....Witwe mit 46....und die Welt ist plötzlich so dunkel...

  • Guten Morgen Ihr Lieben Alle,


    heute wird kein guter Tag. Man merkt es schon beim ersten Augenaufschlag....


    Ich bin so unglaublich wütend heute...


    ... auf alles und jeden!


    Allumfassend!


    Die Welt dreht sich weiter.... Super! Von mir aus kann sie stehen bleiben. Meine Welt existiert seit 4 Monaten nicht mehr. Sie liegt in Schutt und Asche.

    Nach außen habe ich mein Leben ganz gut im Griff, aber gerade heute - ja heute hab ich gar nichts im Griff....


    Ich bin genervt von diesem Zustand zwischen ''ich will nicht mehr'', ''ach es wird schon werden'', ''ich vermisse Dich so, mein geliebter Jan'', ''heut war's ganz gut'', ''wieder ein Tag rum (wie hoch ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines gesunden Menschen heutzutage? 80 Jahre? Dann kommen ja noch einige 1000 Tage dazu - welch unbändige Freude !! - Sarkasmus aus) und diese Liste ist beliebig erweiterbar...


    Ich bin so unglaublich müde! Ich bin müde vom Kampf um ''Normalität''. Müde vom Weinen. Müde vor Kummer. Müde davon, mich zu erklären, dass es mir auch nach 4 Monaten nicht jeden Tag super geht, weil diese ersten 6 Monate diesen Jahres die schlimmste Zeit meines Lebens waren und sorry, nein, es ist eben noch nicht wieder gut und es wird auch nie wieder gut werden, weil mein Mann gestorben ist....

    Und ich bin müde, weil mich das Leben ermüdet....


    Und ich zerfließe und bade heute geradezu in Selbstmitleid....


    Und das macht mich wieder so wütend (auf mich selbst!)..


    .... und morgen wird es hoffentlich wieder besser sein!!!

  • Liebe Sumazo,


    ja diese Tage kennen wir alle richtig gut.

    Es ist unglaublich das Du dich nach 4 Monaten erklären musst es ist unfassbar weil es keiner Erklärung bedarf.

    Morgen wird es bestimmt besser....nach so einem Tag kommt meist ein besserer es kann aber auch sehr erschöpfend sein so ein Tag.


    Mir hilft dann die Sonne und die Natur ein wenig.


    Vlg. Linchen

  • Liebe Sumazo ❤️


    Du hältst Dich ganze Zeit so aufrecht und tapfer... Du kannst auch einfach mal "alles" sein... Deine Gefühle wollen und brauchen Aufmerksamkeit, vor allem Deine, die der Anderen ist immer eine Frage... ❤️💔

  • ersteinmal finde ich, es geht überhaupt nicht um " Selbstmitleid".


    Dich und Jan hat ein schwerer Schicksalsschlag getroffen und als Lebewesen - wir sind keine Einzeller- bist du jetzt verändert, unwiderbringlich....


    das ist so als ob, dir jemand fünfmal die Beine durchgebrochen hat, klar heilen die Brüche irgendwann, irgendwie, aber die verheilten Brüche bleiben immer Teil der Knochen, der Sehnen, Muskeln, der Seele.....


    in der Generation meiner Großmutter starben manche Ehemänner früh auf See, ihre Schwester hat ihren Mann auf See zwei Jahre nach der Hochzeit verloren und ihr Kind, sie war noch jung,

    hat zwei Jahre später geheiratet, aber ihr Leben lang schwarz getragen,

    noch 60 Jahre lang !!! nur schwarz, als Zeichen, daß sie schon Witwe vor der 2. Hochzeit geworden war,


    ich denke, unsere abendländische Gesellschft verdrängt unglaublich viel "Menschenwissen", warum auch immer,


    eben auch das Wissen um Liebe, Ehe und Trauer,

    inzwischen vermute ich, es hängt alles zusammen....


    ewig jung, anything goes usw. , mit fünfzig erst Vater werden. usw.

    ass es mir auch nac


    h 4 Monaten nicht jeden Tag super geht,

    mein " Halt" ist sehr netter alter Herr, Wilhelm, auf Friedhof, geht jeden Tag hin seit 7 Jahren, der wird vielleicht kantig,:4::4::4::4::4::4::cursing: wenn man vom ihm " Normalität" verlangt:cursing::cursing::cursing:


    jede Woche frische Blumen.....:33::24::33:seit 7 Jahren.......das ist richtig !!!!!


    liebe GRüße

    Bettina

  • Liebe Sumazo, ich verstehe.


    Du brauchst dich niemanden gegenüber erklären, den das ist für mich unbegreiflich das sie nicht verstehen das nach lächerlichen 4 Monaten, nichts wieder gut ist. Was soll den daran bitte gut sein, oder jemals werden??


    Er wird dir dein Leben lang fehlen, und du wirst noch lange diese Wut, und diese Verzweiflung fühlen. Aber es wird leiser, nicht mehr so bestimmend, ein wenig besser zu ertragen. Es braucht Zeit, und vier Monate, ist in unserer Zeitrechnung überhaupt nichts. Lass sie reden. Sie wissen eben nicht wie sich das anfühlt, und sie müssen auch nicht jeden Tag aufs neue kämpfen. Wir schon. :24:

  • Liebe Susanne,


    ich kann dich wirklich so gut verstehen!

    Ich glaube, das es mit zu der Trauer gehört. Wie sollte es denn auch anders sein? Zeigt es nicht auch irgendwie unsere Überforderung mit alle dem?

    Ist es nicht normal so zu fühlen und zu denken?! Ich denke schon!

    Vielleicht sollten wir etwas mitfühlender uns selbst gegenüber sein.

    Ich sehe da kein typisches Selbstmitleid.


    Sei ganz lieb gedrück <3

  • Ja das ist sie unsere Friede Freude Eierkuchen Gesellschaft. Größer ,weiter, besser. Für negatives ist da kein Platz. Trauer wird verdrängt und findet bitte unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. Trauer bedeutet Schwäche und damit will eben keiner was zu tun / damit belastet werden.

    Als Trauernde sind wir eine Belastung. Völlig unverständlich ist für diese Menschen auch das es mir nach einem guten Tag wieder schlecht geht. " Es war doch schon gut, warum bleibt das nicht so.

    Es gibt Personen in meinem Umfeld die sind es mir wert das ich ihnen ehrlich erkläre wie ich mich in meiner Trauer fühle. Denen erzähle ich von den Wellen der Trauer, von den wechselnden Gefühlen.


    Mitlerweile habe ich eine gute, stabile Fassade um mit den Menschen klar zu kommen denen ich mit meiner Trauer auf den Wecker gehen würde.

    Ich habe nicht die Kraft allen meine Situation zu erklären.

    Und wenn es nicht mehr geht ( war im Juli der Fall ) habe ich einen guten Hausarzt der mich dann krank schreibt. Seine Arbeitsdiagnose ist dann Depressionen wogegen ich mich gewehrt habe aber Trauer gibt es als abrechenbare Diagnose eben nicht.


    Du mußt auf dich und deine Gefühle schauen. Dein Umfeld tut es nicht ausreichend. Schau was dir gut tut. Bist du am Limit dann nimm dir eine Auszeit.

  • Entschuldigt bitte, aber ich muss jetzt auch mal die vermeintlichen anderen etwas in Schutz nehmen. Ja, es gibt solche Menschen die mit Trauer

    nicht viel anfangen können. Ich kann zwar jetzt nur von mir sprechen in meinem Umfeld. Viele können damit nichts anfangen, fragen nicht wie es einem

    geht, versuchen dem Thema, mir und dem Tod von meinem Mann damit auszuweichen. Oder wenn auch der Freundeskreis nicht viel über meinen Mann spricht. Was mich auch oft verletzt, aber ich glaube nicht, das da irgndeine

    böse Absicht dahinter steckt.

    Wenn mir jemand so gegenüber treten würde, der mir sagen würde: Mensch Anja, jetzt musst du aber mal langsam drüber weg sein, dem würde ich ganz klar meins dazu sagen und würde Position beziehen.

    Bisher ist mir Gott sei Dank noch nie jemand so gegenüber getreten. Eher sind es Menschen die es tot schweigen. Sie sind in ihrem hier und jetzt.

    Genauso wie wir in unserem jetzt sind, nämlich die Welt die sich für uns nicht weiterdreht.

    Für die anderen tut es das aber. Sollten auch wir nicht etwas Verständnis für die anderen haben?

  • Liebes Linchen,


    ich sehe das nicht so. Von mir hat auch keiner erwartet das ich eine Maske aufsetze. Ich setze sie mir wenn selbst auf, alleine schon um nur für mich den Tag zu überleben. Das hat aber nichts mit den anderen zu tun.


    Lieben Gruß

    Anja

  • Ich denke es ist ein gesellschaftliches Problem.

    Es zählen nur noch Leistung und Spaß. Tod und Trauer passen in diese schnelllebige Zeit nicht rein. Früher war das mal anders. Da war Tod und Trauer gegenwärtig, eben ein Teil des Lebens.


    Daher mein Egoismus. Ich kann meinen Weg nur in meiner Geschwindigkeit gehen. Und glaube mir ich habe am Anfang nach Abkürzungen gesucht. Menschen die damit nicht klar kommen, sorry aber da kann ich keine Rücksicht nehmen. Ich brauche meine Kraft für meinen Weg mein Leben ohne Joachim

  • Liebe RoundAn,


    dann hast Du viel Glück gehabt ich habe das anders erlebt nicht nur bei meinem jetzigen Verlust auch bei den vielen anderen seit meiner frühsten Kindheit.

    Von dem her trage ich meine Maske schon sehr lang und es gab nur ein Mensch bei dem ich sie abnehmen konnte.


    Vlg. Linchen

  • Alles gut...ich hatte das jetzt nicht negativ gewertet.

    Ganz genau es ist ein Alptraum deswegen hatte ich am Anfang auch mein Wohnzimmer so genannt " der Alptraum aus dem ich nicht erwache... mittlerweile Dank der Hilfe hier im Forum aber auch Hilfe meiner Therapeutin geht es mir etwas besser.

    Die Tage wo ich in den Abgrund starte in diese Dunkelheit gibt es nicht mehr.

    Das Vermissen die Traurigkeit Sehnsucht und der Schmerz die sind da und ich lebe damit wie viele hier mal gute Tage mal sehr schlechte Tage.


    Vlg. Linchen

  • Ich denke es ist ein gesellschaftliches Problem.

    Es zählen nur noch Leistung und Spaß. Tod und Trauer passen in diese schnelllebige Zeit nicht rein. Früher war das mal anders.

    Ja, ich denke da hast du Recht bzgl. der Gesellschaft, Leistung, Spaß und Tod.

    Das mit dem Früher war es mal anders, ist für mich nicht so. Mein Vater ist jetzt 27 Jahre tot. Ich war 23 Jahre alt. Und es war für uns damals schon so wie es heute war. Meine Mutter hat auch nichts anderes erlebt. Ich habe in letzter Zeit schon mal mit ihr darüber gesprochen und kann mich ja auch selbst noch gut daran erinnern.


    Mir geht es nicht darum wer Recht und Unrecht hat, die Trauernden oder die anderen. Ich sage nur, Verständnis auf beider Seiten.