Mein Vater ist urplötzlich gestorben

  • Hallo Kitsufer,


    Das sind alles Parallelen zu meinem Leben. Habe gestern auch wieder mit meiner Mutter gestritten. Sie versteht einfach nicht, das ich ein eigenes Leben habe. Provokativ sagte sie dann, sie hätte nicht vorbei kommen sollen. Ich würde sie nicht verstehen und sie lässt mich das Wochenende mal in Ruhe, weil mich das ja auch alles belastet. Natürlich sagte sie das in einem Ton, wo sie das nicht ernst meint, weil nur ihr es schlecht geht, ihrer Meinung nach. Nach solchen Streitereien ist sie am nächsten Tag wieder ganz anders und ruhiger. Also ob ihr das Leid tut. Leider hält es nicht lange an.


    MIT meinen " Freunden " ist es auch so eine Sache. Sie sagten, wenn ich was brauche, soll ich mich melden und wer ist jetzt an meine Seite? Leider keiner:( Es ist echt traurig, wie das Umfeld reagiert.

    Meine Mutter kapselt sich immer mehr von ihren Freunden ab. Sie kann das nicht mehr ertragen. Es waren ja die Freunde von ihrem Lebenspartner. Das kann sie nicht mehr. Heisst für mich..... Ich muss noch mehr Zeit investieren, obwohl ich schon am Zahnfleich laufe. Aber ich kann es auch nicht abstellen, weil sie mir so Leid tut.


    Ich hoffe , du findest irgendwie einen Weg für dich und ich für mich😔

  • Hallo Kitsurfer

    Zur Sensibilität der Freunde bzw der Außenstehenden:

    Ähnliche Erfahrungen habe und mache ich auch. Mir ist aber bewusst geworden, dass ich in meiner jetzigen Situation nicht von mir ausgehen darf. Für mich bricht eine Welt zusammen, für andere ist es nur der Tod der alten Mutter eines Freundes oder Bekannten. Also etwas völlig Normales, das im ersten Moment schon bedauerlich ist, aber nach Tagen oder Wochen in deren Welt überhaupt keine Rolle mehr spielt. Sie haben auch ihre Probleme, ihre kleinen oder sogar größeren Katastrophen zu meistern.

    Im Gegensatz zur unseren Welt.

    Traurig, aber nachvollziehbar. Nicht alle sind so, aber viele.

    Wenn es soweit sein wird, dass sie vergleichbares durchleben müssen, dann werde ich anders reagieren. Das habe ich mir vorgenommen. Aber diese Einsicht traf ich auch erst nach meiner Katastrophe.

    Liebe Grüße

  • Hallo zusammen,


    mir ging bzw. geht es mit einigen meiner Freunden, von denen ich immer dachte, sie seien immer für mich da (wir kennen uns teilweise schon unser ganzes Leben) genau so. Ich bin auch 29 Jahre alt und habe im Oktober leider meinen Papa verloren. Bis zur Beerdigung hatte ich das Gefühl, von so ziemlich allen meiner engsten Freunde sehr unterstützt zu werden. Danach war bei sehr vielen Funkstille - nichts. Oder noch schlimmer - man trifft sich und die Freundin ignoriert einfach, dass ich trauere. Und macht einfach weiter wie zuvor. Ob ich will oder nicht. Ich war wochenlang neben meiner Trauer total traurig und wütend wg.dieser Reaktionen, es hat mich unendlich runtergezogen. Freundschaften sind mit extrem wichtig und ich dachte immer, wir können uns in jeder Situation aufeinander verlassen. Mittlerweile komme ich langsam aus diesen negativen Gedanken raus.


    An Silvester hat mir eine Freundin gesagt, dass sie sich selbst manchmal in Erinnerung rufen muss, dass bei mir auf einmal alles anders ist und die Welt still steht, während bei ihr nach ein paar Tagen (sie kannte meinen Papa auch schon lange) alles wieder seinen gewohnten Weg gegangen ist und man in die Normalität mit den alltäglichen Problemen abtaucht. Daneben denke ich auch, dass viele Leute mit dem Tod von Angehörigen nicht konfrontiert werden möchten und nicht wissen, wie sie mit Trauernden Personen umgehen müssen. In meinem Freundeskreis hat auch noch niemand ein Elternteil verloren. Auch ich habe mir geschworen, dass ich anders reagieren werden, sollte es bei einer von Ihnen mal soweit sein.

  • Lieber Kitesurfer,


    ich kann deine Wut auf deine Freunde sehr gut verstehen und finde sie auch berechtigt.

    Überhaupt nicht zu antworten ist nicht in Ordnung.

    Auch wenn es schwierig ist mit Trauernden umzugehen sind es doch erwachsene Personen, von denen man Empathie und Hilfsbereitschaft erwarten kann. Meine Meinung,

    Ich würde denen das so auch mal sagen, am besten persönlich.

    Meine Freunde haben auch sehr unterschiedlich reagiert und wirklich reden konnte ich direkt danach nur mit wenigen.
    Ich habe trotzdem weiterhin mit allen Kontakt aber die Qualität der Freundschaft hat schon bei einigen abgenommen.

  • Sverja :

    Nein, aus dem Freundeskreis hat noch keiner ein Elternteil verloren. Da ich/der Freundeskreis ja auch noch recht "jung" ist, ist das ja auch noch gar nicht so wahrscheinlich, dass viele das schon durchmachen mussten. Ich denke mittlerweile auch, dass die meisten wohl einfach keine Ahnung haben, wie man sich fühlt. Sie kannten meinen Vater ja auch nicht, vllt haben ein paar ihn mal flüchtig gesehen, aber was können sie da auch schon für Trauer verspüren? Dennoch ist man als Trauernder enttäuscht, wenn niemand mal fragt, wie es einem geht. :|


    Ja, das mit meiner Mutter.... ich fühle mich mittlerweile wieder von ihr unter Druck gesetzt. Sie hat zwar eingesehen, dass ich meinen Vater nicht ersetzten kann, aaaber: Ich bin seit ein paar Wochen krank geschrieben von der Arbeit, da ich einfach total fertig war/bin. Unglaublich, wie anstrengend trauern ist. Selbst wenn ich mich den ganzen Tag ausgeruht habe und genug geschlafen fühle ich mich wie gerädert. Naja, also zum Thema zurück: Da ich nicht zur Arbeit musste, habe ich 2x pro Woche meine Mutter besucht. Ich hätte auch dort übernachten können, aber das wollte ich nicht und fuhr abends lieber wieder heim. Als ich das letzte mal da war, sagte ich ihr, dass ich bald mal wieder arbeiten gehen muss, dass ein Alltag und Beschäftigung mir vllt doch gut tut. Sie meinte dann, dass wenn ich nicht so oft bei ihr gewesen wäre und sie täglich angerufen hätte, sie schon tot wäre. Jetzt fühle ich mich total unter Druck gesetzt, dass wenn ich wieder arbeiten gehe, ich ja nicht mehr in dem Maß für sie da sein kann. Sie würde sich nie selbst was antun, aber sie sagt immer, sie würde bald an der Trauer und dem Broken Heart Syndrom sterben. Sie wisse, dass das ginge, das habe sie oft genug gesehen (sie arbeitet bei einem Seniorenbetreuungsdienst). Ja, mag ja sein dass das geht, aber die Damen waren auch immer 70+... meine Mutter ist 57... da kann man doch nicht einfach so sterben, oder? Ich mache mir so Sorgen um sie und hab so Angst, sie auch noch zu verlieren! :13::13::13:


    Ach echt, es gibt Trauergruppen für junge Leute? Da muss ich nochmal nachforschen, danke für den Tipp :)

    Zu dem Zeitpunkt wo ich diesen Thread eröffnete, war ich 29 - mittlerweile bin ich 30. Den ersten Geburtstag ohne meinen Vater hab ich also schon hinter mir, und es war schon recht traurig. Auch das erste Weihnachten und Silvester ohne Vater liegt hinter mir, nächsten Monat hätte mein Vater Geburtstag gehabt und wäre 60 geworden, Das wird mit Sicherheit auch sehr traurig. Das berühmte "Jahr der ersten Male ohne" :|

    Deine Umarmung nehme ich sehr gern an, ich danke dir.



    Traurig83 :

    Ich verstehe dich so gut! Wenn man etwas in einem so vorwurfsvollem Ton an den Kopf geworfen bekommt, wo man gar nicht anders kann, als sich schlecht zu fühlen... ich glaube auch, das Gespräch mit meiner Mutter hat nur temporäre Erfolge erzielt, leider.

    Ich fühle mich auch schon echt überlastet, aber meine Mutter hat auch fast niemand anderen, und so fühle ich mich in der Pflicht, immer bereit zu stehen und jederzeit für sie da sein zu müssen. Ein Kumpel (ein anderer, der nicht zu diesem "Freundeskreis" gehört) von mir meinte letztens zu mir, nachdem ich das Problem schilderte, ich solle meine Mutter doch einfach mal 1 Woch lang ignorieren, nicht ans Telefon gehen, ihr nicht schreiben etc. Wie herzlos müsste ich denn bitte sein, um SO zu reagieren? :(

    Ich hoffe auch, wie finden beide Lösungen bzgl unserer Mütter. Vielleicht wird deine Mutter ja einsichtiger, wenn dein Baby da ist? Freut sie sich auf das Baby?



    Nico :

    Ja, da hast du natürlich vollkommen recht... für die ist es nur eine bedauerliche Nachricht, man schreibt das übliche "Mein Beileid, wenn du was brauchst, sag Bescheid" - weil man es eben so schreibt- und gut ist. Je nachdem, wie nah man den Freunden/Bekannten steht. Auch, wenn wir alle denken, wie lächerlich die Probleme der anderen sind, wo es doch so viel schlimmeres gibt: Für die SIND ihre Probleme große Probleme. Das sollte ich mir vllt vor Augen halten. Danke für deinen Beitrag.



    Celestial90 :

    Mein Beileid für deinen Verlust. Auch bei dir ist es ja noch nicht lange her...

    Dem kann ich so zustimmen, ich habe auch das Gefühl, dass bis zur Beerdigung die Leute noch "da waren", und danach kam dann nix mehr. So von wegen, nun ist die Sache ja abgehakt und kann vergessen werden. Dabei hab ich das Gefühl, dass ich es teilweise noch immer nicht realisiert habe, und mein Vater ist "schon" 2 Monate tot. Ich dachte auch, meine Freunde wäre besser für mich da, weil wir uns ja auch schon sehr lange kennen, und als zb meine Ex mich ziemlich plötzlich und überraschend verlies, waren alle so sehr für mich da, haben mir sofort beim Umzug geholfen, haben mich über Nacht zu sich eingeladen etc. Umso enttäuschter war ich also jetzt. Aber mit Tod und Trauer können wohl die meisten nicht.


    Bezüglich "Ich werde anders reagieren, wenn jmd von den "Freunden" einen Elternteil verliert":

    Momentan hege ich da eher den bösen Gedanken "wie du mir so ich dir" X(... dann sehen sie mal, wie man sich fühlt, wenn keiner sich interessiert. Im Endeffekt.. werde ich es aber nicht machen, da ich dafür viel zu nett bin, und lieber selbst zurück stecke, für andere.



    Eva87 :

    Daran habe ich noch gar nicht wirklich gedacht, und du hast Recht: Ich sollte es persönlich ansprechen.

    Wenn es nur über WhatsApp geht, dann wird es wohlmöglich wieder ignoriert. Aber irgendwie muss die Situation auch passen, das anzusprechen. Mal sehen, ob ich es mache, wenn ich man mehrere von ihnen als Gruppe sehe. Aber ich sollte das wirklich machen.

    Wann ich die Gruppe/Teile von ihnen wieder sehe, weiß ich noch gar nicht, aber falls es ein Treffen gibt, zu dem ich Lust habe werde ich wohl auch hingehen, und je nachdem, wie die Leute reagieren, was sie sagen, wird auch wie bei dir der Fall war, die Qualität der Freundschaft geringer.




    :24:DANKE an alle für eure Beiträge! :28:

  • Lieber Kitesurfer,

    Die anderen Beiträge haben es schon so gut formuliert, besonders den Beitrag von Nico finde ich sehr treffend. Wir wissen nicht wirklich was in deinen Freunden vorgeht, welche Ängste und Sorgen sie haben.


    Jeder Mensch tut das was er in dem Moment für richtig hält, und könnten Menschen anders handeln, würden sie es auch tun. Es ist ihnen nicht bewusst, oder die Ängste stehen ihnen im Weg. Deine Verletzung über ihr Verhalten ist dennoch völlig nachvollziehbar und verständlich. Erklär ihnen wie du dich dabei fühlst, vielleicht kannst du so etwas Klarheit schaffen.


    Und auch ich, als Trauerbegleiterin!!! war mal unachtsam, zu sehr war ich mit meinen damaligen Situationen beschäftigt, und war froh, dass meine Freundin zu mir kam.

    Deshalb wünsch ich dir, das deine "Wie du mir, so ich dir" Gedanken etwas weichen. Und eine Aussprache stattfinden kann.


    Alles Liebe <3

    Isabel

  • lieber Kitesurfer<3


    ich wünsche dir für HEUTE , dass du Zeiten hast, wo du für dich ALLEINE trauern kannst... und ich kann dir nur immer wieder schreiben, ja es ist ein Druck , den deiner Mutter auf dich ausübt...

    Du bist glücklicherweise einer dieser jungen Männer die sensibel und emphatisch durch das Leben gehen... grösstenteils... bei deinen Freunden ist das verletzte und wütende ERST einmal völlig nachvollziehbar für uns Trauernde...

    aber bei deiner Mutter musst du ganz klar eine bewusste , klare Linie "ziehen"

    zu deinem Schutz<3

    damit du auch wieder die Kraft für die Arbeit wieder langsam bekommst, da ja wirklich noch Jahrzehnte der Arbeit vor dir liegen.

    Fühl dich lieb umarmt <3:30:<3

    deine Sverja

    die medizinisch gesehen eine grosse Herzschädigung hat, aber dennoch gut lebt<3

  • Ich möchte euch was erzählen:

    Seit dem 6. Januar fühle ich mich seltsam "erleichtert". Anflüge von dem Gefühl, wie es mir ging, bevor mein Vater starb. Nicht ständig diese tiefe, tiefe Trauer in mir, die Bilder der Leiche, das dauerhafte gestresst fühlen und nicht zur Ruhe kommen, auf "Strom" zu sein.

    Plötzlich das Gefühl, ich dürfte auch mal ruhen, und mein Vater wäre bei mir - wenn auch nicht mehr auf dieser körperlichen Ebene.


    Dieses Gefühl hält schon den 3. Tag nun an.. und ich bin SO dermaßen verwirrt davon :/

    Ob mein Körper mich nach den 2 Monaten auf Strom nun schützen will, und ich mich ein paar Tage so fühle, bevor all die anderen Gefühle wieder auf mich reinbrechen? Wie gesagt, so "friedlich" fühlte ich mich seit seinem Tod nicht mehr

  • Lieber Kitesurfer,

    Schön zu lesen. Wir neigen dazu zu hinterfragen was das wohl bedeuten könnte. Bei mir stellte sich nach Verlusten auch irgendwann so ein innerer Frieden ein. Der Zeitraum war immer unterschiedlich lang.


    Ich wünsche dir, dass du diesen inneren Frieden annehmen kannst, und auch wenn wieder andere Zeiten kommen, du an das Gefühl anknüpfen kannst... <3

    Isabel

  • Lieber Kitesurfer,

    ich finde, das klingt sehr gut! In all dem, was ich bisher erlebt habe, habe ich gelernt, meinen Gefühlen zu vertrauen. Auch wenn es "nur" eine Ruhepause sein sollte, tut es gut, sich zu erholen. Aber vielleicht ist es ja mehr und du kommst in ruhigere Gewässer. Ich wünsche es dir!

  • Danke für eure Antworten.


    Noch immer hält "dieses Gefühl" an, und ich kann nach wie vor überhaupt nicht damit umgehen...

    Ich fühle mich total schlecht, dass es mir gerade ganz ok geht, und nicht immerzu so traurig bin. Denke mir, das kann doch nicht richtig sein, es ist gerade mal 2 Monate her, ich muss traurig sein! Meine Mutter weint ständig und ist todtraurig, ich hab sie seit wein Vater tot ist nicht 1x Lachen sehen, und mir soll es jetzt plötzlich wieder ok gehen? Nach so kurzer Zeit? Nein, das geht doch nicht...

    Ich kann nicht "genießen", dass ich gerade nicht in großer Trauer bin, sondern frage mich immer nur, was mit mir falsch ist,es mir nicht ok gehen darf und rede mir die ganze Zeit ein, dass das eh nur kurz anhält, bevor es wieder auf mich einbricht, vielleicht noch stärker, als zuvor.


    Denn nach wie vor ist der Gedanke so unrealistisch, dass er tot sein soll...

    Ein großes Gefühl von vermissen habe ich trotzdem in mir, nur halt nicht mit dieser starken Trauer, sondern ein "normales" vermissen. Ich würde ihn so gern sehen und mit ihm sprechen...

  • Lieber Kitesurfer,


    meine Neurologin hat mal einen schönen Satz gesagt: "es gibt mindestens 2 Millionen Arten zu trauern". Du must dir nicht die Haare raufen, die Kleider zerreißen und schreien. Dein Weg ist ein stillerer. Und meist macht die Fassungslosigkeit (dein Vater ist ja von jetzt auf gleich aus dem Leben gerissen worden) einfach stumm. Glaube nur nicht, dass das falsch ist, wie du mit der Situation umgehst. Du hast deinen Weg, andere den ihren.


    LG

    Petra

  • Hallo Kitesurfer,


    nur weil man nicht den ganzen Tag weint und sich verkriecht, heißt es nicht, dass man nicht "gut" oder "genug" trauert. Jeder Mensch geht anders mit seiner Trauer um und das ist auch vollkommen okay. Man verarbeitet Trauer auch, in dem man sich ablenkt und sich selbst was Gutes tut.


    Ich konnte mich auch relativ schnell tagsüber ganz gut ablenken, meiner Arbeit nachgehen, auch unterwegs sein. Mir geht es zB häufig abends schlecht, wenn ich im Bett liege. Dann kommt alles hoch. Diesen "inneren Frieden", wie du ihn beschreibst, kenne ich aber auch. Auch wenn ich meinen Papa immer vermisse. Und dann gibt es wieder Tage, die mich irgendwie runter ziehen. Es ist also ein auf und ab. Dennoch würde ich auch von mir sagen, dass ich insgesamt (bisher) relativ gut klar komme. Und auch ich habe deshalb oft ein "schlechtes Gewissen". Aber dann denke ich mir, dass sich mein Papa darüber freuen würde, dass ich nicht komplett in ein schwarzes Loch falle, sondern mich immer wieder aufraffe. Ich denke, er wäre sehr stolz auf mich. Und dein Vater würde es mit Sicherheit genau so sehen! Vielleicht hilft dir das ja ein wenig.

  • Liebe Petra,

    ja, da hat deine Neurologin auf jeden Fall recht. Es ist ja von Mensch zu Mensch unterschiedlich, und ich muss wohl akzeptieren, dass meine Trauer gerade so verläuft, auch wenn mich das so sehr irritiert. Es bringt mir ja auch nichts, mir ein schlechtes Gewissen einzureden, und zwanghaft zu versuchen, dass es mir wieder schlechter geht. Ich habe schon mehrmals von meinem Vater geträumt nachts, und er hat jedes mal zu mir gesagt, dass er nicht weg ist/nie weg war, oder nun wieder da ist. Ich glaube, 3 mal in den 2 Monaten jetzt, und jedes mal waren diese Träume sehr tröstlich für mich.

    Ja, fassungslos bin ich definitiv. Ich kann es immer noch gar nicht glaube, und denke manchmal, wenn ich das nächste mal meine Eltern besuche, dann ist er da... aber das geht ja leider nicht mehr. Ich kann nur noch meine Mutter besuchen... :(


    Hallo Kitesurfer,


    nur weil man nicht den ganzen Tag weint und sich verkriecht, heißt es nicht, dass man nicht "gut" oder "genug" trauert. Jeder Mensch geht anders mit seiner Trauer um und das ist auch vollkommen okay. Man verarbeitet Trauer auch, in dem man sich ablenkt und sich selbst was Gutes tut.


    Ich konnte mich auch relativ schnell tagsüber ganz gut ablenken, meiner Arbeit nachgehen, auch unterwegs sein. Mir geht es zB häufig abends schlecht, wenn ich im Bett liege. Dann kommt alles hoch. Diesen "inneren Frieden", wie du ihn beschreibst, kenne ich aber auch. Auch wenn ich meinen Papa immer vermisse. Und dann gibt es wieder Tage, die mich irgendwie runter ziehen. Es ist also ein auf und ab. Dennoch würde ich auch von mir sagen, dass ich insgesamt (bisher) relativ gut klar komme. Und auch ich habe deshalb oft ein "schlechtes Gewissen". Aber dann denke ich mir, dass sich mein Papa darüber freuen würde, dass ich nicht komplett in ein schwarzes Loch falle, sondern mich immer wieder aufraffe. Ich denke, er wäre sehr stolz auf mich. Und dein Vater würde es mit Sicherheit genau so sehen! Vielleicht hilft dir das ja ein wenig.

    Liebe Celestial,

    danke, dass du deine Erfahrung hier teilst. Ja, du hast vermutlich vollkommen recht. Ich fühle mich nur so irritiert dadurch, weil ich es mir ganz anders vorgestellt hab. In den 2 Monaten hatte ich auch Tage, an denen ich nur geweint habe, und gar nicht geschafft habe, aus dem Bett aufzustehen, Tage, an denen ich unfähig war etwas zu essen, weil mir so schlecht war, Tage, an denen mein Herz weh tat, es mir extrem schlecht ging. Und dann, von einen auf den anderen Tag hat sich plötzlich dieses Schalter in meinem Kopf umgelegt. Das Gefühl der Fassungslosigkeit und des riesengroßen Vermissens und auch Trauer ist zurück geblieben, nur eben diese extreme Trauer hat sich vorerst wohl zurückgezogen, und dieser "innere Frieden" ist irgendwie eingekehrt. Und ich dachte halt, dass dieses Gefühl davor, diese riesigen auf und abs noch sehr lange mein Begleiter wären.


    Ja, dass es abends schlimmer wird, kenne ich auch. Auch morgens wenn ich aufwache ist mein allererster Gedanke immer: "Mein Vater ist tot".

    Und auch mit dem "schlechten Gewissen" hast du natürlich recht. Bringt ja nichts und ändert leider auch nichts an dem, was geschehen ist. Ich denke auch, dass mein Vater sich freuen würde, wenn ich mich aufraffe, und Dinge mache, die mir gut tun. Er hat immer gesagt, dass man immer nach vorne schauen soll und ich nicht immer alles zerdenken soll. Er war immer so stark und gefühlt unbesiegbar, ich bin eher sensibel und mache mir immer so viele Gedanken. Ich hoffe, etwas von seiner Stärke ist auch in mir und hilft mir gerade über diese Zeit.

  • Dein Vater würde sich auf jeden Fall freuen, dass es Dir etwas besser geht.

    Und ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Es gibt kein richtig oder falsch in der Trauer.

    Genieße optimistische Momente und wenn Du wieder einen schwierigen Moment hast nimm Dir dafür auch Zeit.

    Wir müssen uns frei machen von Erwartungen oder Anforderungen.

    Alle deine Gefühle sind gut so wie sie sind.

  • Ok, dieses hoch war definitiv nur eine kleine Erholung.

    Seit gestern geht es mir wieder richtig schlecht. Heute noch schlechter, als gestern. Ich glaube, heute ist sogar der Höhepunkt der bisherigen Gefühle. Mir ist schlecht, schwindelig, Kopfschmerzen und bin so extrem erschöpft, obwohl ich nichts gemacht habe.

    Ich fühle mich so unendlich verzweifelt, und es ist mir so bewusst bewusst wie noch nie, dass mein Vater tot ist.

    Gerade halte ich sterben für die angenehmste Situation, dann muss man die Gedanken alle nicht mehr haben, herrje, fühle ich mich elend!

  • Genau so ist es.

    Ein kleiner Lichtblick im Tunnel und man glaubt sich auf einem guten Weg aus dem Dunkel. Und dann ist es wieder stockfinster. Kein Hoffnungsschimmer.

    Diese Rückschläge fühlen sich noch schlimmer an, weil man ja Hoffnung auf Besserung hatte, die sich leider nicht erfüllten.

    Lieber KitsurferX, ein Trost bzw etwas Halt liefern die Erkenntnis, dass es anderen auch genauso ergeht.

    Auf und ab.

    Danach sicher wieder bergauf.

  • Lieber Kitesurfer,

    diese Gedanken hatte ich auch zwischendurch. Einfach einschlafen und nichts merken, weil der Schmerz einfach riesig ist. Die Trauer um Heinz, die Ängste um meine Mutter. Will sie nicht mehr leiden sehen, aber das ist definitiv keine Lösung. Du merkst dann vielleicht nichts mehr, aber was ist mit deinen Lieben? Die brauchen dich. Die lässt du alle zurück und sie würden noch viel mehr leiden. Es kommen auch wieder bessere Zeiten. Davon bin ich fest überzeugt. Und unsere Verstorbenen würden es nicht wollen, dass wir unser Leben wegwerfen. Sie wollen, dass wir glücklich sind. Ich habe heute auch wieder so ein Tief, weil meine Mutter da war und wieder von nichts anderes spricht und so verzweifelt ist. Wir müssen stark bleiben. Und das schaffst du auch!! Davon bin ich überzeugt. Glaube wir beide haben ähnliche Ängste und Sorgen, wenn ich so lese was du schreibst, sind wir uns ziemlich ähnlich.

    Mir wurde auch wieder so richtig bewusst, dass Heinz nicht wiederkommt. Meine Mutter kommt vorbei, immer ohne ihn und das tur verdankt weh. Ich vermisse ihn sehr, weil er mir Halt in meinem Leben gab. Aber er hätte nicht gewollt, dass ich so leide und solche Gedanken habe. Wir müssen irgendwie das beste draus machen, auch wenn es schwer fällt😔


    Fühl dich gedrückt