Mein 39jähriger partner ist beim Zug unfall gestorben

  • Liebe Jennifer


    Alle Gefühle die du beschreibst hätte ich genau so schreiben können. Es scheint mir, dass die tiefen Gefühle und Verzweifelten Gedanken bei vielen Trauernden sehr ähnlich sind.
    Ich möchte auch am liebsten immer nur schlafen. Im Schlaf spürt man den Schmerz nicht.
    Im Gegenteil. Ich träume öfters von meinem lieben Mann.

    Vor ein paar Tagen habe ich geträumt wir haben nochmal geheiratet , ich in einem pompösen Kleid hinten auf seinem Motorrad und wir sind abgerauscht. Habe dann so weinen müssen.


    Ja, wir sind wie Zombies. Ich weiß auch nicht mehr was ich gestern getan habe. Wenn überhaupt irgendwas. Mein Bett ist meine Höhle und meine Couch ebenso. Einkaufen gehe ich auch nicht. Und meine „alte“ Umwelt kann mich mal.

    Wir sind nicht mehr die Alten, werden es auch nicht. Das können nur Menschen mit ähnlichem Schicksal verstehen. Erst wenn Menschen ähnliches erfahren können sie verstehen.
    Man kann den Kopf nicht ausschalten. Ich traue mir auch selbst nicht über den Weg.


    Ich hoffe inständig dass wirklich die Zeit den Schmerz anders werden lässt. Aber die Sehnsucht wird bleiben.


    Du siehst, liebe Jennifer , du bist nicht allein im Schmerz.
    Ich versuche ihn anzunehmen. Wenn es auch unendlich schmerzt.


    Ich drücke dich :30: <3Bärbel

  • Hallo liebe Bärbel es tut gut zu lesen das ich nicht unnormal bin und das es dir ähnlich ergeht. Das tut mir leid für dich .. ich weiß einfach nicht mehr was wir dagegen tun können. Ich hab nicht nur diese tiefe Sehnsucht sondern so einntrauma vom erlebten das ich nicht mehr normal denken kann. wieso hat er mich verlassen wieso war er so unachtsam er weiß doch wie sensibel ich bin und mit einem Verlust nicht leben kann:-(.

  • hi bettyna . hab eine freundin die arbeitet aber oft bis 22uhr. sie sagt nur das leben muss weiter gehen. hab mit ihr aber schon 1woche nicht telefoniert. meine eltern sagen ja was wie sollen wir dir helfen... ja das weiß ich doch selbst nicht fluche ich heulend am telefon. herkommen tut keiner. ich bekomm ab und zu gesagt hör auf dich zu bemittleiden. das mach ich doch gar nicht. Ich will doch gar nicht weinen. Aber ich kann nix dagegen tun. Der Nachbar wo mit dem Hund spazieren geht versucht mir Freude zubereiten aber ich empfinde keine. Ich gehe mit ihm spazieren und denke nur ich will mein schatz hier haben...leider nicht ihn. das ist ja auch gemein denk ich mir dann.

  • Alles was dich ablenkt ist gut. Geh ruhig mit dem Nachbarn spazieren..


    Ja, die Eltern und die Freundin... Die wissen halt nicht, was sie sagen sollen..

    Die sind hilflos.


    Vielleicht gehst du vorübergehend in eine Klinik.

    Bespricht es mal mit deinem Hausarzt, oder dem Neurologen.

    So allein zu Hause...

    Du wirst ja verrückt.

  • Liebe Jennifer,


    Ich war auch schon in Sorge um dich.


    Versuche bitte diese bescheuerten Sprüche "das Leben geht weiter" "dir geht's ja gut" etc. vollkommen zu ignorieren, die Menschen wissen nicht was sie da sagen. Ich würde auch nach außen hin nicht so tun, als wäre dir nach reden oder Lachen, denn das ist es nicht und so tun als ob, nur deiner Umwelt zuliebe, kostet dich nur noch mehr Kraft.

    Wer dich nicht verstehen kann oder dir beistehen möchte soll es lassen.


    Sonnenstrahl hat dir ja schon bestätigt dass deine Gefühle und Verzweiflung "normal" sind, das fühlen alle hier...


    Ich weiss nur nicht was ich dir sage kann, was helfen würde... Du brauchst dringend professionelle Hilfe.


    Ich verstehe dich, so gut... es ist wie Bettyna geschrieben hat so schwer... aber du musst durch deine Gefühle durch, du darfst sie nicht wegdrücken, es ist so schlimm, daß dir niemand zu Seite steht...


    Schreib dir hier alles von der Seele, es sind so viele hier die das gleiche erleben und dich unterstützen so gut sie können 💔Pia

  • Die akut Sprechstunde hat gesagt so schräg wie er war ( spielen mit handy und das auch nachts bei Wind und wetter) so schräg ist er auch gestorben. Ihre Worte. Also Empathie ist da kein Meter. Soll die Dame mir jetzt helfen? Oder weiß sie nicht was sie da tut? Mit Beruhigungsmittel und Krankmeldung ist mir ja nicht geholfen:-(. Ich kann wirklich niemand sagen was mich ablenkt oder gut tut. Ich fühle einfach nix mehr. Null , null. Ich bin erst 36jahre alt und schon so psychisch kaputt. Mein ganzes Leben ist zerstört.

  • Liebe Jennifer,

    Das du keinen Therapeuten findest tut mir leid. Privat auch nicht?

    Zumindest hattest einen guten Termin, ich hoffe du kannst dran anknüpfen.


    Lass dich nicht irritieren von den Aussagen anderer.

    Viele verstehen den Trauerprozess einfach nicht.

    Lass dich nicht unter Druck setzen. Trauer braucht Zeit <3

  • Es erscheint dir so, daß dein ganzes Leben zerstört ist, weil der Schmerz dich voll im Griff hat, liebe Jennifer.

    Du bist in einem tiefen Tunnel und Licht ist nirgends in Sicht.


    Meine Idee wäre, zum Hausarzt zu gehen und der sollte sich was überlegen, was gut für dich ist und ein gangbarer Weg wäre.


    Kannst du dir soetwas vorstellen ?

  • Es gibt leider nichts was dir deinen Schmerz wegnehmen kann. Auch deine Eltern können ihn nicht abstellen.

    Hilfe von ihnen heißt dich und deinen Schmerz akzeptieren dich zu halten und die Trauer mit dir auszuhalten. Nicht die Trauer und den Schmerz kleinreden oder eine positive Zukunft malen. Megan Devine beschreibt es in ihrem Buch " Es ist ok wenn du traurig bist " sehr gut. Dieses Buch sollten auch Freunde / Familie von dir lesen.


    Wäre es für dich eine Option bei der Seelsorge anzurufen ?

  • Liebe Jennifer,


    ich kann dir so gut nach empfinden.

    Auch ich bin gerade erst 42 und mir wurde mein Mann einfach entrissen.

    Auch ich empfinde eine riesen Leere in mir.

    Vielleicht solltest du dich wirklich zu einer Stationären Therapie entscheiden.
    Denn dort sind Menschen, die genau darauf geschult sind.

    Wende dich mal ans Hospitz oder die Caritas.

    Ich weiß das es hier in meiner Ecke in beiden Einrichtungen wirklich geschulte Menschen gibt, die den schweren Weg mit gehen.

    Die dir vielleicht auch neue Wege zeigen können den Schmerz auszuhalten, aber auch zu verstehen.

    Gerade wenn der Partner von jetzt auf gleich so weg ist wie bei uns beiden, ist es eine ganz komische neue Welt.

    Man glaubt er kommt jeden Moment doch zur Türe rein.

    Man muss sich von heute auf Morgen einen neuen Alltag aufbauen, obwohl man es immer noch nicht verstanden hat.


    Lass dich mal ganz lieb in den Arm nehmen.

    :24::24::30:

  • Danke an euch alle. Der Hausarzt sagt nur wenn ich nicht klar komme soll ich in die Klinik. Die Klinik hier legt einen nur ins Bett mit Medikamenten. Ärzte sind da eigentlich Mangelware . Soll ich fragen in eine traumaklinik? Im Internet steht frühstens nach 6monaten wenn es kein Fortschritt gibt. Wie gesagt bei mir geht es gerade wieder rückwärts. Ich habe heute die muslimische seelsorge angerufen weil ich so geweint habe und er ja Moslem war. Sie hst mir zugehört und auch gesagt wir sehen uns wieder wenn ich sterbe wir versammeln uns alle fürs jüngste Gericht vor Gott. Darauf freue ich mich jetzt schon. Ich habe die Krankenkasse angerufen und nochmals um Hilfe gebeten gebettelt damit man mir hilft für ein Therapie platz. Er meinte nur er ist ja nur Service ich muss Antrag stellen und kassenärzliche Nr beantragen. hab ich doch alles schon . Ich hab gesagt kein Wunder warum sich Menschen umbringen. Weil sie in Not sind und einfach die hilfeschreie nicht ernst genommen werden. Mich verlässt die Kraft. Krankengeld müsste ich beantragen ...hab aber keine Energie und Nerven dafür .Ich rief grad ein Bekannten an und fragte heulend ob er komme würde er sagte nur warum heultst du denn heute schon wieder?? im ernst!!!! ja warum wohl weil ich den Verlust nicht verkrafte und aushalten kann . Aber er sagte nur komm dich zu mir!! versteht der mich nicht oder will er mich nicht verstehen .. ich komm nicht aus mein bett ich schau aus dem Fenster und kann nicht raus. es ergibt kein sinn raus zu gehen

  • Dann rate ich dir zu einem Neurologen.

    Setz dich ins Wartezimmer und geh nicht eher weg, bis das du reingelassen wirst.

    Und dann soll er dich einweisen.

    Eine Akut Klinik müsste es sein. Für akute psychische Fälle.


    Was ist das für eine Klinik bei dir?

    Ein normales Krankenhaus?

    Das ist nicht das richtige für dich.


    Meine Güte ist das schlimm!

    Und das, wo du eh keine Kraft hast!

  • Liebe Jennifer,

    ich kann dich so gut verstehen. Ich finde es total gut, dass du dir Hilfe suchst. Eine mögliche Hilfe kann dir dein Hausarzt*ärztin vermitteln. Evtl. eine Tages-

    klinik mit Trauerbegleitung? Auch durch den Hausarzt möglich, eine entsprechend ausgerichtete Reha? Oder, bei uns heißt das PIA (Psychiatrische Institutsambulanz, Ich habe (mein Mann starb im Juli 2020) täglich mit Menschen zu tun, die so leiden wie wir.

    Vielleicht hast du Lust mir zu schreiben?

    Fühl dich lieb umarmt.

  • Liebe Jennifer,

    Das mit dem Krankengeld beantragen bitte deine Eltern es für dich zu übernehmen so das du nur noch unterschreiben brauchst. Wäre eine unnötige Zusatzbelastung auch noch finanzielle Probleme zu haben.

    Geh morgen zu deinem Hausarzt und frag nach dem was JohannaB vorgeschlagen hat. Wenn das nicht möglich ist geh in den stationären Aufenthalt. Und wenn es nur für kurz ist. Von dort aus können auch Anschlußbehandlungen in die Wege geleitet werden.

    Ich hoffe du findest schnell Hilfe

  • Liebe Jennifer,


    ich habe Deine Beiträge gelesen und verstehe Dich zu 100%.

    Wie es Dir gerade ergeht, kenne ich, genau so ging es mir auch eine ganze Zeit lang.

    Ich dachte, ich bin vor Schmerz und Verzweiflung verrückt geworden, die Depression hatte mich fest im Griff.

    Mich selbst spüren, die gewohnte Rolle einzunehmen....nichts ging mehr.

    Ich habe überall nach Hilfe gesucht und bin wie Du auf die harte Realität geprallt. Es gab nichts da draußen.


    Mein Hausarzt, der Gute, hat mich dann als Notfall in eine psych. Klinik eingewiesen, sozusagen als Schutz vor mir selbst und für meine Umwelt.

    Natürlich war ich da kein Patient im klassischen Sinne, schliesslich sind Trauernde nicht krank. Aber als Notfall müssen die Dich aufnehmen und versorgen.

    Mir hat es gut getan, unter Leuten zu sein, gemeinsam kochen und wir (die Mitpatienten und ich) hatten auch Spaß.

    Ich musste mich nicht verstellen, es war fachliches Personal da, auf die ich jederzeit zugreifen konnte. Und vor allem hat es mir ein wenig Zeit verschafft, mich etwas zu sammeln und zu mir zu kommen. Vier Wochen war ich untergebracht.

    Hab keine Angst, die stopfen Dich nicht mit Medikamenten voll, wenn Du nicht willst. Ich habe Antidepressiva abgelehnt, und das wurde sofort akzeptiert.

    Nur zum Schlafen habe ich mir was geben lassen.


    Mein Hausarzt hat mich 4 Monate aus dem Verkehr gezogen, ich war am Ende.

    Glück im Unglück, mein Arbeitgeber hat mich in dieser Zeit nicht abgeschrieben, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Es gab Unterstützung von Menschen, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet habe.


    Nach einem langen, sehr harten Jahr wachte ich langsam aus dem Alptraum auf, langsam. Es hat sich gelohnt, nicht aufzugeben.

    Heute bin ich wieder im Leben angekommen, habe glückliche Momente aber natürlich auch gelegentliche Heulanfälle. Ich hätte mir vor einem Jahr nicht vorstellen können, dass es tatsächlich besser wird. Viel viel Trauerarbeit, Arbeit an sich selbst, Geduld und Kraft musste ich aufbringen, manchmal bis zur totalen Erschöpfung. Die meisten hier berichten Ähnliches. Aber die Anstrengungen und das Durchhaltevermögen machen sich nun bezahlt.


    Ich hoffe, dass ich Dich ein kleines bisschen motivieren konnte, es würde mich freuen.


    Alles Gute

    Mario