Helen, in welche Richtung?
RalfsHeidemarie
Helen, in welche Richtung?
RalfsHeidemarie
Ralf und ich, wir haben uns ja viele Monate gesiezt. Ich war für ihn Frau Flemming und er für mich Herr Tenberg. Er wirkte im Aussehen und im Verhalten nicht wie ein normaler Wohnungsloser. ( Penner) er war gepflegt, konnte sich gut ausdrücken, war gesprächig und höflich. Groß gewachsen (190) Breite Schultern und eine wahnsinnig tiefe wunderbare Stimme. Er hatte Humor, war neugierig und konnte gut mit Frauen jeden Alters. Er hörte zu, war interessiert, fleißig und hilfsbereit. Das er eigentlich nicht wirklich aufhören wollte zu trinken hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht realisiert.
Einmal erzählte ich ihm von meinem kleinen Neffen, der von meinem Hund geleckt worden war. Und mein Neffe noch sehr jung sagte danach: " Der Pablo hat mich gezungt!" anstatt geleckt.
Das fanden wir beide wunderbar, diese Wortschöpfung. Und wir haben dann oft von gezungt oder genast geredet. Anstatt von lecken oder riechen zu sprechen.
Und als wir dann im Sommer 2014 oft draußen auf meiner Terrasse saßen haben wir gemeinsam die CD von Axel Hacke gehört. " der weiße Neger wumbaba". Das hat uns beiden sehr gefallen. Und der kleine Maulwurf,
"Maulwurfen ist da." wir haben oft miteinander so gesprochen.
Ja, das war der Anfang. Und am Ende war das Letzte, was er zu mir gesagt hat: " Ich kann nicht mehr sprechen"
Aber zwischen diesen Worten gab es unendlich viele Worte, die wir gewechselt haben. Liebe und auch Böse. Vorwurfsvolle uns auch mutmachende.
Seine Stimme war so einzigartig und hat mir soooooo gut gefallen. Irgendwann werde ich den Mut haben in meinen Videos zu suchen ob ich wenigstens einige Worte finde.
Ralfsheidemarie
Liebe Ralfs Heidemarie,
das ist so traurig und gleichzeitig so lieb und rührend, ich muss gerade ein bisschen weinen, weil ich mir deinen Ralf so plastisch vorstellen kann und gleichzeitig wird das Bild überlagert von meinem Hannes mit seinem ganz speziellen Humor und seiner lieben Stimme, die ich nie wieder hören werde, außer auf Konserve.
Unsere Männer waren schon Prachtexemplare, gell?
Jaaaaaa, Prachtexemplare. Und wie. 😍❤️❤️❤️
Gestern ist ein Freund da gewesen und hat mehrere Stunden meine Heizung repariert. Eine Woche war sie jetzt aus. Das Haus ist jeden Tag kälter geworden. Ich bin sehr froh, daß ich mich jetzt nicht mehr mit heißem Rotwein wärmen muß.
Mein Ralf war ein waschechter Ruhrpottler aus Recklinghausen. Und dieser Mann einer sehr lieben echten Freundin aus Herne ist auch so ein toller Ruhrpottler. Herzensgut und ein begnadeter Handwerker. Ich bin so unendlich dankbar.
Ich hoffe daß das Heizungsproblem jetzt erstmal gelöst ist. 🤞✊
Jetzt hab ich "nur" noch das Ratten Problem. Darüber habe ich noch nichts geschrieben. Aber es belastet mich sehr. Ratten in der Wohnung. 🥴😵🤮
Ralfs Heidemarie
Liebe Heidemarie,
wie wohltuend zu lesen, dass es noch gute Menschen gibt. Ich wünsche Dir von Herzen, dass es für Dein anderes Problem bald eine Lösung gibt .
Alles Liebe
Sommermond
Hallo Heidenarie
ein schönes Bild.
Hallo Ihr Lieben Alle,
Heute habe ich bei 2 jungen Menschen hier im Forum mitgelesen, die je ein Elternteil verloren haben an Covid 19.
Zusätzlich zu dem Schicksalsschlag von Birgit hat mich das ziemlich runter gezogen. Dieses Leid, diese Schmerzen. Und die Verstorbenen sind in meinem Alter gewesen.
Wenn ich denke, daß in Deutschland im Moment jeden Tag ca. 1500 Menschen sterben an Covid. Da sind doch mindestens ca. 1 bis 5 trauernde Menschen pro Gestorbenem.
Bei 44.000 Menschen sind also nur durch Covid 19 mindestens 150.000 Menschen mit dem Trauern konfrontiert. Dazu kommen noch die anderen Krebserkrankungen oder Herzinfarkte oder......
Und das in einem Land, in dem Trauern kein öffentliches Thema ist.
Und gerade die Pandemie-Umstände machen das Trauern viel schwieriger als es sowieso schon ist. Die Sterbenden konnten nicht begleitet werden. Die Lebenden konnten sich nicht verabschieden. Viele haben ihren Toten Lebensgefährten oder Mutter oder Vater nicht mehr sehen dürfen.
Das macht das Trauma noch viel schlimmer als es ohnehin schon ist.
Keine Selbsthilfegruppen, keine Trauergruppe, keine Trauercafes.
Wer hilft? Wo kann man hin?
Eigentlich müssten 100derte Betroffene in unser Forum kommen wenn man bedenkt wieviel jetzt zu Hause sitzen und erstarren oder weinen.
Gibt es irgendjemanden, der Verbindung zu Medien hat?
Das Thema könnte doch auch mal vorkommen.
Ralfheidemarie
das ist ja furchtbar wenn man das aus diesem Blickwinkel betrachtet ...
Ich finde auch das trauernde absolut viel zu wenig Platz haben in der Gesellschaft und überhaupt das Thema mit Krankheit und Tod bei uns in Deutschland ein absolutes Tabu Thema ist und auch für die Menschen die daheim Großeltern Eltern Partner Verwandte oder wen auch immer pflegen viel zu wenig Anerkennung und Wertschätzung bekommen so nach dem Motto ja ist halt so und dann zusätzlich auch noch nach einem Verlust oft auch noch das alleine mit sich ausmachen müssen... sehr traurig das ganze...
Ich habe gestern den Mut gefunden das erste mal ein paar Bilder von Ralf an zu sehen. Erst habe ich ein Bild von einem Rotkehlchen am Handy verändert und mich dann wirklich getraut.
Die Fotos sind eine Woche nach seiner Lungen OP entstanden. Da hatte er noch einen Schlauch für das Wundwasser im Rücken.
Er möchte es nicht fotografiert zu werden. Aber diese Fotos waren für einen Freund. Da hat er zerknirscht mitgemacht.
Hätte ich gewußt, daß er stirbt, hätte ich ihn jeden Tag fotografiert.
Da er immernoch rauchte und somit regelmäßig vors Krankenhaus ging haben wir uns jeden Abend auf dem Parkplatz getroffen.
Ich sehe ihn da noch auf seinem Rollator sitzen wenn er geduldig auf mich und seine Bande wartete. 🐾🐾🐾🐾👣
Ralf
RalfsHeidemarie
❤du bist viel stärker als du glaubst
Schöne Bilder von ihm und auch das Bild das du verändert hast du trägst alles in dir um trotzdem wieder ein glückliches und lebendiges Leben zu führen und zu fühlen ❤ 🌻trau dich😉🍀💋 das hast du schon erkannt 🙏
Was für schöne Bilder von deinem Ralf, auf ddm einen lacht er spitzbübisch❤️
ja Heidi, über sowas darf man gar nicht nachdenken,...
Aber du hast recht, mir hat das Erlebnis heute Nacht auch ziemlich zugesetzt.
Plötzlich ist alles wieder da, ...
Wie du siehst, kann ich wieder mal nicht schlafen, ... Katastrophe.
Liebe Grüße
Renate
Ich liege seit 5 Uhr wach und schaue nach einer TV Sendung gestern Abend nach Informationen zum Trauern.
Auf die Frage, "was hat sich die Evolution dabei gedacht, daß Menschen Trauern müssen"?...... Habe ich diesen Text gefunden.
Das traurige Gefühl, das Trauern..... Ist anstecken...... wie alle Gefühle.
Durch die Spiegelneuronen in unserem Gehirn.
Und wenn die Anderen, die nicht so unmittelbar besetzt sind durch das Trauern uns Trauernden begegnen, haben sie selbst traurige Gefühle. Und das möchten sie nicht.
Also meiden sie uns. Oder versuchen uns ab zu lenken. Oder agumentieren, daß es nun aber mal reicht...... mit dem Trauern. Usw.
Uns macht es nichts aus, daß unsere Spiegelneurone das Trauern spiegeln da wir sowieso unweigerlich besetzt sind mit Trauern. Aber die Menschen, die gerade keinen so großen Verlust aushalten müssen....... möchten sich nur ungern anstecken lassen.
Das ist finde ich eigentlich verständlich. Je nachdem wie schwer es ein Mensch sowieso schon hat schützt er sich vor dieser Ansteckung.
Und wir, können uns nicht anstecken, wir sind ja schon Trauernd.
Die meisten Menschen nehmen sich vor, zu einem Angehörigen oder Freund zu stehen, wenn er trauert. Oft ist das jedoch schwerer als gedacht. Aus Studien weiß man, dass eine tiefe Traurigkeit innerhalb von wenigen Minuten abfärbt. Die meisten Menschen wenden sich daher von traurigen Menschen schnell ab oder wünschen sich, dass die Trauer schnell vorbeigeht.
Gleichzeitig sind viele im Umgang mit Trauernden unsicher. Soll man eine trauernde Freundin, einen trauernden Kollegen in Ruhe lassen oder ihn von seiner Trauer ablenken? Trauerberater empfehlen, die Trauernden zu fragen, was ihnen gut tun würde – und sich dann auch daran zu halten. Um herauszufinden, wie es dem Hinterbliebenen geht, eignet sich die Frage: "Wie war dein Tag?" beziehungsweise "Wie war deine Woche?"
Ende des kopierten Textes
Ralfsheidemarie
Liebe Heidemarie,
Danke für deinen wertvollen Beitrag über Trauer
Auch ich habe mir viele Gedanken gemacht wegen Covid und Trauernden. Wie ich schon mal geschrieben habe, hab ich eine Praxis und ich hab in den letzten Wochen viel kostenlos gearbeitet, weil sich viele keine Beratung leisten können, und ich finde das gehört von den Krankenkassen übernommen.
Ich versuche oft Klienten zu Institutionen zu vermitteln die etwas anbieten, ohne Honorar. Aber von dort kommen sie ja meist, und fühlten sich unverstanden. Und ich hab das Gefühl es ist ein Teufelskreis. Ich hatte mal einen Zeitungsartikel zum Thema geschrieben, aber die sind meist nur um Allerheiligen erwünscht. Was nur mehr deutlich zeigt, wie die Gesellschaft über Trauer denkt. 1-2 Tage im Jahr ist es ok, und dann soll es bitte wieder in die Schublade.
Aber ich werde nicht müde darüber zu reden und aufzuklären
Liebe Heidemarie, so schöne Erinnerungen an deinen Ralf!
LG Andrea
Je nachdem wie schwer es ein Mensch sowieso schon hat schützt er sich vor dieser Ansteckung.
Und wir, können uns nicht anstecken, wir sind ja schon Trauernd.
Dein Text ist wunderbar, und danke dass du uns an deinen tiefgründigen Gedanken teilhaben lässt.
In unserer Gesellschaft fehlen tatsächlich Rituale, die ein Gemeinschaftsgefühl stärken. Sie sind ersetzt worden durch Konsum und mediale Ablenkungen.
Für uns Trauernde ist das besonders schlimm, weil es die Belastung durch Unverständnis und Ausgrenzung noch verstärkt.
Auch die Medizin richtet sich durchwegs nur auf die Wiederherstellung von Körperfunktionen, die Psyche bleibt leider nach wie vor ein Stiefkind des Heilwesens.
Heute Morgen habe ich zu Renate noch gesagt.: "es geht mir ungewöhnlicher Weise recht gut. Ich habe schon mehrere Tage nicht geweint. "
Nun, heute Nachmittag hat mich das Schlimme wieder eingeholt.
Ich habe vor der Haustür auf den Zeitungsboten gewartet, damit er nicht extra das Holztor öffnen muß. Ich hatte das junge Mädchen einige Häuser weiter oben gesehen als ich zurück gekommen bin vom Spaziergang mit den Hunden. Um die Zeit zu nutzen, die ich draußen vor der Tür verbrachte, habe ich einige Tüten zur Seite gestellt und dann seinen Rollator angefasst. Er übte eine besondere Anziehungskraft auf mich aus. Immerhin hängen an dem Ding die Masken, die Ralf zum Schluß getragen hat. Er hat auf diesem Ding gesessen, wenn er auf mich gewartet hat. Dieser Rollator, den wir extra gekauft haben weil er ihn lange begleiten sollte.
( Oh gut, daß wir ihn gekauft haben. Da muß ich ihn nicht weggeben.)
Ich habe in die Tasche gelangt, die daran hängt und sein Feuerzeug in der Hand gehabt und den Becherhalter gefunden, den ich ihm bestellt hatte. ( 😍 ) und er hatte einen Becher von zu Hause in der Tasche liegen - mit der Aufschrift: "lächle, du kannst sie nicht alle töten"
Ich hatte gar nicht bemerkt, daß dieser Becher fehlte.
Das war so typisch für ihn. Ich hatte immer das Gefühl, daß er zwar im gleichen Land groß geworden ist wie ich - aber irgendwie doch nicht. Er jedenfalls schien im wilden Westen gelebt zu haben.
Er wollte mich beschützen. Super idee! Aber wovor?
Egal, es hat sich wunderbar angefühlt. Nach den ersten überraschten Augenblicken.
Aber eigentlich wollte ich nur schreiben, daß ich nun doch heule. Und schluchzte. Und ihn rufe. Und ihn bitte zurück zu kommen..........
Was wird es für ein Jammertal werden, wenn ich mich traue in seinem Zimmer auf zu räumen.
Ob sein Bett noch nach ihm duftet?
Was werde ich alles noch finden? Was alles beweint werden muß?
Ralfsheidemarie
PS. Eigentlich hatte ich mich entschlossen künftig auf Alkohol zu verzichten. Gesundheitlich. Aber jetzt in dieser Trauer Zeit wäre das wirklich sehr doof.
Nein. Das muß warten.
Scheiß auf die Lebenserwartung.
Ralfsheidemarie
und ich hab im auf der Mikrowelle 😁