Liebe Alle,
jetzt habe ich hier sehr lang nichts mehr geschrieben. Konnte meine alten Beiträge gar nicht mehr richtig finden. Und auch, weil ich jetzt doch in einer ganz anderen Lebensphase bin, habe ich beschlossen, einen neuen Thread zu eröffnen.
Vor ein paar Tagen bin ich vorn Urlaub heimgekommen. Mr. Perfect und ich waren ein paar Tage in Rom. es war anstrengend aber sehr schön. Seit zwei Jahren sind wir schon beisammen. Wir verstehen uns immer noch prima, obwohl natürlich die allererste aufgeregte Verliebtheit Geschichte ist. Trotzdem: es geht uns gut miteinander. Wir ergänzen und bereichern einander, wir lachen viel miteinander.
Es ist eine schöne Beziehung. Wir achten sehr darauf, sorgfältig und pfleglich mit ihr umzugehen. Anders als es bei Rudi und mir der Fall war. Da war vieles leider nicht möglich: miteinander reden, den Dingen auf den Grund gehen - das hat sich dann mit den Jahren gerächt.
Was ich damit sagen will: ich wünsche mir die Art von Beziehung, die ich zuvor hatte, nicht zurück. Ich bin in einem neuen Leben angekommen, das mir sehr gut tut.
Und trotzdem merke ich jetzt wieder, dass da noch so viel zu verarbeiten ist. Rudis Krankheit. Die schrecklichen Eindrücke, die ich von dieser so prägenden Zeit noch vor Augen habe. Die Trauer, dass wir so vieles, was die Beziehung in ihrer Anfangszeit verheißen hat, dann nicht umsetzen konnten. Wie schwer es war, ihn so leiden zu sehen. So viele Monate lang. Seine Schmerzen, seine Ängste - über die er auch nicht reden konnte. Fast wollte ich schreiben "natürlich nicht".
Ich hatte am 8. Juni einen ziemlichen Einbruch. Gefühle der Verzagtheit und der Verzweiflung. Dann ist mir eingefallen: der 8. Juni heuer war der 25. Jahrestag unseres Kennenlernens. Ich habe den 8. Juni zwar immer auf dem Schirm. Aber vor 2 Jahren war er in der ersten Phase nach seinem Tod nicht als besonderer Tag wahrnehmbar (da war sowieso alles ganz anders als zuvor), voriges Jahr war er überlagert von Covid und den davon ausgehend ständig wechselnden Realitäten.
Als mir dann klar geworden ist, welches Datum gerade ist, konnte ich die schwierigen Gefühle besser zuordnen und sie verloren rasch an Heftigkeit.
Jetzt konnte ich es endlich in Angriff nehmen, ein paar Sachen von Rudi auszusortieren und für den Flohmarkt herzurichten. Mit fällt das sowieso immer schwer, auch mit eigenen Dingen. Ich habe als Kind gelernt, alles aufzuheben - vielleicht kann man es ja noch einmal brauchen.
Ganz verstehe ich es selber nicht, warum das Weggeben seiner Sachen so ein Problem ist für mich. Ich fühle mich, wie gesagt, wohl in meiner neuen Beziehung. Ich wünsche ihn mir nicht als Partner zurück.
Gleichzeitig bedeutet das Weggeben der Sachen auch eine erneute Bestätigung, dass er tot ist. Nicht einfach weg, als hätte wir uns getrennt. Sondern nach langem Leiden gestorben, auf dem Friedhof, nicht mehr auf dieser Welt. Und das finde ich so traurig. Für ihn traurig, Weil sein Abschied von dieser Welt so schmerzhaft war. Und weil er viel zu jung zum Sterben war. Weil er doch noch so vieles erleben könnte. Wenn ich mir auch nicht vorstellen könnte, immer noch mit ihm zusammen zu sein.
Und die Dinge erinnern mich natürlich auch an unsere schönen Anfangszeiten. Ich hatte vorgestern ein Hemd in der Hand, das er damals sehr gerne trug. Es war ganz hinten in einem Kasten. Das tut natürlich dann schon weh...
Ich denke, es ist halt jetzt wieder ein Verarbeitungsschritt. Und jetzt, wo die Dinge in den Schachteln sind (ein Teil von seinen und was von meinen), sehe ich schon auch, wie gut es ist, dass in den Kästen wieder mehr Platz ist. Platz für Neues...
Soweit ein Update von mir.
Seid lieb gegrüßt, alle miteinander!