Hallo,
mein Name ist Dieter und meine liebe Frau ist im Alter von 57 Jahren am 17.12.2019 eingeschlafen.
Noch weiss ich allerdings nicht was ich wirklich suche, aber ich dachte mir, bevor ich meine Freunde und Bekannte andauernd zutexte, suche ich mir eine Ort mit Leute die wissen wovon man spricht.
Ich versuche hier erstmal die Geschichte meiner Frau und von mir kurz zusammen zu fassen.
Meine Frau war langjährige Rheumatikerin, diese Krankheit war aber relativ gut eingestellt.
Sie hatte ihre kleinen Problemchen, die sie aber im Alltag nicht sonderlich behindert haben.
Im Jahr 2016 wurde meine Frau nach 33 Jahren Betriebszugehörigkeit gekündigt.
Sie bemühte eine RA um für sich das bestmögliche rauszuholen.
Dann, an einem Montagabend im August, beim TV gucken bemerkte ich dass meine Frau auf meine Ansprache nicht mehr reagiert und schwer atmete.
Ich rief den Notarzt, der sehr schnell kam.
Nach der ersten Einschätzung war es ein Schlaganfall, nach der Untersuchung im KH kam heraus. Subarachnoidalblutung Grad 5, ausgelöst durch ein Riss in den Gefässen.
Überlebenschance 45% und wenn dann bis 30% mit schweren Behinderungen.
Und wenn es nicht schon schlimm genug gewesen wäre, so war der Zeitpunkt mal komplett falsch.
Eine Woche vor der Hochzeit unseres Sohnes.
Die Hochzeit habe ich kaum mitbekommen, denn man kann diese Maschine ja auch nur schwerlich aufhalten.
Nach 4 Wochen Intensivstation mehreren Versuchen sie nach vorne zubringen, was letztendlich auch gelungen ist, ging es danach zur Reha, 5 Monate.
Gott sei Dank auch noch 200km von unserem Wohnort entfernt, also jedes WE ins Auto, Hotel gesucht und mein Leben dort verbracht und natürlich weiter gearbeitet.
Die Reha verlief gut und sie kam im Februar 2017 wieder nach Hause.
Dort hat sie sich weiter angestrengt und berichtet mir freudestrahlend eines Abends, dass sie alleine mit dem Rollator unterwegs war.
Man freute sich auf ein Leben mit einer grossen Selbstständigkeit.
Aber immer mit der Angst im Hinterkopf, wohl eher bei mir, dass das wieder passieren konnte.
Und als man sich schon wieder zu sicher fühlte, passierte das Unfassbare, im April 2018 passierte das Grauen erneut.
Ostern war vorbei und man konnte sich auf ein Enkelkind freuen.
Diagnose diesmal, Subarachnoidalblutung Grad 5, diesmal verursacht durch ein Aneurysma.
Problem diesmal, leichter Infarkt im Stammhirnbereich.
4 Wochen Intensiv, 5 Monate Reha.
Danach Schwindel, Doppelbilder, Kraftlosigkeit, kurzum eine hilfebedürftige Frau, ich vermeide das Wort Pflegebedürftig, weil dazu war sie noch zu selbständig.
3 Tage nach dem nachhause kommen die frohe Botschaft, das Enkelkind ist da.
Das Leben lief weiter mit einigen Schwierigkeiten, aber es lief, wieiter mit der Angst im Kopf.
Im August der nächste Knaller, Sturz in der Küche, Oberschenkel gebrochen.
10 Tage KH, dann Kurzzeitpflege, weil noch nicht Reha fähig und ich arbeiten gehe.
Am 3.12. die Nachricht, dass das Bein wieder voll belastbar ist Reha Antrag noch am selben Abend raus.
Am 4.12. dann mit einer Lungenentzündung ins KH.
Am 5.12. Intubation, die Lungenentzündung stellte sich als ARDS (akutes Lungenversagen) heraus.
Am 17.12. um 08:15 der Anruf, dass ich doch bitte sofort ins KH kommen soll.
Mir war es sehr wohl bewusst dass es passieren könnte, es wurde mir nie verheimlicht.
Um 10:17 ist sie im künstlichen Koma liegend eingeschlafen.
Ich war bei ihr und hielt ihre Hand.
Sie ist friedlich gegangen und hat keine Schmerzen mehr, dass ist das was mich ein wenig trösted.
Einen Tag vorher fing unsere Enkelin an, die ersten Schritte am Laufwagen zu machen.
Sie kann ihre Oma nicht kennen lernen, unser Sohn hat seine Mutter verloren und ich meine liebe Frau.
Eigentlich weiss ich manchmal nicht wie es weitergeht, aber ich werde jetzt am 6.01. wieder arbeiten gehen, nach 4 Wochen krankschreibung um Struktur in meinen Tag zu bekommen.
Das Leben muss weitergehen, es ist leider so, niemand wartet.
Was sonst noch auf mich einprasselt, ich weiss es nicht.
So, das war es erstmal.
Falls ihr Fragen habt, bitte fragt, ich werde sie beantworten.
Danke dass ich hier sein darf.