Mein Mann ist mit dem Flugzeug abgestürzt, seitdem ist alles anders.

  • liebe Gabi,


    ich nehme dich mal lieb in den arm :24:


    ich finde es toll, dass du eine kleine entschlackungskur gemacht hast und ja - körperliches wohlbefinden verändert leider nicht das seelische empfinden... aber es ist ein schritt auf deinem weg, dieses entschlacken....


    ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, alleine im quasi-urlaub.... aber ohne ausprobieren hättest du nicht gewusst, ob "es" funktioniert oder nicht funktioniert.... so, und jetzt bist du wieder um eine erkenntnis reicher geworden.... jetzt hast du erst mal genug vom "urlauben", aber vielleicht, wenn du es das nächste mal ausprobierst, irgendwann, fühlst du dich eventuell wohler dabei.... du weisst es nicht...


    so ähnlich ging es mir, als ich hier in einem seniorenheim auf der matte stand zum mal reinschnuppern ins ehrenamt - letztes jahr am 13. dezember - das war zwar kein URLAUB, aber nachdem ich wieder vor der tür dort stand, schrie alles in mir NEIN, NEIN, NEIN.... ich wollte das nicht, ich wollte NICHTS ohne meinen Roger tun....und ich wusste, dort im heim anzufangen wäre grundverkehrt gewesen, es fühlte sich so schrecklich falsch an...


    die Pflegeleiterin, die ja von meinem traurigen zustand wusste, versprach mir sie rufe mich im neuen jahr, also 2020 an, tat sie aber NIE.... es kann sein, dass sie NIE anrief, weil ich vorher im gespräch mit ihr, ihr erzählte, dass mein mann IMMER bei mir sei und GERADE JETZT neben mir stände.....=O


    vermutlich dachte sie insgeheim, dass sie diese verrückte person besser nicht zu ihren heim-insassen gehen lässt....:whistling:


    ich freue mich für dich und deinen trommelabend... lass mal alles raus aus dir :24:


    lieber gruß von Bine

  • Naja, ich dachte halt, vielleicht lerne ich Leute kennen, nur so zur Übung, weil es mir ja so schwer fällt mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen.

    Ich habe von anderen gehört, wenn man alleine reist, ist es leichter mit anderen Kontakt zu bekommen.

    Aber erstens saßen alle beim Essen meilenweit auseinander und neben mir saß gleich gar niemand und auch sonst waren alle eher für sich. Ich habe die ganzen vier Tage mit keinem Menschen gesprochen außer das Nötigste mit dem Personal.

    Das war früher auch nicht anders, ich neige schon immer zur Unsichtbarkeit, aber da hat es mir nichts ausgemacht, da waren wir ja zu zweit.

    Am Hotel und am Wellnesspaket gibt's nichts auszusetzen, das war sehr gut.


    Es liegt einfach an mir, ich kann einfach nicht so gut mit Menschen umgehen.

    Und ich sollte endlich einsehen, so wie Mausebär, dass da einfach nichts mehr ist.

    Ich bin einfach übrig geblieben und das war's für dieses Leben ..


    Wenn ich nur nicht so unglücklich wäre, seufz!


    Ps: Jetzt muss ich doch insgeheim grinsen. Da gibt es doch neuerdings diese Werbung im Forum und als ich den Beitrag gespeichert habe, was seh ich:

    DIESES BILD!

    Passt der Löwe nicht wie die Faust aufs Auge?!

  • Liebe Gabi,

    danke für Deinen Text.

    Ich bin immer froh Dich begleiten zu dürfen durch Deine Erlebnisse ...

    Deine Gefühle und Deine Stimmung in diesem Urlaub kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Meine Erfahrung in einem Kurhotel war sehr ähnlich - alles war perfekt.

    Suchbild: Wer stört? Nur ich.

    Es machte es noch schlimmer, dass mir bewußt war wie viele Menschen an meiner Stelle

    diesen Aufenthalt hätten genießen zu können.

    Dieses "Nicht wollen können".

    Es ist kein "Nicht-Wollen".

    Im Gegenteil.

    Es ist ein "Nicht-Können"

    Ich kenne niemanden, wirklich niemanden die oder der, wenn sie/er sich entscheiden könnte

    sich dafür entscheiden würde "Nicht-wollen-zu-können" ... das ist eine ganz grundlegende Wesensfrage.

    Für das eigene Wesen entscheidet man sich nicht.

    Es geht im Leben darum seinen eigenen Wesensspielraum zu erkennen und zu respektieren.

    Denn nur dann ist es möglich wesensgemäß zu handeln, zu denken und zu empfinden

    damit man nicht am Leben zerbricht.

    Oder zerbrochen wird.


    Herzlichst,

    Tereschkowa


    PS: Wir sollten uns nur noch gemeinsam auch die Waage stellen - dann haben wir Idealgewicht!

  • Liebe Gabi,

    ich verstehe das sehr gut. Ich bin auch nicht gut darin, neue Menschen kennenzulernen bzw. überhaupt in meine Nähe zu lassen. Und nun kommt auch noch Corona dazu, mit all seinen Einschränkungen. Tereschkowa hat vermutlich recht. Im Moment bin ich allerdings eher das Gefühl, dass ich zerbrochen werde.

    Euch allen einen erträglichen Tag.

    Liebe Grüße

    Monika

  • liebe Gabi, ihr lieben,

    Passt der Löwe nicht wie die Faust aufs Auge?!


    ja, du hast ein löwenherz....willst partout nicht aufgeben.... weisst nicht ob du aufgeben sollst... versuchst sogar bewusst gegen dein eigentliches wesen zu agieren um weiter zu kommen.... um nicht stecken zu bleiben.... das ist bewundernswert :24:


    aber ich gebe Tery recht.... und ohne im einklang mit sich selbst zu sein, ist es schwer, ohne kraftverlust überhaupt irgendwo anzukommen :24:


    ich fühle mich eher wie das kätzchen auf dem bild... eingemauert und ab und zu mutig genug ein paar steine aus der mauer zu hauen....aber bereit, ganz schnell wieder im sicheren kokon zu verschwinden...


    alles liebe von Bine

  • Liebe Tigerlily

    Ich kann das sehr gut nachvollziehen.

    Im Umfeld wird gesagt- geh doch mal raus, in Urlaub, da lernst du Leute kennen...

    Ich schaute mir mal Angebote für Yogaferien an...

    Aber allein in einem Hotelzimmer, da würde ich mich noch einsamer fühlen, allein schon die Vorstellung den Koffer packen zu müssen und die Geborgenheit meiner Wohnung zu verlassen löst bei mit Herzrasen aus...

    Lg BRIJA

  • Genau das ist es!

    Für mich ist es immer so unfassbar, dass ich einfach keine Freude mehr empfinde - Anfangs war das nicht so, da fand ich das normal, mein Mann war schließlich gestorben und das war das Allerschlimmste was mir überhaupt jemals im Leben passiert ist!

    Aber jetzt!

    Nachdem ich dermaßen viele Botschaften von ihm und meiner Familie bekommen habe, die mich für den Moment glücklich machten:

    Ja, wir sind alle noch am Leben!

    Wir sind da!

    Wir stehen hinter dir!

    Dein Leben ist wichtig und richtig!

    Es gibt noch viele Aufgaben für dich und du wirst gebraucht!

    Sei fröhlich und genieße dein Leben!

    Der Schwung dieser liebevollen Botschaften hat mich emporgetragen, so dass es mir richtig gut ging!

    Und jetzt?

    So ein Rückfall?


    Bei einem Kurzurlaub, der meinem Körper richtig gut tat?

    Gut, ich traf keine Menschen an, mit denen ich mich hätte bekanntmachen können, aber ich traf den indischen Ayurveda Arzt und seine Frau, die ebenfalls als Ayurveda Ärztin in diesem Kurhotel angestellt ist und beide kannten meinen Mann gut und hatten ihn auch lieb, weil er sich so nett um sie gekümmert hatte, als sie noch neu in Österreich waren.

    Der Mann ist ebenfalls Hobbypilot und er sah meinen Mann als seinen Mentor in Sachen Fliegerei.

    Natürlich erkannte er mich und das förmliche Gespräch eines Kurarztes wandelte sich in eine tränenreiche Rückschau auf den Tag des Absturzes.

    Beide waren total nett zu mir und wir werden uns zum gemeinsamen Essen verabreden, sobald dieser unselige Corona Lockdown vorüber ist.

    Natürlich ist mir klar, dass dieses Gespräch für mich seelische Erschütterung bedeutet hat und als ich dann auf mein Zimmer ging, hätte ich so dringend jemanden zum Reden gebraucht, aber nicht irgendjemanden, sondern denjenigen, der mich am Allerbesten verstanden hat, meinen Hannes, mit dem ich diese Art Wellnessurlaube schon mehrmals vorher in einem anderen Hotel in der Steiermark, in Loipersdorf gemacht hatte.

    Alles, aber wirklich alles erinnerte mich daran und dann dieses Gespräch, das war einfach zu viel für mich!

    Und ich habe es tatsächlich nicht mehr geschafft aus dieser Abwärtsspirale herauszufinden.

    Bis heute!

    Heute bin ich heimgefahren, habe unser Grab fertig geschmückt für morgen, bin nachmittags mit meinem Cousin und seinem Hund im herrlichen Herbstwald spazieren gegangen und war immer noch so weinerlich und weltuntergangsmäßig drauf, obwohl mir mein Kopf gesagt hat: "HE, was soll das, schau wie schön der Herbst ist. Da ist ein Mensch, der sich freut, wenn er dich sieht! Und der Hund schlägt Purzelbäume und zeigt seine totale Liebe, wenn er dich nach vier Tagen Abwesenheit wiedersieht! Spinnst du? sei doch mal zufrieden!"


    Aber wie du so schön formulierst, liebe Tery - nicht wollen können!

    Ein Teil von mir war am Boden, enerige und planlos und wollte nur noch sterben.


    Und dann kam der Trommelabend.

    Wir waren zu acht, vermutlich das letzte Event für lange Zeit, denn ab nun ist ja wieder alles verboten.

    Die Leiterin der Gruppe war die Schamanin, die mir vor Wochen geholfen hat mit meinen Ahnen und dem abgespaltenen Seelenanteil.

    Der ganze Abend dauerte 3 Stunden und sie schaffte es, eine so bezaubernd hohe liebevolle Energie herbeizurufen, es war richtig magisch, die geistige Welt war mit uns und immer wenn das der Fall ist, geht es mir auf einmal schlagartig viel besser!

    Und es hat angehalten bis jetzt.

    Ich bin voller Energie, weil ich die letzten vier Tage meinem Körper Gutes getan habe und weil heute Abend meine seelisch geistigen Energiereserven wieder aufgefüllt worden sind.


    Für mich führt das zu total spannenden Erkenntnissen.

    Nämlich dazu, dass meine Reaktion auf das Leben davon abhängt, wie energetisch ausbalanciert meine Umgebung ist.

    Je mehr ich mich in einem spirituellen Rahmen bewege, desto besser geht es mir.

    Wenn ich daheim versuche zu meditieren oder einfach in der Stille zu sitzen, funktioniert es manchmal, aber lange nicht so gut wie in einer motivierten Gruppe.

    Und!

    Was mich am meisten erstaunt, es funktioniert sogar über Internet, nicht ganz so gut, wie persönlich, aber immerhin. Nach dem wöchentlichen medialen Zirkel auf Zoom am Donnerstag Abend geht es mir auch immer relativ gut.


    Was habe ich daraus gelernt?

    Es geht alles um Energie, die man hat oder nicht hat.

    Wenn ich sie nicht habe, fühle ich so eine Leere in mir, eine Verzweiflung und ein abgrundtiefes unglücklich sein, welches mein Verstand dann mit Sinn erfüllt und dann entwickelt sich dieses "Nicht wollen können", weil irgendwie alles so blockiert, bis man nur mehr verzweifelt in die Welt hinaus schreit: "Helft mir, ich weiß nicht mehr ein und aus"


    Woher bekomme ich diese Energie?

    Solange ich meine Familie und meinen lieben Mann noch hatte, war die Energie ganz automatisch vorhanden.

    Sie floss frei zwischen uns allen, auch als meine Mutter starb, gab es nur eine kurze Unterbrecheung bis wir drei Übriggebliebenen ein neues Gleichgewicht fanden. (das ist zwar nicht die ganze Wahrheit, denn ich habe damals sehr viel verdrängt, was mir heute erst bewusst wird, aber lassen wir es mal so)

    Als mein Vater 2017 starb, trauerten mein Mann und ich gemeinsam, wir spendeten uns gegenseitig Trost und Energie und mein Vater ging gelöst und wohlverdient mit 93 Jahren hinüber in die geistige Welt.


    Als mein Mann dann 2018 verunglückte, kam für mich der große Absturz, von dem ich mich seitdem nicht mehr richtig erholt habe.


    Aber schon von Anfang an fing ich an, getrieben von meinem Schmerz, mir Erleichterung zu verschaffen, indem ich Energie tankte.

    Energie durch Gespräche, durch das Schreiben im Forum, durch die Besuche bei einer Energetikerin und einer Psychologin und dann auf einmal ging es Schlag auf Schlag.

    Immer mehr besondere Menschen und Gelegenheiten traten in mein Leben, die mir die so verzweifelt benötigte Energie spenden konnten.

    Diese Energieschübe halfen nur tage oder stundenweise, aber sie haben Überleben und Fortschreiten für mich möglich gemacht.


    Erst jetzt, indem ich diese Zeilen tippe wird mir das ganze Ausmaß dieser Vorgänge bewusst!

    Zu der Zeit, als ich das alles erleben durfte, bin ich nur traumwandelnd von einem Ereignis ins Nächste gestolpert.


    Worum es jetzt geht, wo ich diese Erkenntnis erlangt habe?


    Es geht vornehmlich darum zu lernen, die zum Leben und (irgendwann mal viel später) zur Lebensfreude benötigte Energie selbsttätig und dauerhaft zu generieren, so wie das vor meinem gewaltsamen Lebensende im Jahre 2018 gewesen ist.

    Und mehr noch, fanden die Vorgänge mein ganzes Leben lang mehr oder weniger ungewusst statt, gilt es nun, die Lebenskraft und Energie ganz bewusst fließen zu lassen.

    Ich bin ja immer noch geneigt zu behaupten, dass mir das nur gelingen kann, wenn ich erneut einen zu mir passenden Menschen finde, den ich aufrichtig lieben kann, denn das entspringt meiner tiefsten Sehnsucht, aber möglicherweise liege ich falsch.

    Möglicherweise geht es tatsächlich darum, zuerst wieder ganz zu werden, Körper, Geist und Seele miteinander in Harmonie zu bingen und DANN erst wieder ins Leben einzutauchen.


    Die Hilfe bekomme ich: Mein Hannes, Mutti und Vati, meine geliebten verstorbenen Tiere, mein Pferd Iris und mein Hund Mimi unterstützen mich jederzeit und dann gibt es noch eine kleine Seele, die immer an meiner Seite ist und meine Geistführer und Schutzengel, die darauf achten,dass ich nicht allzusehr vom Weg abkomme.

    Für manche von euch mag sich das gar fantastisch anhören, aber es ist meine Wahrheit, dass sich immer ein Schlupfloch auftut, wenn ich meine, dass gar nichts mehr geht.

    Noch wehre ich mich daran zu glauben, dass das Leben schön sein könnte, noch wäre es mir lieber, möglichst schnell alle Aufgaben zu erledigen und dann hopp, rüber in die eigentliche Heimat.

    Aber vielleicht liege ich auch damit falsch und weiß es nur noch nicht.

    Es ist noch nicht aller Tage Abend und aufgegeben wird nicht!


    Übrigens wäre das auch so ein verschrobener Wunsch von mir: Dass man Kilos und Lebensjahre verschenken könnte. Da wäre ich sehr freigiebig, das könnt ihr mir glauben!

  • Liebe Gabi,

    danke für deinen ausführlichen Bericht. Das mit der Energie kann ich gut nachvollziehen, eben weil es unbewußt geschieht und jetzt nur mit großem Kraftaufwand zu erreichen ist und Kraft habe ich im Moment nur sehr wenig. Es tut gut zu hören, dass du den Mut hast weiterzugehen. Wie du habe ich das Gefühl, dass meine Lieben um mich sind, aber ich kann leider noch nicht erkennen, in welche Richtung sie mich lenken wollen und durch die coronabedingten Einschränkungen wird es nicht leichter.

    Dir einen erträglichen Sonntag.

    liebe Grüße

    Monika

  • Liebe Gabi, Du wunderbare Seele❤


    Ich bin jetzt grad von meinem Stallarbeitsjob zurück und schau hier ins Forum und.....lese Deinen wunderbaren Eintrag.

    Mein Herz hat einen Hüpfer gemacht ❤ und Dein Geschriebenes hat mich so tief berührt, hat mein Herz berührt.


    Als ich vor einiger Zeit Deine Beiträge in Deinem Wohnzimmer von Anfang bis jetzt durchgelesen hatte war mir das was Du an Erkenntnis erlangt hast schon aufgefallen. Ich wollte das in Dein Wohnzimmer schreiben hab mich aber nicht getraut.....umso schöner das Du es jetzt selbst geschrieben hast.

  • Liebe Tigerlily,

    ich stehe zwar noch ganz am Anfang meines traurigen Weges und bin in einem ganz tiefen Loch. Gestern hatte ich mal einen erträglichen Tag, den man dankbar annimmt. Man kann sich nicht vorstellen, dass ,an eines fernen Tages eine andere Normalität einkehrt. Ich glaube aber, dass der Gedanke an den großen Verlust immer ein Stachel in unserem Fleisch sein wird und die Sehnsucht nie weg geht.

    Ich komme auch nicht mehr gerne nach Hause, ich fühle mich trotz Dach über dem Kopf heimatlos.

    Liebe Grüße

  • 14 Tage später, knapp vorbei am 14. November, genau 29 Monate nach dem Tod meines Mannes, kehre ich wieder zurück in dieses Forum in dem Bestreben, den Erlebnissen der letzten zwei Wochen Ausdruck zu verleihen.


    Die Talfahrt nach dem letzten Hoch hat mich in schwindelnde Tiefen verfrachtet aus denen ich ganz behutsam wieder auftauche.

    Für mich war es ein gelinder Schreck, dass ich nach den letzten so erfolgreich scheinenden Bemühungen meinerseits wieder in so ein tiefes Trauerloch gefallen bin.

    Ich habe sehr ermutigende Gespräche geführt, die mir vor Augen gehalten haben, wie beschützt und liebevoll umsorgt ich eigentlich bin.

    Ich fange langsam an zu begreifen, dass es keinen Grund zu Schuldgefühlen gibt, wenn ich mich schlecht fühle, aber auch nicht, wenn ich mich nach Liebe sehne, einer körperlichen Liebe ohne die ich mir erfülltes Leben nicht vorstellen kann und die mir mein Hannes nicht mehr geben kann.

    Ja, es darf beides nebeneinander existieren: Die unendliche Liebe zu meinem Hannes, der auf unsichtbare Art für mich sorgt und die greifbare Liebe in einem irdischen Leben, das zu leben ich voll und ganz angehalten bin.


    Spannenderweise hat gerade der bevorstehende harte Lockdown in Österreich dazu geführt, dass ich mich ein wenig entspannen kann, erneut befreit von dem Druck, mich im Außen zu beweisen.

    Ich habe neuerlich die Erfahrung gemacht, dass ich in meiner Trauer nicht einfach "zurückgefallen" bin, sondern, dass ich wiederum einen Schritt weitergegangen bin und dass ich mich verändert habe und neue Herausforderungen anstehen, die mich ein wenig ängstigen.


    Für mich stimmt die Ausdrucksweise Trauerwellen nicht ganz mit meinen Erfahrungen überein, denn wenn ich an Wellen denke, denke ich an einen sinusförmigen Verlauf, in dem sich die Täler und Höhen gleichen.

    Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich eher in einer Trauerspirale befinde, in der sich Tiefpunkte und Höhepunkte abwechslen, die aber ganz allgeimein in der Zeit voranschreitet, sodass sich die Tief und die Höhepunkte zwar sehr ähneln, aber niemals gleich sind.


    Es geht mir besser und ich bin wieder ruhiger geworden, aber auch sehr nachdenklich.

    Ich lebe immer noch ohne Freude und ohne respektable Interessen, aber etwas rumort in meinem Inneren, will hervorgehoben und ausgedrückt werden.

    Wie gesagt, es handelt sich um eine Spirale und ich pendle zwischen tiefer Trauer und leichteren Pausen wie am ersten Tag nach dem Unfassbaren, das sich in unser beider verschlungenem Leben zugetragen hat.

    Daran hat sich bis heute nichts geändert.

    Und trotzdem ist alles anders, denn jede Umdrehung in dieser Trauerspirale hat mich auf meinem Weg vorangebracht und mir neue Themen präsentiert.

    Es wird Zeit meine eigene private Dependance zu eröffnen ...

  • Liebe Tigerlily,

    danke, dass du deine Erfahrungen hier teilst. In vielem finde ich mich wieder und auch ich komme mit dem Teil-Lockdown hier ganz gut zurecht, einfach weil ich dann einen Grund habe mich zurückzuziehen. Auf der anderen Seite ist allerdings die Ruhe und Einsamkeit ziemlich erdrückend und dann noch Weihnachten, das mit Riesenschritten näher rückt. Vieles ist nur noch eine Last.

    Ich wünsche euch allen einen guten Sonntag und eine erträgliche Woche.

    Liebe Grüße

    Monika

  • Liebe Gabi,

    danke für Deinen Text.

    Wie immer findest Du Worte - klare Worte - für innere Verfasstheiten, die ich ähnlich empfinde,

    aber eben wesensgemäß lange "herumschwurbel" um sie in Worte fassen zu können.

    Das Bild von der Trauer als Welle stimmt für mich auch nicht. Stimmte nie.

    Noch bin ich auf der Suche, um für mich eine passendes Wort für die Form zu finden.


    Mich "beruhigt" der neuerliche Lockdown auch. Daher kann ich gut verstehen, was Du meinst.

    Er beruhigt mich aus mehreren Blickwinkeln. Vielen.

    Diese führe ich nicht aus, denn für gesellschaftspolitische "Für-und-wieder" Diskussionen gibt es

    genügend andere Plattformen ...

    Nur um nicht missverständlich zu wirken:

    Das Virus halte ich für fatal.

    Aber nicht wirklich überraschend.

    Bin ein Naturmensch.

    Naturmenschen kamen bereits in den letzten Jahren nicht um eine intensive Auseinandersetzung mit

    der unkontrollierbaren Verbreitung von Viren und (!) deren Ursachen herum.

    Doch wie gesagt... das nur damit mein folgender Text nicht missverständlich wirkt....


    Unabhängig von allen hunderten Sätzen, die zu diesem Thema geschrieben werden könnten,

    aber auch nicht müssen....:


    Ich fühle mich ein wenig als "Virus-Maßnahmen-Günstling(in)", denn irgendwie

    bin ich vom offensichtlich "sozial herausgefallenen" Sonderfall plötzlich wieder

    mitten in der Gesellschaft gelandet - ohne etwas zu verändern.


    Nun leben sehr viele Menschen so ähnlich wie ich seit Beginn meiner Trauer lebe - leben muss,

    weil mein Wesen sich als nicht tauglich für eine gesellschaftliche Teilnahme unter Schmerzen erwies.

    Sondern eher zu Rückzug neigt.

    Der Lockdown nimmt mir daher innerlich und äußerlich sozialen Funktionsdruck.

    Das ist natürlich auch sehr subjektiv und hängt mit meiner beruflichen Situation zusammen.

    Denn je nach Beruf und Familienzusammenhang erhöht es bei einigen Personen den Funktionsdruck natürlich immens.

    Und ich hoffe diese nicht wütend zu machen oder zu erzürnen mit meinen Zeilen.

    "Virus-Maßnahmen-Günstling(in)" meint nicht "...-Profiteur" und schon gar nicht "gut heißend....


    Mir geht es ähnlich wie Dir - glaube ich zumindest - denn nur durch die zuvor geschilderte Ruhe vor dem inneren und äußeren

    Funktionsdruck bemerke ich etwas in mir, was sonst wohl eher verdeckt bliebe.

    Dein Wort "rumort" beschreibt das perfekt. Etwas murmelt und treibt in mir ...

    wie auch immer - wo auch immer - Du Deine private Dependance eröffnen wirst:

    wenn sie nicht ganz privat wird: Ich bin dabei und profitiere.

    wenn sie ganz privat wird: Ich bin gedanklich dabei und schicke Kraft und Respekt.

    Danke,

    Tereschkowa


    PS: Darf mein Text in Deinem Thread stehen? Sonst verschiebe ich ihn...

  • Liebe Tigerlily, liebe Monika,liebe Tereschkova,

    Frieden zu finden, der wohltuend ist und nicht einsam macht,ist wirklich eine schwierige Herausforderung . Mir hilft der Aufenthalt in der Natur, um ein wenig durchzuschnaufen.

    Trauer ist , obwohl einige sie schon lange tragen müssen, eine Dimension, die wir allumfassend sicher nicht ergründen können . Es ist keineswegs ein stetig abflachender Weg, der mit der Zeit leichter begehbar ist.

    Ich wünsche allen für diesen Sonntag ein paar wärmende Sonnenstrahlen.

    Liebe Grüße

    Sommermond

  • Ihr Lieben,

    ich bin immer wieder verblüfft, wie die Dinge in meinem Leben zueinanderpassen.

    Das was mir fehlt ist meine zweite Hälfte und das führt dazu, dass mich das Fehlen des Drucks, mich täglich kümmern und nach Außen gehen zu müssen, um nichts Wesentliches zu versäumen, zwar erheblich erleichtert.

    Aber es ist erleichtertes Leid, denn ich fühle mich noch immer sehr einsam und alleine.

    Was da draußen grad passiert ist absolut verrückt, aber es betrifft mich nicht wesentlich, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht.


    Leider gehöre ich nicht zu den Menschen, die ihre Kraft direkt aus der Natur schöpfen können.

    Die Fähigkeit dazu ist mir im Laufe des Lebens irgendwann abhanden gekommen.

    Ich habe gestern Abend noch mein Fliegerstübchen im geschlossenen Bereich eröffnet und meine Familie und ich freuen uns auf regen Besuch!


    Und Tery, wenn du dich noch einmal für deine Texte bei mir entschuldigst, hau ich dich!

    Bei mir darfst du aus vollem Herzen schreiben, da wird nix verschoben!

    Bei mir darf jeder schreiben, ich freue mich über jeden Beitrag und über deine Beiträge ganz besonders, schön langsam müsstest du das aber wissen *grummel* :24:

  • Liebe Gabi!

    Das hast du sehr schön geschrieben mit der Trauerspirale und das kommt dem wirklich schon

    eher entgegen wie die Trauerwelle,wenn ich das so gelesen habe.Ich mußte auch oft an die vielen

    Verstorbenen und Angehörigen denken,das manche nicht mal Abschied nehmen durften,dann eine

    Beisetzung,wie vielleicht gewünscht,das viele Freunde kommen um Abschied zu nehmen,doch auch

    das nicht möglich war.Das war für viele auch sehr schlimm.Und es freut mich ,das auch du etwas positiver

    denkst.Ja die schönen Zeiten werden nie wieder zurück kommen und soviel Freude wie früher,werden

    wir sicher nie mehr verspüren,aber wenigstens etwas mehr was uns nach vorne schauen läßt,würde uns sicher

    auch mal gut tun,Aber es ist wie es ist,aber vielleicht scheint mal irgendwann wieder ein kleines Licht

    am Ende des solangen Weges durch den dunklen Tunnel der Trauer.Sorry ich kann mich nicht so gut ausdrücken wie du.Liebe

    Grüße Helga

  • liebe Gabi,

    Für mich stimmt die Ausdrucksweise Trauerwellen nicht ganz mit meinen Erfahrungen überein, denn wenn ich an Wellen denke, denke ich an einen sinusförmigen Verlauf, in dem sich die Täler und Höhen gleichen.

    Ich habe für mich festgestellt, dass ich mich eher in einer Trauerspirale befinde, in der sich Tiefpunkte und Höhepunkte abwechslen, die aber ganz allgeimein in der Zeit voranschreitet, sodass sich die Tief und die Höhepunkte zwar sehr ähneln, aber niemals gleich sind.

    für mich persönlich kann ich den ausdruck "wellen" in anspruch nehmen... allerdings empfinde ich meine trauer nicht als gleichmäßige sinus-wellen sondern eher als stürmische wellen einer kreuz-see...mitten im orkan....


    und ab und zu, da komme ich zur ruhe, quasi im "auge des sturms".... da liegt die see brach und manchmal bricht sich ein kleiner sonnenstrahl einen weg durch die wolken...leider nur als vorbote der nächsten monsterwelle, mit tosender gischt....


    alles liebe von Bine