Mein lieber Andreas, die Liebe meines Lebens, ist nicht mehr

  • Guten Morgen, liebe Lilifee!


    Bitte verzeih, dass meine Antwort so lange auf sich warten hat lassen. Es ist einfach zu viel los bei mir.
    Ich schrieb dir einmal, dass ich ein großes Umfeld habe. Das stimmt auch, aber Menschen, die mir wirklich nahe sind, habe ich nur einige. Und alle wollten am vergangenen Wochenende gleichzeitig Unterstützung. Ich bin keine, die leicht „nein“ sagt. Also hab ich getan, was ich konnte.
    und so war ich von Freitag bis gestern in Sachen Unterstützung schwer beschäftigt. Und zum Abschluss gestern hab ich nun auch den Job bekommen, den ich haben wollte.
    Das waren gute Tage. Die Kraft, die sie kosten, bekomme ich doppelt und dreifach in Form von Freude und Dankbarkeit zurück.
    Für einen langjährigen Freund, der mir noch nie eine Bitte abgeschlagen hat, hab ich unter anderem eine Bank für seine Terrasse repariert. Sie besteht aus einem Metallgestell, das mit einem sehr harten Kunststoffgewebe als Sitzfläche bezogen ist. Das war an einer Stelle schon ziemlich abgewetzt. Dass mir diese Reparatur gelungen ist, macht mich stolz. Das war eine sehr schwierige Arbeit und nun sieht die Bank aus, als wäre nie ein Schaden gewesen - und der Schaden ist so gerichtet, dass er auch nicht wieder auftritt - und das mit Material um ein paar Cent, das ich Zuhause hatte…Was hat sich der Besitzer gefreut! Das gibt mir mehr zurück, als ich investiert habe.

    Mit der Freude über den Job bin ich noch unschlüssig. Damit ein Job gut läuft, braucht es mehr als Freude an der Arbeit. Wenn das Umfeld nicht passt, war es eine schlechte Entscheidung. Ich kenne die Menschen dort nicht, also weiß ich nicht, ob das Umfeld passt …. Ich werde den Job ab März einfach ausprobieren. Und das muss ich, denn im anderen Fall würde ich mich immer fragen, ob es richtig war, diese Chance nicht ergriffen zu haben, als sie sich mir bot.


    Ich habe alle Entscheidungen im Leben immer so getroffen. Und ich bin so manches mal freudestrahlend und mit viel Elan kinntief in die Sch*** eingetaucht. Das macht aber nichts. Erstens kann man nicht gewinnen, wenn man nichts riskiert und zweitens hab ich immer einen Plan B.
    Wenn in mein Leben wieder Freude einziehen soll und ich wieder ins Licht rücken will, muss ich etwas ändern. Dies scheint mir die Chance dazu. Ich hoffe, es gelingt und wenn nicht? :/ Dann Plan B 8)
    Viellicht ist dieses Kapitel dann beendet, weil es gut ist. Oder es ist nicht gut, dann ist es eben nicht zu Ende… ;)

    Ja, diesen Spruch können wir noch fünfmal drehen, wenden, biegen oder ziehen… am Ende bleibt er für mich, wie er ist: gut ;) eh klar, oder?

    Ich glaube grundsätzlich nicht an die ständige Anwesenheit unserer Lieben in irgendeiner geistigen, energetischen Form und möchte das auch nicht.

    Sie sind hier, weil wir sie in unserem Herzen tragen. Das ja. Was in meinem Herzen, meiner Seele, meinem Kopf ist, das kann mir nichts und niemand nehmen. Auch der Tod nicht.

    Der Tod wird oft als Übergang in einer andere Welt beschrieben.
    Als meine Mutter im Sterben lag, „erlaubte“ ich ihr zu gehen, wenn sie die Wahl hätte. Einige Zeit später hatte ich das Gefühl, ich würde sie hier festhalten… also ließ ich sie allein. Sie ging.
    Wenn nun der Tod ein Übergang in eine andere Welt ist, und ich hier ständig an meinen Lieben quasi körperlich festhalte, sie dauernd in ihrer neuen (energetischen) Form hier um mich haben will, bekomme ich das Gefühl, ich würde sie davon abhalten, anzukommen. Ich weiß ja nicht, ob mein Verhalten Einfluss auf sie hat… aber wenn? Richte ich dann Schaden an?
    Ich habe eine Freundin, die sich mit Jenseitskontakten beschäftigt. Sie meinte, sie könne Kontakt aufnehmen und hat mir den Versuch angeboten. Ich habe abgelehnt. „Wir lassen sie in Ruhe, dort wo sie sind. Es geht ihnen gut. Sie sollen sich nicht um mich sorgen.“

    So hab ich sie tatsächlich gehen lassen. Sie sind in meinem Herzen, da gehören sie hin und da bleiben sie. Aber in welcher Form sie nun tatsächlich existieren (oder nicht), sie gehören nicht mehr in diese Dimension. Ich finde es daher nicht schlimm, dass ich sie körperlich nicht (mehr) spüre. Mir gibt das die Gewissheit, dass sie nun dort sind, wo sie hingehören und dass es ihnen gutgeht. Sie sollen sich nicht um mich kümmern, denn das kann ich selbst - und irgendwann komm ich ja nach… ;)


    Ich befürchte, nun habe ich genug Zündstoff für neue Reibungspunkte geliefert, denn meine Ansicht ist eine sehr unpopuläre… aber wie immer ist es nur meine Ansicht, ohne Anspruch, dass sie jemand mit mir teilt…


    Einen ruhigen Dienstag wünsche ich dir… und mir selbst wünsche ich, dass es zu regnen aufhört, bevor der Bach wieder übergeht… :rolleyes:

    Alles Liebe,

    Puzzle

  • :thumbup::thumbup::*

  • Liebe Puzzle,


    bitte keine Entschuldigungen, das ist nicht nötig. Tägliche Antworten sind keine Pflicht. Unser Austausch soll uns Freude machen und kein Zwang sein. Aber jetzt muß ich Dich leider sehr enttäuschen. Du hast weder Zündstoff noch Reibungspunkte geliefert. ^^ Jedenfalls für mich nicht. Ich kann allem was Du geschrieben hast nur uneingeschränkt zustimmen.


    Manchmal kommt alles auf einmal, da reicht auch ein kleines Umfeld. Aber wenn es Menschen sind denen man gerne hilft, wird es auch nicht so schnell zu viel. Jetzt wiederhole ich mich wieder, aber ich bin von Deiner Vielseitigkeit erneut beeindruckt. Mal eben so eine Bank reparieren, klar doch, kein Problem.8o Ich wüßte nicht mal mit was, geschweige denn wie ich so etwas machen sollte. Da kannst Du wirklich stolz drauf sein. Die Freude die Du damit bereitet hast kann ich mir lebhaft vorstellen, und das ist auch der schönste Dank den man bekommen kann. Wenn dann die Hilfe auch noch auf Gegenseitigkeit beruht ist es natürlich optimal. Hoffentlich hat Deine Schulter nicht zu sehr gelitten. Aber wie Du schreibst, solche Tage kosten viel Kraft, geben aber auch viel zurück.


    Was den neuen Job betrifft wünsche ich Dir natürlich daß Plan B in der Schublade bleiben kann. Das Umfeld macht auch dort eine ganze Menge aus, aber erst mal optimistisch sein. Es gibt überall solche und solche, und die Guten überwiegen hoffentlich. Die Chance sollstest Du unbedingt nutzen. Im schlimmsten Fall gibt es ja die Möglichkeit zu kündigen. :(


    In die Sch… taucht jeder mal ein. Der eine mehr, der andere weniger, aber ganz entkommt ihr wohl niemand. Immer einen Plan B haben ist sehr hilfreich. Den hatte ich leider nicht immer, aber jetzt brauche ich auch keinen mehr. Für das Weiterleben nach dem Tod des liebsten Menschen gibt es keinen Plan B. Und da ich unabhängig bin und auf niemanden Rücksicht nehmen muß kann ich ganz für mich entscheiden ob ich mich treiben lasse, oder ob ich irgendetwas in Angriff nehmen will. Bis jetzt bin ich noch sehr für treiben lassen. Ist nicht das Schlechteste. Und wenn ich das Gefühl habe, genug getrieben, werde ich mir was überlegen. Aber erst dann wenn ich es will. Ein Job ist für mich kein Thema mehr, und nach 40 Jahren Berufstätigkeit kann ich auch finanziell gut leben, denn ich bin nicht anspruchsvoll sondern preiswert im Unterhalt. :)


    Und was den Spruch betrifft sind wir wegen der Bedeutung schon einer Meinung. Die Frage für mich ist nur, wer entscheidet wann etwas gut ist? Das kann doch nur ich selbst, oder wird das von einer höheren Macht entschieden? Dann sieht es allerdings etwas anders aus. Vor allem wenn die höhere Macht und ich unterschiedlicher Meinung sind. Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen einfach weiter zu machen, Schritt für Schritt und Tag für Tag. Ohne große Pläne und Erwartungen. Mit dieser Einstellung bin ich nun im 4.Trauerjahr angekommen und ruhiger geworden. Sicher auch weil ich es aufgegeben habe über Fragen zu grübeln für die es hier keine Antworten gibt. Ich belaste mich nicht mehr mit Überlegungen ob ich etwas anders oder besser hätte machen können. Andreas` Leben war zu Ende gelebt, und ich hätte nichts daran ändern können. Das muß ich einfach akzeptieren, auch wenn das sehr schwer ist. Er fehlt mir so unendlich, aber ich grübele nicht mehr, und wünsche ihm daß es ihm gut geht bis wir uns wiedersehen.


    Ich glaube auch nicht daß unsere Lieben ständig um uns herum sind. Das würde ich auch etwas beängstigend finden. Nach Andreas` Tod habe ich mir einige Trauerhilfebücher zugelegt. Beim Stöbern bin ich auch auf Bücher gestoßen die für mein Empfinden sehr nach Hokuspokus klingen. Geschrieben von selbsternannten Hellsehern und ähnlichem, die angeblich exklusive Botschaften aus dem Jenseits erhalten. In einem Buch war eine Kapitelüberschrift „Können uns Verstorbene beim Duschen zusehen?“ Leider ging die Leseprobe nicht bis zu diesem Kapitel. Hätte mich schon mal interessiert was die Autorin zu dieser Frage zu sagen hatte. :/ Aber wiederum nicht genug um dieses Buch zu kaufen. Ich hoffe aber daß sie es nicht können, oder besser gesagt nicht tun. Andreas war entweder einige Male in unserer gemeinsamen Wohnung und auch in meiner neuen Wohnung, oder er hat die Gegenstände aus der Ferne verrückt. Was natürlich auch möglich ist, aber er hat sich auf jeden Fall dadurch bemerkbar gemacht, und das war sehr tröstlich.


    Ich glaube aber auch nicht daß er ständig hier herumfliegt und guckt was ich mache. :5: Ob unser Verhalten und unsere Sehnsucht negativen Einfluß hat kann ich mir nicht so wirklich vorstellen. Ich hoffe Andreas ist in der anderen Welt angekommen ohne sich von mir festgehalten zu fühlen. Auch wenn die Sehnsucht nach ihm immer bleiben wird, behindert sie ihn hoffentlich nicht. Unsere Lieben existieren noch, davon bin ich fest überzeugt, aber sie gehören nicht mehr in unsere Dimension. Das sehe ich auch so, und so lange wir sie nicht vergessen sind sie in unseren Herzen bei uns. Ich schreib es schon mal im Forum, unsere Danksagungsanzeige hatte die Überschrift „Nur wer vergessen wird ist tot. Du wirst leben.“ Andreas wird nie vergessen sein. <3


    Und nun hoffe ich daß der Regen aufgehört hat und der Bach in seinem Bett geblieben ist.:) Ich werde mich jedenfalls allmählich in meines begeben und wünsche eine gute Nacht. :sleeping:


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee.


    Eigenartig, dass sich so wenig Kontroverses findet.
    Gerade hier hab ich oft gehört, ich wäre sehr speziell (die höfliche Form wovon?). Stellt sich nun heraus, dass das ein Irrtum war?
    Einerseits freut es mich, dass wir einander verstehen, andererseits wolltest du doch Reibungspunkte… verflixt, das hab ich verbockt :P


    Der Plan B ist vorallem für die Psyche wichtig. Ich war doch alleinerziehend, hab das Haus fertig gebaut und arbeitete für unseren Unterhalt. Irgendwie musste der Laden ja laufen, wie man bei uns sagt.
    Sehr viel Spielraum für Irrtümer und falsche Entscheidungen gab es da nicht. Das Leben ist keine Generalprobe. In meiner Lebenssituation konnte eine falsche Entscheidung dazu führen, dass wir auf der Straße landen, meine Kinder und ich. Ein Risiko einzugehen, war daher wenig ratsam. Ich war mir meiner Verantwortung immer bewusst.
    Hatte ich aber einen Plan B, hatte ich weniger Angst. Ich brauchte ihn zum Glück nie, denn manchmal war Plan B richtig besch**** . Dass ich ihn nie gebraucht habe, liegt aber meiner Meinung nach auch daran, dass ich ihn hatte. Klingt komisch, ich weiß. Aber ich entscheide freier und auch risikoreicher, wenn ich einen Plan B, einen Ausweg habe, falls etwas schief geht. Wegen dieser Sicherheit ist nichts Großes schief gegangen. Hätte ich keinen Ausweg gewusst und hätte daher aus Angst nur halbherzig entschieden, wäre vermutlich mehr schief gegangen….

    Ich denke, es ist eine gute Strategie, sich einen Ausweg zu überlegen vor größeren Entscheidungen.


    Und leider, du hast recht, für das Leben ohne unsere „bessere Hälfte“ gibt es keinen Plan B. Vielleicht weil es nicht unsere Entscheidung war, die zur jetzigen Situation geführt hat.

    Ich danke dir erneut für deine Bewunderung, die ich immer noch nicht annehmen kann. Den Drang etwas zu reparieren, anstatt es wegzuwerfen, hab ich offenbar in den Genen. Durch meine Lebenssituation wurde ich darin noch gestärkt. Wie oft MUSSTE ich etwas reparieren, weil eine Neuanschaffung finanziell nicht möglich war… Wenn du so gelebt hättest wie ich, könntest du vielleicht noch viel mehr als ich.
    Es ist eine Entwicklung über viele Jahre, das Interesse am
    Lernen und eine tiefe Abneigung gegen vorschnelles Entsorgen… Ich bin davon überzeugt, dass ich nichts kann, was andere nicht auch können, viele davon wahrscheinlich viel besser als ich.

    Inzwischen ist es so, dass ich damit schon einige Leute „angesteckt“ habe. Immer wieder werde ich gefragt: „Könnte man das reparieren? Schau dir das doch mal an….“ solange kein Strom drin ist ;) oder keine Rohrzange benötigt wird, findet sich eine Lösung. Und wenn ich sie nicht umsetzen kann, findet sich jemand, der das kann… Reparieren ist etwas schönes… wie oft wünschte ich mir schon, ich könnte alles reparieren, was kaputt gegangen ist…


    Wann Ende ist, bestimme ich ;) zumindest in meinem Leben… hab ich immer gedacht… siehst du das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl fallen bei diesem Satz? Ich schon…. Werkzeug, Leim und Lernen sind viel zu selten die Lösung… Vielleicht bin ich deshalb in der Trauer so tief abgestürzt, weil weder ein Plan B vorhanden, noch eine Reparatur möglich war. Auch meine Lebensstrategie hat also ihre Grenzen….

    Was also tun? Welches Werkzeug? Was lernen? :rolleyes:


    Ja, der Bach ist in seinem Bett geblieben. Gut, dass er so viel Platz hat, denn er führte erstaunlich viel Wasser. Es muss rundherum viel mehr geregnet haben, als direkt bei uns. Inzwischen ist es kalt geworden. Aus Regen wurde Schnee und aus Wasser wurde Eis… es ist Winter. Das sieht man nun auch.


    Dein Andreas hat Gegenstände verrückt? Wie gruselig…. allerdings… findet mein schwarzer Humor dazu eine praktische Anwendungsmöglichkeit: könnte ich meine Mutter dazu bewegen, den Geschirrspüler einzuräumen? Da bin ich immer nachlässig. Eventuell könnte sich das Geschirr von Geisterhand dazu überreden lassen, von selbst in den Geschirrspüler zu wandern?
    Entschuldige bitte, ich wollte mich nicht über dein Erlebnis lustig machen. Ich finde es höchst erstaunlich, dass sich Gegenstände bewegt haben… ein solches Ereignis habe ich bislang immer ins Reich der Phantasie oder Scharlatanerie verbannt. Möchtest du es mir erzählen?


    Wir sind auch einer Meinung, wenn es um das Vergessen geht. Meine Großmutter starb 1998. Ich habe ein Foto von ihr in der Vitrine und bei jedem aufgeschlagenen Knie sehe ich sie mit ihrem Arnikafläschchen herumlaufen ;) Sogar mein Vater hat mir erzählt, dass er sie immer noch am Wohnzimmer vorbei in ihr Zimmer gehen sieht, immer wieder… ich bin sehr neugierig auf die Antwort auf die Frage: „Was ist der Tod?“ :/ sehr, sehr neugierig….


    So, nun hab ich genug geschrieben… heute bin ich schon wieder bei meinem Vater… zwei Mal pro Woche, das ist mir schon zu viel, diese Woche sind es schon drei Besuche… er muss sich eine andere Beschäftigung suchen, als mich zum Essen einzuladen… wie werde ich ihm das begreiflich machen? Hm…. dazu passt auch wieder kein Schraubenschlüssel…:rolleyes:


    Einen ruhigen Sonntag wünsche ich dir und allen Mitlesern.

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    „sehr speziell“ ist in der Regel eine höfliche Umschreibung für „etwas sonderbar, wunderlich oder sogar übergeschnappt“, würde ich sagen. Jedenfalls verwende ich die Umschreibung in diesem Sinne, und habe von anderen gehört, daß sie auch genau das damit ausdrücken wollen. In Bezug auf Dich ist das ganz bestimmt ein Irrtum, denn Du kommst mir sehr normal vor. Ich glaube aber zu wissen was Du meinst, denn ich habe auch einige Reaktionen auf frühere Beiträge von Dir gelesen. Mein Eindruck war, daß Dein herzerfrischender Pragmatismus nicht so von jedem in jeder Situation geschätzt wurde. Ich schätze ihn aber sehr, und Reibungspunkte werden sich schon wieder finden. Wo bleibt Dein Optimismus? :)


    Gruselig war das Wirken von Andreas überhaupt nicht, sondern sehr tröstlich. Er hat ja keine Möbel verrückt, sondern nur kleinere Gegenstände. Ich schreibe mal einige Beispiele, die ich auch im Thread „Zeichen von Verstorbenen“ erwähnt habe.


    Andreas hat Frühstückseier geliebt, und wir hatten verschiedene Eierwärmer in Form von Wichteln, Schäfchen, Weihnachtsteddys usw. Die stehen teilweise noch als Deko in der Küche. Dann habe ich gesehen, daß zwei Wichtel anders stehen. Nicht mehr nebeneinander sondern sich gegenüber und gucken sich an. Ich habe sie nicht so gestellt, und es war zu dieser Zeit auch kein Besuch da.


    Einige Zeit nach Andreas` Tod habe ich drei Engelfiguren aus Halbedelsteinen gekauft. Zwei kleinere und eine etwas größere. Die Engel stehen nebeneinander auf dem Nachttisch und gucken zu meinem Bett. Der große in der Mitte und die kleinen rechts und links daneben. Und auf einmal war ein kleiner Engel so gedreht daß er zum Fenster geguckt hat.


    Und einmal hat er mich ganz schön geneckt. Wir haben nie viel Fernsehen geguckt, und nach seinem Tod habe ich den Fernseher nur noch Sonntags angemacht um die Fußballergebnisse zu gucken. Die Fernbedienung lag immer auf dem Receiver, und an einem Sonntag hat sie nicht mehr funktioniert. Aha, dachte ich, die Batterien sind leer. Gehe mit der Fernbedienung in die Küche, öffne das Batteriefach und will die beiden Batterien herausnehmen. Aber ohne es gleich benennen zu können denke ich, da stimmt doch was nicht. Gucke also genau hin und sehe daß eine Batterie verkehrt herum liegt. Ich drehte sie richtig herum, und siehe da, die Fernbedienung funktioniert wieder einwandfrei.:8: Habe ich die Batterie in einem Anfall von geistiger Umnachtung verdreht? :4: Wohl eher nicht.


    Wir hatten auch etliche Stofftiere in den Zimmern verteilt, und einige saßen auf einmal anders als vorher oder lagen auf dem Bauch. Ich war das ganz sicher nicht, und mein Besuch ist auch nicht so kindisch und tut so etwas.:S In meiner neuen Wohnung hat er auch Figuren verrückt. Da wußte ich, er ist mit mir umgezogen. Leider ist es nun schon eine ganze Weile her, daß er sich so bemerkbar gemacht hat, aber vielleicht tut er es ja bald mal wieder.


    Von Deinem schwarzen Humor habe ich mich keineswegs veralbert gefühlt. Im Gegenteil, habe herzhaft gegrinst. :D Du wirst Deine Mutter kaum dazu bewegen können daß sie den Spüler ein- oder ausräumt. :P Mit Hausarbeit hat sich Andreas leider noch nicht bemerkbar gemacht. Die darf ich schon selbst erledigen, aber es hat mich immer sehr aufgebaut wenn ich seine Zeichen entdeckt habe.


    Einen Plan B zu haben gibt allerdings Sicherheit. Du mußtest ja wesentlich mehr Entscheidungen treffen als ich. Mit Hausbau und Kindern war ich nie belastet, und durch eine falsche Entscheidung auf der Straße zu landen brauchte ich auch nie befürchten. Ich war immer nur für mich selbst verantwortlich und mein Berufsleben ist sehr glatt verlaufen. Da würde ich im nachhinein auch nichts anders machen wollen. Mit dem Wissen von heute würde ich aber im Privatleben so einiges anders machen. Aber der Zug ist abgefahren. Nur die Zeit mit Andreas würde ich nicht ändern, abgesehen von der Dauer, denn sie war einfach perfekt. Natürlich kann man freiere und durchaus auch riskantere Entscheidungen treffen wenn es einen Plan B gibt, und offensichtlich hast Du ja richtig entschieden. Deine Kinder sind groß, das Haus ist fertig und mit der Straße habt ihr keine Bekanntschaft gemacht. :)


    Unsere jetzige Situation war allerdings nicht unsere Entscheidung. Ich hätte nie und nimmer gedacht daß es so schnell gehen könnte. Eigentlich wollten wir die Silberhochzeit erleben. Das wäre 2040 der Fall gewesen. Sportlich aber nicht unmöglich. :8:Andreas wäre dann 84 gewesen und ich 85, also kein unerreichbar hohes Alter. Für Andreas war es leider doch unerreichbar, und ich werde es bei meinem „Glück“ wohl noch erleben müssen. Dafür gibt es einfach keinen Plan B. :33:


    ch würde auch gerne bestimmen wann es gut ist, aber ich höre das Schicksal im Hintergrund genauso laut lachen wie Du. :D Das hättest Du wohl gerne, bringt es unter fröhlichem Glucksen heraus, aber da irrst Du Dich gewaltig. Ich, Dein Schicksal, bestimme wann etwas gut ist, und niemand sonst. Also richte Dich auf eine noch lange Wartezeit ein. :(


    Meine Bewunderung für Deine Fähigkeiten kannst Du getrost annehmen. Sicher können noch andere was Du kannst, aber viele können es nicht, und Du bist auch noch sehr vielseitig.

    Wenn du so gelebt hättest wie ich, könntest du vielleicht noch viel mehr als ich.

    Aber wirklich nur vielleicht. Interesse und Wollen sind schon wichtig, aber wenn es beim Können hapert, zu wenig. Andreas konnte auch nicht, da waren wir schon zwei. Ich finde es auch schlimm daß so vieles nicht mehr repariert werden kann. Produkte werden so hergestellt daß sie eine überschaubare Lebensdauer haben und nicht repariert werden können. Nur um die Wirtschaft anzukurbeln. Das ist doch krank. Mein Schwager hat vor kurzem seine Sonnenbrille in der Jackentasche vergessen und sich in der Küche angelehnt. Da hat es knack gemacht, und ein kleiner Zapfen war abgebrochen. Dadurch hält der Bügel nicht mehr, und der Zapfen kann nicht angeklebt werden weil er zu winzig und auch etwas gesplittert ist. Also neue Sonnenbrille und die Wirtschaft gekurbelt. Da hättest Du wohl auch nichts mehr machen können. X(


    Was der Tod genau ist möchte ich auch gerne wissen. Unsere Männer wissen es schon. :5: Ich habe einige Bücher von einem amerikanischen Arzt über Nahtoderlebnisse gelesen, und beneide die Menschen die das erleben durften. Er hat viele Menschen befragt, alte und junge, Männer, Frauen und auch Kinder. Die Erlebnisse ähneln sich in vielem, es gibt aber auch Unterschiede. Den Arzt oder diese Menschen würde ich gerne das eine oder andere fragen, aber dazu habe ich leider nicht die Möglichkeit. Also muß ich abwarten bis ich alles selbst erfahre. Aber die Berichte waren sehr tröstlich und es gab nichts wovor man Angst haben müßte. Etliche der Befragten waren überhaupt nicht glücklich weil sie wieder zurück mußten und noch nicht bleiben durften. Kann ich sehr gut verstehen.


    Tja, wie sag ich`s meinem Kinde? Beziehungsweise Du Deinem Vater? Da kann ich Dir leider nicht helfen, und ein Werkzeug wohl auch nicht. Vielleicht einfach die Wahrheit? Immerhin hast Du ja noch so einiges um die Ohren. Ich wünsche Dir aber daß Dir etwas passendes einfällt und sage jetzt Gute Nacht. Es ist gleich halb zwei und das Kopfkissen winkt. :19:


    Hab einen schönen Tag

    Lilifee

  • Guten Morgen, liebe Lilifee.


    Du hast dein Kopfkissen aber ganz schön lange winken lassen…. Halb zwei… da bin ich ja fast schon wieder ausgeschlafen.
    Ja, wo bleibt mein Optimismus? Das frage ich mich manchmal auch…

    Vielleicht bin ich schizophren veranlagt, denn manchmal hab ich zwei Stimmen in mir. Die Konversation zwischen diesen beiden Stimmen ist manchmal sehr erheiternd und gleicht jener, die ich auch ganz real erlebe. Die eine ist wohl etwas schadenfroh, denn wenn mir etwas daneben geht, meint sie oft hämisch: „Na? Bist wohl mal wieder auf die Schnauze gefallen mit deinem naiven „wird schon werden“… hättest mal ein bisschen besser aufgepasst.“ Das gehört zu diesen destruktiven Aussagen, die einen nie weiterbringen.


    Unter solchen destruktiven Sätzen ist mein Optimismus oftmals begraben. Gestern war so ein destruktiver Tag.
    Und dann kam ein Erinnerungsflash bezüglich meiner Mutter, der mich samt allem Optimismus und positiven Gedanken begraben hat. Ich war unterwegs zu meinem Vater. Ich fahre immer die gleiche Strecke.
    Am Todestag meiner Mutter bin ich die gleiche Strecke gefahren. Ich hatte gerade die Nachricht aus dem Krankenhaus bekommen, dass meine Mutter noch an diesem Tag sterben würde und musste die Nachricht an meinen Vater weitergeben und damit sein Leben zerstören. Es war eine schreckliche Autofahrt… ich bin die Strecke seit dem Tod meiner Mutter sicher schon hundert Mal gefahren. Warum mich diesmal die Erinnerung so traf, weiß ich nicht.
    Jedenfalls sagte die schadenfrohe Stimme: „Hast du wirklich gedacht, du könntest den Tod deiner Mutter so einfach verkraften. Es war doch klar, dass das nicht geht… wie kann man nur so dumm und so naiv sein….“ „bin ich eben und bin es gern“, hab ich geantwortet… diese Antwort war die Schaufel, mit der ich meinen Optimismus wieder ausgegraben hab. :P Ätsch….
    Ich werde heute ein Kerzerl anzünden für meine Mutter, vielleicht braucht sie grad jemanden, der an sie denkt, damit sie Frieden findet… vielleicht kam deshalb diese Erinnerung.


    Offenbar möchte dein Andreas immer noch an der Deko mitgestalten ;) hatte es denn einen besonderen Sinn für dich, wie er die Figuren umpositioniert hat? Warum der Blick zum Fenster? Oder am Bauch liegend? Nicht nebeneinander sondern gegenüber, das könnte man ja noch interpretieren: deine Seite, seine Seite, Diesseits und Jenseits….

    Das mit der Fernbedienung finde ich allerdings richtig arg… hat dich da nicht vielleicht doch jemand Lebendiger geneckt? Kaum zu glauben… und doch sehr erstaunlich, was einem so begegnet im Leben.
    Solche Ereignisse habe ich nicht erlebt. Ich bin auch nicht sehr empfänglich für die andere Welt, weshalb ich nicht wahrnehme, was manch andere erzählen.
    Für mich sind beispielsweise flackernde Lichter oder ein plötzlicher Luftzug immer nur Zeichen dafür, dass etwas repariert gehört.
    Bitte versteh mich nicht falsch, ich freue mich sehr, wenn jemand ein Zeichen erkennen kann. Es gehört ja auch ein bestimmtes Gefühl dazu, damit etwas als Zeichen wahrgenommen wird und das habe ich einfach nicht.

    Der Satz „mit dem Wissen von heute würde ich vieles anders machen….“ ist mir sofort ins Auge gesprungen… Nach vielen Jahren Selbstreflexion hab ich versucht, mir diesen Satz abzugewöhnen. Er bringt mich zum Hadern mit meinen Entscheidungen. Er beinhaltet für mich eine Form von Unfairness. Niemand weiß, was die Zukunft bringt und wie die Dinge, die wir heute entscheiden, ausgehen werden. Ich versuche mich immer daran zu erinnern, was mein Wissenstand zum Zeitpunkt der Entscheidung war, wenn ich im Nachhinein über eine Situation nachgrüble. Und wenn ich dann zum Entschluss komme: mit dem Wissen zum Zeitpunkt der Entscheidung würde ich wieder so entschieden, dann hab ich nichts falsch gemacht.

    „Hinterher ist man immer klüger“, heißt es. Und das stimmt absolut, ist aber extrem unfair. Damit macht man sich das Leben unnötig schwer. Wichtig ist nur, dass man daraus lernt, finde ich. Wenn ich also wieder in eine ähnliche Situation komme, sollte das neu gewonnene Wissen zu einer anderen Entscheidung führen….
    Diese Entwicklung war zum Beispiel der Grund, warum ich meinem Partner viele Eigenschaften, die mich früher immer gestört haben, verziehen habe.
    Ich habe im Laufe meines Lebens viele Dinge getan, die nicht in meine Vorstellung passten. Meiner Meinung nach ist das Unvorstellbare im Leben, das, was uns prägt. Nur weil man sich etwas nicht vorstellen kann, heißt das noch lange nicht, dass es nicht passiert…. Und so gestand ich auch meinem Partner zu, dass er einige Dinge getan hat, die auch für ihn unvorstellbar waren und die zu einem Ergebnis geführt haben, auf das er nicht immer stolz war. Dass er diese Dinge lieber für sich behielt, hab ich verstanden. Ich wusste mehr, als er wollte, dass ich weiß und habe ihn nie damit konfrontiert. Wozu auch?
    Nach seinem Tod haben sich viele Dinge gezeigt, die ich nicht wusste. Einiges hat sich bestätigt, anderes war mir neu… insgesamt hat sich aber ein vollständiges Bild ergeben, das plötzlich zusammenpasste.

    Was ich aber sehr beeindruckend an ihm fand, war seine Fähigkeit zu lernen. Was ihm einmal daneben gegangen ist, hat er nicht wiederholt. Das können viele Leute nicht.
    Jedenfalls aber sollte der Satz „mit dem Wissen von heute….“ nur zum Lernen anregen und einen nicht hadern lassen mit Dingen, die nicht zu ändern sind.

    2040, silberne Hochzeit… was für ein schönes Ziel… das Schicksal wollte es anders. Manchmal könnte man es echt verfluchen, dieses Schicksal. Warum nicht, verflixt, warum nicht… keine Ahnung. Manche Fragen sind nicht zu beantworten… in der Kategorie „unbeantwortete Fragen“ in meinem Kopf wird immer weniger Platz, je länger das Leben dauert. Vielleicht muss ich mal umräumen und Platz schaffen ;) denn ich befürchte, es werden noch viele solche Fragen daherkommen….


    Keine unbeantwortete Frage ist allerdings der heutige Tagesablauf. Ich werde nun ins Geschäft sausen, denn mein Läufer für den Vorraum ist abholbereit.

    In den letzten Wochen machte sich ein unangenehm muffiger Geruch in meinem Vorraum breit. Also dachte ich mir, ich putze mal alles durch. Teppiche und Sofas schamponieren, Vorhänge waschen, hab ich schon lange nicht mehr gemacht. Der Geruch blieb.
    Ich hab das Katzenklo erneuert, neue Streu gekauft, die Gerüche besser verhindert; der muffige Geruch blieb.

    Also hab ich einen neuen Läufer für den Vorraum bestellt - beim Ausmessen fiel mir auf, dass die Haustür undicht ist. Dort zog es so stark herein, dass der Luftzug ein Teelicht ausblies. Ich hab die Tür abgedichtet, der Geruch verschwand *juhu*
    Der Teppich war schon bestellt, also werde ich ihn auswechseln, wird nicht schaden, auch wenn das Problem, das zu seiner Bestellung führte, bereits gelöst ist.


    Ich wünsche dir viel Kraft für den morgigen Geburtstag von Andreas. Hast du dir ein Ritual zurechtgelegt für diesen Tag? Wie habt ihr den Tag gefeiert, als Andreas noch hier war?


    Alles Liebe,

    Puzzle

  • Liebe Puzzle,


    mein Kopfkissen mußte sogar noch länger winken. Ich hatte den Rechner ausgemacht und dachte, guckst noch einen Moment in die Zeitung, so zum Abschlaffen, und dann war es auf einmal wieder halb vier. Dafür hat mein Kopfkissen aber meistens bis weit in den Vormittag etwas von mir. :) Ich kann ja aufstehen wann es mir beliebt, auch wenn ich natürlich nicht so lange schlafe. Aber im Bett liegen und die Gedanken einfach wandern lassen ist auch ganz nett. Und warum und für wen sollte ich schon morgens früh aufstehen?


    Die Erinnerung an unsere Lieben kommt manchmal allerdings sehr plötzlich und unerwartet. In ganz alltäglichen Situationen, in denen Du überhaupt nicht damit rechnest. Da braucht es keinen besonderen Grund. Wobei, gerade auf dieser Strecke würde ich wohl doch damit rechnen, denn dieser Weg wäre für mich für immer mit diesem furchtbaren Erlebnis verbunden. Das könnte ich wohl nie mehr trennen. Ich hoffe aber daß Du Dich irrst was Deine Mutter betrifft. Vielleicht wollte sie wirklich daß Du an sie denkst, aber ihren Frieden hat sie hoffentlich davon unabhängig gefunden. So wie ich das Andreas auch wünsche. Und die schadenfrohe Stimme hat ja nicht ganz unrecht mit dem was sie sagt. Doch klein Puzzle schlug ihr ein Schnippchen und fand das Schäufelchen. Ätsch. :P


    Den Satz „mit dem Wissen von heute ...“ habe ich völlig wertfrei gemeint und geschrieben. Ich hadere nicht mehr mit dem was war bzw. nicht war. Deswegen halte ich mein bisheriges Leben jetzt nicht für glücklicher, aber nachdem wir alles am Anfang unseres Austauschs so ausführlich durchgekaut haben, konnte ich nun einen Haken dran machen. :2: Puzzle. Der Satz war für mich nur eine sachliche Feststellung, sonst nichts. Vermutlich gibt oder gab es ja für jeden Situationen in denen man sich mit dem heutigen Wissen anders verhalten oder anders entscheiden würde, wenn man es denn noch mal könnte.


    Wenn ich in Interviews mit älteren Promis lese, ich würde alles wieder genauso machen, habe ich doch leise Zweifel. Was den Weg zum und mit dem Erfolg angeht glaube ich das wohl, aber sonst? Und wenn Du dieses oder jenes wieder so entscheiden würdest, dann hast Du es richtig gemacht. Ich weiß aber, daß ich manches falsch entschieden habe, und ich hätte das auch damals schon erkennen müssen. :4: Natürlich ist man hinterher immer klüger, weil man ja erst nicht weiß wie sich eine Entscheidung später auswirkt. Deshalb schrieb ich ja, „mit dem Wissen von heute“. Und jemand ganz Schlaues könnte jetzt sagen, es war mein Weg und vorherbestimmt. Aber so einfach lasse ich mich nicht aus der Verantwortung. Sonst wäre der freie Wille ja nur eine Farce. Aber das haben wir schon diskutiert.


    Ob ich noch einmal in solche Situationen komme weiß ich natürlich nicht, bezweifle es aber. Es ging mehr um Entscheidungen die man am Anfang des Erwachsenenlebens trifft, die aber für längere Zeit richtungsweisend sind. Damit meine ich z.B. Partnerwahl und Finanzen. Die beiden Beziehungen vor Andreas waren einfach nur ein Griff ins Klo, :( und finanziell ging es mir durch eigene Dummheit nicht immer so gut wie heute. Da würde ich einiges anders machen, aber wie gesagt, abgehakt und kein Hader mehr.


    Manchmal ist man tatsächlich zu Dingen fähig die man nie für möglich gehalten hätte. Ich doch nicht. Aber Theorie und Praxis sind eben zwei Paar Schuhe, und manches das theoretisch unvorstellbar war sieht auf einmal ganz anders aus wenn man in der Situation ist. Ich glaube, da haben sich schon etliche Menschen selbst überrascht, im Guten wie im Bösen.:/ Nach Andreas` Tod habe ich nichts überraschendes über ihn erfahren, aber damit habe ich auch nicht gerechnet. Bei ihm war alles klar und offen wie der helle Tag. Er hätte auch nie etwas für sich behalten können. Dafür war er nicht der Typ.


    Ich habe großes Interesse an der jenseitigen Welt, bin aber wohl leider nicht so empfänglich wie es sein könnte und ich es gerne wäre. Trotzdem konnte ich Andreas` Zeichen mühelos erkennen, und das hättest Du auch. Es fällt jedem auf wenn ein Stofftier nicht mehr sitzt sondern auf dem Bauch liegt. Vermutlich haben sich die Eierwärmerwichtel auch deshalb gegenüber gestanden und nicht nur anders nebeneinander. Weil das auffälliger war. Und das ist auch der einzige Sinn den es für mich hat. Daß ich es merke und erkenne. Sicher gibt es auch diffizilere Zeichen die sich nicht so einfach erkennen lassen, und für die man ein Gefühl haben muß. Vielleicht habe ich auch schon was übersehen, deshalb die Auffälligkeiten.


    Wegen der Fernbedienung hat mich ganz gewiß kein Lebendiger geneckt. Zwischen den beiden Sonntagen, an dem einen ging sie noch einwandfrei und am nächsten war die Batterie falsch rum drin, hatte ich keinen Besuch. Und wer käme denn auf die Wahnsinnsidee so etwas zu tun? Hattest Du schon mal dieses Bedürfnis wenn Du irgendwo zu Besuch bist? Eben, ich auch nicht.


    Flackerndes Licht und Luftzug hatte ich noch nicht. Aber wenn ich es recht bedenke in den letzten Tagen etwas ähnliches. Im Wohnzimmer steht noch ein ein hölzernes Weihnachtsdorf mit LED-Beleuchtung. Es hat einen Netzstecker und ich kann wählen ob die Beleuchtung jeden Tag zur selben Zeit an- und wieder ausgeht, was ich auch getan habe. Das heißt konkret, der Zeitraum für die Beleuchtung ist immer 6 Stunden, und er beginnt wenn Du zum ersten mal den Stecker einsteckst. Das kann natürlich jederzeit geändert werden indem man den Stecker zieht und zur

    neuen gewünschten Beginnzeit wieder einsteckt. Ich habe den Stecker am 1. Advent um 18:00 Uhr eingesteckt, die Beleuchtung war bis Mitternacht an und ging dann selbstständig wieder aus. So war das an jedem Tag bis vor ca. einer Woche. Seit dem ging die Beleuchtung plötzlich schon um kurz vor halb sechs an und um kurz vor halb zwölf wieder aus. So auch gestern, aber Nachts um halb drei war die Beleuchtung wieder an. Zwei Beginnzeiten lassen sich aber gar nicht speichern. Spinnt auf einmal die Zeitschaltuhr oder war das Andreas? Ich werde es im Hinterkopf behalten und sehen wie es ist wenn ich das Dorf im Dezember wieder aufstelle. Wenn es dann keine Abweichungen gibt spinnt die Zeitschaltuhr NICHT. :S


    Diese Frage wird sich ganz einfach beantworten lassen, andere dafür nie. Die Lieblingskollegin von Andreas sagt immer, stell keine W-Fragen, also warum, weshalb, wieso, Du kriegst eh keine Antwort. Und sie hat leider recht. Trotzdem stellt man sich solche Fragen manchmal eben doch. Aber das ist menschlich. Ich versuche das auch nicht mehr zu tun, aber manchmal überkommt es mich doch, und ich möchte das Schicksal verfluchen. Bekannte von mir hatten, aber schon vor Jahren, auch im nicht mehr ganz taufrischen Alter geheiratet. Vor etwa 15 Jahren hatte die Frau Magenkrebs, was nicht ganz ohne war. Und dieses Jahr feiern sie goldene Hochzeit. Da drängt sich mir schon eine sinnlose W-Frage auf. X(


    Dein Erlebnis mit dem Geruch im Vorraum ist schon interessant, aber ist Dir wirklich nie aufgefallen daß es an der Tür zieht wie Hechtsuppe, und was hattest Du Dir von einem neuen Läufer erhofft? Oder hat der alte doch geduftet? Aber nun hast Du einen schönen neuen, das schadet sicher nicht, und eine dichte Tür, das schadet erst recht nicht. :)


    Für den Geburtstag habe ich kein Ritual weil mir noch keines eingefallen ist. Wir haben seinen Geburtstag oft mit den beiden Töchtern aus der ersten Ehe und deren Partnern gefeiert. Dazu noch die drei Hunde von der Älteren. Oder wir haben nur für uns gefeiert. Aber den Tag werde ich auch überstehen weil ich es muß.


    Und nun ist es schon wieder halb zwei, und die einzige im Moment offene Frage ist, wie lange bleibe ich noch auf. Da Du vermutlich schon schläfst wünsche ich Dir einen erträglichen ruhigen Tag.


    Alles Liebe

    Lilifee

  • Liebe Lilifee, einen friedvollen Tag wünsche ich dir für heute, und deinen Andreas alles liebe.

    Diese Tage sind immer schrecklich, und das werden sie warscheinlich auch bleiben.

    Ich umarme dich, und mache eine Kerze für deinen Andreas an, die ich ins Fenster stellen werde.

  • Liebe Lilifee!


    Alles, was ich dir an diesem Tag schreiben könnte, klingt banal. Daher soll meine Antwort auf unsere Konversation nur als Versuch zur Ablenkung gemeint sein. Dass dich heute anderes beschäftigt, ist mehr als bloß verständlich….

    Für wen solltest du aufstehen? Ich weiß nicht… ich kann nur erzählen, warum ich gern früh aufstehe: weil es den ganzen Tag nie so friedlich und ruhig ist wie früh morgens. Vorallem im Sommer ist rund um den Sonnenaufgang die schönste Zeit des Tages. Alle Nachbarn schlafen noch. Dafür halten die gefiederten Sänger mit ihrer Stimme nicht hinterm Berg. Das Konzert, das sie täglich zum besten geben, ist fast schon ohrenbetäubend und strahlt doch so viel Ruhe aus. Kein Straßenverkehr ist zu hören und auch die Werkzeuge überfleißiger Nachbarn ruhen noch friedlich.
    Neben meiner Terrasse hängt ein Brutkasten, in den jedes Jahr ein Kohlmeisen-Pärchen einzieht. Schon zeitig im Frühjahr kann man sie beobachten, wie sie Nistmaterial sammeln. Als komfortable Krönung des Nestes holen sie die Katzenhaare vom Fußabstreifer vor meiner Terrassentür, den ich genau aus diesem Grund erst dann zu putzen beginne, wenn der Nestbau der Kohlmeisen erledigt ist.
    Erstaunlich ist auch, wie fleißig sie ihre Jungen füttern und wie laut der Nachwuchs Futter fordert, sobald ein Elternteil vor dem Eingang der Bruthöhle erscheint. Sind beide Eltern unterwegs, ist es mucksmäuschenstill im Brutkasten. Fressfeinde sollen ja nicht aufmerksam gemacht werden.
    Eichhörnchen huschen von Baum zu Baum, holen sich Wal- und Haselnüsse, wenn sie im späten Sommer reif werden, davor sieht man sie selten. Eidechsen sind meist erst später unterwegs, um sich auf den Betonplatten der Terrasse aufwärmen zu lassen. Ganz, ganz selten lässt sich ein Mitglied der Schlingnatter-Familie blicken. Ab und zu, wenn die neue Generation des Jahres geschlüpft ist, verirrt sich ein Jungtier auf die Terrasse, verschwindet aber schnell wieder; die Tiere sind sehr scheu und wollen in erster Linie die Bekanntschaft mit meiner Katze vermeiden.
    Mit viel Freude begrüße ich jedes Jahr ein Wildentenpaar, das es sich am Bachufer gemütlich macht. Und jedes Jahr findet meine Katze beim Anblick der Enten ihren Jagdinstinkt. „Tschüss, liebe Enten, bis nächstes Jahr“, denke ich mir, während sie davonfliegen. Ab und zu ruht sich ein Storch auf Nachbars Dach aus. Der wird wohl sein Nest nicht hier am Stadtrand haben. Und wenn die ersten Schwalben auftauchen, ist der Sommer nicht mehr weit.
    Am meisten leid tat mir eine kleine Fledermaus, die einen Sommer lang immer in meinem Sonnenschirm übernachtet hat. Als ich noch nicht wusste, dass das ihr Tagquartier für den Sommer war, hab ich sie irrtümlich aus dem Schirm gebeutelt… die arme platschte ganz benommen auf den Tisch unter dem Schirm, als ich ihn früh morgens zum Trocknen aufspannte. Sie sah mich an - müsste ich den Blick interpretieren, hätte ich ihn wohl mit „lass mich in Ruhe, bin doch grad erst schlafen gegangen“ übersetzt - und verschwand im Rosenbusch gleich neben der Terrasse.
    So könnte ich noch seitenweise weitererzählen, was sich rund um Puzzlehausen tut, früh morgens, wenn die Menschen Ruhe geben… deshalb stehe ich gern früh auf.


    Ups, jetzt hab ich irrtümlich auf „absenden“ geklickt… na, dann folgt der Rest der Antwort später….