Guten Tag,
auch ich bin bereits länger stille Mitleserin. Ich bin entsetzt über die vielen Schicksale, nehme Anteil an der Trauer und konnte auch diesem Forum viele wertvolle Worte, Hinweise und Hilfen finden, die mich immer wieder erden. In dem Buch "Es ist ok, wenn du traurig bist" befand sich ein Hinweis auf Aspetos. So kam ich hier her und bin mir noch immer nicht sicher, ob meine Registrierung hier richtig ist. Ich lese vorrangig so so viel über verstorbene Eltern und Partner und leider manchmal auch Kinder. Weiß eigentlich jemand, wie die Eltern, bzw die Mütter der verstorbenen Erwachsenen leiden und versuchen mit dem Unglück umgehen? Ich bin so eine Mutter. Vor 18 Wochen ist mein Sohn im Alter von 31 Jahren ohne Vorankündigung (keine äußere Einwirkung, keine Krankheit, keine Drogen oder sonstiges, kein Herzinfarkt, kein Aneurysma) nachts aufgestanden und wurde von seiner Freundin leblos aufgefunden. Nach einer Stunde vergeblicher Reanimation wurde er für tot erklärt. Bis heute ist nicht klar, was passiert ist. Mir brennt das Herz und meine Seele weint. Immer wieder sind Gedanken im Kopf, die fragen, ob er irgendetwas mitbekommen hat, ob er noch einmal kurz bei Bewusstsein war, was überhaupt passiert ist... Diese Nacht war entsetzlich für uns alle.
Mir ist klar, dass nach so langem Herzstillstand und eventuell geglückter Reanimation die Wahrscheinlichkeit einer Schwerstbehinderung bestanden hätte.
Viele werden denken, dass er ja schließlich erwachsen war, also sollte man sich nicht zu sehr hinein steigern. Nach 7 Wochen hat jemand zu mir gesagt, ich sollte nun mal langsam wieder klar kommen. Es ist mein Sohn, mein Kind! Ja, er hat lange gebraucht, sich abzunabeln und nur 2 Jahre in seiner ersten eigenen Wohnung gelebt und das Größte seit einem Jahr eine Freundin. Das Verhältnis in unserer Familie war und ist sehr eng und herzlich. Wir haben viel gemeinsam unternommen und uns gegenseitig geholfen.
Jeder trauert anders, das weiß ich. Mein Mann leidet, aber eben anders. Unsere Tochter vermisst ihren Bruder ganz entsetzlich. Seine Freundin hat noch viele Bilder im Kopf und bezeichnet ihr Leiden zzt eher als Liebeskummer. Wir alle haben Weihnachten und Silvester gemeinsam mehr oder weniger überstanden...
Mir fällt es auch nach 18 Wochen noch unheimlich schwer, die Gedanken zu ordnen und einfach mal abzuschalten. Jede Kleinigkeit, die an ihn erinnert, bringt Tränen. Die Tage sind lang und die Nächte ohne Träume zu kurz.
Vielleicht liest dies hier jemand und kann mir sagen, ob andere Mütter erwachsener Kinder ebenso leiden und/oder Wege gefunden haben, mit allem fertig zu werden.
Liebe Grüße Iris