Mein Mann ist mit dem Flugzeug abgestürzt, seitdem ist alles anders.

  • Liebe Gabi, ein wunderschönes Foto aus einer wunderschönen Zeit.


    Die Freude am Leben - hm ich wünsche dir, dass du sie irgend wann einmal fühlen wirst.

    Es gibt in der systemischen Ansicht das Bild, dass es Stellvertreter gibt. Stellvertreter für Trauer, Wut, Freude,....


    Diese Ansicht besagt, dass wenn in einer Familie etwas schlimmes geschieht (Tod, Kriegstraumatas, Verlust,...) und darüber geschwiegen wird, dann übernimmt ein nachfolgendes Familienmitglied dieses Grundgefühl. Vielleicht magst du mal nachforschen, ob da etwas dran sein könnte. Dieser Gedanke kam mir, weil du schon öfters geschrieben hast, dass du diese Lebensfreude auch in deinen jungen Jahren nicht so gekannt hast.


    Und noch einen anderen Aspekt möchte ich dir gerne mitgeben. Heute sind alle auf der Suche nach dem Glück, der Lebensfreude und alles soll schön sein. Es muss Spaß machen und darf keine Mühe sein. Ich finde das überzogen und sage zum Beispiel meinen Kindern, dass auch das schönste Hobby manchmal anstrengend sein kann und man keine Lust hat. Trotzdem muss es. Ich wünsche ihnen nicht, dass sie immer glücklich sind, sondern dass sie, wenn es mal schwer ist, darüber reden können und in sich und um sich Hilfe finden.


    Vielleicht klingt durch die zwei Gedanken von mir etwas an. Vielleicht auch nicht.


    Ich wünsche dir, dass du heute wieder einen leichteren Tag hast.

    Sei lieb gegrüßt

    Astrid.

  • Liebe Gabi,

    ein wunderbares Paar seid Ihr! Danke für das Foto.


    Ich danke Dir auch für Deine Berichte. Sie sind so klar, so offen und schonungslos aufrichtig.

    Für mich sind daher alle Schritte die Du unternimmst nachvollziehbar, danke Du uns daran teilhaben lässt.

    Ich lese immer wieder staunend was Du unternimmst und habe großen Respekt vor Deiner Energie.

    Meine weitere Antwort auf Deinen Beitrag besonders das, was Du Dein Vergehen nennst, habe ich an meinen Thread verschoben, da es plötzlich zu einer Erzählung meiner Lebensgeschichte wurde...

    Herzlichst,

    Tereschkowa

  • Vielen Dank für euer berührendes Feedback!

    In meinem jetzt so bewegten Leben gab es wieder bemerkenswerte Neuigkeiten.

    Ich hatte mit einem riesigen TIef zu kämpfen und hatte noch in der gleichen Woche eine faszinierende Begegnung mit einem Freund aus der Vergangenheit vor Hannes. Wir hatten vor mehr als 30 Jahren die letzten gemeinsamen Berührungspunkte und haben uns jetzt auf fast magische Art wiedergetroffen und festgestellt, dass wir uns immer noch sehr nahe sind, trotz der langen Zeit und trotz der unterschiedlichen Entwicklung, die unser Leben genommen hat.

    Ich bin neugierig, wie sich die Sache weiterentwickelt (und nein es steht keine neue Partnerschaft im Raum), aber die Wiederbegegnung hat meine Gedanken an die Vergangenheit auf einmal auf die Zeit, bevor ich Hannes kennen gelernt habe, ausgedehnt und das hat sich ganz merkwürdig angefühlt.


    Einerseits war ich danach ganz ehrfürchtig, wie das Schicksal eins zum anderen führt, andererseits war ich auf eine ganz eigenartige Weise besorgt, wie das alles in meinem Leben weitergehen soll. Ich habe festgestellt, dass ich eine ziemlich extreme Lebensangst habe und habe trotz der angenehmen Begegnung in den letzten Tagen ziemlich gelitten, zumindestens wenn ich alleine daheim war.


    Seit heute allerdings haben sich die Dinge verändert. Ich weiß nicht, ob es ein grundlegender Wandel ist, oder wie immer vorher nur ein kurzfristig vorübergehender, aber es ist ziemlich bemerkenswert, deshalb will ich es euch gerne erzählen:


    Ich bin dieses Wochenende auf einem medialen Workshop: https://www.towol-aschau.de/ve…rkshop-gerrie-march-2019/


    Am Freitag Abend war ich schon auf der Demo Veranstaltung und das war schon sehr gut, aber heute habe ich sehr viel Positives erfahren können.

    Zuerst einmal geschah es wieder wie eigentlich immer auf spirituellen Veranstaltungen, dass die Gruppenenergie mir sehr viel Trost gespendet und Kraft gegeben hat.

    Dann sind alle Übungen für mich recht positiv verlaufen und es sieht so aus, als hätte ich eine recht ausbaufähige Intuition, das allein hat schon genügt, mich froh zu stimmen, aber dann kamen auch noch Durchsagen von meinem Mann, als ich zu zweit mit einem jungen Mann übte, der mit Gerri March mitgekommen war und ein Medium in Ausbildung in England ist.

    Die Botschaft war folgendermaßen, dass mein Mann zwar schon in der geistigen Welt ist, aber sehr oft an der Schwelle zum Diesseits, um nach mir zu sehen, bei mir zu sein und mich zu unterstützen. Und - ganz wichtig! - dass es ihm hilft, mit mir in Kontakt zu treten, wenn ich mich auf die schönen Dinge und auf liebevolle Gefühle konzentriere, die mir widerfahren.

    Das heißt, immer wenn ich etwas Schönes sehe und dabei an meinen Mann denke, oder wenn ich mir die schönen Momente unseres Zusammenseins in Erinnerung rufe, fällt es ihm ganz leicht bei mir zu sein, weil die Liebe eine Kraft ist, die alles verbindet.

    Ich werde ab jetzt ernsthaft versuchen, alle schönen Gefühle und DInge zu sammeln, die ich finden kann und versuchen, alle negativen Gefühle und extreme Trauer möglichst vorüberziehen zu lassen, ohne daran hängen zu bleiben.

    Ob es mir gelingt, sei dahingestellt, auf jeden Fall weiß ich nun definitiv, dass es für unsere Verbindung zueinander besser ist, liebevolle Gefühle zu förden, als in der Trauer zu versinken und das ist ein ganz, ganz klarer Auftrag für mich.

    Und es kam wieder die Botschaft, dass er bereit sein wird, mich abzuholen, wenn meine Zeit gekommen ist.

    Ich liebe ihn so sehr!

    (Wenn ich mich selbst nur auch so lieben könnte - aber ich arbeite daran)


    für mich ist jedenfalls klar, dass mir dieser spirituelle Weg gut tut und dass ich damit auf jeden Fall weitermachen werde.

    Das was mir fehlt, ist Vertrauen ins Leben und zu mir selbst, mündend in eine gewisse Lebensangst und Angst vor der Zukunft, die mehr seelisch bedingt als wirklich berechtigt ist. Aus diesem Grund bin ich mir auch fast sicher, dass ich wieder einen Rückfall in alte Muster erleiden werde, wenn die heilende Enregie dieses Wochenendes abflaut. Aber ich habe wieder ein paar neue Bausteine zur Gestaltung meines neuen Lebens erhalten, die ich nicht verschwenden werde. Und der Gedanke, was uns beiden gut tut, wird mir helfen, mich nicht allzu sehr hängen zu lassen.

    ... to be continued (wie man so schön sagt)

  • Liebe Tigelily,


    hab' Dank für das, was Du hier geschrieben hast und auch für Deine Beiträge bei Wagi, Tereschkowa und mir. Ich finde es toll, dass Du so aktiv bist und so viele positive Lehren aus Deinen neuen Erfahrungen ziehst.

    Das wird Dich - wie Du ja selbst vermutest - nicht vor Rückschlägen schützen können, die Dich aber wohl kaum noch umwerfen können.

    Ja, ich sehe es auch so, dass die grausame Situation die Augen öffnet für vieles, was ich bisher nicht oder falsch gesehen habe. Das kann ein Lernprozess sein. Aber ich frage mich, warum meine Frau dafür sterben musste.

    Dir wünsche ich weiter viel Kraft. Und lass uns bitte weiter teilhaben an Deinen Erfahrungen.


    Liebe Grüße und nochmal Danke.

    Frank

  • Heute ist es genau ein dreiviertel Jahr her, seit mein Mann verunglückt ist.

    Aus diesem Grund habe ich auf Facebook wieder eine Zusammenfassung meiner Gedanken zu dem Thema gepostet, die auch ein wenig meine Entwicklung in dieser langen Zeit spiegelt und die ich euch nicht vorenthalten möchte:


  • Liebe Tigerlily,

    deine Zeilen haben mich sehr berührt. Zeigen sie doch, wie tapfer du bist und dein

    Schicksal meisterst. Du bist schon so weit fortgeschritten in deiner Trauerbewältigung.


    Unsere geplante Kreuzfahrt musste ich leider stornieren, wir haben es nicht mehr

    geschafft.


    Ganz viel Kraft weiterhin wünscht dir

    Petra:24:

  • LIebe Petra, ich bin gar nicht tapfer, die Wahrheit ist: Wenn hier und jetzt und heute der Tod an meiner Türe klopfen würde, ich würde mit Begeisterung öffnen, mitgehen und keinen Blick mehr zurückwerfen, denn es gibt in Wahrheit gar nichts und niemanden mehr, der mich hier hält.

    Alles was ich unternehme dient einzig und alleine dem Zweck, irgendwie zu überleben, in der Hoffnung, dass die Voraussagen, die ich hier und dort vernehme wahr sind. Dass es ein lebenswertes Leben für mich geben wird, dass ich noch Aufgaben haben werdem, ja sogar, dass noch eine Beziehung für mich vorgesehen ist (auch wen ich mir das so gar nicht vorstellen kann, meine Sehnsucht richtet sich nur in eine Richtung, eigentlich sogar umso mehr, je mehr Zeit vergeht).

  • Liebe Gaby,


    ich unternehme längst nicht so viel wie Du um meinem Leben einen neuen, anderen Sinn zu verleihen, einfach aus dem Grund :


    Wenn hier und jetzt und heute der Tod an meiner Türe klopfen würde, ich würde mt Begeisterung öffnen, mitgehen und keinen Blick mehr zurückwerfen, denn es gibt in Wahrheit gar nichts und niemanden mehr, der mich hier hält.

    es ist aber immer wieder erstaunlich für mich, woher Du die Kraft nimmst Dich zu all diesen Aktivtäten aufkzuraffen, mir ist das nach wie vor nicht möglich-Mein Job, ok, aber in der Freizeit unternehme ich alleine so gut wie nichts, außer raus in die Natur,Meine Eltern besuche ich regelmäßig jede Woche, bekomme auch Besuch, aber jedes zusammentreffen mit mir vollkommen fremden Menschen und das ist ja bei Seminaren oder anderen Veranstaltungen die Regel, bringen mich dermaßen an den Rand meiner Belastbarkeit, also für mich funktioniert das noch nicht , habe auch Zweifel das es jemals klappen wird.Überlebt habe ich bis jetzt, leben will ich diesen Zustand meines Daseins lieber nicht nennen.



    LG Gabi & Mäuschen

  • Liebe Gabi, da ist nichts Erstaunliches dabei, so wie du es kaum schaffst raus zu gehen, schaffe ich es nicht, daheim zu bleiben.

    Es geht einfach nicht, irgendetwas in mir treibt mich zu all meinen Unternehmungen, es ist wirklich merkwürdig.

    Vielleicht spielt es auch eine Rolle, dass es für mich keine Menschen auf der Erde mehr gibt, die mir etwas bedeuten.

    Alle Menschen und Tiere, die mir wichtig waren sind bereits drüben.

    Die letzten Tage habe ich mir das bewusst gemacht:

    Wenn ich jetzt sterben würde, würde ich keinen Blick, keinen Gedanken mehr Richtung Leben und Welt verschwenden.


    Ich bin wirklich dankbar für die Bekannten und Freunde die sich um mich sorgen . Aber es ist wirklich seltsam, es kümmert mich nicht wirklich, was mit ihnen passiert, es ist fast so als hätte ich alles Mitgefühl verloren. Oder zumindest das Interesse, so sehr ich andererseits froh bin, dass ich Gesellschaft haben kann, wenn ich das möchte.

    Es ist wirklich seltsam,so zu leben.

    Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie das jemals wieder anders werden sollte. Trotzdem gebe ich nicht auf, weil mir nämlich eh nichts anderes übrigbleibt.

  • Liebe Gabi,

    du beschreibst das so treffend...

    Du bist froh, Menschen um dich herum zu haben und meinst gleichzeitig das Mitgefühl verloren zu haben.

    Genauso geht es mir auch.

    Gefühllos!

    Oft ein "Abarbeiten" von Treffen oder Veranstaltungen ohne Motivation und Freude.

    Trotzdem besser als alleine zu sein!

    Liebe Grüße

    Petra

  • Letzte Woche habe ich alte Familienfilme entdeckt und sie ins MP4 Format konvertiert und auf mein Handy geladen und da habe ich etwas sehr Interessantes entdeckt - nämlich dass ich früher sehr wohl Lebenfreude hatte, ich habe das total verdrängt. Es stimmt zwar, dass meine Grundstimmung immer von einer gewissen Traurigkeit geprägt war, aber freuen konnte ich mich sehr, vor allem an der Natur und an den Tieren.

    Irgendwann ist mir diese Lebensfreude abhanden gekommen, ganz schleichend, sodass ich es fast nicht bemerkt habe. Eigentlich hat es nach dem Tod meiner Mutter begonnen.

    Ich habe mir den Großteil der Filme auch gleich angesehen und das war so tröstlich für den Moment, am nächsten Tag habe ich es dann büßen müssen, da hat mich die Trauer wieder total eingeholt.


    Momentan geht es mir wieder ganz gut, ich habe Druck von mir nehmen können, nachdem ich ein langes Gespräch mit meinem Cousin hatte, in dem er mir gesagt hat, dass es ihm ganz genauso gegangen ist wie mir und dass es ein paar Jahre gedauert hat, bis er sich von seinem Verlust erholen konnte,

    Ich habe immer das Gefühl, ich muss was tun, dass es mir besser geht, damit ich dieses Leben nach dem Leben irgendwie auf die Reihe kriege.

    Jetzt endlich fange ich langsam an zu begreifen, dass ich die Dinge geschehen lassen kann. es fällt mir schwer, aber seit ich nicht mehr so verbissen bin, kommen immer mehr Gelegenheiten wie von selbst auf mich zu.

  • Liebe Gabi,

    Lebensfreude ist abhanden gekommen. Deinen Worten ist nichts hinzuzufügen. Von heute auf morgen, nichts mehr da. Ich rede mir ein, wenn ich in seinem Sinne weitermache, wird es schon gehen. Das tut es auch. Noch sind gemeinsame Pläne da, die ich abarbeiten kann. Es geht irgendwie.

    Angst vor dem Tod habe ich nicht mehr. Immerhin ...

    Irgendwie erledige ich jeden Tag. Die Trauer hat sich bei mir verändert, ja, sie ist nicht mehr so heftig, aber sie ist da, eben tiefer in mir, und da wird sie immer bleiben. Das habe ich akzeptiert und lerne noch damit zu leben. Es geht irgendwie.

    LG Petra

  • Siehst du, liebe Petra, genauso geht es mir auch, es geht irgendwie! Und meine Hoffnung ist es, dass sich dieses "Irgendwie" irgendwann in eine neues Lebensgefühl verwandelt, sodass wir ein zufriedenes neues Leben samt unserer Trauer leben können, damit wir ein erfültes Leben vorzuweisen haben, wenn unsere Zeit gekommen ist.

    Aber es dauert noch, Geduld ist gefragt, und das ist leider keine meiner Tugenden, vor allem, wenn der Ausgang des Ganzen ungewiss ist.

  • Aber es dauert noch, Geduld ist gefragt, und das ist leider keine meiner Tugenden, vor allem, wenn der Ausgang des Ganzen ungewiss ist.

    Liebe Gabi,


    Geduld ist auch nicht meine Stärke , aber was bleibt denn sonst.


    LG Gabi & Mäuschen

  • Meine Lieben, ich bin irgendwie in einer ganz außergewöhnlichen Stimmung.

    Es geht mir nicht gut und ich möchte es erzählen, weiß aber nicht recht wie.


    An und für sich bin ich ja selten um Worte verlegen, aber in letzter Zeit fühlt es sich für mich immer mehr so an als wäre es ungehörig über meine Trauer nach 9 Monaten zu reden, einerseits gibts die Fraktion - es ist ja alles noch so frisch, gib dir Zeit, andererseits die Fraktion - es ist zwar noch nicht sehr lange her aber du unternimmst ja viel gegen deine Trauer, also schau nach vorn und lass die Vergangenheit los.


    Und ich sitze dazwischen und mache mir selber Druck:

    Ich war heute bei meiner Energetikerin und die hat gemeint, wenn ich mich gegen das Leben sperre, dann wird der Wille blockiert und dann blockiere ich auch allen möglichen Fortschritt, denn wie soll ich in ein neues Leben finden, wenn ich es gar nicht will.

    Im Prinzip hat sie ja recht. Ich bin da echt in einer Zwickmühle, denn ein Teil von mir möchte lieber sterben, damit endlich alles vorbei ist und ich hinübergehen kann zu all den Menschen und Tieren die schon drüben sind und ein anderer Teil möchte leben, der verhindert, dass ich selbst Schluss mache, kann sich aber nicht durchsetzen, dass ich Geschmack an diesem aufgezwungenen Leben finde.

    Da kann ich jetzt hingehen wo ich will, das Problem wird niemand für mich lösen können.


    Nach all der Zeit finde ich immer noch nichts, was mir Freude machen würde, habe keine Ziele und mächtig Angst vor der Zukunft.

    Und ich traue mich schon gar nichts mehr sagen, denn ich habe ein derart schönes Leben, dass ich trotz der Tauer eigentlich platzen müsste vor Lebenslust.

    Ich schäme mich schon, weil es so viele Menschen gibt, denen es wesentlich schlechter geht als mir, die viel mehr durchmachen müssen und trotzdem den Kopf oben halten und das Leben für lebenswert halten.

    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich keine Depression habe, denn ich geh ja raus, ich kümmere mich um alles, ich rede mit Menschen, ich mache meine Arbeit. Ich möchte definitiv keine Tabletten irgendwelcher Art nehmen, denn ich brauche keine künstlichen Glücksgefühle.

    Ich frage mich nur gerade, ob es tatsächlich noch die Trauer ist, die mich so festhält, oder ob sonst irgendetwas nicht mit mir stimmt.

    Seltsamerweise habe ich sogar gewisse Frühlingsgefühle. Mein Körper reagiert auf das Zwitschern der Vögel, auf die warme Märzensonne, den Duft der erwachenden Natur - und dann blockieren diese Frühlingsgefühle irgendwo unterwegs und kommen nicht dort bei mir an, wo sie hinsollten, denn dort befindet sich schon etwas anderes, ein Schmerz, irrationale Ängste, Sehnsucht nach meinem Mann. Ich möchte, dass ich mich wohler fühle, gleichzeitig aber auch nicht. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll, aber ich werde definitiv ganz allgemein etwas weniger machen, auch wenn ich vor der Zeit, die mir dann allein mit mir selber bleibt auch große Angst habe.

    Ich hab echt keine Ahnung wie das noch alles weitergehen soll, aber ich bin mir ziemlich sicher, mit dem Trauerjahr ist definitiv nicht alles vorbei.

  • Liebe Tigerlily,

    ich bin keine Psychologin. Erlaube mir trotzdem eine Meinung dazu.

    Beim Lesen hatte ich das Gefühl, Du bist hin und her gerissen. Vielleicht geht es Dir doch noch nicht so gut, jedoch ist das besser als die Schmerzen der Trauer auszuhalten. Besser kann ich es nicht ausdrücken. Doch vielleicht so, aus Angst vor der Trauer flüchtest Du ins Leben?

    Schade finde ich, das die Trauergefühle nach einer gewissen Zeit gesellschaftlich tabu sind. Zu Liebenden sagt keiner, könnt Ihr bitte Eure Liebe mal nicht so zeigen? Nach Monaten immer noch so verliebt?

    Ich wünsche Dir alles alles Liebe.

    Lese Deine Beiträge sehr gern übrigens :)

    Liebe Grüße Ros

  • Liebe Gabi,

    alles was du schreibst, vom ersten bis zum letzten Wort, trifft genau zu auf mich und meinen derzeitigen Zustand.

    Irgendwie zerrissen, orientierungslos. Wenn ich mir viel vornehme, ist die Leere danach umso größer, wenn ich nichts tue, packt mich wieder die Trauer und lässt mich nicht los.

    Dabei hatte ich geglaubt, dass du schon viel weiter bist als ich. Gleichzeitig denke ich, dass kleine Rückschläge in der Verarbeitung unserer Trauer ganz normal sind. Wieder Geduld haben! Wie lange denn noch?

    Ich dürfte auch nicht klagen, denn ich habe es eigentlich sehr gut. Ich nenne es immer Jammern auf hohem Niveau. Aber es fehlt eben doch etwas existenzielles in unserem Leben, eine Hälfte unseres Herzens. 💔

    Am Wochenende ist der Schmerz besonders schwer zu ertragen.

    LG Petra

  • Liebe Tigerlily,


    ich habe dich bewundert, weil du soviel unternimmt und an dir und deiner Trauer arbeitest.


    Nun lese ich in deinen Zeilen, dass es trotzdem nicht reicht um deine Seelenpein zu lindern.


    Ausserdem ob 9 Monate oder Jahre, jeder braucht seine individuelle Zeit. Und bei manchen Menschen wohl auch den Rest seines Lebens. Irgendwann wird es wohl nicht mehr täglich so weh tun, aber heilen kann eine Seele fast nie.

    Das haben mir viele "Kleinigkeiten" bei Mitmenschen in der Vergangenheit gezeigt. Auch bei meiner Mutter war es so.


    Sie hat meinen Vater durch einen plötzlichen Herzinfarkt nach über 30 Jahren Ehe verloren. Die ersten Jahre - sie war erst 55 als sie alleine war - ging es ihr schlecht. Obwohl ihr Sohn, ihr Enkelkind, ich, stets für sie da waren.

    Aber mein Vater war die Liebe ihres Lebens... in der Kriegszeit jung kennengelernt und hoffen müssen, dass sie beide überleben.


    Nach einigen Jahren hat sie einen Lebensgefährten gefunden und war auch glücklich mit ihm... noch über 20 Jahre.

    Zu mir sagte sie : es ist gut und schön, aber mit Papa war es was anderes. Das kommt nicht wieder. Bei diesen Worten klang ihre Trauer noch durch.


    Also, liebe Tigerlily, die Trauer- und Verlustgefühle werden zu unseren Lebensbegleitern. Deshalb ist es egal, wie viel Zeit vergangen ist... Zeit heilt eben nicht alle Wunden.


    Nur dachte ich, dass du durch deine vielen Aktivitäten mit der Trauer "besser" zurecht kommst als ich mit meiner Einsamkeit und Behinderung. Habe mir gewünscht, ich könnte es auch. Denn bei mir ist es so, dass mich die paar Sachen und Menschen, die ich ab und an habe, wenigstens meine Trauer etwas betäuben.

    Sehne mich nach dieser Dauerbetäubung, wäre froh, so viel unternehmen zu können. Und nun kommt mir durch deinen Post die Erkenntnis, dass es doch nichts helfen würde.

    Ich will nur aus meiner Einsamkeit heraus, koste es was es wolle. So wie es jetzt bei mir aussieht, halte ich nicht mehr lange durch.

    Es ist kein Zustand, der noch lange anhalten darf. Sonst drehe ich total durch.


    Und das darf ich eigentlich meinem Mann nicht antun. Das würde ihn krank machen... weil er mich liebte und mir immer wieder gesagt hat: lebe weiter mit Freude auch wenn ich nicht mehr da bin.

    Du bist zu ängstlich und pessimistisch... ändere das, sonst vergeudest du dein einziges Leben. Und mir im Jenseits tut zwar nichts mehr weh, aber dir.


    Daran muss ich immer denken. Er war so positiv und optimistisch trotz seines wirklich nicht leichten Lebens. Er hat nie geklagt oder gejammert und alles ungerecht empfunden, so wie ich es tue.

    Und so ein Mensch muss vor der Zeit gehen! Ich verstehe es nicht und bin darüber erbost.


    LG Luise