Viel zu früh mußte ich ihn gehen lassen.

  • Liebe Hasi, es kann auch für dich Sinn machen, die Geschichte auch hier aufzuschreiben oder herein zu kopieren.

    Das ist jetzt wie deine Trauergeschichte oder Trauertagebuch. Irgendwann kannst du viele Seiten zurückblättern und

    findest einen Rückblick auf die Zeit, die dann schon hinter dir liegt.


    Ich wünsche dir, dass du hier ein bisschen davon findest, was du suchst und freue mich, dass ich ein Stück deines Weges

    mitgehen darf.

    Lg. Astrid.

  • Danke liebe Astrid!

    Ich werde sie hier noch einmal schreiben.Aber sie ist etwas länger,damit jeder versteht,was wir alles durchmachen mußten,ehe wir ein normales Leben führen konnten.Also kurz.Ich war 15 habe eine Lehre als Friseuse gemacht,doch nach 2,5 Jahren eine Allergie bekommen,also konnte ich nicht weiter arbeiten,doch habe schnell erst mal eine Arbeit als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft bekommen,Gut hab den Führerschein gemacht und meine erste Fahrt ging zu meinem Vater,der im sterben lag,dann kurz darauf fiel ich im Geschäft um.War in einem kleinem Dorf,keine Fachärzte,also in eine Klinik die weiter weg war und das fast ein Jahr,dann starb meine beste Freundin,dann die Oma und ich mußte wieder in eine andere Klinik auch für ein Jahr.Es hatte sich ja rausgestellt,das ich Epilepsie habe,aber keiner konnte richtig helfen,dann kam ich in eine etwas größere Stadt und dort in eine Psychatrie,aber was sollte ich da es war schrecklich und teilweise war man eingesperrt,aber wie raus kommen.Ja dann habe ich dort einen Mann getroffen,der noch einigermaßen normal war und wurde schwanger,da mußten sie mich entlassen und meine Mutter hat sich so auf den Enkel gefreut,doch sie verstarb auch mit 57 an Krebs.Habe den Mann dann geheiratet,aber Liebe war es nicht,aber ich war endlich raus aus dem Irrenhaus.Dann kam unser Sohn zur Welt und kam in eine Einrichtung,doch ich durfte täglich hin,ihn wickeln füttern usw.aber nach 6 Monaten kam er in eine Pflegefamilie,aufgrund meiner Krankheit.Dann habe ich mich schnell getrennt und einen neuen Partner kennengelernt,doch dieser fing nach einer Weile an mich zu schlagen,dann bin ich geflüchet zu Ralf,denn erwohnte auch in dem Haus und hat mich sofort aufgenommen und ab dem Tag bin ich bei ihm geblieben.Seine Eltern waren erst dagegen,und sagten .ob er wüßte was er sich antut,denn ich sei ja krank.Doch das war ihm egal,er sagte.Wartet es mal ab,aus der Frau wird nochmal etwas.Wir zogen dann in eine andere Wohnung und ich wurde schwanger,aber auch unsere Tochter mußten wir nach ein paar Monaten zur Adoption freigeben,weil es zu dem Zeitpunkt keine Pflegeeltern gab.Ich habe auch keinen Sinn mehr gesehen im Leben,doch Ralf hat immer zu mir gestanden,aber es wurde nicht besser.Doch nach Jahren habe ich mal Tabletten weggelassen und neue kamen und es wurde immer weniger,und dann kamen gar keine Anfälle mehr.Endlich ein Lichtblick,doch dann bekam Ralf einen Schlaganfall,hat sich aber wieder ganz erholt und wir bekamen endlich eine größere Wohnung in der gleichen Stadt,aber eine andere Gegend und da fühlten wir uns so wohl und wir wollten uns endlich unseren größten Wunsch erfüllen und heiraten und das haben wir gemacht.Nie ging es immer die blöde Krankheit und das wollten wir immer und es war wunderschön. Und ich hatte soviel Energie,das ich irgendetwas machen mußte.Da habe ich mir eine ehrenamtliche Aufgabe gesucht in einem Seniorenheim und es ist so schön da.Erst war es nur einmal in der Woche so Kaffee ausschenken,dann kam noch ein Spielenachmittag und basteln und Betreuung einzelner Personen dazu.Ja Ralf durfte ja nach dem Schlaganfall nicht mehr arbeiten,aber er war so froh zu sehen,das ich wieder Spaß an etwas hatte und es ging uns beiden sehr gut.Die Kinder haben wir beide kennengelernt,denn sie standen eines Tages vor der Tür und wir hatten eine gutes Verhältnis zu beiden.Ja dann starb seine Mutter im Jahr 2018 und es hat Ralf ganz schön mitgenommen,denn die beiden waren sich sehr ähnlich.Nach der Beerdigung sagte er,das war doch mal eine schöne Beerdigung,das sagt man ja nie ,aber seine Cousine ist Märchenerzählerin und hat eine persönliche Geschichte geschrieben und das war sehr schön.Ja dann mußte er seinem Vater öfter helfen und dann kam der Dezember und da war er öfter bei seinem Vater und hatte noch einige Zahnarzttermine.Wir waren noch zum Weihnachtsmarkt und dann hatte er Magenschmerzen,die aber harmlos waren,doch dann bekam er noch eine Erkältung dazu und ich sagte noch,das wir dann dieses Jahr Weihnachten zuhause bleiben,aber er sagte das wird schon.Ja dann am 24.12.machte er mich morgen wach und sagte.Schatz du mußt einkaufen gehen,ich schaffe es nicht,denn ich habe die ganze Nacht schlecht Luft bekommen und ich sagte gut,aber danach gehen wir zur Notaufnahme.Ich traf dann eine Freundin und die ist mitgekommen,doch er schaffte es bis zur Treppe,dann haben wir den KW gerufen.Ich bin mit zum KH:Dann hat man mich weggeschickt,weil es länger dauern würde und nach 3 Stunden sagte man mit,das er dann auf eine Station gelegt werden würde,aber es würde noch dauern.Bin dann am späten Nachmittag hin und dann sagte man mir,nein hier ist ihr Mann nicht.Dann ging das Telefon und der Arzt meinte,sie müßten Ralf mit Blaulicht in eine Spezialklinik bringen und ich sollte zum Ausgang gehen,wo die Rettungswagen wären,dann würde ich ihn sicher noch sehen.Der Wagen stand bereit,doch nichts tat sich,dann nach fast einer Stunde bin ich rein,aber sie konnen nichts sagen und ich sollte mich vorne ins KH:setzten.Hab immer gefragt und dann nach1,5 kam ein Arzt und sagte,kommen sie bitte mit ich werde ihnen die ganze Geschichte erzählen.Dann sagte er mir,das seine Herzkränzgefäße verkalkt wären und als er für den Transport fertig gemacht worden war,hatte er keinen Puls mehr.Dann haben sie 2,5 Stunden versucht ihnzu reanimieren,aber dann hat sein Herz für immer aufgehört zu schlagen.Die Beerdigung war dann an dem Todestag seiner Mutter.Und seine Cousine hat auch für us eine wunderschöne Geschichte geschrieben,vom kennenlernen,heiraten bis zum Weihnachtsmarkt und das hätte er sich auch gewünscht und wir hatten einen unterschiedlichen Musikgeschmack und da habe ich von Andreas Gabalier Amoi seg ma uns wieder ausgesucht und von fremden Mächten,das hat die Freirednerin auf der Gitarre gespielt und wir hatten ein gemeinsames Lied von Era Ameno,das haben wir geliebt.Ja und am Grab hat die Freirednerin noch jedem ein Herz aus Glas gegeben.Ich weiß noch ,wenn Ralf und ich öfter über das Thema Tod gesprochen haben,dann hat er mal gesagt,ach wenn ich mal gehe,da kommt wiso keiner.Aber die Kapelle war voll und es waren viele Kollegen vom Heim und sogar Kinder die ihre Eltern da besuchen anwesend,das hat mich gefreut.Ja er war immer sehr liebenswert zu allen und hatte für alle ein offenes Ohr.Und begreifen kann ich es immer noch nicht.So die Geschichte war ganz schön lang liebe Astrid,aber jetzt weißt du alles.Herzliche Grüße Helga

  • Liebe Helli ,

    Deine Geschichte geht einem ganz schön nahe . Du hast in deinem Leben so viele Menschen verloren , Auch wenn deine Kinder Leben, durftest du sie trotzdem nicht aufwachsen sehen , das ist sehr hart.

    Dann lernst du endlich einen liebevollen Mann kennen , der voll hinter dir steht und auch ihn müsstest du wieder hergeben .

    Das tut mir alles sehr leid , so etwas hat niemand verdient .

    Ich wünsche dir viel Kraft und fühl dich gedrückt.


    Liebe Grüße

    Birgit und Fine

  • Liebe Helli,

    vielen Dank, dass du für uns noch mal deine ganze Geschichte aufgeschrieben hast.

    Auch mich hat sie sehr berührt.

    Es war sicherlich auch sehr aufwühlend für dich, dass du im Krankenhaus weggeschickt wurdest, dann viel Zeit verging, du deinen Mann gesucht hattest und man dir am Ende noch die schlechte Nachricht überbringt.

    Man fühlt sich dann so machtlos und vor vollendete Tatsachen gestellt.

    Wenn ich deine Geschichte so lese finde ich es erstaunlich und auch schön, dass du für uns andere hier im Forum immer noch so liebe Worte übrig hast. Du hast immer noch Wärme übrig, die du anderen Menschen gibst, obwohl du viel durchmachen musstest. Da kannst du stolz auf dich sein.

    Liebe Grüße,

    Sora

  • Danke liebe Astrid,Sora Ros und Schatzi!

    Danke für die lieben Worte von euch allen.Ja es war eine schlimme Zeit,aber ich habe immer versucht nach vorne zu schauen,auch wenn ich manchmal keine Lust mehr hatte,weil alles so sinnlos war.Und die Arbeit im Heimgibt mir soviel,da haben alle Verständnis und wenn ich mal anfange zu weinen,dann werde ich in den Arm genommen.Die Bewohner haben mir die Kraft gegeben weiter zu machen,das hätte Ralf auch gewollt und er wird mich auch weiterhin auf jedem meiner Schritte begleiten.Schön,das es euch alle gibt und das wir hier zusammen halten.Wir alle wissen,das die Trauer nie aufhören wird,aber durch die Arbeit bin ich wenigstens am Tage abgelenkt,bis ich dann die Haustür aufschliesse und alles ist so leer.Ja das wird auch noch dauern,aber da müssen wir alle durch und eine Antwort auf das warum,werden wir nie bekommen.Liebe Grüße Helli

  • Liebe Helli,


    deine Geschichte ist sehr traurig, du hast so viel verloren, deine Kinder und jetzt deinen lieben Mann. Es war

    für mich sehr aufwühlend. Ich bewundere dich, dass du trotzdem nach vorne schaust, und dass du im Pflegeheim

    so viel Kraft schöpfen kannst.

    Wie Sora schreibt, hast du hier im Forum immer liebe und trostvolle Worte übrig.

    Mit der leeren Wohnung habe ich täglich auch zu kämpfen.

    Alles ist still, alles ist aufgeräumt, keine Zeitungen liegen herum, das Haus hat kein Leben mehr. Ja, da müssen

    wir durch, aber es ist schwer. Fühle dich gedrückt von mir.


    alles ,alles Liebe Maike



    .

  • Liebe Helli,

    ja, die alltägliche Ablenkung tut dir gut und auch die Tatsache, dass du gebraucht wirst.

    Mach weiter so!

    Auch deine Trauer kann sich mit der Zeit, die vergeht, noch weiter verändern. Was nicht bedeutet, dass du Ralf vergisst.

    Wir müssen so gut es geht die Leere in unserem Leben mit kleinen Dingen befüllen, auch wenn es nicht mehr wie früher wird.

    Es wird anders.


    Wünsche dir einen schönen Samstag!

  • Hallo Sora und Maike!

    Ich danke euch für die lieben Worte und ich werde weitermachen.Heute war es nicht so schön einkaufen alleine un im Bus mußte ich weinen,denn überall glückliche Paare und lachen,das tut sehr weh.Aber gerade hat mich eine Tochter von einer Bewohnerin angerufen(Die hatte ich 5 Jahre betreut,aber sie ist dann im Mai 2019 verstorben)und wollte sich mal mit mir treffen in der Stadt und Kaffe trinken gehen.Ja die Frau hatte 5 Kinder und ich gehörte schon zur Familie dazu.Da habe ich mich gefreut.Und meine Cousine hat mich heute Abend eingeladen,da liest sie etwas vor in einem Cafe und sie würde sich freuen ,wenn ich kommen würde.Ich weiß es noch nicht,denn es ist Kulturnacht hier und viele Menschen unterwegs,ob ich das mache.Ich würde wohl gerne,aber dann denke ich ,nein,Mal sehen wie es später ist,es ist erst am Abend.Ich drücke euch beide ganz doll.Euch auch ein Schönes Wochenende.Helli

  • Wenn wir einen Menschen loslassen müssen,weil er gestorben ist,

    erfasst uns tiefste Verzweiflung,das Gefühl absoluter Verlassenheit.

    Und wir trauern um die Gemeinsamkeit und Zugehörigkeit,

    den verlorenen Schutz,die schlagartig gekappte Verbundenheit.

    Wir bleiben alleine zurück.

    Wir können uns in diesem Menschen nicht mehr spiegeln.

    Wir bekommen von ihm keine Bestätigung mehr,keine Wertschätzung.

    Wir können uns nicht mehr mit ihm austauschen,

    wir spüren keine körperliche Nähe mehr.

    Wir können ihn sinnlich nicht mehr wahrnehmen.Wir sind auf uns selber zurückgeworfen.

    Das tut weh.

    Denn zeitlebens streben wir alle nach einer Harmonie.

    Wir sehnen uns nach Gemeinsamkeit.

    Nach Zweisamkeit.Freundschaft und Liebe.<3

  • Ich glaube,das hätten unsere Partner alle noch gerne zu uns gesagt,wenn sie es gekonnt hätten.

    Spiele.lächle,denke an mich.

    Tod bedeutet gar nichts.

    Ich bin nur nach nebenan verschwunden.

    Ich bin ich und du bist du.

    Was wir füreinander waren das sind wir noch.

    Nenne mich beim alten vertrauten Namen.

    Sprich von mir,wie du es immer getan hast.

    Ändere nicht deinen Tonfall.

    Zwinge dich nicht zu aufgesetzter Feierlichkeit oder Traurigkeit.

    Lache weiterhin über die kleinen Scherze,an denen wir gemeinsam Spaß hatten.

    Spiele,lächle und denke an mich,bete für mich.

    Laß meinen Namen weiterhin so geläufig sein,wie er immer war.

    Sprich ihn unbekümmert aus,ohne die Spur des Schattens.

    Das Leben bedeutet all das,was es bisher bedeutete.

    Es ist genauso wie immer.

    Es geht uneingeschränkt und ununterbrochen weiter.

    Warum sollte ich vergessen sein?

    Nur weil du mich nicht mehr siehst?

    Ich warte einstweilen auf dich,

    ganz in der Nähe,nur um die Ecke.

    Alles ist gut.<3

  • Hallo Helli,

    schön, dass du so liebe Menschen um dich hast, die dir Halt geben.

    Warst du dann noch in dem Café für die Lesung?

    Ich kann fremde Paare gerade auch nicht so gut ab... aber ich möchte mir von ihnen auch nicht die "Lebensfreude" nehmen lassen.

    Möchte einfach die Unternehmungen machen, auf die ich Lust habe.

    Bis jetzt kam ich im Alltag mit der Einstellung ganz gut klar. Aber auf Hochzeiten gehe ich ja schon mal nicht.

  • Hallo Sora!

    Ja ich war bei der Lesung und das war gut.Das Cafe war gefüllt,aber draußen dann soviele Leute,das ertrage ich nicht.Ich habe für Ralf noch eine Kerze angezündet in der Kirche und dann schnell nachhause.Wenn man die vielen glücklichen Paare und Menschen sieht,natürlich gönne ich es allen,aber es tut noch so weh.Vielleicht kommt irgenwann die Zeit,wo es wieder erträglicher wird.Alles braucht seine Zeit ,nur im moment brauche ich so etwas noch nicht.LHG Helga