Hallo ihr Lieben,
In der Trauergruppe teilte ich eine Geschichte die mich sehr berührt hat.
Von den Wasserkäfern und der Libelle.
Ein schönes Bild vom "Leben danach". Ich gab die Impulsfrage dazu:
"Was würden eure Liebsten euch vielleicht gerne wissen lassen?" Und ließ ganz spontan auf diese Frage antworten.
Es kamen wunderbare, spontane, tröstliche Worte und jeder konnte sich etwas davon mitnehmen.
Ihr könnt es für euch alleine entweder laut oder auch in schriftlicher Form machen.
Gerne könnt ihr es auch hier im Forum teilen.
Ich wünsche euch einen ruhigen Sonntag,
Isabel
Die Geschichte von den
Wasserkäfern und der Libelle
Am Boden
eines kleinen ruhigen Teiches lebte eine Gemeinschaft von Wasserkäfern. Es war
eine zufriedene Gemeinschaft, die dort im Halbdunkel lebte und damit
beschäftigt war, über den Schlamm am Boden des Teiches hin und her zu laufen
und nach etwas Nahrung zu suchen.
Immer
wieder bemerkten die Wasserkäfer jedoch, dass der eine oder andere von ihnen
anscheinend das Interesse daran verlor, bei ihnen zu bleiben. Er klammerte sich
dann an einen Stängel einer Teichrose und kroch langsam daran empor bis er
verschwunden war. Dann wurde er nie wieder gesehen.
Eines
Tages, als dies wieder geschah, sagten die Wasserkäfer zueinander: “Da klettert
wieder einer unserer Freunde den Stängel empor. Wohin mag er wohl gehen?”
Aber obwohl
sie genau zuschauten, entschwand auch dieses Mal der Freund schließlich aus
ihren Augen. Die Zurückgebliebenen warteten noch eine lange Zeit, aber er kam
nicht zurück.
“Ist das
nicht merkwürdig?”, sagte der erste Wasserkäfer.
“War er
denn hier nicht glücklich bei uns?”, fragte der zweite.
“Wo er
jetzt wohl ist?”, wunderte sich der dritte.
Keiner
wusste eine Antwort. Sie standen vor einem Rätsel. Schließlich berief der
Älteste der Käfer eine Versammlung ein. “Ich habe eine Idee”, sagte er. “Der
Nächste, der von uns den Teichrosenstängel empor klettert, muss versprechen,
dass er zurückkommt und uns erzählt, wohin er gegangen ist und warum.” “Wir
versprechen es”, sagten alle feierlich.
Nicht lange
danach an einem Frühlingstag, bemerkte genau der Wasserkäfer, der den Vorschlag
gemacht hatte, dass er dabei war, den Teichrosenstängel empor zu klettern.
Höher und immer höher kletterte er. Und dann, noch bevor er wusste, was ihm
geschah, durchbrach er die Wasseroberfläche und fiel auf ein großes, grünes
Teichrosenblatt.
Als der
Wasserkäfer wieder zu sich kam, blickte er verwundert um sich. Er konnte nicht
glauben, was er da sah. Alles war ganz anders und auch sein Körper schien auf
merkwürdige Art verändert. Als er ihn neugierig zu betrachten begann, fiel sein
Blick auf vier glitzernde Flügel und einen langen Hinterleib, die nun
anscheinend zu ihm gehörten. Noch während er sich über seine ungewohnte Form
wunderte, spürte er ein Drängen, die Flügel zu bewegen. Er gab dem Drängen
nach, bewegte seine Flügel – und plötzlich, ohne zu wissen wie, befand er sich
in der Luft.
Der
Wasserkäfer war eine Libelle geworden. Auf und ab, in engen und großen Kreisen,
bewegte sich die neugeborene Libelle durch die Luft. Sie fühlte sich wunderbar
in diesem so ganz andersartigen Element. Nach einiger Zeit ließ sie sich auf
einem Blatt zum Ausruhen nieder.
In diesem
Moment sah die Libelle hinunter ins Wasser. Und da waren ihre alten Freunde,
die anderen Wasserkäfer, die hin und her liefen am Boden des Teiches. Jetzt
erinnerte sich die Libelle an ihr Versprechen.
Ohne lange
zu überlegen, stürzte sich die Libelle hinab, um ihren alten Freunden zu
berichten. Aber sie prallte an der Oberfläche des Wassers ab.
“Ich kann
nicht zurück.” sagte sie traurig. “Zwar habe ich es versucht, aber ich kann
mein Versprechen nicht halten. Und selbst wenn ich zurückkönnte, kein einziger
meiner Freunde würde mich in meinem neuen Körper erkennen.”
Und nach
einigem Nachdenken wurde ihr klar: “Ich muss wohl warten, bis sie ebenfalls
Libellen geworden sind. Dann wissen sie selbst, was mir widerfahren ist und
wohin ich gegangen bin.”
Und damit
flog die Libelle glücklich empor, in ihre wunderbare neue Welt aus Licht und
Luft.