschafft habe.


    Wäre sonst nicht so gut mit der Krankheit von Heinz umgegangen und hätte ihn nicht aus Liebe losgelassen, als er nicht mehr konnte.


    LG Luise

  • Liebe Tery,


    das geschieht alles nur zur Betäubung meines Verlustgefühls. Ich bin ein Mensch, der keine Lebensüberraschungen mag und deshalb versucht alles zu planen und zu organisieren.


    Nur das Leben lässt es nicht zu... macht was es will.


    Mein Mann hat mich mit seinem Realismus gebremst und das war gut so.

    Nun fehlt mir diese Bremse... neben allen anderen Verlusten.

    LG Luise

  • Liebe Luise,


    es tut mir so leid zu hören, wie schlecht es Dir geht!


    Das Thema "Ordnung schaffen wollen/müssen" kenne ich auch. Es wirft einen noch mehr aus der Bahn als früher, wenn Dinge im Argen liegen, unerledigt sind (Behördenkram) oder einfach kaputt gehen und repariert werden müssen.


    Aber das schlimmste für Dich ist sicher die große Einsamkeit...

    Lass Dich mal umarmen!

    Leo

  • Liebe Luise,

    du bist hier ein wertvoller Mensch mit wertvollen Geschichten,

    wir mögen dich und auch wenn du einmal eine Schreibpause machen

    würdest, wärest du nicht unsichtbar.

    Du bist besonders, wie du durch die Trauer gehst - hast den Mut zu schreiben,

    wie es dir geht, was dir Angst macht, was gerade Scheiße ist und was zu tun ist.

    Du hast nicht nur uns, sondern auch eine Freundin für die du wichtig bist.

    Ganz zu schweigen von Amy, die dich nicht nur mag, sondern braucht.

    Du bist einzigartig und ich finde es schön, auch mit dir ein bisschen auf dem

    Weg zu sein.


    Deine Angst kann ich gut nachvollziehen. Und ich habe mir überlegt, was mir

    nützen könnte, wenn es mir so geht.

    Ich bin zu der Einsicht gekommen, dass ich meine Tasche packen müsste,

    die Patientenverfügung ändern müsste (weißt du schon, wie du sie ändern würdest)

    und einen Platz für Amy suchen müsste. Dann, wenn alles geregelt wäre, könnte

    die Angst ein bisschen weichen.

    Die fehlende Kraft, es anzugehen, die verstehe ich und ich denke, sie kommt auch

    aus der Angst, die lähmt.

    Und auch da habe ich überlegt, was ich brauchen würde. Ich bräuchte jemanden

    der sich zu mir sitzt und mit mir diese Dinge durchgeht - zuerst in Gedanken und dann

    im Tun. Jemand der mit mir überlegt, was in die Patientenverfügung kommen soll, wer

    die dann umsetzen würde und wo Amy hin könnte. Jemand, der mich an der Hand nimmt

    und mit mir die Tasche packt.

    Wenn das bei dir auch so ist, könnte das vielleicht deine Freundin machen? So wie du sie

    beschreibst, kann ich mir gut vorstellen, dass sie gerne was "tun" würde.


    Und noch ein Gedanke kommt mir: Wenn du den Mut hast, einen Menschen um Hilfe zu

    bitten, dann fällt vielleicht dieser Anspruch von außen: "Luise schafft das schon" ein bisschen

    weg. Du musst es nicht alleine schaffen. Es zeugt von Stärke, wenn du dir Hilfe holst.


    Und auch Heinz würde vielleicht lächeln, wenn er das sehen würde. Was meinst du?


    Und weil ich immer gerne Listen mache, damit ich Schritt für Schritt gehe und nicht den ganzen

    Mount Everest vor mir habe würde ich auch das machen. Vielleicht ist das bei dir anders oder auch

    gleich. Wenn es dir nützt, dann nimm es und wenn du denkst "Blödsinn, das ist nichts für mich" dann

    ist das auch gut.


    Meine Punkteliste würde ich auf Post it's schreiben, auf jeden Zettel einen Punkt und dann die

    Zettel, die erledigt sind auf die Seite tun - so eine Art "Geschafft-Liste" und dann gibt es immer eine

    kleine Belohnung (Badewanne oder Dusche mit besonderem Duft, Schokolade, essen gehen mit der

    Freundin, einen schönen Ort besuchen, Seifenblasen machen,... was auch immer für mich eine Belohnung

    wäre) Und das wären die Punkte.


    *Mit meiner Freundin reden, ob sie mir hilft

    *Menschen für Vorsorge vollmacht und Patientenverfügung gedanklich und schriftlich sammeln

    *Inhalte für Patientenverfügung in Stichworten gedanklich und schriftlich sammeln

    *Menschen für Amy gedanklich und schriftlich sammeln

    *Was in die Tasche muss gedanklich und schriftlich sammeln

    *Tasche packen

    *Menschen für Amy ansprechen

    *Patientenverfügung schreiben

    *Menschen für Vorsorgevollmacht ansprechen

    *MIR ETWAS GANZ BESONDERES TUN (Belohnung für das Geschaffte!)


    Wie gesagt, nimm das was dich anspricht und lass das andere einfach sein. Du kennst dich selber am Besten und

    weißt, was dir wohl tut, was funktioniert und was auch Blödsinn für dich ist. Ich würde mich freuen, wenn du mir

    schreibst, was du nehmen magst, was nicht, ob überhaupt etwas dabei ist .... das hilft mir dann, dich besser kennen

    zu lernen - und das würde mich wiederum ungemein freuen.


    Sei lieb gegrüßt

    und fühl dich umarmt.

    Astrid.

  • Liebe Astrid,


    Deine Worte und Anregungen, dein Mitgefühl und Interesse an meiner Person tun mir unwahrscheinlich gut.


    Und auch die anderen lieben Forumsmitglieder sind für mich fast wie eine Familie geworden. Jeden Morgen schaue ich als erstes nach neuen Beiträgen aus... noch bevor ich meine geliebte Tageszeitung lese.


    Nun zu deinen Vorschlägen...einige davon sind mir vertraut.

    To-do-Listen schreibe ich schon, um nichts zu vergessen und auch um zu sehen, was ich schon geschafft habe.


    Aber gerade die unerledigten Punkte machen mich nervös und unruhig.


    Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht muss ich nur auf meinen Neffen umschreiben... mit ihm habe ich das schon geklärt.

    Er wird sich um alles kümmern, wenn ich nicht mehr in der Lage bin für mich zu entscheiden.


    Habe auch einen Ordner mit den wichtigsten Papieren angelegt, damit er alles zur Hand hat.

    Aber es sind doch noch einige Punkte ungeklärt und von mir noch nicht erledigt. Das macht mir zu schaffen.


    Im Moment schaffe ich nichts mehr... obwohl ich jetzt wohl jemanden gegen Bezahlung für die "technischen und schweren" Sachen (Sperrmüll entsorgen, kleine Handwerkerarbeiten, auch wenn es nur um Leuchtmittelauswechslung u. ä. geht sowie für schwere Einkäufe) gefunden habe.


    Trotzdem habe ich das Gefühl es nicht zu schaffen.


    Gegen meine Einsamkeit bin ich gestern über meinen Schatten gesprungen und habe für Samstag eine ehemalige Arbeitskollegin eingeladen, obwohl ich es bereuen werde, weil ich sie schon früher anstrengend fand. Aber ich versuche es.


    Nun muss ich aufhören, weil ich weine und los muss.


    Danke.

    LG Luise

  • Liebe Luise, das hört sich doch alles sehr gut. Da bist du weiter als ich. Das mit deiner ex-Arbeitskollegin ist doch eine gute Idee und ein Anfang. Ich drücke die Daumen, vielleicht hat sie sich ja inzwischen geändert und du empfindest es jetzt nicht mehr so anstrengend mit ihr.

    LG Petra:24:

  • Ihr Lieben,


    nun sitz ich hier und warte auf meine Ex-Arbeitskollegin. Es ist ja leider wieder WE. Um der Einsamkeit zu entgehen, habe ich sie eingeladen.


    Hoffentlich war es kein Fehler!


    Allerdings musste ich wenigstens aufräumen und hatte keine Zeit für Tränen.


    Bin Besuch und Gesprächspartner nicht mehr gewohnt. Mal sehen wie es läuft. Smalltalk kann ich bestimmt nicht mehr. Über meine Trauer will ich mit ihr aber nicht reden, sie lebt schon über 35 Jahre alleine und ist relativ empathielos und ich-bezogen. Das hat das Leben sie gelehrt.


    LG Luise

  • Liebe Luise,

    vielleicht ziehst Du den 68-er Parka gleich schon Mal an, wenn Deine Arbeitskollegin kommt?

    Das nennt man "paradoxe Intervention".

    Manchmal passiert ja gerade das NICHT, was man befürchtet.

    Small-Talk ist immer zermürbend.

    Kann oder weiß Deine ehemalige Kolleginnen irgendetwas, das Dich interessiert, unterstützen oder ähnliches könnte?

    Hat sie eine Kompetenz, die in unseren Forderungskatalog passt?


    In Gedanken sind wir bei Dir,

    herzlichst,

    Tery


    PS: Wenn Du während des Besuchs Fragen hast oder Dich kurz abreagieren musst, weil es doch nicht passt.

    Ich bin am Computer...