Nie wieder wir

  • Ach René,

    heute ist ein Tag zum Durchheulen. Die "Feier"tage sind überstanden, habe geglaubt, dann geht´s besser. Das Gegenteil ist der Fall. Silvester war ich- entgegen meinem Vorhaben- bis Mitternacht wach. Es ging da noch relativ gut. Habe mir aus unserem Schlafzimmerfenster das Feuerwerk angeschaut. Pauli war draussen und auch durch Rufen und Pfeifen Stunden vorher nicht rein zu bekommen. Er hat mir schon leid getan. Ich mir aber auch. Habe dir zugeprostet und dir Luftküsse in den Himmel geschickt, obwohl ich gar nicht an die Himmelstheorie glaube. Aber wonach greift man nicht alles in seiner Verzweiflung. Nun, im ersten, Neuen Jahr ohne dich wird mir erstmal bewusst, dass es das erste neue Jahr ohne dich ist. Alles auf Anfang, ein ganzes Jahr lang duchhalten ohne dich. Dann heute von deinem Facebook Account ein Jahresrückblick 2023 mit Musik untermalt. Warum muss das jetzt auch noch kommen. Der Rückblick ging eh nur bis zur Jahresmitte denn dann warst du ja schon tot. Und die wirklich wichtigen und traurigen Momente waren natürlch nicht dabei. Scheiß Facebook, bin eh kein Freund, Zeitfresser. Aber du warst nunmal dabei. Versuche, dein Profil zu löschen. Deine Ex-Frau fummelt mir zuviel darin rum. Wir sind seit 25 Jahren verheiratet und sie muss jetzt gemeinsame Fotos von uns beiden liken. Du hast sie gehasst wie die Pest und jetzt mischt sie sich doch noch in unser Leben ein. Deine mit ihr gemeinsamen Kinder fordern ihren Pflichtteil, dafür hat sie auch gesorgt. Ich bin doch einfach noch traurig und habe genug mit mir selber zu tun. Weiss gar nicht, wie man so ein Nachlassverzeichnis erstellt bis zu deiner letzten Unterhose hin. Das ist grausam und gruselig. Ich habe alles für sie zusammengestellt: 4 Fotoalben von dir als du klein warst. Mit deinen Eltern, deine Eltern als sie jung waren, also ihre Großeltern, deine Hefte, als du Schreiben gelernt hast, die Koordinaten der Seebestattung von ihren Großeltern, deine Schulzeugnisse,... Darauf reagieren sie gar nicht mehr, sie wollen nur Geld sehen. Als du gestorben bist haben sie lieber schön warm in ihren Hotelbetten gelegen, obwohl sie wussten, dass du die Nacht nicht überlebst. Haben am Morgen auch erst gemütlich gefrühstückt. Um 2.00 Uhr bist du gestorben, um 08.00 Uhr bin ich nach Hause gefahren, um 09.00 ist deine Tochter gekommen und hat ihre Mutter mit an dein Totenbett gebracht, weil ja die Luft rein war. Das hättest du nie gewollt, das wusste deine Tochter auch ganz genau. Und trotzdem wurde dein Wille nicht akzeptiert. Diese Familie ist einfach nur erbärmlich. Ich möchte doch einfach nur in Ruhe gelassen werden und meine Trauer verarbeiten.

    Christiane hat mir an Neujahr "Viel Freude für 2024" gewünscht. Musste mal wieder schlucken. 48 Jahre sind sie und ich befreundet. Habe es erstmal sacken lassen und am Abend zurückgeschrieben. Dass ich meine Freude erstmal wieder lernen muss. Dass ich mir für 2024 Stärke, Mut und Zuversicht wünsche um alles zu schaffen. Auch das Praktische. Aber in einer Spassgesellschaft wünscht man sich wohl viel Freude. Ob sie sich vorstellen könnte, wenn ihr Albrecht heute tot wäre, dass sie sich auch viel Freude wünscht fürs neue Jahr. Ihre Antwort: Tut mir leid, wenn ich mich im Ton vergriffen habe. An Silvester ist man ja auch nicht mehr ganz nüchtern. Mehr nicht! Wenn sie das bereut hätte... es waren viele Stunden dazwischen, wo sie es hätte korrigieren können. "Ein Frohes neues Jahr, ich denke an dich und nehm dich mal in den Arm" hätte doch schon gereicht. Vielleicht bin ich zu hart? Du hast immer gesagt, sie ist dumm wie Brot. Ich habe sie immer verteidigt und mir meine Freundschaft nicht schlechtreden lassen. Auch von dir nicht. Hab immer gesagt, ich kenn sie länger als dich und sie wird immer meine Freundin bleiben. Wir hatten einige Bewährungsproben, aber diese hier wird sie wahrscheinlich nicht überstehen. Meine Geduld ist auch bald ausgereizt.

  • Liebe Susi


    Das hört sich schrecklich an was du gerade erleben und fühlen musst. Das tut mir richtig leid . 🥲

    Auch das Erlebte als dein Mann verstorben ist.


    Was ist los mit den Menschen . Überall Emphatielosigkeit . Immer wieder und kein Ende in Sicht .
    Und dann steht man da , allein mit den eigenen Gefühlen , vor einer emotionalen Wand.


    Das macht doch oft mutlos und ratlos und wütend.


    Und deshalb, liebe Susi , ist es gut hier zu sein und auf Verständnis zu treffen .


    Es ist so , wie Linchen schreibt, uns gibt es nicht mehr so wie wir einmal waren . Man muss uns jetzt so nehmen wie wir sind , denn das müssen wir selber ja auch . Wir müssen uns auch selber wieder kennen lernen , um zu wissen was wir noch wollen, können und uns wünschen.


    Herzliche Grüße im verstehen ❤️❤️

  • Mein liebes Renéchen,

    ich habe vor ein paar Tagen unsere Schachtel mit Liebesbriefen im Kamin verbrannt. Es ging mir sooo schlecht dabei. Ich hoffe, du bist mir nicht böse. Ich weine seitdem sehr viel um uns. Aber wenn ich morgen sterbe, hinterlasse ich dieser kruden Nachwelt nicht unsere ganz privatesten Zeilen. Ich trage zuhause nur noch dein schönes, warmes, kanadisches Holzfällerhemd. Nachts trage ich deine zerlöcherten T-Shirts. Manchmal komme ich aus der Dusche und ziehe alles wieder an zur Arbeit. Außer der Schlafanzugshose natürlich. Ich kann es kaum ertragen zur Zeit. Meine Mutter möchte ihren 80. Geburtstag feiern. Sie hatte vorgehabt in unserer Gegend. Aber wie es in einer Familie so ist gibt es da Einsprüche. So muss ich wieder organisieren, kümmern, tun, machen. Ich kann aber nicht mehr, René. Selbst wenn du mir Kraft schickst, ich bin am Ende. Ich habe das Gefühl, dass mich meine eigene Familie zerstört. Sie denken nur nach über Geburtstag und anschliessendender Feier auf einem Schützenfest..... KRANK!!!!!

  • Guten Morgen liebe Susi,

    habe gerade bei dir gelesen. Wir sind ja noch aus einer Generation, wo Briefe geschrieben wurden. Ich habe einen langen und ganz speziellen von meinem Mann schon vor Jahren im Kachelofen verbrannt , auch mit dem Gedanken, dass es niemals ein Außenstehender lesen darf. Damals hat mir das nichts ausgemacht, aber da waren wir ja auch noch zusammen. Ich kann aber sehr gut nachvollziehen , dass das für dich

    zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer war.😔

    Dass du noch eine Mama hast, die ihren 80igsten plant, ist doch eigentlich was schönes. Aber ich verstehe gut, wenn einen die Trauer packt und man sich von der eigenen Familie nicht gesehen und verstanden fühlt, wie schwer das alles ist.

    Wünsche dir ganz viel Kraft und neue Zuversicht

    Zausel

  • Liebe Susi,

    Ich bin Jahrgang 1956 und habe schon lange keine Eltern mehr, dafür aber ältere Brüder. Am 19.03.23 verstarb mein Mann unverhofft, keiner hat mich aufgefangen, im Gegenteil Anfang Mai teilte mir meine ältere Schwägerin heulend mit, dass ihre Schwiegertochter sich von ihrem Sohn scheiden lassen will. Für sie brach die Welt zusammen. Von da an war meine Trauer und mein Verlust kein Thema mehr. Von meinem zweiten Bruder habe ich seit der Beerdigung gar nichts mehr gehört. Das wollte ich dir nur mal zum Thema Familie schreiben.

    Liebe Grüße Karin

  • Hallo liebe Zausel,

    ich weiss das schon sehr zu schätzen, dass ich noch eine Mutter habe die ihren 80. Geburtstag auch mit mir zusammen feiern möchte. Da es aber auch eine jüngere Schwester gibt die das Lieblingskind ist muss ich mich dem fügen, was die beiden zusammen beschlossen haben. Wie immer in unserem gemeinsamen Leben. René hat mich oft gefragt: Bist du nicht traurig, wenn deine Mutter mit deiner Schwester in Urlaub fährt und du noch nicht mal gefragt wirst ob du mit möchtest. Er konnte es nicht fassen, dass ich schon lange nicht mehr traurig war. Hat es mir nicht geglaubt, obwohl es so war. Meine Mutter hat auf meine Frage, warum wir nicht mal alle drei wegfahren können geantwortet: Du bist ja nicht für diese Länder. Stimmt! Aber wir hätten zu dritt eine andere Art von Urlaub machen können. Daraufhin kam nix mehr. Meine Mutter wollte hier im Norden ihren Geburtstag feiern, meine Schwester hat es ihr ausgeredet weil der Geburtstag auf Pfingsten fällt und somit Schützenfest im Sauerland. Nun wohne ich 600 km weit weg, bin am Ende meiner Kräfte, mein Kätzchen bekommt epileptische Anfälle wenn ich ihn in die Box stecke und alles soll in meinem Kopf noch richtig funktionieren. Ich weiss, dass ich dankbar sein darf, noch eine Mutter zu haben. Weiss halt nur im Moment nicht weiter. René würde sagen: Scheiss doch auf deine Familie. Hat sie dir jemals geholfen. Nur Lügerei. Aber es ist halt Familei

  • Liebe Susi


    Es ist mit Familie halt so unterschiedlich wie alles was man im Leben so erlebt .

    Nicht jeder hat das Glück gehabt sich gut gebettet und aufgehoben gefühlt zu haben .


    Ich finde es immer so berührend , liebevoll und herzzerreißend mit welcher Wehmut und größtem Respekt hier soviele über ihre Mütter und Väter schreiben und sie diesen Verlust schwer ertragen.

    ❤️❤️❤️❤️❤️ Und das berührt mich immer sehr, als Mutter mit großem Herz ❤️


    Aber es gibt halt auch die andere Seite . Und da verstehe ich dich sehr . Ich bin auch mehr bei meinen Großeltern groß geworden , die sehr liebevoll waren und mein großer Schatz.
    War ein ungewolltes Kind und somit für meine Mutter nicht wichtig. Es gibt halt alles.


    Und deswegen kann ich verstehen , dass es dir schwer fällt sich auf etwas einzulassen , was du nicht fühlst , zumal du ja selbst zu kämpfen hast . Mache nur das wozu du dich in der Lage fühlst und wenn du nichts tust , ist das auch in Ordnung.


    LG 🌞 :24:

  • Liebe Susi,

    du hast deinen Mann nicht mehr an deiner Seite , da müssten deine Mama und Schwester Verständnis haben , wenn der Geburtstagsrummel und die ja wirklich sehr lange Fahrt über deine Kräfte gehen.

    Finde für dich die richtige Entscheidung.LG

  • Liebe Susi,


    da hat Dein Rene ganz Recht. Genauso würde Dirkie auch sagen. Familie hin oder her…..Nach dem Tod meines Dads 2005 brach der Kontakt zu meinen älteren Brüdern auch ab, denn ihre Eifersucht auf mein Verhältnis zu Papa war ja nicht mehr von Nöten und als Mami 2018 starb war null Kontakt mehr da. Zum Raumtausch vom Dirk kamen dann dämliche Floskeln und keiner hatte Verständnis …..Ich lebe gut ohne die Mistpoke …..Selbst als mein Schatz noch physisch bei mir war, hatten wir wenig bis null Kontakt ….

    Auch wenn es Deine Mama ist, so besteht gar keine Pflicht weil Familie für Dich, am Geburtstag teilzunehmen.

    Ein gutes Telefonat, eine Erklärung des warum Du es nicht kannst und vielleicht ein paar schöne Blumen tun es auch …klingt hart ich weiß aber so würd ich es tun…

    Liebe Grüße

    Uschi

  • Mein lieber René,

    morgen ist es soweit. Ich fahre mit deinem Smart nach List. Treffe mich da mit Christiane, Martina und Alea. Du weißt schon: Mädelsurlaub wie 2022. Nur hast du damals noch gelebt und warst gesund, bzw. wir hatten das gedacht. Du hast mich zum Bahnhof gebracht, dir standen die Tränen in den Augen obwohl ich doch nur 5 Tage weggefahren bin. Aufgrund deines Berufes waren wir vorher manches Mal auch länger getrennt. Es hat mich damals sehr berührt. Nun hast du dich von mir verabschiedet. Nicht für 5 Tage sondern für immer. Findest du das richtig???

    Ich habe Angst vor dem Kurzurlaub. List war auch unser beider gemeinsamer letzter Urlaub, 2 Monate bevor du gestorben bist. Da warst du schon unheilbar krank. Manchen Tag ging es halbwegs gut, manchen Tag richtig schlecht. Aber das wussten wir vorher und haben uns mit der Situation arrangiert, jeden Tag neu. Es war für uns beide trotz allem schön und eine wertvolle Zeit, nun werde ich diesen Ort wieder aufsuchen. Einerseits möchte ich aus meiner Komfortzone hier zuhause raus, andererseits habe ich Angst vor der Konfrontation. Es wird schwierig. Darum habe ich mir auch ein eigenes App. gemietet. So habe ich meinen Rückzugsort wenn mich Trauer und Erinnerungen überkommen. Was die Freundschaft zu Christiane anbelangt werde ich schauen, ob es nochmal so werden kann wie früher. Bevor du gestorben bist und sie sich seitdem hier nicht hat blicken lassen. Ich möchte ihr schon noch eine Chance geben, wir sind schließlich seit fast 50 Jahren beste Freundinnen. Eigentlich:/, hatte ich zumindest gedacht. Wir werden sehen, ich lasse alles auf mich zukommen. Dein Smart hat mir heute ganz schön Probleme, Wut und Tränen bereitet. Wollte ihn reiseklar machen, alle Flüssigkeiten auffüllen, zum ersten Mal in meinem Leben. Bin ja sehr ungeduldig, habe mich aber zur Ruhe gezwungen. Hinten Öl, vorne der Rest; was für eine Friemelei. Habe die Autohaube vorne dann nicht mehr drauf gekriegt. Laut You tube Videos: alles easy:rolleyes:. Von wegen alles easy, es hat eine Stunde gedauert mit Unterbrechungen und Heulkrämpfen. Habe schon geschrieben, dass ich wahrscheinlich nicht kommen kann. Und war sogar froh, dass ich zuhause bleiben kann. Aber so funktioniert Leben ja nicht. Wie oft habe ich das Gefühl, ich sitze einfach meine restliche Lebenszeit ab, ohne Freude. Aber dann merke ich doch, dass ich es schön finde, dass nach 3 Jahren wieder ein Storch bei uns im Nest sitzt und vor sich hin klappert. Oder der Duft der ganzen Blütenbäume jetzt im Frühling ins Schlafzimmer strömt. Ach, was würde ich dafür geben, wenn du das noch mit mir erleben dürftest. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr du mir fehlst. Ich bin so zerrissen: muss mich zwingen, meinen Hintern hoch zu kriegen um noch am Leben teil zu nehmen und auf der anderen Seite immer die Sinnfrage. Der einzige Sinn besteht darin, sich selber aus diesem Loch, aus diesem Sumpf, dieser Hölle zu ziehen. Das fällt so schwer, du würdest mit mir schimpfen wenn du mich manches mal so siehst. Jeder sagt "du bist so stark", sie kennen nicht die Wahrheit. Seit 3 Wochen habe ich eine Challenge: einmal die Woche den Hintern hoch kriegen und raus, alleine etwas unternehmen. Nur die Arbeit und das Zuhause ist nicht gut, oder doch? Ich gehe aber auch in den Supermarkt obwohl ich nix brauche, nur damit ich unter Leuten bin. Dann sagt die Kassiererin "war das alles"? und es hat jemand mit mir geredet:). Manchmal reicht mir das schon. Das Leben ist so traurig geworden ohne dich. Gott sei Dank kann ich aber auch hin und wieder wieder lachen. Das ist schön, aber diese tiefe Grundtraurigkeit in meinem Inneren die bleibt. Du wirst morgen mit mir fahren, da bin ich mir ganz sicher, ich liebe dich!

  • Liebe Susi


    Ich wünsche dir eine gute Zeit mit gutem Blick in die Natur , die es zu bestaunen wert ist . Daran können wir schöpfen.

    Ich verstehe dein Gefühl das in dir ist so sehr , denn ich fühle auch so . Eine Challenge ist dieses Leben geworden für uns . Da hast du wohl recht. Hin und Her gerissen zwischen noch leben wollen und Grundtraurigkeit im fortwährenden Sein .
    Ich kann das alles sehr verstehen .


    Ein verstehender Gruß 🌞

  • Liebe Susi,

    auch ich verstehe dich. Voll und ganz. Grundtraurigkeit, durch den Tod in uns geboren. Supermarkt, unter Leute gehen, um zu merken, dass wir noch leben.

    Ich finde es gut und mutig, die Reise anzutreten. Deine Freundinnen sind dabei. Ja, du nimmst ihn mit, deinen Liebsten. Ich wünsche dir ein wenig Freude mit deinem Liebsten gedanklich Hand in Hand.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Liebe Susi,

    Ganz großartig, dass du es angehst und diesen Mädels-Urlaub machen wirst - und mit dem Smart deines Renés, der dich sicher hin und zurückbringen wird.

    List, Sylt, ist ein wunderbarer Ort zum Entspannen oder einfach mal rauskommen, mit viel toller und ursprünglicher, wilder Natur - ja, wirklich, für alle, die das nicht meinen: es ist mehr, als nur eine (vermeintliche) Schicki-Micki-Touristenhochburg.
    Klar, das altbekannte Sylter Reizklima wird eventuell für den einen oder anderen emotionalen Wellengang sorgen, aber es ist auch sehr, sehr gut für die Seele, grad wen es auch der letzte, wunderschöne gemeinsame Urlaub von euch beiden war.

    Dass du bei dem Smart ein wenig durchgedreht bist, kann ich so sehr nachvollziehen - mich macht sowas auch wahnsinnig; da geht man es schon mal an, frohen Mutes und voller Tatendrang und dann will die Technik nicht und stellt sich quer. Zum Mäusemelken!

    Aber was ich richtig, richtig gut nachvollziehen kann ... dieses "war schon froh, dass ich zu Hause bleiben kann". Ja, manchmal nimmt man sich etwas vor, rauszugehen, gar ein paar Tage rauszukommen, bekommt dann Angst vor der eigenen Courage und nimmt dankbar jeden Strohhalm an, der auch nur den Hauch einer Ausrede bietet.
    Aber ... am Ende freut man sich dann und es war gut und richtig, die Ausrede nicht zu nutzen, sondern sich durchzuringen. <3

    Ich wünsche dir ganz doll, dass mit deiner Freundin alles ins Lot kommt und sich klärt. Vielleicht ist es wirklich einfach auch eine Unsicherheit ihrerseits?
    Auf jeden Fall wird dein René dabei sein, da bin ich mir ganz, ganz sicher!
    Ich wünsche dir viel Kraft und eine wirklich schöne, dir wohl tuende Zeit! :24:<3

  • Guten Morgen ihr Lieben,

    ich danke euch von Herzen für euren aufmunternden Zuspruch und eure empathische Anteilnahme. Eure Worte helfen und werden mich in meinem Urlaub begleiten<3

    Liebe Grüße

    Susi

  • Liebe René,

    bin wieder zurück aus meinem Kurzurlaub. Es war traurig und schwierig zugleich. Christiane hat kein einziges nettes, aufmunterndes Wort gefunden zu deinem Tod oder zu meinen letzten Monaten. Als wenn du nie existiert hättest . Dabei waren wir doch alle mal befreundet und haben Partys zusammen gefeiert, Hochzeiten, Geburtstage...Ich glaube, ich erwarte zu viel. Jedem, dem ich das erzähle hat Verständnis für diese Reaktion oder Nichtreaktion. Ich komme mir langsam vor wie jemand der schizophren ist. Dabei möchte ich dich doch einfach nur in meinen "Alltag" integrieren, dich teilhaben lassen an allem. Aber wenn keiner mehr mit mir über dich redet...Alles wird totgeschwiegen, als wenn ein Hamster gestorben wäre und nicht du. Den letzten Tag habe ich nur für mich gebraucht und für uns. Ich war an einigen Stellen, wo nur wir zusammen waren. Alles andere war mir zu kompliziert mit denen. Der eine wollte das, der eine dies... So habe ich gelernt, alleine essen zu gehen. Und es war gar nicht schlimm, im Gegenteil. Ich habe unser Essen genossen und war tiefenentspannt. Du warst bei mir. Meine Freundschaft zu Christiane habe ich aufgelöst. Habe sie darauf angesprochen, dass ich enttäuscht bin. Hätte gedacht, sie nimmt mich mal in den Arm oder sagt " Schön, dass du trotz allem hier bist" irgendetwas halt. Aber wenn so gar nichts kommt...:/ ausser der Aussage "ich bin halt so wie ich bin und nicht unbedingt der herzliche Typ". Wir passen nicht mehr zusammen und das muss man dann akzeptieren. Auf der Heimreise im Sylt-Shuttle habe ich dann sehr geweint. Wie schön wäre es doch gewesen wenn....

    Aber trotz allem glaube ich, dass du stolz auf mich bist. Immer bist du Auto gefahren über Autobahn. Nun fahre ich einfach immer über Land zu meinen Zielen. Statt 4 Stunden halt 8 Stunden. Anstrengendes Leben, alles anders, aber ich lerne. Und dass dein Smart einmal auf Sylt war hättest du auch gut gefunden:)

  • Hallo Susi1965 , ich kann dich gut verstehen. In solchen Situationen merke ich immer wieder dass meine Worte die ich bei der Beisetzung meiner grossen liebe 🥰 sagte : bei euch allen geht das Leben weiter aber meins steht still 😥und wie recht ich doch hatte. Es schmerzt mich sehr zusehen wie überall das Leben spriesst und bei wird es immer weniger. Aber was soll ich schon erwarten nach 11 Wochen wo mein Mann gegangen ist. Heute habe ich mir mal die Mühe gemacht und einzelne Schicksale von Anfang an gelesen zum Beispiel von Steppi . Januar 2022 🙈😢. Es sind über 2 Jahre und es macht mir Angst mich in zwei Jahren immer noch am Boden zerstört zu sehen. Um so grösser der Abstand zwischen Todestag und heut wird um so klarer die Erkenntnis mein Toni kommt nie wieder. 😥😥😥

    Ich versuche raus zu gehen aber ich kann mich kaum bewegen ich fühle mich wie gelähmt. Umso mehr bewundere ich dich und deine Energie um diese Reise angetreten zu haben.
    Respekt 👍🫶

  • Liebe Ini,

    das "Gelähmtsein" kenne ich nur zu gut. Wenn ich mich nicht zwinge, verbringe ich meine freien Tage zu Hause. Nur hier habe ich das Gefühl von Sicherheit und René nahe zu sein. Aber irgendwann (keiner kann dir sagen wann weil es bei jedem unterschiedlich ist) wirst du merken dass sich etwas verändert. Mit Steffi/Steppi hast du falsch gelesen, sie ist doch auch erst ganz neu hier... Habe keine Angst, du bist in 2 Jahren nicht am Boden zerstört so wie jetzt. Das kann ich dir versprechen. Die Trauer verändert sich, aber wenn man nicht genau darauf achtet, bemerkt man es kaum. Trotzdem bleibt alles unfassbar, nicht greifbar. Ich hatte immer Angst vor dem Zeitpunkt, dass meine Eltern sterben. Nun ist alles anders gekommen und mein Mann ist gestorben. Wenn jetzt meine Mutter oder Vater stirbt habe ich keine Tränen mehr übrig. Ich denke einfach nur "dann ist das so". Oft kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ich hier vielleicht noch weitere 20 Jahre rumhampeln soll. Was ist das für ein merkwürdiges Theaterspiel. Aber dann kommen doch wieder kleine Lichtblicke. An manchen Tagen kann man sie erkennen und annehmen, an manchen möchte man sie einfach nur wegboxen weil man diese Lichtblicke nicht mehr mit seinem Lieblingsmenschen teilen kann.

  • Liebe Susi,

    Es tut mir leid zu lesen, dass der Mädels Kurztrip so anders gelaufen ist als Du es Dir erhofft hast.
    was ich gut fand, dass Du den Mut und die Konsequenz aufgebracht hast, die Freundschaft zu Deiner Freundin zu beenden. Wenn jemand in der größten Not nicht da ist und noch nicht mal erkennen kann/will, dass man Dich einfach hängen gelassen hat, dann ist das niemand, auf den man bauen oder sich verlassen kann. Das Leben ist eben nicht nur Party. Nach einem solchen Verlust kann man diese Oberflächlichkeit nicht mehr ertragen. Und ich finde es nicht Zuviel verlangt, wenn man seinen geliebten Mann in seinen Alltag integrieren möchte und ihn nicht totschweigen möchte. Damit stirbt er nämlich zum zweiten Mal. Es geht ja auch nicht darum, den Freunden ständig etwas vorzujammern, es geht darum, ganz normal über ihn sprechen zu dürfen ohne dass beklommenes Schweigen oder ein Themenwechsel entsteht.
    Es ist schwer, zu erkennen und sich auch einzugestehen, dass sich Beziehungen nach Verlusten verändern aber es geht letztendlich darum, wer Dich jetzt so nimmt wie Du bist und Du keine Maske im Umgang aufsetzen musst….

    Fühle Dich in Deiner Enttäuschung gesehen und angenommen…..

    Lg Herzschmerz

  • Hallo ihr Lieben,

    ich habe schon ewig nicht mehr geschrieben. Aber jeden Morgen vor der Arbeit bei meinem Milchkaffee und jeden Abend im Bett mitgelesen. Schon sooo lange. Immer über Renés Handy, so musste ich mich nicht lange am PC anmelden und einloggen.... So bin ich aber auch als "Gast" aufgetaucht und habe manches Mal gedacht, wie ein Stalker der hier heimlich mitliest und nicht mehr selber schreibt. Habe mich damit nicht wohl gefühlt. Besonders mitgenommen haben mich die Schicksale von Carmen mit ihrem Lars und von Ron mit seinem neuen Leben auf der Strasse. Das lässt mich nicht los, beschäftigt mich gefühlt 24 Stunden....Wie kann man helfen, was kann man tun...Schicksale im "geschützten Raum" kann ich dann natürlich nicht verfolgen, weil ich ja über René´s Handy nur Gast bin.

    Ich habe Gott sei Dank kein Problem mit dem "sich einsam fühlen" . Ich bin alleine, sehr sogar weil wir viel umgezogen sind, Das ist der Preis für ein gewolltes Nomadenleben. Trotzdem fühle ich mich nicht einsam, ich kann das nicht erklären. Manchmal denke ich, ich bin ein autarkes Kraftwerk. Darüber bin ich froh, über alles andere nicht. Ich bin immer noch nicht in der Lage, am Aussenleben der Anderen teilzunehmen. Ich bin ich, das andere ist fremd und verstörend, macht Angst. Manchmal schaffe ich es, so zu tun als ob... An meinem Geburtstag bin ich nach HRO gefahren und wollte bummeln und essen gehen. Ganz alleine, weil ja alle weiter weg wohnen und ich ja so tue als wenn ich stark bin..Ganz schnell bin ich die Einkaufsstrasse rauf und runter gerannt ohne irgendwo anzuhalten. Nur in den Buchläden bin ich gewesen und habe mich mit Büchern selber beschenkt. Dafür muss man ja auch noch sorgen, für die Geschenke... Gegessen habe ich auch nicht in dem Lokal wo ich wollte (wo wir unseren letzten Hochzeitstag gefeiert haben), das ging nicht... irgendwo sass eine Frau auch alleine draussen und ich habe mich einen Tisch dahinter gesetzt... voll feige.. Als ich die Treppen zum Aussenbereich des Restaurants hochgestiefelt bin hat mich ein Kellner noch gefragt "Ja bitte schön?". Diese Scheiße wäre mir mit René an meiner Seite niemals passiert. Er wusste sich und dadurch auch mir immer zu helfen. Hätte dem Kellner die passenden Worte gesagt und wäre woanders mit mir hin gegangen. Habe es trotzdem geschafft einen Kopf größer zu werden (bin ja schon 180 groß) und ganz bestimmt zu sagen "Ich bin alleine und möchte gerne bei Ihnen essen". Ist das normal? Warum muss man sich rechtfertigen? Hat der gedacht, ich will aufs Klo oder was? Dann habe ich erstmal eine Vorspeise bestellt, wie wir das immer gemacht haben. Manches Mal kommt hier in Deutschland das Hauptgericht schon, wenn man noch die Vorspeise geniesst, das geht gar nicht. Auf dem Tisch standen nur Pfeffer-/Salz-Streuer. Ich will aber Mühle. Früher hätte René ALLES für mich geregelt. Bin über mich hinaus gewachsen, Besteck zur Seite gelegt, gewartet, Hand gehoben und meinen Wunsch geäußert... es hat geklappt, habe Mühle bekommen. Aber es ist ein Kampf. Das war am 25.07. seitdem habe ich mich keiner weiteren Challenge gestellt. Es ist ein ständiger Kampf gegen mich selber, gegen die Außenwelt,.. gegen... gegen.. Am Liebsten möchte ich eh zuhause alleine sein, aber das geht doch nicht, oder doch? Ich habe ja alles. Unser kleines Häuschen, unser großes Grundstück, kann morgens mit meinem Kaffee barfuss raus.. egal wie ich aussehe.. Trotzdem: alles ist Scheiße ohne meinen René