• Gerade hat der Pfarrer hier angerufen, er bastelt an seiner Rede für morgen.

    Ich habe ihn noch mit ein paar Details gefüttert.

    Wenn wir wochenends mit dem Wohnmobil unterwegs waren zum geocaching, sind wir zum Wochenend- Abschluss oft bei Anja im Garten gelandet. Dort gab es dann Schweinebäckchen oder Bohnentopf aus dem Dutchoven. Anja und Ulrich haben sich gestritten darum, wer kochen darf. Ich musste nur essen. Und dazu gab es Anjas Pellkartoffeln mit Salzkruste. Die sind Ulrich nie gelungen. Die gibt es morgen auch, Anja macht einen großen Topf voll. Das kann nur sie. Mit Quark.


    Also, morgen wird es so sein:


    - aufstehen

    . gefrorenes Essen auftauen

    - mit meiner Schwester Ulrike frühstücken (sie ist ja jetzt unterwegs zu mir, wird bei mir schlafen, neben mir im großen Bett)

    - alle Schränke und Schubladen öffnen, in denen Ulrichs Sachen sind, in erster Linie Kleidung

    - denn irgendwann am Tag kommen Ulrichs Söhne, die sollen dann gucken was davon sie haben möchten

    - den Söhnen das Aufgetaute servieren

    - Zeug zurechtstellen, das um den Altar herum dekoriert wird (sein Fahrrad, Campingstuhl, Dutchoven, Ukulele, Seepferdchen)

    - das wird dann gegen 14 Uhr von der Theatergruppe abgeholt

    - heulen

    - um 16 Uhr geht die Feier los, ab dann werde ich durch den Rest des Tages geführt

  • Jetzt bin ich wieder allein.

    Alle sind weg.


    Die Abschiedsfeier gestern war ... wenn es nicht so traurig wäre ... wunderschön.

    So persönlich.

    So liebevoll.

    So von Freunden getragen.


    Esther an der Harfe hat - das wusste ich vorher nicht- auch noch "Ich tanze mit dir in den Himmel hinein" gesungen, das hatten wir zusammen bei ihr im Gesangsunterricht geübt.


    Es war voll.

    Viele Leute sind gekommen.


    Nach der Feier gings direkt in den Nachbarraum zu Fleischkäs', Kartoffeln, Quark und Kuchen.

    Hat alles die Theatergruppe vorbereitet.

    So schön.

    Ich bin dankbar, dass ich solche Freunde habe.


    Ich heule.


    Gleichzeitig aus Trauer

    Gleichzeitig aus Dankbarkeit

    Gleichzeitig aus Selbstmitleid

    Gleichzeitig vor Erschöpfung


    Am meisten aber aus Trauer


  • Liebe Greteline,

    habe hier schon lange nicht mehr gelesen und geschrieben. Aber eben war mir nochmal danach und ich bin hier bei dir hängengeblieben.

    Dein Schicksal berührt mich gerade sehr. Mein Mann ist 2023 auch ganz plötzlich durch eine Embolie gegangen.

    Ich kann sehr mit dir mitfühlen. Tränen aus Trauer, Dankbarkeit, Selbstmitleid, Erschöpfung, so nachvollziehbar.

    Habe auch Tavor bekommen, aber nur abens zum schlafen kurz eine genommen, dann eine halbe. Hätte ich die Dosierung von meinem Arzt eingehalten,

    wäre ich wahrscheinlich im Entzug gelandet.

    Dass du gute Freunde hast, ist ein Geschenk, aber was gäbe man darum, das Liebste wiederzuhaben....

    Wir haben noch eine Gemeinsamkeit, arbeite auch in der offenen Ganztagsschule, erst nach meinem Verlust. So bekam die Woche wieder etwas Struktur.

    Ich wünsche dir weiter ganz viel Kraft .... herzliche verstehende Grüße

    Zausel

  • ach ja... Struktur...


    Mir ist gestern auf der Arbeit was Schlimmes passiert.


    Ich arbeite ja nur ganz wenig, 12 Stunden in der Woche.

    Nach Ulis Tod ließ ich mich nur eine Woche krankschreiben. Ich dachte, Struktur tut mir gut, die 2-3 Stunden pro Tag, das schaffe ich. Fällt hier jemandem schon was auf? Ja, ich muss jeden Tag erscheinen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet einen oder zwei freie Tage zu haben, bei nur 12 Stunden. Das liegt daran, dass unsere Chefin in den Ferien in Rente gegangen ist und wir noch keine neue haben. Zuständig für uns ist jetzt erstmal eine völlig empathielose Frau aus dem Kreishaus. Und die hat uns diesen völlig gedankenlosen Dienstplan zusammengestellt und lässt auch kein bisschen mit sich reden.

    Zufällig ist das in meiner Situation ja auch gar nicht so schlecht. Ich habe jeden Tag ein bisschen Struktur, und diese 2-3 Stunden kriege ich hin.


    So. Jetzt kommts.

    Die Herbstferien nahen, und in der ersten Woche findet bei uns Ferienbetreuung statt.

    Die meisten der Kolleginnen haben selbst Urlaub in der Zeit ( eigentlich war Urlaubssperre, aber der alten Chefin war alles egal weil sie ja in Rente geht und hat alles bewilligt), und so sind wir nur zu dritt um diese Ferienbetreuung zu stemmen. Wobei es durchaus üblich ist, sich Verstärkung von anderen Schulen zu holen.


    Nun hat diese Kreishaus- Frau den Ferienbetreuungs- Dienstplan erstellt, und ich bin 34 Stunden in der Woche eingetragen!


    Ich habe ihr gesagt: "Das kann ich nicht. Das geht nicht. Ich kann nicht 7 Stunden am Tag arbeiten. Mit Kindern! Da muss man stabil sein, Nerven haben, gut gelaunt wirken, Machtkämpfe austragen."


    Sie: "Entweder gesund oder krank. Das ist hier keine Therapieeinrichtung. Sie kommen nicht hierher um Stabilität zu haben, sondern um Ihre Arbeit zu tun. Gesund heißt voll dienstfähig."

    Ich:" Voll dienstfähig bin ich ja, laut Vertrag 12 Stunden die Woche. Lassen Sie uns einen Mittelweg finden."

    Sie: "Ferienbetreuung ist was anderes. das hat mit der vertraglichen Arbeitszeit nichts zu tun" (weiß ich nicht ob das stimmt, wäre mit dem Personalrat zu klären)

    Ich: "Trotzdem. Es geht einfach nicht. Ich kann das nicht. Dann muss ich mich halt wirklich krankschreiben lassen, mein Arzt wird Verständnis haben. Aber damit ist ja niemandem geholfen. Es ist doch gut wenn ich zumindest ein paar Stunden da bin"

    Sie: "Ich lasse mich nicht von Ihnen erpressen."


    Damit endete das Gespräch.

    Sie hat kein bisschen verstanden was los ist. Sie sah wohl einen Machtkampf, den sie gewinnen will. Aber sie kann gar nicht gewinnen, denn es wird in keinem Fall so ausgehen dass ich 34 Stunden arbeite. Weil es wirklich gar nicht geht.

    Ich werde meinen Arzt bitten mir zu helfen. Entweder soll er mich komplett krankschreiben für die Woche oder vielleicht gibt es ja auch eine Bescheinigung, dass ich nur 12 Stunden arbeitsfähig bin.


    Es ärgert mich sehr. Es raubt so viel Kraft. ich brauche ein wohlwollendes Umfeld, diese Frau hat mich völlig aus der Bahn geworfen.

  • Beitrag von CHRISTINE B ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
  • Hallo Greteline,


    eine Überstundenpflicht besteht nur, wenn das im Arbeitsvertrag so vorgesehen ist oder Dein Arbeitgeber sie anordnet (muss natürlich auch vergütet werden).

    Diese Kreishaus Frau hat das nicht zu entscheiden.

    Sprich mit Deinem Chef oder dem Personalrat.

    Eine weitere Krankschreibung aufgrund des Vorfalls könnte Dir beruflich schaden.

  • Ein ähnliches Gespräch gab es auch bei mir. Es ging nicht um Stunden, sondern um Umstände, die man hätte regeln können. Als dann auch das Wort Erpressung fiel, bin ich aus dem Büro gegangen und habe direkt meine Kündigung verfasst. Das war ein halbes Jahr nach dem Vorausgehen meiner Fee. Ich konnte mir die Arbeit nervlich nicht leisten. Es war die richtige Entscheidung. Ein AG, der/die mich nicht als Mensch sehen kann oder will, muss sich woanders umsehen.
    Viellecht gibt es eine andere Lösung für dich. Personalrat? Kollegen? Jemand in deinem Lager?

    Unsere Toten sind nicht abwesend nur unsichtbar,

    sie schauen mit ihren Augen voller Licht in unsere Augen voller Trauer.

    Es gibt ein Wiedersehen auf einer anderen Ebene.

    Und die Seelen unserer Vorausgegangenen begleiten uns

    Aurelius Augustinus

  • Liebe Christine, "Du solltest in Zukunft vorsichtig sein mit der Bemerkung, ,daß du Struktur in deinem Alltag brauchst .Das ist reine Privatsache."Dass ich Struktur im Alltag brauche, habe ich ja nur zu euch gesagt, nicht zu der Kreishaus- Frau.


    Die ist so schlimm. Sie hatte mal die Leitung in einem Kindergarten, wurde aber von da weggenommen, damit sie keinen Kontakt mehr zu Leutem von außen hat. Nun sitzt sie im Kreishaus und hat nun leider mit uns zu tun.

    Wir wissen, dass sie auch schon mit ihren Vorgesetzten Gespräche hatte, in denen ihr Umgang mit Menschen thematisiert wurde. Sie ist also kein unbeschriebenes Blatt.

    Meine Kolleginnen wollen ein mail verfassen, in dem sie ihre Verletzung der Fürsorgepflicht mir gegenüber ansprechen und dies auch direkt unter cc ihren Vorgesetzten und dem Personalrat übermitteln. Naja, mal gucken, ich halte das für heiße Luft. Wenn sich eine wirklich an die Arbeit machen soll sowas zu schreiben ist wahrscheinlich die Luft raus.


    "Hast du denn vor Ulrichs Tod voll gearbeitet?"- Voll geht bei uns ja gar nicht, vormittags sind die Kinder im Unterricht. Ich hatte bis Ende des letzten Schuljahres 20 Wochenarbeitsstunden, habe dann aber reduziert, einfach "weil ich es kann", ohne zu ahnen dass die Umstände sich so ändern würden.



    "Eine weitere Krankschreibung aufgrund des Vorfalls könnte Dir beruflich schaden."- das glaube ich nicht, liebe Ute. Ich will ja keine Karriere machen, sondern einfach meine 12 Stunden arbeiten und krankenversichert sein. Und ab dem 1.10. haben wir eine neue Chefin, dann haben wir mit dieser furchtbaren Frau hoffentlich nichts mehr zu tun. Wie sollte es mir schaden? Kündigen wegen Mehrarbeits- Unfähigkeit 5 Wochen nach dem Tod des Partners? Ich denke, dann schaltet sich der Personalrat ein. Zumal ich ja meine vertragliche Arbeitszeit angeboten habe und ihr das nicht genug war. Das ganze Kollegium kann das bezeugen.


    Egal. Ich gehe morgen früh um 11 Uhr zum Arzt und hoffe, dass er Verständnis hat.


    Heute Abend kommt Nicole zu mir, ich hatte euch von ihr erzählt. Sie hat vor 3,5 Monaten ihren Mann verloren. Der Kontakt zu ihr entstand über unseren Pfarrer, wir haben bisher einmal telefoniert und heute besucht sie mich. Bin gespannt.

  • "Dann muss ich mich halt wirklich krankschreiben lassen, mein Arzt wird Verständnis haben."


    Das meinte ich. Und das ist halt

    tatsächlich

    " Kranksein mit Ansage".

    Sowas ist nicht gern gesehen.


    Natürlich können Dir nicht über 30 Stunden aufgebrummt werden, wenn Du regulär nur 12 arbeitest.

    Das ist einfach bescheuert von der Kreisfrau.

    Kann Dir da nicht eine Kollegin entgegenkommen?


    Mit der Mail, das ist keine schlechte Idee. Es könnte aber auch eine für Dich auf Ihren Urlaub verzichten.

    Wenn Du länger krank wärst, müsste auch eine Lösung gefunden werden.


    Ich hoffe, Du hattest einen angenehmen Abend mit Nicole.

  • Oh Christine, ich glaube das war ein Missverständnis! Ich hatte dich doch nur zitiert um zu zeigen, worauf ich jetzt antworte. Ich hatte nicht sagen wollen dass du mit irgendwas vorsichtig sein sollst! Du hast nichts falsches gesagt und musst nicht vorsichtiger sein! Puh, ist echt manchmal schwierig so im Schriftlichen.

  • Ich bin nicht nachtragend. Ich überlege mir immer genau, was ich schreibe. Ich wollte nur sagen,mal einfacher ausgedrückt ,manchmal darf man im Betrieb bei bestimmten Leuten nicht auf Verständnis hoffen und lieber nichts privates sagen. Das wird dann manchmal gegen einen verwendet. Ich habe ,wie du vielleicht schon bemerkt hast,alles gelöscht, was ich bisher geschrieben habe. Ich möchte in so einem Forum keine Probleme bekommen , das ist doch fatal. Wir haben doch alle genug hinter uns.

  • Liebe Christine, liebe Ute, liebe Elster, liebe Trommlerin und liebe mayatocher,

    es ist so schön dass ihr alle hier immer wieder reinschaut und auch schreibt.


    Manchmal fällt es mir schwer, alles genau so zu schreiben wie ich es meine und dass es auch nur genau so verstanden werden kann.


    Ich war gerade beim Arzt. Ich soll am Montag, 6.10. morgens gleich kommen und dann schreibt er mich für diese eine Ferienbetreuungswoche krank.

    Ich meine, genau so hat es die Kreishausfrau ja gefordert. "Entweder gesund, dann vollständig leistungsfähig. Oder eben krank." Sie hat ja mein Kompromissangebot, dass ich jeden Tag für 3-4 Stunden komme, abgelehnt. Und 34 Stunden geht halt einfach nicht. Und ich bin jetzt sehr erleichtert, und wie Christine sagt: wir haben doch alle genug hinter uns.


    Das Treffen mit Nicole gestern Abend war ein guter Anfang. Nächsten Mittwoch gehen wir zusammen zu einer Gesangsveranstaltung, irgendwas mit einem Vorsänger und dann singen das alle nach, also, ich bin mal gespannt. Das findet wohl jeden ersten Mittwoch im Monat statt.

    Ein bisschen habe ich auch Angst davor. Dass die Mächtigkeit des Zusammen- Singens mich emotional überrollt und dass ich wieder weinen muss.

  • Liebe Angelika.Ich habe mir alles nochmal durchgelesen. Es ist nicht günstig, wenn man zitiert wird. Das ist eine komische Art der Kommunikation. Ich weiß doch,was ich gesagt habe. Und damit kam es dann zu dem Missverständnis. Na ja,nun ist ja alles geklärt.

  • Guten Morgen,


    heute ist "Frischer Kaffee- Tag".

    Es ist schon komisch auf was für Ideen man kommt um Kräfte zu sparen.

    Ich koche weiterhin nur jeden 2. Tag frischen Kaffee, und am nächsten Tag gibts den Rest von gestern, wiedererhitzt in der Mikrowelle.

    Sollte man sich selbst nicht jeden Tag einen frischen Kaffee wert sein?


    Aus der Küchenspüle kommen kleine Fliegen.

    Halbherzig putze ich da ein bisschen rum, aber nicht gründlich genug, am nächsten Tag sind wieder welche da.


    Ich bin froh, dass wir im 1. Halbjahr das Wohnzimmer renoviert hatten.

    Der Fußboden war so kaputt, die Couch verschlissen, die Wand schmutzig.

    Gut dass es da jetzt so richtig schön ist, wie es mir gefällt.

    Es ist schlimm, wenn man in einem trostlosen Zimmer sitzen muss, und dann auch noch alleine.


    Heute habe ich außer Schule gar nichts vor. Wenn ich Glück habe meldet sich noch jemand bei mir. Wenn nicht gehe ich früh ins Bett.

    Morgen mache ich einen geocaching- Ausflug und am Abend bin ich eingeladen. Sonntag ist Trauerfrühstück, da gehe ich zum ersten Mal hin.


    Ich nehme immer mehr ab. Komisch eigentlich. Ich finde ich esse fast normal. Ich glaube, Trauer ändert etwas am Stoffwechsel. Oder sie kostet einfach unheimlich viel Energie. Es heißt ja auch "Trauerarbeit".


    Die Augen brennen, die Haut wird so trocken. Das kommt bestimmt von den vielen salzigen Tränen, die da dauernd drüberfließen. Da hilft keine Creme.



  • Liebe Angelika.Ich freue mich mit dir ,daß dein Arzt dir nun hilft. Dann brauchst du dir keine Sorgen mehr machen. Noch mal etwas zum Forum. Es ist hilfreich, wenn man sich hier einmal etwas von der Seele schreiben kann. Es hat aber auch Nachteile. Manchmal ist man in einer Verfassung, wo es einem schwerfällt, sich auszudrücken. Und wenn das dann gelesen wird, kommt manches falsch an. Ich wünsche dir ein schönes Wochenende.

  • Liebe Greteline,


    Trauer verändert so viel im Körper. Ich denke auch oft wo mein Körper all die Tränen hernimmt. Es gab bisher keinen Tag an dem ich nicht um meine Ursel geweint hätte. Kurz nach Ursels Fortgang war ich zum Blutabnehmen und hatte einen eklatanten Natriummangel. Ich musste dann eine Zeit lang Salztabletten nehmen. Es gibt mittlerweile Tage an denen ich mich auch mal freuen kann, aber es kommt immer irgendein Trigger der die Tränen fließen lässt. Natürlich kostet Trauer ganz viel Energie, da hast Du vollkommen recht. Durch das Weinen hab' ich mittlerweile ständig geschwollene Nasenschleimhäute und bin jetzt Nasenspray-abhängig. Wenigstens meinem Apotheker mach ich dadurch eine Freude.


    Liebe Grüße von Dieter