Danke liebe RalfsHeidemarie für die Anregung und deine Fragen, die ich hiermit gerne beantworte.
Trauerbegleitung gibt es wahrscheinlich in jeder Stadt?
1. Wie sieht sowas konkret aus?
Trauerbegleitung gibt es in Stadt und Land. Es gibt ganz verschiedene Angebote.
Hier kann man unterscheiden braucht man eine Trauerbegleitung? Hierfür gibt’s Menschen die sich spezialisiert haben. Ich zb bin Lebens und Sozialberaterin und Sterbe und Trauerbegleiterin.
Dann gibt es Psychotherapeuten- die direkt Therapie nach ganz verschiedenen Ansätzen anbieten.
Psychiater- hier geht man hin, wenn man ärztliche Unterstützung braucht. Meist mit Überweisung vom Hausarzt oder auch privat. Hier ist man gut aufgehoben wenn es um medizinische Fragen (Depressionen etc) geht. Dort könnte man sich nach Bedarf Medikamente verschreiben lassen, falls man auch vor der Trauer eine psychische Erkrankung hatte.
Trauma Therapeuten- empfehle ich auch gern. Wenn man durch den Verlust ein Trauma erlitten hat. Ich meine damit nicht einen Schock- denn ja jeder Trauernde bei einem Verlust erlebt. Ein Verlust durch Gewalt zb könnte so ein Trauma auslösen.
Trauergruppen- empfehle ich auch gern. Da hier der persönliche Austausch mit anderen Betroffenen im Vordergrund steht. Hier haben wir das in digitaler Form.
Was kostet das?
Es gibt kostenlose Angebote die man auch im Internet oder in der Gemeinde erfragen kann. Wenn man sich privat begleiten lässt, kostet es meist 50- 75€ je nach Berater.
Wie komme ich an sowas dran?
Man findet im Internet viele Angebote. Oder auch direkt in der Gemeinde, beim Hausarzt fragen. Derzeit gibt es auch viele Online Angebote und Beratungen.
2. Ist es "normal" oder auch eine Stufe des Trauerns seinen verstorbenen zu überhöhen, ganz romantisch zu idealisieren? Ich mache das nämlich im Moment. Die ärgerlichen und schwierigen Situationen der letzten Monate und Jahre mit ihm blende ich aus und sehe in ihm etwas Großartiges, was ich verloren habe.
Meine Freunde, die die Probleme und meine Verzweiflung oft mitbekommen haben sind überrascht über die Intensität meiner Trauer. Sie meinten früher schon ich solle mich trennen. Und jetzt meinen sie ich könne froh sein.
Das stimmt. Das passiert häufig das man den Verstorbenen idealisiert. Man nennt es auch den „verklärten“ Blick zurück.
Meist vergeht es nach einiger Zeit und man bekommt ein realistisches Bild von dem Vergangenen. Meist auch in der Zeit, in der man sich, auch wenn nur ganz vage eine Zukunft vorstellen kann.
Du darfst ihn auch als etwas Großartiges sehen, das du verloren hast. Auch wenn es nicht immer alles rosa war. Das ist es nirgends.
3. Kennt Ihr neben Gesprächen auch die Möglichkeit der Hypnose als Trauerhilfe zur Heilung.
Ich habe von der Methode bereits gehört. Aber selbst keine Erfahrungen damit gemacht. Vielleicht gibt’s hier jemanden der Erfahrungen teilen kann?
4. Wie erkenne ich, und wann wird aus dem Trauern eine reaktive Depression?
Oder andere psychische Erkrankungen.
Eine Depression kann nur durch einen Psychiater richtig diagnostiziert werden. Ich finde es nicht gut dass Hausärzte ganz oft eine Depression aussprechen, wo gar keine vorhanden ist. Auch haben sie nicht die Mittel diese auszuwerten. Bitte bei Verdacht immer zu einem Spezialisten.
Nicht das Trauern macht krank- das NICHT trauern löst oft Krankheiten aus.
Bei depressiven Menschen (die es vorher waren) kann die Trauer natürlich stark beeinflusst sein durch ihre Medikation. Hier ist eine ärztliche Begleitung besonders wichtig.
6. Ist Eurer Erfahrung nach "das schwarze Loch", das Trauern und Fühlen für hypersensible Menschen anders?
Ich habe mich sehr viel mit Hochsensibilität auseinandergesetzt. Weil ich mich selbst darin sehr wiederfinde. Bei Hochsensiblen Menschen ist es so, dass sie Reize kaum filtern können .Es strömt alles ungefiltert immer rein, und sie spüren mehr von ihrer Umwelt und den Menschen ihrer Umgebung. Für mich ist Rückzug das Wichtigste um mich zu sortieren.
Trauer ist vielleicht nicht anders für Hochsensible, aber in der Zeit ist die Selbstfürsorge noch wichtiger als für andere, die Dinge besser ausblenden können. Das sollte keine Wertung sein- sondern erzählt nur meine persönliche Erfahrung damit.
7. Da ich als Ergotherapeutin im Suchtbereich gearbeitet habe möchte ich meinen momentanen Zustand (psychisch und zum Teil auch körperlich) mit einem Entzug vergleichen?
So ist es auch. Schon Liebeskummer fühlt sich an wie ein Drogenentzug. Auch die dafür verantwortlichen Hirnareale sind in der Zeit aktiv, was auch wissenschaftlich belegt ist. Ein Verlust ist ja auch Ent-zug. Das braucht Zeit.
8. Gibt es Untersuchungen, in denen die Gehirntätigkeit im MRT oder Ähnlichem untersucht wurde bei Trauernden?
Welche Bereiche sind aktiviert? Oder gerade nicht aktiviert?
Ja, es gibt Studien dazu. Ein Verlust löst einen Schock aus und stört die üblichen Abläufe im Gehirn massiv. Besonders betroffen sind:
Hirnstamm- in dem sind Vorgänge wie, Schlafen, Atmen, Essen, Kreislauf
Limbisches System- dort liegen Emotionen, das bewusste Gedächtnis und dort wird auch Zeit, Orientierung usw geregelt.
9. Was macht das Trauern bei den Botenstoffen Serotonin oder Dopamin oder Adrenalin oder...... des Gehirns und der Synapsen?
Da das Gehirn ja stark beeinflusst wird von der Trauer, sind es auch die Botenstoffe, Hormone usw. Diese kann man versuchen mit natürlichen Mitteln wieder anzuregen. Durch Nahrungsergänzung oder pflanzliche Mittel.
10. Gibt es spezielle Kliniken, Einrichtungen oder Möglichkeiten in denen ich begleitet werden kann?
Ja, es gibt eine Kur für Trauernde. Die kann man bei der Krankenkasse über den Hausarzt beantragen. Einige meiner Klienten haben gute Erfahrungen damit gemacht.
Bei Unklarheiten oder weiteren Fragen melde dich gern.
Alles Liebe
Isabel