12 Wochen Hölle
05.08.2021
Es ist gegen 10 Uhr. Mein Mann sagt er kann nicht mehr schlafen, er geht mit den Hunden raus.
Meine Frage alles Ok, aber klar doch kann nur nicht mehr schlafen. Ich bin zufrieden schnappe mir mein Kidl und mach es mir bequem. Keine 5 Minuten später Sturmklingeln. Der Hausmeister brüllt ihr Mann sitzt Tod im Auto und die Hunde laufen frei rum. Ich schnell einen Slip unters Nachthemd (das Einer merkt das ich ein Nachthemd anhabe interessiert mich überhaupt nicht)gezogen und raus, Ich bin Gehbehindert, meine Nachbarin sagt ich bin zum Auto geflogen. Die Hunde geschnappt und auf die hinter Bank im Auto bugsiert- geworfen, ich weiß nicht…..
Mein Mann ich sehe er ist Tod, ich sehe es einfach, ich schmeiße mich auf den Beifahrersitz und versuche Mund zu Mund Beatmung, zwischendurch brülle ich immer JÜRGEN - JÜRGEN. Die Nachbarin versucht sich in Herzdruckmassage. Der Rettungsdienst kommt, zerren ihn aus dem Auto, Beatmung, Herzdruck alles Maschine, ein ganz winziger Puls, er wird abtranzportiert. Ich gehe mit den Hunden wie im Koma in die Wohnung, das kann doch nicht wahr sein. Ich rufe meinen Sohn an, er ist auf Transport Nähe Polnische Grenze, kehrt sofort um. Ich versuche laufend in der Klinik anzurufen, keiner kann was sagen. Dann endlich, eine traurige Stimme des Rettungsarztes, Wir konnten nichts für ihren Mann tun, es tut uns Leid, wir hatten keine Chance, er ist noch während der Fahrt verstorben. Ich schreie, ich schreie mir die Seele aufs dem Hals. Mein jüngster Sohn ist mit einmal da und nimmt mich in den Arm. Mein Sohn sagte später er wird mein Schreien in seinem ganzen Leben nicht vergessen. Wir sitzen Sinnlos da, ich bin selber wie Tod, immer wieder weinen wir. Meine Schwester kommt. Mein Großer Sohn, mein Erik trifft ein, wir liegen uns alle weinend im Arm. . Ich habe automatisch das Beerdigungsunternehmen beauftragt, wir hatten Früher öfter darüber geredet und es war alles geregelt. Mein Erik bleibt die Nacht bei mir, waren die Hunde überhaupt Gassi, haben wir etwas Gegessen, ich weiß es nicht Ich verbringe die Nacht mit Erstickungsanfällen und Herzschmerzen, Die Brust tut so weh, lieber Gott nimm mich auch mit, ich will zu meinem Jürgen. Ich will nicht alleine bleiben……. Gott falls es dich wirklich gibt, warum, sage mir warum. Erst sorgst du dafür das ich den besten Mann der Welt nach einer Hölle von Ehe als Entschädigung be3komme und dann lasst du uns mal gerade 30 Jahre in Liebe verbringen. Ich weiß eigentlich muss ich um jedes Jahr Dankbar sein.
Wir müssen uns ablenken, sonst drehen wir durch. Mein Erik schreibt eine Liste was alles gemacht werden muss, mit den Tagen arbeiten wir die Liste ab. Am Tag die Beschäftigung aber die Nächte sind furchtbar, nach zwei Wochen immer noch Erstickung und Herzanfälle aber Morgens Lebe ich immer noch. Die Hunde sind vollkommen eingeschüchtert. Gut wenn ein Tag mit Sonne ist und wir zu unseren Sohn in den Garten können. Wir fangen an die Schränke und den Keller aufzuräumen, es lenkt ab. 3 Besuche beim Psychiater dann ist Frau Professor wohl der Meinung ich habe das schlimmste überstanden, kein Termin mehr, ich muss ohne Tabletten klar kommen. Sie hat selber einen Todesfall zu beklagen, ich wühle ihre Gefühle ihre Trauer wieder neu auf. Eine Hundefreundin wird beauftragt für die Hunde neue Kuschelhöhlen zu nähen, sie bekommen ihren Platz von Erik gebaut direkt neben meinem Bett, in Bettschlafhöhe, so sind wir eng beieinander. Jürgens Bett wird abgebaut, ich kann das leere Bett einfach nicht mehr sehen.
So langsam fange ich mich, irgendwie habe ich mich wohl leer geweint. Mein Sohn will in Urlaub fahren. Im Geheimen habe ich jeden Tag gehofft das er mich mitnimmt, aber nein er fährt alleine. In mir bricht eine Welt zusammen.....
Allein – Allein – Allein
Wie kann ich so Rücksichtslos sein, er hat doch genauso viel Trauer in sich wie ich. Er hat doch seine Familie die ihn braucht. Er ist Krebs gezeichnet und braucht seine Erholung und ich bin erstarrt das er ohne mich in Urlaub fährt, was ist bloß los mit mir. Wie kann ich so rücksichtslos sein. Ich liebe ihn doch, ich müsste ihm gute Erholung wünschen. Aber nein, ich breche sozusagen zusammen. Ich kann und ich mag auch nicht mehr essen, die Pfunde purzeln nur so und meine Kraft wird immer weniger. Ich schaffe es nicht einmal mehr mit den Hunden ums Haus zu gehen. 4 Mal rufe ich bei Frau Professor Mentel an, ich kann nicht mehr, keine Reaktion.
Nach 9 Wochen, mir geht es so schlecht dass mein jüngster Sohn abends den Notdienst holt, nach reichlich Gesprächen und Überwachung in der Notaufnahme ging es mir etwas besser ich wurde entlassen, mit der Auflage zu Essen und mich bei Frau Professor Mentel in der Tagesklinik zu melden. An Schlaf ist nicht zu denken.
Frau Professor hat nun Zeit für mich, Sterbegedanken, Einweisung Klinik. Sich bewegen geht fast gar nicht mehr. Der Weg von Sofaecke zum Bett ist schon zu lang, nur noch Schwindelanfälle, Herzbeschwerden, Atemnot, tiefe Verzweiflung, so will ich nicht hinvegetieren. Dann lieber sterben.
Frau Professor Mentel beordert Erik aus dem Urlaub zurück, mein armes Kind muss den Urlaub abbrechen, den er so dringend braucht. Er ist geschockt als er mich sieht.
Seit dem Tod meines Mannes in 9 Wochen jetzt 19 Kilo abgenommen.
Die Hunde ziehen zu Erik. Ich werde in die Psychiatrie eingewiesen. Alle sind Rücksichtsvoll, ich bekomme Medikamente. So ganz langsam nach 2 Wochen geht es besser, aber ich weiß immer noch nicht wie ich es schaffen soll ohne meinen Jürgen zu Leben.
Am 23. – 24.10 darf ich für 30 Stunden nach Hause in meine Wohnung mit den Hunden. Was liebe ich die Beiden. Aber es ist immer noch so einsam in der Wohnung, wann gewöhnt man sich daran????
Erik macht mir so langsam klar dass er sich nicht um meine Pflege kümmern kann, es geht über seine Kraft. Ich weiß es ja alles, das schlechte Gewissen so an seine Gesundheit zu zehren macht mich fertig. Aber auch ich weiß keine Lösung aus dieser Krise. Wie soll es bloß weiter gehen.
Morgen am 26. werde ich mir eine Wohnung im betreuten Wohnen anschauen, Erik hat sie ausfindig gemacht.
Frage wie gefällt es in der Klinik, die Klinik ist voll belegt und ich fühle mich „ALLEIN“, obwohl sich wirklich alle Mühe geben. Sind es die Medikamente, ich habe das Gefühl ich b in Dement, laufend suche ich irgendwas……
12 Wochen Hölle