Nur noch ein halber Mensch

  • Hallo zusammen,


    bin neu hier. Ich habe die Liebe meines Lebens verloren.


    Im Dezember hatte mein Mann sehr viel Gewicht verloren.


    Er hatte den 3. Schub " Colitis ulcerosa". Er wurde im Krankenhaus intravenös ernährt. Es wurden Darm- und Magenspiegelung vorgenommen. Danach ging es ihm richtig schlecht. Er hatte wahnsinnige Schmerzen. Zwei Tage später wurde bei einem CT ein Loch im Darm festgestellt. Es folgte eine Not-OP. Sepsis. Er wachte mit einem künstlichen Darmausgang "Stoma" auf. Er wurde einen Tag vor Weihnachten entlassen und verlor noch mehr Gewicht. An Silvester wog er nur noch 63kg bei einer Größe von 1,86.


    Ende Januar begann 5 Wochen Reha. Es sah alles sehr gut aus, er nahm gut zu und seine Kräfte kamen zurück. Ich war jedes Wochenende für 3 Tage bei ihm. Am 4. Wochenende sind wir 10km gelaufen. Es ging ihm sehr gut, wir waren guter Dinge. In der letzten Woche wurde er krank. Bronchitis, diagnostizierte der Arzt. Ich holte meinen Schatz zum Entlassungstermin ab. Er lag im Bett, unfähig sich alleine anzuziehen, hatte Schüttelfrost, atmete schnell, war völlig außer Atem. Zuhause wurde alles noch schlimmer. Nach 23 Stunden musste ich den Notruf absetzen. Er hatte 35,1° Temperatur, war am ganzen Körper nass, kalter Schweiß, kaum Blutdruck. Er meinte, ich solle keinen Arzt rufen, ich solle ihm noch zwei Tage geben, dann ginge es ihm wieder gut. Als die Sanitäter eintrafen, kollabierte er. Als ich später auf der Intensivstation anrief, konnte ich mit Hans-Jörg sprechen. Er sagte mir, ich solle mir keine Sorgen machen, die kümmern sich rührend um ihn.


    Das waren die letzten Worte, die ich von meiner großen Liebe hörte.


    Am nächsten Morgen rief der Arzt an und teilte mir mit, dass sie meinen Mann in der Nacht intubieren mussten, er läge jetzt im künstlichem Koma, er hatte einen septischen Schock und multibles Organversagen. Er hätte kaum eine Überlebenschance. Es war eine nicht festgestellte Lungenentzündung. Die ersten kritischen Tage stabilisierte sich sein Kreislauf. Wieder war Hoffnung in mir. Aber die Nierenfunktion blieb aus. Ich war 3 Wochen jeden Tag an seinem Bett. er wachte nicht mehr auf. Dann kam eins zum andern, ein Pilz im Blut, Leberversagen, keine Blutgerinnung und noch eine bakterielle Entzündung im Darm, eine weitere Sepsis. Die Ärzte teilten mir mit, dass sie die Intensivbehandlung abbrechen und auf Paliativ umstellen.


    Ich war bei ihm , ich hielt seine Hand an mein Herz, gab ihm einen Kuss auf die Stirn, eine Tränen lief ihm über das Gesicht, dann atmete er noch einmal. Es war der 21.März.


    Seither kann ich nichts mehr. Ich bin nicht mehr vollständig. Wir hätten dieses Jahr unseren 20. Hochzeitstag. Er wäre im Aug. 70 Jahre alt geworden. Wir hatten noch so viel vor. Er war mein 6er im Lotto. Er war immer für mich da. Es war ihm wichtig, dass es mir gut geht. Er fragte mich jeden Tag, ob er mir was Gutes tun kann. Wir waren ein Team und uns genug. Jetzt sitze ich hier in der Eifel, mutterseelen allein. Er fehlt...


    Ich schreie hier im Haus, er solle mich zu sich holen... Das Leben hat seinen Sinn verloren.














    Impressum

  • Hallo Knubbelchen...dein tragischer Verlust tut mir sehr leid...wir hier wissen leider alle wie du dich im moment fühlst...ich wünsche dir das es dir hilft hier dir alles von der Seele zu schreiben...LG

  • Danke euch für eure Worte,

    der Schmerz ist kaum auszuhalten. Habe niemanden in meiner Nähe der mich auffangen könnte. Meine beiden Jungs waren in der Zeit des Komas und eine Woche nach dem Tod im Wechsel bei mir. Aber ihr Leben muss auch weitergehen. Sie haben beide kleine Kinder. Sie wohnen weit weg. Der jüngere wohnt in Baden-Württemberg (meiner alten Heimat) 420 km entfernt. Der ältere wohnt 2 Stunden entfernt. Mein Mann und ich haben uns vor 20 Jahren aus beruflichen Gründen meines Mannes, in der Eifel niedergelassen. Wir waren uns genug. Nachdem Hans-Jörg in Pension ging, haben wir uns in Wohnmobil zugelegt und waren viel unterwegs. Letztes Jahr hatten wir 2 Enkel für eine Woche mit dabei. Er war der beste Opa. Er hatte in der Woche jeden Tag Programm für die beiden Wildfänge. Sommerrodelbahn, Kletterpark, Tiefenhöhle, Steineklopfen im Steinbruch, Mountainbiken. Wir machten alles mit, da war er noch richtig fit. Wir hatten so einen Spaß.

    Und nun quälen mich all die Erinnerungen. Wir machten alles zusammen und hatten eine tolle Zeit miteinander. Es waren die schönsten 20 Jahre meines Lebens. Als wir uns kennenlernten, sagte mein Mann: Jetzt sind wir dran.

    Und nun??? Er fehlt mir so sehr.

    Wir wollten nächstes Jahr mit dem Wohnmobil nach Norwegen. In der Reha hat er die komplette Reiseroute geplant.

    Er hatte sich so sehr auf Zuhause gefreut. Ich habe die ganze Korrespondenz auf WhatsApp. Jeden Morgen und jeden Abend hat er mir eine Nachricht geschickt. "Knubbelchen, in 1 Woche bin ich wieder zuhause bei dir. Ich freue mich auf dich. Du fehlst mir." Tagsüber hat er mindestens 3-4 mal angerufen.

    Und nun???

    Wie soll das Leben ohne mein Herz weitergehen?

  • Liebes Knubbelchen,


    es tut mir so sehr leid was euch passiert ist, wieder so ein trauriges Schicksal.

    Fühle dich hier aufgefangen, schreibe wie es für dich passend ist.

    Hier versteht dich jeder.


    Auf deine Frage....es kann erstmal nicht weiter gehen liebes Knubbelchen das ist aber vollkommen normal.

    Ich wünsche dir gute 24 Stunden...


    Liebe Grüße

    Anja

  • Liebe Knubbelchen,

    Es tut mir unsagbar leid, dass Du nun auch hier bist, weil Du die Liebe Deines Lebens verloren hast.
    und es ist gut, dass Du deshalb hierher gefunden hast….Du bist nicht allein hier . Es ist immer jemand da, der liest und versteht.

    Liebe Grüße

    Uschi :30:

  • Guten Morgen,

    morgens ist es für mich am Schlimmsten. Aufstehen zu müssen und in dem leeren Haus alleine den Tag zu starten. Mein Schatz hatte mir jeden Tag, wenn er zuhause war, das Frühstück ans Bett gebracht. 20 Jahre. Wir haben gemeinsam das Haus umgebaut, barrierefrei so daß wir hier gemeinsam alt werden können. Er fehlt mir so sehr. Seine Umarmungen, sein Lächeln, seine Stimme...die Welt ist so ungerecht.

    Liebe Grüße

    Gisela

  • Liebe Gisela,

    es ist grausam und nicht zu begreifen, dass dein Mann nachdem er die Reha gemacht hat und alles gut aussah , doch gehen musste. Wir fühlen alle mit dir , jeder hat einen geliebten Menschen verloren. Auch mein Mann hat tapfer 6 Wochen Antibiotika

    Behandlung , davon 3 im Krankenhaus , zuletzt mit Halskatheter , weil die Arme zerstochen waren, überstanden . Montags letzte Tabletten und Mittwoch bekommt er außer Haus tödliche Lungenembolie. Nach über einem Jahr frage auch ich immer noch „warum bloß“

    Ich kann gut verstehen , wie du dich fühlst

    wenn man morgens allein im Haus aufstehen muss …Ganz viel Kraft zur Bewältigung des heutigen Tages und einen lieben Gruß Zausel

  • Mir geht es gerade richtig schlecht. Ich schreie im Haus nach ihm, er soll mich doch zu sich holen. Er hat mich doch immer beschützt und nun hat er mich im Stich gelassen. Warum? Ich verstehe es nicht. Wie soll dasLeben ohne ihn weitergehen?

  • Liebe Knubbelchen


    Mein aufrichtiger Beileid für deinen so schweren Verlust . Es ist nicht zu verstehen , wenn man so aus dem Leben gerissen wird.
    Hier bist du wirklich „ gut“ aufgehoben . Es kann deinen Schmerz nicht nehmen , dich wir alle hier haben unseren ganz besonderen Menschen verloren, unseren Seelenmenschen und wissen was du durchmachen musst .

    Schreien im Haus , das kenne ich . Ich habe auf dem Boden gelegen und um mich geschlagen . Ich verstehe dich .
    Schreie , wenn du musst , es ist egal. Alles und nichts , alles kann , nichts muss.
    Es ist so anders , dieses neue Leben , jetzt für dich . Deswegen zwinge dich zu nichts , zu gar nichts. Nur du allein kannst DEINEN Weg finden oder er findet dich .
    Wir sind hier , wann immer du magst , schreibe was dich bewegt .


    Herzliche Kraftumarmung 🧡🧡

  • Liebes Knubblchen,


    Es tut mir unsagbar leid, dass dein Mann verstorben ist.


    Auch nach dem Tod bricht die Beziehung zu deinem Mann nicht ab, er wird

    weiter an deiner Seite sein.

    Auch ich kenne das Schreien im Haus, habe auf dem Boden gelegen, und geschrien, habe völlig

    neben mir gestanden. Ich wollte nur noch Nachsterben. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens..

    Habe dann eine Therapie gemacht und irgendwann konnte ich wieder eine Beziehung zu zu meinen

    Mann aufbauen.

    Auch ich frage noch immer warum, warum musste mir das passieren, er war doch immer gesund.

    Das Leben ist endlich, das wissen wir, aber die Liebe nicht, sie überdauert den Tod.


    eine liebe Umarmung

    Maike

  • Ich danke euch,

    heute war ein sehr schlechter Tag. Ich dachte, dass es nach der Beisetzung etwas leichter wird. Aber im Gegenteil es wird immer schwerer. Der Gedanke, dass er nicht mehr nach Hause kommt, wir uns nicht mehr unterhalten können, keine gemeinsamen Unternehmungen mehr planen können, keine Umarmungen, kein " guten Morgen Knubbelchen", das macht mich unfähig zu leben. ich versuche mir jeden Tag eine Aufgabe zu stellen. Heute habe ich meinen neuen Personalausweis abgeholt und war danach einkaufen. Während des Einkaufens, musste ich mich ständig zusammenreißen, dass ich nicht losgeheult habe. Auf dem Parkplatz zum Auto, sind dann alle Dämme gebrochen. Den ganzen restlichen Tag hatte ich einen Zusammenbruch nach dem anderen. Beklemmung im Brustbereich, Angstgefühle und Schreikrämpfe, Herzschlag bis zum Hals. Er war mein Leben, ich habe keinen Halt mehr. Er war mein Fels in der Brandung. Jetzt werde ich weg gespühlt und finde nichts mehr an dem ich mich festhalten kann.

    Ich mache mir immer Vorwürfe, warum habe ich 23 Stunden gewartet bis ich den Notruf wählte. Hätte man ihn noch retten können? Habe gehört, dass bei einer Sepsis jede Stunde zählt. Aber ich glaubte der Diagnose des Arztes" Bronchitis ".

    Es nutzt nichts mehr, er ist unwiderruflich nicht mehr da und das ist so unwirklich.

    Grüße Gisela

  • Liebe Gisela,


    ich erkenne mich in vielen Deiner Schilderungen wieder.

    Jeden Tag eine (die jeweils wichtigste) Aufgabe erledigen - das habe ich wochenlang praktiziert, teils bis jetzt noch. Zu mehr reicht auch oft die Kraft nicht aus. Es gab auch Tage da habe ich gar nichts "geschafft". Was auch vollkommen OK ist.


    Ich weine auch regelmäßig auf dem Weg über den Parkplatz zum Auto, und meistens noch während der Fahrt. Dann kann ich mich vorher und nachher (wenn ich unter Menschen bin) besser zusammenreißen. Die Autofahrten sind so traurig weil ich nun immer alleine im Auto sitze. Kaum auszuhalten.

    Supermarkt ist auch ganz schlimm. Ich gehe jetzt immer ganz woanders einkaufen, ich halte es nicht aus in Geschäfte zu gehen wo wir immer gemeinsam waren. Ich ertrage es nicht "seine" Lieblingsregale zu sehen.


    Schuldgefühle - ja, ohne Ende. Vom Verstand her weiß man daß man nicht schuld ist. In Deinem Fall hattest Du ja sogar die Diagnose eines Arztes. Mir haben sicher 20 Leute versichert dass ich keine "Schuld" habe. Aber ich weiß dass man sich so schwer tut, das anzunehmen.

    Ich kämpfe immer noch (zu allem anderen dazu) mit meinen Schuldgefühlen.

    Zeitweilig dachte ich, verrückt zu werden.


    Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Ich möchte Dir von Herzen sagen, daß Du hier nicht alleine bist<3 Hier machen alle Ähnliches durch.

    ALLES, was Du tust, Weinen, Schreien, ist ok und vollkommen normal.

    Ich hoffe Du findest ein bisschen Erleichterung wenn Du Dich hier mitteilen kannst.


    :30:Nora

  • Liebe Knubbelchen

    Fühl dich hier gut aufgehoben und verstanden ❤️

    Mein Ollie verstarb am 11.3.24 an Hirnblutung.Ist nicht wieder aufgewacht nach der OP.Ich kann dich so gut verstehen.Ich hab an dem Tag als er starb an seinem Krankenbett gestanden und ihm gesagt er soll mich bitte mitnehmen.

    Ach je,mir fehlen die Worte😔

    Aber hier kann jeder verstehen was du gerade fühlst und durchmachst🙏

    Du kannst hier schreiben,alles rauslassen und es hilft etwas,wenn man weiss man ist nicht ganz allein mit seinem endlosen Schmerz😔🙏

    Fühl dich ganz dolle gedrückt ❤️

    Alles Liebe,Kraft und Licht❤️

    Steffi❤️

  • Liebe Gisela!

    Ich kann mich nur den anderen anschließen. Was du gerade am Anfang durchmachst ist die Hölle.

    Aber ich kann dir sagen-es wird besser- es dauert. Es wird milder, der Körper gewöhnt sich an die ungewohnte Situation.

    Das hört sich so kalt an, so abgeklärt aber nach 2 Jahren habe ich da schon einen anderen Blick drauf. Das heisst aber nicht-alles ist gut.

    Das wird bei mir niemals so sein, aber ich komme auch mal zur Ruhe.

    Ich umarme dich in Gedanken! :24: Andrea

  • Supermarkt ist auch ganz schlimm. Ich gehe jetzt immer ganz woanders einkaufen, ich halte es nicht aus in Geschäfte zu gehen wo wir immer gemeinsam waren. Ich ertrage es nicht "seine" Lieblingsregale zu sehen.

    Guten Morgen,


    so ging es mir am Anfang auch, es fiel mir so schwer durch die Gänge zu gehen, an ihren Regalen vorbei.


    So ganz wird dieses Gefühl auch nicht verschwinden, aber es wird irgendwann erträglicher, so ist es zumindest bei mir.


    Trotzdem kommt Uti mir heute noch immer bei Edeka oder Rewe mit ihrem Rollator entgegen. Schlimm genug, dass sie sich mit 56 Jahren nur noch mit diesem Hilfsmittel bewegen konnte, das machte sie aber immer ganz prima, und hat nie gejammert.


    Heute in der Früh hat es mich dann auch wieder kurz erwischt, war beim Bäcker Brötchen holen, in der Auslage lag ein Riesenblech mit Erdbeerkuchen.

    Wie gerne hat Uti diesen Kuchen immer gegessen, wir beide waren immer die absoluten Erdbeerfreaks, haben dieses Obst regelrecht verschlungen.


    Und jetzt? Ich kann keine einzige Erdbeere mehr essen, zu sehr schmerzt mich hier die Erinnerung wieder, dieses Jahr fällt die Erdbeersaison für mich aus.


    So kann es auch gehen, aber dieses Trauma in den Supermärkten habe ich nun doch wieder besser im Griff.


    Viele Grüße

    Tommi

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    Vielen Dank für eure lieben Worte. Gerade musste ich den Entwurf der Danksagungskarten abnehmen. Es ist so schlimm die Fotos aus der schönen gemeinsamen Zeit anzuschauen.

    Ich hatte zwei Wochen nach seinem Tod, Geburtstag. Meine Söhne mit Familie waren hier. Sie bemühten sich sehr, mir den Tag so erträglich wie nur möglich zu machen. Die Enkel bemalten gemeinsam die Schmuckurne.

    Der Tag danach traf mich die Leere umso stärker.

    Morgen habe ich einen Termin bei unserer Hausärztin gemacht. Vielleicht findet sie eine Möglichkeit diese depressiven Phasen zu lindern. Es ist unerträglich, dass ich hier völlig alleine bin.


    Liebe Grüße

    Gisela