Alles verändert sich mit dem, der neben einem ist, oder neben einem fehlt

  • Liebe RoundAn!


    Mein Mann ist vor 5 Monaten bei einem Arbeitsunfall aus dem Leben gerissen worden und ich kann nur sagen, du sprichst mir aus der Seele. Ich finde mich in deinen Worten und Bedenken 1:1 wieder. Mir geht es nämlich wie dir. Bis jetzt hatte ich nicht den Mut hier schreiben, da ich ständig das Gefühl habe, dass bei mir und meinem Trauerprozess etwas nicht stimmt, weil ich nichts oder nur sehr wenig fühlen kann. Mich beschäftigt und belastet das sehr und es ist für mich sehr schwer zum Aushalten und ich fühle mich schlecht dadurch. Ich kann auch nicht stundenlang weinen, fühle mich aber wie du bedrückt, energielos und wie versteinert. Diese „Versteinerung“ ist an besonderen Tage wie Geburtstag usw. besonders schlimm. Ich habe dann oft den Eindruck komplett nehmen mir zu stehen und nur physisch anwesend zu sein. Auch mir wurde erklärt, dass es sich dabei um eine Schutzfunktion handelt und die Psyche nur so viel zulässt, wie man ertragen kann. Mein Psychiater hat mir gesagt, dass im „Überlebensmodus“ keine Zeit für Emotionen ist und dass dieser Zustand andauern kann.
    Diese Erklärung scheint zwar sinnvoll, aber mir hilft diese nicht, da ich fühlen möchte. Meine größte Angst liegt darin, dass dieser Zustand bleibt und ich keinen Zugang mehr finde zu meinem Mann, den Gefühlen zu ihm und unserer
    gemeinsamen Vergangenheit.

    Auch ich könnte bei der Frage „wie geht es dir?“ davonlaufen. Ich habe mir angewöhnt zu sagen „es geht so“ oder „mäßig“. Damit komme ich ganz gut über die Runden und ich bin nicht so sehr in Erklärungsnot.


    Was bei mir auch noch ist, ist dass ich sehr wenig bis kaum von meinem Mann träume. Wie ist das bei dir?


    Liebe Grüße Charly




  • Liebe RoundAn,


    was Du mit Deinen Mann beim Spaziergang beschreibst hatte ich mit meiner Mama mehrere Male.

    So intensiv das man gar nicht mehr loslassen will.


    Doch so wie ihre Zeichen weniger wurden mit der Zeit nahm auch das ab, ich glaube weil sie mir sagen möchte jetzt schaffst Du es ohne mich weiter zu gehen aber ich werde immer bei Dir sein.

    Denn welche Mama möchte nicht das wir weiter machen.

    Nun hast Du Ihr euren Partner verloren das ist noch mal bisschen was anderes nicht in der Trauer nicht im Verlust aber es gibt natürlich Unterschiede völlig klar.

    Vertrau darauf er ist bei Dir er wird immer da sein wenn Du ihn brauchst.

    Übrigens können Zeichen alles mögliche sein, entweder erkennst Du es am Moment oder Du fühlst es oder es ist so deutlich das es gar nicht anders sein kann.


    Vlg. Linchen

  • Liebe RoundAn,


    du hast ausgestaltet, Dein Körper funktioniert.

    Du hast Dich losgelöst um zu überleben.

    Das hab ich auch getan ich habe mich getrennt von mir um zu überleben.

    Ich konnte nicht weinen nichts.

    Das einzige waren diese extremen Weinkrämpfe mit Erbrechen und Luftnot.

    Ich hatte eine sehr gute Therapeuten mit ihrer Hilfe und der Hilfe hier im Forum geht es mir mittlerweile besser aber es dauert es dauert einfach.

    Du musst Geduld haben, es kommt wieder.


    Vlg. Linchen

  • Liebe RoundAn,


    ich bin erst seit einer Woche hier und bin noch dabei mich durch die "Beiträge" zu lesen...

    Was Dir wiederfahren ist, der reinste Horror...Es tut mir so leid...


    Ich konnte mich auf den Tod etwas vorbereiten, mich vom dem Liebsten in meinem Leben verabschieden...


    Hast Du Eure "Festtage" schon hinter Dich gebracht...?


    Ich habe bisher "nur" meinen Geburtstag geschafft...Mir steht jetzt bald unser 14.Hochzeitstag bevor...Dieser Tag war für uns immer etwas Besonderes...


    Sei lieb gegrüßt

    Michaela

  • Wie hast Du den Hochzeitstag überstanden...?

    Was hast Du für Pläne für Deinen 50.Geburtstag...?

    Mir steht dieser Geburtstag im nächsten Jahr bevor...Stand heute würde ich diesen Zag am Liebsten ausfallen lassen, denn Lars sein Wunsch war es wenigstens diesen Geburtstag noch mitzuerleben...War ihm nicht vergönnt...


    Ich kann Deine beschriebenen Ängste gut nachvollziehen...Auch ich bin jetzt allein,kinderlos...


    GLG Michaela

  • Am Donnerstag geht die erste Fuhre Umzug, ein bisschen seltsam gerade, so gefühlsmäßig... aber so soweit ok kann ich sagen.


    Natürlich, die Trauer in mir spüre ich immer, sie ist ein ständiger Begleiter und die Angst wegen Mama, ich denke da ändert sich auch nicht viel daran, das wirst du selbst spüren ohne Frage...


    So aus dem gemeinsamen Leben gerissen stelle ich mir furchtbar vor und die täglichen Herausforderungen, die Gedanken, Gefühle und alles was es mit sich bringt... das erfordert Kraft, die oft fehlt und großen Mut sich dem allem zu stellen... es tut mir für euch alle so unglaublich leid...

  • Ach liebe Anja,


    ich kann leider momentan auch keine guten Ratschläge ins Rennen schicken....


    .... ich schieb momentan vieles auf den Herbstblues - es ist einfach ätzend...


    Also fühl' Dich ge<3t und ganz lieb :24:.


    Wir werden es schaffen - ALLE HIER!

  • Ich fühle mich immer noch wie in einer Warteschleife

    Das beschreibt es gut. Die Hoffnung aus diesem Albtraum aufzuwachen und in das Gesicht des Menschen zu schauen den man so vermisst.

    Aufwachen tun wir jeden Tag nur bleibt der Mensch weg.

    Und doch wird es mit der Zeit irgendwie milder. Es kommen immer noch Trauertäler doch die ruhigeren Tage nehmen zu und man kann mehr und mehr Kraft tanken und somit besser mit der Trauer leben.

    Alles in kleinen Schritten und auch mal mit Rückschritten. Und was wir schon geschafft haben sehen wir nur im Rückblick. Zukunft planen ist ( mir zumindest ) nicht möglich weil da eben ein wichtiger Teil fehlt.

  • Liebe RoundAn,


    es dauert es dauert lange hab Geduld mit Dir.

    Irgendwann wirst Du die Trauer den Schmerz akzeptieren er wird ein Teil von uns er ist immer da, er verändert sich mit der Zeit aber er wird immer da sein.

    Du wirst auch lachen können Spaß haben Freude aber es wird anders sein.


    Vlg. Linchen

  • Liebe RoundAn,


    ja eine gute Frage die kann ich auch nicht beantworten.

    Der Satz so ist der Kreislauf des Lebens ist da kein Trost.

    Irgendwann werden wir es wissen warum das so ist.

    Der Tod ist etwas was wir nicht verstehen können oder wollen.


    Ich kann Deinen Schmerz verstehen sehr gut sogar....


    Vlg. Linchen

  • Liebe Anja...


    alles was du fühlst, kann ich dir nachempfinden.


    Und nach Hause zu kommen, da wo "es" passiert ist, ist ein täglicher Kraftakt und Schmerz.


    Ein Wehren gegen den Tod... es ist vielleicht auch dieses nicht begreifen können und damit fehlt auch das Annehmen... Ich weiss es nicht sicher, ich selbst kann es nicht begreifen...


    Und dieses "warum" und die Welt hassen... Ohje ja... Ich weiss...


    Ich hasse nicht die Welt, die Welt ist schön, da wo der Mensch noch nicht komplett zerstört hat...


    Ich hasse oft das Leben... mir ist das Leben oft zu viel... und ich verstehe nichts...


    Ich verstehe, dass du das Alles nicht willst... und alles was in dir schreit, muss raus... will gehört und gesehen werden, erst danach können wir nach der Erschöpfung wieder etwas Kraft tanken... es ist so, ja, diese simple Aussage ist uns klar... aber das warum nicht... und das warum und dieses nicht begreifen, nicht verstehen können macht uns verrückt... aber wir sind nun mal so... eben nicht wie Andere, die einen viel leichteren Umgang damit haben...


    ❤️💔