• Hallo zusammen!


    Gerade habe ich gesehen, dass ich im falschen thread gelandet bin, deshalb noch einmal hier....:)


    Lieben Dank für die Begrüßung. Am 1.12. ist mein Mann gestorben und für mich ist es einfach unbegreiflich. Die ersten 4 Wochen stand ich unter Schock und gleichzeitig war ich so unter Strom, weil es so viele Dinge zu regeln gab. Danach wurde mir klar, dass ich meinen Mann nie mehr wieder sehen werde. Unser Alltag, alles Vertraute wirkte düster und leer, nichts macht mehr Freude und ich versuche eigentlich nur die Tage rum zu bekommen. Alle sagen mir, dass die Trauer dauert und das weiß ich auch, aber es wirkt so hoffnungslos und sinnlos....


    Aus dem Grund versuche ich einen neuen Schritt zu gehen und durch das Forum neue Menschen kennen zu lernen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben.


    Es würde mich freuen von euch zu hören.


    Liebe Grüße Martina

  • Hallo Martina

    Mein Name ist Birgit ,ich habe meinen Mann Helmut vor 146 Tagen gestorben und

    meine geliebtes Kind 23 Tagen

    du wirst hier sehr gut angenommen ,alle versuchen einem zu helfen so gut es geht


    Mein Herzliches Beileid noch


    Liebe Grüße Birgit

  • Liebe Martina,


    es tut mir von Herzen leid, dass Du Deinen lieben Mann verloren hast.

    Ich hoffe sehr, Du hast Menschen hast, die Dich liebevoll begleiten.

    Hier im Forum gibt es Menschen, die Dich emphatisch begleiten.

    Sei still willkommen.

    Wenn Du magst, umarme ich Dich sanft

    Sommermond

  • Liebe Birgit, lieber Silbermond! Danke für eure mitfühlenden Worte. Es tut gut Mitgefühl zu erleben. Glücklicherweise habe ich Menschen, die sich kümmern und ein offenes Ohr haben. Das hilft auch kurzfristig, aber wenn die einsamen Abende kommen, ist es einfach schrecklich. Mein Leben ist im Moment orientierungslos und es gibt nichts, worauf ich mich freuen kann.

    Habt ihr das auch so erlebt? Wie seid ihr damit umgegangen?

    Liebe Grüße Martina

  • Guten Abend Sonnenblumen,

    Willkommen in einem Forum, in dem eigentlich niemand wirklich sein möchte. Es tut mir unendlich Leid, daß Du auch diese unendlich schmerzhafte Erfahrung machen mu#test. So ein Verlust reißt einem den Boden weg. Nein, nicht nur den Boden. A L L E S.

    Gut, daß Du uns gefunden hast.

    Hier kannst Du auch abends oder nachts schreiben und lesen.

    Ich habe die lebenden Zellen meines Freundes am 23.11. an den Tod verloren.

    Seine Seele und sein Geist sind mir sehr nah.

    Ich habe die ersten 10 Schocktage bei meiner Schwester verbracht. Und bin dann erst zurück in unser Haus.

    Das ist jetzt ja schon 10 Wochen her.

    Ich bin Rentnerin und brauche nicht zu arbeiten. Aber der Schock war nach 20 Tagen noch nicht vorbei.

    Ich wäre lieber mit ihm mitgegangen. Habe geweint. Warum hast Du mich nicht mitgenommen?

    Aber wir haben 4 Hunde, die mich brauchen und lieben und die wir sehr lieben.

    Ich rede oft mit meinem Ralf.

    Ich bin oft stundenlang in diesem Forum unterwegs. Ich vernachlässige mich und meine Wohnung. Am besten geht es mir, wenn ich mit jemandem über und von ihm reden kann.

    Ich habe noch nichts weg geräumt von seinen Sachen. Sein voller Aschenbecher steht noch da. Sein eilig verlassenes Bett steht noch unberührt da. (Rettungswagen)

    Das Schreiben und Lesen im Forum lässt mich überleben. Was ich ohne gemacht hätte? Keine Ahnung. Unvorstellbar.

    Das ich ihn nie wieder sehen und hören kann auch unvorstellbar. Vor 3 Wochen habe ich das erste Mal Fotos von ihm ansehen können. Und seitdem habe ich mir ein Kissen mit mehreren Fotos von ihm bestellt. Das hat mir Birgit geraten. Und nun liegt dieses Kissen in meinem Bett und ich kann es streicheln und in meine Arme nehmen. Ihm Guten Nacht sagen usw.

    Nun, Du wirst hier viel zu lesen haben.

    Nochmal, sei willkommen und erzähle uns alles, was Du loswerden möchtest.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Sonnenblumen,

    mein tiefes Mitgefühl zum Tode deines Mannes.

    Dass du noch sehr verwirrt bist und deine Gefühle gar nicht richtig zuordnen kannst ist, nach dieser kurzen Zeit völlig normal.Zuerst mal gehts nur ums Überleben, jeden Tag und die wichtigste Eigenschaft ist Geduld.

    Aber aus eignener Erfahrung weiß ich, dass Schreiben eine echte Hilfe sein kann und daher herzlich willkommen in diesem Forum der Trauer.

    Alles LIebe Gabi

  • Hallo ihr Sonnenblumen

    Mein vollstes Mitgefühl für deinen Verlust.

    Und ja alles was du fühlst und nicht fühlst gehört dazu.

    Das Schreiben hier, das verstanden werden, das sich irgendwie zu Hause fühlen hier kann/ist sehr hilfreich.

    Auch ich bin eine derjenigen die wahrscheinlich nicht mehr auf dieser Seite der Welt wäre hätte ich dieses Forum nicht gefunden.


    Darf ich fragen ob Sonnenblumen für Dich/Euch eine besondere Bedeutung haben?

    Ich drück dich kurz

    Tamara

  • Liebe Martina,

    Der Verlust deines Mannes tut mir sehr leid.

    Schön, dass du liebe Menschen hast die dich begleiten. Auch wenn nichts wirklich trösten kann.

    Magst du uns etwas über deinen Mann erzählen?


    Ich hab dich in dem andern Thread schon begrüßt, bis ich diesen entdeckt habe. Ich habe den anderen gelöscht, damit es nicht verwirrend wird.

    Fühl dich hier willkommen <3

    Isabel

  • Liebe Martina,


    in der ersten Trauerzeit half mir, jeden einzelnen Tag zu überstehen . In diesen Modus gelange ich , auch nach fast 11 Monaten , immer wieder einmal.


    In der Folgezeit habe ich, bin nicht mehr berufstätig, begonnen, meinen Tag zu strukturieren. Beschäftigung ist manchmal ein probates Mittel, ein wenig abgelenkt zu sein und sich aufs Funktionieren zu beschränken.


    Trauer ist ein langer Weg, der bei mir auch manchesmal rückwärts geht.


    Hier zu schreiben, gibt mir das Gefühl, nicht alleine zu sein. Es gibt wirklich zugewandte Menschen in diesem Forum.

    Hier kann ich über meine Trauer sprechen, was in der "normalen" Welt oft nicht möglich ist.


    Ich bin Christ und mein Glauben hilft mir oft weiterzugehen.


    Sei still gegrüßt

    Sommermond

  • Hallo alle zusammen! Das ist ja unglaublich wie viele mir geantwortet haben und wie schön, dass ich hier über Hartmuts Tod reden kann.

    Das kann ich in meinem Umfeld auch, aber ich habe das Gefühl den anderen nicht lästig fallen zu wollen, weil ich immer wieder dasselbe erzählen will und es immer noch nicht besser geworden ist. Bei euch habe ich die Sorge nicht, da ich schon gelesen habe, dass einige ähnliches geschrieben haben.

    Mein Mann und ich haben uns vor 24 Jahren kennen gelernt und es war für uns als hätte der Blitz eingeschlagen. Es war so, als hätten wir einen Seelenverwandten gefunden. Das war besonders schön, da jeder eine Ehe hinter sich hatte und so unsere Beziehung als was besonderes betrachtet hat. Jeder hatte 2 Kinder aus erster Ehe und wir waren eine große Patchwork Familie. Unser großes Hobby war das Reisen. Auch in dieser Hinsicht waren wir gleich gesinnt und liebten Camping. Ziemlich schnell kauften wir uns einen Wohnwagen und nutzen alle Urlaubstage in Europa unterwegs zu sein. Am Anfang mit den Kindern und später ohne...

    Unser großer Traum war im Ruhestand im Süden zu überwintern. Diesen Traum konnten wir nur noch zum Teil leben, er hat meinem Mann aber so viel Kraft gegeben, dass er 5 Jahre gegen seinen Lungenkrebs erfolgreich ankämpfte.

    Glücklicherweise ging er schon vorzeitig in den Ruhestand, erlitt aber ein Jahr später die Erkrankung. Ich versuchte noch ein Jahr weiter zu arbeiten, aber aufgrund der psychische Belastung und der vielen Arzttermine meines Mannes musste und wollte ich aufhören.

    Es gab ein ständiges Auf und Ab mit vielen Ängsten, weil der Krebs in anderer Form immer wiederkehrte, aber auch viel Glück, wenn Untersuchungen positiv ausfielen. Gute Ärzte, viel Energie und Unterstützung von Freunden führte dazu, dass wir zwischendurch mit unserem Wohnwagen verreisen konnten. Die Winter 18/19 und 19/20 verbrachten wir in Spanien und mein Mann hatte schon alles geplant für den letzten Winter. Er konnte in Spanien seine Immuntherapie weiterführen.

    Da machte uns eine im Juli festgestellte Leukämie einen Strich durch die Rechnung. Nach dem 1. Schock versuchten wir auch das zu besiegen mit verschiedenen Chemotherapien. Alles sah gut aus und dann drehte sich das Blatt und innerhalb von 4 Tagen war die Leukämie zurück und der Arzt informierte uns, dass man Hartmut nicht mehr helfen konnte. Es war ein Schock für uns beide und noch mehr, dass mein Mann 4 Stunden nach dem Gespräch mit dem Arzt starb. Ich glaube, als er hörte, dass er keine Chance mehr hatte, gab er auf diesen unglaublichen Kampf zu führen. 3 Wochen vorher hatte er die Buchung unseres Camping Platzes bestätigt und dann war er tot. Ich und alle, die ihn noch gesehen haben, konnten es nicht glauben. Es hat doch schon so oft geklappt weiterzumachen, warum jetzt auf einmal nicht mehr????

    Liebe Grüße von Martina

    PS. Sonnenblumen sind für mich so schön, fröhlich und positiv. Ich hoffe, dass ich auch irgendwann wieder fröhlich und positiver bin...

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen in diesem Forum und mein tiefes Mitgefühl für deinen Verlust.

    Ich weiß ziemlich genau, wie du dich jetzt fühlst.

    Ich habe das erste Jahr gerade am 2.2. hinter mir.

    Das Jahr wurde begleitet von sehr vielen tiefen Tiefs und nur ganz wenigen Hochs, aber ich habe es überstanden.

    Am Anfang habe ich häufig gedacht, dass ich doch mal besser ein paar von den Morphinspritzchen für mich behalten hätte.

    Aber ich habe alles, was mich an die Krankheit meines Liebsten erinnert hat abgegeben.

    Ich habe dann eine wunderbare Trauerbegleiterin gefunden, die mich so manches Mal aus dem Tief befreien konnte. Leider gab, bzw. gibt es wegen Corona keine einzige Trauergruppe. Corona hat es mir auch nicht gerade einfach gemacht. Dafür bin ich jeden Tag, bei Wind und Wetter zum Friedhof gegangen.

    Habe dort verweilt, gebetet und ihm alles, was mich bewegt, erzählt. Das habe ich bis heute beibehalten.

    Auch nach einem Jahr habe ich noch alle Anziehsachen hier hängen. Der Kleiderschrank ist immer noch voll. Sein Bett ist so,wie am letzten Tag, als er noch darin geschlafen hat. Ich kann immer noch nicht dort schlafen. Es geht einfach nicht. Die Vorstellung ist nicht möglich.

    Es wird keine leichte Zeit für dich. Gut aber ist, dass da Menschen sind, die sich um dich kümmern können.

    Und wenn mal keiner da ist, so schreibe einfach alles hier nieder. Das hilft und man sieht, dass man nicht alleine ist in seiner Trauer.

    Ich werde nun enden, da es Zeit ist, zum Friedhof zu fahren.

    Fühle dich ganz fest umarmt.

    LG "Kleine Frau" Angela

  • Liebe Martina,


    wie schön du eure Liebe beschreibst. Unsere Geschichte war ähnlich. Wir waren auch eine "spätes" Paar. Aber Liebe auf den ersten Blick. Es gab manche Hürde zu überwinden. Meine Ehe, 2 Jungs und seine langjährige Beziehung. Am Ende war alles gut, schön und nahezu perfekt. Er hat meine Jungs geliebt, als wären es seine eigenen Kinder. Auch wir sind sehr viel gereist. Am Anfang im Wohmobil mit den Kindern. Später nur wir Beide. Er hat mir die Welt gezeigt. Die schönsten Orte, die man sich vorstellen kann. 2 Weltreisen. Von der 2. Weltreise ist er dann schwer erkrankt zurück gekommen. Sein eiserner Wille hat eine gute Heimreise aus Singapur möglich gemacht. 2 Tage später lag er im Krankenhaus mit der Diagnose Kehlkopfkrebs. Der Schock saß tief, aber er ist positiv geblieben. Er war immer ein sehr positiver Mensch und glaubte für jedes Problem eine Lösung zu finden.

    So ging er in die OP, die Chemo und die Bestrahlungen. Kurze Zeit sah alles recht gut aus. Aber keine 10 Wochen später war der Krebs zurück , nun inoperabel, da durch die Bestrahlungen das Gewebe zerstört war. Der Tumor war rasend schnell gewachsen. Dann wieder heftige Chemo, die nach der dritten abgebrochen wurde, da es nicht geholfen hat und er sie auch gar nicht vertragen hat. Sie hat ihn so fertig gemacht. Dann durfte er noch mit uns Weihnachten feiern. Es war sein allergrößter Wunsch. Anschließend wieder Krankenhaus, mit dem Versuch einer Immuntherapie. Auch diese schlug fehl. Ein paar Tage hatte ich meinen Liebsten zu Hause. Dann wegen großer Probleme mit seinem Stoma und der Kanüle zurück ins Krankenhaus.

    Wir haben dann im Rahmen einer Nottrauung noch geheiratet. Da war er nochmal für kurze Zeit ganz klar. In der Nacht hat man ihn wegen Atemnot, Angstzuständen und Unruhe medikamentös ruhig gestellt. 3 Tage später ist er dann für immer von mir gegangen.

    Das ist nun 1 Jahr her und manchmal fühlt es sich an, als sei es gestern gewesen.

    Auch an die vielen Stunden allein am Tag oder in der Nacht habe ich mich noch nicht gewöhnt. Und ich weiß auch nicht, ob ich das jemals kann.

    Übrigens wir mochten Sonnenblumen auch sehr gerne. Wir waren deshalb mehrfach in Frankreich. Dort gibts die schönsten Sonnenblumenfelder.

    Du hast noch einen langen Weg vor dir, und dass er einfach wird kann ich nicht behaupten. Aber du hast auch reichhaltige und schöne Erinnerungen an deinen Liebsten. Und darüber darfst du dich immer wieder ein bisschen erfreuen.

    Wann immer es dir danch ist, so schreibe dir hier alles von der Seele. Wir alle werden dir zuhören.

    LG und eine warme Umarmung.

    Angela

  • Liebe Angela,

    Eure Geschichte hört sich ähnlich wie unsere an und es tut gut auch schöne Erinnerungen hier zu teilen. Wie sehr kann ich mich in deine Erzählungen hinein versetzen. Vielleicht sind wir uns ja mal zufällig begegnet auf einem Campingplatz?? Wir waren oft in Frankreich und haben im Laufe unserer gemeinsamen Campingzeit viele Menschen kennen gelernt und daraus sind Freundschaften entstanden. Wir liebten diese Freiheit und Lockerheit und sie bestimmte die letzten Jahre unser Leben neben der Krebserkrankung. Wie es sich anhört war dein Mann ein ähnlicher Kämpfer wie meiner. Aber sicherlich kennst du auch die großen Ängste vor Untersuchungen, bei Verschlechterungen und die große Freude, wenn sich etwas verbessert hatte. Erst jetzt wird mir deutlich wie schön aber auch wie schwer die Zeit oft für uns war.

    Wie verbringst du deinen Alltag? Ich kann im Moment schwer allein sein. Wenn ich zu Hause bin, wirkt alles so trüb, aber wenn ich weg bin, will ich nach einige Zeit wieder nach Hause. Ich fühle mich ruhelos und das ist sehr anstrengend. Es fehlt mir der entspannte Alltag zu Hause mit Gesprächen, gemeinsamen Abenden und dass Hartmut da war mit dem ich jede noch so kleine Entscheidung besprechen konnte.

    LG und eine warme Umarmung zurück von mir.

    Martina

    Auch ganz ❤️ lichen Dank für eure mitfühlenden Worte und dass ich so viele Menschen ein wenig kennenlernen durfte.

  • Liebe Kerstin!

    Lieben Dank für deine Worte.

    Ich kann dich gut verstehen und alles zur Krankengeschichte deines Mannes absolut nachempfinden. Die Freude über die kleiner werdenden Metastasen habe ich noch so gut in Erinnerung.

    Wie verbringst du deine Tage? Gewöhnt man sich ein bisschen an die neue Situation? Ich weiß nicht wie und bin oft sehr mutlos, weil ich nicht weiß wie es weitergehen soll.

    Sei lieb gegrüßt von Martina

  • Liebe Martina,


    manchmal weiß ich am Abend gar nicht, wie der Tag rumgegangen ist. Und das ist auch nach einem Jahr noch so. Es gibt gute und schlechte Tage. Ein Tag, an dem ich nicht weinen mußte, ist meist ein besserer Tag. Im Moment ist aufstehen so eine Sache. Wenn ich aufwache, denke ich oft: oh nein nicht schon wieder ein neuer Tag. Ein weiterer Tag ohne ihn. Aber irgendwie geht es dann. Eine Tasse Tee, ein bisschen aufräumen und eine Dusche. Manchmal brauche ich ewig dafür.

    An manchen Tagen ist diese entsetzliche Stille so erdrückend. Selbst wenn das Radio an ist, ist es irgendwie so still. Diese Stille nimmt mir dann den Atem.

    Jeden Nachmittag fahre ich zu Friedhof, bete, zünde neue Kerzen an und erzähle ihm von meinem Tag.

    Jeden Tag schreibe ich ihm einen "Himmelsbrief", mit all meinen Gedanken, Gefühlen und was den Tag über so geschehen ist. Alle diese Briefe bewahre ich in einer Sammelbox auf. Da kommen Zeitungsausschnitte hinein, von denen ich weiß, dass es ihn sehr interessiert hat, wenn es z.B. Kunden von ihm betraf.

    Ich habe ein Kissen mit seinen Bildern machen lassen. Es steht auf unserer Couch, nahe seinem Platz, wo er immer saß. Nachts steht es neben mir. So kann ich abends gute Nacht, und am Morgen guten Morgen sagen.

    Ich schlafe nun schon seit über einem Jahr auf der Couch, da ich es in unserem Bett alleine immer noch nicht aushalte. Dabei hatten wir es uns nur wenige Monate vor seiner Erkrankung gekauft. Sein Bettzeug liegt noch da, inzwischen ziemlich verstaubt.

    Seine Anziehsachen sind alle noch da.

    Ich glaube, dass ich von einer Normalität noch sehr weit entfernt bin. Und ich bin sicher, dass das auch noch dauert.

    Das ist so mein Ablauf meines neuen noch immer fremden Lebens. Aber was war in den letzten 2 Jahren schon normal?

    Mein Liebster war ein Kämpfer, du hast es richtig gesagt. Er hat gekämpft wie ein Löwe, denn niemal wollte er mich alleine lassen. Immer hat er geschaut, dass es mir gut geht. Er konnte ja durch die Erkrankung nicht mehr sprechen. Wir haben uns mit Händen und Füßen, bzw. mittels einer kleinen Tafel unterhalten.

    Und dass er letztendlich von der Diagnose bis zum schrecklichen Tod (es war tatsächlich schrecklich) nur 10 Monate Zeit hatte, hat uns nie jemand so richtig gesagt.

    Die Ärzte haben uns niemals mit der Wahrheit konfrontiert.

    So war wollte mein Kämpfer bis zum Schluss nicht wahrhaben, was unabwendbar war.

    Jeder von euch hat da ja seine eigenen Erfahrungen gemacht. Die Zeitabläufe sind ja sehr unterschiedlich, von ein paar Jahren über ein paar Monate.

    Ich wünsche euch allen, dass ihr einen Weg für euch findet, mit diesem Verlust und der dramatischen Veränderung in eurem Leben umzugehen.

    Wie lange und wie schmerzhaft der Prozess sein wird, kann niemand sagen. Ich bin jetzt nach einem Jahr auch noch nicht viel weiter.

    Seid herzlich umarmt

    LG Angela

  • Liebe Kerstin,

    ich kann deine Einsamkeit gut nachfühlen. Mir geht es genauso. Ich versuche die Tage zu füllen mit Kontakten zu anderen, aber das nimmt mir nicht die Einsamkeit und ist dazu anstrengend. Ich suche und suche nach Möglichkeiten ein bisschen ein normales Leben zu führen und nicht immer so orientierungslos zu sein. Es gelingt mir nicht und wenn ich im Forum lese wie schmerzvoll es für viele selbst nach einem Jahr noch ist, weiß ich nicht wie ich das aushalten kann.

    Wie schön waren doch die Tage, die mein Mann und ich ohne große Planung zu Hause verbrachten. Welche Geborgenheit und Sicherheit hat mir unser Alltag gegeben. Entspannt aufstehen, frühstücken, Zeitung lesen und dann spontan überlegen wie man den Tag gestaltet. Jetzt ist alles mit Anstrengung und Traurigkeit verbunden. Wie oft merke ich wie eingespielt unser Team war und wie wir es beide genossen haben. Das Grausame ist auch, dass die Hoffnung fehlt, dass sich etwas ändert. Trotz der Krebserkrankung von Hartmut und den Rückfällen hatten wir immer die Hoffnung, dass unser gemeinsames Leben weitergeht und wir uns haben. Wie ich lese hast du 3 Hunde. Wir haben auch einen und es ist für mich ein Halt, dass der Tag durch Spaziergänge strukturiert ist.

    Danke für deine Wünsche, dass die Trauer milder wird. Liebe Grüße Martina

  • Liebe Angela!

    Wie gut kann ich mir deinen Tagesablauf vorstellen und finde mich in vielem wieder. Es ist ein gutes Gefühl nicht alleine so zu empfinden. Deine/eure Geschichte der letzten 2 Jahre hat mich sehr berührt und auch, dass die Ärzte euch nicht die Wahrheit gesagt haben... Hätte euch das geholfen?

    Die Idee der Himmelsbriefe gefällt mir, vielleicht ist das etwas für mich...

    Auch das Kissen oder ein Fotobuch werde ich mir überlegen. Ich muss aber gestehen, dass ich ein bisschen Angst vor der intensiven Auseinandersetzung habe. Im Moment fühle ich mich wie auf Glatteis und merke, dass manche Gedanken weggeschoben werden aus Sorge vor dem Schmerz. Ich hoffe, ich lerne mit dem Schmerz zu leben und nach und nach mehr zuzulassen.


    Ich wünsche euch allen einen guten Tag und sende euch liebe Grüße

    Martina

  • Liebe Martina,


    ich möchte dir mein allerherzlichstes Beileid aussprechen.

    gut das du das Forum gefunden hast, alles was dich bedrückt,

    alles was du fühlst, kannst du hier schreiben.

    Trauer ist ein langer Prozess, mein Mann ist vor 21 Monaten verstorben,

    und es bricht mir immer noch das Herz.


    liebe Grüße

    Maike