Am 23.11.20 ist das Schlimmste passiert

  • Ihr Lieben,


    die Idee mit der Option B gefällt mir.


    Es klingt positiv, wir haben eine Option, die wir aktiv gestalten können.

    Wir sind nicht nur Opfert des Schicksals.

    So habe ich mich bisher gefühlt.


    Leider ist das mit der aktiven Gestaltung leichter gedacht als getan.

    Entscheidungen zu treffen, ist mir auch früher schon schwer gefallen.


    RalfsHeidemarie : Bei Deiner kleinen Geschichte mit dem Sauerkraut musste ich lächeln. Das hab ich genau so auch immer gemacht.


    Ich glaube, der Grund dafür ist, dass wir zuviel nachdenken, überlegen und hinterfragen.


    Vielleicht einfach aus dem Bach heraus das tun, was einem gerade gut tut.


    Habt einen erträglichen Sonntag.


    Liebe Grüße

  • Meine traurigen und verzweifelten Schwestern und Brüder im Trauern um den jeweiligen Seelenfreund,

    schon immer habe ich gerne Geschichten gehört oder gelesen wie zwei, die sich lieben kennen gelernt haben.

    Vielleicht habt Ihr Lust Eure Kennen- und Lieben-gelernt-Story zu beschreiben und "zu erzählen".

    Wir schreiben über unsere Gefühle und die sind ja meist traurig, verzweifelt und unglücklich.

    Aber der Anfang, der war doch bestimmt genau das Gegenteil.

    Wie war das bei Euch? Ich bin gespannt und neugierig ob jemand das erzählen möchte. Ich möchte es gerne lesen.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Ralfsheidemarie,

    so langsam mache ich mir Sorgen

    Du schreibst auch in unseren Wohnzimmern nicht.

    Ich schätze deine Beiträge sehr ( auch wenn ich mal eine andere Sicht habe )

    Viele Gedankenanstöße die ich durch das Forum hier habe, kamen von dir. Es wäre ein Verlust wenn du dich zurückziehen würdest.

    Natürlich ist es zuerst wichtig was für dich gut ist.


    Steffi

  • Guten Morgen aus dem sonnigen NRW.

    Ihr seit sooooo lieb, daß ihr mich vermisst habt und einige meiner Beiträge wertschätzt. Das ist ein warmes Gefühl in der Mitte meines Körpers.

    D A N K E dafür.


    Irgendwie fließen die Tage und Wochen so schnell dahin. Ich hatte mir vorgenommen ausführlich von mir zu schreiben und dann dachte ich immer: das dauert jetzt zu lange, daß mache ich nachher, morgen oder........

    Und so verging die Zeit.

    Tut mir sehr leid, ich hatte nicht daran gedacht, wie doof es ist, wenn jemand einfach verschwindet. Das das dann Wunden aufreissen kann und weh tut.


    Mir geht es jetzt gerade im Moment sehr gut. Die Sonne und das Licht tun mir gut und ich habe mir wieder Vitamin D Tabletten bestellt.

    Ich bin auch etwas aktiver geworden und habe bei dem guten Wäschtrocknenwetter viel gewaschen. Ca. 3 Maschinen am Tag. Aber ich bin immer noch nicht fertig.

    In Ralfs Zimmer war ich noch nicht. Das meide ich immer noch. Immerhin steht die Tür zu dem Zimmer auf. Aber es ist dunkel da drin.

    Wenn die andere Wäsche fertig ist, dann werde ich auch in das Zimmer vordringen. Ich glaube jetzt bin ich soweit.


    Ich bin nicht mehr so endlos traurig oder verzweifelt aber Sehnsucht habe ich und vermissen tue ich ihn.

    Ich kann ja nicht mehr denken: "vor einem Jahr war er noch da". Deshalb denke ich nicht an eine bestimmte Zeit oder Situation sondern irgendwie global an ihn. Und dabei habe ich auch immer wieder das Bild vor meinen inneren Augen, wie seine Hülle da auf dem Bett lag....... unfassbar, tot.

    Dann denke ich jedes Mal noch "das kann doch gar nicht sein".

    Ich mache mit der Hand das V-Zeichen nach oben in die Luft. ✌️ Und grüße ihn.


    Das hat er immer gemacht, wenn ich in sein Zimmer geguckt habe um zu sehen wie es ihm geht. Bei der Chemo z. B. Und wenn er entzügig war und zum xten mal kalt entzogen hat.

    Es ging ihm oft sehr schlecht. Und er wollte nichts haben. Kein Essen. Keinen Tee, keine Wärmflasche, kein. ........

    Manchmal durfte ich ihm eine Hühnersuppe kochen.

    Dabei wollte ich ihn doch verwöhnen.

    Ich konnte ihm ein Zuhause bieten, Geborgenheit, mich als Zuhörer, als Gesellschaft, jemandem zum Reden, mich als Fahrer mit Auto, als Einkäufer, als Hundeausführer, als WäscheMacher,......


    Und nun liege ich als ausgemachter Kümmerer hier zuhause rum. Kann mich nur um mich kümmern und natürlich um die Hunde.

    Ich frage mich, ob ich mich mit all meiner Zärtlichkeit und Liebe um sein Grab kümmern würde, wenn ich eins hätte.

    Keine Ahnung.

    Aber dieses DIN A 4 große Stück Wiese des Gemeinschaftsgrabes auf dem Friedhof meiner Nachbarstadt zieht mich nicht zu sich hin.

    Ralfsheidemarie

  • Liebe Heidi!

    Ich habe mich wiedergefunden in den Worten : „ausgemachter Kümmerer“, so bezeichne ich mich auch oft. (Wer hätte sonst auch zwei Hunde😉?)

    Sich nun eine Zeit sehr viel um sich selbst zu kümmern hab ich in meiner Trauer um meinen Mann lange gemacht und mach ich jetzt nach dem neuen Verlust wieder. Das ist nicht der schlechteste Plan.

    Grabpflege ist für mich Tradition, mach ich rein, weil es „sich so gehört“. Dort ist nicht der Ort wo ich mich nun kümmere.

    Ich kümmere mich gerne um meine Erinnerungen, was ja wieder eine Art Selbstfürsorge ist.

    Macht mir Mut, wie du deine jetzige Situation schilderst.

    Liebe Grüße Hedi

  • forum.aspetos.com/attachment/13314/

    Da liegt sie, meine alte, süsse, dicke "Maus". Ganz friedlich döst sie in der Sonne an meinen Füßen. Neben mir an meinem ganzen Körper gelehnt mein, bzw Ralfs Mambo.

    forum.aspetos.com/attachment/13315/

    Das schwarze links von Mambo ist mein Bein.

    Hedi, was hast Du für Hunde?

    Ich konnte ja nicht genug davon bekommen. Ich habe ja 4 Hunde.

    Chelsea ( dieses Jahr irgendwann 14 ) aus dem Tierschutz, aus Mallorca.

    Romeo ( dieses Jahr geschätzt 12) aus dem Tierschutz aus Ungarn.

    Mambo ( dieses Jahr geschätzt 10 ) aus dem Tierschutz aus Andalusien.

    Und Jack, den habe ich als Welpen in Hessen gekauft ( im Jan.6 Jahregeworden)


    So liege ich seit dem Tag X Stunde für Stunde mit meinen Lieben 🐾 auf dem Bett, im Bett oder auf dem Sofa.

    Sie haben sich davon erholt, daß ich so laut und lange und oft geweint habe.

    Wenn ich nun noch ab und zu weine schauen Sie mich verwundert an.

    Ich glaube Sie haben viel Stress gehabt in meiner Zeit der Tränen.

    Ich wußte immer, daß ich ihm nicht nach sterben durfte auch wenn ich es für mich wünschte. Ich muß mich um meine Fellnasen kümmern.

    Ralfsheidemarie

  • Seit dem 5. JANUAR trinke ich keinen Alkohol mehr.

    Ich hatte den Abend vorher 1/2 Flasche Capten Morgan ( Rum ) getrunken.

    Das ist der Rum, von dem Ralf gesagt hat: "den kann man gut im Mund haben"!

    Und das fand ich auch.

    Wenn ich Alkohol getrunken habe, war alles nicht mehr so schlimm. Es wirkte wie ein Dämpfer! Es dämpft den Schmerz und machte ihn aushaltbar.

    Ich hatte an dem Abend mit 3 Leuten telefoniert und konnte mich morgens daran nicht mehr erinnern.

    Ich hatte mir abends was gekocht und dachte morgens: "Wer hat in meiner Küche gekocht?" und " was habe ich gegessen?"

    Das war irgendwie ein Schock. Dann stand meine Schwester vor der Tür und ich wußte gar nicht, daß sie kommen wollte.


    An diesem Morgen entschloß ich mich keinen Alkohol zu trinken bis zu meinem Geburtstag im Mai.

    Gedacht - getan. Aufgehört.



    forum.aspetos.com/attachment/13316/

  • Ich habe zwei Boston Terrier. Bo hat heute Geburtstag und ist 8Jahre, Levi ist im Februar 7 geworden.

    Wenn ich die beiden nicht hätte!!!!
    Nachfolgegedanken hatte ich nie, aber die haben mich gerettet. Man wird gebraucht, kann sich nicht voll gehen lassen, sie lieben einen immer, egal in welchem Zustand man ist. Und die Bewegung mit ihnen, die ist voll gut für mich. In der Natur erhole ich mich am besten von kompletter Verzweiflung und Trauer.

    Deshalb ist es für mich coronabedingt grad ziemlich schwer, keine Natur!

    Die Hunde haben um meinen Mann anfangs voll mitgetrauert. Das tat weh.

    Bei Kurt jetzt merken sie meine Trauer und sind dadurch, wie du sagst, verunsichert.
    Sie merken sofort was mit einem los ist.


    Aber man kann von ihnen auch lernen. Sie sind im hier und jetzt. Wenn es gerade schön ist, dann hat man zu genießen. Wenn es gerade „lustig“ ist, hat man zum herumhüpfen,…. Im hier und jetzt bleiben, das ist gut.


    Bo hat keine Augen mehr. Er denkt aber nicht darüber nach, wie es früher war. Er hat sich nach kürzester Zeit damit abgefunden und genießt das Leben weiter. Wenn er sich wo den Kopf stößt, denkt er nicht groß darüber nach. Er sucht einen neuen Weg.

    Vielleicht sollte man sich da echt was anschauen.

    Liebe Grüße Hedi

  • Und durch dieses AUFHÖREN veränderte sich das Trauern.

    Es begann noch mal von vorne, weil ich jetzt keine Möglichkeit hatte Gefühle zu verwässert oder ab zu stellen.

    Es war bei Weitem nicht so schlimm wie zu Beginn. Aber irgendwie durchlebte ich nochmal einige Trauerphasen ohne Betäubungsmittelkonsum.

    Ich habe wieder geweint. Habe mich wieder zurück gezogen. Habe wieder viel an ihn gedacht.

    Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt beim Nachhausekommen einen besonderen Orangensaft mit Mineralwasser zu trinken. Aber ohne Alkohol habe ich nicht mehr die Motivation mir was zu kochen. Das ist ein Unterschied.

    Aber ich kann wieder Fernsehen gucken und auch Musik hören. Das mit der Musik ging ja lange nicht. Allerdings kommen mir dann auch manchmal die Tränen, wenn es ein melankolisches Lied ist.

    Allerdings fällt es mir an manchen Tagen schwer nichts zu trinken. Vor allem wenn etwas Unangenehmes oder etwas Schönes passiert ist.

    Es fehlt die Möglichkeit mich zu belohnen.

    ...... etwas zu feiern.

    .......mich zu trösten.

    ...... mich zu beruhigen.

    ...... mich zu kräftigen.

    Und es fehlt die Möglichkeit ihm, Ralf zuzuprosten und mich eins zu fühlen mit ihm.

    Es ist wirklich nicht leicht auf Alkohol völlig zu verzichten.

    Ralfsheidemarie

  • Es freud mich von dir zu lesen.

    Ja Alkohol ist ein trügerischer Trauerhelfer.

    Ich denke wenn ich gelernt habe die Trauer als eine Begleitung zu akzeptieren kann ich auch bedenkenlos mal was trinken.

    Ich habe aus Angst die Kontrolle zu verlieren auch auf Alkohol verzichtet.


    Hunde trauern anders. Sie akzeptieren schneller den Verlust und leben dann wieder im hier und jetzt.

    Mein Hund hat Probleme wenn ich weine und zieht sich dann zurück. Das macht mir dann schnell ein schlechtes Gewissen ihm gegenüber.

    Aber so ist es eben jetzt und da müssen ich und Amigo durch.


    Und liebe Ralfsheidemarie, irgendwann kannst du deinem Ralf zuprosten.

    Dann ist es ein besonderer Moment und nicht der Versuch dich zu betäuben.


    Steffi

  • Ach Hedi,

    Dein Bo hat keine Augen mehr? Das ist ja schlimm. Mein Mambo hat kurz nachdem Ralf gestorben ist das Cushing-Syndrom bekommen und ist blind geworden. Er kann nur noch ganz wenig hell dunkel unterscheiden.

    Ich finde es sehr schwierig mit einem blinden Hund. Er mag nicht gerne an der Leine gehen. Bleibt dann stur stehen. Wie ein Esel. Er läuft sehr langsam weil er sich ja vortasten muß. Aber er kommt ganz gut damit zurecht. Ich begleite ihn mit der Stimme oder mit einem Klopfen auf mein Bein, damit er weiß wo es lang geht und wo ich bin.

    Ja, die Hunde sind der Sinn meines Lebens. Ich lasse sie nicht gerne allein. Höchstens im Auto wenn ich einkaufen gehe. Mal länger was zu unternehmen klappt meist nicht.

    Der Man meiner Freundin mag Hunde sehr gern, hat aber eine Hundeallergie. Also muß ich die Hunde allein lassen, wen. Ich mal zu ihr fahre.

    Die Hunde sind zwar zu viert - aber sie fühlen sich alleine, wen. Ich nicht da bin.


    So ähnlich wie ich mich alleine fühle weil Ralf nicht mehr da ist.

    Nach Ostern will ich mit meinem Wohnmobil nach Süddeutschland fahren und dann weiter nach Venedig. Und natürlich nehme ich meine 4 Schätze mit!

    Ralfsheidemarie