Abschied von meiner Sonne

  • Ich schreibe seit geraumer Zeit "Briefe" an meinen Mann... es ist wohl so wie eine Art Tagebuch...aber in Briefform.

    Erzähle ihm meine Erlebnisse, Wünsche und schildere ihm meine Gefühle.

    Nicht jeden Tag, aber immer, wenn ich es brauche. Es hilft mir sehr, obwohl ich meistens dabei weine. Ich klebe auch kleine Erinnerungen... Notizzettel, Aufzeichnungen jeglicher Art ( Rezepte,Beschriftungen, o. ä.) , die ich noch immer von ihm finde, hinein.

    Liebe Luise! Ich finde das eine schöne Art, um deiner Trauer und deinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen! Sei auch von mir ganz lieb gedrückt! :30:

    LG Andrea

  • <3 Liebe Luise, <3


    ich würde mich sehr freuen, wenn du wieder "eifriger" hier schreiben würdest. Mach es aber so, wie es dir gut tut.


    Ich habe oft an dich gedacht und dich nicht vergessen.


    Das mit dem Briefeschreiben ist eine gute Sache. Ich mache das auch (besonders an meine Freundin) und ich schreibe mir meistens einen Antwortbrief zurück. Das hilft mir sehr. Besonders die Antwortbriefe verursachen bei mir regelrechte Niagarafälle, aber das weinen befreit und löst. Lach mich jetzt nicht aus, ich habe sogar einige Antwortbriefe frankiert und per Post an mich selbst geschickt....


    Dass du das Trauercafe besuchst, freut mich sehr. Hast du dich schon ein wenig angefreundet mit einigen anderen Trauer den und trefft ihr euch auch gelegentlich, "privat"? Wenn ich mich richtig erinnere, lebst du allein und hast nicht viele Kontakte "nach draußen", da wäre das ja eine kleine Abwechslung. Muss/soll ja kein "Aufeinanderhocken" sein, einfach nur loser Kontakt...


    Ach Luise, ich werde am Samstag fest an dich denken - versprochen


    Habe mir gerade eine Tasse heiße Schokolade gemacht ( = Balsam für meine Seele). Magst du einen Schluck?


    Bis hoffentlich bald

    blaumeise :24:

  • Liebe Blaumeise,


    ich trinke ab und an gerne eine heiße Schokolade, aber jetzt mache ich mir einen schönen Nachmittagskaffee, esse dabei aber Schokoladeteilchen (Weihnachtssüssigkeiten).

    Werde dabei an dich denken.

    LG Luise

  • Liebe Luise, ein Jahr, ein Tag, Hundert Jahre, es ist wie du schreibst, der Mensch fehlt, immer... und doch, bei mir ist es in zwei Wochen , ich lebe allein, aber nicht ohne meinen Mann. Er ist ja in allem um mich und in mir und in den Kindern, so empfinde ich es, aber mir fehlt sein Blick auf mich, sein Lachen, seine Arme um mich, die Geborgenheit in seinem Herz. Du schreibst so liebevoll von eurer gemeinsamen Zeit, ja wir haben viel bekommen und nun ist es schwer zu akzeptieren, dass der Mann tot ist. Aber beim wandern ging mein Mann immer ein wenig voraus und hat dann gewartet.... So wird es wieder sein, eine Weile ist er voraus aber er wartet auf mich, bis dahin... weitergehen... wenn ich bei dir lese, geht es mir besser, du bist so klar und empathisch. Danke Luise und eine Umarmung, Adi

    Liebe Adi,

    beim Lesen Deiner Worte musste ich gleich wieder Weinen. Wir waren die letzten Jahre in den Sommerferien auch immer Wandern (die letzte Gipfelbesteigung hatten wir drei Tage vor seinem Tod), mein Mann immer vorneweg, ich immer keuchend hinterher. Auch er hat immer auf mich gewartet. Ich bin erst 55, wieviele Jahre müssen wir wohl aufeinander warten???? Ich weiß nicht, wie ich das aushalten soll. Ich gehe zwar jeden Tag ein Stück weiter, aber im Normalfall habe ich noch eine lange Strecke ohne ihn vor mir😞. Alles Gute, Pauli

  • Wunderschön und ergreifend<3


  • Ein Jahr ist fast vergangen (Samstag) und es wird zwar im Alltag erträglicher,


    Ich schreibe seit geraumer Zeit "Briefe" an meinen Mann... es ist wohl so wie eine Art Tagebuch...aber in Briefform.

    Erzähle ihm meine Erlebnisse, Wünsche und schildere ihm meine Gefühle.

    Nicht jeden Tag, aber immer, wenn ich es brauche. Es hilft mir sehr, obwohl ich meistens dabei weine. Ich klebe auch kleine Erinnerungen... Notizzettel, Aufzeichnungen jeglicher Art ( Rezepte,Beschriftungen, o. ä.) , die ich noch immer von ihm finde, hinein.

    Liebe Luise, Das ist eine schöne Idee. Auch ich empfinde das Schreiben als sehr heilsam. Und auch jede Träne heilt ein kleines Stück.


    Ich wünsch dir ganz viel Kraft für Samstag <3

    Isabel

  • Liebe Blaumeise,


    ich trinke ab und an gerne eine heiße Schokolade, aber jetzt mache ich mir einen schönen Nachmittagskaffee, esse dabei aber Schokoladeteilchen (Weihnachtssüssigkeiten).

    Werde dabei an dich denken.

    LG Luise

  • Guten Morgen meine Lieben,


    heute vor einem Jahr war der letzte Lebenstag von meinem Liebsten.

    Was hat er da gefühlt... Was hat er gedacht...?


    Er hat mich noch gehört und ein klein wenig reagiert...


    Als ich mich im Krankenhaus mittags für eine Stunde ( musste nach Hause... Handwerker war schon Wochen vorher angemeldet), verabschiedet habe, fuchtelte mein Liebling mit den Armen und ich hielt ihn, dabei faste er noch so fest zu, dass er mich kratzte.


    Das war wohl seine Verabschiedung für immer.... so sagte es die Seelsorgerin mir hinterher.


    Als ich wiederkam, konnte ich ihn zwar noch streicheln....halten...zu ihm sprechen... aber es kam keine Reaktion mehr von ihm.


    Da habe ich die Worte ausgesprochen: du kannst loslassen... du kannst gehen... ich liebe dich.


    Am nächsten Morgen ist er gegangen... mit einem Lächeln auf den Lippen.


    Diese Erinnerung wollte ich mit euch teilen, weil ich weiss, ihr könnt es nachempfinden.


    Eure Luise

  • LIebe Luise,


    wie freue ich mich, wieder mal von dir zu lesen!

    Du bist so eine starke Frau und hast tapfer durchgehalten und hast dich um dich und dein Hündchen gekümmert.

    Das Briefeschreiben ist eine gute Sache, das habe ich auch gemacht, früher fast täglich, jetzt nicht mehr so oft.

    Ich möchte dir eine stille Umarmung und viel Kraft geben zum Todestag deines Mannes, es ist eine schwere Zeit und ich wünsche dir alle Hilfe die du bekommen kannst, damit die bevostehende Weihnachtszeit einigermaßen erträglich für dich wird.

    Alles Liebe und schön, dass du wieder da bist! Gabi

  • Liebe Luise,


    Laß dich still umarmen.


    Ich wünsche dir aus ganzem Herzen viel Kraft, um diesen Tag durchzustehen.


    Hast du schon einen Plan, wie du diesen sicherlich mühsamen, schweren Tag gestalten wirst?


    Bitte vergiß dabei nicht, dich auch in liebevoller Weise um Dich selbst zu kümmern.

    Vielleicht mit einem schönen Schaumbad oder einem feinen Essen oder mit....


    Liebe Luise, ich lege dir eine kuschelige Decke um die Knie. Sie soll dich wärmen und die Einsamkeit ein wenig lindern.

    Sei gewiss, viele hier werden an dich denken und dir viel Energie schicken.


    Du bist nicht allein.


    Alles Liebe

    blaumeise:24:

  • Meine Lieben,


    es ist jetzt schon Nachmittag und bisher hat niemand.... ausser euch.... an Heinz und mich gedacht.


    Die haben alle einen Tag vor dem 1.Advent andere Sachen im Kopf.


    Leider bin ich ja immer sehr allein, aber ich gewöhne mich einfach nicht daran!

    An solchen Tagen wie heute leide ich noch mehr darunter.


    Ich kann einfach nicht mehr.... nicht mehr leben.... nicht mehr lieben.... nicht mehr mit Genuss essen.... nicht mehr gut schlafen... nicht mehr an die Menschen glauben.... nichts mehr!


    Obwohl es in diesem Jahr auch Situationen gab, in denen ich sogar gelacht habe. Aber mir fehlt das, was das Leben ausmacht : Lebensfreude... Lebenslust... Lebensglücksgefühle.


    Und ohne dieses ist mein Leben leer und sinnlos. Meine Hündin gibt mir zwar viel, aber doch nicht genug. Es fehlt mein Lebensmensch und wird immer fehlen.


    Auch bin ich von einigen sehr enttäuscht, sie hören nicht zu ( obwohl ich nicht jammere), sondern sprechen nur von sich... von ihren Krankheiten, Problemen, von ihrem Alltag. Als wäre ich total unwichtig und unsichtbar. Ich soll trösten und Verständnis aufbringen.... meine stummen Hilfeschreie werden überhört.


    Dann zieh ich mich zurück und bin froh, wenn ich wieder alleine bin... alleine mit meinen Gedanken und Gefühlen...


    Aber so geht es nicht weiter. Meine Lebensangst wird immer größer und bestimmt mein Leben mittlerweile.


    Was soll nur aus mir werden? Eine einsame, alte Frau mit Hund, die nie jemand vermissen wird und um die dann auch keiner weint.

    Dabei habe ich mich um viele gekümmert, ich sass an drei Sterbebetten bisher und habe die Hände gehalten... war einfach da... wo andere weggelaufen sind.

    Und nun? Niemand wird meine Hand halten und mir helfen.


    Entschuldigt bitte, dass ich so negativ schreibe. Aber heute kann und will ich nicht stark sein.


    Nun, es werden bestimmt wieder "bessere" Tage kommen, aber nie wieder gute.


    Eure traurige Luise😢

  • Liebe Luise ich kann Deinen Schmerz, Deinen Kummer und Deine Angst genau nachvollziehen. Die Leere in uns kann niemand füllen. Nach der langen Zeit die wir mit unseren geliebten Menschen verbracht haben waren wir irgendwie ein Wesen in zwei Körpern, ganz eng verbunden wir kannten uns ganz genau! Wie soll das jemals heil werden, das kann einfach nicht mehr gut werden! Deine Lebensangst verstehe ich zur Gänze! Ich grüße Dich herzlich wenn ich auch leider nicht trösten kann! Karo

  • Meine liebe Luise, ach könnte ich doch wirklich meinen Arm um dich legen, so kann ich dir nur sagen ja ich weiß wie dein Leben ist... dieser eine einzige Mensch, der dein Leben mit Liebe und Freude gefüllt hat, wo ein Blick schon genügt hat, wo das tiefste Vertrauen da war, ohne Erklärungen, dieser Mensch für den du der Mensch warst... vorbei, dieses nie, nie mehr, das begreift unser Herz einfach nicht. Und das Wissen für immer ohne ihn, es ist so unerträglich schwer und niemals wird es wieder gut sein, dieses Leben, das uns geblieben ist. Ich selbst lebe unser gemeinsames Leben nun alleine weiter, viele verstehen das natürlich nicht und wollen dass ich "loslasse"...dann wüsste ich nicht wie weitermachen. Liebe Luise, Hilfe und Trost weiss ich nicht, aber ich schicke dir ganz viele gute Gedanken, sie kommen von einer, die weiß welches Leid du tragen musst, Adi

  • Liebe Luise, ich kann gut nachfühlen wie es dir geht... Auch ich dachte schon die gleichen Worte: Ich werd mal eine alte Frau mit Hund, die keiner vermisst, ja die wahrscheinlich einfach mal "weg" ist...

    Es ist so: Man ist immer mit sich "beschäftigt" und die meisten Menschen können nicht mehr zuhören... und das lässt uns dann noch einsamer werden...

    Ja, aber hätte ich meine kleine Hundemaus nicht, ich weiß nicht was dann wäre... Sie bringt mich zum lachen, dank ihr MUSS ich raus, ohne sie würde ich vor mich hin jammern...

    Du schreibst keineswegs negativ... Es ist ja so wie du schreibst!

    Aber vielleicht dürfen wir uns einfach nicht von der Dunkelheit, nicht von dieser blöden Angst auffressen lassen, was meinst du?

    Sie lähmt nur...

    Auch nichts erwarten von den anderen - sie können es nicht "besser"... und wenn wir nichts erwarten, werden wir nicht enttäuscht.

    Liebe Luise, gerade kämpfe ich mit dem Advent...mit Weihnachten... Feste die ich immer sehr liebte!

    Alles scheint jetzt aber so unnütz...

    Doch vielleicht tut uns ein bissel Licht trotzdem gut? Gerade jetzt!

    Ich zwinge mich, täglich mindestens einmal in den Himmel zu schauen und nicht auf die Erde, die dunkel und kalt und eisig ist...

    Der Himmel weitet meine Seele, mein Herz. Es wird dann ganz anders in einem...versuche es mal wenn du mit deinem Hund Gassi gehst.

    Es tut gut und lenkt den Blick in eine andere Richtung.


    Ich werde jetzt hinaus in den Garten gehen und mir ein Adventsgesteck machen...für mich ganz alleine...mit Kerzen...

    Und eines bin ich mir auch sicher - oder will es einfach glauben:

    Eines Tages WIRD jemand unsere Hand halten...und wir werden NICHT alleine sein...

    Sei umarmt liebe Luise!

  • Meine Lieben,


    danke, danke für eure Worte.


    ich lese alle mehrmals und finde wirklich Trost darin, auch wenn ich nicht jeden persönlich anspreche.


    Gestern der Tag war einfach nur schlimm. Habe keinen Menschen gesprochen, es kamen nur nichtssagende WhatsApp Sprüche.


    Da wurde mir einfach wieder so richtig klar, wie alleine ich nun bin.


    Und zu allem hat auch noch ein Topf mit Fett in meiner Küche gebrannt. Wollte mir seit ewigen Monaten mal was "richtiges" kochen.


    Es ist soweit alles gut gegangen, aber 2 Schranktüren sind total verrußt und der Topf samt Holzlöffel und ein Plastiksieb sind hin.


    Hatte Mühe den Rauchmelder auszuschalten. Es stank fürchterlich.


    Aber alles wieder gut. Damit Amy ( meine Hündin), keine Rauchvergiftung erlitt, habe ich sie sofort nach dem Löschen auf den Balkon gebracht.


    Aus dem Vorfall habe ich wenigstens etwas gelernt: ich muss trotz meiner Trauer meine Gedanken ab und zu abschalten und mich auf das alltägliche Tagesgeschehen konzentrieren.


    Aber mir ist alles so unwichtig geworden!

    Geht es euch auch so? Nichts und niemand....einschliesslich man selber....


    Nur um meinen Hund sorge ich mich noch... habe aber alles schriftlich festgehalten.


    Sowohl meine Freundin als auch mein Neffe haben es mir fest versprochen, sich um sie zu kümmern.


    Auch wenn mir "draussen" was passiert, ist in meiner Geldbörse eine Notfallkarte, mit Angabe, dass ein Tier alleine zu Hause ist und die Daten der zu verständigenden Personen.


    Was mit mir geschieht, ist mir egal. Habe allerdings Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht.


    Wenn mein Mann wüsste, wie ich nun lebe, würde er mit mir schimpfen und dafür sorgen, dass es so nicht weitergeht.


    Er war so pragmatisch und realistisch... hat mich immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück gebracht... DAS FEHLT MIR NUN.


    Er hat mich wirklich geliebt und ich war das Wichtigste in seinem Leben... DAS FEHLT MIR NUN.


    Er war mein Leben, mein alles.... DAS FEHLT MIR NUN.


    Kann es denn in Zukunft noch irgendwas geben, dass es sich "lohnt" weiter zu machen und Tag für Tag zu leiden...

    WOFÜR... FÜR WEN... FÜR WAS?


    Ich habe keine Kinder oder Enkel... von mir bleibt nichts... es wird sein, als wäre ich nie geboren worden.


    Nur ein kurzes Licht... nur für einen Menschen geleuchtet... dann wieder erloschen... hoffentlich bald.


    LG Luise