Am 06.07.19 um 19:45 Uhr habe ich meinen Mann verloren, nach 1,5 Jahren Kampf gegen den Krebs

  • Hallo zusammen,


    ich bin neu dabei.


    Letzte Woche Samstag ist auf der Palliativstation mein Mann verstorben, mit 56 Jahren. Nach Blasenkrebs, zum Schluss mit Metastasen im ganzen Körper.

    Ich erspare mir und euch die ganze Geschichte, ich kann nur sagen, dass er alles mitgenommen hat, was geht. Jede kleinste Komplikation, diverse Notfälle und Infektionen, Darmverschluss, seit der Diagnose im Januar 2018 mehr im Krankenhaus als zu Hause.


    Ich habe ihn alleine gepflegt, immer an seiner Seite, immer da, bis zum letzten Atemzug. Zum Schluss habe ich nur noch um das Ende gebetet, damit sein Leiden endlich vorbei ist.


    Lange haben wir gewusst, was kommt, haben die Hoffnung nie aufgegeben, er war so mutig und hat gekämpft, und doch immer und nun endgültig verloren. Oder seine Erlösung gewonnen. Wie man es sieht.


    Und ich? Ich bin in ein tiefes Loch gefallen. Pure Verzweiflung zuerst, Wut auf das unfaire Leben, und jetzt nur noch taub. 18 Monate unter Dampf und Daueranspannung, jetzt Leere. Komme mir vor wie in Trance, ein Zombie, jemand, der rund um die Uhr funktionieren musste und nun in die Ecke gestellt wurde. Nicht mehr gebraucht.


    Ich vermisse ihn so sehr, aber ich kann gerade gar nicht richtig trauern, weil diese Leere in mir alles ausblendet. Ich kann erledigen, was ich muss, sei es Bestatter, Grab aussuchen, Planen der Trauerfeier. Aber mehr geht nicht. Ich kann noch nicht einmal mehr Angst um meine Zukunft und vor dem Leben alleine haben. Ab und zu kommen Freunde, die mich da etwas raus holen können. Ich habe auch schon gelacht.... und gleich ein schlechtes Gewissen gehabt. Aber meistens lasse ich persönliche Kontakte nicht zu. Kann über das alles maximal schreiben, aber nicht reden.


    Ich finde selber, ich müsste mehr weinen. Ich habe keine Tränen mehr. Eine leere Hülle.


    Danke fürs Lesen

  • liebe Melusine,


    dein Verlust, zu dem ich dir zuerst mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen möchte, ist noch sooo frisch.

    Und wie du schreibst, von langen Monaten des Dauergebrauchtseins und da seins, auch da sein wollens zu nichts.

    Das kann weder Kopf noch Herz begreifen.


    Als mein Mann vor gut 1 Jahr plötzlich starb war ich 2 Wochen lang wie Computergesteuert , leer, unfähig etwas zu tun oder gar zu denken.

    Ich und auch meine 2 Kinder konnten auch keine Außenkontakte zulassen & hatten in dieser Zeit auch keinerlei Interesse daran.


    Wenn du ab und an Freunde bei dir hast und dir das "kurzweilig" gut tut, dann nimm es an und sei froh drum.

    Und wenn dir dabei ein Lachen über die Lippen kommt, brauchst du kein schlechtes Gewissen haben.


    Diese furchtbare Leere, die man un sich fühlt, ist sooo schlimmund tut so weh.

    So ging es mir :

    Mal weint man mehr, mal weniger.

    Mal haut einen die Trauer in's Eck,

    mal "regiert" mehr die Wut, der Zorn und die Verzweiflung um alles ...

    Dann könnte man schreien, dann ist man wieder ganz still.

    Die Empfindungen kamen und gingen & ich konnte sie nicht steuern.


    Wenn ich yarf, nehme ich dich erstmal tröstend in den Arm.


    Gib dir Zeit ...


    Stille Perle

  • Liebe Melusine,

    ein herzliches Willkommen hier bei uns. Ich hoffe, dass dir das Schreiben ein bisschen Ausdruck verschaffen kann, für das, was schwer und kaum tragbar ist.

    Die erste Zeit ist noch nicht dem traurig sein vorbehalten. Hier gilt es die Kräfte noch zu mobilisieren für eben die Dinge, die du beschrieben hast.

    Diese Leere, die alles umfasst - ja, die ist so ... leer. Entschuldige mir fällt kein anderes Wort dafür ein.


    Ich wünsche dir, dass die Verabschiedung eine Würdige sein wird und dass sie auch dir ein bisschen Kraft geben kann. Und ich wünsche dir, dass da Menschen sein werden, die - so wie auch wir hier - ein Stück des Weges mit dir gehen.


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Guten Abend,


    mein Beileid!

    Ich wünsche Ihnen viel Kraft.

    Es ist sehr schwer und die leere , alle hier verstehen die.


    Mein Trost und mein Glaube ,

    Unsere Lieben sind noch da.

    Geistige Welt.

    Ich vermisse meinen Thomas heute auch so sehr , es ist 11 Monate her.


    Ich wünsche Ihnen, das sie zumindest gut schlafen.


    Herzliche Grüße

    Manuela

  • liebe melusine,

    mein herzliches beileid zu deinem schweren verlust und willkommen im forum! hier kannst du alles schreiben, was

    du denkst und fühlst, es wird verstanden, weil wir alle ein schweres schicksal tragen müssen.

    lass dir mit allem zeit, es ist ja noch so frisch und du hast ja so viel kraft durch die pflege verbraucht.

    ich war auch wochenlang in der schockstarre, bis die tränen endlich fließen konnten.

    liebe grüße

    flora

  • Liebe Melusine,


    ich sende dir mein tief empfundenes Mitgefühl und Willkommen in diesem Forum. Dein Verlust ist ja

    noch ganz frisch. Dass du dich wie im Trance und wie ferngesteuert fühlst, ist ganz normal, viele von uns

    hatten nach dem Tod des Partners, Partnerin das gleiche Empfinden, alle sind in ein tiefes Loch gefallen- Du

    hast in den 1,5 Jahren, die du deinen Mann gepflegt hast, all deine Energien verbraucht. Hier im Forum kannst du

    all deine Wut, all deinen Frust , deine Trauer, deine Ängste loslassen. Wir sitzen alle im gleichen Boot, sind gleich

    Hilflos und fragen warum?

    Ich umarme dich still.

    Alles, alles Liebe Maike

    ,

  • Vielen lieben Dank für die freundliche Aufnahme und die netten Worte 🌷


    Habe heute Kleidung gekauft für die Beerdigung, 3,5 Wochen noch. Ich hoffe, ich bin bis dahin so gefestigt, um das ohne Zusammenbruch zu überstehen.


    Diese Leere macht mich fertig. Die fehlende Ansprache. Natürlich kann ich mit Freunden reden, ist aber nicht das Gleiche. Frage mich, wo da mal wieder richtig Spaß herkommen soll ohne ihn, ohne seinen schwarzen Humor. Klar, ist wahrscheinlich zu viel verlangt, jetzt an Spaß zu denken, aber gerade das Lachen mit ihm fehlt mir so. Mit ihm ist mein Glücklichsein verloren gegangen.

  • liebe Melusine,


    ich habe ähnliches wie du erlebt, mein Mann starb ebenfalls an krebs, ja, auch ich habe am ende für seine erlösung gekämpft weil die ärzte noch nicht mal seine patientenverfügung akzeptieren wollten, egal wieviel er leiden musste, war wie du bis zum schluss an seiner seite, habe wohl wie du alle kraft investiert bis zur selbstaufgabe.


    dein schmerz ist noch so frisch, alles so frisch, liebe melusine.


    es tut mir so leid für dich....


    nein, die freunde sind nicht das gleiche. niemals wird es mehr das gleiche sein. aber irgendwie geht es weiter.


    hier im forum bekommst du trost und kannst dich aufgehoben fühlen. wir sind für dich da :30::30:


    lieber gruß zur nacht von Bine

  • liebe Melusine und alle Betroffenen,


    auch ich war bis zu seinem letzten Herzschlag an der Seite meines Mannes. Er starb vor 81 Tagen.

    Freunde, gute Kollegen können Trost geben, meine Freunde haben sich stundenlang mit mir beschäftigt.

    Sie haben mir zugehört, haben getröstet, haben angerufen.

    Es sind Freunde, aber es ist nicht dein Mann. Spaß, habe ich seit dem 23.01.2019 nicht gehabt und werde in naher Zukunft auch keinen

    haben. Ich lebe von Tag zu Tag. Heute ist für mich ein schlechter Tag, bin sehr früh wachgeworden und denke an mein Leben davor ,

    sehe den schönen Sommertag und erinnere mich an letztes Jahr. Mein Leben ist seit dem Tod meines Mannes sehr eingeschränkt, es spielt sich zwischen Arbeit, Friedhof oder Treffen mit einer guten Freundin ab. Jedes Wochenende ist für mich die Hölle, alles ruhig, alles still, draußen spazieren die glücklichen Paare, Familien. Ich sehne mich immer mehr nach meinen Mann, habe 7 kg. abgenommen, obwohl ich gesund esse. Mein Arzt meint, es sei der Stress.

    Bücher lesen, kann ich zur Zeit nicht, bei der Tageszeitung lese ich meist nur die Überschrift. Fernsehen gucke ich, verstehe aber nur die Hälfte.

    Gedanklich bin ich bei meinen Mann.

    Der Friedhof gibt mir Ruhe, mein Schatz und mich trennen ja nur 2 Meter. Ich setze mich ins Gras, weine , halte Zwiesprache mit ihm.

    Manchmal trifft man dort Leute, die ähnliche Schicksale hinter sich haben.

    Mein Leben ist nicht mehr das was es war, Die Leichtigkeit, das heitere ist dahin. Manchmal kommt mir der Gedanke, nicht mehr leben zu können.

    Fazit, Ich befinde mich in der schlimmsten Phase meines Lebens, die Liebe meines Lebens , der Inhalt meines Lebens wurde mir genommen.

    Wie es weiter geht weis ich nicht, Es sind nun 81 Tage vergangen, gebessert hat sich nichts, nein, es wird immer schlimmer.


    Alles Liebe Maike

  • Ja, wie oft lese ich: ich spreche mit ihm/ihr, so sind wir uns nah, ich spüre ihn/sie um mich, ich erzähle ihm/ihr von meinem Tag.


    Tja, was soll ich sagen, irgendwas ist bei mir da kaputt.


    Ich bin sehr empathisch und hochsensibel. Ich komme in einen Raum und nehme sofort alle Stimmungen auf. Das geht so weit, dass ich schon Kurse belegen wollte um zu lernen, wie ich mich da besser abschotte.


    Und jetzt? Ich spüre nichts. Ich spüre ihn nicht. Ich rede mit ihm, da kommt bei meinen Gefühlen und Sinnen nichts zurück. Ich komme mir nur noch albern vor, als ob ich mit der Wand rede. Ich schaue Bilder an, habe das Gefühl, als wäre das schon Jahre her und nicht erst zwei Wochen. Als ob ich jeglichen Kontakt verloren hätte 🙈 Also wäre ich kalt und gefühllos.

  • Liebe Melusine,


    auch von mir noch mein ganz tief empfundenes Beileid und ein leises "Willkommen" hier im Forum.


    Ich kann Dir nur von mir erzählen: auch ich rede mit meinem verstorbenen Mann, egal ob laut oder innerlich. Aber auch ich spüre ihn dabei nicht. Trotzdem mache ich es. Ich glaube nicht, dass wir deshalb "kaputt" sind, nur weil wir sie nicht spüren. Auch ich kann Bilder ansehen, ohne sofort in Tränen auszubrechen. Meistens zumindest. Ich habe überall Bilder von ihm stehen.


    Ich werde auch weiterhin mit ihm reden. Das passiert bei mir allerdings ganz automatisch, dass ich auch während der Arbeit innerliche Monologe mit ihm führe... manchmal bin ich ihm böse deswegen, dass ich keine Antwort bekomme.


    Meine Antwort hilft Dir jetzt leider aber auch nicht weiter... aber wir sind mit Sicherheit weder kalt noch gefühllos.

    So wie es gestern war, wird es nie mehr sein. Und heute kann ich nur ertragen, wenn ich nicht an morgen denke.

  • Also wäre ich kalt und gefühllos.

    Das Empfinden haben ganz viele in den ersten Wochen. Es dauert, bis die Gefühle nachkommen. Oder bis die Seele nachkommt. Kennst du die Geschichte?


    Ein Indianer im Auto

    Ein Indianer ging am Straßenrand. Ein Mann fuhr mit einem flotten Sportwagen und blieb neben ihm stehen. Er lud den Indianer zur Mitfahrt ein. Nachdem der Indianer eingestiegen war, fuhr der Mann mit einem Kavalierstart los und brauste etliche Meilen mit hoher Geschwindigkeit über den Highway. Plötzlich bat der Indianer ihn stehen zu bleiben. Er stieg aus dem Wagen, ging auf die Straße und setzte sich an den Straßenrand. "Was machst du da?", fragte der Mann. Der Indianer erwiderte: "Ich warte, bis meine Seele nachgekommen ist." (Verfasser unbekannt)




    So ähnlich geht es dir vielleicht auch. Das, was um dich in deinem Leben gerade geschieht, das ist so schnell wie der Sportwagen. Du bist der Indianer und deine Seele oder deine Gefühle brauchen Zeit, bis sie nachkommen. Du bist nicht gefühllos oder kalt. Du hast einen Schock erlitten - es ist zuviel, was da gerade zu schnell passiert. Lass dir Zeit und sei nicht zu streng mit dir. Und wenn es dir im Moment so vorkommt als wäre das Sprechen "mit den Wänden" nicht gut für dich, dann lass es. Vielleicht kommt die Zeit in der du ihn ganz nahe spürst und das Sprechen bekommt wieder Sinn.


    In der Trauer MUSS NICHTS sein und ALLES DARF sein.


    Einen freundlichen Traum für heute Nacht wünscht dir

    Astrid.

  • hallo liebe melusine, liebe shiva,


    ich möchte mich den gedanken von astrid anschließen.... ich glaube das die seele eine weile braucht um mit diesem erlebten trauma leben zu können - daher keine gefühle für irgendetwas.... bei dem einen dauert es kürzer, bei dem anderen länger, lasst auch lieb umarmen:30::30: ich denke in keiner weisse das ihr deswegen gefühllos seit :24:und albern in keinem fall, liebe melusine...


    lieber gruß zur nacht von bine

  • Ihr Lieben,


    vielen Dank für eure Beiträge. Ich überlebe von Tag zu Tag.



    War heute mal eine Weile draußen unterwegs. War zu früh heute. Viel zu viele Leite und überall an Georg erinnert 🥺 Ich weiß, ich wiederhole mich, aber er fehlt mir so. So sehr 🥺Wenn ich zu Hause bleibe, bin ich innerlich tot. Damit kann ich umgehen. Mehr oder weniger. Wenn ich rausgehe, tut es einfach nur sauweh 🥺


    Mein Mann und ich haben uns immer wieder sms geschrieben. Ich habe jetzt angefangen, ihm Nachrichten zu schreiben, und antworte von seinem Handy mit Sätzen, so wie er sie schreiben würde. Dass ich ihn vermisse. Ich bekomme die Antwort, dass er mich auch vermisst, aber wir uns wiedersehen irgendwann. Und dass er immer bei mir ist. Dass es ihm gut geht jetzt. Dass ich stark sein muss. Solche Sachen. Um da etwas einen Abschluss zu finden. Kann sein, dass das etwas „bekloppt“ ist, aber mir gibt das Trost. Zumindest minimal.


    Euch einen guten Freitag 💐

  • liebe Melusine,


    das ist wunderschön - ihm sms zu schreiben :love:


    und wiederhole dich sooooo oft wie du magst, melusine, dafür sind wir hier in diesem forum um immer ein offenes ohr zu haben, egal wieviele wiederholungen du, ich oder jeder andere von sich gibt.:30::24::30:


    lieber gruß in den tag von Bine

  • Ich weiß, ich wiederhole mich,

    Hier darfst du dich immer wieder wiederholen, bis es FÜR DICH genug der Wiederholung ist.


    Ich weiß von einer Frau, die ihrem Sohn Mails geschrieben hat.

    Was auch immer passend für euch ist. Es soll euch ein kleines bisschen wohl tun. Und es ist kein

    bisschen bekloppt - was ist der Unterschied zwischen SMS, Mails oder Briefen? Bei Briefen würde niemand

    sagen, dass es bekloppt ist!


    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.