Mein Sohn ist plötzlich verstorben.

  • Liebe Desidera. Ich habe festgestellt, daß jeder Tag in dieser Zeit der Trauer anders ist. Im Internet sind bei Google auch sehr gute Hinweise der Trauerarbeit zu lesen. Ich nehme für mich das heraus, wovon ich gefühlsmäßig überzeugt bin.So habe ich gestern die Seelsorge angerufen. Ich brauchte jemanden zum Reden. Dafür gibt es diese Einrichtung. Ich habe auch geweint. Am wichtigsten ist für mich die Erkenntnis gereift,dass ich mich um mich kümmern muss. Es bringt meinen Sohn nicht zurück, wenn ich durch den Schmerz krank werde. Ich habe mir gestern eine schöne Musik für die Beerdigung rausgesucht.Ich habe in meinem Kuschelzimmer, wo ich mich meistens aufhalte, einen kleinen Altar errichtet. Gestern habe ich ein Foto davon gemacht und es allen geschickt, die ihn kannten. Ich habe 2 Hemden und ein Paar Schuhe von ihm,die sich an dem Platz befinden, wo er sie immer aufbewahrt hatte, wenn er bei mir zu Besuch war. Der Friedhof ist der,wo wir immer zusammen bei meinem Neffen waren. Dort werde ich ein kleines Urnengrab haben. Ich fühle, daß ich so mit dem Verlust meines lieben Jungen leben kann. Anders geht es nicht.Nun mache ist wieder Schluss. Liebe Grüße an alle aus dem Forum. Christine. Noch eine kleine Ergänzung. Ich bin stark erkältet .Der Körper fängt das auf,was die Seele nicht schaffen kann. Der Mensch hat Selbstheilungskräfte.

  • doch wieder. Vielleicht bekomme ich ja doch noch eine Antwort. Heute vor 12 Tagen ist mein Sohn völlig unerwartet verstorben. Die ersten Tage waren geprägt von sehr vielen organisatorischen Dingen. Ich konnte auch nicht realisieren, was passiert ist. Heute bekam ich Bescheid ,daß die Urne nach Berlin geschickt wird .Jetzt erst beginne ich zu begreifen, daß es ihn nicht mehr gibt. Er war ein großer kräftiger Mann. Wir waren ein Herz und eine Seele. Es geht mir nicht in den Kopf, dass es ihn nicht mehr gibt. Das Wort Erinnerungen spukt die ganze Zeit in mir herum. Man bekommt es als Trost von allen Seiten zu hören. Was bleibt ist, dass ich mir einfach nicht vorstellen kann, dass mein Sohn nicht mehr wiederkommt , nie mehr .Wir hatten manchmal darüber gesprochen, dass es einem Angst macht, wenn man̈ an das Ende denkt. Dann ist alles vorbei. Wir haben das Thema in einer lockeren Atmosphäre geführt. Nun ist die Wirklichkeit eingetreten. Das ist für eine Mutter sehr schwer zu verstehen, daß ihr Sohn vor ihr gestorben ist Ich bin 79,mein Sohn war 59.Da gibt es keinen Trost. Die Trauer hat nun begonnen und der Schmerz schnürt mir manchmal die Luft ab.Er kommt in Wellen, die mal höher und mal weniger hoch schlagen. Jetzt, wenn ich schreibe ,hilft mir das etwas.Das ist ja auch der Sinn eines solchen Forums.

  • Ich möchte es schaffen, mit diesem Verlust leben zu können. Dafür gibt es keine Alternative. Ich habe manchmal Angst, daß ich das nicht schaffe. Ein wenig Zuversicht bekomme ich dadurch, daß ich in meinem Leben schon einge schwere Zeiten hatte,die ich überwunden habe.Eins hat mich das Leben gelehrt. Es braucht Zeit, um Wunden zu heilen. Das geht aus allen so.Es wird noch manches tiefe Tal kommen, aber dann geht es auch wieder bergauf. Davon bin ich überzeugt, weil ich das Leben sehr liebe.

  • Liebe Christine,


    Davon bin ich überzeugt, weil ich das Leben sehr liebe.

    Das ist eine wunderschöne Aussage, erst Recht, weil du schreibst, dass du sehr schwere Zeiten in deinem Leben hast.

    Dein Verlust ist noch sehr frisch und es ist das Schlimmste, das passieren kann: Ein Kind musste vor seiner Mama gehen. Warum - eine quälende Frage, auf die es keine Antwort gibt.
    Und ganz langsam schiebt sich das "Nie wieder" in deine Realität.
    Dieses "Nie Wieder" ist das, was den meisten von uns am meisten zu schaffen macht.
    Es ist auch sehr oft die treibende Kraft hinter diesen Wellen.

    Die Zuversicht, die du hast, ist sehr, sehr wertvoll. Das ist so viel mehr, als manch andere hatten, als es bei ihnen noch so frisch war.
    Bewahre dir diese Zuversicht. Und ich bin mir sicher, dann wirst du es auch schaffen. Denn du willst es schaffen, das spürt man ganz deutlich.
    MIT deinem Sohn im Herzen.
    Ja, es braucht Zeit. Mit der Zeit wird sich die Trauer ändern. Vergehen wird sie nie. Aber du hast den richtigen Ansatz finde ich: Du schreibst nicht, dass du drüber hinwegkommen willst, sondern dass du mit dem Verlust leben kannst ... Gib und nimm dir die Zeit, behalte deine Zuversicht. Und ja, Erinnerungen sind auf schmerzhafte Weise das, was bleibt. Aber sie sind nicht nur schmerzhaft, sondern ein Geschenk, ein sehr, sehr wertvolles.
    Halte sie lebendig ...

  • Liebe Sonnenente.Du hast mir schon geantwortet und es tut gut,deine Zeilen zu lesen. Du hast mich verstanden. Vielen Dank. Es ist ein kleines Zeichen, dass ich auf dem richtigen Weg bin,.Und es war gut,daß ich nochmal im Forum geschrieben habe. Ich gucke jetzt ein wenig Fußball. Mein Sohn und ich haben oft gemeinsam geschaut. Sport ist etwas ganz Schönes. Da werden Emotionen frei, Sport verbindet. Ich bin Schalke Fan. Die spielen jetzt. Ich habe Sky. Dieses Hobby wird mir auch etwas helfen, die kommende Zeit zu bewältigen.

  • Ich wünsche dir jeden Abend den Mut, schlafen zu gehen.
    Ich wünsche dir jeden Morgen die Kraft aufzustehen.
    Ich wünsche dir Erinnerungen, die nicht weh tun.
    Ich wünsche dir ein Leben, welches trotzdem lebenswert ist.
    Ich wünsche dir jeden Augenblick des Tages Hoffnung und dass du den Glanz, den unsere Kinder in unseren Herzen gelassen haben wahrnehmen kannst.
    Irgendwann einmal.

    Elster, die ihre Tochter sehr vermisst.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Babajaga912
    ich umarme dich ganz still. Ich sag kein Wort.

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Ich möchte noch etwas sagen. Mein Sohn hat mich in Zeiten, wo ich sehr krank war ,immer begleitet, gepflegt und behütet. Ich bin ihm zu grossem Dank verpflichtet. Er würde nicht wollen, daß ich an seinem Tod zerbreche.Wir wollten nächstes Jahr wieder Urlaub zusammen machen. Wir waren mal in Garmisch. Es war so schön.Bei ihm konnte ich immer so sein,wie ich bin. Das ist etwas sehr Wertvolles.Es wird leiser um mich werden, anders.Aber das Leben hätte keinen Sinn, wenn ich mich aufgebe.Das ist meine Pflicht dem Leben gegenüber und damit auch ihm.

  • Liebe Christine -

    niemand kann den engen Herzens.-Kontakt mit den lieben Verstorbenen ersetzen.

    Sie fehlen einfach unendlich.

    Es fehlen die vertrauten Gespräche, in denen man nichts groß erklären muß, weil beide Seiten wissen, was gemeint ist.

    Die gemeinsamen Erlebnisse, die Freude, die sich auf die gleichen Dinge richtet.

    Das Wissen, dass die vertraute und vertrauenswürdige Person kurzfristig erreichbar ist, versteht, unterstützt.

    Dass diese geliebte Person loyal, ehrlich und wohlmeinend ist.

    Wieviele Menschen hat jeder in seinem Umfeld, bei denen das verläßlich zutriff?

    Dazu die vielen liebenswerten persönlichen Eigenheiten - der Humor, die Mimik in bestimmten Situationen, Rituale...

    Niemand hier kann Ersatz sein für das Verlorene.

    Aber wir können uns austauschen und ein wenig aneinander anlehnen, uns verstehend Halt geben.

    Ich bin zweimal aus - und zum dritten mal wieder hier eingetreten.

    Die Historie kann nicht wieder hergestellt werden.

    Wenn du eine Weile pausieren möchtest, muß es vielleicht nicht gleich der Austritt sein.

    Meine PN vom Sonntag hast du noch nicht gelesen.

    Wenn dein Neffe dir am Wochenende noch einmal zeigt, wie alles funktioniert, geht es vielleicht leichter.

    Lass` die Zeit - es ist gerade erst passiert.

    Alles Liebe

    Desidera

  • Liebe Christine -

    du hast in einem anderen Bereich über die verschiedenen Bestattungswünsche von dir und deiner Tochter geschrieben.

    Ich wünsche dir von Herzen, dass ihr das miteinander klären könnt.

    Weißt du, was die Beweggründe deiner Tochter sind?

    Hat sie Sorge, dass sie irgendwann einmal die sog. Nutzungsberechtigte für das Grab deines Sohnes sein wird?

    Wenn es "nur" um solche organisatorischen Dinge geht - die kann man sicher klären, ohne dass der Familienfriede belastet wird.

    Morgen könntest du hier im Forum in der Rubrik "ich zünde eine Kerze an" eine virtuelle Gedenkkerze für deinen Sohn anzünden,

    um seinen runden Geburtstag zu ehren.

    Viel Kraft und alles Liebe

    Desidera <3

  • Liebe Desidera.Ich weiß nicht ,ob ich hier in der richtigen Rubrik im Forum bin.Ich lerne es wohl nicht mehr.Du hast mir geantwortet auf mein Problem mit der Beerdigung. Es hat sich geklärt. Meine Tochter bestattet eine kleine Urne auf See,und ich den anderen Teil auf dem Friedhof. Das ist möglich. Ich muss dazu noch sagen, daß ich mit meiner Tochter schon viele Jahre keinen Kontakt hatte. Sie hatte ihn beendet. Weißt du ,es gibt oft viel Streit in den Familien. Ich habe mich damit abgefunden. Nur durch den Tod meines Sohnes ist nun wieder Streit aufgekommen. Aber ich lasse es nicht zu ,daß dadurch das Andenken an meinen Sohn beschädigt wird. Das Grab ist ein kleiner Platz in einem großen Grab für mehrere Verstorbene.Wenn ich mal nicht mehr bin ,braucht sie da nicht hingehen, es wird von der Friedhofsverwaltung gepflegt .Das ist dann finanziell abgesichert,da ich ja noch eine andere Tochter habe. Heute wäre mein Sohn 60 Jahre geworden. Es war damals eine sehr schwere Geburt. Aber er war ein hübsches kleines Kerlchen. Meine Mutti hat ihn zu sich genommen das erste Jahr, weil ich so jung war und arbeiten gehen musste und keine eigene Wohnung hatte. Ich war 19. Aber meine Mutti war sehr kinderlieb.An so etwas muss ich nun heute viel denken. Ich habe meinen Sohn sehr geliebt. Er war ein guter Mensch. Nun möchte ich Schluss machen und mich etwas zurechtmachen an seinem Geburtstag. Liebe Grüße von Christine.

  • Es ist heute sehr schwer für mich.Mein Sohn hat heute Geburtstag. Er wäre 60 geworden. Es war eine Feier vorbereitet. Seine Schwestern und Freunde kommen trotzdem zusammen. Ich kann das nicht.Ich möchte alleine sein.Ich kann nicht in einer Gaststätte sitzen und essen und trinken. Ich habe hier meinen kleinen Altar mit seinem Foto einer Kerze und kleinen Schutzengeln, die er mir immer mal geschenkt hat. Mein Sohn war ein großer kräftiger Mann. Trotzdem hatte er an kleinen Dingen viel Interesse. Er hat kleine Segelschiffsmodelle ,die ich ihm vom Flohmarkt mitgebracht habe, immer repariert. Seine grossen derben Finger hatten manchmal Mühe, die kleinen Sachen anzufassen. Und trotzdem habe ich immer gestaunt, wie er das alles immer hinbekommen hat. Ich bin dem Schicksal dankbar daß ich so einen Sohn haben durfte. Heute fehlt er mir so sehr und es tut mir so leid für ihn,daß er nicht mehr unter uns weilen kann. Er hat uns sehr geliebt.

  • Liebe Christine -

    ich wünsche dir einen Tag in inniger Verbundenheit mit deinem geliebten Sohn.

    Wie immer es dir am meisten guttut.

    Ihr habt viel erlebt gemeinsam und diese Vertrautheit wird dir bleiben.

    Alles Liebe

    Desidera

    (Hier bist du mit deinen persönlichen Erlebnissen natürlich immer "richtig" - es ist dein von dir eingerichtetes "Wohnzimmer" oder "Herzenshaus", wie Sverja es nennt.)