Die Zeit verfliegt und nur der Schmerz und die Trauer bleiben

  • Liebe Karin,

    Nur zu gerne würde man aus dem Alptraum aufwachen, leider geht das nicht. Das schöne, gemeinsame Leben mit dem liebsten in der bisherigen Form ist vorbei. Mir ist es wichtig, die Beziehung in anderer Form aufrecht zu erhalten z. B. In der Erinnerung, mit Dankbarkeit und den kleinen Zeichen, die uns der Liebste schickt. Trotzdem gibt es immer wieder Tage, wo einen die Trauer aus drm Hinterhalt anspringt und einen in die Verzweiflung treibt. Das wird wohl noch eine ganze zeitlang so gehen….

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    zeitweilig habe ich chon mal das Gefühl, das sich die Trauer etwas verändert, es ist aber noch lange nicht so, dass ich sagen kann ich wäre dankbar für die schönen Zeiten oder für die Erinnerungen, die immer wieder präsent sind, im Gegenteil, ich trauere diesen Zeiten immer noch nach und ich brauche nur ein Lied zu hören die mich an irgendwas erinnern und schon schießen mir die Tränen in die Augen. Ich rede mir ein ich könnte auch alleine leben, ertappe mich aber dabei das ich dabei bin die Trauer zu verdrängen. Ich sehe z.B. Männer auf der Straße die die gleiche Jacke oder Weste wie mein Mann tragen und denke da steht er, oder bin irgendwo gewesen wo es schön war und denke da muss ich mit meinem Mann auch mal hingehen. Ich habe manchmal das Gefühl ich drehe irgendwann noch durch.

    Liebe Grüße Karin

  • Liebe Karin,

    Ich habe einige Trauerratgeber gelesen und d er Mensch geht es wohl einigen Menschen so, wie Du es beschreibst. Ich würde also sagen, dass Deine Gefühle normal sind und Du Dir keine Sorgen machen musst, ob das alles noch normal ist. Man kennt sich selbst nur eben nicht mehr wieder in der Trauer und vielen Emotionen/Reaktionrn, die einem fremd sind. Kenne ich alles nur zu gut. Das führt zu Ängsten und Verunsicherung. Deshalb finde ich, dass der Austausch hier gut, damit man merkt, dass man nicht alleine ist mit seinen fremden Verhaltensweisen…. Fühle Dich gedrückt🫂

    Lg Herzschmerz

  • Liebe Herzschmerz,

    Man kennt sich wirklich selbst nicht mehr wieder, das stimmt. Für mich ist es sehr wichtig sich mit Menschen auszutauschen die in der gleichen Situation sind, nur die können es auch wirklich verstehen wie es einem geht. Dieses Wechselbad der Gefühle kann kein Außenstehende nachvollziehen.

    Liebe Grüße Karin

  • Heute vor einem Jahr kamst Du ins Krankenhaus.

    Wir waren so voller Hoffnung und hätten nie daran gedacht, dass Du nicht mehr nach Hause kommen würdest.

    Selbst die Ärzte in der Klinik waren zuversichtlich und wollten Dich noch in deiner letzten Woche therapieren.

    Du warst immer der Stärkere von uns beiden, das ist mir heute bewusster denn je.

    Dich in unserer letzten gemeinsamen Woche so schwach und zerbrechlich zu sehen, hat mir mein Herz gebrochen.

    Du fehlst mir so unendlich.

    Deine Nähe und Wärme, die ich nie wieder spüren werde und Deine liebe und sanfte Stimme, die ich nie wieder hören werde.

    Ich werde fast wahnsinnig bei dem Gedanken an diesen Scherbenhaufen der jetzt mein Leben ist.

    Die Gedanken an Dich und die Traurigkeit begleiten mich durch den Tag.

    Jetzt scheint alles so sinnlos, denn erst Du hast meinem Leben einen Sinn gegeben.

    Nichts wird mehr so sein, wie es mal war. Nie mehr.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Ach, Ralph, genauso war es bei uns auch. Meine Mama war immer so stark und stolz, viel stärker als ich und gleichzeitig so sanftmütig und in sich ruhend. Ich stehe auch vor einem Scherbenhaufen - jeden Moment möchte ich mit ihr etwas teilen und weiß gar nicht wohin mit meinen Gedanken. Mir gehts genauso - selbst Dinge auf die ich stolz war oder bin machen erst richtig Freude durch das Teilen mit ihr - auch Dinge genießen - erst mit ihr dann richtig schön - egal ob wir es gemeinsam gemacht haben oder ich Erlebnisse hinterher mit ihr teilen konnte. Und wir konnten uns meist über die gleichen Dinge freuen und auch aufregen - wir haben das gleiche Empfinden in so vielen Dingen - fühle mich von sonst niemanden so verstanden und daher so einsam auch unter anderen Menschen - immer nach ihr suchend - immer auf sie wartend - nie komplett - wie halbiert.

  • Seitdem meine Frau nicht mehr an meiner Seite ist, begleitet mich diese nie gekannte lähmende Traurigkeit.

    Ich bin förmlich wie betäubt, ich erledige Dinge, ohne darüber nachzudenken oder Freude dabei zu empfinden, als wäre ich in einer Blase gefangen und alles um mich herum läuft in einer anderen Welt und mit seiner eigenen Geschwindigkeit ab.

    Wenn ich mit den Problemen des Alltags konfrontiert werde, ist es ihr Mut und ihre Zuversicht, die mir jetzt fehlen und mir wird wieder bewusst, dass ich diesen Weg bis zum Schluss ohne sie gehen muss.

    Mit dieser Vorstellung stehe ich einfach nur da, Angst und Panik steigen in mir auf und mein Herz schlägt bis zum Zerbersten.

    Und obwohl ich tagtäglich von Menschen umgeben bin, bin ich doch allein.

    Niemand, mit dem ich meine Gedanken und Gefühle teilen kann und der mich versteht oder es zumindest versucht.

    Sie haben ihr eigenes Leben, abseits von meinem und ICH muss Verständnis haben.

    Verrückte Welt.

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.

  • Lieber Ralph,

    mir ging es ein Dreiviertel Jahr genauso wie Dir. Ich kann jedes Deiner Worte nachvollziehen und verstehe Deine Gefühlswelt total.


    Erst als ich hier angekommen war,merkte ich , daß nicht alles sinnlos ist. Also mein eigenes Leben.


    Vielleicht findest Du für Dich selbst doch noch eine sinnvolle Aufgabe.

    Ich weiß nicht ,ob Du im Blog von Constanze 27 mitliest. Sie möchte und wird sich für krebskranke Kinder einsetzen. Und bei ihr liegt der Verlust noch nicht so lange zurück.


    Ich habe mir dann für mich selber kleine Ziele gesetzt und mich beruflich komplett neu orientiert.

    Es war ein Wagnis ,aber jetzt fühle ich mich erfüllt in meiner neuen Aufgabe.


    Und ich wünsche Dir, daß Du die Kraft findest ,einen Weg zu finden,das Leben wieder lebenswert zu finden.


    Liebe Grüße

    Matthias

  • Hallo Ralph,


    Ich kann dich sehr gut verstehen, mir geht es genauso. Diese tiefe Traurigkeit die dich lähmt. Man nimmt sich Dinge vor und schafft oft nichts. Der Austausch fehlt. Einfach reden, auch über belangloses. Der Tod hat die Selbstverständlichkeit der Zweisamkeit in die Verzweiflung der Einsamkeit gewandelt. Redest nur noch mit dem Bild und in Gedanken. Irgendwie sind diese Gefühle gar nicht in Worte zu fassen. Neue Aufgaben für sich zu finden bedarf Kraft, Mut und Zuversicht. Eigenschaften die uns (noch ?) fehlen. Und die Einsicht sich diesen zu stellen. Vielleicht beharren wir darauf unser altes Leben wieder zu wollen und sind nicht bereit für ein anderes. Mit jeder Sekunde verstreicht Zeit die die einen nutzen können und wollen, die anderen sind froh darüber. Wie auch immer, unser altes, glückliches Leben kommt nicht mehr zurück und die Erinnerungen machen das Jetzt nicht wett.

    Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Lieber Ralph,

    Ich verstehe Deine Gefühlslage sehr gut. Msn funktioniert, fühlt sich aber abgetrennt von der restlichen Welt. Ich habe jetzt ein paar Unternehmungen gemacht und habe festgestellt, dass ich oft erst gegen den Termin anschaue aber dann wird es besser als gedacht und tut auch tatsächlich gut, mal wieder unter Menschen zu sein. Manchmal muss man einfach aus seiner selbst gewählten Einsamkeit raus (man hat ja den Hang, sich zu Hause zu verkrümeln). Ich habe aber festgestellt, dass mir die schlimmsten Gedanken und Gefühle hochkommen, wenn ich dann einfach mal zu wenig Kontakt zur Außenwelt habe. Sobald ich telefoniere oder einen guten Freund treffe geht es mir durchaus auch schon mal besser. Daraus habe ich geschlossen, dass ich doch mal einen Termin wahrnehmen kann oder Freunde zu Besuch kommen oder ich am Wochenende telefoniere. Gut dosiert geht das und tut durchaus auch gut.

    Das ist so meine Erfahrung….

    Ich sende Dir Kraft!

    Lg Herzschmerz

  • Lieber Billi,

    wir alle hier wollen unser "altes" Leben zurück. Deswegen sind wir ja hier,weil wir so verzweifelt sind.


    Doch in mir ist nach 9 Monaten die Erkenntnis gewachsen, daß ich mit diesem Ausblick meine eigene Zukunft versperre und meine Frau das auch nicht wollte, daß ich in dieser Hoffnungslosigkeit verharre.


    Deswegen hatte ich beschlossen,mir neue Aufgaben zu geben,um das Grauen des Verlustes besser zu ertragen und gleichzeitig mir selber den Sinn für mein Leben zurückzugeben.


    Ich wünsche auch Dir, daß es Dir gelingt mit Deiner Billi im Herzen eine kleine Aufgabe zu finden,die Dir (UND Deiner Billi in der anderen Dimension) Sinn und gleichzeitig Nähe schenkt .


    Das wünsche ich Dir von ganzem Herzen.


    Liebe Grüße

    Matthias

  • "Mit dieser Vorstellung stehe ich einfach nur da, Angst und Panik steigen in mir auf und mein Herz schlägt bis zum Zerbersten.

    Und obwohl ich tagtäglich von Menschen umgeben bin, bin ich doch allein."


    Ja, Ralph - genau das fühle ich jeden Tag! Diese Panikattacken in diesen Momenten!

  • Lieber Ralph,


    dieses Gefühl in einer Blase gefangen zu sein, kenne ich auch, wenn mich gerade wieder eine dieser heftigen Trauerwellen überrollt. An meine Zukunft und was da sein wird, denke ich lieber gar nicht erst. Dann bekomme ich auch Panik. Ich denke aktuell höchstens ein-zwei Monate im Voraus.


    Dass die anderen ihr Leben weiterleben und für sie alles so weitergeht, während man selbst in einem Trümmerhaufen steht, ist schwer auszuhalten. Macht es doch noch deutlicher, was man verloren hat. Man fühlt sich einsam, umgeben von Menschen, die einen nicht verstehen können oder wollen.


    Hier findest du Verständnis. Auch wenn jeder seinen eigenen Trauerweg geht, erleben wir doch vieles ähnlich. Das wird mir hier immer wieder bewußt.


    Ich wünsche dir, dass du etwas findest, dass dich ein bisschen aus der Blase befreien kann. Eine Aufgabe, eine Idee, oder was auch immer.

  • Lieber Ralph,

    Ich wollte mal nachfragen, wie es Dir geht? Ich hoffe, Du bist einigermaßen ok.

    Fühle Dich gedrückt 🫂.

    Lg Herzschmerz

    Hallo und vielen Dank fürs Nachfragen, ich versuche über die Runden zu kommen, aber das gelingt mir eher schlecht als recht.

    Herzliche Grüße Ralph

    Trauer. Ein Gefühl als ob Dir jemand bei vollem Bewusstsein das Herz aus der Brust reißt und eine lebensunfähige Hülle zurücklässt.