Mein Jürgen, mein Lebensgefährte, hat losgelassen am Montag, den 07.10.19

  • Liebe Kikiro, ich fühle, denke, spreche immer vom Innersten raus, nicht immer gut, aber ich bleib auf meinem Weg, daher kann sich jeder, ob Mensch oder Tier, sich auf mich verlassen. Nicht mehr und nicht weniger.


    Lieber Gruß von mir. Ange

  • Hier ist mal wieder meine Art von Tagebuch:


    erstmal tut es mir furchtbar leid, egal, wer es hier liest, daß ich für andere keinen Trost, keine Nachricht sende. Ich komm mir wie ein Egoist vor.


    Als ich am Todestag von meinem Jürgen ruhelos im Auto umherfuhr, dann endlich eine Stelle fand, wo ich von weitem das Robert-Bosch-Krankenhaus sah, dieses Fenster, wo wir drin waren, wo er drin lag. Ich spürte beim Fahren eine Wärme, das beruhigte mich.


    Es ist ein Elend in dieser Welt, aber vielleicht hilft manchem, der grad verloren hat, folgende Sätze:


    Im Oktober ist ja mein Jürgen wegegangen, seitdem ist mein Halt, mein Beschützer, alles weg. Ich hab aber noch, gott sei dank, meine Tochter Pia, meine Mutter und Götz, unserem Freund.


    Gestern abend hat Götz gekocht, das Gemüse war nicht wirklich gar, ich schimpfte, dann war ich ruhig. Ich weinte und sehnte mich nach meinem Jürgen, bin seither wie ein Blatt im Wind, wie vorher, bevor ich ihn, mein Leben, kennengelernt hab. Bin so was von weinerlich.


    Heut wollt ich, wie jeden Tag, wieder zu meiner Mutter an den Sandplatz , wo wir immer, jeden Tag sitzen, mit der Hündin meiner Pia. Aber Götz hatte wohl noch zu arbeiten am Computer. Es war mittlerweile zwei Uhr. Ich drehte fast durch. Denn diese zeit ist meine ganze Zeit, wo ich mal unter Menschen bin, die mir wichtig sind. Mir ist es wichtig, mit meiner Mutter und Pia durch den Wald zu laufen,

    Aber ich fuhr ihn ins Büro, natürlich tut mir Götz jetzt leid (fast blind) aber ich mußte so weinen, weil ich dachte: meine Güte, alles was mir doch bleibt, ist dieser tägliche Gang mit meiner Pia und meiner Mutter (wer weiss, wie lang ich sie noch hab, obwohl ich niemals versteh, wie sie mit mir als Kind und auch danach umging, ganz schlimm, darunter leid ich noch heute, aber ich bin ein Mensch, der einfach verstehen will, aber auch verzeihen)


    Es war so schön, ich hab sie alle im Wald getroffen und bin mit ihnen noch viel gelaufen.


    Ich denk, sie haben gemerkt, wie es mir ging, denn mir laufen die Tränen, wenn ich immer dann am KH Robert Bosch vorbeifahr, wo mein Jürgen zum Schluss gelegen ist.


    Ich bin froh, daß ich diesen Jenseitskontakt haben darf, ohne diesen, ich glaub kaum, wie ich das alles überleben würde.


    Heut abend, als ich wieder meine Serie anschaute, mit diesem Glauben, daß mein Jürgen dabei ist, für den ich ja immer dieses kurzes Lied mitsing, da bin ich zwar wieder in Tränen ausgebochen, aber plötzlich hab ich diese Wärme, wie ein Mantel um mich gespürt, und genau das möcht ich euch allen hier sagen: unsere Liebe ist da, besonders wenn wir fast am Ende sind. Und man braucht dazu nichts, einfach reinspüren, ihr werdet es selbst merken!!!!!


    Ich werd plötzlich ruhiger, so oft inletzter Zeit merk ich, wie mein Jürgen mich ablenken will und auch schafft (das hat er immer wieder damals versucht, und ich mochte das gar nicht). Aber jetzt hilft es mir!!


    Am Donnerstag hat meine Pia Geburtstag, sie will niemand sehen, aber ich hab ihr ja vor kurzem eine großé Laterne gekauft, darauf steht: Pia und Mia (das ist ihre geliebte Hündin).


    Heut hab ich durch eine Firma bestellt mit 'Garantiezustellung für ihren Geburtstag: eine Flasche Sekt mit der Aufschrift: Liebe Pia, herzlichen Glückwunsch, Deine Ange-Mum. Dazu noch eine Torte mit weihnachtlichem Inhalt. Ich find, Sekt mit Schokolade: wunderbar!


    Ich weiss, dieses nie mehr, dieses furchtbare NIE MEHR, das macht mich immer noch völlig fertig. Ich kann immer noch nicht irgendwo leben, bin immer noch wie ein Blatt im Wind ohne meine Seele, meinen Jürgen. Aber dieser Jenseitskontakt durch unsere Susanne Hanf hat mich gelehrt, daß sie nicht weg sind, aber leider nicht mehr körperlich anwesend. Oh Gott, wie gern würd ich zu meinem Jürgen gehen, durch dieses elendige Grab bis zu ihm, ich möcht doch nur in seine Arme. Aber genau dieses muß man verdrängen! Es geht net mehr, basta. Ich will so gern in seine Arme, bin grad so am Weinen, aber ich weiss, auch bei Euch ist es so.

    Wie hab ich seine Finger, seine Lippen, seine Zehen, alles, so geliebt.


    Vor allem: als er nach seinem Mittagsschalf aufwachte, bin ich zu ihm, hab meinen Kopf über seine Schenkel gelegt und sagte nur: ach, Jürgen, könnten wir uns nicht einfach verstecken, in irgendeine Ecke, und nur wir bei für immer zusammen sein. Da hat er seine Hand auf mich gelegt.


    Ich wein und wein, aber niemand ist da.


    Jeden Tag, wenn ich hier von unserem Götz weggehe, steht vor dem Haus immer noch der Tisch und der Stuhl, wo mein Jürgen gesessen ist, da darf niemand hin oder was wegschieben. Ja, und jeden Tag, wenn ich raus geh, sag ich ihm, wohin ich gehe, und immer wieder wisch ich über den Stuhl und dem Tisch, weil ich weiss, es muss sauber für ihn sein.


    Meine Kraft fehlt, komischerweise hab ich die Kraft, für unseren Götz einzukaufen, ( er war für meinem Jürgen und mich unser bester Freund) , für meine Mutter behilfiich zu sein, für meine Pia zur Post zu gehen, aber wenn die wüssten, daß mir für mich selbst absolout keine Kraft mehr da ist, ich hab nun seit vielen, vielen Wochen, mal meine Haare gewaschen. Wem willst das erzählen?? Es ist ja schone große Anstrengung für mich, für unseren Götz zu kochen, schaff ich fast nicht, oder in aufzumunternd, weil es ihm eben so schlecht geht.




    Es ist grad mal ein Jahr,.


    Ange

  • Liebe Ange,

    danke für Deinen Text - der ist so ganz und gar nicht egoistisch.

    Ich weine mit Dir und kann so nachempfinden, was Du schreibst.

    Es ist so berührend wie Jürgen es schafft bei Dir zu sein und Dich ruhig und warm werden zu lassen.

    Solche Momente habe ich leider sehr selten bis nie - obwohl ich versuche in mich hinein zu spüren.

    Es sind zu viele "Störfaktoren" in mir... leider.


    Ach, Ange, es ist so bewundernswert, dass Du es schaffst für die anderen etwas zu tun,

    vor allem weil dabei Dein Herz bei Ihnen ist.

    Du funktionierst nicht nur einfach irgendwie, sondern bist mit Herz und Seele dabei.

    Das ist so viel wichtiger als Haare zu waschen ..

    Herzlichst,

    Tereschkowa


    Sekt mit Schokolade - passt perfekt!

  • Liebe Ange,

    du bist ganz und gar nicht egoistisch. Ich kann so gut nachfühlen. Ich wollte Medikamente, die er nun nicht mehr braucht in der Uni abgeben. Ich schaffte es nicht, das Gebäude zu betreten. Ich saß da und weinte. Jetzt habe ich die Corona-Ausrede. Ich darf nicht rein.

    Ich bewundere dich, du hast soviel zu bewältigen, außer deiner Trauer. Schreib, was immer dich bewegt.

    Ich wünsche dir einen aushaltbaren Tag, auch allen anderen

    Eure Johanna

  • Ihr Alle,


    ich les immer wieder mal mit, und trotzdem, ich kann niemand irgendwie was schreiben, ob Trost oder Mitgefühl, ich weiss nicht, früher hab ich hier so oft geschrieben, aber geht nimmer. Das tut mir leid.


    Mein erstes Schreiben hier war im Oktober letztes Jahr, als ich schrieb, meine größte Angst ist die, wenn ich irgendwann mal so richtig kapier, fühl, realisier, daß mein Jürgen tatsächlich nie mehr hier sein wird, ich nie mehr rufen kann: Jürgi? Und er antwortete: Ja?. Hab sogar ein kurzes Video an meinem Handy davon. Es war damals so wahnsinnig beruhigend für mich, als er noch lebte, auch da hab ich ihn immer wieder mal gerufen, und wenn ich sein: " Ja " hörte, war ich beruhigt, er ist und war mein Zuhause, mein Halt, mein Beschützer,. Mir hat ja schon gereicht, wenn ich ihn von weitem nur sah und ich wußte, er ist da!


    Ja, und auch heut hab ich es noch nicht realisiert, dieses Wissen, diese Endgültigkeit: Er ist nicht mehr da! Wahrscheinlich kann ich deshalb immer noch nicht an diese Stätte, wo seine Hülle liegt.


    Und hab natürlich absolut Angst, daß ich es langsam realisieren werde. Langsam wirds Zeit, oder? Große Angst hab ich, sehr große Panik. Bisher konnt ich es tatsächlich wohl unterdrücken, meine Seele kanns wohl noch nicht!


    Ja, ich denk wie ihr alle auch, was ist das noch für ein Leben? Morgens wart ich drauf, daß es 14.00 Uhr ist, da kann ich zu meiner Mutter, jedesmal wenn ich aus dem Haus vom Götz geh, geh ich ja vorbei am Stuhl und Tisch im Garten, wo mein Jürgen das letzte Mal gesessen ist, jedésmal sag ich ihm , wohin ich geh, schau , ob sein Tisch und Stuhl auch sauber ist. Wenn ich zurückkomm, sag ich ihm beim Vorbeigehen " ich bin wieder da, mein Herz". Dann wart ich auf 18.00 Uhr auf diese Serie, wo ich denk, da ist ganz sicher mein Jürgen dabei. Später hoff ich, daß bald ganz wieder der neue Morgen ist, etwas Leben. Dann gehts weiter. Samstags ist es nicht so schlimm, da geh ich immer mit unserem Götz Wocheneinkauf machen, aber Sonntag, furchtbar. Und so gehts weiter, immer Weiter, Schritt für Schritt.


    Ja, auch mir tut fast immer alles weh, Schmerzen eben, oft muß ich mich abstützen beim Essen machen für Götz. Will ich nicht, aber anscheinend macht dieser unendliche Seelenschmerz, diese Trauer um seine absolut einzigste Liebe dem Körper so zu schaffen. Wenn ich dran denk, diese ganzen Jahre, wo ich meinen Jürgen gestützt, gepflegt hab, und das war wirklich körperliche Anstrengung, da hab ich fast nichts gehabt, es ging immer. Aber Liebe, wie bei Euch, ist so immens aushaltbar, da merkst keine oder fast keine Schmerzen. Liebe gibt so wahnsinnig viel Kraft.


    Ich glaube nicht, daß es bei mir Selbstmitleid ist, denn alles, was ich hier bei Euch les, tut mir leid und oft muss ich mitweinen, was ihr auch so erlebt!


    Jürgen, wir wurden einfach getrennt und ich bin zurückgeblieben. Wie soll ich denn da froh werden????????


    Letztes Jahr hab ich auch dieses "W" benutzt, konnt dieses Wort nicht ausschreiben. Heut kann ich es, denn für mich ist diese Weihnachtszeit eine Zeit der absoluten Liebe, die unser Herrgott uns geschenkt, gebracht hat. Deshalb macht mir dieses Wort nichts mehr negatives, ängstliches, erschütterndes, mehr.

    Im Gegenteil, ich such grad immer wieder irgendwas Schönes für meinem Jürgen seine Stätte. Hab ja diesen Grabengel gefunden, auf den ich geschrieben hab: Liebe, bis in alle Ewigkeit und darüber hinaus. (das hat er mir durch Medium gesagt). Dann ein Grabgesteck mit einem offenem Herzen, darauf hab ich geschrieben: Jürgen/Ange. Und eine Grabkerze. Damit es an Allerheiligen etwas liebevoll bei ihm ist, denn da war wohl nichts. Oh Gott, schlimm für mich, daß mein Jürgen so ein kahles Grab hat, aber seine Tochter hat alles der Grabpflege übergeben und da war es halt so kalt, und unpersönlich. Ich fuhr mit meiner Mutter dahin, wartete leider im Auto, ich wollts, ich wollt mitgehn, aber ich hab gemerkt, mir bleibt die Luft weg. Aber sie sagte mir danach, jetzt sieht es schön aus, diese Stätte.


    Sobald ich wieder eine Wohnung hab, werd ich mir eine Ecke einrichten, denn paar Dinge hab ich noch: eine Ecke von meinem Jürgen, mit seinem Messer, das er unbedingt immer zum Brot streichen haben wollte, seine Brille, seine Uhr, dann von meinem Bruder Peter, der ja auch plötzlich mit 52 Jahren diesen tödlichen Unfall hatte, auch von ihm hab ich ein Werkzeug, er hat immer Autos repariert, auch seine Todesnachricht in der Zeitung und Foto von ihm mit seinen Hunden. Das wird eine schöne Ecke werden.


    Hab jetzt auch weiterhin was für Jürgen bestellt: ein silbernen Herzkranz mit funkelnden blauen Steinchen (er liebte blau), dann zwei herzformen aus Holz, bei denen ich was kleines einpflanzen kann, dann ein Windlicht mit Hamburger Motiv, denn er ist ja Hamburger, seine Heimat.


    Ja, ich will unbedingt, sobald ich kann, diese Grabpflege übernehmen, da kann seine Tochter ihr Geld einsparen und ich kann mich endlich wieder um meinen Jürgen kümmern. Ich will mich um meinen Jürgen weiterhin kümmern, wie zu Lebzeiten, so auch jetzt, danach. So hätt er es auch für mich getan.


    Ange

  • Liebe Ange,


    du brauchst deinen Trost und dein Mitgefühl für dich selber, das ist ganz normal, dass du da nicht mehr soviel schreiben kannst.

    Du bist so eine Kämpferin und ich bin überzeugt du schaffst das mit der Grabpflege und mit der eigenen wohnung und der Jürgen Ecke darin.

    Lass dir nur Zeit mit alledem, gib dir die Zeit zu trauern und alles andere kommt dann von selbst wenn die Zeit dafür reif ist.

    Alles Liebe und viel Kraft! Gabi

  • Liebe traurige Ange,

    Deine Zeilen drücken aus, wie Du Dich fühlst. Du bist voller Schmerz und gar nicht in der Lage, andere zu trösten und das ist auch völlig in in Ordnung. Ich hoffe für Dich auf etwas Kraft, damit Du etwas Ruhe findest.

    Sei tröstend gehalten.

    Liebe Grüße

    Sommermond

  • Liebe Ange.Vielleicht könnte es Dir ja helfen, vorübergehend bis Du deine Wohnung hast, ein Schönes Plätzchen in der Natur auszusuchen .Vielleicht einen schönen alten Baum oder einen Ort der Jürgen gefallen hätte. Dort könntest Du dann Blumen für ihn hinlegen oder schöne Steine oder was Dir gerade einfällt. Vielleicht würde es Dir nach einer Zeit leichter fallen sein Grab zu besuchen. Nur mal so eine Idee von mir. Liebe Grüße Kikiro

  • Liebe Ange,

    du bist unglaublich tapfer und, wie ich finde, auf einem guten Weg.. Du hast PLÄNE, du wirst sie sicherlich auch umsetzen können, früher oder später. Gib die Hoffnung nicht auf, du liebe Kämpferin!

    Ich schicke dir eine Umarmung

    Johanna:24:

  • vorübergehend bis Du deine Wohnung hast, ein Schönes Plätzchen in der Natur auszusuchen .Vielleicht einen schönen alten Baum oder einen Ort der Jürgen gefallen hätte. Dort könntest Du dann Blumen für ihn hinlegen oder schöne Steine oder was Dir gerade einfällt.

    Das finde ich eine ganz wunderbare Idee!!!!

  • Liebe Ange,

    danke für Deinen Text.

    Es braucht Dir überhaupt nicht leid zu tun, wenn Du wenig schreibst.

    Jede und jeder von uns hat solche Phasen - wichtig ist nur sich deshalb nicht selbst Druck zu machen,

    sonst wird der "Einstieg" immer schwerer... das weiß ich aus eigener Erfahrung.

    Oft wollte ich etwas schreiben, hatte dann aber Angst, dass mir schon am nächsten Tag die Kraft fehlt

    alleine nur auf Kommentare in meinem Wohnzimmer zu reagieren....


    Für mich ist das mit der Grabpflege auch ganz wichtig, daher verstehe ich Dich sehr gut.

    Du hast sicher schon ein Mal darüber geschrieben - bitte verzeih daher schon im voraus meine Vergesslichkeit -

    würde die Tochter von Jürgen Dir die Grabpflege überlassen so bald Du es schaffst zum Friedhof zu gehen?


    Herzlichst,

    Tereschkowa


    PS: Hamburgmotiv ist richtig cool!

  • Liebe Tereschkowa,


    ja, Hamburgmotiv fand ich so was von sinnvoll. (mein Jürgen war halt ein stolzer Hamburger!) Ich hoff, daß mir seine Tochter, die ja immer sehr eifersüchtig auf mich wegen ihrem Papa war, mir das überläßt. Aber ich denk mal, nur bis zu einem gewissen Grad. Denn ich hab vor kurzem erfahren, daß sie meine Sachen, die für mich meine Mutter hingebracht hat, damits einfach liebevoller aussieht, sie hat dazu kein Wort verloren sagte nur: das, was Du auf den Engel geschrieben hast, geht das auch wieder ab? Das war alles und das sagt mir wieder mal alles. Sie ist halt wie ein Kind.

    Sie wollte unbedingt, daß ihr Vater hier in ihrer Stadt diese Stätte hat, damit sie wohl sich um diese Stätte kümmern kann, jetzt hat sie dafür eine Grabpflege organisiert. Ja, sie organisiert alles, macht selbst kaum was, einfach, keine Mühe haben. Sorry, ich bin wirklich nicht böse, aber manchmal kommts mir hoch!! Denn ich hab jahrelang gegen sie kämpfen müssen, für meinen Jürgen, damit sie ihn nicht ins Heim bringt. Das kostete mich mehr wie Energie und Kraft, einfach alles!

    Daher noch dieser Groll gegen sie, obwohl ich sie irgendwie gern hab.


    Ich hab schon wieder was bestellt;). Fürs Frühjahr, wo ich hoff, ich kann endlich dahingehen, ohne, ja, ohne zusammenzubrechen, grad jetzt, wenn ich dran denk, gehn schon wieder die Tränen, ich verdräng halt noch ungemein, ich weiss! Und dann kommen genau diese furchtbaren Gedanken, wie er jetzt aussieht. Das darf ich mir nicht vorstellen, macht verrückt! Aber: was ich bestellt hab: wunderschön: ein Herz aus silbernem Stein, darin lauter glitzernde blaue Steinchen und in der Mitte nochmals ein silbernes Herz mit der Aufschrift: u n v e r g e s s e n (mein Jürgen hat blau gern gehabt)

    Ich hab mich wahnsinnig gefreut, als ich das gesehen hab und das werd ich im Frühjahr dorthin bringen. Hab auch seiner Tochter gesagt, sie soll bitte eine rote Grabkerze, die ich ihr dann bring, bitte dort hin bringen und anzünden an Weihnachten. Einfach, damits nicht so dunkel ist für ihn, meine ewige Liebe.


    Ange (bin grad wieder so down die letzter Zeit, kann kaum noch was machen, dabei hab ich zu tun: unser Götz hat Samstag Geburtstag, da will ich es ihm schön machen, am Sonntag fahr ich Götz nach Tübingen zu seiner Schwester, die absolut fertig ist wegen Krankheit, kaum noch Schnaufen, gehen usw., geht aber nicht zum Arzt. Vielleicht kann ich da was richten).


    Ach, ich seh grad, ich bin ja bei mir in meinem Wohnzimmer, hatt schon schlechtes Gewissen, daß ich hier in einem anderen Bereich schreib, so viel, und es nicht willkommen ist. Aber alles gut. Manchmal muß halt was raus und bei manchen Menschen hier kann ich das auch, meine Gefühle rauslassen.


    Ange

  • Liebe Ange,

    danke für die ausführliche Antwort.

    Es geht mir leider öfter so, dass ich einen Text im Forum lese und mir dann nicht sicher

    bin, ob darüber bereits geschrieben wurde ... und mittlerweile ist das Forum so groß

    geworden, dass es nicht einfach ist das heraus zu finden.

    Vor allem auch, weil es bei mir Phasen gab in denen ich nicht nur zu erschöpft war um zu

    schreiben, sondern auch um zu lesen ... dann habe ich immer Sorge etwas nicht richtig in Erinnerung zu haben.


    Das "Andenken pflegen" ist eines der hochgradig komplexen Themen nach dem Tod eines Menschen.

    In vielen Fällen ist es ein unglaublicher Machtkampf, der in allen Facetten und Details manchmal offen,

    machmal versteckt - mal bewußt, mal unbewußt geführt wird.

    (Dazu wollte ich schon immer mal etwas in meinen Wohnzimmer schreiben... kam aber noch nicht dazu.)


    Ist die Stadt der Tochter weit von Dir entfernt?

    So doof das klingen mag:

    Ihre eigentlich Dich verärgernde Eigenschaft alles zu organisieren anstatt es selbst zu machen,

    scheint mir in diesem Fall für Dich gut zu sein.

    Viel schwieriger wäre es, wenn sie selbst Interesse hätte das Grab mit ihren Andenken und nach ihren

    Vorstellungen zu gestalten. Dann würde unter Umständen ein "Machkampf" über Geschmacksvorstellungen

    entstehen ...


    Ich finde es eine tolle Idee, dass Du in Gedanken schon planst und Dich bereits "freust" liebevolle

    Andenken aussuchst, um sie zum Grab zu bringen.

    Wie ich Dir schon mal schrieb - das sind die kleinen Schritte... so mache ich es bei

    allem, was mir fehlt oder was ich machen möchte, aber mich davor fürchte.

    Ganz kleine und vorsichtige Schritte und langsam erweitern ...


    Kann man am Grab Pflanzen in den Boden einpflanzen oder müssen alle in Töpfen sein?

    Denn einen etwaigen Pflanzplan zu erstellen wäre auch gut.

    Mir fiel das nur gerade eine, weil Jürgens Lieblingsfarbe blau ist.

    Es gibt gerade bei den Frühblühern so wunderschöne blaue Blumen.

    Ein richtiges Hamburggrab zu gestalten ist eine sehr coole Vorstellung!

    (Bei Blühpflanzen ist blau auch meine Lieblingsfarbe, nicht zuletzt, weil Hummeln Farben erkennen können

    und blaue Blüten bevorzugen. Ich war ganz stolz als ich endlich die Hummelblühfolge für die ganze

    Saison mit Blau-Blühern geschlossen hatte. Vorn März bis Oktober...)


    Herzlichst,

    Tereschkowa

  • Liebe Sommermond,


    Ja, das ist nur die Hülle, die Seele mit allem ist ja sehr oft bei mir. Jürgen selbst hat mir vor Wochen über unser Medium mitgeteilt, weil ich in fragte, ober er schon bei seiner Hülle war. Ich bekam zur Antwort: Nein, wozu auch, sie war mir die ganzen Jahre dienlich, aber jetzt braucht er sie nicht mehr.


    Lieber Gruß. Ange