Meine besser Hälfte ist jetzt an einem Besseren Ort

  • Da ich hier in der Gruppe seltener das Alter der Verstorbenen bzw. der Angehörigen lese, ist es nicht einfach gewisse Situationen auch entsprechend einzuschätzen.

    Lieber Dieter,

    Meintest du das in Bezug auf die Lebenssituationen? Also ob jetzt jemand zb. Eltern von kleinen Kindern ist?

    Das hab ich nicht ganz verstanden.


    Grundsätzlich spricht Alter in der Trauer absolut keine Rolle. Aber mich hätte interessiert was du genau meinst.


    Einen angenehmen Tag für dich <3

    Isabel

  • Hallo.

    Sorry dass ich mich erst jetzt melde.

    Das Thema Alter verbind ich nicht mit der Liebe zueinander, sondern einfach mit der Tatsache, dass , wenn man 50 Jahre

    verheiratet istm das Loch das hinterlassen wird sich sicherlich schwerer schliesst.


    Wenn man 10 Jahre zusammen, in jungen Jahren, ist ist die Lücke zwar auch gross, müsste ab eigentlich sich schneller schliessen.


    Weil man ja noch viel mehr Lebensjahre vor sich hat und damit ja auch mehr Perspektiven das Ganze zu verarbeiten.


    Gruss Dieter.

  • Lieber Dieter,


    deine aufgestellte These sollte noch mal überdacht werden.


    Leider fehlen mir zur Zeit die Worte, um mich dazu zu äussern und sie zu widerlegen.


    Nicht wegen deines Textes fehlen mir die Worte, bin in einem Trauer-Tal.


    Ich suche nach Perspektiven, um das "GANZE" zu verarbeiten, um die "LÜCKE" zu schliessen.


    Nach deiner These sehe ich, dass es für mich besonders schwer werden wird.


    (Etwas Ironie in meinen Worten, obwohl es mir schwer fällt).


    Gruss,

    Uwe

  • lieber Dieter,


    ich wollte dir schon eher schreiben weil ich glaube , was du ausdrücken willst ...Damit meine ich nicht nur deinen letzten Beitrag... Aber bleiben wir mal bei deinem letzten Beitrag...

    Ich möchte noch einmal betonen , dass alles was ich schreibe KEIN<3 Angriff ist.


    Diese Vorstellung ist nicht haltbar...

    Es geht ja nicht darum ein Loch zu schliessen...

    Eine Beziehung , auch der Tod des geliebten Partners ist ja kein "Loch" das in uns entsteht ... für mich WAR es mit grosse Wahrscheinlichkeit ein genauso "grosser" Schmerz wie bei einer jungen Frau...

    Worte für die Trauer und ihre Gefühle zu finden ist eh im höchsten Grade schwierig ... zumindest für mich...


    Ich denke aber das du ...auch in Bezug auf deine vorherigen Beiträge, vielleicht meinst, dass man wenn man älter ist, einfach mehr mit dem Tod in Berührung gekommen ist... Man geliebte Menschen verabschiedet hat müssen... dadurch "Erfahrung" gesammelt hat, wie man sein Leben weiterhin damit gestalten kann?!


    Meine 71 Jahre ,

    auch durch meine Lebensweise , meinen Lebensweg und die innere , durch sehr viel Schmerz und immer wieder mich verabschieden müssen von Menschen UND von Vorstellungen die ich hatte , das mir diese Sicht der Dinge es ...mmmh ... auch ganz schwierig auszudrücken...

    letztendlich mich gelehrt haben ...


    Ich weiss , das ich nichts weiss...


    Es ist weder ein Loch... noch ein Tal... noch ein Fluss... obwohl alle diese Wörter verbal hilfreich sind um sich zu "definieren" zu artikulieren...

    um ja hier "verstanden" zu werden...

    in der Welt der geschriebenen Wörter...


    Für mich war es und ist es ... sie, die Gestorbenen sind FREI... grenzenlos frei... bis in die Unendlichkeit frei ...

    und ich bin einfach ANDERS unendlich frei... grenzenlos frei... bis in die Unendlichkeit frei...

    wie unsere Gegangenen auch...


    Da ist kein Loch, auch kein Tal , auch kein Berg , auch kein Fluss in der Welt der Trauer ... es ist grenzenloses sich gleichzeitig "fallen lassen" und gleichzeitig "wie der Phönix aus der Asche steigen"...

    und der Phönix verbrennet erst einmal IMMER ... und erhebt sich wieder ...

    verbrennt ...

    und wird wiedergeboren... ein ewiger Kreislauf... laut der Sage...


    Genauso könnten wir es auch mit unserer Trauer sehen..

    wir verbrennen, was durchaus qualvoll ist...

    werden zur Asche ...

    und die"Asche könnten wir als unsere einmalig tief in uns verwurzelte "Essenz UNSERES Seins" sehen...

    um sich dann emporzuschwingen...

    ja wohin ????...

    da hat jeder seine eigenen Vorstellungen und seine Lebensweise...

    Fühle dich durchaus "verstanden" ...


    das ist ja dennoch durch den vereinten Tod hier ... unsere Gemeinschaft ...

    <3lichst Sverja


  • lieber Dieter,


    oja, mein mann hat ein grooooßes loch in mir hinterlassen... obwohl wir - beachte das bitte - KEINE 50 Jahre zusammen waren....


    ich bin jetzt 55 jahre alt - geplant war letztes jahr für mich eine überraschung zum 55zigsten, weil mein mann ein kleiner witzbold war und meinte "mit 55 jahren, da fängt das leben an...."...


    oja, mein leben hat nun angefangen.... alleine, ohne meine zweite seelenhälfte, heimatlos, zerbrochen, ohne sinn und ziel....


    ich habe wenn ich pech habe noch 30 jahre zu leben.... nein, du kannst mir glauben, bei mir persönlich wird sich kein loch mehr schließen.


    alle die, die ihre löcher wieder schließen möchten, dürfen dies gerne tun, ich gönne es ihnen von herzen.


    aber - bitte - respektiere, dass dies kein allgemeingut ist und dein ratschlag "wenn man jung ist hat man doch noch so viele perspektiven" sich niemandem aufzwingen lässt.


    hier im forum sind wir sicher, hier im forum können wir sein wie wir sind, wir können trauern wie wir uns gerade fühlen und niemand gibt uns mit erhobenem zeigefinger ratschläge... diese ratschläge bekommen wir "draussen" oft genug und sie schmerzen wie messerstiche...


    wir müssen hier im forum nicht alles verstehen oder nachvollziehen können, aber wir haben VERSTÄNDNIS füreinander weil jeder in seiner trauer einzigartig ist.


    wir geben uns ratschläge aber keine vorschriften. wir lassen uns einfach SEIN im geborgenen raum.


    lieber gruß von Bine

  • Lieber Dieter, die Trauer hat nichts mit dem Alter des hinterbliebenen Menschen zu tun, sondern allein nur damit,

    wie eng die Bindung war von Herz zu Herz. Ein junger Mensch trauert genauso intensiv und lange wie ein älterer Mensch

    wenn er einen geliebten Menschen verliert. Man kann die Trauer nicht mit dem Kopf errechnen und sagen, dass ein junger

    Mensch schneller über die Trauer hinweg kommt als ein Älterer, weil dieser noch mehr Jahre vor sich hat. Wieviel Jahre noch

    ein Mensch vor sich hat, wenn er einen geliebten Menschen verloren hat, weiß Keiner und das spielt auch bei der Trauer

    keine Rolle. Trauer kann man nicht nach Alter bemessen und sagen, dieser Mensch ist jetzt 30 Jahre alt und hat 10 Jahre mit

    seinem geliebten Menschen zusammen gelebt, dieser trauert nun ............Jahre. Ein anderer Mensch ist 6o Jahre und hat

    40 Jahre mit seinem geliebten Menschen verbracht dieser trauert nun ...........Jahre. Das geht nicht. Trauer ist ein Gefühl, die

    lässt sich nicht berechnen. Trauer ist Liebe. Auch diese lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Egal ob du 1 Jahr oder 100 Jahre

    mit dem geliebten Menschen verbracht hast, ist die Trauer gleich, wenn diese enge Bindung der Liebe da ist. Probiere

    nicht die Trauer mit dem Kopf zu verstehn oder sogar zu berechnen, das wird nie funktionieren, probiere diese mal mit

    Deinem Herzen zu verstehn. Mit Zahlen kommst Du da nicht weiter. Vielleicht bist Du ein Kopfmensch und dass es Dir schwer

    fällt, dass Ganze mit den Augen des Herzens (der LIebe) zu sehn, aber die Liebe und die daraus entstehende Trauer, wenn

    der geliebte Mensch nicht mehr da ist, ist und bleibt eine Herzensangelegenheit. Wahre Liebe kann man auch nicht kaufen,

    diese bekommt man geschenkt.

    Alles Liebe

    Kornblume

  • wir müssen hier im forum nicht alles verstehen oder nachvollziehen können, aber wir haben VERSTÄNDNIS füreinander weil jeder in seiner trauer einzigartig ist.

    Besser kann man es nicht ausdrücken <3


    Oft reichen Worte nicht aus um etwas ausreichend zu erklären. Das muss aber auch nicht sein, wenn wir den anderen so sein lassen können.


    Lieber Dieter,

    Ich glaube zu verstehen was du meinst. Du siehst ja auch die Zeit die einem jüngeren Menschen bleibt das Geschehene zu verarbeiten, dass kann ich nachvollziehen. Aber Aussagen die für einen selbst logisch erscheinen, können andere dennoch irritieren.


    Als ich mein Kind in der Frühschwangerschaft verlor, dachte ich auch ich hätte kein Recht zu trauern, es war ja nur so kurz da. Und ich hätte mich nie getraut einer Mutter davon zu erzählen, die ihr Kind viel später oder erst nach der Geburt verloren hatte. Später in meinem ganz eigenen Prozess, begriff ich erst, dass Zeit etwas sehr subjektives ist. Erst da begriff ich auch das Ausmaß der Individualität eines jeden Menschen, von der ich natürlich immer wusste, mir aber erst da richtig bewusst wurde...


    Jetzt bin ich auch ganz abgeschweift :saint: Ich lasse es jetzt dennoch so stehen und wünsche allen einen angenehmen Tag!

    Isabel

  • lieber Dieter ,

    ich HOFFE so SEHR, dass du noch immer wieder von "draussen " mit liest... Auch wenn einiges sich vielleicht für dich als Angriff gelesen hat?!?.

    Das war es ganz bestimmt nicht<3:30:<3:30:<3:30:<3


    Jeder hier trauert in den unterschiedlichsten Facetten... Ich schreibe wirklich ....

    es würde mich berührend "freuen" wenn du wieder einmal etwas schreiben würdest...

    Was macht eure Enkelin und damit deine Familie ?

    mitfühlende Grüsse <3 sende ich dir

    deine Sverja

  • Hallo.

    Nun schreibe ich auch mal wieder.

    Heute hatten wir die Urnenbeisetzungen meiner Frau.


    Die letzte Woche war echt nichtr schön.


    Nach Feierabend kam ich in eine leere Wohnung und musste feststellen wie sehr mir meine Frau fehlt.


    Ich habe in den vergangenen Tagen tatsächlich schon einige kleine Bereiche unserer Wohnung für mich erobert und Dinge beseitigt, die für mich keine

    Bedeutung oder Nutzen hatten.


    Mir ging es eigentlich recht gut, wenn man das so sagen kann.


    Aber letzte Woche kam dann doch dieses starke Einsamkeitsgefühl.


    Nun, nach der Beisetzung, jetzt wo ich weiss an welchem Ort sie sich in Zukunft aufhält, an diesem Ort an dem ich mit ihr, äh zu ihr sprechen kann, wird sich

    wohl ein noch stärkeres Einsamkeitsgefühl einstellen.


    Erschwerend kommt hinzu, dass ich mich immer mehr einigele und mich auch nicht mehr aufraffen kann, mich mal bei Freunden ein paar Stunden zu verkriechen.


    Langsam komme ich zu der Erkenntnis dass ich da doch einiges unterschätzt habe.


    Aber da muss ich nun wohl durch.


    Das einige was mich wirklich weiter über Wasser hält, ist die gewissheit dass es meiner Frau jetzt definitv besser geht wie vorher, jetzt nachdem ich den Abschlussbericht vom Krankenhaus gelesen habe.

    Alles was danach gekommen wäre, hätte sie an die Grenzen ihre Psyche gebracht.


    Das war es erstmal wieder.

    Allen eine gute Nacht.

  • Hallo Dieter,


    schön wieder von dir zu hören.


    Wenn du mit "da muss ich nun wohl durch" deinen sehr frühen Arbeitsbeginn meinst, dann kannst du dich jederzeit wieder arbeitsunfähig schreiben lassen. Du hast es probiert und nun festgestellt, dass es doch nicht geht. Da kann dir niemand einen Vorwurf daraus machen.


    Und ja, manche Dinge werfen einen total unvorbereitet aus der Bahn. Sogar wenn man vorher noch denkt "das schaffe ich schon". Plötzlich schlägt die Welle über einen zusammen und man bekommt kaum noch Luft.


    Kommt alle gut durch die Nacht.

    Markiin

  • lieber Dieter,


    habe es schon öfters hier geschrieben...wegen Sehnenscheidenentzündung schreibe ich nur sehr wenige Sätze...

    Ja, durch die Urnenbeisetzung wird alles realer...

    schreibe einfach wieder vermehrt hier...

    alle kennen ja in ähnlicher Art und Weise deine Situation<3:30:<3

    LG Sverja



  • Wenn du mit "da muss ich nun wohl durch" deinen sehr frühen Arbeitsbeginn meinst, dann kannst du dich jederzeit wieder arbeitsunfähig schreiben lassen.


    Hallo zusammen.


    Danke für deine Worte Markiin.

    Ich habe dich oben zitiert und wollte anmerken dass es nicht mit der Arbeit zu tun hat.

    Denn wenn ich wieder zuhause sitzen würde, dann würde ich wohl noch mehr Probleme mit meine Rücken bekommen, weil nur auf der Couch rumsitzen

    ist halt auch nicht so optimal.


    Nein, es geht halt um das Ganze.


    Da ich ja vorher schon länger ohne meine Frau in der Wohnung war, habe ich damit anfangs keine Probleme gehabt.

    Es gab halt immer die Möglichkeit sie zu sehen, mit ihr zu telefonieren oder WhattsApp zu nutzen.


    Genau diese Kontakte fehlen mir immer mehr.


    Was ich brauche, auch wenn es sich merkwürdig anhört, ist einfach jemand mit dem ich kuscheln kann.

    Der mich in den Arm nimmt und mir einfach nur körperliche Wärme gibt.

    Auch eine Kontakt mit dem ich WhattsAppen kann, egal ob ebenfalls in dieser Situation oder ganz neu wäre mir wichtig.


    Einfach jemand den man einfach, direkt und unkompliziert anschreibt.


    Das macht die Trauer nicht besser, aber vielleicht unerträglicher.


    Und im Freundeskreis werde ich da nicht nach suchen, weil selber in einer Beziehung oder einfach zu nah an mir dran.


    Dir noch einen, hoffentlich, etwas angenehmeren Tag.

  • Lieber Matthias,


    das hört sich jetzt vielleicht komisch an, aber es freut mich für dich, dass du nicht bereuen musst, wieder arbeiten zu gehen. Nein wirklich! Schön, dass du damit einen Ausgleich zur Trauer hast. ♥


    Und ja, wir müssen da durch, obwohl wir das nicht wollen. Ich für meinen Teil versuche (schon) nicht mehr dagegen anzukämpfen. Bei diesem Kampf gibt es nichts zu gewinnen. (Eigentlich führte ich ihn ja gegen mich selbst.) Nichtsdestotrotz vermisse ich meinen Mann sehr. Und hier endet die willentliche Akzeptanz und fängt das Herz an. Und das Herz braucht eben seine Zeit.


    Meinst du mit Kuscheln und körperlicher Wärme die verbale Variante? Weil du halt auch Whatsapp und Telefon anführst.


    Das ist ein Punkt, da bin ich wohl noch meilenweit davon entfernt. Klar fehlt mir das alles auch, aber es gibt gerade einfach niemanden, der mir das in welcher Form auch immer, in dieser - seiner (!) Art geben könnte. Das möchte ich auch nicht. Mir reicht meine Familie, meine Geschwister und unsere Freunde. Das ist eine andere Art von Nestwärme, die muss aber gerade reichen.


    "Zu nah dran" kommt mir dabei eher gelegen. Natürlich versuche ich meine Trauer etwas zu streuen, damit ich nicht eine Person damit total überfordere. Das wäre meinen Geschwistern und Freunden gegenüber einfach nicht fair. Aber bisher halten sie mich aus. Auch würde es mir nicht gefallen, wenn sie nicht mitbekämen, wie ich mich durch die Trauer verändere. Sie sollen Gelegenheit bekommen, sich mit mir zu ändern. Und schließlich haben sie ja auch jemanden verloren, um den sie trauern (dürfen).

    So tickt halt jeder anders. ;)


  • Hallo Markiin

    Lieber Matthias,

    Dieter, nicht Matthias.;)


    Meinst du mit Kuscheln und körperlicher Wärme die verbale Variante? Weil du halt auch Whatsapp und Telefon anführst.

    Ich meine schon die Körperliche Variante, aber die Freundschaftliche. Etwas was nicht annähernd mit einer Beziehung zu tun hat.

    Da bin ich noch garnicht in der Lage.

    Einfach diese körperliche Wärme und Nähe.

    Und Telefon und ganz besonders WhattsApp ist ja wirklich eine Möglichkeit ganz spontan den oder diejenige zu kontaktieren.


    Und der Freundeskreis, sei er auch noch so eng, wird sich früher oder später aus der Trauer zurückziehen.

    Vielleicht nicht komplett, aber sicherlich bemerkbar.


    Dir eine ruhige Nacht


    Gruss Dieter

  • Hallo Dieter,


    habe Deinen Eintrag gelesen, und der hat mich sehr berührt. Einfach weil ich es soooooo gut nachvollziehen kann.

    Mein Partner ist Ende März 2019 am Krebs gestorben. Gut 1 1/2 Jahre nachdem wir die definitive Krebsdiagnose bekommen hatten.


    Ich kann das so gut verstehen, dass Du körperliche Nähe und Wärme vermisst. Und ich finde es mutig, dass Du das so ehrlich schreibst.

    Ich habe ja das Gefühl, mittlerweile wieder im Leben ganz gut angekommen zu sein. Aber als ich in dieser dunklen Zeit war, da ist es mir genau so gegangen. Ich habe es so erlebt: es gab Menschen, mit denen ich gut reden konnte. Menschen, die auch ein Stück weit mit mir mitgedacht haben und Anteil genommen haben. Aber dass ich einfach einmal die Augen zumachen konnte, nur spüren, dass mich jemand hält, mich geborgen fühlen... Das gab es nicht. Und das hätte ich so gebraucht. Ich habe es als geradezu kindliches Bedürfnis empfunden.


    Wie gesagt, ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass dir das fehlt. Aber außer meinem Verständnis kann ich dazu leider nicht viel ausdrücken. Es ist einfach etwas, das fehlt.

    Allerdings habe ich das Gefühl, es könnte schon ein gutes Zeichen sein, wenn Du benennen kannst, was Du (am meisten) vermisst. Weil es (aus meiner Sicht) bedeutet, dass Du Dich nicht in einer allumfassenden Alles-Katastrophe-Stimmung befindest. Dass Du dir dessen bewusst bist, was Du ganz schmerzlich vermisst - und womit Du (halbwegs) zurecht kommst. So ist es mir gegangen, als es dann langsam wieder bergauf gegangen ist. Ich konnte das dann mehr und mehr differenziert sehen. Und so ist es bis heute geblieben. Aber das Positive ist immer stärker geworden.


    Ich habe vor ein paar Monaten dann einen wunderbaren Mann kennen gelernt. Er hat eine sehr schmerzhafte Trennung hinter sich. Wir genießen es sehr, zusammen zu sein.

    Es gibt immer noch Situationen, in denen ich mich als Trauernde empfinde. Heute gerade wieder, als ich Fotos zum Löschen durchgesehen habe - und dabei auch Fotos aus den letzten Lebenstagen von Rudi gefunden habe (die natürlich nicht gelöscht).

    Und doch: da ist wieder jemand, der mich in die Arme nimmt. Der sich sehr freut darüber, dass ich das nicht nur zulassen kann, sondern dass ich es sehr, sehr liebe.


    Das ist meine Geschichte, Alles Geschichte verlaufen anders. Aber ich möchte Dich ermutigen. Das mit dem Vermissen muss nicht immer so bleiben.


    Alles Gute Dir!

  • Lieber Dieter,

    ich kann gut nachvollziehen, wie du dich fühlst.

    Auch ich gehe wieder arbeiten und denke, es tut mir gut, weil ich weniger Zeit zum Grübeln habe.

    Aber das Nachhausekommen ins leere Haus ist so schwer. Mein Hund freut sich, aber das ist was anderes.

    Die Umarmung und der Kuss, das Reden über den Tag, das Teilen von Eindrücken und Gefühlen, all das fehlt mir ganz furchtbar.

    Wenn ich abends noch beim Chor war, hat mir mein Mann oft eine Whatsapp geschrieben, dass er mit dem Zubettgehen für einen Gutenachtkuss noch wartet.

    Mir bricht das Herz, wenn ich das lese, weil es für immer vorbei ist.

    Ich sitze da und schaue mir Karten und Geschenkanhänger von meinem Mann an, darauf steht immer "für meine geliebte Frau".

    Der Gedanke, dass er mir nie wieder so etwas schreiben wird, ist unerträglich.

    Mir fehlt mein liebster Mensch, der mich so geliebt hat, wie ich bin, Anteil an allem genommen hat, aufrichtig um mich besorgt war, alles mit mir geteilt hat.

    Ich habe Kinder und ich weiß, dass sie mich lieben. Aber sie leben ihr eigenes Leben und ich weiß, sie wünschen sich, dass ich stark bin, damit sie sich nicht um mich sorgen müssen.

    Mein Mann und ich waren nach fast 40 gemeinsamen Jahren so vertraut, bei ihm konnte ich mich fallen lassen, das geht nun nicht mehr.

    Diese Vertrautheit und die Umarmungen, ja die fehlen auch mir am meisten.

    Ich wünsche uns, dass der Schmerz, den wir empfinden, mit der Zeit milder wird.

    Und ich wünsche dir einen Menschen, der dich ab und zu in den Arm nimmt!

  • Danke StillCrazy


    Ja ich bin wirklich nicht in dieser "Alles Katastrophe Stimmung", wie du es treffend nennst.


    Vielleicht liegt es daran, dass ich eigentlich seit über 3 Jahren mit dieser Angst gelebt habe.

    Nicht dass das bei meiner Frau ein schleichender Prozess war, nein, es hätte schlagartig passieren können.


    Nun ist sie von mir gegangen durch einen komplett anderen Vorfall.


    Ich war dabei, habe ihre Hand gehalten, konnte nicht mehr mit ihr kommunizieren und habe sie "danach" nochmal gesehen.


    Auch war mir in diesem Moment schon klar dass sie nie wieder zurückkommt und ich sie nie wieder sehen und sprechen werde.


    Wir sind vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, von daher glaube ich nicht an eine Wiedergeburt oder ähnliches.


    Ihr Körper ist fort, ihre Seele bleibt in jeder Ecke unserer Wohnung präsent und ihr Geist ist in meinem Herzen. Leider nur ein Teilvon dem

    was sie ausgemacht hat.


    Für sie war ihr Tod das Ende ihres Leidens, ein Stück weit auch für mich.


    Leider bringt dieses Ende für mich, für uns alle, nur neues Leid.


    Die Positiven Dinge sind bei mir noch sehr klein, aber sie werden wachsen, da bin ich mir sicher.


    Ich freue mich für dich dass du einen Partner gfunden hast der dich unterstüzt und dir das gibt was wir alle wollen, körperliche und seelische Wärme.


    Dir weiterhin alles Gute


    Liebe Grüsse

    Dieter

  • Kohlrabenschwarz


    Deine Worte treffen es auf dem Punkt und sind genau meine Gedanken.


    Wir kannten uns 38 Jahre und da wird man einfach zu einer Einheit, die es jetzt nicht mehr gibt.


    Ich wünsche dir und uns allen hier, wieder eine Menschen bei dem wir uns fallen lassen können, der uns auffängt und uns die Wärme gibt

    die wir brauchen.


    Liebe Grüsse

    Dieter