Mutter und Freundin verloren

  • Ich lese hier so viel mit und oft habe ich das Bedürfnis zu schreiben, zu reagieren. Mitgefühl zu zeigen, da ich vieles sehr gut verstehen oder zumindest nachempfinden kann.

    Aber irgendwie schreibe ich dann doch nicht oder schreibe und lösche es wieder...


    Ich kann derzeit ohnehin keinen klaren Gedanken fassen. In meinem Kopf ist mir noch Chaos!

    Ich werde morgen nochmals hier rein schauen, mich aber dann eine Weile vom Forum zurück ziehen....


    Ich wünsche euch allen einen ruhigen Abend und eine gute Nacht. Passt auf euch auf und gebt euch eine Chance.


    Ganz liebe Grüße

    Eure verirrte Regentropfen

  • So, heute war ich erneut bei der, mir eigentlich ganz sympathischen, Psychotherapeutin...

    Sie meinte, dass sie noch keine abschließende Diagnose stellen möchte, sich aber sicher ist, dass wir uns irgendwo im Bereich von Depressionen finden und dass es mit einer "Trauerreaktion" wohl nicht getan ist.

    Ich bin etwas verwundert, wenn ich ehrlich sein soll. Ich habe mich heute versucht eher gut gelaunt zu geben und fühlte mich auch tatsächlich besser als beim letzten Mal. Dennoch ist die der Ansicht, ich sei "krank".


    Ich fühle mich sehr schwach und mal wieder total unfähig. Warum bekomme ich mein Leben nicht auf die Reihe? Mein Mann ist glücklich, wenn eine Diagnose steht. Für ihn bedeutet eine Diagnose, dass nun eine Therapie also Behandlung möglich ist und somit fühlt er sich sicher.

    Ich weiß nicht was ich fühlen soll...außer dass ich ein riesen großes Chaos in meinem Kopf habe.


    Ein Bekannter meiner gestern, dass ich meinen Kindern keinen Gefallen tue. So wie ich aussehen würde. Ich glaube, er meinte mein Gewicht...Ich habe doch deutlich abgenommen in den letzten Wochen und achte nicht mehr so sehr darauf, mich perfekt zu richten.


    Ich hatte bisher gedacht, dass ich trotz allem einigermaßen gut für meine Kinder sorge bzw acht gebe. Jetzt frage ich mich, ob nicht alle besser dran wären wenn ich nicht mehr wäre. Diese Gedanken habe ich schon länger, aber wenn sich nun bestätigt, dass ich "krank" bin...

    Ich will, dass mein Mann glücklich ist...ihr schreibt alle, dass ihr so tolle Jahre mit euren Liebsten hattet...vllt sollte mein Mann auch dieses Glück haben - mit jemand anderem...?

    Meine Kinder sollen nicht mit einer kranken Mutter aufwachsen...sie sollen lachen und leben dürfen...


    Ich wünsche euch Sonnenstrahlen auf den Abend. Es ist schön, dass es so ein Forum und die Möglichkeit des Austausches gibt.

    Passt auf euch auf!

  • Liebe Regentropfen,

    ich habe hier lange nicht mehr geschrieben, aber eines weiß ich ganz sicher: Du bist die beste, die einizge und die richtige Mutter für deine Kinder. Auch wenn du "krank" sein solltest, wie du befürchtest, auch wenn dir im Moment alles schwer fällt und du glaubst für niemanden genug zu sein. Deine Kinder brauchen dich und niemand anderen. Niemand könnte dich jemals ersetzen, egal wie super jemand anderes alles machen würde, du würdest immer fehlen. Keinem würde es besser gehen, ganz im Gegenteil. Wenn du glaubst, es geht ihnen jetzt schlecht, dann potenziere das um ein Tausendfaches. Ohne dich, wäre das Leben furchtbar für sie.


    Mein Mann litt 2 Jahre unter Depressionen und auch er hatte diese Gedanken. Insofern bestätigen solche Gedanken schon den Verdacht einer Depression. Aber eine Depression ausgelöst durch einen schlimmen Verlust und einer Lebenskrise ist nichts Ungewöhnliches. Man ist nicht "krank", weil man nicht richtig ist, oder etwas nicht richtig macht. Manchmal ist einfach alles zu viel und der Körper reagiert so und dann braucht man Hilfe. Es ist nichts, was du allein verändern kannst. Wenn du über einen langen Zeitraum so überlastet und traurig bist, dann können sich chemische Abläufe im Gehirn verändern. Dadurch gehen Gedanken immer in dieselbe negative Bahn und je mehr sie das tun, um so mehr wählt dein Gehirn diese "Automatik". Das ist ein bisschen so, wie wenn man jeden Tag denselben Weg zur Arbeit fährt und manchmal losfährt und plötzlich auf dem Weg zur Arbeit ist, aber man wollte eigentlich woanders hin. Dieser Automatismus kann auch im Gehirn entstehen und macht es unglaublich schwer, da wieder heraus zu kommen. Mein Mann ist da auch hineingerutscht, weil er sich in einer Situation befand, die ihm einfach zu viel wurde. Seine Eltern waren plötzlich weit weg, er lebte in einem neuen Land mit einer Sprache die er nicht kannte, sollte in einem neuen Job ein Team in einer Sprache leiten, die er noch nicht sprach und unser Kind wurde geboren. Es war alles zu viel. Auf allen Ebenen hatte er über lange Zeit das Gefühl, dass er "es" nicht hinkriegt (das Heimweh verarbeiten, ein guter Vater sein, erfolgreich im Job usw....), aber müsste. Nach einem Jahr ging fast gar nichts mehr. Er hat auch erst einmal lange gebraucht anzunehmen, dass etwas über das Normale hinaus nicht stimmt. Schließlich hat er offen mit seinem Hausarzt gesprochen und ziemlich schnell ein Medikament gegen Depressionen verschrieben bekommen. Ich war da erst sehr skeptisch und wollte erst nicht, dass er das nimmt. ABER rückblickend war es der Schlüssel. Das Medikament hat ihm geholfen wieder "wie er selbst", so hat er es immer beschrieben, denken zu können. Die chemischen Prozesse im Gehirn liefen wieder in "guten" Bahnen ab und das hat ihm die Kraft verschafft, eine Therapie machen und nutzen zu können. Er sagt noch heute, die Therapie allein hätte nicht geholfen, er hätte gar nicht die Energie dazu gehabt. Heute ist es schon 7 Jahre her, dass er die letzte Tablette genommen hat.


    Ich bin so froh und so dankbar und stolz auf meinen Mann, dass er damals trotzdem er überzeugt war, dass wir ohne ihn besser dran wären und er sowieso ein Versager auf ganzer Linie wäre und es tausend Männer gäbe, mich und unsere KInder viel glücklicher machen könnten, sich der Aufgabe gestellt hat, versucht hat, Hilfe anzunehmen, auch wenn er nicht überzeugt war, dass es etwas bringen würde.


    Dein Mann will keine andere Frau. Der möchte DICH. Deine Kinder genauso. Versuche, für sie die Hilfe anzunehmen, auch wenn du nicht überzeugt bist. Und deine Mama? Sie ist nicht mehr da, aber sie hätte gewollt, dass du alle Unterstützung bekommst, die du haben kannst. Manchmal sieht man kein Licht am Ende des Tunnels, man muss einfach ganz fest daran glauben, dass es trotzdem da ist. Ich sage mir das fast täglich, Ich frage mich so oft, wann hört das endlich auf? Dieser Schmerz, diese Trauer, diese Wut, diese Verzweiflung. Immer, immerzu, jede Minute. Heute habe ich schon auf dem Weg zur Arbeit geheult, weil ich meine Mutter mit einer solchen Wucht vermisst habe, dass ich kaum atmen konnte. Aber wenn wir Kinder haben, dann müssen wir daran glauben, dass es irgendwann irgendwie auch wieder besser wird, auch wenn es sich nicht so anfühlt.


    Ich möchte dir damit Mut machen, daran zu glauben, dass es wieder besser werden wird. Manchmal braucht man Unterstützung, um aus einem Loch wieder herauszukommen, aber daran ist nichts Schlimmes. Und du bist auch nicht schuld, dass du in das Loch gefallen bist. Es war da und es war einfach zu schwer nicht abzurutschen. Du musst so viel leisten als Mama jeden Tag, daneben "mal eben nebenbei" den Verlust und die Trauer auszuhalten mit der du zurecht kommen musst, ist fast unmöglich.


    Ich sende dir ganz liebe Grüße!

  • Ihr Lieben,

    ich möchte euch allen ganz besonders danken, für die Zeit, die ihr im Forum verbringt und dafür dass ihr so verständnisvoll und fürsorglich miteinander umgeht. Immer versucht ihr den andern zu verstehen und zu ermuntern. Respekt.Obwohl ihr selbst trauert und oft am Verzweifeln seid, findet ihr immer noch tröstende Worte für den Andern. Das ist vorbildlich. Sowas findet man sonst in keinem anderen Forum. Ich bin ganz angetan von diesem Forum. Von eurer gegenseitigen Liebe und von dem positiven Ton, der hier herrscht. Ich wusste nicht, dass so etwas in der heutigen Zeit überhaupt möglich ist. Ich habe in der kurzen Zeit viel gelernt von euch. Dafür danke ich euch allen.

    Herzlichst

    Heinz Maximilian

  • Liebe Stille Perle.

    Ich danke dir!


    Ich finde den Tag heute doppelt "schwierig". Zum einen denke ich besonders viel an sie...einfach des Datums wegen...

    Und zum anderen habe ich das Gefühl, es müsse sich nun etwas ändern. Jeder meinte, das erste Jahr sei das schwerste, weil alles zum ersten Mal ohne den geliebten Mitmenschen erlebt wird. Bei jeder Feier, an der ich traurig war (Weihnachten, Ostern, Geburtstage, Hochzeitstag, etc.) hieß es immer, dass man das verstehen könnte, da es schließlich das erste Mal ohne das Beisein oder die Worte meiner Mutter sei...


    Wie soll ich mich zukünftig verhalten? Warum soll es zukünftig weniger schmerzen wenn sie an Geburtstagen nicht dabei ist?


    Gestern bekam ich sogar gesagt: "Das erste Jahr ist das schlimmste! Du wirst sehen, dass nach morgen alles leichter wird!"

    Ich war fassungslos und musste lachen als hätte man mir einen Witz erzählt.

    Ich vermisse doch nicht weniger vom einen auf den anderen Tag....

  • so ein Quatsch ..., wie wenn von heute auf morgen die Trauer ausgeschaltet werden könnte, "NUR" WEIL NUN 1 JAHR vorbei ist ...

    Soooo ein dummes Geschwätz ...


    Du merkst ich bin echt sauer !!!


    Dieser Tag, DER TAG des endgültigen Abschieds tut einfach soooo im ♡ weh, auch wenn zuvor schon kleinere oder größere verschiedene Abschiede von diesem geliebten Menschen - bei dir deine Mama, bei mir mein seelenverwandter Mann-

    stattfanden.

    Dies verstehen alle diejenigen nicht, die selbst nie so eine enge, liebevolle, wertschätzende ♡-Verbindung mit einem anderen Menschen hatten.


    Nimm dir die Zeit , die DU benötigst !

    & nein, nach 1 Jahr und 4 Tagen

    (dieser Jahrestag ist ja nun vorbei ...)

    fühlt es sich noch ganz genauso an, wie zuvor.


    Zumal morgen unser 23. kirchlicher Hochzeitstag wäre ...


    Es gibt ja auch noch viele andere wichtige gemeinsam verbindende Tage.


    Ich umarme dich heute besonders liebevoll und begleite dich gedanklich durch deinen Tag und die kommende Nacht


    Stille Perle

  • Liebe Regentropfen,

    ich sende Dir liebe Grüße, komm einigermaßen durch diesen schweren Tag... Schön wäre es, wenn danach alles leichter wird. Aber so einfach funktioniert es nicht. Nur in den Köpfen mancher gedankenloser Menschen.

    Liebe Grüße Ros

  • Vielen Dank ihr Lieben!

    Es tat gut von euch gestern begleitet zu werden.

    Ich war gestern sehr sehr wütend! Wütend auf die Ungerechtigkeit und auch wütend auf die Vorstellung, dass meine Trauer mit heute anders sein soll...

    Tatsächlich geht es mir heute aber ganz gut. Ich habe gestern sehr viel über meine Mama gesprochen und wenn es nur mit mir selbst war. Ich habe um sie geweint und meinen Schmerz teilweise mit Alkohol ertränkt... Nicht gerade die feine Art, aber nur so kam ich durch meinen Abend alleine...

    Immer wieder habe ich mir vorgestellt wie sehr meine Mama wohl leiden würde, wenn sie sehen würde was aus mir geworden ist die letzten Monate und dass sie das nie hätte wollen. Meine Mama selbst hat ihre Mama früh gehen lassen müssen - sie war glaub gerade 18 Jahre alt - und hat ihr Leben dennoch in die Hand genommen, geheiratet und zwei Kinder bekommen zu denen sie immer ein gutes Verhältnis hatte.

    Ich habe zwar nicht mehr meine Mama und dadurch ist viel meiner Familie (zu meinem Vater und Bruder) kaputt gegangen, aber ich habe jetzt meine eigene kleine Familie. Und ich habe ganz tolle Freunde (ein Paar mit drei kleinen Kindern) mit denen ich viel reden kann und die immer für uns da sind wenn wir sie brauchen. Und all das ist schön und sehr wertvoll!

    Ich will, meiner Mama und mir zuliebe wieder mehr Sonne in meinen Alltag lassen und zumindest heute bin ich sehr positiv gestimmt, dass das funktionieren kann.


    Liebe Grüße an euch alle

  • dann sende ich dir viele wärmende Sonnenstrahlen &&& einen wunderschönen großen Sonnenblumenstrauß :love: .


    Ich freue mich mit dir, über diesen heutugen guten Tag und deine Gedanken


    Liebe Grüße

    Stille Perle

  • Liebe Regentropfen,


    auch bei mir liegt nun das erste Trauerjahr hinter mir und auch wenn ich sehr viele Einsichten gewinnen konnte, so ist die Tauer doch ganz die gleiche geblieben.

    Auch ich weiß, dass meine Mann sich eine fröhliche und mutige Gabi wünscht und ich arbeite sehr daran, mich weiter zu entwickeln.


    Aber dieser Spruch vom Trauerjahr der ist wirklich ausgemachter Blödsinn.

    Ich weiß, irgendwann wird sich meine Lebensqualität wieder verbessern, aber wann das stattfindet, das kann niemand sagen, ein Jahr reicht definitv nicht dafür aus und ich vermute fast, dass auch zwei Jahre nicht genug sind.


    Ich wünsche dir viel Kraft und die Geduld, die Dinge so zu nehmen, wie sie eben sind. Alles Liebe Gabi

  • Hallo zusammen,


    Ich lese hier eure Beiträge und heule wie ein Kleinkind....... Ich drück euch alle unbekannterweise..... toll wie verständnisvoll hier alles ist......

    Wenn es euch nicht stört würde ich gerne auch ein wenig von meiner Situation erzählen denn diese zerfrisst mich innerlich.... es geht hier um meine Mama die seit heute im Hospiz liegt aufgrund ihrer Krebserkrankung ..... die letzten Tage sind gezählt...... Sie ist meine beste Freundin meine Seelenverwandte mein ein und alles .... das schlimme dabei ist sie ist über 600km von mir entfernt mein Bruder und Vater sind so oft es geht bei Ihr ..... ich habe sie zu Ostern das letzte Mal gesehen wir haben gelacht die Kinder haben Scherze mit ihr gemacht ..... dieses Bild habe ich im Kopf .... und jetzt liegt sie im sterben und ich bin komplett überfordert....... schaffe ich es sie in diesem Zustand zu sehen?? Ich weiß nicht weiter..... ich funktioniere zur Zeit nur noch vor den Kindern lasse ich keine Traurigkeit zu .... aber ich könnte schreien weinen....

    fresse alles in mich auf.....


    Ich merke gerade der Text ist lang geworden Entschuldigung dafür aber es tut mir gut es jemanden zu schreiben// mitzuteilen.....


    Seid lieb gegrüßt

    Martu

  • liebe Martu,


    ich begrüße dich hier im Forum und kann deine Trauer spüren.


    Diese Vielfachbelastung ist zermürbend.

    Hast du evtl. die Möglichkeit in den nächsten Tagen zu deiner Mutter /deiner Seelenverwandten zu fahren ?


    Überall beginnen doch nun die Sommerferien, sprich lernen, Noten ... mit den Kindern steht mal eine Weile nicht an.


    Erzähl uns "gerne", wenn es dir gut tut !


    Du kannst einfach unter einer Überschrift deinen eigenen thread eröffnen.

    Dann kann man dir direkt schreiben.


    Nun grüße ich dich erst mal

    Stille Perle

  • Liebe Stille Perle,

    Vielen Dank für deine Worte es tut mir gut hier zu schreiben.... ich weiß nicht ob es richtig ist sie nochmal in diesem Zustand zu sehen ....anderseits werde ich es bereuen sie nicht ein letztes Mal gesehen zu haben??? Dieses Gefühlschaos Hilflosigkeit wünsche ich niemandem ...... Tag x wird bald kommen und ich habe Angst davor sehr große Angst.........


    Ich werde mal einen Thread eröffnen hoffe ich bekomme das hin ....

    hab gemerkt als ich gestern unter Tränen geschrieben habe das ich „Martu“ geschrieben hab statt Martina


    Liebe Grüße

    Martina