Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • ich muss wohl doch bald wieder in meine alte wohnung. denn seit jahren leb ich ja von der tasche. weiss bald nicht mehr wie es ist, eine eigene küche, ein eigenes bad zu haben. Seit mein Jürgen krank wurde, es war seit Ende 2015. hab ich kein eigenes Leben mehr. Seitdem hab ich ja von der Tasche in der Ecke gewohnt, gelebt.

    seit dem 7. oktober bin ich bei goetz, unserem freund, fast blind, krebsdiagnose, es ist hier zu ekelig, er siehts ja net, aber die spüle, das klo, der kühlschrank, der boden, entsetzlich. warum mach ich das nicht??? ich kann nicht, ich kanns wirklich nicht. bin froh, wenn ich morgens aufsteh, kaffee trink, und es grad noch schaff, zu meiner mutter zu fahren. ich kauf zwar für ihn ein, mach botengänge, wie schriftliches, koch und kauf ein für ihn, giess seine pflanzen, mehr geht eben nicht. ich seh den immensen dreck hier. aber kann nicht. ich war doch immer so unendlich kraftvoll für meinen jürgen. hab auch 20 jahre durchgearbeitet, als alleinerziehende, damit ich meiner pia irgendwas leisten konnte, aber schon die studiengebühren haben mich als schach gemacht. es ist einfach, das war schon immer so, niemand für mich da, eben nur mein jürgen, aber er ist weg. jetzt grad wirklich nicht da. für ihn war ich jahrelang da, hab ihn gepflegt bis ich tatsächlich für mich den notarzt rufen musste. es hiess, ich war durch die letzten jahre über meine grenzen gegangen. aber: ich hab erst aufgegeben, psychisch und körperlich, als ich merkte, ich kann ihm nicht mehr helfen, erst da bin ich zusammengebrochen. aber es war halt liebe, die gibt so unendlich viel kraft und man merkt es gar nicht mehr, daß man selbst am ende ist. das hätte ich niemals akzeptiert, bis ich dann fertig war und nicht mehr konnte.

    aber immerhin: ich hab gekämpft für ihn, und schaffte es, daß seine tochter ihn nicht ins pflegeheim bringen konnte, daß er fast bis zum schluss daheim leben konnte mit mir. es war schwer, aber für ihn hätt ich noch viel mehr getan!!!

    alles liebe euch, ange

  • Hallo Ange,

    das alles kann ich auch etwas nachvollziehen.

    Wenn mein Vater aus dem KH kommt, da geht auch für mich der Stress wieder los, da muss ich ihn im Rollstuhl zwischen Pflegebett, Anziehen und Klo hin-und herfahren.

    Meine Substanz schwächt sich ab, aber irgendwie macht der irdische Körper immer noch nicht schlapp. wo ich doch gehofft hatte, dass der Übergang ins geistige Reich zu meinen Liebsten, die alle schon dort sind und natürlich vor allem zu meiner herzensguten, fröhlichen Dorit sich nun bald einmal vollziehen würde.

    Ich habe auch viel für Dorit getan, habe ihrre Wohnung mehrmals vom Kot durch den Wasserüberlauf befreit, ihr Rohrwsystem mehrfach repariert und mehrere Rohrbrüche repariert und ihre Hausordnung gemacht, ABER was war der DANK: TOT MIR vor die Füsse geworfen und jetzt kann ich das nicht mehr aushalten.


    Da rufe ich nach der Regenbogenbrücke. Zeichen zuletzt vor 7 Wochen waren das letzte, was mich aufgerichtet hatte. Nun NICHTS MEHR. Leider !


    Alles liebe auch Dir

    Matthias

  • lieber matthias,

    schau, dass dein vater nach dem kh in die anschlussreha kommt, das ist nach einer hüft-op üblich

    auch jetzt in corona-zeit. dadurch gewinnst du zeit für dich und hast ihn in einem besseren zustand zu hause.

    wende dich am besten an den sozialdienst des kh.

    liebe grüße

    flora

  • Liebe Ange

    Du hast für deinen Jürgen alles in deiner Macht stehende getan und auch für Götz.

    Ich möchte mich vorsichtig trauen, dir zu sagen, dass es dir gut tun würde, deine eigenen vier Wände zu haben, wo du dich selber sein kannst.

    Du könntest zur Ruhe kommen und neue Kraft tanken.

    Dein Jürgen wird dich begleiten und immer bei dir sein.

    Du könntest Götz mit dem nötigen Abstand sicher auch weiterhin unterstützen, da findet sich sicher ein Weg.

    Was meinst du?

    Lg Brija

  • Ja, Brija und Dank Dir. Mir wirds immer klarer, daß ich wieder in meine frühere Wohnung muß, denn so schnell find ich keine neue, die auch bezahlbar ist. Ich brauch halt jemand, der mich beim Putzen und Grundreinigung unterstützt. Hab bei Ebay eine Anzeige geschaltet. Ich kann auch noch am Wochenende zu Götz, ihn zu unterstützen, vor allem aber, weil hier die Erinnerungen von meinem Jürgen sind, sonst ist ja nichts mehr, denn seine Wohnung in Leonberg, da war ich die letzten Jahre bei ihm, existiert so nicht mehr. Meine frühere Wohnung in Makrgröningen ist für mich eben sehr, sehr negativ, weil ich da ein paar Monate lang jemand "hausen" liess, der nicht so ordentlich war, um es mild auszudrücken.

    Einen Gruß an Dich. Ange

  • Liebe Ange!

    Ich kann das sehr gut verstehen,das es dir sehr schwer fällt und du hast soviel für Götz getan ,

    und du weißt ja auch ,das er sich über Kleinigkeiten auch mal aufregt und ich weiß auch nicht,

    wenn du putzen würdest,was er dazu sagt,ob er es gut findet oder ob es ihnnervt.Und du mußt

    erst mal an dich denken und ich glaube ,das es ganz wichtig wäre mit einer neuen Wohnung.

    Wenn ich in der Nähe wohnen würde,hätte ich dir geholfen,bin gerade soviel am putzen

    und es macht Spaß,wenn alles wieder gut aussieht und alles geordnet ist.Ruhe dich etwas

    aus und die eigenen vier Wände wären wirklich gut für dich,vielleicht würdest du da

    etwas zur Ruhe kommen.Liebe Grüße Helga:30:

  • Liebe Ange,

    Das ist bestimmt eine gute Idee. Dort hast du wieder einen geschützten Raum für dich, und kannst trotzdem für deinen Freund da sein.

    Ich hoff das du bald jemanden findest der dich bei den anstehenden Arbeiten unterstützen kann.


    Liebe Grüße

    Isabel

  • eigentlich ist es nicht schlimm, daß ich keinen menschen hab, mit dem ich darüber wirklich sprechen kann. es ist ok. ich hör, ich sei zu empfindlich, hab gesagt, ich hab das recht, grad so empfindlich zu sein. aber ich war ja schon immer empfindlich. ich ertrag grad einfach keinerlei kritik und auch grad nichts negatives. ich hab heut bei götz bei seinen bäumen im garten dieses efeu weggerissen, hab ihm von der tanke ein eis geholt. ich versuch trotzdem noch, daß andre freude empfinden. aber wenn dann kritik kommt, könnt ich ausrasten. ich glaub, ich sollt einfach mal in watte gepackt werden, so wie ich es immer für meinen jürgen machen wollte. alles reizt mich grad. furchtbar. ich hab so viel heimweh nach dir, jürgen. wenn meine tochter nicht wär....hab doch keine lust mehr, zum leben. natürlich hab ich noch dieses urvertrauen zu dir, das wird immer da sein, aber es hilft net so viel grad. oh gott, jürgen, ich weiss, es ist besser, daß du dieses szenario nicht miterleben musst, das hättest wohl nicht ertragen, du mit deiner stärke und deinem wahnsinnigen willen!! aber ich liebe dich, mein herz, du meine seelenliebe, du mein alles, mein halt, meine seele! Ange

  • Ich hab folgende Verse für meinen Jürgen geschrieben, ganz am Anfang noch, mit einer Haarsträhne von mir:


    Ich sing wahnsinnig gerne, wenn Tropfen wie Kristalle vom Himmel fallen,

    ich schreib gern Gedichte, wenn ein Einhorn durch das so weiche Moos dahintrabt

    und ich liebe Spiele im Windlicht

    wenn mich ein starker Mann (Du) mich vor dieser so unendlichen Schwärze der Nacht beschützt.


    In ewiger Liebe, Jürgi, Deine Ange


    (Du sagtest immer zu mir, meine Butzele, mein Herz. Weisst noch, wie ich in der Notaufnahme, wo wir so oft in letzter Zeit waren, ich zu Dir immer sagte: Jürgen, ich bin doch da und Du sagtest mir: Ich weiss, Herzele, aber es reicht nicht).

  • An Sky7/Robert, Yanouk, Kornblume, miederer, brija,lilifee, blaumeise, sonne10, petronella und ihr alle,



    Ich muss immer wieder drüber nachdenken, was so alles passiert und daß anscheinend Seelen hier auf Erden kommen, um zu lernen oder es ist schon vorbestimmt, dieses Leben hier auf Erden.


    Dann muß ich denken z,B. an Babys, die im achten Monat im Bauch der Mutter schon sterben, oder als Totgeburt auf die Welt kommen. Oder die hunderttausend Juden, die vergast wurden, die Leichen nicht nur verbrannt sondern auch in Löchern verscharrt wurden. Wie haben da die Liebsten wohl getrauert?


    Oder Menschen, die niemanden was angetan haben, also wirklich gute, und jetzt fast blind oder blind oder Krebs, oder jetzt, Kranke dahinvegetieren, Menschen im Heim, einfach total allein ohne einen Nächsten, in einer fremden Atmosphäre. Keine Hand vom Nächsten, sondern allein. Wie kommen die damit zurecht?


    Ich bewunder meine Mutter, die ihren Sohn mit 5 2 Jahren plötzlich verloren hat. Sie lamentiert einfach nicht, obwohl sie außerdem alles, Haus und Hof verloren hat. Sie geniesst . Sie sagt sie mir immer, daß sie dankbar ist, daß sie draussen in der Natur sitzen darf und die Vögel hört und die Tannen sehen kann.


    Ich bewunder auch unseren Freund Götz, der plötzlich fast blind geworden ist, sein Leben war: Vögel und Fledermäuse beobachten, alles dies kann er jetzt nicht mehr. Er hat keine Frau, keine Liebe, an der er sich halten kann. Absolut einsam. Und trotzdem: Er ist so wahnsinnig positiv. Er kann sogar jetzt, in seiner Situation, auch Krebsdiagnose, immer noch sagen: mir gehts gut, er ist so genügsam und freut sich trotzdem jeden Tag über Dinge. Irre! (Er kann ja net mal mehr sein geliebtes Kartenspiel auf Computer mehr machen. Und trotzdem...... Er freut sich jedesmal, wenn er ein gutes Essen macht.


    Das macht mich selbst als absolut demütig.


    Ange

  • Liebe Ange,

    das denke ich auch manchmal. Womit haben manche Menschen so ein schweres Schicksal verdient, und was ist mit den Fehl- und Totgeburten? In dem Buch "Inkarnationsziel Erde" steht u.a., daß manche Seelen sich bewußt ein schweres Leben aussuchen um zu lernen und zu wachsen. Und ein schweres Schicksal hätten sie um frühere Verfehlungen zu sühnen. Mit dieser Vorstellung habe ich aber große Probleme. Ich weiß auch nicht, ob es Inkarnation wirklich gibt. So richtig vorstellen kann ich mir das nicht.

    Aber Menschen wie Deine Mutter und Dein Freund Götz sind wirklich zu bewundern. Sie sind auch schwer geschlagen, aber trotzdem finden sie Dinge, für die sie dankbar sein können. Da kann man wirklich nur demütig werden.

    Liebe Grüße

    Lilifee

  • Liebe Lilifee, trotz der späten Stunde danke ich Dir, daß Du mich verstehst. Jetzt werden wir aber mal schlafen, hab bis jetzt die CD vom letzten Sitting vom Medium angehört und hat mich sehr beruhigt. Liebe Grüße von mir. Ange

  • Dann muß ich denken z,B. an Babys, die im achten Monat im Bauch der Mutter schon sterben, oder als Totgeburt auf die Welt kommen.

    Liebe Ange,

    Auch mein Baby ist bereits im Bauch verstorben. Du schreibst wie diese Menschen wohl getrauert haben?

    Nicht anders als ihr hier. Ich bin auch meinen eigenen, individuellen Weg gegangen, indem ich ein Buch geschrieben habe.


    Und hier sehe ich jeden Tag so viele verschiedene Wege zu trauern. Und jeder ist besonders <3