Im neuen Leben - und doch....

  • Wünsche euch allen einen guten Morgen❣

    Dachte ich schau mal wieder rein ins Forum. Es gibt wieder Neuigkeiten, aber davon später. Jetzt wollte ich es einmal bei einem Gruß belassen.

    Habt einen so-gut-wie-möglichen Tag 🤗

  • Hallo, Ihr Lieben :)

    Was ich Euch erzählen wollte: neulich habe ich mit dem großartigen Roland Kachler ein Interview machen dürfen - und viel Interessantes gehört. Ich mache zwei Fernsehsendungen daraus. Eine ist am 15. Juni um 16.55 auf ORF 2.

    Es geht darin zum Vatertag darum, wie er den Verlust seines Sohne erlebt hat. Und wie es gelingen kann, trotz allem weiter zu leben.

    Das ist eine, das wollte ich Euch erzählen. Weil ich mir gedacht habe, vielleicht ist es von Interesse.

    Und dann ist gestern noch etwas passiert, woran ich jetzt wieder knabbere.

    Also - knabbern ist vielleicht übertrieben. Naja... ein wenig schon.

    Wir hatten gestern ein Chorkonzert. Seit ewigen Zeiten wieder einmal.

    Und vor ein paar Wochen hat H. angefangen, im Chor mitzusingen. Es war gestern sein erster Auftritt. Alles ist toll verlaufen. Super Erfahrung für alle. Der ganze Chor war glücklich und guter Dinge. H. auch. Zurecht! er hat es echt gut gemacht. Ich habe mich mit ihm und für ihn gefreut.

    Dann - heute - fühle ich mich komisch. Unrund irgendwie. Und denke mir: was ist denn los.... es ist doch alles ok..... warum fühle ich mich so komisch...

    Naja - ich denke mir, das ist, weil nicht Rudi sondern H. gestern beim Konzert gesungen hat.

    Das Singen war für uns beide immer eine sehr starke Verbindung. Und jetzt steht da jemand anderer auf der Bühne. Singt sogar in der selben Stimmlage. So als wäre Rudi ersetzt worden. Als wäre er jetzt noch ein bisschen toter.

    Und das habe ich bewirkt. Weil ich ja H. eingeladen habe, es einmal zu versuchen, mit dem Singen.

    So als wäre ich treulos.... Komisches Gefühl... wisst Ihr, was ich meine?

    Es ist mich einfach überkommen, diese eigenartige Stimmung, dass da etwas nicht passt.

    Naja - es war ein erstes Mal.

    Aber es zeigt mir, dass auch ich noch einiges an Arbeit zu erledigen habe. Obwohl es schön ist, mein neues Leben. Die Abschiedsarbeit ist trotzdem nicht erledigt.

    Ich wünsche Euch alles einen so-schön-wie-möglichen Tag :)

  • Liebe Still Crazy!

    Das sehe ich mir sicher an, danke dass du es hier teilst.

    Ja, ich kann mir vorstellen, dass sich das „fremd“ angefühlt hat, dass jemand anderer da singt. Abschiedsarbeit, Trauerarbeit ist ein langer Weg!

    Ganz liebe Herzensgrüße!

    Hedi

  • Es arbeitet wohl noch weiter in mir.

    Bin gestern mit H. laufen gegangen. Das hat sehr gut getan. War auch stolz auf mich. 6 Kilometer - so weit wars bisher noch nie. Keine Probleme. Weder mit Atmen, Seitenstechen oder so - alles total cool. Auch kein Muskelkater.

    In der Nacht dann sehr unruhige, ängstigende Träume. Orientierungslosigkeit. Hatte ich auch früher schon. Wirklich unangenehm. Hoffe, dass das nicht allzu lang anhält.

    Wünsche Euch allen einen guten Start in die Woche!

  • Liebe StillCrazy,

    Das mit dem Interview klingt toll und aufregend.

    Freu mich immer von deinen Neuigkeiten zu lesen.


    Deine Erfahrung mit H. ist verständlich. Dein Leben mit Rudi rückt durch die Zeit immer weiter zurück, das Leben mit H. nimmt mehr

    Raum ein. Das kann das Gefühl von "ersetzen" auslösen.


    Du nimmst dich und deine Emotionen ernst, du beobachtest Veränderungen, und

    reagierst darauf, du suchst Wege zur Verarbeitung.

    Das machst du gut <3

  • Liebe Isabel,

    vielen Dank für Deine Worte! Sie tun mir sehr gut!

    Ja - tatsächlich ist das so ein Thema. Das ich jetzt, nach etwas Ruhe, wieder spüre... Am 8. Juni ist der Tag, an dem ich Rudi kennen gelernt habe. Es war der 8. Juni 1996.

    Dieser Jahrestag wirft seine Schatten voraus. Das spüre ich ganz deutlich. Mittlerweise werde ich auch vertrauter damit, wie es sich anfühlt. Das ist schon einmal etwas...

    Tatsächlich ist es so eine Gratwanderung:

    Einerseits kann niemand Rudi ersetzen. Er war ja ein einzigartiger Mensch. Ich habe eine lange Dauer meines Lebens mit ihm verbracht. Wir haben vieles miteinander erlebt. Und so, wie es ganz genau war, konnte es nur sein, weil er er war - und ich ich.

    Das ist die eine Seite.

    Die andere Seite ist aber, dass es tatsächlich jemanden gibt, der irgendwie seinen Platz eingenommen hat. Auch wenn es banal klingt: früher ist er neben mir am Samstag an der Supermarkt-Kasse gestanden, jetzt steht H. an genau der selben Stelle. Früher hat er die schwerere Gartenarbeit gemacht, jetzt tut H. das. Mit genau den selben Werkzeugen.

    Es ist schon zum Teil seltsam.

    Wie deute ich das für mich, wie ordne ich das ein, wie finde ich eine neue Ordnung?

    Ich weiß, sie sind verschiedene Menschen, es sind verschiedene Lebensphasen, der eine hat den anderen nicht verdrängt uns ersetzt ihn auch nicht.

    Und doch... irgendwie ist noch nicht alles geklärt, nicht alles eingeordnet.

    Das ist nicht schlimm, das braucht halt seine Zeit.

    Aber ich spüre, dass da etwas arbeitet in mir. Und es sind eher keinen angenehmen Gefühle.

    Wieder was zu tun, wieder Arbeit zu leisten. Aber wird schon werden...

    Alles Liebe auf jeden Fall :):):)

  • Liebe StillCrazy,


    ich kann es noch nicht nachvollziehen, da mein Mann erst vor 4 Monaten verstorben ist. Trotzdem kann ich mich gut in dich denken, denn ich weiß, wenn ich wieder jemanden kennenlernen sollte, dann werden mich genau diese Gedanken beschäftigen.


    Alles Liebe für dich

    Sabine