Meine Ursel ist gegangen

  • Liebe Sonnenente,


    jetzt ist die Gänsehaut erstmal weg, die ich beim Lesen Deines Posts bekam. Nach der Ausstrahlung des Berichts am Samstag rief mich unsere Freundin Sandra an und fragte , wie es für mich war. Du glaubst nicht was ich antwortete: "Bittersüß"!

    Bittersüß sind meine Empfindungen wenn ich an Ursel denke, Fotos von ihr sehe, bittersüß sind meine Gedanken abends beim Fernsehen, wenn ich genau weiß was Ursel zu manchen Filmen kommentieren würde. Bittersüß sind meine Gedanken wenn ich den Spargel bei unserem Gemüsehändler sehe, den hat Ursel so gerne gegessen. Ich könnte die Liste beliebig lang fortsetzen, das Wort "bittersüß" beschreibt so viel in meinem Leben nachdem Ursel vorausgegangen ist. Anfangs war es nur bitter, die bittere Wut auf das Krankenhaus. Da hab' ich ziemlich schnell meinen Frieden mit gemacht, sonst hätte mich das zerfressen und ich hätte Magenkrebs oder sowas bekommen.

    Mir hat tatsächlich geholfen, wenn hier geschrieben wurde "es wird besser". Ich spreche sehr oft mit Ursel, begrüße sie wenn ich nach Hause komme, erzähle ihr von meinen Erlebnissen mit den Eichhörnchen, von der Arbeit, wen ich getroffen habe und all die Sachen die ich ihr erzählen würde wenn sie noch im Diesseits wäre. Meine Nachbarn denken bestimmt, jetzt spinnt er total - die Wohnungen sind sehr hellhörig - aber das ist mir sowas von egal.

    Mir sind auch die Tränen gekommen bei dem Satz: "Du planst für die Ewigkeit". Ich weine überhaupt sehr oft, da gibt es soviele Trigger. Ich plane zwar nicht für die Ewigkeit, aber ich hoffe auf sie. Dass meine Seele irgendwann wieder zu Ursels Seele findet. Ich glaube fest an das "drüben" und verstehe genau die Symbolik des Seils.


    Die Eichhörnchen haben das Seil total angenommen, da ist manchmal Betrieb drauf wie im Berufsverkehr. Du kannst das sehen wenn Du möchtest im "Rückblick 2023" in meinem Youtube-Kanal "Neues vom Eichhörnchenfenster".


    Liebe Sonnenente, herzlichen Dank für Deinen Post und ganz liebe Grüße von Dieter aus Nürnberg

  • Liebe Bettinalein und liebe Babajaga,


    freut mich sehr dass es Euch gefällt. Da waren lange vertrauensbildende Maßnahmen nötig.

    Das kann ich mir gut vorstellen. :D aber umso toller wie zahm sie sind.

    Früher wren die eichis am Südfriedhof auch sehr zahm. Sie haben sich die Nüsse von der offenen Hand sogar geholt und sich mit ihren kleinen Krallen an der Hand festgehalten. Das war auch sehr zauberhaft, Mein verstorbenenr papa,hat uns die Liebe zu Tieren immer nahe gebracht. Sogar die Liebe zu Spinnen (gell,Linchen?^^) und bei ihm hießen immer alle Eichis "Hansi!" ;)

  • Lieber Dieter,


    Ja, das "Bittersüß" passt zu so vielem. Irgendwie ist es zuweilen auch eine Umschreibung für Wehmut oder wehmütige Sehnsucht. Aber es ist eine Sehnsucht in dem Wissen, dass die Liebe nicht fort ist und es ein "Wiedersehen" geben wird. 💞

    Ich finde es ganz wunderbar, dass die "Brücke" so gut angenommen wird. Und deine Beschreibung "wie im Berufsverkehr" lässt mich schmunzeln.
    Aber du hast Recht, es wirkt fast wirklich so, wenn sie dort wuseln. In dem Video hat der Baum ja ein sehr dichtes Blattwerk (in der Reportage war er kahl) und daher wirkt das ganz besonders entzückend, wenn die kleinen Wesen aus der dichten Baumkrone wie aus dem Nichts auftauchen und über das Seile huschen. So behende und so geschickt.
    Auch das wieder eine Symbolik, denn all das verbindet euch und wird es auch immer tun.

    Natürlich fließen viele Tränen. Wer sollte sie auch unterbinden? Niemand hätte das Recht dazu. Und wenn die Nachbarn Merkwürdiges denken, wenn du mit deiner lieben Ursel redest - nun, ihr Problem, nicht deins. Und wer weiß, vielleicht denken sie gar nicht, dass du spinnst. Aber wie gesagt, selbst wenn. Hauptsache Ursel denkt das nicht. Und das tut sich ganz sicher nicht. Im Gegenteil. ✨💖





  • Hallo Ihr Lieben,


    wie kann man das je akzeptieren, verinnerlichen oder verstehen dass sich der geliebte Mensch, unsere zweite Hälfte, quasi in Luft aufgelöst hat. Man wollte das ganze Leben mit ihm teilen, von einer Minute auf die andere ist man allein. Natürlich kann ich funktionieren, arbeiten gehen, die Wohnung einigermaßen in Schuss halten, relativ regelmäßig essen, aber das ist nicht mehr das Leben das ich geliebt habe. Weil der Mensch den ich liebe nicht mehr da ist. Ich weiß, es sind erst knapp 5 Monate, aber ich kann mir nicht vorstellen dass das in 5 Jahren anders ist. Die Sehnsucht wird bleiben, eher noch stärker werden, da bin ich mir sicher.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter,


    mein geliebter Mann ist am 12.06. 21

    plötzlich verstorben. Die Zeit heilt keine Wunden. Selbst die Trauertherapie hilft nicht. Je länger es her ist, umso klarer wird es……er kommt nicht wieder. Bin 61 Jahre und möchte nicht noch jahrelang ohne ihn sein. Das macht schwer zu schaffen.
    Habe seitdem viele Herausforderungen zu meistern.Bin im Dauerstress. Das lenkt ab und powert aus, da ich auch sehr krank bin.


    Manchmal stelle ich mir vor, dass es nur eine Verwechselung war…..,,


    dieses Leben wollte ich auch nicht.


    grüsse

    Sonnenstrahl

  • Lieber Dieter. Ich möchte dir etwas Mut machen. Vielleicht denkst du irgendwann einmal ganz bewußt an deine Zukunft. Die Vergangenheit ist unumkehrbar,das wissen wir alle. Der Schmerz lässt uns auf der Stelle treten. Wie lange das dauert, kann man nicht voraussagen. Aber sehnt sich nicht jeder Mensch nach etwas Geborgenheit und Liebe? Wenn diese Sehnsucht dich eines Tages einholt, dann wirst du sehen, es gibt für dich eine Zukunft. Ich weiß nicht, ob du mich verstehst. Ich wünsche es dir von ganzem Herzen. Christine.

  • Lieber Dieter,

    bewusst erleben zu müssen, dass die Selbstverständlichkeit keine war ist schwer oder gar nicht zu begreifen. Wir alle wissen, dass DER Tag irgendwann kommen wird. Nur...oft ist er viel zu früh da. Oft aus heiterem Himmel. Einfach so. Und dann kommt diese Leere, diese grausame Leere und die Sehnsucht.

    Ich wünsche dir die Kraft die du brauchst.

    Liebe Grüße Billi 🌻

  • Liebe Sonnenstrahl, liebe Christine und lieber Billi,


    herzlichen Dank für Eure Zeilen, ja - die Zeit heilt keine Wunden. Wer ist eigentlich auf diese Floskel gekommen? Es bleibt uns nichts anderes übrig als die Zeit herum zu bringen und die Schmerzen auszuhalten bis wir wieder mit unseren Liebsten vereint sind. Manchmal geht's etwas leichter, meistens aber nicht. Auf jeden Fall hab' ich die Angst vorm Sterben verloren und warte auf den Tag an dem ich wieder mit meiner Ursel verbunden bin.


    Ganz liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter. Ich sehe das genauso wie " Wunderblume".Die Zeit arbeitet für uns .Für mein Verständnis heißt das, je mehr Zeit vergeht umso mehr kommen neue Erlebnisse, mehr Begegnungen, neue Ideen....auf dich zu und somit findest du dein Gleichgewicht wieder, deine innere Balance. Das macht uns Menschen aus.

  • Lieber Dieter,

    ich schreibe erstmalig bei Dir und möchte Dir zunächst sagen, dass mir Dein großer großer Verlust furchtbar leid tut. Auch ich habe vor 2 Jahren meinen Mann verloren, keiner möchte hier wirklich sein (genau gesagt keiner wollte diesen Verlust erleiden). Dennoch sind wir froh, hier zu sein denn hier wird man verstanden ohne sich groß erklären zu müssen. Wir wissen doch…..

    Es kostet Zeit, Geduld mit sich selbst und Mut, den Weg ohne die/den Liebsten weiterzugehen. Und insbesondere im ersten Trauerjahr will man das eigentlich auch gar nicht. Man will am liebsten hinterher gehen. Man kann und will sich das Leben ohne die/den Liebsten gar nicht vorstellen. Macht gar keinen Sinn…. So fühlt man das. Die Zeit hilft tatsächlich bei der Verarbeitung denn so scharfkantig und verletzend der Schmerz des ersten Jahres ist, der einen verzweifelt, wütend macht und resignieren lässt und man sich mehr als beklommen fragt, wie man das so ewig aushalten soll. Das geht doch gar nicht, nicht zu schaffen! Das ist richtig und weil das so ist, gehört es auch zur menschlichen Psyche, dass der Schmerz mit der Zeit weniger scharfkantig wird. Er ist und bleibt da aber die Lebensfreude blitzt Stück für Stück auch wieder hervor. Das kannst Dir jetzt überhaupt nicht vorstellen (konnte ich auch nicht). Aber als man mir das sagte, habe ich meine Hoffnung darauf gesetzt, dass das vielleicht stimmen könnte. Und so bin ich Stück für Stück, Schritt für Schritt losgelaufen und habe mich auf den Weg in ein verändertes Leben gemacht. Klappt nicht immer gleich aber ich habe einfach unbeirrt weiter gemacht. Ich bin immer noch traurig und vermisse meinen Schatz (an manchen Tagen auch sehr) aber es ist mir gelungen, wieder ein Stück Lebensfreude (Genuss, Interesse an Menschen/Umgebung und Lachen) zu erreichen. Auch neue Freunde zu finden. Bittersüß ist ein guter Begriff, denn er bedeutet Sehnsucht und Vermissen aber auch Dankbarkeit für mein gutes, schönes Leben mit meinem Schatz, das ist nicht jedem vergönnt. Die Lebensfreude ist gedämpft (Pastellfarben hat Sonnenente es mal genannt) aber sie ist da. Ich denke, das wird wohl so bleiben aber damit kann man leben. Es dauert aber seine Zeit, dahin zu finden, dennoch möchte ich Dir Mut machen, weiter zu gehen….
    lg Cathrin🌸

  • Liebe Cathrin,


    Danke für's Mutmachen, Du beschreibst das so zutreffend. Manchmal gelingt mir auch einiges was ich mir vor ein paar Monaten überhaupt nicht vorstellen konnte. Als ich vor zwei Wochen zwei Weggefährten traf, die ich Jahrzehnte nicht gesehen hatte, konnte ich die ganze Situation ein bisschen nach hinten schieben und auch herzlich lachen bei unseren Erinnerungen an die gemeinsame Schulzeit. Geduld hab' ich nur mit anderen, mit mir leider nicht. Da muss ich dran arbeiten. Das mit dem hinterher gehen kenne ich auch. Schritt für Schritt ist ein gutes Motto, das werde ich mir zu Herzen nehmen. Ich gehe viel raus, spazieren oder Rad fahren, das nach Hause kommen ist dann das schlimmste für mich. Wo früher ein liebevolles "hallo Süßer" kam,ist jetzt nur Stille. Auch da dran werde ich mich langsam gewöhnen.


    Liebe Grüße von Dieter

  • Lieber Dieter,

    es ist schön, dass Dir bereits einige Dinge gelingen, die Du zu einem eheren Zeitpunkt nicht vorstellen konntest. Schön auch, dass Du das selbst bemerkst! Das mit der fehlenden Geduld kenne ich nur zu gut. Aber leider lässt sich auch nichts erzwingen. Würde man ja manchmal gerne, klappt aber nicht nachhaltig.wir müssen uns auf eine komplett andere Lebenslage einstellen (das Leben dreht sich um 180 Grad und dann auch noch in eine ungewollte Richtung). Dafür muss das Gehirn komplett neue neuronale Bahnen bilden und das dauert und kostet Kraft.
    Ich kenne das auch, etwas Schönes erleben und nach Hause in die Stille kommen. Bamm! Dann wird es einem wieder so deutlich und unbarmherzig gezeigt, dass man ohne die/den Liebsten ist und das tut ganz schön weh!
    Gehe Deinen Weg weiter, Du machst das gut!

    Lg Cathrin🌸